üSetfimtMidje Bedenken stoßen, so müssen andere Vorkehrungen getroffen toerden, die es ermöglichen, daß die Kurländer, Litauer und Polen in aller Freiheit ihre Entschlüsse fassen. Ein solches Arrangement scheint uns nun folgendes zu sein. Deutschland bleibt zunächst noch in jenen Provinzen. DierussischeRegierungaberentsendetDele. gierte in die hauptsächlicheren deutschen Vertvaltungsbe- v| Korden, innerhalb deren sie bestimmte, genau abzugrenzend« Aufgaben zugewiesen erhalten könnten. Diese so durch russi- sche Delegierte verstärkten deutschen Behörden bauen nun ent- weder raschest den einheimischen Verwaltungsapparat aus, der dann seinerseits die allgeincine Abstimmung vorninunt. oder sie selber, Hand in Hand mit eingesessenen Vertrauensleuten, leiten eine solche in die Wege. Der letztere Weg wäre der kürzere, und brauchte demnach nicht zu irgendwelcher künst- lichen Stimmungsmaclie unter der Bevölkerung führen. Noch eine andere Möglichkeit wäre die, daß unter unpartei- i scher Leitung der durch russische Delegierte und eingesessene Vertrauensleute verstärk- ten deutschen Behörden- allgemeine Wahlen stattfinden, und daß dos aus diesen hervorgegangene P a r l a. men t dann die Entsäseidung über die politische Zugehörigkeit dieser Länder träfe. Was von alledem oder neben den gemach- ten EinzelvorWäg«! noch sonst etwa das Nichtigste und.Prak- tischst« wäre, das zu entscheiden ist unS nicht die Hauptsache, daS überlassen wir den Praktikern cm Ort und Stelle. Uns kam es darauf an, in der vorübergehenden Hereinnahme russi- scher Delegierter in die bisher rein deutschen Verioaltnngs- körperschaften der besetzten Provinzen einen Weg zu zeigen, der vielleicht, so oder so noch modifiziert, geeignet ist. aus den augenblicklich noch fast unüberbrückbar scheinenden Schwierig. keiten herauszuführen. « Nachschrift der Redak tion. Wir veröffentlichen den vorstehenden Nufsatz des Genossen Söhre als Beitrag zur Diskussion einer Frage, die alle G«nüter in der Partei lebhaft bewegt und mit der sich jedenfalls auch die RcichStagsfraktion in ihrer Sitzung vom 3. Januar befasse» wird. Heber den Grundgedanken, daß wir zu einem dauernden Frieden mit Rußland gelangen müssen und daß diesem Ziel gegenüber alle» andere als neben- sächlich erscheint, ferner daß die Bevölkerung der besetzten Gebiete die vollste Freiheit ihrer Entschlüsse gewahrt bleiben mutz, gibt eä in der Partei sicher kein« Meinungsverschiedenheit. Das Problem erscheint in neuem Licht, wann man in Erwägung zietht, daß bei dem bevorstehenden Vplks» Votum keineswegs zugleich schon über künftige „Anlehnungen" entschieden werden muß. Zunächst lxmdelt eS sich doch um die Prinzipien frage, ob jene Völker bei Ruß» land bleiben oder sich von ihm loslösen wollen. Erfolgt die LoS- löfung, so gewinnen sie damit die Freiheit, nach beide,» Seiten hin Verträge zu schließen, wobei zu beachten ist, daß Verträge zwei- seitige Geschäfte sind, ihr Zustandekommen also von der Zustim. mung beider Teile abhängt. Die Sache liegt doch nicht so, daß wir einfach jeden Vertrag zu schließen haben, den ein staatSrecht» licheS Neugebild« mit uns abzuschließen beabsichtigt, sondern es steht bei uns zu prüfen, od das angestrebte engere BertragSver- hältniS den wdhlv erstandenen deutschen Indessen entspricht. Da- bei hat selbstverständlich der Reichstag mitzusprechen. Es würde sich dabei nicht nur um daS Verhältnis der neuzuschaffenden Gebilde zu Deutschland , sondern auch um ihr gegen- seitigeS Verhältnis zueinander(Litauen— Kurland— Polen!) sowie um daS Verhältnis eines Teils von ihnen(Polen ?) zu Oesterreich-Ungarn , schließlich auch um unser eigenes zukünf- tigeS Verhältnis zu Oesterreich-Nngarn handeln. Im Hintergrund von alledem steht die ungeheuer wichtige Frage unseres dauernden VesthältuisseS zu Rußland . Ueber diesen ganzen Fragenkomplex herrscht keineswegs volle Klarheit und Usbereinstitranung. Wir dürfen daran erinnern, daß die sog.„a u st r o p o l a i s ch e Lösung' in der deutschen Presse von rechts bis links einmütig abgelehnt und daß sie nicht weniger scharf als vom„Vorwärts' auch
Königliches Schavspielhans. Der tote Gast. Lustspiel van Rudolf Rieth . Eine unterhaltsame Silvestergabe war dieses Stückchen «ine» jungen Schauspielers nicht. Auf dem Theaterzettel tührte eZ den verheißungsvollen Nebentitel:„Eine ergötzliche Komödie aus der alten guten Zeit', doch ließ die Handlung leider beides, die Ergötzlichkeit wie das großväterliche StimnnmgSkolorit gleichmäßig vermissen, so viel Sorgfalt die Regie auch auf Echtheit der Kostüm« und de? Interieurs gewandt hatte. Was der Verfasser in Anknüpfung an eine Zfchoklefche Erzählung bietet, rangiert in jenes weite Possenreich, das„nie und nimmer sich begeben" und so natürlich auch durch zeitliche Zurückdatierung keinen Schein von MenschenmöglichNeü gewinnen kann. Die Silvesterfreuden eines kleinen Städtchens werden durch die grufelnde Erinnerung an eine ausgerechnet zwei Jahrhunderte alte lokale Spukgeschichte getrübt, nach welcher damals ein rätsel- voller Fremder, der tote Gast, drei Jungfern, die er betörte, da? Genick umgedreht haben soll. WaS liegt da näher, als daß der aufgeweckte junge Liebhaber der Liebsten eigensinnigen Papa, der «inen reichen Jüngling auö der Hauptstadt dem Töchterchen ver- schrieben hat und dessen ÄntrittSvisite beim Silvesterschmaus er- wartet, einzureden sucht, der Herr, der da erscheinen werde, sei ein« Neuauflage de» nach Wiederholung seiner Bluttat lechzenden Gespenstes. Er schilderte die umheimlichen Begebenheiten von Anno dazumal vor der zum Fest versammelten Gesellschaft mit dem Erfolg, daß die Herrschaften, als der Heiratskandidat blaß und schwarz gekleidet eintritt, vor Schrecken«niSeinanderstieben. In diesem Stile, der durch dilettantische Gewaltsamkeiten. Konto- dienkomik zu ertrotzen hofft, geht eö programmgemäß dann weiter. Alle Väter zittern für das Leben ihrer Töchter, der Jungfrauen- verein schickt an den Unhold eine Deputation, die ihn, zur Wieder- Herstellung der Ruhe, um schleunige tzlbreife bitten soll. Selbst der Bürgermeister wird mobil gemacht. Bis endlich der Gefürchtete nach einer Beichte d«s Rivalen und einer freundschaftlichen Kneiperei mit ihm das Feld räumt. Die Herren de Vogt, Ehrl«, Sachs, Ledebur, LienSfeldt wie die Damen S u s f i n and Heislc r setzten ihre Kräfte für die undankbaren Rollen ein. dt.
3n* neue Jahr mit Seethavens»Neunter�! Konzert der Freien Volksbühnen. Zu keiner Zeit als der gegenwärtigen konnte Beethovens „Neunte' in tiefere Beziehung, in sprechendere symbolische Be- deutung treten. Ihre Aufführung gerade am gestrigen Neujahrs- tage mutzte als mächtiger Friedensruf empfunden werden, zumal voa einer vorwiegend aus Arbeitern zusammengesetzten und auch mäist zugleich dem Verband de? Freien Volksbühnen ongehörigen Hörerschaft.
von der„Kreuzztg." kritisiert wurde, die am 8. November d. I. schrieb, wenn diese Lösung zustande komme, werde man in L o n- don flaggen. Wir dürfen weiter daran erinnern, daß diese Lösung im österreichischen Reichsrat auf entschiedenen Widerspruch stieß und daß sie vor nicht allzu langer Zeit auch von maß- gebender deutscher Seite als höchst bedenklich bezeichnet wurde, worüber vielleicht im Hauptausschuß noch mehr zu sagen sein wird. Die Oeffentlichteit hat also jedenfalls ein Recht, Aufklärung darüber zu verlangen, ob auf diese„austro- polnische Lösung' zugesteuert wird, wenn nicht, imviefern sich die angestrebte Lösung von jener unterscheidet. Aus keinen Fall steht di« Sache so, daß die Diplomaten der Mittelmächte nur noch der Zustimmung Rußlands bedürfen, um ihre nicht ganz klaren Pläne zur Durchführung zu bringen. Sie bedürfen dazu auch der Unter- stützung der öffentlichen Meinung im eigenen Lande und der Zu- stinunung der Volksvertretungen, die sich nicht vor vollendete Tat- fachen stellen lassen wollen,— worauf ihnen gar nichts anderes übrig bliebe, als Ja und Amen zu sagen. Die vom sozialdemokratischen Fraktionvorstand gestellte For- derung nach raschester Einberufung de? Reichstags bedarf danach keiner weiteren Begründung.
Wansing nimmt keine Notiz. Amsterdam , 1. Januar. Der.Times' wird aus Washington gemeldet: Staatssekretär Lanstng teilte, wie bereits kurz berichtet, auf einer Konferenz von Journalisten mit. daß er keinen Kommentar zu den Erklärungen CzcrninS in Brest-LitowSk zu geben brauche. Offiziell werde wahrscheinlich keine Notiz von diesen Erklärungen genommen werden. Amerika habe alle Heb che zu voll für die Festsetzung der KriegSmaßregcln, um sich für diese weitschweifigen Friedensvorschläge zu inter - esfieren. Amerika beabsichtige, keine Friedensunter- Handlungen anzuknüpfen, ehe Deutschland B e r g ü t i- gungen zusichere und Bürgschaft gegen eine Wieder- holung des Krieges gebe. England anderer Meinung. London , 1. Januar. (Reuter.) Der ParlamentSberichterstatter des„Daily Chronicle' meldet: In Regierungs kreisen wird an- erkannt, daß die Vorschläge vo.. Drest-Litowsk eine schwerwiegende neue Tatsache darstellen, von der amtlich Kenntnis genommen werden müsse. Selbst mit den Einschränkungen de? Grafen Czernin sei die Annahme der russischen Formeln ein Anzeichen einer neuen Lage. Großbritannien , Frankreich , die Per» einigten Staaten und Italien tauschten bereit» ihre An. sichten aus. (Die Meldung entspricht der schon gestern von uns wieder- gegebenen und besprochenen Mitteilung des.Manchester Guardian '. Red. d..Vorwärts'.) London , 81. Dezember. (Reuter.) Auf Anfrage im Hause des Premierministers erfährt Reuter, daß dort nichts bekannt ist von der vom„Manchester Guardian' gemeldeten angeblichen Ab- ficht Lloyd Georges, nach Frankreich zu reisen, um sich mit Clemenceau über die ö st erreichisch-deut scheu Friedensbedingungen zu besprechen. Die Weihnachts-Konfeeenz öe? ftanzöfifthen Gewerkschaften. II<. Am 22. und 23. Dezember 1317 tagte in Clermont-Ferrand die Jahreskonferenz der französischen Gewerkschaften. ES er- schienen 143 Delegiert«, die 69 Arbeitsbörsen, 47 Gewerkschaften und 33 Verbände vertraten. Als brüderliche Delegierte waren an- wesend:-ÖS. Appleton(Allgemeiner Verband der britischen Ge- toerkschaften), Bolkaert(Belgische Gewerkschaften) und ein ser- bischer Arbeitervertreter. I o u h a u x eröffnete die Konferenz und brachte eine Tagesordnung zur Verlesung, deren Inhalt von der „Bataille' nicht wiedergegeben wird. Nach einer längeren Ge- schäftsordnnngSdebatte sprachen mehrere Delegierte über die Not-
Dieser außerordentlichen Bedeutung war sich Siegmund von Haufegger bewußt, indem er der von ihm geleiteten Aufführung ein beziehungsreicheS Flugblatt voraufsandte. Wie das vorletzte Mal— noch in Frieden Szeiten waren das verstärkte Philharmonische Orchester und der Berliner Volkschor auch jetzt di« beiden künstlerischen Träger der Ver» anstaltung. Ihnen gesellten sich für die Soloparts die Damen Elisabeth Sch u m a n n(Sopran) und Ottilie Metzger- L a t t e r m a n n(Alt) und die Herren Rudolf Laubenthal (Tenor) und Wolfgong Rosenthal(Baß). Die Wirkung muß als eine ganz gewaltig« bezeichnet werden. Immer wieder brachen spontane Beifallsstürme am Schlüsse hervor. Schiller-BeethovenS Jubelruf:«Seid umschlungen Millionen! Dieser Kuh der ganzen Welt!' widerhallte in jeder Brust— es war eine würdige Huldi- güng vor dem Genius Beethovens, des großen Republikaners. Nicht immer war das so. Jahrzehntelang wurde das Wert mißverstanden. Nicht bloß deshalb, weil der Chorgesang viel zu wenig entwickelt war, um die ihm hier im Schlußchor der „Neunten' gestellte große' künstlerische Aufgabe auch nur halb- Wegs befriedigend zu vollbringen. ES kam daher nur das eigent« liche Jnstrumentalwerk ohne die Freüdenkantate zur Auffühznng. Aber selbst die wenigsten Orchcster-Dirigenten hatten eine mehr als oberflächliche Ausfassung von dem Geist und der Melodie dieser Beethovenschen Musik. Erst den Deutungen und praktischen Hinweisen Richard WagnerS ist der Umschwung zum Besseren, ja zur durchaus vollendeten Wiedergabe— wie gestern geschehen ist— zuzuschreiben. Mittlerweile konnte daö Werk aber auch beim Publikum tieferes Verstehen ffnden, weil dieses immerhin den Banden kleinbürgerlicher Begriffs- und Gefühlswelt von ehedem entwachsen war; und vollends vermochte Beethoven vom jozia. listischen Arbeitervolk verstanden werden. Eine Bemerkung jedoch scheint am Platze. Warum singt man nicht den VerS„Deine Zauber binden wieder, was di« Mode streng geteilt' in der ursprünglichen Beethovenschen Fassung? Da heißt es— in der Partitur der Schottschen Original-, nicht der späteren Härtelschen Gesamtausgabe—„frech' geteilt! Dieser Ausdruck— und nicht jener konventionelle, obendrein unsachliche. entspräche nach der vorhergehenden unerhörten Steigerung der dithyrambischen„Begeisterung'— mit Wagners Wort— dem zürnenv-dramatischen Ausdruck, den eben Beethoven gewählt. tk.
Tabakerfatz Im Ielöe. In dieser Zeit, wo eS nur noch Ersatzstoffe gibt, wo man er- staun, ist, wenn eine Ware auf den Markt kommt, die nicht au« Ersatzstoffen besteht, finden wir es ganz natürlich, daß auch für den Tabak jetzt endlich Ersatzstoffe gesunden find, die mit obrigkeitlicher Genehmigung in den Handel kommen und dem Tabak beigemengt werden dürfen— was früher nur heimlich geschah— und den Ge- nutz des Rauchers befriedigen müssen, wenn dann von Genuß über- Haupt noch gesprochen werden darf.
wendigkeit der Ernberufung eines allgemeinen Kon- g v e s s e S. Die Konferenz nahm eine Entschließung an, die den Vorstand beauftragt, ein« Urabstimmung darüber vornehmen zu lassen, ob ein solcher Kongreß einberufen werden sollte. Inzwischen war auch der schweizerische Delegierte R h s e r erschienen. Er überbrachte die Grüße des schweizerischen Proletariats und führte sodann aus:„Ich gebe dem Wunsche Ausdruck, daß die Uebertragung-des Internationalen gewer!- schaftlichen Bureaus von Berlin nach der Schweiz bald geschehen möchte. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund , der vor dem Kriege 83 033 Mitglieder zählte, Hot jetzt 123333; es sind hauptsächlich die Eisenbahner, denen diese Zunahme zu verdanken ist. Zum Schluß möchte ich noch das Bedauern darüber aussprechen, daß es den Franzosen und Italienern nicht möglich war, eine Vertretung zur Berner Konferenz vom t Oktober 1017 zu schicken.' Jouhaux verlas sodann daS Begrüßungsschreiben, das die hol- ländischen Organisationen an die französischen Gewerkschaften ge- richtet hatten. Die Internationale und der Friede«. Jouhanx berichte!« über die wiederholte Verweigerung der Reisepässe und erklärte, daß die Franzosen nur au» diesem Grunde nach Stockholm und nach Bern nicht reisen konnten; er halte eine internationale Arbeiterkonferenz für im- bedingt notwendig; das französische Proletariat sei entschlossen, der Arbeiterwelt diejenigen Friedensbedingungen vorzulegen. die Frankreich retten und der Menschheit eine befricdi-. gende Entwicklung zusichern könnten. C l a v a r i e erklärte, daß er zu denjenigen gehöre, die Deutsch- land als ein Mitglied des Bundes der Nationen scheu möchten, aber das deutsche Volk müsse die nötigen Garantien geben, die dessen gegenwärtige Regierung nicht gewähren könne. Rou- gerie verteidigt sich gegen den Vorwurf deS Pazifismus! Die wirklichen Flaumacher sind nicht die Friedensfreunde, sondern d i e rücksichtslosen Kriegshetzer, die unser Land der Ge» fahr der Erschöpfung und der endgültigen Niederlage aussetzend Schließlich verlangt er, daß die srcmzö- fische Regierung ihre FriebcnSbcdingungen veröffentliche, falls diese gerecht seien und Deutschland sie verwerfe, dann würde das fran- zöfische Proletariat mit Verzweiflung den Krieg fort- setzen.— Rahoux sagte, er sei Pazivist und lehne die Haltung der Mehrheit ab; er wünsche einen Frieden auf Grund des Zimmer- ioalder Programms.— Merrheim verlas vorerst einen Brief des Verwaltungsausschusses der Metall- a r b e i t e r, der die Haltung der Führer bei französischen Gewerkschaftsbundes seit Kriegsausbruch als nicht vereinbar mit den früher anerkannten Grundsätzen erklärt; die Metallarbeiter tadeln' die Zusammenarbeit des Gewerkschafts- bundes mit der Regierung und sie sind unzufrieden mit der ffitei» lungnahme der Führer gegenüber den Bolsche- w i k i. Merrheim führte dann auS:„Tue Mißstimmung, die gegen- wärtig in Frankreich herrscht, ist meines ErachtenS die Folge der Abdankung des Gewerkschaftsbundes. Die alliierten Regie- runge» müßten jetzt an den Uuterhandliungeu i» Brest-Liww« teilnehmen. ES ist bedauerlich, daß Genosse Jouhaux sich in seinem Bericht mit dieser Frage gar nicht beschäftigt hat. Ich bleibe bei meinen Auffassungen, daß alle Regierungen gleich- mäßigam Kriege schuld seien und daß die Völker g I e ich- mähig für den Krieg nicht verantwortlich gemach: werden können. Die einzig richtige Stellungnahme für uns ist, sich mit den Minderheitlern zu verständigen. Unsere FriedenZkonsernz kann nur ein wternationa'er Kongreß sein, auf dem die Vertreter der'Arbeiter aller Länder anwesend sind.' TilmanS, der belgische Delegierte, fragte, wie Merrheim über die Schadloshaltung Belgiens und Serbiens denke. Merrheim antwortete:„Man darf die Last der Wieder- gutmachung der KriegSschSden nichteinemeinzigenVolke ausbürden, sie muß von allen kriegführenden Ländern getragen werden, auch die Deutschen haben in Ostpreußen Schäden er-
Schon lange, ehe wir in der Heimat an Ersatzstoffe des TabalS dachten, mußte der Feldloldat zu ihnen greifen. Treten außer- p-wöhnliSe Fälle ein, daß z. 03. die Gaben der Lieben ouS der Heimat nicht herankommen, da die Bagage die Truppe nicht er- reicht oder letztere längere Zeit nicht in Ortschaften gelangr. in denen da» Fehlende ergänzt werden kann, so ist die Zeit für alle diejenigen, die das Rauchen nicht entbehren können und wollen. schwer. Mannigfache Stoffe müffxn dann dazu dienen, de» Tabak zu ersetzen. Vor allem sind e» die Rispen der trockenen Gräser oder die rötlichen Frucbtstönde de» trockenen SouerampherS, die geraucht werden, also ein Tabatersotz. den bei uns zu Lande nur die Dorf- jungen verwenden. Rosenhlätter. Weichsellaub, Lavendelblüten usw. werden ja auch unter gewöhntichen Bei Hältnissen geraucht, jedoch nur als Zusatz zum Tabak, um dessen Wohlgeschmack und Wohlgeruch zu erhöhen. Vollständig neu und in diesem Kriege wohl zum ersten Male ist eS. daß— Tee geraucht wird, schwarzer Tee, den wir sonst nur zu trinken Pflegen, und der besonders in Rußland in genügender Menge zur Beriügung steht. Er ist von ziemlich strengem Geschmack; deShatb kamen findige Köpfe aus den Gedanken, jenen Tee, von den, bereits ein Abguß genommen wurde, zu trocknen vnd dann zu rauchen. Wirklich hat dieser.Tabak' einen milden Geschmack und wird daher von vielen Rauchern als Ersatz für richtigen Tabak ver- wendet. Hier zeigt ffch so recht klar, welche Mittel und Wege der Mensch ersinnt, um einem ihm liebgewordenen„Laster' frönen zu sönnen. obwohl eine starke Natur dazu gehört, diese Ersatzstoffe de« Tobaks zu vertragen. �_ cb. Notizen. — Deutsch -französische Verbrüderung 70/71 D er Krieg hat Annäherungen und Verbrüderungen zwischen den Soldaten miteinander im Felde liegender Gegner mehrfach mit sich gebracht, im größten Maßstabe diese« Jahr im Osten zu Beginn der russischen Revolution. So unerlaubt und unzweckmäßig sie mit»- täriich oft sind, so entspringen sie doch dem gemeinsamen Leiden der Soldaten unter dem Kriegs. Gemeinsam sind ihnen No, und Tod, schwere Aibeit. Entfernung von der Heimat und menschen- würdiger Lebensweise, da« Hausen in Erdlöchern. Ratten und Läuse.— Auch 73/71 fehlte eS daher an derariigen Annäherungen der feindlichen Soldaten nicht, aber erklärlicherweise nicht während der großen Bewegungsschlachten zu Beginn des Krieges, wohl aber wie heute im Stellungskrieg, vor dem belagerten Paris . Der General L-rdy du Vernois, der spätere preußische Kriegsminister, gibt in seinen„persönlichen Er- innerungen an den Krieg 1873—71'(„Deutsche Rundschau', Oktober 1805) folgende Tagebuchbemerkuug:„Versailles , den 12. 1. 71: Unsere Leute find zu gutmütig, wie beispielsweise folgender Fall beweist: Dickt vor den Vorposten wird ein großer Weinkeller ent- deckt. Die zunäckst befindlichen Truppen räumen seinen Inhalt auf; aber daS Lager ist so groß, daß sie eS nicht vollständig leeren können? Was geschieht? Sie winken den französtichen Vorposten; diese setzen die Gewehre zusammen, kommen heran und ichleppen den Rest des Weine» for». den unsere Leute ihnen überdies noch au» dem Keller herausholen. Zum Exekmor passen unsere Leute nicht.'