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Nr.337. 34. Jahrg.

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,, Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

ja

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Am: Morisolas, Mr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 9. Dezember 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. férnivrecher: Amt Morinplay, Nr. 151 90-151.97.

Russland stellt die Auslandszahlungen ein.

Amerikas Kriegserklärung an Oefterreich- Ungarn .

Amerikas Kriegserklärung Oesterreich- Ungarn .

Washington , 8. Dezember. Der Senat hat die Kriegsentschließung gegen Desterreich- Ungarn mit 74 Stimmen einftimmig angenommen.

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Ver­

Da die Reden des Grafen Czernin im Sinne eines Per.

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an ständigungsfriedens verstanden worden sind, haben fie im deutschen Bolt, oft große Zustimmung gefunden. Das gilt befonders auch von fener neuen Rede, in der Graf Czernin , der im Behauptung, im Westen solle jetzt mit Hilfe der Dester­reicher- um Eroberungen gefämpft werden, ein fategorisches Rein" entgegenfeste. Damit hat Grof Czernin sicher nicht nur im Namen der Desterreicher und In­garn, sondern auch der großen Mehrheit der Deutschen ge­sprochen. In den Völkern Desterreich- Ungarns , die nicht weniger leidenschaftlich wie wir das Ende des blutigen Min­gens herbeiwünschen, erbliden wir unsere starten Verbündeten im Kampf um den Weltfrieden. Möge dieser gemeinsame Geist der Völker der verbündeten Staaten über den Beratun gen der Staatsmänner schweben: fann doch ihre Arbeit nur dann auf Erfolg zählen, wenn die Völker mit ihr sind!

Das Repräsentantenhans hat die Entschließung mit 363 Stimmen gegen diejenige des Sozialisten London gebilligt.

Präsident Wilson hat die Kriegserklärung au Defterreich­Ungarn gestern unterzeichnet.

Rußlands Auslandsschuld

annulliert.

Im Often Waffenruhe und vom fernen Westen her meerüber eine neue Kriegserklärung, deren Gründe im höchsten Grade faden­fcheinig sind. Aber die wahren Gründe pflegen bei Ariegserklärun gen seit je versteckt zu bleiben. Der Jmperialismis hat Ursache, in dieser Hinsicht nicht anders zu verfahren als die Kriegsmacher anderer Zeiten. Auf die Arbeit, die Amerika im Sinne der Kriegs­bareivigung und Striegserweiterung leiftet, ging Graf Czernin , am Freitag in den Delegationen ein. Er lehnte übertriebene peffimistische Anschauungen bezüglich der militärischen Inmeldet aus Petersburg vom 6. Dezember: Ein heute veröffent London , 8. Dezember. ( Reuter.) Daily Telegraph " tervention Ameritas" ab und sagte: lidytes Defret gibt die summarische Annullierung aller aus. ch leugne nicht, daß die Entente tatsächlich glaubt, daß die ländischen Anleihen und die Einstellung der Zinsen. amerikanische Biffe in großem Umfange stattfinden werde und daß zahlungen für diese Anleihen bekannt. sie sich tatsächlich an die Hoffnung flammert und von dieser Hilfe hofft, es werde dadurch eine Wendung des Krieges herbeigeführt damiche Courant" meldet aus London : Daily News" erfährt Rotterdam , 8. Dezember. Der Nieuwe Rotter­werden. Ich muß mich jedoch fragen, ob die Entente nicht aus Petersburg vom Donnerstag: Prawda" teilt mit, daß irrt. Es ist sehr leicht zu sagen, daß sie eine Millionenarmee alle Anleihen, die Rußland im Auslande abgeschloffen von Amerila nach Europa werfen werde. Ob ein solcher Blan auch hat, einschließlich der von der Regierung garantierten An­zu verwirklichen ist, das werden wir erst später sehen. Ich kann leihen der Banken und Eisenbahnen, für un mich auf sehr maßgebende Militärs berufen, welche eine solche gültig erklärt und der Zinsen dienst und die Amorti Hilfeleistung, wie sie die Entente prophezeit, als ausgeschloffen erfation des Kapitals eingestellt werden. achten. Daß von seiten Amerikas die Absicht besteht, der Entente ernste Hilfe zu leisten, das leugne ich nicht, und ein Schritt in der Richtung läßt sich jedenfalls feststellen."

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Die Parteiversammlung

Zirkus Schumann verboten!

Bom Polizeipräsidium genehmigt tommando untersagt.

vom Obers

Es ist mein ernstes Bestreben, i stände ab­au stellen und ihrer Wiederkehr vorzubeugen. In diesem Sinne haben bereits Berhandlungen mit den zuständigen militärischen Stellen stattgefunden, deren Ergebnis ein Erlaß des Kriegsministers vom 18. November ist, der den Wünschen der Presse und des Reichstags Redjnung trägt. Namentlich im Berbot der Zeitungen foll eine Milderung eintreten, und es soll ein engeres Verhältnis zwischen den Herausgebern und der Bensur stattfinden. Ich bin gern bereit, allen Wünschen entgegenzukommen. Dasselbe gilt für das Vereins- und Bersammlungsrecht."

Genau neummal vierundzwanzig Stunden waren seit diefer Erklärung des neuen Reichskanzlers verstrichen, als das Wolffiche Bureau die Mitwelt durch folgende Nachricht überraschte:

Berlin , 8. Dezember. Die von der Bezirksorganisation Groß- Berlin der Sozialdemokratischen Partei Dentschlands für den 9. Dezember, mittags 12 Uhr, nach dem Zirkus Schumann ein berufene Bersammlung ist auf Anordnung des Ober­tommandos in den Marten verboten worden.

Ain 28. November hatte das Polizeipräsidiunt bescheinigt, daß gegen die angezeigte Versammlung Bedenken nicht seine Rede. Ani 8. Dezember erfolgte das Berbot. Man ficht, zu erheben" feien. Am 29. November hielt der Reichskanzler ebenso wenig wie seine Vorgänger hat auch der neue Reichs­tangler bei den Militärbehörden Glück.

Am Freitag wurden den Unabhängigen Wahlrechtsverfamm­Das Verbot der heutigen Versammlung fleht nicht allein. lungen verboten. Von demselben Geschick wurde eine Ver­sammlung sozialdemokratischer und bürgerlicher Frauen er­eilt, in der am Montag die Genoffin Juchacz und Frau Minna Cauer über das Frauenwahlredyt sprechen sollten. Nein, der

wirklich kein Glüd!

Die Nichtigerklärung aller ausländischen Anleihen Ruß­erflärung Ameritas an Oesterreich ein paar Borte. Er erklärte: die Bolschewifi erklärenden Londoner und Rotterdamer Zeit an dieser Stelle von den verschiedensten Seiten beleuchtet, Sodann widmete Graf Czernin noch der nahenden Striegs- lands ist nach bürgerlichen Begriffen mit der Banteroffene Reichskanaler hat bei dem Oberkommando in den Marken erklärung des Staates gleichbedeutend. Wohlgemerkt, Das Thema Zivilgewalt- Militärgewalt" ist in der letten Was die Ausführungen Wilson& betrifft, mit welchen Meldungen zufolge nur die im Auslande abgeschlosse und es ist dabei die Anficht vertreten worden, daß in allen er die Kriegserflärung an uns dem Stongreß empfiehlt, so nen Anleihen für nichtig, während die Innen- Anleihen nach politischen Angelegenheiten, äußern und innern, die ich wie es wie vor in Straft bleiben. Die möglich ist, daß ein leitender Staatsmann einen solchen Mangel Rußland weist drei Arten auf: 1. Anleihen des Staates: Bivilgewalt das lezte Wort haben müsse. Unser Vertrauen an Renntnis unserer Berhältnisse und unserer 2. Anleihen der Eisenbahnen und sonstige private Anleihen, 2age verraten fann und mit solchen Argumenten die öffent bei denen die Regierung die Garantie für eine bestimmte Höhe nur bedingt, immerhin find sie die Stelle, von der ein gewisses liche Meinung feines Landes irrezuführen im- der Berzinsung und die Sicherheit übernimmt, und 3. gewerb Berständnis von einer anderen Stelle zu erwarten, wäre un­politisches Sachverständnis erwartet werden darf. Dieses stande sein tann.". liche Anlage des Privatkapitals. Aus den Drahtmeldungen billig. ist zu ersehen, daß die Anleihen der zwei ersten Arten an­mulliert werden. Allem Anschein nach find von dieser Maziere, die den Dienst im Oberkommando versehen, haben ge­Die in ihrem Fach wahrscheinlich ausgezeichneten Offi­rahme sowohl die Friedens als auch die Striegsanleihen be pig feine Vorstellung davon, welche lo Bitellung der troffen worden. Der russische Staat schuldete dem Ausland Regierung vor dem Inland und welche Blok­bis zum Ausbruch des Krieges rund 18 Milliarden Mark, fast stellung Deutschlands vor dem Ausland die in der Hauptsache an Frankreich , wo der legte kleine Rentner, von ihnen erlassenen Verbote bedeuten. Eben hat der Präfi fast jeder wohlhabende Bauer, fein Gläubiger war. Indent der Vereinigten Staaten eine Botschaft erlassen, in der Kriege ist die Auslandsschuld Rußlands auf mehr als das er barstellt, wie das deutsche Bolt in hoffnungsloser Unter­Doppelte gestiegen.

Der Ausfall der Entscheidung in den amerikanischen Barla menten wird Wilson vermutlich über alle Pein hinsichtlich des geisti gen und fittlichen Wertes seiner Gründe hinwegbelfen. Ueber die Frage, ob Gründe anwendbar sind, entscheidet in solchen Fällen einzig die 3ugtraft, nicht die Wahrheit. Die Zugkraft aber ist in Washington mit großem Hurra anerkannt worden, und für öfterreichisch urteilende Stritit ist in der Union bis auf weiteres das Maul bis aufs lekte Luftloch verbunden.

Konferenz in Berlin .

Aukunft des Grafen Czernin.

brückung unter einer militärischen Herrenfaste lebe, und die Die revolutionäre Maßnahme der Bolfcherviti- Regierung Breffe bemüht fich in patriotischem Eifer nachzuweisen, daß wird erklärlicherweise große politische Wirkung auslösen, die Bilson, Clemenceau und Lloyd George die wahren Autokratex fich indeffen taum sogleich äußern wird. In normalen Zeiten wären, wohingegen Deutschland das gelobte Land der Frei­würde die Einstellung der Zinienzahlung Rußlands eine gebeit sei. Wenn plöglich in diese gutgestellte Szenerie ein maltige Katastrophe für Frankreich bedeuten. Jegt im Seriege militärisches Bersammlungsverbot, das in der ganzen Welt gestaltet sich das Bild anders. Rußland war schon lange nicht Aufsehen erregen muß, frachend hineinfährt, so ist das zum Der österreichisch- ungarische Minister des Auswärtigen, mehr in der Lage, die Sinfen für seine Anleihen zu zahlen. mindesten als ein Regiefehler zu betrachten, der geradezu Graf Czernin , trifft heute in Berlin ein. Es ist nicht Die betreffenden Beträge wurden ihm von seinen Verbünde- tragikomisch wirkt. schwer zu erraten, daß ihn wichtige Anlässe hierher führen ten vorgeschossen, und die Schulden stiegen um die Höhe dieser und welcher Art diese sind. Wenn heute Staatsmänner zu Beträge. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß die alliierten fammentreffen, so können und sollen sie nicht mehr miteinander Regierungen zunächst dasselbe Verfahren fortseßen werden, berhandeln wie Geheimdiplomaten alten Stile, denn der um feine Banif hervorzurufen, und in der Hoffnung darauf, Zeit wird den Sozialisten Deutschlands ihr Vereins- und Ber­Wille der Völker selbst redet eine zu laute und eindring- daß die Herrschaft der Bolscheiiti nicht von langer Dauer liche Sprache. Er hat sich in Rußland in elementarer Weise, fein wird. Schwerer trifft die Einstellung des Binsendienstes gleich einem vulkanischen Ausbruch geltend gemacht, er hat vor allem die neutralen Länder, und es ist nicht klar, toie fich aber auch in Deutschland , schrittweise bordringend, durch sie sich damit abfinden werden.

gefebt und wird sich immer weiter durchfeßen. So wird auch Auch Deutschland gehört zu den Gläubigern Rußlands , Graf Czernin wissen, daß die Grundsäße des russischen Frie- indeffen in verhältnismäßig geringerem Maße. Seit Ende densvorschlags, denen er zugestimmt hat, nirgends einen ent- der achtziger Jahre des norigen Jahrhunderts wurde der fchiedeneren Anwalt finden als in den großen Maffen des Rapitalbedarf Rußlands in immer steigendem Umfange von deutschen Volks. Diese würden es niemals verstehen, wenn den Franzosen befriedigt. Bedeutender war der Befit der Frieden im Often an irgendwelchen Gebietsfragen scheitern Deutschlands an ftaatlicherfeits garantierten russischen Eisen­follte. Sie erwarten, daß der Bevölkerung der befesten Ge- bahnobligationen, der früher schäßungsweise bis 1,5 Villi r- biete nach übereinstimmendem Willen Rußlands und der den Mark betragen bat. Im Kriege ist wohl ein sehr bedeuten Mittelmächte ein wirkliches, ehrliches Selbstbestimmungsrecht der Teil der ruffischen Werte ins neutrale Ausland zur Festi­gegeben werden wird. gung der Markwährung abgestoßen worden.

Eine andere Seite der Sache: Die deutsche Regierung hat die revolutionäre sozialistische Regierung Rußlands an­erkannt und steht mit ihr in Unterhandlungen. Bu gleicher fammlungsrecht militärisch tonfisziert. Wenn man schon vom Grundsäglichen solcher Verbote absicht, die den Staats­bürger im höchsten Grade erbittern- müßte nicht schon politische Klugheit von solchem Vorhaben abhalten?

Wir zweifeln nicht daran, daß man sich heute in allen politischen Refforts der Zivilbehörden über die Tat des Ober fommandos die Haare rauft( fobiel haben die Herren im Kriege immerhin schon gelernt). Aber was hilfts? Das Militär bleibt eben doch der entscheidende politische Faktor!

Die Zivilbehörden müssen einsehen, daß es so nicht weiter. geht und daß auch auf diesem Gebiet, sichtbar und hörbar, eine Kursänderung eintreten muß. Sonst bleibt ja doch alles, was wir an neuen Surfen erleben, bloße Attrappe!