Wagen wird. Mit dsui Ziel völliger Unabhängigkeit folgen die Letten den Tpuren der Finnen und Esthen. Der Lorschlag eineS solchen neutralisierten Zwischenstaats verdient auf jeden sjall ernstlichste Beachtung. Mit ehrlichem Willen von allen «weiten must es gelingen, dem Wunsche der Letten gemäfc „durch friedliche Verständigung einen Ausgleich der Interessen an der baltischen Küste herbeizuführen", nnd zn verhindern, daß etwa um Lettlands willen der Krieg fortgesetzt wird. Die Schaffung eines neutralen Zwischenstaates an der 'Ostsee würde aber auch den Vorteil haben, daß alle Sorgen um„militärische Sichenmgen" im Osten dadurch noch hin- fälliger würden, als sie es ohnehin sind. Die Letten fürchten von solchen Sicherungen eine Zerreißung ihrer nationalen Einheit, und es ist gar nicht zii bezweifeln, daß ihr Wunsch, eine solche Zerreißung zu verhindern, bei der gegenwärtigen russischen Regierung die nachdrücklichste Unterstützung finden wird. Ein Frieden, der zum Vorteil künftiger Kriegführung das Selbstbestimmungsrecht der Völker mißachtet, wäre zweifellos nach russischer und auch nach deutsch -sozialistischer Auffassung kein demokratischer, sondern«in imperia- l i st i scher Frieden. Deutschland aber ist selbst im höchsten Maße an dem Abschluß eines demokratischen Friedens mit Rußland interessiert, der die gegenseitige Abrüstung er- möglicht und die Schaffung„militärischer Sicherungen" über- flüssig macht. Tie beste„militärische Sicherung" ist die ooli tische Sicherung durch Herstellung eines festen Freundschaftsverhältnisses, das die Gefahr neuer Kriege aus- schließt. Tie Erreichung dieses hohen Ziels darf durch keinen Streit um Länderfetzen gefährdet»Verden .
Krplenkos Sieg über duchonin. Tic Erklärung des russischen Hauptquartiers. Haparanda , 5. Dezeinber.(Verspätet eingetroffen. Meh dung der Petersburger Telegraphen-Agenwr.)„Prawda" meldet vom 4. Dezember: Von Krylenko traf folgendes Tele- gramrn ein: Das Hauptquartier ist aufgelöst worden. Morgen reise ich von Mohilew ab und trete mein Amt an. � Petersburg, 4. Dezember. (Meldung der Petersburger Telegrapheir-Agentur.) Oberbefehlshaber Krylenko rich- tete über die Aufhebung des gegenrevolutionären Hmiptquar- tterS die folgende. Kiindgcbuiig an die Mannschaften und Seeleute? Witcbök, 20. November. Ich bin an der Spitze der re- vulutionären Truppen in Mohilew eingerückt. Das von allen Seiten umzingelte Hauptquartier hat sich ohne Kampf ergeben. Das letzte Hindernis zur Erreichung des Friedens. ist gefallen. Ich kann die traurige Tatsache der E r- m o r d ü n g des früheren Oberbefehlshabers Duchonin nicht mit Stillschweigen übergehe». Der Haß des Volkes hat über die Sträng: geschlagen. Trotz aller Versuche, Duchonin zu . retten, wurde er aus dem Wagen gerissen und ge- tötet. Die Flucht des Generals Kornilow am Vorabend des Falles des Hauptquartiers war die Ursache der Ausschreitungen. Kameraden! Ich kann die Befleckung der Fahne der Revo- lütion nicht zulassen. Derartige Handlungen müssen auf das strengste verurteilt werden. Seid der errun- gencn Freiheit würdig! Btstpcki nicht die Macht des revolutionären Volkes, das kühn im Kampfe, großmütig als Sieger fein muß. Kameraden! Nach dem Fall. des Hauptquartiers gewinnt der Kampf für den Frieden neue Kraft. Die Revolution und die Freiheit ruft Euch auf zur Einigkeit und Manneszucht. Der Oberbefehlshaber: Krylenko . Zur Geschichte dieser Vorgänge gehört noch folgende vom 4. Dezember datierte, verspätet eintreffende Meldung der Pe- tersburger Telegraphen-Agentur, die von den Schwierigkeiten zeugt, denen die gegentvärtige Regierung durch ge�cnrevo- kutionäreZettelungen ausgesetzt ist. Die Meldung lautet: Tie Vereinigung der Eisenbahner empfing ans dem Hauptquartier eine Depesche, in der verlangt wird, den Vor- marsch der Truppen Krylenkos gegen das Hauptquartier zu verhindern, und in der es heißt, daß die Alliierten bereit seien, Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen. Das Tele- gramm ist eine Lüge. Es ist keine Nachricht von den Alliierten über die Zustimmung, Waffenstillstandsverhandlungen einzn- leiten, eingetroffen. Krylenko hielt seine Truppen nicht zurück, die das Hauptquartier umzingelten. Heute li�f ein Telegramm von Krylenko aus Witebsk ein, in dem dieser meldet, daß das .H�ptquarticr�ch�ergeben�hast�De����t��u��t�der� Wilhelm Stücklen: vie Straße nach Steinapch. Theater in der Königgrätzerstraße. Daö Werk eines jugendlichen Dichters, der, am Schlüsse von ungewöhnlich lebhaftem Beifall gerufen, wohl ein Kricgsverwundeter. auf einen Stock gestützt, erschien. Es ist in diesem Stück ein un- erschrockener Wille zur Komequenz, aber auch, so namentlich im ersten Akte, noch viel Ungelenkigkeit, die in dem Streben, wesentliche Charakterzüge scharf herauszuarbeiten, durch Grellheit in der Farbengebung oft wideo. die Bescheidenheit der Natur verstößt. Der Ton, in welchem die umschwärmte schöne Geheimratstochter mit ihren drei Werbern in dem Salon der Eltern verkehrt, die ausgesuchte Trottelhaftigteit. die Schnödigl, der Millionär des ?freierklceblattS, zur Schau trägt, nnd manches andere streift an die rostig übertreibenden Absichtlichkeiten der Wedekindschen und Sternhcimschen Komödien. Auch in dem zweiten, bereits viel individueller geprägten Akte spielt derlei mit. Doch zum Schluß laufen die zunächst so wirren Fäden zu einem eindrucksvoll lebendigen Bild zusammen, in dessen Licht gesehen dann auch das frühere«ine andere Färbung annimmt, das Sprunghafte weniger als bloße Willtür denn als Abkürzung auf den Weg zu einem planmäßig verfolgten Ziel erscheint. Indem der Dummkopf- Millionär aus dem Rennen als Sieger hervorgeht, vollzieht sich ein Geschick, das, in dem Geiste des ganzen Stückes verankert, für den Typus, den der Dichter darzustellen strebte, eine Art symbolischer Bedeutung hat. Das gibt der Arbeit ihren Wert, hebt sie beträcht- lich über das alltägliche Niveau binaus. Biga, das schöne, von je maßlos verwöhnte Fräulein, ist keine der gedankenlosen Dutzendkoketten. Ihr reger Geist gewöhnte sich schon früh, sich und die anderen in psychologischer Neugier zu zer- gliedern, den Ausputz gesellschaftlicher Phrasen, oder was ihr als .zolcher schien, abzustreifen. Sie»oird ihr eigener Zuschauer und unterhöhlt so in sich selber jede Unbefangenheit. Ihr Hochmut er- gützt sich am Abstand, der sie so von der alltäglichen Umgebung scheidet, verhöhnt bei anderen das Empfinden, daS ihr selber fremd ist. Jede Spur von Pietät auch im Verhältnisse zur Mutter, die schließlich in all ihrer Oberflächlichkeit doch nur das Beste der Tochter null. ist ausgelöscht. Doch auch sie selber leidet. Die Scheu vor jeder Selbsttäuschung, die ewig rege Luit am Reflektieren hat bei an- borzner Kälte des Temperaments der Fähigkeit, sich einmal rück- haltlos und ehrlich zu verlieben, die Wurzeln abgegraben, so sehr sie sich nach solchem Rausche sebnt. Sie selbst gesteht daS einem der ßZerehrer, dem Fabrikanten Miethe. Im Taumel einer durch
-'i einen Waffenstillstand hätte vereiteln Können, ist vernichtet. Petersburg, 4. Dezember. (Meldung der Petersburger Tel«- graphen-Agentur.) Eine Abordnung der Bolls-Kömmissare kam zu Besprechungen ii Verden Waffen still st and in der Gegend von Dünaburg an, wo sie sich mit deutschen Unterhändlern trafen. Die russische Abordnung setzt sich zusammen auS politischen Agenten der Regierung u. a. Sokolnikoff und Kamene, ans Ar- beitern, Soldaten, Matrosen und Vertretern des General, und Admiralstabes. „Wir gehen zum§rieüen auch über alle*>inöermj?e hinweg/ Die Erklärungen der Alliierten an Duchonin . Stockholm , 8. Dezember. Heute qinq die Petersburger .,J s v c s t i j a" voui 27. November ein, die Nummern vom LS. nnd 26. mit den Geheimdokumenten sind noch nicht eingegangen. Vorliegende Nummer gibt nur da? bereits mitge- teilte Telegramm des Generals Saukcivitsch in Paris an den Käßegsininister in Petersburg wieder, der Text stimmt über- ein. Der Leitartikel der vorliegenden»Nummer behandelte die Erklärungen des französischen und a m e r i k a- nischen Militärattaches an General Ducho- n i n, die von„Jsvestija" wörtlich wie folgt wiedergegeben werden. General Tscherbatschew telegraphiert an General Duchonin: Der Chef der französischen Militärmiflion, Geweral Berthelett, hat mir nach stehende schriftliche Erklärung übergeben: „Herr General, ich habe die Ehre, das Telegramm, welche? ich von dem Präsidenten des Ministerrats und dem Kriegsministcr erhalten habe, zu Ihrer Kenntnis zu bringen? in dem Bericht des russischen Hauptquartiers vom 21. November wird nichts gesagt über die Lage a» der Front, statt dessen aber ein B e- fehl beS NatcS der BolkSkommiffare wieder- gegeben, welcher dem Höchfttommandiercnden vorschlügt, mit den Kommandobehörden deS Gegners Unter- Handlungen über sofortige Einstellung der Feindseligkeiten zu beginne» und zu Friedenöver- h a n d l n n g e n z u f ch r e i t r n. Ich ersuche Sie, dem russischen Oberkommando, dem Sie zugeteilt sind, zu erklären, daß Frankreich die Gewalt des Rates der Bolkskom- missare nicht anerkennt und, überzeugt von dem Pa- triotismus des russischen Oberkommandos, darauf rechnet, daß letzteres entschieden jegliche verbrecherische Verhandlungen ab- lehnen und die russische Armee an der Front gegen den gemeinsamen Feind festhalten wird. Ferner hat Frankreich , welches sich mit Rußland durch die früheren militärischen Abkommen gebunden trachtet, bereits erklärt und erklärt aufS neue bestimmt, daß eS in Rußland keine Macht anerkennt, die imstande wäre, m i t dem Gegner ei» Nebereinkommen zn treffen. Ge- nchmigen Sie, Herr General, die Versicherung meiner vorzüg- lichen Hochachtung und Ergebenheit. Unterschrift: B e r t h e l e t." Jlesy, IL. November lS17. Rr. 01445. Tscherbatschew mit dem Original gleichlautend Generalmajor Odinzew. 2./12. 25. November 1917 au den Herrn Generalstabschef. Petrogcad. Ew. Exzellenz'. Mein Augenmerk ist auf nachstehende aus den Vereinigten Staaten kommende Meldung der Presse gelenkt worden: Die amerikanische Regierung erklärte, daß keinerlei Transporte von Kriegsmaterial»der Lebensmitteln nach Rußland abgefertigt werde» würden, solange sich nicht die Lage im Lande geklärt hat. Tie Regierung wünscht von der Erlaubniserteilung für den Abtrani- vort amerifclnifcher Produkte zu wissen, in weffr» Hände sie in Rußland fallen werden. Die Ausfuhr nach Ruß - >and wird erst nach Formierung einer feste« Regierungögcwalt, welche von den Bereinigten Staaten anerkannt werden kann, wieder aufgenommen werden. Falls aber die Bolfche- wiki am Ruder bleiben und ihr Programm de» Friedensschlusses mit Teutschland durchführen sollten, so bleibt daS augenblickliche Ausfuhrverbot nach Rußland in Kraft. Die Kredite an die provisorische Re- gierung in Rußland erreichen augenblicklich 425 Millionen Dollar, wovon 191 Millionen bereits affigniert sind und �in großer Teil dieser Summe für den Ankauf von Vorräten vernuS- gabt ist, welche bereits absendungsfähig sid. Tie von Amerika für den Transport dieser Frachten bestimmten Schiffe find fahrbereit. Sie werden aber nicht die Erlaubnis erhalten, die Häfen zu verlassen» und
Wagnersche Musik ausgelösten sinnlichen Erregung wirft sie sich dem Assessor Klönne in die Arme, doch nur um ihm, der jugendlich enthusiastisch dem Widerstande ihrer roichen Eltern und seines Onkels trotzen will, am nächsten Tage zu erklären: von einer Heirat könne keine Rede sein, die Stimmung, die sie trieb, sei längst ver- flogen. Der blöde Millionär und der brutal entschlossene Fabri- kant schöpfen ein jeder neue Hoffnung. Dieser zerschmettert dem jungen Menschen, den er zum Duell gezwungen» durch einen Schuß die Kiefer. Die Botschaft erfüllt das Fräulein mit Entsetzen, ihre Einbildungstraft wird das Bild der gräßlichen Verstümmelung nicht los. Sie weist den Schützen, der zu ihr kommt, die Werbung zu wiederholen, schaudernd ab. Etwas wie Liebe zu dem Verwun- beten, an dessen Leiden sie die Schuld trägt, scheint sich in ihr zu regen, doch der ästhetische Abscheu erstickt das auf der Stelle. Ihr graut vor dem Alleinsein. Und als der Millionär, demütig-naiv, durch keinerlei Beleidigungen verschsuchbar. wieder bei ihr anklopft, findet er am Ende Gehör. Der Aiaich dünkt ihr so unausstehlich wie nur je, aber was er von den Wäldern und»Schlössern seine» Gutes Steinahch erzählt, reizt ihre Phantasie. Kann man nicht lieben, so. wird es sicher doch ganz unterhaltend sein, die Schloßhcrrin zu spielen. Die Aufführung unter Meinhardts Siegte löste die schwierige Aufgabe, die ihr der eigenartige Stil des Stücke» stellte, rfiit feinem Takt. Tie drei Werber waren durch die Herren Otto, Brückl. Schünzel , der bureaukratisch« Onkel durch Guido H e r z f e l d t. die Eltern B i g a S durch Gustav Botz und Frieda Richard gut vertreten. Eine geradezu glänzende Leistung bot Erika Gläßner , die man in dem Komödienhauss nur in gleichgültigen Gesellschaftsrollen gesehen hatte, als Piga. _. dt,
Englische 5rieöenswetten. Bon jeber haben die Engländer«ine Leidenschaft für da» Ein- gehen von Wetten gezeigt, aus der sich ein wahrer Sport entwickelt hat. Und gar oft hat diese Wettsucht rein versicherungstechnische Formen angenommen, nicht zum mindesten jetzt, in den Tagen deS Weltkrieges. Bereits um daS Jahr 1700 grassierte in London ein« wahre Weltepidemie. Erkrankte beispielsweise«ine bekannte Per- fönlichkeit. so war es das Gegebene, eine Versicherung auf ihr Leben auszunehmen; diese Versicherungen wurden an der Londoner Börse notiert und in den Zeitungen veröffentlicht, au« welchen Kursnotierungen der Kranke leinen Zustand oft besser beurteilen konnte als aus den Aussprüchen de» Arzte». Diese und ähnlich« Versicherungen wurden zu Ende des 18. Jahrhundert» derart ge«
es wird ihnen die Kohle verweigert werdem S» scheint mir nur gerechtfertigt, Ew. Exzellenz mitzuteilen, daß weder i» »och der amerikanisch « Botschafter bisher Instruktionen der Meldungen, welch« auf das Vorhergesagte hinauskommen, er- halten haben. Nichtsdestoweniger erheischt die Gerechtigkeit, Ew. Exzellenz die Meinung auszusprechen, daß diese Presse- Meldung den Standpunkt der Regierung der Bereinigte» Staaten richtig wiedergibt. Wir erwarten täglich den Eingang von diesbezüglichen Mitteilungen. Ich habe diese Mitteilung vor Absendung an Sic dem amerika»,,� schen Botschafter vorgestellt, welcher mit dem Inhalt vollständlg einverstanden ist. Ich benutze dir Gelegenheit, Ew. Exzellenz meine tiefe Hochachtung zu bekunden. Unterschrift Brigade general der Armee der Bereinigten Staaten, amerikanischer Milttärattachö. llhef der amerikanischen Militär- Mission in Rußland . _ Die„Jsvestija" üben an diesen beiden Dokumenten scharfe Kritik. Sollte man nicht annehincn, daß sich Herr C l e> m o n c e a u einbildet, es werde ihm gelingen, dem russischen Volke sein Programm aufzuzwingen? Zur Erklärung des amerikanischen Militärattaches bemerkt das Blatt, die"nordamerikanische Pliltokratie sei anscheinend einverstanden, Ruß land nur gegen die Häupter russischer Soldaten Lokomotiven zu geben: wir halten dieses Aequivalent für zu hoch. Ihr Herren Diplomaten, darinliegtja geradoderSinn der Revolution vom 25. Oktober. Das russische Volk ist nicht eiavcrstandcu, freundschaftliche, wirtschaftliche nnd politische Beziehungen zu seinen jetzigen Verbündeten so lange mit seinem Blut zu erkaufen, bis es dem Herrn Clemenceau oder den New Aorker Königen derRü st ungsindu st riegenehm sein wird. In der Politik muß man mit Tatsachen rechnen, ob sie angenehm sind oder nicht: die Macht der Sowjets bedarf nicht der Auer- kemlung des Herrn Clemenceau . WirgehenzumFrie- den auch über all« Hindernisse hinweg. Genf , 9. Dezember. („Franks. Ztg.".) Hervö äußert sich in seinem Blatt In geradezu verzweifelten Slusdrücken darüber. daß Frankreich und die Entente den Ereignissen im Osten vollständig ohnmächtig gegenüber- st e h e n. Die Stimmung ist derart düster geworden, daß E l c- mencean durch die Presse verkündigen läßt, er werde nächste Woche im Parlament Gelegenheit nehmen, sich über die-Krieg»- polittk und die auswärtige Lage auszusprechen. das Ergebnis üer Konftituantewahlen. Bafel, 9. Dezember. HavaS meldet aus Petersburg : De Maximalisten in Moskau senden fünf Vertreter in die Verfassunggebende Versammlung, die Kadetten einen und die Sozialisten vier. Stockholm , 7. Dezember. (Meldung der Petersburger Tele- graphen-Agentur.) Der HauptvollzugSauSschuß hat einen Erlaß veröffentlicht, der den Räten jede? Wahlbezirkes auf Einspruch hin das Recht verleiht, Neuwahlen festzusetzen. Der Erlaß erstreckt sich auf alle durch Wahl zustande kommende Einrichtungen und auch aus die Verfassunggebende Versammlung. Die Wähler werden also die Möglichkeit haben, die Gewählten, deren Politik nicht mehr ihren Ueberzeugungen entspricht, ihre? Mandates für verlustig zu er. klären. Die bürgerliche Presse bespricht die Tatsache alz einen Versuch der Dolschewiki, sich auf jeden Fall die Mehrheit in der Verfassung- gebenden Versammlung zu sichern. Der Rat der Volkskommissare hat die örtlichen Arbeiter- und Soldatenräte als Staatseinrichtungen bevollmächtigt, die Steuern zu erhebe«. Stockholm , 8. Dezember. Der hiesige Bolschewiki-Vertreter meldet aus Petersburg : Der zweite Kongreß der Frontsoldaten ist hier eröffnet worden. Zum Präsidenten wurde der Fähnrich NjaSnikoff gewählt. Rumänien unö üer Zrieöen. Aus Stockholm wird uns gemeldet: Aus informierter Quelle erfahre ich, daß man sich auf feiten der Entente-Regie- rungen in bezug auf Rumäniens Verbleiben im Krieg keine großen Hoffnungen macht. Vor allem hält man es für ausgeschlossen. daß die rumänische Regierung eine Situation schaffen wird, die sie mit der jetzigen russischen Regierung in Konflikt bringen könnte, da sich-der rumänische Goldvorrat, der infolge der glänzenden Geschäftsjahre auf 900 Millionen Franks angeschwollen war, in Moskau befindet.
bräuchlich in England, daß das Parlament sich im Jahre 1774 veranlaßt sah, alle Abschlüsse für ungültig zu erklären, nach welchen die versicherte Persönlichkeit kein unmittelbares Interesse an der Ver- sichcrung hatte. Im heutigen London ist e« naturgemäß in erster Linie der Frieden, der Gegenstand dieser Wettleidenschaft ist. und zwar ist es dabei gleichgültig, ob es sich um Freund oder Feind handelt. So gingen Lloyds wüher fm Jahre 1915 eine BersicherungSwette über den Fall von Petersburg em, deren Prämie sich auf 20 Proz. der Versicherungssumme belief. Der politische Anstrich dieses Geschäfts behagte jedoch der englischen Regierung nicht, und sie verbot(ehr bald diese.unpatriotische' Wette. Auch die Bezwingung der Dar- danellen war Anlaß zu einer LlohdSversicherung. Am gl. Oktober 1915 war Schlußtermin für die Wette, und die Teilhaber von Lloyd« erlitten bedeutende Verluste. Bereits Ende de» Jahres lOlä und Anfang 1916, als die Friedensgerüchte da und dort hartnäckig wiederkehrten, beschäftigte sich der englische BersicherungSmarkr intensiv mit dem Abschluß von Friedensversicherungen. Die Aut- sichten von 1016 waren danach z. B. gleich 1: 4 für eine Verlange- rung des Krieges über das Jahr 1016 hinaus. Im Juni 1016 iah man es in England als fast sicher an, daß vor Schluß des Jahres 1917 der Völkerkampf beendet sein werde. Di« Aussichten hierfür wurden mit 8:1 bewertet. Anfang 1917 betrugen die Lloyds-Versicherungen gegen die Fortsetzung deS Kriege» nacb dem 1. Juni 1917 1:5, d. h. denjenigen, die eine Prämie von 100 Pfd. gezahlt hatten, mußte die Gesellschaft 600 Pfd. ausbezahlen, nach- dem der Krieg über den 1. Juni 1917 hinaus angedauert hatte. Elnige Wochen später schlosien Lloyd» ein« Versicherung bis zum 1. September 1917 gegen ein« Prämie von 70 Proz. ab. Auf länger hinaus als bis Anfang September wollten sie sich indessen nicht auf Versicherungen einlassen. Trotzdem nun alle diese Friedenswetten immer wieder verloren wurden, ließen die Eng- liinder doch von ihrer VerficherungSpaision nicht ab. Am 25. Juni 1917 verlangten Lloyd« 80 Guineen in bar gegen die Verpflichtung. am 31. Dezember 1917 hundert Guineen auszubezahlen. falls der Krieg bis dahin nicht zu Ende sei.— Neben diesen Ver- sichernngSwetten aus reiner Spielerleidenschaft steht noch eine andere An von Ariedensversicherungen, die dem Zwecke dient, die Kriegsindustrie im Falle eines raich abgeschlossenen Friedens schadlos zu halten. Hier gilt es die Deckung von möglicherweise eintretenden tatiächlichen Schädigungen. Neue Industrien sind entstanden, alte den Bedürfnissen des Krieges entsprechend umgebildet worden, neue. kostspielige Industrieanlagen, für die plötzlich keine Verwendung mehr lein wird, au« dem Boden emporgeschossen: und gegen solche Ber - lüfte werden schon jetzt Versicherungen aufgenommen.