und auch für Ihr sonstigeZ Geschäft besser al» einhajbes Dutzend Annoncen sein.Sehen Sie also zu. was sich um Hilfe Ihrer Bekanntschafterreichen läßt, erwähnen Sie aber selbstverständlich auf derRedaktion der betreffenden Zeitung nicht, daß damiteine Reklame beabsichtigt wird. Nimmt die Zeitungdie Mittheilung unverkürzt auf. so hätten wir gern für Geldund gute Worte 5 Exemplare der betreffenden Nummer.Ihren werthen Nachrichten gern entgegensehend, begrüßenwir Sie AchtungsvollG. u. F. D r e y e r.Der Artikel der„Hannov. Neuesten Nachrichten", indem der Hof- Schönfärber Dreyer als Opfer sozialdemo-kratischer Aufhetzung verherrlicht wird, macht nun die Rundedurch die Provinzialpresse, und— richtig!— uns liegtein solches Blatt, die„Solinger Zeitung", mit demDreyer'schen Reklame- Artikel vor, in dem an geeigneterStelle eingeschaltet ist:(Die Firma hat für Solingen bekanntlich FrauFranz Knappe eine A n n a b m e st e l l e übertragen.)Das Geschäft wurde ja auch vortrefflich sich weiter ent-wickeln, wenn nur leider zum Verdruß der frommen undbiederen Reklamehelden die bösen Sozialdemokraten nichtAlles herauskriegten. So wollen wir denn hiermit den Hof-Schönfärber Dreyer an den Pranger nageln und wir sindeinigermaßen gespannt daraitf, ob er auch seine neueSituation wieder zur Reklame auszunutzen versteht.—Die politische Rechtlosigkeit der Frauen inBayern. Zu diesem unerschöpflichen Thema wird der„Frankfurter Zeitung" aus München geschrieben:Bekanntlich vertritt die bayerische Regierung den Stand-punkt, daß Frauen an Bersammlungen, in denen politische(soziale) Fragen erörtert werden, nicht theilnehmen dürfen. Esist ihnen also auch die Erörterung gewerkschaftlicher Dingeverwehrt. Die weiblichen Arbeiter, deren Zahl so groß ist,dürfen sich also nicht, wie die männlichen Arbeiter, überArbeitsbedingungen und Arbeitsverhältnisse, d. h. über ihrRecht gegenüber dem Recht der Arbeitgeber, berathen. Ob dieseGesetzesauslegung korrekt ist, ist streitig. Di« Praxis der Be-Hörden war auch früher in dieser Beziehung eine ungleiche. Dieklerikale Presse ist nun nicht damit zufrieden, daß die Regierungdas Gesetz im beschränkenden Sinne handhabt, sie verlangtjetzt direkt, das Gesetz solle positiv dahin geändert werden, daß«ine andere Auslegung gar nicht mehr möglich ist. Warumhat denn die klerikale Partei das nicht während der Landtags-session in Ordnung gebracht? Vielleicht hätten die Liberalender lieben Nachbarschaft halber auch mitgethan. So stellt sichdie bayerische Kammermehrheit immer schroffer in Gegensatzzu den lebendigen Anforderungen dts�Zeit.—Es wird fortgeprügelt i« Sachsen. Ein nahezuunglaubliches Vorkommniß meldet der Chemnitzer„Beobachter"aus Zöblitz:Fünfzehn Knaben aus Zöblitz waren beschuldigt, am zweitenPfii'gstfeiertag ein Vogelnest ausgenommen zu haben.Wie viel an der Beschuldigung wahr ist, wissen wir nicht. DieKnaben haben das Vergehen beharrlich in Abredegestellt.Am Donnerstag, den 7. Juni, Vormittag?, wurden dieKinder, nachdem die Schule beendet war, wieder in das Schul-Haus bestellt. Hier harrte ihrer der Doktor, der Bürger-meifter, der Schuldirektor, der Stadtwacht-meister und der SchulhauSmann.Ohne daß die Eltern derKnaben gefragtworden wären, erhielten die Kinder hier von demSchulhausmann, unter Aussicht oben genannter Personen,mittels zweier zusammengebundener Rohrstöckebis zu 20 Hieben aus das entblößte Gesäß!!!Bon der Wucht der Hiebe kann man sich eine Vorstellungmachen, wenn man erfahrt, daß der Sohn deS GelbgießersKaden beim fünften Hiebe Krämpfe bekam.Ein anderer Knabe, namens Wetzel, hat zwanzig Hiebebekommen und war von den Schlägen ganz braun und blau.Ansprunger Bauern haben das Geld zusammengesteuert unddiesen armen Knaben nach Freiberg gebracht.Hat die Behörde das Recht, den Eltern die Kinder weg-zuholen und zu prügeln, ohne die Eltern zu fragen! Oderist bei einer solchen Prügelei nicht erst eine andere Unter-suchung nöthig!In Afrika werden im Namen der deutschen Kultur un-wissende Negerweiber mit Nilpferdpeitschen bearbeitet, bei unsin Sachsen werden Schulkinder in Gegenwart eines förmlichenJnquisitionsausschusses. bestehend aus Doktor, Bürgermeister,Schuldirektor. Stadtwachtmeister, vom Schulhausmann ge-prügelt.Erst dieser Tage verurtheilte da? Dresdener Landgerichtden Lommatzscher Burgermeister zu KV M. und den Armenhaus-vorsteher zu 20 M. Straf«, weil sie eine ArmenhauSinsassi»geprügelt haben, und jetzt ereignet sich schon wieder ein Fallsolcher Prügelei!—Zur Rrvistou deS französische» GetverkschaftSgesetzeSwird uns aus Paris unterm 19. Juni geschrieben: Angesichtsdes Unwillens, den das Guillemin'sche Amendement hervornef.wonach die ihren Beruf nicht mehr ausübenden Personen nurtu dem Falle in ihrer Gewerkschaft verbleiben können, wenn siekeinen andern Beruf ergreifen und somit die aufs Pflaster ge-worsenen Arbeiter, um nicht ausgestoßen zu werden, entwederRentierS sein oder Zuhälter werde» müßten, hat die Kammerin ihrer gestrigen Sitzung wieder das gut zu machengesucht, was sie in ihrer vorigen Sitzung verbrochen.Die Abgeordneten, die auf ihre Wiederwahl denken, dürfen essich eben nicht ganz mit ihren Arbeiterwählern verderben. Trotzder Galle, die Herr Guillemin bekundete, weil ein von derArbeitskommisston vorgelegter Antrag sein Amendement zu nichtcmachte, wurde dieser Antrag nichtsdestoweniger angenommen.Derselbe spricht aus, daß nur Diejenigen als Personen, die ihrenBeruf ausgegeben, betrachtet werden, die denselben drei Jahrehindurch nicht ausgeübt und daß alle diejenigen, die aus vonihren, Willen unabhängigen Ursachen ihren Berus aufgegeben haben,in jedem Falle in der Gewerkschaft weiter verbleiben können.Das Fabnkantensöhnchen von Fourmies suchte sich nun dadurchichadlos zu halten, daß er zu einem weiteren Antrag, wonachdiejenigen Personen, die ihren Beruf mindestens 2 Jahre ausgeübt und denselben nicht länger als 10 Jahre aufgegeben haben,einer Gewerkschaft beitreten können, ein gleiches Amendementwie in der vorigen Sitzung stellte. Er verlangte nämlich, daßman denjenigen, die ihren Beruf mindestens 2 Jahre ausgeübt,nur dann den Eintritt in eine Gewerlschaft gestatte, wenn sie,nachdem sie ihren Beruf aufgegeben, leinen anderen ergriffen haben.Dielmal hatte er aber wenig Glück, so daß sein Amendementmit 256 gegen 230 Stimmen zurückgewiesen wurde. Damit hatdie Majorität der Kammer allerdings nur bewiesen, daß sie das,was sie will, auch nicht recht will. Sie möchte den gewerkschaft-lichen Arbeiterorganisationen gerne eines am Zeuge flicken, findetaber nicht den rechten Muth dazu. Sie möchte und möchte wiedernicht. Das hat sich auch in der weiteren Verhandlung gezeigt.So nahm sie»u Artikel 4 des Gesetzes einen neuenParagraphen auf, wonach nur ein Drittel der Vor-standsmitglieder aus Personen bestehen darf, die ihrenBeruf nicht mehr thatsächlich ausüben. Und dies, nachdem siekurz zuvor erst beschlossen hatte, daß diejenigen, die ihren Berufnicht freiwillig aufgegeben, in jedem Falle in der Gewerkschaftweiter verbleiben können! Wollte sie schon die von den Unter-nehmern in Acht und Bann gelegten Arbeiter von der Gewerk-schastSleitung entfernt wissen— und das war ihre'Absicht»- warum ihnen dann die Direktion nicht über-Haupt verwehren? Dazu hatte sie eben nicht mehrMulh, als es allen zu gestatten. Und darum diesesDrittel. Schließlich war die Majorität von ihrer ganzen Arbeitselber so sehr erbaut, daß sie nicht einmal den Muth hatte, ihrean dem Gesetze vorgenommenen Modifikationen endgiltrg anzu-nehmen. Sie zog darum im letzten Augenblick noch die am erstenVerhandlungstag ausgesprochene Dringlichkeit wieder zurück, umso eine zweite Lesung möglich zu machen. Vorläufig bleibtsomit alles beim Allen. Und bis es zur zweiten Lesung kommt,durfte so manches verändert sein.Krieg im Frieden.„Radicale" meldet aus Chalons(Frankreich), daß sich dort gestern em großes Unglückereignete. Bei den militärischen Schießvcrsuchen platzte eineKanone, wodurch drei Artilleristen und zwei Pferde getödtetwurden.—Ersparnisse am franzöfischen Militärbudget. Diedreizehn Millionen, deren Streichung der FinanzministerPoincars im Heererforderniß durchgesetzt hat, sollen durchvorzeitige Entlassung von Soldaten des dritten Jahrgangserspart werden.—Eine neue Encyelika des Papstes steht unmittelbarbevor. Der offiziöse Telegraph versendet jetzt bereits eineInhaltsangabe. Soweit man sich daraus vernehmen kann,kommt die Sache auf eine Aufforderung an die Christen-heit, in den Schoos? der römischen Kirche zurückzukehren,hinaus. Das ist nichts neues. Ein alter Ladenhüter desVatikans ist auch die Verwetterung des Freimaurer-Ordens. Auch der sozialen Frage sollen einige kräftigeWorte gewidmet sein. Der Papst erfreut uns mit der Ver-sicherung, daß er deren Lösung bereits im Geiste des Evan-geliums empfohlen habe. Hinsichtlich der Politik ermahnter zur„Uebereinstimmung der Völker mit den herrschendenGewalten, möge die Form der Regierung sein, welche siewolle." Ueber diese„Politik" sind nun glücklicher Weisedie Völker sammt und sonders bereits hinaus.—Die spanische Arbeiterpartei hält ihren diesjährigennationalen Kongreß im August zu Mavridab. Der Kongreß wird von besonderer Wichtigkeit sein,weil die Frage der Taktik mit bezug aus die gegenwärtigenfnrteikämpfe und Partei-Gruppirungen Spaniens auf deragesordnnng steht. Wie unseren Lesern aus den Briefeneines deutschen Genossen in Spanien erinnerlich sein dürste,ist man sich unter den spanischen Arbeitern nicht recht klarüber das Verhältniß der sozialistischen zu der bürgerlich-republikanischen Partei. Es ist nöthig� daß hier Klarheitgeschaffen wird.—Eine Konferenz von Vertretern der GroßenKolonien Englands wird anfangs nächster Wochein Ottawa, einer Stadt, in Canada, zusammentreten, umFragen gemeinsamen Interesses zu berathen. Das Pro-gramm der Konferenz umsaßt folgende vier Haieptpunkte:1. Die Konferenz soll die Grundlage für gegenseitige Zoll-tarif- Arrangements zwischen den drei Hauptgruppen derbritischen Kolonien legen. Der Reichsalt, der den Zwischen-Handel der australischen Kolonien regelt, soll Canada und dasCap mit einbeziehen. 2. Sie soll einem britischen„Zollverein"den Weg bahnen. Die Kolonien möchten, daß die Handels-vertrage mit Deutschland und Belgien so geändert würden,daß sie dem englischen Mutterlande Vorzugsrechte einräumenkönnten, ohne sie aus die genannten Länder ausdehnen zumüssen. 3. Kanada will für eine Schnelldampfer- Verbindungzwischen England und Australien via Kanada 3 500 000 M.Geldunterstützung, und möchte die übrigen australischen Kolo-nieen und das Mutterland bewegen, dem Beispiel Neu-See-lands zu folgen und die Linie gleichfalls mit Geld zu unter-stützen. Zu diesem Zweck sollen die strategischeu, politischenund kommerziellen Vortheile dieser Linie eingehend erörtertwerden. 4. In Verbindung mit dieser Linie soll ein direktesKabel von Kanada nach Australien durch den Stillen Ozeangelegt werden und zwar unter Garantie der betheiligten Re-gierungen und mit materieller Beihilfe Großbritanniens.Der Anfang einer großen internationalen Verbindungscheint durch diesen Kongreß gemacht zu werden.ftarkeitmiftttichkett.Die«Verhaftung unserer Dresdener ParteigenossenEichhorn, Findeisru, Gradnauer hat allenthalben höchstesErstaunen erregt. Die? Erstaunen dürfte einen noch größerenGrad erreichen, wenn die näheren Umstände dieser Angelegenheitgenauer bekannt gegeben werden könnten. Leider sind wir zurZeit, so schreibt die„Sächs. Arbeiter-Zeitung", nicht in der Lage.der öffentlichen Meinung eingehende Kenntniß von dem ganzenVerfahren, das hier eingeschlagen wurde, zu verschaffen, weildas Preßgesetz verbietet, daß aus amtliche» Schriftstücken einesStrasprozeff'es etwas durch die Presse vor der öffentlichen Ver-Handlung mitgetheilt werden darf. Wir müssen daher vorläufighierauf verzichten.Es handelt sich also thatsächlich um Anklagewegen„versuchter Erpressung". Wodurch soll vonden Angeklagten dieses„gemeine Vergehen" begange» wordensein? Man höre und staune!Gradnauer soll zum Leiter der Brauerei Herrn Bier gesagthaben:„Die Aushebung des Boykotts über seine Brauerei sei ab-abhängig von der Wiedereinstellmig der entlassenen Brauergehilfen; wenn diese nicht geschehe, so gehe der Boykott fortund die Brauerei werde die Macht der Ardeiter erst recht nochzu fühlen bekommen."Dies ist die ganze Anklage, der ganze„Er-pressungsversuch"!! Nur die serhalb findet dieAnklage gegen Gradnauer statt, nur deshalbinußte er volle zwei Wochen in Untersuch ungS-Haft verbringen!Desgleichen est mit absoluter Sicherhett anzunehmen, daßauch Eichhorn's und Findeisen's„Verbrechen" in nichlS als inähntichcn Erklärungen bestanden haben sollen. Eichhorn undFindeisen hatten bekanntlich mit den Herren Bier und Gerlachivegen BeUegung des Boykotts unterhandelt und die dabei vonihnen gemachten Aeußernngen legt nun die Staatsamvaltschastals„Erpressungsversuch" aus, macht eine hochnolhpeinliche An-klage nicht nur, sondern schließt die Angeschuldigten lange Wochenin Haft ein.Im folgenden wollen wir nur darstellen, wie. selbst wennman eine solche unerhörte Gesetzesauslegung annehme» ivill, fürden Genossen Gradnauer zum ivenigsten auch nicht einmal derder Anklage zu Grunde liegende Thatbestand gegeben war.Gradnauer soll einen Erpressungsversuch gemacht haben.Nun aber hatte derselbe mit der ganzen Boykottangelegenheilgar nichts zu thun gehabt. Er war seinerzeit durch zahlreicheandere Arbeiten daran verhindert gewesen, sich mit dieser An-gelegenheit zu befassen. Er wurde in die Sache hineingezogendurch niemanden anders als durch den BrauereidirektorBier. Dieser ließ Gr. gegenüber den Wunschlautwerden, daß er sich doch mit ihm unter-reden und womöglich eineBeilegungdesStreit-alles herbeiführen möge. Obwohl Gr. keine Absichtatte, sich darauf einzulassen, gab er den dringlichen Wünschennach und setzt« mit Herrn Bier ein» Unterredung festiHerrBier— der„Ausgepreßte"! kam a m 2. P f i n g st-tage zu Gradnauer— dem„Erpresser"!— in dieRedaktton der„Sächs. Arbeiter-Zeitung", wo sie sich längere Zeitin aller Ruhe und Höflichkeit über den ganzen Stand der Dingeunterhielten.Gradnauer erklärte ausdrücklich, daß er garkeine Vollmacht zu Unterhandlungen habe, sondern nurganz persönliche Ansichten aussprechen könne. Abge-sehen von der Lokalfrage, führte Herr Bier das Gespräch auchauf die Entlassung bezw. Wiedereiiestellung der Brauerei-Arbeiter. Er erklärte, diese Wiedereinstellung sei unmöglich, denndie entlassenen Arbeiter seien schlechte Elemente, sie hätten mitder Faust auf den Tisch geschlagen und hätten erklärt, jetzt seiensie Herr in der Brauerei. Gr. erividerte ihm, das könne er nichtglauben, unter der Arbeiterschaft bestehe die Ueberzeugung, daßdie Arbeiter wegen ihrer Zugehörigkett zum Fachvereinentlassen worden seien, es sei doch höchst merkwürdig, daßgerade alle Mitglieder des Fachvereins solche schlechteElemente seien. Bier ineinte nun, das sei nicht wahr, er habeaar nichts gegen den Fachverein, sein Braumeister habe ihm dieSache so dargestellt, dem müsse er Glauben schenken. Gr. machteihn darauf aufmerksam, daß die Braumeister gerade seit langerZeit den Arbeiter-Fachverein scharf befeinden und daß den Aus-sagen des Braumeisters keineswegs so ohne weiteres Glaubengeschenkt werden könnte. So sprang denn als Kraebniß derUnterredung heraus, daß Herr Bier sich bereit erklarte, durchprotokollarische Abhörung seines BraunieisterS und anderer An-gestellten über die wirklichen Ursachen der ArbeiterentlassungLicht zu schaffe»; dann sollten die Verhandlungen fortgeführtwerden.Und aus diesemThatbestand hat der RechtsanwaltGerlach, zugleich Aufstchtsrathsmitglied der Waldschlößchen-Brauerei, seine Anschuldigung gegen Gr. wegen„Erpressung"fabrizirt.Nun, die Sache dürfte den Herren vom Waldschlößchenund ihren Helfershelfern noch gar sehr unangenehm aufstoßen!Diese Herren glaubten der Dresdener Arbeiterschaft alles anbieten zu können, sie bildeten fich ein, die Dresdener Arbeiterwürden sich zu der Lokalvenveigerung auch noch die Zerstörungdes BrauervereinS ruhig gefallen lassen. AIS sie einseheninußten, daß sie an die unrrchtige Adresse gekommen waren, alssich die Arbeiterschaft wie ein Mann gegen die Zumuthnngender Kapitalsgewaltigen erhob, da griff man in seiner Ber-zweiflung zu dem Mittel, falsche Anschuldigungengegen unsere Genossen zu erheben und dieselben den Gerichtenzu überliefern.Daß sie auch hiermit die Arbeiterschaft nicht erschreckthaben, daS haben sie bereits eingesehen. Vielmehr haben sie eSdahin gebracht, daß der Kampf immer größeren Umfang undschärfere Formen angenoininen hat.Daß Polizei und Gericht auf die Anschuldigungen de»Kapitalisten eingingen, wundert uns nicht, sind doch diese Be-Hörden schon gan* unwillkürlich völlig in der SinneSweise dererbefangen, denen sie politisch und gesellschaftlich nahe stehen.In Vorarlberg hat man' eS nun glücklich fertig gebracht,die Genoffen Eonfal und Leimgruber zu Gefängnihstrafen zuverurtheilen. Man glaubt damit die Entwickelung der feit kurzemsich so gut enttvickenden Sozialdemokratie im westlichen Grenz-lande Oesterreichs unterbinden zu können. Wie die Erfahrungbelehrt, verfangen aber diese Mittelchen�nicht.Todtenliste der Partei.'Genosse Ernst Hofmann inMockau bei Leipzig, der allezeit für die Sache der Sozialdemo«kratie wirkte, ist am Sonntag verschieden.Polizeiliches, Gerichtliche»«.Bielefeld. Der Redaktion der„Volksmacht" wurde am18. Juni das folgende Schreiben zugestellt:Bielefeld, den 13. Juni 1334.In der Unterslichungssache gegen Sie wegen Majestät?»beleidiguna werden von dem am 10. April er. bei Ihnenbeschlagnahmten 38 Exemplaren der Nr. 79 der„Volks-wacht" anbei 86 Stück Ihnen zurückgegeben. ES wirdIhnen anheimgestellt, für die fehlenden 2 Exemplare denPreis derselben zu ttquidiren.Königliche Staatsanwaltschaft.Bcgl.: Kowsky, Sekretär.Eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung war nämlich imApril auf grund eines in Nr. 79 der„Volksmacht" veröffent»lichten Artikels gegen deren verantwortlichen Redakteur Grotherhoben worden; der betreffende Artikel ivar eine Poleinik gegendie„Neue Wests. B.-Ztg.", in welcher der„Beruf Preußens"—man versteht hierunter, daß nicht Oesterreich, sondern Preußendie politische Vormacht in Deutschland habe— mit der Be-hauptung begründet war: alle früheren Könige hätten sich durchFrömmigkeit und Sittenreinheit ausgezeichnet, sie bildeten in dieserBeziehung eine glänzendeReihe! Diese hochwissenschaftliche(!) ton-servative Beweisführung ward in der„Volksmacht" grausam in Ver»wirrung gebracht durch den Hinweis, daß es einen König, Friedrich 11.,gegeben habe, der nicht in den Verdacht der Frömmigkeit kommenkann, und daß es einen, Friedrich Wilhelm UI., gegeben, der nicht aufSittenreinheit Anspruch machen kann!— Das fromme BielefelderMuckerblatt konnte die geschichtlichen Thatsachen, mit denen wirihre Kreise gestört, nicht wegleugnen; aus der fatalen Situationzog es sich, wie dies bei seinen salbungsvollen Allüren auch nichtanders zu erwarten war, durch eine kräftige Denunziation gegendie„Volksmacht", ivelche eine derartige Majestätsbeleidigung ver-krochen habe, daß ihre frommen Typen sich weigerten, dieselbeauch nur anzudeuten! Nun erfolgte polizeiliche Be-schlagnahme der noch vorhandenen Nummern der„Volks-wacht"— es waren nicht sehr viele, da ja die ordnungs-mäßige Expedition der betreffenden Nuinmer längst erfolgtmar— beschleunigte Vernehmung des Angeschuldigten und Zu-stellung einer Anklageschrift. Aber damit ist das hochnothpeinlicheVerfahren in diesem MajestätsbeleidigungS- Prozesse plötzlich zuEnde gewesen. Denn heute Vormittag wurde dem RedakteurGroth folgender Beschluß der hiesigen Straskaminer II zugestellt:„Die Eröffnung des HauptversahrenS wird abgelehnt, undwerden der Staatskasse die Kosten des Verfahrens auferlegt, weilder fragliche Artikel lediglich die beiden Könige Friedrich II.und Friedrich Wilhelm II. verunglimpft, darin aber eine persön-liche Beleidigung des jetzigen Trägers der Krone nicht gesundenwerden kann."— Genosse Eduard Echmtd, Redakteur der„Münch. Post", der am 19. Juni wegen Beleidigung desPrinzregenten, begangen in einem politischen Märchen inder Sonntagsbeilage der„Münch. Post" vor dem Schwurgerichtstand und gegen den in geheimer Sitzung verhandelt wurde,wurde nach fünfminutiger Berathuug der Geschworenenfreigesprochen.— Die Ausweisungen der ausländischenParteigenossen seitens sächsischer Behörden mehrensich. Ging bisher nur die Dresdener Polizeibehördebesonders scharf vor. so folgt ihr jetzt die Chem-nitzer Behörde nach. Der Genosse Franz Gorreis(Oesterreicher) wurde aus das Polizei-Amt bestellt und ihm hiereröffnet, daß er binnen drei Tagen Chemnitz und binnen achtTagen Sachsen zu verlassen habe. Schriftlich hat man ihm dieseAusiveisungsversügung nicht gegebe». Da Gorreis sich nie etwaszu schulden kommen ließ, so kann die Ursache seiner Ausweisungnur in dem Umstände zu erblicken sein, daß er Mitglied desSozialdemokratischen Vereins und Bevollmächtigter der Zahl-stelle Chemnitz des Zentralverbandes der Maurer Deutschlandsist.— Es ist erklärlich, daß eine derartige Maßregel nur dazuführt, den ausgewiesenen Genossen in seinen Anschauungen nurnoch mehr zu befestigen.