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Nr. 348

- 1917

mehr!

Ja-

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Das Butterpaket.

Humoreske von Karl 2ütge.

-

Berstohlen drückte er das Paket dem Wirt in die Hand. Der nahm es danfend und gerührt...

So aufmerksam wie heute, war der Rentner Müller noch nie bedient worden...1

wie ich Ihnen schon sagte, Leber haben wir nicht Wie?- Mal welche aufheben? Ausgeschlossen, mein Rieber! Da gehen ältere Verpflichtungen vor! Da nehmen Sie borwurfsvoll: nur Jhre Marken wieder!"

Der unscheinbare, fast schäbig gekleidete Herr ließ sich nicht beirren. Er blingelte dem Fleischermeister hinter dem Ladentisch mit den Augen zu. Der schien plöglich zu verstehen.

Ra

-

warten Sie mal einen Augenblick!"

Als niemand mehr im Laden war, holte der unscheinbare Herr aus der Paletottasche ein sauber verpacktes und verschnürtes Päckchen Hervor.

Gute Landbutter! Ein ganzes Pfund!"

malio tieviel wollten Sie gleich von der Leber haben? Ist ja wahr, haben noch eine hängen!"

Schmunzelnd und listig lächelnd nahm der alte, stille Herr die Leber in Empfang.

Als jemand fam, verschwand schnell Butterpaket und Leber... Gleichzeitig verließ der unscheinbare Herr den Laden.

Die Fleischermeisterin fam aus der Stadt zurück.

Hagte:

Sie

Mit dem Schuhmacher wird es immer schlimmer! Jetzt nimmt er nicht mal mehr unsere Echuhe zu reparieren an! Man kann dem Mann doch nicht von dem bißchen Fleisch, das uns bleibt, geben

"

Hast Du noch Butter?"

Ja warum?"

-

Bersuche es' mal mit Butter? Du wirst ein Wunder er­

Teken!"

"

Aber die brauche ich doch selbst!"

Pfiffig lächelnd holte der Fleischer unter dem Ladentisch das Buttervädchen hervor.

Nimm die! Man weiß ohnehin nicht, ob sie noch gut ist..!" Beim Schuhmacher war plöglich, als die Fleischermeisterin die Butter zeigte, Leder angekommen. Die Schuhe wurden für den nächsten Tag versprochen!

Der Schuhmachermeister Nolte wohnte schon gegen zehn Jahre in dem Haufe des Rentners Müller . Aber nichts destoweniger Miete mußte er zahlen!

Gewiß waren es schlechte Zeiten. Auch für ihn! Er mußte auch sehen, daß er die böse Zeit überstand. Nolte bing mit der Miete. Der Hauswirt ließ sich nun auf feine Vertröftung mehr ein.

Es tut mir leid, Nolte, aber es geht nicht anders..." Da dachte der Schuhmacher, der zwar selbst gern davon ge­gessen, an das Butterpaket. Das zog! Der Hauswirt war mit dieser Form der Abzahlung zufrieden...! Müller steckte das Butterpaket in die Paletottasche. Als er in die Stadt zu seinem allabendlichen Skatabend ging, fiecte es noch darin. Es brannte ihn durch den Mantel... Er hatte sonst starte Worte gegen den Ketten- und Schleichhandel geredet...! Und jetzt ist er es selbst...!

Nein, er war ein ehrlicher Mensch! Er meinte es auch ehrlich

mit seinen Worten!

Da- der erste beste arme Schluder sollte das Butterpaket Haben!

Gegen Ende des Abends ließen aber die Aufmerksamkeiten des Wirtes plöglich nach, und beim Verabschieden sagte der Beschenkte auch gebrauchen! Aber als Butter anbieten...! Solch einen Scherz Na Herr Müller, man kann ja das Salz. das im Paket war, hätte ich von Ihnen nicht erwartet, Herr Müller.

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Waffenstillstand.

Ein Lichtstrahl brach aus Often, Der blutiges Feld befonnt: Mun laßt die Waffen rosten Und Ruhe an der Front! Im Stacheldrahte spiegelt Eritaunt fich das Geleucht: Der Grimm, er ward verriegelt; Der Haß, er ward verfcheucht.

Es schweigen die Kanonen: Stumm glotzt des Mörfers Cauf: Die in den Gräben wohnen, Steigen fo froh herauf. herauf zum fonnigen Tage Aus dunklem Unterstand;

Wie Märchen ist's und Sage:

So friedlich liegt das Land!

Micht fingt mehr durch die Lufte Des Todes schnelles Blei, Leis über alte Grüfte Klingt neue Ielodei: Sel, Bruder, ohne Sorgen, Daß meine Flinte spricht. Wir leben auch noch morgen!... Das ward uns lange nicht.

Wirf bin das ſtarre Elfen. Wir trugen schwer daran. Jetzt mag das Wort beweifen, Daß es auch etwas kann! Du oder ich! So kriegen Wir keuchend im Gefecht. Doch will Vernunft nun flegen. Tit es uns beiden recht!

Ban.

Hermann Effig: Der Held vom Wald".

Kgl. Schauspielhaus.

Donnerstag, 20. Dezember

zurück, um nun im Weitstreite mit der verhaßten Nebenbuhlerin um Hannes Gunst zu verben. wir nach des Verfaffers Absicht offenbar etwas wie ein ein­Und der Jüngling, in dem faches, ja in gewisser Hinsicht großzügiges Naturfind feben follen, tritt gefrost die Liebeserbichaft des Erschlagenen an. Geliebte erhält von ihm den Laufpaß. Schlußbild: Großes Hoch Die einstige zeitsfest des Hannes und der Frommherz, bei dem die hinzus Militär anrückt, den Helden, der auch noch einen Landgendarm auf geichlichene Verstoßene schließlich mit dem Brautvater tanzt. dem Gewissen hat, zu arretieren, bauen die Salpeterer aus Tischen Barrikaden . Doch er, nun wieder reiner Edelmut, ergibt sich, um Blutvergießen zu vermeiden. Er weiß, er wird am Galgen baumeln.

AIS

Der wachsende Eindruck der Ziellofigkeit spiegelte sich in dent allmählichen Verstummen des anfänglichen Beifalls. Der Verittch eines Schlußapplauses hatte mit vernehmlichem Zischen zu kämpfen. Die Ausstattung war glänzend. Unter den Darstellern traten die Herren Zimmerer ( Held im Walde), Pohl( Benedikt) und Biensfeldt( der Krüppel), und Fräulein Straub in der Rolle der Verstoßenen hervor.

Weiße Fahnen.

dt.

Von der Dstfront wird uns vom Anfang Dezember geschrieben: Die ganze Front erstarrt in tnisterudem Frost. Etwas Schnee ziert die schlafenden Felder. Grüne Saatfelder, tvartend des nächsten Jahres, haben ihre Farbe vertanicht: das Weiß hat das Grün be­deckt. Es sind heuer die beiden Farben, die uns vieles sagen, heute alles sagen. Hoffnung. Hoffnung, Hoffnung die ganze Welt lebt heute von ihr. Sie ist das Beibrot draußen im Graben und daheim in der Stube. Hoffnung Und heute wehen drüben die weißen Fahnen Wir wollen nicht mehr! Bir sind unschuldig, wenn es noch weiter geht mit dem Morden, wenn die Welt weiter sich verblutet das jagen uns die weißen Fahnen. Die ganze Division vor uns ist bereit, im Nachbarabschnitt ebenfalls Nur wir sind auch bereit! jüdwärts knallte heute noch eine Stofafenformation, aber nun ist auch sie vernünftig geworden, und das Schießen hat aufgehört.

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hatte uns immer gepredigt, die Friedensbotschaft werde uns einſt Ein pessimistischer Kamerad, mehr Nietzsche als Nietzsche selbst, erreichen, wenn wir nicht mehr fähig sein würden, uns zu begeistern. aus der Heimat begegneten uns, ihr erstes Wort ist Frieden. Ade Heute war er geschlagen worden, er sah es selber ein. Irlauber Straßen wimmeln von Truppen. Freudige Gesichter; Jubel und Gesang, es geht zur Heimat! Gäbe es nur Blumen, wir würden uns reicher befränzen als damals, als wir auszogen. Aus den Gräben, aus Unterständen und Sumpflöchern steigen Gestalten. Ihre Glieder wurden warm an dem bezaubernden Wort: Waffenstillstand, Frieden. Ihre Gedanken eilen den kommenden Verbandlungen voraus, denn die Bölfer, Rußland und Deutschland , wollen Brüder werden. Ruhe, Ruhe, selige Ruhe. Kein Schuß durchfurcht die Luft mehr. Teine Rafete leuchtet gespenstisch den Abend, um den Feind sichtbar wir winten hier. Möchten die Verhandlungen bringen, was all r zu machen: es gibt einfach feinen Feind mehr. Sie winken drüben, Menschen Herzen ersehnen. Die Weltgeschichte ist an einem ihrer wichtigsten Abschnitte angelangt. Die Bariser Kommune ist ein Schatten gegen ihre zielbewußte, siegende Schirester in Rußland . Die Revolution als Friedensbringerin, als Weltreiterin! An der Oftfront hämmert der erste Pulsschlag des neuen Lebens. E. P.

Kalter Wintermorgen. Jm Diten blinkte es wie aus tausenden Brismen. Und der Osten, das Licht hat gesiegt! Wir waren noch hinausgezogen, um zu schanzen mit Spaten und Picke, da, kaum hatten wir eine Stunde gearbeitet, fam eine Kompagnie- Ordonnanz: Die jetzige Leitung des Kgl. Schauspielhauses, dessen außerliche Freude. Ein Leuchten, ein Laden, ein Singen wehte durch, die Aufhören, abrücken Frieden.... Aus aller Augen strahlte ehr­flassisches Repertoire jahrzehntelang mit Vorliebe im Fahrwasser Hare Winterluft: tommt tatsächlich die Erlösung num? des feicht fonventionellen Lustspielgenres fegelte, scheint sich aus der erstarrten Tradition nun doch herauszusehnen. Viel Glück hat man bei solchen Erperimenten einstweilen freilich nicht gehabt. So trottete zum Beispiel die fürzlich aufgeführte Komödie des in seinen Effais to emanzipiert modernt aufgetretenen Franz Blei in gründlich ausgefahrenen Gleisen einher. Und Effig, einer der jüngeren, noch ungespielten Dramatifer, dessen nunmehr von verschiedenen Bühnen an­genommene Stücke zum Teile wieder der Zensur zum Opfer fielen, war durch den Held vom Wald" schlecht vertreten. Von dem Grotesf- Burlesken das am ehesten seine persönliche Note ist, läßt sich in diesem Schau­spiel nichts verspüren, es sei denn, was die Unbekümmertheit an langt, mit der er über jede Forderung näherer Motivierung sich hinwegiezt. Je unerwarteter die Dinge kommen und je weniger der Hörer Zweck und Plan darin erraten kann, für desto dramatischer scheint er sie zu halten. Eine dem Theaterzettel vorgedrudte Notiz des Verfassers erzählt, wie die Bauern im Haufensteiner Wald" am Rheinstrom, die sich Salpetrer nannten, einst um ihr gutes Recht gefämpft. Auf jene Er fand eigentlich niemand, der ihm würdig genug grauen Zeiten sollen die Streitigkeiten der Salpetrer" und der fchien...! " Hallunken", von denen in dem Stück saviel geredet wird, legthin zurüddeuten. Der Hannes Riedmatter, der Held Wald frägt einen von ihm im Mesterkampf verwundeten Burschen, der ihm bei seiner Liebsten ins Gehege gefominen, in dessen Elternhaus zu Benedikt dem alten Ealpetrer. Gendarmen sind ihm anf den Fersen. Als er dann Der Messermaler. Daß Maler sich zur Erreichung hört, sein Gegner sei gestorben, tut ihm das in der Seele leid. größerer oder neuer Ausdrucksmöglichkeiten an Stelle des Piniels Von dem ungetreuen Mädchen, die ihm liebegirrend weiter auf anderer Werkzeuge bedienen, ist zu verschiedenen Zeiten beobachtet. Schritt und Tritt nachläuft, läßt er sich, leicht versöhnt, auf Rat Am originellsten war in dieser Hinsicht zweifellos Luca Giordano , eines zauberkundigen Krüppels zu Falschmünzern führen. Doch nur, der einfach mit den Fingern malte. Die neueste Erfindung stammt um eine Beteiligung an ihrem Treiben standhaft abzuweisen. Go aber von einem modernen Italiener, der jetzt in Paris ausstellt, dann erscheint er beim Begräbnis des Getöteten. Empört, daß die nämlich von Italo Giordani. Wie die Pariser Brefie begeistert mit­Geistlichkeit dem Gestorbenen das firchliche Begräbnis verweigern teilt, find sämtliche Gemälde dieses Künstlers nicht mit Pinseln und will, stürmt er, von den Leidtragenden gefolgt, zur Stirche, auch nicht mit Fingern, sondern mit Messern gemalt. Die die Glocken zu läuten und den Pfarrer zum Weihspruche zu holen. Der Bilder soll man wegen der besonderen Technik aber womöglich nur fommt auch wirklich: Em Erfolg, der Hannes die Freundschaft des alten aus größerer Entfernung betrachten. Benedikt und der Salpetererfippe einträgt. Die Begräbnisszene auf Ein merkwürdiges Tier. Vor dem Laubeniand dem Friedhof, für die die Regie einen architektonisch prachtvollen eines unserer westlichen Vororte hängt ein Plakat: Hintergrund geschaffen, übertrumpft noch alle früheren leber­raschungen. Die Braut des Bestatteten, Beath Frommherz, bleibt nach dem Abzuge der Trauergesellschaft mit dem Pärchen am Grabe

Prüfend sah er die Bassanten an...

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Doch da ein altes, gebeugtes Mütterchen...! Er drückte ihr das Batet in die Hand: Da- machen Sie sich mal einen guten Tag... s'ist gute Landbutter drinn!" Die Alte blieb verbuzzt stehen, dann warf sie dem feinen Herrn das Balet var die Füße und schimpfte:

" Foppen Sie jemand anders! Frechheit Das mit' ner ehrlichen alten Frau zu machen!" Mergerlich hob Müller das Paket auf.

.. Unfug...

Er stedte es wieder in seinen Paletot und ging weiter. Nach diesem Mizerfolg wagte er es niemand mehr anzubieten!

Aber er wollte es doch los werden! Wegwerfen? In den Fluß hinab?... Nein

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dazu war die Gottesgabe zu schade!

Als er vor seinem Stammlotal stand, heiterte sich sein Blick auf. Er würde das Butterpaket dem Wirt geben! Der mochte die Butter in seiner Küche mit verwenden! Da bekam er dann ab und zu einmal eine Vergünstigung! Abgemacht!

Die welsche Nachtigall.

Von R. Francé.

Der Roman eines sterbenden Jahrhunderts.

67]

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"

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Notizen.

Abzugeben wegen Einberufung

ein halbes lebendes Schwein. Kann zu Weihnachten geschlachtet werden.

"

Er stand da, ohne zu wissen, was er tun sollte. Da| Gewitter sein... es war so unerträglich schwül heute", famen Schritte die Treppe herauf. Nun war er auf der tröstete das Mädchen, das sich Lainette genannt hatte und Flucht. Ohne Besinnen hob er die Hand mit dem Messer setzte sich ihr zu Füßen. und trat in die erste beste Tür ein. Eigentlich fürchte ich mich hier in dem einsamen Das Zimmer war leer, aber beleuchtet. Es schien ein Haus," begann wieder ihre Herrin. Ist niemand heute da. Da erhob sich der weitläufige Bark des Schlößchens vor Boudoir der Herrin zu sein, in türkischem Stil eingerichtet. außer Dir?" ihm. Dunfel, gespenstisch, mit schwarzen Baummassen, die Ueberall lagen Teppiche, weiche Pfühle mit Kissen, hingen" Nein, Charles ist jetzt auch schon fort. Aber Madame, wie Untiere am Boden hockten. Ohne zu wissen, was er tat, feidene Tücher; in einer Ede war eine Art Zelt ausgespannt, es ist ja nur für heute. Morgen bleibt die ganze Diener­tastete er sich am Gitter entlang... das Klettern ging besser darunter eine schwellende Ottomane. Die Teppiche waren schaft, sie können heute nur noch nicht hier schlafen. Ihre als das Gehen nun war er im Garten, in einer dunklen Sachen sind nicht fertig." Allee mächtiger Bäume, die verworren im Nachtwind rauschten und von denen es tropfte...

hier so funstvoll in Falten gehängt, daß man sich leicht darin verbergen fonnte, ohne von irgend einer Seite gesehen zu werden. Dorthin wandte er sich. Und kaum hatte er Zeit, fich zurecht zu stellen, als auch schon eine Zofe eintrat. Sie richtete einiges und gab dann einem nachfolgenden Diener Weisungen.

Aus der Stadt flang nur mehr fernes Hundegebell her über... und manchmal ein abgerissener Laut Db wohl hier Hunde im Hause waren? Nichts rührte fich. Also geh' er ruhig heut noch einmal nach Hause, Charles, Ueber ein freies Rasenparterre wagte er nicht zu gehen. wir fürchten uns nicht. Morgen früh um sieben brauch' ich Man tonnte ihn sehen. Das Schlößchen war ein ziemlich ihn da soll er dann dem Gärtner die Wohnung richten fleines einstöckiges Gebäude, int zierlichsten Barock. Aus drei und dem Koch das Stübchen als erstes." mittleren Fenstern strahlte Kerzenschein jetzt löschte man" Jawvoi", entgegnete der in einer kostbaren Livree steckende die Richter nacheinander aus. Bauernsohn, aber Scharl hoaß i net, n' Stari ham's mi g'hoaßen."

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Pelzers Augen glühten..

Warum hat man sie nicht fertig gemacht" flagte die Herrin. Ich finde, der Herzog ist nicht aufmerksam der Graf war mehr bedacht auf mich." Beißer spie innerlich aus. Die hatte ja die Liebhaber dugendweise. ..Ich finde das ganze Haus unbehaglich)", begann jene wieder. Viel zu einsam... Ich habe heute meine böseit wieder. ,, Viel Ahnungen Da flingelte es am Tor.

fam.

Lainette lief hinaus. Es dauerte lange, bis sie wieder­,, Das ist ja Charles auf gebildet," lachte die Zofe. But Beißer rührte sich nicht. Das war wohl Solms. Sollte mir muß er auch Mademoiselle Lainette sagen und nicht er sich ihm entdecken? Sein Herz Klopste. Karlin, wie die gemeinen Leute hier." Die Zofe trat ein.

Ah, jetzt war wohl die Lustbarkeit zu Ende, darum fuhr der Statthalter vorhin nach Hause. Er ballte die Hände und zog dann wieder das Messer hervor. Und Michalansky und der abtrünnige Solms, die waren wohl auch oben... Nun brannten die Lichter nur mehr an einem Fenster. Da ging die Türe auf und beide sprangen zur Seite. Er schlich darauf zu. Da entdeckte er in der Mauer eine Beißer spähte durch eine Lücke des Vorhanges. Das also war Nische, in der man sich gut verbergen konnte. Er schmiegte fie der Landschaden, die welsche Nachtigall. sich hinein. In der Nische war eine Tür, die offen stand. Die Wut würgte ihn. Wie sie angetan war mit Schmuck Sie führte in den Steller. Er schlich unhörbar, sich an den und prächtigen Kleidern. Sogar ins Haar hatte sie Perlen Bänden hintastend. Was wollte er eigentlich. Er war be- geflochten... Er umfaßte das Meffer hart wie Eisen. Und Herricht von dem Gedanken: Eindringen sehen... Um die doch, schlecht sah dieses Weib nicht aus Ede schimmerte ein Lichtschein. Es war ein beleuchteter Korridor, zu den Stufen entpor leiteten.

Jit Michalansky noch nicht da?" fragte sie lebhaft. Dieser Name warf wieder jede weichere Regung in seinem Hätte er seine freie Ueberlegung besessen, er hätte diesen Herzen beiseite. Stets war sie von dem Schurken umgeben. Wahnsinn unterlassen. Auf der Flucht kostbare Zeit zu ver- Er stand für sich nicht gut. Wenn die Canaille hier eintrat, lieren, in einen beleuchteten Gang gehen, aus dessen Türen würde er ihr an die Stehle springen. jederzeit jemand treten konnte! ,, Nein, Madame," antwortete die Zofe und warf die Ober­lippe auf. Dann schatte sie Erhebliches auf Französisch, das Beißer nicht verstand..

Aber er überlegte nicht, sondern hielt nur das Meffer frampfhaft fest...

Niemand kam. Er stieg in den ersten Stock. Der war wie ausgestorben. Unten ging auf einmal jemand... Oben rührte fich nichts.

Die Sängerin warf sich offenbar müde auf die Ottomane, dicht vor ihm. " Ich bin so matt und verdrießlich..." Es wird das

J

S' ist Michalansky."

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Allein?"

" Ja."

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Wo ist er?. Er soll herauffonimen." " Ich konnte ihn doch nicht hier hereinlassen, er hat so schmutzige Stiefel. Ich habe ihn weggeschickt. Er sagt, er habe eine halbe Stunde über die Zeit gewartet, aber Herr von Solms jei nicht gekommen. Da sei er für alle Fälle her­gegangen, um zu berichten."

Die Sängerin fuhr auf.

" Quelle sottise, miserable... sofort ihm nach oder fie soll zu Monsieur Solms in die Wohnung gehen... ihn abwarten und jedenfalls mitbringen."

" Jegt in der Nacht?"

Ja, jeht in der Nacht."

Lainette gehorchte ohne ein Wort. Aber sie machte ein verächtliches Gesicht.

( Forts. folgt.)