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und auch für Ihr sonstigeZ Geschäft besser al» ein hajbes Dutzend Annoncen sein. Sehen Sie also zu. was sich um Hilfe Ihrer Bekanntschaft erreichen läßt, erwähnen Sie aber selbstverständlich auf der Redaktion der betreffenden Zeitung nicht, daß damit eine Reklame beabsichtigt wird. Nimmt die Zeitung die Mittheilung unverkürzt auf. so hätten wir gern für Geld und gute Worte 5 Exemplare der betreffenden Nummer. Ihren werthen Nachrichten gern entgegensehend, begrüßen wir Sie Achtungsvoll G. u. F. D r e y e r. Der Artikel derHannov. Neuesten Nachrichten", in dem der Hof- Schönfärber Dreyer als Opfer sozialdemo- kratischer Aufhetzung verherrlicht wird, macht nun die Runde durch die Provinzialpresse, und richtig! uns liegt ein solches Blatt, dieSolinger Zeitung", mit dem Dreyer'schen Reklame- Artikel vor, in dem an geeigneter Stelle eingeschaltet ist: (Die Firma hat für Solingen   bekanntlich Frau Franz Knappe eine A n n a b m e st e l l e übertragen.) Das Geschäft wurde ja auch vortrefflich sich weiter ent- wickeln, wenn nur leider zum Verdruß der frommen und biederen Reklamehelden die bösen Sozialdemokraten nicht Alles herauskriegten. So wollen wir denn hiermit den Hof- Schönfärber Dreyer an den Pranger nageln und wir sind einigermaßen gespannt daraitf, ob er auch seine neue Situation wieder zur Reklame auszunutzen versteht. Die politische Rechtlosigkeit der Frauen in Bayern  . Zu diesem unerschöpflichen Thema wird der Frankfurter Zeitung  " aus München   geschrieben: Bekanntlich vertritt die bayerische   Regierung den Stand- punkt, daß Frauen an Bersammlungen, in denen politische (soziale) Fragen erörtert werden, nicht theilnehmen dürfen. Es ist ihnen also auch die Erörterung gewerkschaftlicher Dinge verwehrt. Die weiblichen Arbeiter, deren Zahl so groß ist, dürfen sich also nicht, wie die männlichen Arbeiter, über Arbeitsbedingungen und Arbeitsverhältnisse, d. h. über ihr Recht gegenüber dem Recht der Arbeitgeber, berathen. Ob diese Gesetzesauslegung korrekt ist, ist streitig. Di« Praxis der Be- Hörden war auch früher in dieser Beziehung eine ungleiche. Die klerikale Presse ist nun nicht damit zufrieden, daß die Regierung das Gesetz im beschränkenden Sinne handhabt, sie verlangt jetzt direkt, das Gesetz solle positiv dahin geändert werden, daß «ine andere Auslegung gar nicht mehr möglich ist. Warum hat denn die klerikale Partei das nicht während der Landtags- session in Ordnung gebracht? Vielleicht hätten die Liberalen der lieben Nachbarschaft halber auch mitgethan. So stellt sich die bayerische   Kammermehrheit immer schroffer in Gegensatz zu den lebendigen Anforderungen dts�Zeit. Es wird fortgeprügelt i« Sachsen  . Ein nahezu unglaubliches Vorkommniß meldet der Chemnitzer  Beobachter" aus Zöblitz  : Fünfzehn Knaben aus Zöblitz   waren beschuldigt, am zweiten Pfii'gstfeiertag ein Vogelnest ausgenommen zu haben. Wie viel an der Beschuldigung wahr ist, wissen wir nicht. Die Knaben haben das Vergehen beharrlich in Abrede gestellt. Am Donnerstag, den 7. Juni, Vormittag?, wurden die Kinder, nachdem die Schule beendet war, wieder in das Schul- Haus bestellt. Hier harrte ihrer der Doktor, der Bürger- meifter, der Schuldirektor, der Stadtwacht- meister und der SchulhauSmann. Ohne daß die Eltern derKnaben gefragt worden wären, erhielten die Kinder hier von dem Schulhausmann, unter Aussicht oben genannter Personen, mittels zweier zusammengebundener Rohrstöcke bis zu 20 Hieben aus das entblößte Gesäß!!! Bon der Wucht der Hiebe kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man erfahrt, daß der Sohn deS Gelbgießers Kaden beim fünften Hiebe Krämpfe bekam. Ein anderer Knabe, namens Wetzel, hat zwanzig Hiebe bekommen und war von den Schlägen ganz braun und blau. Ansprunger Bauern haben das Geld zusammengesteuert und diesen armen Knaben nach Freiberg   gebracht. Hat die Behörde das Recht, den Eltern die Kinder weg- zuholen und zu prügeln, ohne die Eltern zu fragen! Oder ist bei einer solchen Prügelei nicht erst eine andere Unter- suchung nöthig! In Afrika   werden im Namen der deutschen   Kultur un- wissende Negerweiber mit Nilpferdpeitschen bearbeitet, bei uns in Sachsen   werden Schulkinder in Gegenwart eines förmlichen Jnquisitionsausschusses. bestehend aus Doktor, Bürgermeister, Schuldirektor. Stadtwachtmeister, vom Schulhausmann ge- prügelt. Erst dieser Tage verurtheilte da? Dresdener Landgericht den Lommatzscher Burgermeister zu KV M. und den Armenhaus- vorsteher zu 20 M. Straf«, weil sie eine ArmenhauSinsassi» geprügelt haben, und jetzt ereignet sich schon wieder ein Fall solcher Prügelei! Zur Rrvistou deS französische» GetverkschaftSgesetzeS wird uns aus Paris   unterm 19. Juni geschrieben: Angesichts des Unwillens, den das Guillemin'sche Amendement hervornef. wonach die ihren Beruf nicht mehr ausübenden Personen nur tu dem Falle in ihrer Gewerkschaft verbleiben können, wenn sie keinen andern Beruf ergreifen und somit die aufs Pflaster ge- worsenen Arbeiter, um nicht ausgestoßen zu werden, entweder RentierS sein oder Zuhälter werde» müßten, hat die Kammer in ihrer gestrigen Sitzung wieder das gut zu machen gesucht, was sie in ihrer vorigen Sitzung verbrochen. Die Abgeordneten, die auf ihre Wiederwahl denken, dürfen es sich eben nicht ganz mit ihren Arbeiterwählern verderben. Trotz der Galle, die Herr Guillemin bekundete, weil ein von der Arbeitskommisston vorgelegter Antrag sein Amendement zu nichtc machte, wurde dieser Antrag nichtsdestoweniger angenommen. Derselbe spricht aus, daß nur Diejenigen als Personen, die ihren Beruf ausgegeben, betrachtet werden, die denselben drei Jahre hindurch nicht ausgeübt und daß alle diejenigen, die aus von ihren, Willen unabhängigen Ursachen ihren Berus   aufgegeben haben, in jedem Falle in der Gewerkschaft weiter verbleiben können. Das Fabnkantensöhnchen von Fourmies suchte sich nun dadurch ichadlos zu halten, daß er zu einem weiteren Antrag, wonach diejenigen Personen, die ihren Beruf mindestens 2 Jahre aus­geübt und denselben nicht länger als 10 Jahre aufgegeben haben, einer Gewerkschaft beitreten können, ein gleiches Amendement wie in der vorigen Sitzung stellte. Er verlangte nämlich, daß man denjenigen, die ihren Beruf mindestens 2 Jahre ausgeübt, nur dann den Eintritt in eine Gewerlschaft gestatte, wenn sie, nachdem sie ihren Beruf aufgegeben, leinen anderen ergriffen haben. Dielmal hatte er aber wenig Glück, so daß sein Amendement mit 256 gegen 230 Stimmen zurückgewiesen wurde. Damit hat die Majorität der Kammer allerdings nur bewiesen, daß sie das, was sie will, auch nicht recht will. Sie möchte den gewerkschaft- lichen Arbeiterorganisationen gerne eines am Zeuge flicken, findet aber nicht den rechten Muth dazu. Sie möchte und möchte wieder nicht. Das hat sich auch in der weiteren Verhandlung gezeigt. So nahm sie»u Artikel 4 des Gesetzes einen neuen Paragraphen auf, wonach nur ein Drittel der Vor- standsmitglieder aus Personen bestehen darf, die ihren Beruf nicht mehr thatsächlich ausüben. Und dies, nachdem sie kurz zuvor erst beschlossen hatte, daß diejenigen, die ihren Beruf nicht freiwillig aufgegeben, in jedem Falle in der Gewerkschaft weiter verbleiben können! Wollte sie schon die von den Unter- nehmern in Acht und Bann gelegten Arbeiter von der Gewerk- schastSleitung entfernt wissen und das war ihre' Absicht»- warum ihnen dann die Direktion nicht über- Haupt verwehren? Dazu hatte sie eben nicht mehr Mulh, als es allen zu gestatten. Und darum dieses Drittel. Schließlich war die Majorität von ihrer ganzen Arbeit selber so sehr erbaut, daß sie nicht einmal den Muth hatte, ihre an dem Gesetze vorgenommenen Modifikationen endgiltrg anzu- nehmen. Sie zog darum im letzten Augenblick noch die am ersten Verhandlungstag ausgesprochene Dringlichkeit wieder zurück, um so eine zweite Lesung möglich zu machen. Vorläufig bleibt somit alles beim Allen. Und bis es zur zweiten Lesung kommt, durfte so manches verändert sein. Krieg im Frieden.Radicale" meldet aus Chalons  (Frankreich  ), daß sich dort gestern em großes Unglück ereignete. Bei den militärischen Schießvcrsuchen platzte eine Kanone, wodurch drei Artilleristen und zwei Pferde getödtet wurden. Ersparnisse am franzöfischen Militärbudget. Die dreizehn Millionen, deren Streichung der Finanzminister Poincars im Heererforderniß durchgesetzt hat, sollen durch vorzeitige Entlassung von Soldaten des dritten Jahrgangs erspart werden. Eine neue Encyelika des Papstes steht unmittelbar bevor. Der offiziöse Telegraph versendet jetzt bereits eine Inhaltsangabe. Soweit man sich daraus vernehmen kann, kommt die Sache auf eine Aufforderung an die Christen- heit, in den Schoos? der römischen Kirche zurückzukehren, hinaus. Das ist nichts neues. Ein alter Ladenhüter des Vatikans ist auch die Verwetterung des Freimaurer  - Ordens. Auch der sozialen Frage sollen einige kräftige Worte gewidmet sein. Der Papst erfreut uns mit der Ver- sicherung, daß er deren Lösung bereits im Geiste des Evan- geliums empfohlen habe. Hinsichtlich der Politik ermahnt er zurUebereinstimmung der Völker mit den herrschenden Gewalten, möge die Form der Regierung sein, welche sie wolle." Ueber diesePolitik" sind nun glücklicher Weise die Völker sammt und sonders bereits hinaus. Die spanische Arbeiterpartei hält ihren diesjährigen nationalen Kongreß im August zu Mavrid ab. Der Kongreß wird von besonderer Wichtigkeit sein, weil die Frage der Taktik mit bezug aus die gegenwärtigen fnrteikämpfe und Partei-Gruppirungen Spaniens   auf der agesordnnng steht. Wie unseren Lesern aus den Briefen eines deutschen   Genossen in Spanien   erinnerlich sein dürste, ist man sich unter den spanischen Arbeitern nicht recht klar über das Verhältniß der sozialistischen zu der bürgerlich- republikanischen Partei. Es ist nöthig� daß hier Klarheit geschaffen wird. Eine Konferenz von Vertretern der Großen Kolonien Englands wird anfangs nächster Woche in Ottawa  , einer Stadt, in Canada  , zusammentreten, um Fragen gemeinsamen Interesses zu berathen. Das Pro- gramm der Konferenz umsaßt folgende vier Haieptpunkte: 1. Die Konferenz soll die Grundlage für gegenseitige Zoll- tarif- Arrangements zwischen den drei Hauptgruppen der britischen   Kolonien legen. Der Reichsalt, der den Zwischen- Handel der australischen Kolonien regelt, soll Canada   und das Cap mit einbeziehen. 2. Sie soll einem britischenZollverein  " den Weg bahnen. Die Kolonien möchten, daß die Handels- vertrage mit Deutschland   und Belgien   so geändert würden, daß sie dem englischen Mutterlande Vorzugsrechte einräumen könnten, ohne sie aus die genannten Länder ausdehnen zu müssen. 3. Kanada   will für eine Schnelldampfer- Verbindung zwischen England und Australien   via Kanada   3 500 000 M. Geldunterstützung, und möchte die übrigen australischen Kolo- nieen und das Mutterland bewegen, dem Beispiel Neu-See- lands zu folgen und die Linie gleichfalls mit Geld zu unter- stützen. Zu diesem Zweck sollen die strategischeu, politischen und kommerziellen Vortheile dieser Linie eingehend erörtert werden. 4. In Verbindung mit dieser Linie soll ein direktes Kabel von Kanada   nach Australien   durch den Stillen Ozean gelegt werden und zwar unter Garantie der betheiligten Re- gierungen und mit materieller Beihilfe Großbritanniens  . Der Anfang einer großen internationalen Verbindung scheint durch diesen Kongreß gemacht zu werden. ftarkeitmiftttichkett. Die«Verhaftung unserer Dresdener Parteigenossen Eichhorn, Findeisru, Gradnauer hat allenthalben höchstes Erstaunen erregt. Die? Erstaunen dürfte einen noch größeren Grad erreichen, wenn die näheren Umstände dieser Angelegenheit genauer bekannt gegeben werden könnten. Leider sind wir zur Zeit, so schreibt dieSächs. Arbeiter-Zeitung  ", nicht in der Lage. der öffentlichen Meinung eingehende Kenntniß von dem ganzen Verfahren, das hier eingeschlagen wurde, zu verschaffen, weil das Preßgesetz verbietet, daß aus amtliche» Schriftstücken eines Strasprozeff'es etwas durch die Presse vor der öffentlichen Ver- Handlung mitgetheilt werden darf. Wir müssen daher vorläufig hierauf verzichten. Es handelt sich also thatsächlich um Anklage wegenversuchter Erpressung". Wodurch soll von den Angeklagten diesesgemeine Vergehen" begange» worden sein? Man höre und staune! Gradnauer soll zum Leiter der Brauerei Herrn Bier gesagt haben: Die Aushebung des Boykotts über seine Brauerei sei ab- abhängig von der Wiedereinstellmig der entlassenen Brauer­gehilfen; wenn diese nicht geschehe, so gehe der Boykott fort und die Brauerei werde die Macht der Ardeiter erst recht noch zu fühlen bekommen." Dies ist die ganze Anklage, der ganzeEr- pressungsversuch"!! Nur die serhalb findet die Anklage gegen Gradnauer statt, nur deshalb inußte er volle zwei Wochen in Untersuch ungS- Haft verbringen! Desgleichen est mit absoluter Sicherhett anzunehmen, daß auch Eichhorn's und Findeisen'sVerbrechen" in nichlS als in ähntichcn Erklärungen bestanden haben sollen. Eichhorn und Findeisen hatten bekanntlich mit den Herren Bier und Gerlach ivegen BeUegung des Boykotts unterhandelt und die dabei von ihnen gemachten Aeußernngen legt nun die Staatsamvaltschast alsErpressungsversuch" aus, macht eine hochnolhpeinliche An- klage nicht nur, sondern schließt die Angeschuldigten lange Wochen in Haft ein. Im folgenden wollen wir nur darstellen, wie. selbst wenn man eine solche unerhörte Gesetzesauslegung annehme» ivill, für den Genossen Gradnauer zum ivenigsten auch nicht einmal der der Anklage zu Grunde liegende Thatbestand gegeben war. Gradnauer soll einen Erpressungsversuch gemacht haben. Nun aber hatte derselbe mit der ganzen Boykottangelegenheil gar nichts zu thun gehabt. Er war seinerzeit durch zahlreiche andere Arbeiten daran verhindert gewesen, sich mit dieser An- gelegenheit zu befassen. Er wurde in die Sache hineingezogen durch niemanden anders als durch den Brauereidirektor Bier. Dieser ließ Gr. gegenüber den Wunsch lautwerden, daß er sich doch mit ihm unter- reden und womöglich eineBeilegungdesStreit- alles herbeiführen möge. Obwohl Gr. keine Absicht atte, sich darauf einzulassen, gab er den dringlichen Wünschen nach und setzt« mit Herrn Bier ein» Unterredung festi HerrBier derAusgepreßte"! kam a m 2. P f i n g st- tage zu Gradnauer demErpresser"! in die Redaktton derSächs. Arbeiter-Zeitung  ", wo sie sich längere Zeit in aller Ruhe und Höflichkeit über den ganzen Stand der Dinge unterhielten. Gradnauer erklärte ausdrücklich, daß er gar keine Vollmacht zu Unterhandlungen habe, sondern nur ganz persönliche Ansichten aussprechen könne. Abge- sehen von der Lokalfrage, führte Herr Bier das Gespräch auch auf die Entlassung bezw. Wiedereiiestellung der Brauerei- Arbeiter. Er erklärte, diese Wiedereinstellung sei unmöglich, denn die entlassenen Arbeiter seien schlechte Elemente, sie hätten mit der Faust auf den Tisch geschlagen und hätten erklärt, jetzt seien sie Herr in der Brauerei. Gr. erividerte ihm, das könne er nicht glauben, unter der Arbeiterschaft bestehe die Ueberzeugung, daß die Arbeiter wegen ihrer Zugehörigkett zum Fachverein entlassen worden seien, es sei doch höchst merkwürdig, daß gerade alle Mitglieder des Fachvereins solche schlechte Elemente seien. Bier ineinte nun, das sei nicht wahr, er habe aar nichts gegen den Fachverein, sein Braumeister habe ihm die Sache so dargestellt, dem müsse er Glauben schenken. Gr. machte ihn darauf aufmerksam, daß die Braumeister gerade seit langer Zeit den Arbeiter-Fachverein scharf befeinden und daß den Aus- sagen des Braumeisters keineswegs so ohne weiteres Glauben geschenkt werden könnte. So sprang denn als Kraebniß der Unterredung heraus, daß Herr Bier sich bereit erklarte, durch protokollarische Abhörung seines BraunieisterS und anderer An- gestellten über die wirklichen Ursachen der Arbeiterentlassung Licht zu schaffe»; dann sollten die Verhandlungen fortgeführt werden. Und aus diesemThatbestand hat der Rechtsanwalt Gerlach, zugleich Aufstchtsrathsmitglied der Waldschlößchen- Brauerei, seine Anschuldigung gegen Gr. wegenErpressung" fabrizirt. Nun, die Sache dürfte den Herren vom Waldschlößchen und ihren Helfershelfern noch gar sehr unangenehm aufstoßen! Diese Herren glaubten der Dresdener Arbeiterschaft alles an bieten zu können, sie bildeten fich ein, die Dresdener   Arbeiter würden sich zu der Lokalvenveigerung auch noch die Zerstörung des BrauervereinS ruhig gefallen lassen. AIS   sie einsehen inußten, daß sie an die unrrchtige Adresse gekommen waren, als sich die Arbeiterschaft wie ein Mann gegen die Zumuthnngen der Kapitalsgewaltigen erhob, da griff man in seiner Ber- zweiflung zu dem Mittel, falsche Anschuldigungen gegen unsere Genossen zu erheben und dieselben den Gerichten zu überliefern. Daß sie auch hiermit die Arbeiterschaft nicht erschreckt haben, daS haben sie bereits eingesehen. Vielmehr haben sie eS dahin gebracht, daß der Kampf immer größeren Umfang und schärfere Formen angenoininen hat. Daß Polizei und Gericht auf die Anschuldigungen de» Kapitalisten eingingen, wundert uns nicht, sind doch diese Be- Hörden schon gan* unwillkürlich völlig in der SinneSweise derer befangen, denen sie politisch und gesellschaftlich nahe stehen. In Vorarlberg   hat man' eS nun glücklich fertig gebracht, die Genoffen Eonfal und Leimgruber zu Gefängnihstrafen zu verurtheilen. Man glaubt damit die Entwickelung der feit kurzem sich so gut enttvickenden Sozialdemokratie im westlichen Grenz- lande Oesterreichs   unterbinden zu können. Wie die Erfahrung belehrt, verfangen aber diese Mittelchen�nicht. Todtenliste der Partei.'Genosse Ernst Hofmann   in Mockau   bei Leipzig  , der allezeit für die Sache der Sozialdemo« kratie wirkte, ist am Sonntag verschieden. Polizeiliches, Gerichtliche»«. Bielefeld  . Der Redaktion derVolksmacht" wurde am 18. Juni das folgende Schreiben zugestellt: Bielefeld  , den 13. Juni 1334. In der Unterslichungssache gegen Sie wegen Majestät?» beleidiguna werden von dem am 10. April er. bei Ihnen beschlagnahmten 38 Exemplaren der Nr. 79 derVolks- wacht" anbei 86 Stück Ihnen zurückgegeben. ES wird Ihnen anheimgestellt, für die fehlenden 2 Exemplare den Preis derselben zu ttquidiren. Königliche Staatsanwaltschaft. Bcgl.: Kowsky, Sekretär. Eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung war nämlich im April auf grund eines in Nr. 79 derVolksmacht" veröffent» lichten Artikels gegen deren verantwortlichen Redakteur Groth erhoben worden; der betreffende Artikel ivar eine Poleinik gegen dieNeue Wests. B.-Ztg.", in welcher derBeruf Preußens" man versteht hierunter, daß nicht Oesterreich, sondern Preußen die politische Vormacht in Deutschland   habe mit der Be- hauptung begründet war: alle früheren Könige hätten sich durch Frömmigkeit und Sittenreinheit ausgezeichnet, sie bildeten in dieser Beziehung eine glänzendeReihe! Diese hochwissenschaftliche(!) ton- servative Beweisführung ward in derVolksmacht" grausam in Ver» wirrung gebracht durch den Hinweis, daß es einen König, Friedrich 11., gegeben habe, der nicht in den Verdacht der Frömmigkeit kommen kann, und daß es einen, Friedrich Wilhelm UI., gegeben, der nicht auf Sittenreinheit Anspruch machen kann! Das fromme Bielefelder  Muckerblatt konnte die geschichtlichen Thatsachen, mit denen wir ihre Kreise gestört, nicht wegleugnen; aus der fatalen Situation zog es sich, wie dies bei seinen salbungsvollen Allüren auch nicht anders zu erwarten war, durch eine kräftige Denunziation gegen dieVolksmacht", ivelche eine derartige Majestätsbeleidigung ver- krochen habe, daß ihre frommen Typen sich weigerten, dieselbe auch nur anzudeuten! Nun erfolgte polizeiliche Be- schlagnahme der noch vorhandenen Nummern derVolks- wacht" es waren nicht sehr viele, da ja die ordnungs- mäßige Expedition der betreffenden Nuinmer längst erfolgt mar beschleunigte Vernehmung des Angeschuldigten und Zu- stellung einer Anklageschrift. Aber damit ist das hochnothpeinliche Verfahren in diesem MajestätsbeleidigungS- Prozesse plötzlich zu Ende gewesen. Denn heute Vormittag wurde dem Redakteur Groth folgender Beschluß der hiesigen Straskaminer II zugestellt: Die Eröffnung des HauptversahrenS wird abgelehnt, und werden der Staatskasse die Kosten des Verfahrens auferlegt, weil der fragliche Artikel lediglich die beiden Könige Friedrich II.  und Friedrich Wilhelm II.   verunglimpft, darin aber eine persön- liche Beleidigung des jetzigen Trägers der Krone nicht gesunden werden kann." Genosse Eduard Echmtd, Redakteur der Münch. Post", der am 19. Juni wegen Beleidigung des Prinzregenten, begangen in einem politischen Märchen in der Sonntagsbeilage derMünch. Post" vor dem Schwurgericht stand und gegen den in geheimer Sitzung verhandelt wurde, wurde nach fünfminutiger Berathuug der Geschworenen freigesprochen. Die Ausweisungen der ausländischen Parteigenossen seitens sächsischer Behörden mehren sich. Ging bisher nur die Dresdener   Polizeibehörde besonders scharf vor. so folgt ihr jetzt die Chem- nitzer Behörde nach. Der Genosse Franz Gorreis (Oesterreicher  ) wurde aus das Polizei-Amt bestellt und ihm hier eröffnet, daß er binnen drei Tagen Chemnitz   und binnen acht Tagen Sachsen   zu verlassen habe. Schriftlich hat man ihm diese Ausiveisungsversügung nicht gegebe». Da Gorreis sich nie etwas zu schulden kommen ließ, so kann die Ursache seiner Ausweisung nur in dem Umstände zu erblicken sein, daß er Mitglied des Sozialdemokratischen Vereins und Bevollmächtigter der Zahl- stelle Chemnitz   des Zentralverbandes der Maurer Deutschlands  ist. Es ist erklärlich, daß eine derartige Maßregel nur dazu führt, den ausgewiesenen Genossen in seinen Anschauungen nur noch mehr zu befestigen.