Selbstmord> Gestern Nnchmittag hat sich die im Bureaudes Rechtsanwalts und Notars Dr. Zeidler in der Münzstraßeangestellte Buchhalterin Frl. M. Walburg im Sprechzimmer desBureaus erschossen. Schmerz über eine zurückgegangene Ver-lobung soll das LS Jahre alte Mädchen in den Tod getriebenhaben.Ein herrlicher Tod. In der Broncewaaren-Fabrik desHerr» Falbe, Manteuffelstr. 72, ist, wie der„Lokal-Anzeiger"meldet, am Dienstag Nachmittag der siebzig Jahre alteGürtler Traugott Ritter plötzlich bei der Arbeit tobt umgefallenDer Verstorbene hatte erst unlängst sein Svjähriges Geselljubiläum gefeiert.Siebzig Jahre alt und noch das Glück habe», bei der Arbeitumzufallen: Ist das nicht die Apotheose der besten der Welten?Einen DoPpel-NngliickSfall veranlaßte ein Radfahrer amDienstag Nachmillag in der Barnimstraße. Als der Kaufmann K..um einem ihm entgegenkommenden Gefährt auszuweichen, seinZweirad nach der rechten Seite des Straßendammes hinübersteuerte, übersuhr er ein etwa 14 jähriges Mädchen. wobei auchdie Maschine umfiel. Das Kind erlitt eine Quetschung desrechten Oberschenkels, sowie eine Verletzung am Kopf, der Radfahrer, der unter sein Gefährt zu liege» kam. trug'/neu Bruchdes rechten Unterarmes davon.Wie Herr Schippanowsky arbeitet. Der Expeditionunseres Blattes ging am Mittwoch eine Postkarte folgendenInhalts zu:Berlin, den 20. Juni 1894.Es muß Ihnen doch wohl bekannt sei», daß unsere Ausstellung über TausendJhrer Parteigenossen lohnende»Verdienst bringt und ist es uns unerklärlich, daß Sie uns durchAbdruck des unwahren Artikels auS dem„Kleinen Journal"zu schädigen versuchen.Sie werden es»ach diesem Vorgang begreiflich finden, daßwir hierdurch unsere Annoncen in Ihrem Blattzurückziehen.HochachtendAusstellung„Italien in Berlin"Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht.Herr Schippanowslch zeigt sich denn doch etwas zu einseitigals Geschäftsmann, wenn er glaubt, daß im„Vorwärts" dieAnnonce» irgend einen Einfluß auf die Anschauungen der Re-daktion ausüben können. Der Herr möge sich ferner gesagt seinlasse», daß selbst, wenn die Ausschneiderei, seine Auestetluiig gebeTausend unserer Parteigenossen lohnenden Verdienst, wahr wäre,der„Vorwärts" sich durchaus nicht in seiner Pflicht, die Jnter-essen der Ausgebeuteten wahrzunehmen, beirren lassen würde.Damit sind wir vorläufig mit diesem Ehrenmann fertig.Polizeibericht. Am 19. d. M. Morgens wurden einHausdiener in seiner in der Solmsstraße belegenen Wohnungund Nachmittags ei» Arbeiter in seiner Wohnung in der Frieden-straße erhängt vorgefunden.— Nachmittags überfiel einAlmosenempfänger in der Wohnung seines Schwiegersohnes, inder Waldemarstraße, seine von ihm getrennt lebende, dort zumBesuche weilende Ehefrau und brachte ihr durch«inen Messer-stich eine schwere Verletzung am Halse bei. Die Frau ivurdenach dem 5tra»kenhause Bethanien gebracht, der Tbäter ist ver-haftet.— In einem Bureau in der Münzstraße erschoß sich eindort beschästigtes Mädchen.— In der Nacht zum 20. d. M. fielan der Ecke der Friedrichstraße und der Straße Unter denLinden ein Kaufmann in der Trunkenheit bin und verletzte sichsckwcr am Hinterkopfe.— Im Lause des Tages fanden zweikleine Brände statt.Witterungöiiberstcht vom TV. Juni.Stationen.EwinemündeHaniburg.Berlin..Wiesbaden.München.Wien..HaparandaPetersburg.Cork...Aberdeen.Paris.,Witterung in Deutschland am SC. Juni. 8 Uhr Morgens.In ganz Deutschland hat seit gestern früh eine erheblicheZunahme des Luftdrucks stattgefunden. Nachdem am Nachmittagnoch in Neufahrwasier und Wiesbaden Gewitter hernieder-gegangen sind, hat sich der Himmel großentheils ausgeklärt. ImWesten ist jedoch von Neuem Bewölkung eingetreten und an derNordsee fällt etwas Regen. Die Winde wehen in der östlichen HälfteDeutschlands ziemlich lebhaft aus Nordwest, in der westlichenaus südwestlicher Richtung. Die gestern früh erfolgte Abkühlunghat im Laufe des Tages und über Nacht in Mitteldeutschlandnoch zugenommen, so daß heute Morgen die Temperaturen inden meisten Gegenden nur 12 bis 14 Grad Celsius betragen.Wetter-Prognose für Dounerstag, den 21. Juui 1894,Vorherrschend wolkiges Wetter mit leichten Regenfällen,mäßigen westlichen Winden, etwas wärmerer Nacht und wenigveränderter Tagestemperatur.Berliner Wetterbureau.GeviiJiks-BsWuniJ.I» der Strafsache gegen Genosseu Arthur Stadthaaenwurde gestern um 9 Uhr Vormittags das Urtheil verkündet.Die Gründe lauten etwa folgendermaßen. Der Einwand, daßdie Landgerichte zu Stendal und Torgau, die zunächst mit einigender Anklagen befaßt waren, ist nicht durchschlagend, weil dasOberlandesgericht zu Naumburg befugt war, die Anklage diesenGerichten zu überweisen, da alle Magdeburger Richter beleidigtsein sollten und weil ferner auf Antrag des Angeklagten hinschließlich das Reichsgericht alle 7 Anklagen dem erkennendenGericht überwiesen hat: es kommt deshalb selbst auf etwaigeehler im Vorverfahren nicht an. Von den S Schriftsätzen aus dertrafsache wider Peus ist zunächst ein Schriftsatz vomII. Januar 1891 unter Anklage gestellt. Angeklagter sollin dem Schriftsatz der Staatsanwaltschaft zu Magde-bürg den Vorwurf der Verschleppung ,n beleidigenderForm gemacht haben. Der Inhalt des Schriftsatzes, der auch inder Form sich durchaus in den Grenzen des Rechts des Ver-theidiaers hält, widerlegt diesen Vorwurf. Ueberdies steht hierwie überhaupt als Vertheidiger bezüglich aller Schriftsätze demAngeklagten§ 193 Str.-G.-B. schützend zur Seite. Von dieserAnklage war Angeklagter daher freizusprechen. Anders steht esmit den drei sSchristsätzen vom 29. Januar und L. Februar.Alle drei sind inhaltlich übereinstimmend, nur an verschiedeneInstanzen gerichtet, und sind daher als eine Handlung aufzu-fassen. Angeklagter erhebt der Staatsanwaltschaft, dem Land-gerichts-Präsidenten und der Strafkammer gegenüber den Vor-wurf. daß Peus eine Behandlung, die einer geistigen Torturnahestehe, erdulde. Zur Begründung dieser Behauptung wirdeine Reihe zutreffender Thatsachen angeführt und dann dargelegt,ein schwerer Amtsmißbrauch liege vor u. s. w. Hätte Angeklagternur gesagt, Peus empfinde dies als geistige Tortur u. s. w., sowäre er wohl in den Grenzen seines Rechts geblieben. Aber erhat der Ansicht Raum gegeben, daß die Beamten geflissentlich,u m geistig zu foltern, die betreffenden Handlungen und Unter-lassungen vorgenommen haben. Das ist eine strafbare Ueber-schreitung der von ihm wahrgenommenen Interessen. Ebensosteht es mit dem Ablehnnngsgesuch vom v. Februar 1891. TieBemerkungen in demselben über das Amt eines Zensors, derAusdruck, der Richter habe aus„politischem Haß" gehandelt u. s. w.ist beleidigender Natur. Auch in diesem Falle war Angeklagterzu bestrasen. Der Schriftsatz in Sachen Fritsche ferner ist zmeifel»loS in Wahrnehmung des Rechts und der Pflicht als Vertheidigergeschrieben. Die Form ist nicht beleidigend; der Passusüber die Motive der Verurtheilten, die auf Revisionverzichtet hatten, ist nach Lage der Beweisaufnahmenicht als strafbar zn erachten. Hingegen ist derPassus als beleidigend erachtet, der sich aus die Staatsanwalt-scbaft bezieht. Wenn dort unter Berufung auf das Zeugnis desersten Staatsanwalts zu Magdeburg behauptet ist, die Staats-anwaltschaft habe Neßler beeidigl, um eventuell gegen ihnAnklage wegen Meineids zu erheben, so ist der Staatsanwalt-schaft ein verwerfliches Motiv unterstellt. Wenn auch die Formkeine beleidigende sein mag, so erhellt die Beleidigungsabsicht hieraus den begleitenden Umständen: die Sache Neßler stand v o r derSache wider Feilsche an, das Gericht nimmt an, es hat kein Zu-sammcnhang zwischen der Sache Fritsche und jener angeblichenBeeidigung bestanden. Ueberdies klingt es aber wie ein Hohnals Zeugen für das verwerfliche Motiv den zu benennendem dies Motiv zur Last fallen soll. Aus diesen Umständenfolgt, daß dieser Passus nur bei Gelegenheit derWahrnehmung berechtigter Interessen, nicht aber zwecksWahrnehmung solcher Interessen, sondern zwecks Beleidigungvom Angeklagten in den Schriftsatz hineingebracht ist. Wa-endlich den Brief in Sachen Matlhies anlangt, so wimmelt derBrief ja von schweren, zweifellos beleidigenden Aeußerungen.Angeklagter bestreitet das ja auch nicht, bat dies vielmehr ausdrücklich anerkannt. Er lehnt aber eine Verantwortung für denBries ab, weil ohne sein Wissen und Wollen derselbe zur Kenntniß Anderer, für die er nicht bestimmt war, gelangt ist undweil der Brief wider die ausdrücklichen Vorschriftender Strafprozeß- Ordnung eröffnet sei. Diesen Ein-Wendungen kann der Erfolg nicht versagt werden. Die Be-leidignng ist nicht vollendet. Der Brief war ein Brief des Vertbcjdigers an einen Klienten. Nach den Motiven zu Z 148Str.-Pr.-O. und nach dem Kommentar dcS berufensten Kommentators zn derselben, Loewe, kann es keinem Zweifelunterliegen, daß die durch den Untersuchungsrichter, Land-gerichtsrath Mein Hardt, bekundete Praxis desMagdeburger Gerichts, solche Briefe ohneausdrückliche Genebmigung zu öffnen, mitdem Gesetz nicht in Einklang steht. Es ist also dieKenntnihuahme von dem Brief durch die That einer Behördeerfolgt, für die der Ansieklagle nicht verantwortlich gemachtwerden kann, wiewohl die Behörde in, beste» Glaube» widerdas Gesetz gehandelt hat. Selbst wenn man aber annehmenwollte, die Einsichtnahme in den Bries hätte der Behörde zu-gestanden, so halte sie denselben nicht weiter geben dürfen:wenigstens könnte hierfür nicht der Angeklagte verantwortlich gemacht werden. Der Angeklagte war serner auch deshalb indiesem Falle freizusprechen, weil solcher Brief, der wider dasGesetz behandelt ist, nicht zur Grundlage eines Strafversahrensgemacht werden darf. In ähnlicher Weise hat dasReichsgericht sich bezüglich eines von einem Land-rath' den Eltern eines Angeklagten ohne Recht fort-genommenen Brieses im 20. Band der Entscheidungen aus-gelassen. Bezüglich des Falls Malthies liegt also nur ein söge-nannter Versuch einer Beleidigung vor, kür den Angeklagter nichteinzustehen hat.— Was die Strafhöhe anlangt, so hat der GerichtsHof wegen der Schwere der Beleidigungen selbst Geldstrafe'ür ausgeschlossen erachtet. Wenn, sei es auch in einergewissen Erregung die schwersten Vorwürfe von einem Vertheidiger erhoben werden, wenn dem Gegner unterstellt wird, daßer aus politischem Haß handle, während er als Richter strengerObjektivität sich befleißigt, so muß auf Gefängnis erkannt werde».Für jeden der drei Fälle ist auf je zwei Monate, als G e-sa mm ist rase auf vier Monate Gefängniß erkannt.Wegen der übrigen Fälle ist auf Freisprechung erkannt und sinddie diesbezüglichen Kosten der Staatskasse, die übrigen dem An-geklagten zur Last gelegt.Ueber den Anarchistenprozest in London meldet ei»Wolff'sches Telegramm: In der heute fortgesetzten Gerichts-Verhandlung gegen den Anarchisten Ärall sagte der Regierungs-chemikcr aus. die bei dem Angeklagten beschlagnahmten Flaschenenthielten verschiedene Säuren, ferner Quecksilber-Fulminat, zudessen Herstellung die besondere Erlaubnis des Ministers desInnern erforderlich sei. Unter den bei Brall vorgefundenenRezepten befinde sich eines mit der Ueberschrift„Vaillaut-Sprengstoff", welches genau mit dem bei dem Anarchisten Polti vor-aefundenen Rezept übereinstimme. Andere Rezepte betreffen dieAnfertigung von Quecksilber-Fulminat, Schießbaumwolle, Nitro-alycerin und Dynamit. Die weitere Verhandlung wurde aufFreitag vertagt.Soziale Ileberstthl.An die Arbeiter Berlins! Wohl keine Arbeiterkategoriehat unter so ungünstigen Arbeitsbedingungen zu leiden als dieEchlächtergesellen. Diejenigen, die in Arbeit stehen, müssen Tagund Nacht thätig sein, während auf der anderen Seite jungeLeute Monate lang arbeitslos in Berlin und auf der Landstraßeumherirren. Eine kleine Zahl aufgeklärter Kollegen sucht dasLooS ihrer Kollegen zu verbessern, indem sie eine Organisationzu schaffen suchen, die dem Ausbeutungssystem der Meister undStellenvermittler einen Damm entgegensetzt. Sehr oft treten unsnun die Meister mit dem Einwand entgegen, wir wirken nur imAustrage der Sozialdemokratie in unseren Kollegenkreisen unddeshalb müßten sie die Anerkennung deS Arbeitsnachweises ablehnen, da sie mit Leuten, die diese Bestrebungen unterstützen,nichts zu thun haben wollen. Nicht so feinfühlend sind allerdingsdie Herren in der Auswahl ihres Kundenkreises; da ist es ihnen sehrangenehm, die Arbeitergroschen vo» Sozialdemokraten einzustecken.Es wäre gewiß nicht unangebracht, wenn unsere Genossen ähn-lich dem Standpunkt der Herren Schlächtermeister sagen: Nein,mit Leuten, die auch die bescheidensten Ansprüche ihrer Arbeiterzurückweisen und einer ihrer gerechtesten Forderungen, die Ein-führung eines kostenlosen Arbeitsnachweises jede Anerkennungversagen, mit diesen Leuten wollen wir nichts zu thun haben.—Wir bitten unsere Parteigenossen über alle Mißstände in denSchlächtereibetrieben, sowie über das Vorhandensein schlechterSchlafränme, dem Unterzeichneten Mittheilung ,u machen. FritzG a ß m a n n, Neue Königstr. 17.Liedergemeinschaft der Arbeiter-SängervereinkgungenDeutschlands. Bezugnehmend auf den im Monat August diesesJahres in Berlin stattfindenden zweiten Delegirtentag der Lieder-gemeinschaft der Arbeiter- Sängervereinigungen Deutschlandsrichtet unterzeichneter Ausschuß an alle Arbeiter« Sängerbünderesp. Vereine, welche sich der Liedergemeinschast noch nicht an-geschlossen haben, folgenden Aufruf:Sangesbrüderi Genossen! Als am 2Z. Dezember 1392die Delegirten von den verschiedenen Arbeiter-SängervereinigungenDeutschlands zusammentraten, waren diese von dem großen Ge-danken beseelt, eine Notengemeinschaft herbeizuführen, die dasfreie Lied des Arbeiters auf jene Stufe in der Dichtung wie inder Mufik hebt, die ihm gebührt. Und in der That. durch Be-gründung der Liedergemeinschaft ist auf diesem Gebiet erkenntlichWandel geschaffen, da die eingesandten Lieder im Text wiemuflkalifch einer eingehenden genauen Prüfung unterzogen werden.sirma Dr. Hein-Zerlin, Linden straße,dieDie Massenauflage der angenommenen Lieder, die im Selbst-Verlage der Vereinigung erscheinen, ermöglichten es, diese an dieMitglieder der Vereinigung zu dem denkbar niedrigsten Preise zuverabsolgen.— Die Liedergemeinschaft ee. verfolgt nichtden Zweck, irgend welche Bestimmungen auf Bünderesp. Bereine, welche der Gemeinschaft nicht angehören,auszuüben oder zu erlassen. Die wahrhaft guten Arbeiterlieder,die ein Spiegelbild für die Leiden und Freuden des Volke? seinsollen, sie sollen das geistige Band sein, welches der Lieder-gemeinschaft als Grundlage dient. Ueberall wo die deutsche Zungeklingt, sollen die deutschen Arbeiterlieder Gemeingut des freienSängers sein, nicht nur des Sängers, auch des ganzen Volkes.Darum appelliren wir an Euch, Sangesbrüder und Genossen,und rufen Euch zu, wollt Ihr, daß nur gute Arbeiterlieder inallen Arbeiter- Gesangvereinen Deutschlands ibre Verbreitungfinden, wollt Ihr, daß die freiheitlichen Gesänge eine scharfeWaffe gegen die Knechtung des freien Geistes werden, so tretetder Liedergenieinschafl der Arbeiter-Sängervereinigungen bei!—Laut protokollarischer Bestimmung ist es auch einzelnen Vereinenund gemischten Chören gestattet, der Liedergemeinschaft jc. beizutreten.— Beitrittserklärungen resp. Anfragen richte man auunterzeichnete Adresse. Die eventuelle Beschickung des Delegirten-tages durch einen Delegirten, sowie die Anträge, bitten wir bisspätestens 15. Juli anzumelden.Der geschäftsführende Ausschußder Liedergemeinschaft der Arbeiter-Sänger«vereingungen Deutschlands.I. A.: Fr. Schräder, Berlin dl., Ackerstr. 69, Hof I.Arbeiterblätter werden freundlichst um Abdruck dieses gebeten.Zlchtung, Glaser! Die Kollegen derr i ch O i d t m a n n, Glasmalerei, Filialehaben, veranlaßt durch das Benehmen des Werkführers,Arbeit niedergelegt und ersuchen den Zuzug fern zu hallen.Die Bertrauens männer der Berliner Glaser.I. A.: H. S ch u l z, Calvinstr. 30.Achtung, Rohrer! Die Lobndifferenzcn bei der FirmaFerdinand Juliusberg, Möckernstr. 137, sind insoweitgeregelt, als derselbe sich bereit erklärt hat, sämmtliche gemäß-regelte Kollegen zu dem alten Lohn von IS Pfg. pro Quadrat-nieler ohne Abzug wieder einzustellen. Dies soll jedoch erst Endedieser Woche geschehen, weil augenblicklich nicht für alle genügendArbeit vorhanden ist. Die Streikbrecher setzen ihre Arbeit ohneUnterbrechung fort.Wir ersuchen daher die Kollegen, sämmtliche Beschlüsse derletzten Bersaminlung streng inne zu halten.Die Kommission.Ans Hamburg wird telegraphirt: Die heutige Bersamm-lung der streikenden Schauerleule beschloß mit 47gegen 39 Stimmen, statt der geforderten S0 Pfennige pro TonneKornladung das Angebot von 45 Pfennigen anzunehmen.Risiko der Arbeit. AnZ Trencstn(Nordwestungarn) wirdtelegraphirt: Bei Tynainitsprengnngen in einem Steinbruchwurden zwei Arbeiter getödtet ku»d ein Gutspächter schwer ver-wuudet.Zur Karwiner Grubenkatastrophe wird aus Troppautelegraphirt: Von den. bei der Grubenkataflrophe in KarivinVerwundeten sind zwei gestorben. Die Gesammtzahl der Tobtenbeträgt nunmehr 235; hiervon befinden sich 214 noch in denGruben. Die Analyse ergab, daß gegenivärtig die Grubengas«nur noch 3 pCt. Sauerstoff enthalten, woraus geschloffen wird,daß der Brand im Erlöschen sei.Eines natürlichen TodeS.sterben bekanntlich die meistenMenschen. Es fragt sich nur, was man unter„natürlichem" Todversteht. Man lese einmal die Sterbetafel des I. Quartals 1894,die die Z ent r al kass e der Maurer, G y p s er(Tünch er)und Stuckateure Deutschlands,„Ärundstein zurEinigkeil", in Altona veröffentlicht! Da werden 71 Tobte auf-gezählt, und von diesen 71 sind nicht weniger als 39 an irgendeinem Lungenleiden(meist Lungenschwindsucht) gestorben. Dasheißt mit anderen Worten: 55 pCt., also mehr als die Hälftealler Bauhandwerker sterben an der Lungenschwindsucht. Aber.wie gesagt, sie sterben eines„natürlichen" Todes! Der Berns istnicht Schuld daran!Ter Werth der Vorkehrungen zum Stanbsammeln,wie sie in manchen Fabriken zum Schutze der Arbeiter getroffensind, geht recht überzeugend aus folgenden, aus der„DeutschenMühlen-Jndiistrie" vorgeführten, in einzelnen Fabriken gemachtenWahrnehmungen hervor, welche die ausnahmslose Anordnungdieser Vorkehrungen als dringende Pflicht gegen die Arbeiter er-scheine» lassen. In einer Miniumfabrik, in welcher man in sinn-reicher Weise für Ableitung des Slaubes Sorge getragen hatte,fanden sich nach Verlauf emes Jahres 17 000 Kilo Staub in denStaubkammern angesammelt. Ein nicht unbeträchtlicher Theildieses giftigen Standes würde also von den Arbeitern ein-aeathmet worden sein und sich auf die Lungen derselben gelegthaben, hätte man obige Maßregeln zu treffen unterlassen. In einemanderen Falle, in welchem es sich um die Verpackung kalzinirler Sodahandelte und ebenfalls Vorkehrungen zur Slaubableitung getroffenwaren, sammelten sich in 14 Tagen 100 Kilo Staub an. BeiAnwendung eines Verfahrens, welches speziell für die allgemeinmit Schmirgel betriebenen Schleifereien zum Sammeln deZ fortgeschleuderten Staube? aufgekommen ist. bildete sich im Verlauf«von 31 Stunden ein Kegel von 33 Dekagramm. Im letzlerenFalle handelte es sich um einen Staub, welcher 90 pCt. Eisen-oxyd und Eisenoxydul, also scharfe, spitze Theilchen enthält, derenüberaus nachtheiliger Einfluß auf die Schleimhäute der Alhmuugs-organe einleuchtet. Wenn man nun berücksichtigt, daß die meistenderartigen Fabriken noch ganz ohne Schutzvorrichtungen im Be-triebe sind, daß z. B. bei Portlandzemenl-Fabrikation die Mengedes entwickelten Staubes 0,4 pCt. beträgt, so kann man sich eineungefähre Vorstellung von der Staubmenge machen, welche dieAthmungso'rgane der Arbeiter nothwendig schädigen muß.Eine Statistik deS Grundeigenthum» in Sachsen hatOber-Regierungsrath Steglich herausgegeben. Nach derselbenhaben Zwangsversteigerungen stattgefunden in den Jahren 1885:538. 1890:79«, 1692:1491, die Zahl der zwangsweise versteigertenGrundstücke betrug 1335: 724, 1390: 1041, 1892: 1790 und dieZahl der betroffenen Besitzer 1835: 562. 1890: 762, 1892: 1419.Diese Ziffern bedürfen der Nachprüfung. Steglich schließt ausden Ziffern u. a., daß diese unbehaglichen Erscheinungen in demSturmschritt der modernen Technik und des internationalenVerkehrswesens liegen, welcher eine raschere Kapitalbildung be»günstigt, die Kapital- und Bodenbesitzrente, sowie den Gewinnder selbständigen Unternehmer, Handwerker und Landwirthe ge-'chmälert und die Preise der Güter und Maaren gedrückt hat.—Nach dem Verfasser wurden von der zwangsweisen Enteignunglandwirlhschastliche Besitzungen so gut wie nicht betroffen; eswar vielmehr die städtische und industrietreibende Bevölkerung,welche unter dem Drucke wirthschafllicher Roth in ungewöhnlichzahlreichen Fällen ihres Besitzthums zwangsweise enteignetwurde.— Die Ueberschuldung des Grundbesitzes in Sachsen isteine statistisch längst feststehende Thatsache; die Zwangsver-teigernngen sind dre Folgen der Ueberschuldung in erster Linie.Die Hypothekengläubiger sind zumeist die eigentlichen Besitzer.—Auch die Besitzwechsel hat St. zum Gegenstände seiner Unter-uchung gemacht und konstatirt, derselbe eine beträchtliche Zu»nähme innerhalb von 7 Jahren.Das GewerkschaftSkartell in Arnstadt i. Th. hat imletzten Jahre fein Augenmerk darauf gerichtet, die der Organi-fation fernstehenden Arbeiter zu organistren. Es gelang, dieSchneider zu organisiren und eine Zahlstelle des Schneider-Ver»bandes zu errichten. Die Bemühungen, die Bauhandwerker zuorganisiren, sind bis jetzt erfolglos gewesen. Einige Bauhand-