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Nr.6 35. Jahrgang

Parteinachrichten.

Tüchtige Wahlrechtskämpfer

1. Beilage des Vorwärts

würde

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Sonntag, 6. Januar 1918

Sürfe nicht über den Steuerbetrag hinausgeben. von ihm entlohnt werden, trugen die Koblen zu den Kunden, anstatt, wie sie Bei starker Abrundung nach oben tönne höchstens eine Steises andernfalles hätten tun müssen, in das Geschäftslotal der Händ gerung um 1 Pf. auf 11 Pf. zugebilligt werden. Bei einer lerin. Dem Fuhrmann ist es natürlich einerlei, wo feine Arbeiter Verteuerung auf den runden Betrag von 15 Pf. würde allein für die Kohlen abladen. Aber für die Arbeiter ist es eine Mehrleistung, die Linien der Großen" sich aus den zuviel erhobenen 4 Bf. eine wenn fie die Kohlen in die Behausung der Stunden tragen. Für find die Kölner Unabhängigen. Obwohl fic bei der jüngsten Reichs- Mebreinnahme von 24 Millionen Mart im Jahr ergeben, die ihr diefe Mehrleistung beanspruchten die Arbeiter eine besondere Ver­tagserjaginahl in Köln   und ebenso bei den Stadtverordnetenwahlen als Zugabe in den Echoß fielen. Gegenüber der ganz außergütung von Frau Bornig, die ihnen auch 1 M. für je ganz fläglich abgeschnitten hatten, wurden sic doch von der Kölner   ordentlichen Mehrung der Fahrgäste und der Einnahmen 1000 Etüd Preßtohlen zubilligte. Die beiden Kutscher waren an Sozialdemokratie aufgefordert, an einer Demonstration für das selbst beim 10 Pfennig Tarif find die Ausgaben für scheinend damit zufrieden. Aber der Arbeiter glaubte mehr be­gleiche Wahlrecht in Breußen teilzunehmen und einen Redner dafür Personal und Material feineswegs und Material feineswegs jo gestiegen, daß die anfpruchen zu können und flagte deshalb gegen Frau Bornis, zu stellen. Sie lehnten das einstimmig ab. Mit der Soziademo- Mehreinnahme wett gemacht würde. Hiermit läßt die geplante die sich darauf berief, daß fie nie mehr als 1 M. fratie gebe es fein gemeinsames Handeln, da gelte es nur ent- Fahrpreiserhöhung um 50 Prozent fich also ebenso wenig begründen. für 1000 Kohlen gezahlt habe, daß ja der Kläger   vom Fuhrmann schlossenen Kampf. Und hinzugefügt wurde die Erklärung, welche Auch das Schiedsgericht, das die" Große" gegen einen ihr nicht zu feinen Lohn erhalte und es ihm nichts angehe, daß sie selbst von die ganze unabhängige Presse abbrudt: fagenden Beschluß der Verbandsversammlung anrufen könnte, ihren Kunden eine Abtragegebühr von 50 Pf. für den Zentner er Oberbürgermeister Wermuth hervorhob wie in einer Besprechung mit Vertretern der Preffe der hielt. Das Gericht wies den Kläger ab. Eine Begründung des begründeten Zuschlag überschreiten dürfen. Ein Versuch, die Frage nicht den durch die Steuer Urteils wurde nicht verkündet. Daß die Händlerin bei dieser Koblenabtragung ein recht gutes einer Fahrpreiserhöhung vor das Schiedsgericht zu bringen, um Geschäft gemacht hat, ergibt sich aus folgender Berechnung: Nach anders als in diesem Sinne entscheiden zu lassen, müßte der durch ein Verordnung festgesezten Formel: Rentner scheitern. Das ist die Ueberzeugung und Zuversicht des gleich 114 Stüd, haben 28 000 Bregtohlen ein Gewicht Magistrats. von rund 245 Zentner. Frau Ab­Bornig hat für das tragen 50 f. pro Zentner, alfo 121 M. für die ganze Ladung erhalten. Dabon tamen auf die drei Arbeiter, welche die Koblen abtrugen, zusammen 28 M. Frau Bornig hat ihnen großmütig etwas mehr gegeben, nämlic) 30 M. Sie felbst hat also für die Arbeit des Abtragens, die in einem Tage erledigt wurde, den bübschen Profit von 91 Mart eingesteckt. Dafür hat die Händlerin nichts weiter geleistet, als daß sie den Arbeitern die Adreffen der Kunden angab, die zu beliefern waren.

Wir würden längst das gleiche Wahlrecht und noch ganz andere Rechte haben, wenn die alte Partei nicht so fläglich unsere Grundsäße und unsere Taktik über Bord geworfen hätte."

Schau an! Da waren die Unabhängigen über 40 Jahre lang mit uns in einer Partei, und wir haben zusammen bas gleiche Wahl­recht in Preußen nicht erreichen können. Seit einem Jahre haben fie sich von uns getrennt, und schon behaupten sie, wir hätten längst die Republik  , wenn wir nur ihrer famosen Taftit gefolgt wären. So läßt sich mit Worten streiten, während man in Wahrheit ablehnt, etwas für das Wahlrecht zu tun.

Parteilicher Uebereifer.

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Unser Parteigenosse Karl Bröger  , Redakteur an der Fran fischen Tagespost" und gleichzeitig Verfasser zahlreicher bekannter Gedichte, hatte einem Nürnberger   bürgerlichen Blatt auf besonderen Wunsch den Abdruck eines Gedichtes aus seinem neu erschienenen Versband Soldaten der Erde" gestattet. Deswegen erlassen die übrigen vier Redakteure der Fränkischen Tagespost" gegen Bröger  eine öffentliche Erklärung, in der sie ihr Bedauern über den Schritt ihres Kollegen aussprechen. Wir finden das Ver­halten Brögers nach keiner Richtung hin anfechtbar. Es handelt sich hier nicht um eine politische Mitarbeit an einem gegnerischen Blatt, sondern um das völlig neutrale Gebiet der Kunst. Ms sozialdemokratischer Künstler hat Bröger ebenso sehr das Recht zu entscheiden, an welcher Stelle er seine Sunst erzeugnisse veröffentlichen will, wie ein sozialdemokratischer Seger entscheiden kann, an welchem Blatte er seht. Ebenjogut fönnte man ja auch Vorwürfe gegen unseren Dresdner   Kollegen Größsch er­heben, weil sein Theaterstück an einem Hoftheater aufgeführt worden Auch vom rein journalistischen Standpunkt hat Bröger nicht gefehlt, denn er hat keineswegs seine Arbeitskraft einem Stonkurrenz­unternehmen zur Verfügung gestellt, sondern lediglich den Abdruck aus einer bereits erschienenen, der ganzen Deffentlichkeit zugäng­lichen Sammlung gestattet.

ift.

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Prekerfolge.

Zu unserer Notiz unter dieser Ueberschrift wird uns aus Bres= Iau mitgeteilt, daß das Wachstum der Bolkswacht" seit den an­gegebenen Zahlen weiter angehalten hat und die tägliche Auflage beim Jahreswechsel 55 000 betrug, darunter nicht nur 8000, sondern 13 000 Feldpostabonnenten.

Groß- Berlin

Die Verteuerungswünsche der Straßenbahngesellschaft. Mit dem Plan, die Straßenbahnfahrpreise zu erhöben, geht die Große Berliner   Straßenbahngesellschaft sogleich aufs Ganze." Sie denkt sich einen Mindestpreis von 15 Pfennig, was eine Berteuerung von mindestens 50 Prozent bedeuten würde. Durch die Berkehrssteuer läßt sich der Aufschlag um 5 Pf. nicht be­gründen, denn durch sie würde jede Fahrt nur um rund 12 Pf. berteuert. Beim Berliner Magistrat ist, wie wir erfahren. ent­schiedener Widerstand gegen die Absicht der Erhöhung auf 15 Pf. zu erwarten. Zu entscheiden hat der Zweckverband, zunächst durch den Verbandsausschuß und dann durch die beschlußfassende Verbandsver­fammlung. Im November 1916 erklärte die Verbandsversammlung, daß Fahrpreiserhöhungen in der Kriegszeit grundsäglich abzuweisen seien. Durch die Steuer ist nach Meinung des Berliner   Magistrats in zwischen die Sachlage geändert worden, aber die Preiserhöhung

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Töchter der Hekuba.

Wer wünscht nicht, daß uns 1918 den Frieden bringen möge! Trage auch Du dazu bei. Opfere Deine Perlen und Edelsteine auf

dem Altar des

Vaterlandes!

Auf

zur Gold anfaufsstelle,

fie zahlt die hohen Auslandspreife!

,, Kleine Mittel" zur Kohlenersparnis.

Es soll übrigens vorkommen, daß sich Kohlenhändler nicht mit der festgesetzten Abtragegebühr von 50 Pf. begnügen, sondern von Kunden, die unter den heutigen Verhältnissen froh sein müssen, Koblen ins Haus geliefert zu bekommen, bis 1 M. für den Zentner fordern und erhalten. So werden bei den fabelhaft hohen Kohlen preisen noch ansehnliche Extraprofite erzielt.

Die Möbelbeschaffung nach dem Kriege,

die besonders für die vielen friegsgetrauten Ehepaare eine wichtige Von den neuesten Maßregeln, die bei den Straßenbahnen Frage ist, wird von der Berliner   Stadtverwaltung icon jezt vor eine Minderung des Elektrizitätsverbrauches und hiermit eine bereitet. Mitteilungen hierüber machte uns Stadibaurat Hoff­Kohleneriparnis bewirken sollen, wird viel Aufhebens gemacht. Wir mann in einer Besprechung mit den Vertretern der Presse. Für eine nochmalige Haltestellenminderung geplant find. teilten schon mit, daß Linienänderungen und Linienfürzungen sowie Familien, die sich mit gebrauchten Möbeln begnügen wollen, Nach Ansicht werden aus den Nachlaßmassen des städtischen Siechenhauses und des Direktors Passavant, des Leiters der Elektrizitätswerke der der Stiftungsanstalten die noch verwendbaren Stücke ausgesucht Stadt Berlin  , find die an diese Maßregeln geknüpften Erwartungen und unter Zeitung der städtischen Tischlerschule aufgearbeitet. sehr übertrieben. Von dem Elektrizitätsverbrauch Groß- Berling Dabei bietet sich Gelegenheit, manchem Kriegsbeschädigten entfällt jetzt der weitaus größte Teil auf die Industrie, im be- eine erwünschte Beschäftigung zu geben. Gedacht wird auch fonderen auf die Rüstungsbetriebe, ein nur sehr mäßiger auf die Straßen- an die beträchtliche Menge der jetzt von all den Kriegsgeiell­bahnen. Groß- Berlin hatte im Jahre 1916/17 einen Elektrizitäts- ichaften benutten Möbel, die nach Friedensschluß in absehbarer Zeit Straßenbahnen rund 75 Millionen Kilowattstunden erforderten. bei Friedensschluß die wohlhabende Bevölkerung um Hergabe ges verbrauch von rund 550 Millionen Kilowattstunden, wovon die frei werden und umgearbeitet werden fönnten. Außerdem ist geplant, Was bei den Straßenbahnen etwa noch gespart werden könnte, brauchter Möbel zu bitten. Zur Anfertigung neuer Möbel läßt würde die Verkehrsnot weiter steigern. Gegenüber die Bauverwaltune der Stadt nach ihren Entwürfen einige Probe­den 550 Millionen Kilowattstunden würde der daraus erzielte ftüde machen, die in etwa 14 Tagen fertig sein sollen und dann zur Gewinn" an Elektrizität sehr wenig bedeuten, und vollends wäre Besichtigung ausgestellt werden. Man wünscht, möglichst den Ge­bie Kohlenersparnis gegenüber dem gesamten to blenverbrauch Groß- Berlins   lächerlich gering. Es ist daher durchaus unberechtigt und ganz sinnlos, mit der Kohlennot die Linienkürzungen usw. begründen zu wollen. Diefe Maßregeln werden den Bewohnern Groß- Berlins feine Mehrzufuhr an Kohlen bringen.

Extraprofit beim Kohlenverkaufen

Die den Kleinhändlern durch Verordnung augebilligte Abtrages Voraussegung, daß der Händler entweder selbst oder durch von ihm gebühr von 50 Bf. für den Zentner Stohlen ist begründet unter der bezahlte Arbeitsträfte die Stoblen aus seinem Geschäftslotal in die Wohnungen seiner Kunden befördert. Doch das war einmal. Die Sohlen, welche beute noch den Kunden in die Wohnung geliefert werden, gehen ihnen in der Regel direkt von der Bahn, allerdings durch Vermittlung des Kleinhändlers zu, der durch die Erhebung der Abtragegebühr unter den gegenwärtigen Verhältnissen einen hübschen Extraprofit machen kann, ohne selbst etwas dafür zu leisten. Ein Fall, der vor der Kammer 7 des Berliner   Gewerbegerichts verhandelt wurde, beweist das.

Die Kohlenhändlerin Bornis lieferte eine Ladung von 28 000 Stück Preßfohlen an verschiedene Kunden, und zwar so: Ein Fuhr­mann besorgte für Frau Borniz das Abfahren der Kohlen von der Bahn. Die Wagen fuhren bei den einzelnen Kunden vor. Zwei Kutscher und ein Arbeiter, die im Dienste des Fubrmanns stehen und

ſchmad der Streise zu treffen, auf die diese Möbel berechnet sind. Nur einfache Zimmer- und Kücheneinrichtungen für fleine Leute, die Wohnungen mit einem oder zwei Zimmern nehmen, werden an­gefertigt. Von den Ergebnissen der Probenausstellung soll es ab­hängen, was den großen Tischlereien, mit denen bereits verhandelt worden ist. in Austrag gegeben wird. Der Magistrat hat den Forstfiskus erfucht, die erforderlichen Hölzer zu Preisen abzugeben, die billiger find, als die unerschwinglichen dieser Teuerungszeit. Er hofft, daß der Staat sich zu einem solchen Ent­das Striegsministerium ersucht, für rafche Lieferung von Hölzern aus gegenkommen bereit finden lassen wird. Weiter hat der Magistrat den gut ausgetrockneten Vorräten der Heeresverwaltung zu sorgen, damit die Möbeltischlerei nicht auf Verwendung frisch geschlagenen Holzes angewiesen bleibt. Auch bat er angeregt, daß bei den ersten Entlassungen der Kriegsteilnehmer möglichst sogleich Möbeltischler berücksichtigt werden. Für die Abnehmer der Wohnungseinrichtungen ist natürlich auch die Kostenfrage sehr wichtig. Es soll Vora forge getroffen werden, daß Zablung unter günstigen Bedingungen erfolgen tanu. Die Beratungen hierüber sind noch nicht abge­schloffen.

Kartoffelversorgung.

Die Kartoffelration von 7 Pfund soll in der kommenden Woche ebenso aufgebracht werden wie in der vergangenen, nämlich, daß 6 Pfund auf Kartoffelfarte zu entnehmen sind, das siebente Pfund

Die Dombrowski lachte: Aber lassen Se se doch, Fräu ihrer Sprößlinge sehr ruhig. leinchen. Das schadet ja nischte." Sie nahm die Ungezogenheit

Erde   blickte? Das fonnte auch nur eine denken, die den Es war ein leises Befremden in dem Blick, mit dem Gustav nicht so liebte, wie sie ihn geliebt hatte. Aber Sie, die Gertrud jetzt die Frau ansah: oh, die Dombrowski! sein Gesicht jeden Zug seine Stirn, seine Nase, seinen recht hatte sie, es hatte keinen Sinn, es war dumm, dem Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Viebig  . Mund, seine Augen noch so genau in der Erinnerung hatte, einen, dem einzigen nachzuweinen. Entschlossen richtete sie sich ,, Die zahle ich," sagte Frau Krüger rasch. als hätte sie ihn gestern zulegt gesehen. Sie wußte ganz auf und wischte ihr Gesicht und das naßgeweinte Stöpfchen Das war doch mindeste, was sie tun konnte: sie hätte gern mehr, viel genau das war er nicht. Ein anderer war es, von Statur des Kindes ab. Es war an ihrer Brust still geworden und mehr getan. Sie wußte nur nicht, wie fie's anfangen sollte, und Haltung ihm vielleicht ein wenig ähnlich, aber ein ganz, eingeschlafen. Behutsam legte sie es in den Wagen und sie traute sich nicht. Die Hieselhahn war ihr nicht recht ver- ganz fremdes Gesicht. Denn wenn er auch schlecht gegen sie wehrte dann den Kindern, die wieder hinausgelaufen waren ständlich. War die nun böse auf Gustav, so böse noch auf gehandelt hatte, wenn sie auch hundertmal an ihn gedacht und jetzt draußen vorm Fenster mit der eisernen Schippe und ihn, daß sie nichts mehr von ihm wissen wollte? hatte in tiefem Groll, sie würde ihn doch erkennen, allüberall. dem Besen, wie mit Waffen aufeinander losschlugen. Wollt Oder war Seine Mutter, die täuschte sich; sie aber würde ihn noch er- ihr das wohl lassen! Um Gottes willen, ihr haut euch ja es nur der Groll gegen sie, seine Mutter? Dder hatte die den Gustav schon vergessen und verschmerzt? fennen nach vielen, vielen Jahren, erkennen am Ende ihres noch tot!" Die war so Lebens, wenn sie schon alt war, cisgrau. gleichgültig. seltsam teilnahmlos. Aber gleichviel, es war ihre, der Mutter, Pflicht, Gustav zu Gefallen freundlich zu Einen Augenblick hatte sie doch geglaubt, er sei noch am Gertrud Hieselhahn weinte, bittere enttäuschte Tränen. fein. Und sie legte das Kind rasch hin, deckte es zu und Leben, es hatte sie durchzuckt mit einem freudigen Schrecken, streckte der anderen die Hand hin: Na, denn will ich jetzt der fie schwach machte. Num war's doppelt schwer. Nun Junge ganz ordentlich und das Mädchen auch lange nicht so Früher war der Vater dazwischengefahren, da war der mal gehen, Fräulein. Aber nicht wahr, Sie besuchen mich fühlte sie erst, daß sie ihn noch immer lieb hatte- trog unartig. Aber nun war der Vater im Krieg. Selbst die bald? Es wird mir sehr freuen!" Sie wartete auf eine allemt. Sie nahm das Kind aus dem Wagen und füßte es Lehrerin wurde des Knaben nicht mehr Meister, wenn fie ihn Antwort. Die tam nicht. Sie mußte schon direkt fragen: heftig, ihre Tränen machten das kleine Köpfchen ganz naß. auch mindestens viermal die Woche nachsiten ließ. Das Fräulein ,, Sie kommen doch?" ,, Nein." Das Klang wieder eisig; so wie zu Anfang. Sie fant mit ihm auf den nächsten Stuhl. hatte sich schon ein paar Mal die Mutter kommen lassen: Ich Wir beide haben nichts miteinander zu tun. Wenn der Kindern, die sich hinter dem Rücken der Mutter heimlich Erich seine Aufgaben macht. So fand Frau Dombrowski sie, die mit ihren zwei bitte Sie, Frau Dombrowski, halten Sie doch darauf, daß Ihr Gustav was will, fann er ja fommen. Oder er soll schreiben fnufften, von ihrem Stück Land fam. Sie war heiß und müde. Und freche Antworten gibt er!" Es zuckte nervös im Ge­Er tut rein nichts zu Hause. an mich. Aber er tommt nicht wieder. Er kann auch nicht Seit ihr Mann im Krieg war, mußte sie sich allein um den sicht der blaffen, angeftrengten Lehrerin. mehr schreiben. Ich weiß es." Sie legte wie vordem die Acker fümmern; es war zwar nur ein kleines Stück, was sie gezogen wie Ihr Junge, er stedt die ganze Klasse an. Gott  , Keiner ist so un­Hand über die Augen, als schwindle es ihr.- besaßen, aber es machte doch Arbeit, zumal sie noch Wasch- ich sage, es ist wirklich nicht auszuhalten mit dem Bengel!" Was hatte die Hieselhahn eigentlich damit sagen wollen? und Reinemachstellen hatte. ,, Aber Fräuleinchen!" Die Dombrowski blieb gelassen. Die Mutter grübelte darüber nach, als sie durch die Sommer- ,, Na Fräulein, is' s Effen fertig? Noch nich? Aber nu!" Regen Se sich man nich auf. hihe nach Hause schlich. Sie fühlte ihre Füße wie Blei- Sie war ungehalten, das Fräulein hatte heute doch mal da- Davor is Krieg. Was soll ich denn machen, wenn der Erich Das is nu nich anders. gewichte, und es wurmte sie, daß die Person sie hatte so für sorgen wollen. Nun waren die Kartoffeln wohl geschält, nu nich gut tun will? abfallen laffen. Und was sollte das heißen: er fommt nicht aber sie standen noch nicht auf dem Feuer. Ich sage schon". Arbeit gehen, von den paar lumpigen Kröten Kriegs­Ich gehe auf Arbeit, ich muß auf wieder, er fann auch nicht schreiben mehr?! Glaubte die fuhr sie los, alles wird auch von unfereinem verlangt, und unterstützung kann man doch nich existieren. Schlimm genug vielleicht nicht, daß er noch am Leben war? Oder wollte sie Sie sitzen da und-". Sie verstummite, als sie die Tränen is es, daß man noch nich mal sagen darf, daß man was zu­nur damit sagen: er kommt nicht zu mir? Ja, so war's, der anderen sah. Es mar etwas in der Haltung des Mäd- verdient was die sich eigentlich denken! Das' s doch' ne das nur meinte sie. Denn der Gustab war ja am Leben, chens, das so ganz zusammengefunken dasaß, das Kind an Ungerechtigkeit: Frauen, die arbeiten gehen, müssen sich Gott sei Dant! Und es fonnte nicht mehr lange dauern, sich pressend, was sie mitleidig stimmte. Na, was is Ihnen fürchten, daß se de Unterstützung entzogen friegen, andere ein Jahr war schon Strieg, bald kam der Friede und brachte denn?" Gutmütig fing fie an zu trösten: Gottchen, sind stinkfaul und die na, aber ich bin nu mal so, ich ar­allen Gefangenen die Freiheit. Und den Gustav nach Haus!-nu weinen Se doch nich. Noch immer wegen Ihren Liebsten? beite ganz gerne. Das is man nu mal so gewöhnt von Gertrud Hieselhahn hatte den Besuch nicht hinaus- Fräuleinchen, sind Sie aber dumm! Sie triegen noch zehne Jugend an: Wochentags Arbeit und Sonntags- na Sonn­begleitet, ihre Füße waren wie angewurzelt. Sie stand, wo für einen. Da sagen se immer, die Männer wären jegt tags!" Sie lachte; aber dann seufzte sie: Ja, Sonntags, fie stand, gleichsam festgewachsen an die nacie Diele. Ihre rarach was! Wenn je jetzt auf. Urlaub fommen, find da hat man nu auch gar nischte." Ihre Augen, die wie Augen blickten wie geistesabwesend in die leere Luft. War se rein doll. Ich sage Ihnen, Fräulein, ich könnt Ihnen schwarze Beeren in dem tiefgebräunten Gesicht funkelten, die Frau, feine Mutter, verrüdt, daß sie glaubte, er wäre erzählen. Wenn ich so wollte!" Sie lachte und redte mit trübten sich. das? Der Mann auf dem Bild, der Gefangene, der jo zur einem gewissen Wohlbehagen ihre üppige Gestalt.

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OF

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Corti. folgt.)