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Tr. 11918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Jahreswende.

Gläubige Menschheit, wieder nun willst du die Zeit, Willfi vertrauend die ewig unsichtbare grüßen: Freudig legst du der ungekannten zu Füßen Alles was in dir an feliger Hoffnung gedeiht.

Dienstag, 1. Januar

Das gefäte Salz.

Die Boltsüberlieferungen der Deutschen , Esten und Betten im

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Jm nächsten Frühjahr, als die Felder schon grünten, hielt es die Säer nicht länger, sie wollten um jeden Preis erfahren, ob thr Salz gut aufgegangen sei, und ob sie eine gute Ernte zu erwarten hätten. Schließlich was fann man da wissen? beschlossen sie,

und zwar schon in feinen fleinsten harmlosen Mengen, erst die und wird, wie Artur Stenzel in der Astronomischen Zeitschrift größeren Mengen haben die Heilwirkung. Die experimentelle mitteilt, demnächst durch Prof. Richarz beschrieben werden. Biychologie fagt, daß unter kleinen Gaben von Koffein die meß­bare Geistestätigkeit, Assoziationen, Rechenerperimente u. a. mit befferem Grfolge verlaufen, geistige Ermüdung behoben wird. So fann man fagen, bas Koffein unferer Morgen- baltischen Lande sind besonders reich an Sagen und Märchen. In getränke hatte eine wichtige Funktion, es war der chemische den Märchen und Sagen", wie sie Aug. von Löwis of Menar int Wecker und Schlafvertreiber, nach Tisch der Betämpfer der Sammlung Die baltischen Provinzen"( Felig Lehmann, Verlag, der Verdauungsträgheit. Bem diese Beweisführung nicht ein Charlottenburg ) herausgibt, steht dieses lettiiche Märchen: leuchtet, der halte sich an die Massenabstimmung historischer Völker­Ward nicht Enttäuschung dir, brennenden Wartens Pein, erfahrung. Es gibt etwa acht Pflanzen auf der Erde, die Koffein damals mit Livland und Kurland Krieg, deshalb durften sie sich Zur Ritterzeit ging den Litauern das Salz aus. Sie führten Die dich gemartert in eben versunkenen Tagen; enthalten, und alle sind die wichtigsten, oft einzigen Genußmittel nicht in Riga zeigen, um neues Salz zu kaufen. Was nun? Sie ihrer glücklichen Finder geworden. So der Kaffee dem Araber, rieten hin, sie rieten her, zulegt beschlossen sie, tünftig selbst Salz Die die Erfüllung mit täppischen Fäusten erschlagen der Tee dem Chinesen, der Mate dem Südamerikaner, die Kola- zu ziehen. Aber woher die Saat nehmen? Kommt Zeit, fommit Und staff des Brotes dir reichte den höhnenden Stein? nuß dem afrikanischen Neger. Der Welthandel hat sie von Rat. Ruistiche Fuhrleute, die von der Not der Litauer hörten, dort aus überallhin verbreitet. Durch die Untersuchungen waren schnell mit vollen Säcken zur Hand. Nun versorgten sie sich Uber du wirfft ihn getrost zum vergessenen Hauf. Emil Fischers wissen wir nicht nur, was chemisch Koffein und säten Salz. ist, sondern auch, wie man es fünstlich machen kann. Wir sind also Neue Halme entsprießen dem frohen Vertrauen, in der Surrogatveredelung ganz von der ausländischen Pflanze und Und aus schnöde verratenen. Wünschen bauen dem feindlichen Auslande abhängig und können uns dem ja doch Fruchtbar die jungen Begehren sich herrlich auf. nur eine Zeitlang suggestiv wirkendem Kaffee- und Tee- Eriaß das nach Wirkung und bitterem Geschmack vollwertige Genußmittel der Schulze folle geben und das Salzfeld prüfen. fchaffen. Es ist wirklich unerfindlich, warum man es Lächelnd erharrst du den räffelvoll heimlichen Gast, Gut, er ging. Aber um die jungen Pflanzen zu schonen, modife nicht tut. Mir haben im Kriege gelernt, die Leistungs- er nicht zu Fuß durch die Saat geben; er befabl daher, daß zwei Daß deine Schwelle er freundlich und segnend befchreife, fähigkeit jeder Maschine boll auszunuzen, aber noch nichts Borfizer und zwei Domänner ihn auf einer Tragbabre über das um gefchehen, Daß er nun endlich dir leichtere Wege bereite... der Kriegszeit doppelt schwer Feld tragen sollten. Gut, fie machfen sich mit dem Schulzen_auf arbeitenden Maschine Gehirn wenigstens die Erleichterung zu ver- den Weg. Aber dann besannen sich alle vier: ihnen tue die Saat Und zu der alten fügt er die neue Cast. schaffen, die sie auch im Frieden hatte. Zweifellos hat die deutsche auch leid, sie wollten daher lieber ihre Stiefel ausziehen. Technik dort, wo sie sich auf Wissenschaft stüßen konnte, schon weit schwierigere Aufgaben in der Kriegszeit gelöst. Straub meint, das einfachste wäre, man durchfetzt die Erfagmittel fogleich von Anfang an in der Fabrit mit dem künstlichen Koffein. Da aber Roffe in nebenbei auch Medilament ist, so ist sein freier Verkehr beschränkt, es bedürfe wohl irgendwelcher bundesrätlicher Verordnung, und unsere Verordnungsmaschine ist schon recht start überlastet. Hier irrt er; die Verordnungsmaschine brauchte gar nicht angestrengt zu werden, denn die hinderliche Verordnung erstreckt sich gar nicht auf foffeinhaltige Zubereitungen, sondern nur auf die reine Substanz Koffein. Wäre dem nicht so, dann hätte ja niemals eine Tasse richtigen Bohnentaffees ohne ärztliche Verordnung verkauft werden dürfen. Gelingt aber die Veredlung des Erfaßtaffees, dann würde auch in Zukunft viel Geld im Inland bleiben, das bisher für Kaffee ins Ausland gewandert ist.

Ernst Preez ang.

Erfaßgetränke.

ift

der in

Das Meteor von Kurhessen.

Sie entledigten sich also ihrer Stiefel und fegten sich barfuß mit ihrer Last in Bewegung, denn die Litauer trugen feine Strümpfe. Aber je weiter fie gingen, um so mehr judten und brannten ihnen die Füße und Schienbeine; das waren die Neffeln, die fie_stachen, aber sie waren fest überzeugt davon, daß das die junge Calziaat fei. Auf die Dauer fonnten sie es jedoch nicht ertragen, rieben und fragten von Zeit zu Zeit ihre Beine und warfen zuletzt den Schulzen mitsamt der Bahre in die Nesseln, während sie selbst nach Hause rannten. Dort zeigten sie ihre geschwollenen Beine und riefen einmal übers andere: Das Salz wird scharf, furchtbar scharf, schon jetzt brennt es gehörig."

Die größte Zeitung der Welt.

Die meisten unserer Getränke der Friedenszeit haben neben der Mufgabe. den Durst zu löschen, bewußt oder unbewußt für die meisten Menschen andere Zwecke zu erfüllen. Sie tollen angenehm schmecken und meist auch anregend wirfen. Noch viel feltener als Menschen, die nur essen, weil sie Hunger haben, oder ihrem Körper verbrauchte Kalorien zuführen wollen, wird es Menschen geben, die nur trinken, wenn sie Durst haben. Gerade bei den Getränken wird noch viel mehr Wert auf die geschmackliche und an genehme Wirkung gelegt als beim Essen, bei dem schließlich der Nährwert eine weit wichtigere Rolle spielt. Wie sieht es nun In der französischen Stadt Aig- la- Chapelle gibt es ein Zei tungsmuseum, und in diesem Museum wird ein Gremplar jeber mit Griaßgetränken aus? Für den Wein scheidet die Frage nach Ersatz aus, er ist in seinem Wefen vom Krieg bisher unberührt ge­jemals erschienenen Zeitung aufbewahrt. Die größte Zeitung der Welt, die ebenfalls in dieser Sammlung vertreten ist, erschien nad) blieben. Eingriffe in feine Natur muß er sich im Krieg ebenso viel oder wenig gefallen laffen wie im Frieden. Sehr verändert hat er Am 3. April 1916 wurde in Kurhessen ein großes Meteor be- einem Bericht des Mercure de France" im Jahre 1859 in Nem sich im Preis. Es gibt heute feine teuren Weine mehr, sondern nur obachtet, das bei hellem Tage mit auffälliger Lichterscheinung auf hoch, 6 Fuß breit und enthält 8 Seiten mit je 13 Spalten. Das Yort. Sie bedeckt die Fläche eines großen Billards, ist 8% Fuß noch sehr teure oder unbezahlbare. Bier nach hergebrachten tauchte und schließlich explodierte. Zahlreiche Beobachter batten das Bapier dieser sonderbaren Zeitung, die nur alle 100 Jahre cr­Begriffen gibt es überhaupt nicht mehr, aber das, was als Phänomen wahrgenommen; mit Hilfe der Tagespresse gelang es, scheinen soll, ist von einer Güte und Stärke, die den heutigen Zei­Griaz geboten wird, gehört nicht zu den Ersaßgetränken, sondern von 102 Beobachtern ein umfangreiches Material über die Erscheinung tungsverlegern die Kriegsnöte besonders empfindlich vor Augen zu den gestreckten Waren. Es ist dünner geworden, aber es wird zusammenzubringen, und auf Grund dieses Materials hat Professor führen muß. Das Blatt wurde seinerzeit in 28 000 Exemplaren immer noch aus Hopfen und Malz hergestellt, und ist bestrebt, Alfred Wegener fürzlich in den Schriften der Gesellschaft zur Be- hergestellt, der Preis für jede Nummer betrug ungefähr 240 Mark. seinem Vorbild nach bester Möglichkeit in allen wesentlichen Punkten förderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg eine ganz Der Inhalt der Zeitung, die übrigens mit Holzschnitten geschmüdt zu entsprechen. Viel schlimmer liegen die Verhältnisse bei Kaffee ausgezeichnete Beschreibung des Phänomens veröffentlichen fönnen. ist, könnte einen Quartband von 400 Seiten füllen. Schließlich sei und Tee, obwohl gerade diese Getränke der Verbrauchsmenge nach Als genaue Fallzeit ermittelte Wegener 3 Uhr 25 Min. nachmittags bemerkt, daß diefes Blatt sich von seinen Kollegen auch dadurch an der Spike stehen. War doch der Jahresverbrauch an fertigem an obengenanntem Tage. Zu dieser Zeit, schreibt Wegener, wurde unterscheidet, daß man darin keine einzige Anzeige findet. Beider Kaffeegetränk 250 Liter pro Kopf, gegen nur 102 Liter Bier und auf einem treisförmigen Gebiet, dessen Radius etwa 135 Kilometer wird nicht mitgeteilt, wo die nächste Nummer, die im Jahre 1959 21,6 Liter Trinkbranntwein( 5,4 Liter 100 Proz. Alkohol). Die Anwen beträgt, ein hellleuchtendes Meteor gesehen, das meist erst in etwa erscheinen wird, bestellt werden kann. Doch kann man, ohne ein dung von Kaffee- Erfasstoffen ist schon recht alt und fann auf 80 bis 90 Kilometer Höhe entdeckt wurde, steil auf die Gegend von lächerlicher Pessimist zu sein, der Hoffnung Ausdruck geben, daß nahezu 150 Jahre zurückblicken. Verursacht wurde die Ver- Treyfa herabging und in etwa 16 Kilometer Höhe erlosch. Das diese Nummer Beine" Berichte vom Weltkriege" mehr enthalten toendung von Kaffee- Griagmitteln durch die Verbote der preußischen Licht war rötlich, die Färbung abnehmend. Es endete nicht mit wird. and französischen Regierung gegen den Genuß von Bohnentaffee. einer Erplosion, sondern wurde schwächer und erlosch schließlich; Dies Berbot rief die in heutiger Zeit so wichtige Industrie der im Fallgebiet wurde bon mehreren Punkten aus ein Kaffee- Eriagstoffe ins Leben. Als ihr Geburtsjahr kann das Jahr schwarzer Punkt gefehen, der ait Stelle des bisherigen Unser neuer Roman, mit dessen Abdrud wir heute 1769 genommen werden, indem zum erstenmal aus Zichorie ein leuchtenden in schräger Bahn zur Erde weiter fiel. Die in beginnen, ist der Kriegsroman der Frauen. Töchter der Hetuba" dem Kaffee ähnliches Getränk hergestellt wurde. Trotzdem aber etwa vier Sekunden zurückgelegte Bahn war in ihrer ganzen( Ton auf der ersten Gilbe!) heißt er mit vollem Recht. In der schon im Frieden an Kaffee- Ersatz gearbeitet wurde, kommt den so Länge als anfangs gradliniger weißer Rauchfaden sichtbar, der sich bildenden Kunst und Literatur ist die höchftes Mitleid erweckende benannten Geträuken die Bezeichnung Eriaz ebensowenig zu wie ausdehnte und dabei immer größer werdende Schraubenwindungen Gestalt der griechischen Sage immer wieder zum Symbol des dem Bier, jedoch aus ganz anderen Gründen. Beim Bier ist annabm, bis er nach etwa zehn Minuten Dauer durch allmähliches Mutterschmerzes erforen worden. Die Hefuba, die im griechischen nichts ersetzt, sondern alles nur gestreckt, beim Staffee ist Erblassen verschwand. Auch der schwarze, nach dem Erlöschen sicht Heldenepos befungenen trojanischen Kriege ihre Kinder zum eigentlich nichts ersetzt. Treffend sagte der Freiburger Pharmakologe bare Störper entwidelte weiter schwarzen Rauch, offenbar bis zu Opfer geben muß, ist viel tausendfach in diesem Kriege erstanden. Prof. Straub: Nicht alle Dualitäten des Vorbildes Kaffee oder seinem Einschlag in die Erde. In einem Kreise von 50 bis Ihre Leiden find noch das Schicksal von Millionen Frauen, Zee find vorhanden. Glänzend getroffen find eigentlich nur die 60 Kilometer Radius wurde ferner einige Minuten nach der die daheim einen nicht schwereren Kampf fämpfen wie, die Farbe und die Temperatur; mit dem Geschmack und Geruch steht Erscheinung ein donnerartiges Geräusch gehört, das im Fall da draußen. Da waren fie, ein ungezählter Chor flagender, es bedenklich, gar nicht vorhanden ist die Wirksamkeit", und das ist gebiet fo start war, daß Fensterscheiben und Staffeetassen trauernder, geschlagener Mütter. Sie rauften die Haare, fie schlugen sehr bedenklich. Es fehlt dem deutschen Tee und dem Kriegstaffee flirrten und die Bevölkerung erschreckt wurde. Sie wurde die Brüste, ihr Webgebeul stieg auf zum Himmel, gleich start, gleich jegliches Stoffein, die wirksame Substanz der Kaffeebohne, hier überhaupt erst durch die Detonation auf die Erscheinung furchtbar wie zu Zeiten der Hefuba. und des Teeblattes. Wenn auch die Wirkung des Koffein aufmerksam, da wie gewöhnlich hier die Lichterscheinung übersehen Nur eine Kennerin und Gestalterin der Frau, wie Clara für die meisten Menschen eine unbewußte tvar, des- wurde. Die Höhe des Aufleuchtens des Meteors ergab sich zu 60 Biebig fonnte es wagen, unmittelbar aus dem Erlebnis heraus, halb bestand sie doch und durfte vor allem in ihrer bis 90 Kilometer. Die Meteorbahn war von Nordwest nach Südost uns ein großes Bild dieser Zeit, die ihresgleichen nicht hat, zu prattischen Bedeutung nicht unterschätzt werden. Die Bbar gerichtet. Das Meteor hat die Erde, deren kosmische Geschwindig geben nur gesehen mit den Augen der Mutter und Frau, ge­matologie lehrt, daß das Koffein neben anderen zu Heil- feit 29,3 Kilometer in der Setunde beträgt, faft von hinten ein- Boren aus dem tiefen Verstehen und der mitfühlenden Güte für zwecken brouwbaren Eigenschaften anregend auf das Gehirn wirft, gebolt. Uebrigens ist der Meteorit nachträglich gefunden worden alle, die lieben und gebären, die opfern und hoffen...

1]

Töchter der Hekuba .

Schulmeister, o diese Schulmeister! Die Bitten, die Vor­haltungen der Mutter:" Geh nicht! Du bist noch zu jung, du erträgst die Strapazen nicht," waren ganz bergebens. Sie waren eben alle nicht bei Sinnen gewesen, die Söhne nicht, die Lehrer nicht, die Väter nicht alle nicht. Nur die Mütter sahen, wie es wirklich war; die ahnten, wie es fommen würde. Gefommen war.

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Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Biebig. I. Die Frau saß aufrecht im Bett. Sie horchte. Es war nichts zu hören. Wie war das früher anders gewesen! Da Fröstelnd zog sich Hedwig Bertholdi die Decke höher an hatten die Söhne schon am Morgen das Haus mit Gepolter den Hals. Ihre Schultern beugten sich ganz nach vornüber, erfüllt, mit soviel frischem Leben. Jetzt war es still. Sie es legte sich ihr wie mit Eisengewicht ins Genid. Das war tvaren fort. Daß Heinz ging, war selbstverständlich, er hätte die Faust des Krieges.

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Notizen.

schon ein ganzes Jahr. Warten, immer warten. Täglich auf den Brinsboten warten: brachte er einen Brief von Heinz? Einen Brief von Rudolf? Einen Wisch, mit Bleistift ge­schrieben, verlöscht, kaum leserlich. Und doch immer und immer wieder gelesen, weggelegt, wieder hervorgeholt, jedes Wort herausbuchstabiert, überlegt, bedacht, daran herum­gedeutet wie Schriftgelehrte an Hieroglyphen. Dieses lang­fame Entziffernmüssen hatte etwas so Peindolles für das Herz, das dem Auge vorauseilt. Und wenn fein solcher Zettel fam? Dann wurden die Minuten Stunden, die Stunden Lage, die Tage Wochen- nein, Jahre.

ohnehin gerade dienen müssen. Und er hatte immer den Falsche Propheten, die damals verheißen hatten: wenn Wie abwehrend streckte Hedwig Bertholdi beide Hände vor Wunsch gehabt. Offizier zu werden was denn auch sonst? der erste Schnee fällt, läuten die Glocken Frieden. Es war sich. Die weiten Aermel des Nachthemdes fielen von ihren Besondere Talente hatte er nicht, fürs Studium feine Rei- mehr daraus geworden, als nur ein kurzer Marsch durch zarten Gelenken zurück. Mit einem sich selber bemitleidenden gung; aber Mut, Tatkraft, förperliche Gewandtheit hatte er, Feindesland, als ein feces Draufgehen, ein rascher Sieg. Der Lächeln sah die Frau auf ihre Arme: die waren sehr dünn gute Haltung und ein hübsches Gesicht. Als er das erste Mal Schnee war gefallen und geschmolzen, Grün war ersprossen geworden. Um Gottes willen, nur nicht noch einmal dieses heim fam über den Sonntag aus Spandau als Fahnen- und erstorben Frühling, Sommer, Herbst- Tag um Tag, schlimmite Warten wie letzthin! Da hatten sie alle beide nicht junfer bei der Artillerie war etwas wie Stolz in ihr Woche um Woche, Monat um Monat. Und wiederum war geschrieben, fast drei Wochen war von feinem eine Nachricht Herz gekommen. Wenn alle so aussahen wie Heinz und sich es Winter geworden, Frühling und Sommer. Nur die Natur gefommen; nicht von Heinz aus den Argonnen , und nicht so leicht in die Anstrengungen des Dienstes schickten, dann hatte ihr Kleid verändert, unverändert stand noch der Krieg. von Rudolf, der im Dften stand. Sie war darüber schier fonnte Deutschland nicht fehlgehen. Breit, groß, unerbittlich; jetzt schon fast mit grausamer Selbst vergangen, nicht, schlief nicht, die Kleider hingen ihr. Vers Unwillkürlich richtete sich die Frau höher auf; sie wendete verständlichkeit. Es roch nach Blut. gebens hatte ihr Mann sie zu beruhigen versucht: Es ist den Kopf zum Nachttisch, auf dem neben ihrem Bett. in Die Frau schauderte. Ihre feinen Nafenflügel bebten. Sperre. Andere haben auch keine Nachricht." Was gingen einem Rahmen vereint, die Bilder ihrer zwei Söhne Durch die geöffnete Balkontür tam von der Straße der Duft sie andere an? Ihr Mann sprach immer mit einer gewissen standen. Ihr Mann hatte jeden von ihnen furz vor dem der Linden herauf. Sie roch ihn nicht. Die Knie hochziehend, Bewunderung von der Nachbarin, der Witwe Krüger; aber Ausrücken noch photographieren lassen, die Mutter dann stützte sie beide Ellenbogen auf und barg das Gesicht in den das war eben eine Frau aus Bauerngeschlecht, so viel robuster.- Weihnachten, ant ersten Weihnachtsfest ohne die Kinder, damit Händen. Der Garten der Frau Krüger stieß von rückwärts an überraicht. Es war gut von ihm gemeint gewesen, er ge- Ein Schmetterling wehte herein als flüchtiger Gast, eine das Bertholdische Grundstück. Er war noch ganz ländlich, dachte sie zu erfreuen, aber sie hatte weinen müssen, so sehr Biene irrte ins Zimmer, beladen mit Blütenstaub, und um- mit Kartoffeln und Gemüse bestellt, ein Ueberbleibsel aus weinen, daß er anfangs besorgt war, dann aber ärgerlich summte sie. In der großen Linde, die breitgeäftet im Vor- der Dorfzeit des Vororts. Der Mann lebte schon lange nicht wurde; war es denn nicht selbstverständlich, daß die Söhne garten schattete, jagten sich zwitschernd ein paar Finden. mehr. Frau Krügers einziger Sohn Gustav war im Krieg. draußen waren, gesunde, träftige Menschen? Menschen? Wenn alle Jenseits der Villenstraße in dem alten Part gurrten die Sein Regiment war mit bei Dirmuiden gewesen Mütter ihre Söhne nun hätten zurückhalten wollen, was Baldtauben.

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lauter

junge Soldaten, die noch nicht wissen, was Krieg ist. Was eine Schlacht ist. Sie waren hineingelaufen wie Schafe, die ins Feuer rennen, ahnungslos, daß es sie verbrennt. Es waren ihrer viele geblieben. Frau Strüger hatte emsig die Verlustlisten studiert, ihres Sohnes Name hatte nicht darin gestanden. Darum war sie getroft.

Dann? Und die Jungen lebten ja noch, ganz wohl- So einsam! Mit einem Auffeufzen ließ die Frau die behalten. Hände vom Gesicht und strich sich die Haare zurück, die ihr, Ja, Gott sei Dant, aber, aber fie hatte selbst nicht zu Zöpfen geflochten, wie einem jungen Mädchen herunterhingen. mehr recht gewußt, was sie sagen wollte. Ach, daß ihr Jüngster Der Kopf tat ihr weh, sie hatte schlecht geschlafen und gar auch gegangen war! Erst achtzehn; er hätte es noch nicht teine Lust, aufzustehen. Die Mädchen besorgten ja alles, es nötig gehabt. Aber der allgemeine Taumel hatte ihn mit war jest auch wirklich unwesentlich, was auf den Tisch kam Dreiviertel Jahr waren schon verflossen seit Dirmuiden. gerissen. Aus der Schule kam er, die Bücher schleuderte er und ob eine Stunde früher aufgeräumt wurde oder später. Frau Bertholdi zog die Augenbrauen hoch: wie tonnte man von sich, daß die zerflederten Blätter umherflogen wieder Wann sie wohl wiedertamen?! Unruhig, wie suchend, nur so ruhig sein? Wenn sie dächte, sie sollte so lange hatte ihn heute ein Lehrer gefragt: Wie, Bertholdi. Sie wandte Frau Bertholdi den Kopf hin und her. Gott , warten wie die Frau Krüger! Steine Nachricht erhalten, nur find noch immer hier? Sie sind doch groß und start." Diese pic lange sollte sie denn noch warten? Nun wartete fie immer warten, warten, bis- Borti. folgt.)