Einzelbild herunterladen
 

Nr.10. 35. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährt. 4.50 mt, monatl. 1,50 L fret ins Haus, vorauszahlbar.Einzelne Rummern 10 Bfg. Bostbezug: Monat lich 1,50 ML. Unter treuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn 3,-t, für das übrige Ausland 4,50 t, monatlich. Bersand ins Feld bei diretter Bestellung monatl. 1,50 RL. Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland  , Luxemburg  , Schweden  und die Schweiz  . Eingetragen in die Post- Zeitungs- Breisliste. Erscheint täglich.

Telegramm- Adresse:

256- Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. bie fiebengespaltene Rolonel. acile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Wort 20 fg.( 32­fäffig 2 fettgebrudte Worie), jedes weitere Bort 10 Big. Eteñengesuche und Schlafftellenanzeigen das erite Sort 10 Big., jedes meitere Sort 5 Big. 28orte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20%. Familien Anzeigen 50 Pis  .. bolitische u. gemertschaftliche Vereine­Pinzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müffen bis 5 Uhr nachmitt. un Hauptgeschäft. Berlin   B.68, Lindenstraße 8, ab­gegeben werden. Geöffnet von 8 1hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

1120 Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernibrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

nad bil

Donnerstag, den 10. Januar 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Worinplag, Nr. 15190-151 97.

Wilsons Weltfriedensprogramm.

In dem Augenblick, in dem die Verhandlungen von Brest  | 25. Dezember beginnende Frist für die Entente abgelaufen 18u fagen, was beren Biete feien und was für eine Aus­wieder aufgenommen werden, zunächst nur um über den russi- sei und durchblicken lassen, daß sich die Verbündeten an die einandersehung sie als gerecht und befriedigend ansehen würden. schen Wunsch nach Verlegung des Verhandlungsorts zu be- Vorschläge für einen allgemeinen Frieden, die an jenem Tage Es besteht daher kein triftiger Grund, warum wir auf diese Her­raten, hat der Präsident der Vereinigten erstattet wurden, nicht mehr gebunden fühlten. Die Dis- ausforderung nicht mit äußerster Offenheit antwor Staaten im Rongreß eine Rede für den allgemeinen Frie- fussion über einen allgemeinen Frieden war damit aber nur ten follten. Es gibt teine Verwirrung der Meinung unter den den gehalten. Stach schon die lehte Rede Lloyd Georges von formell geschlossen, fachlich geht sie weiter, fann sie und soll Gegnern der Mittelmächte, keine Unsicherheit über die Grundsäke früheren Aeußerungen der Ententeführer, zumal des heiß fie an jedem Tage wieder aufgenommen werden. Wir stim unb teine Unklarheit hinsichtlich der Eingelheiten. Geheimtuerei, blütigen englischen Premierministers selbst, start ab, so gilt men mit den Russen vollkommen in der Auffassung überein, unaufrichtigkeit und Mangel an genauer Feststellung der Kriegs­das noch mehr von der Rede Wilsons, die im Verhältnis zu daß der allgemeine Frieden nicht als Rocmittel mißbraucht siele sind lediglich auf Seiten Deutschlands   und seiner Verbün­feinen früheren Reden geradezu als ein Muster staats- werden darf, um einen Zeilfrieden zu verhindern, daß er aber beten. männischer Mäßigung erscheint. selbstverständlich das erstrebenswerte Biel bleibt, Das russische Bolk ist ohnmächtig dem wir mit allen Kräften zusteuern müssen, sobald sich die und, wie es scheint, vollkommen hilfslos gegenüber der unnach­Gelegenheit dazu bietet. giebigen Macht Deutschlands  . Eeine Kraft ist anscheinend ge­brochen, aber seine Seele will sich nicht unterordnen. Es appelliert an uns, damit wir sagen, was wir wünschen, und ich glaube, daß das Boll der Vereinigten Staaten   es wünscht, daß ich mit voll­lommener Klarheit und Offenheit darauf antworte.

Die Wirkung destroy mancher Bedenken im einzelnen schönen und lockenden Weltfriedensprogramms, das Wilson entwickelt hat, wird in Deutschland   durch zwei Umstände be- Wenn die Ententeregierungen Beweise für ihre Absicht einträchtigt werden. Erstens zittert in einem großen Teil erbringen, einen Frieden zu schließen, der dem deutschen   Bolt der öffentlichen Meinung noch die Erregung über frübere teine Breisgabe dessen, was es vor dem Kriege besaß, und heftige Reden des Präsidenten nach, und zweitens wird sich feine Treulosigkeit zumutet, dann wird die deutsche fofort das Mißtrauen regen, ob nicht der idealistische te gierung zur allgemeinen Friedenskonfe­Schwung der neuen Rede nur ein diplomatisches Manöver renz gehen. Das foll fein Beugnis fein für die guten ist, ob nicht den Russen das Irrlicht   eines allgemeinen Absichten der Regierung, aber ein Ausdrud der lebendigen Friedens entzündet werden soll, um sie noch einmal in den Kräfte, die in unserem Bolk rege sind. Also, wenn es ernft Blutsumpf des allgemeinen Krieges hineinzuführen. ist mit den guten Absichten, dann feinen Zag Länger!

Und wir? Gerade weil in uns der ewige Gedanke der Menschenverbrüderung wach und rege ist, weil wir den Frie­den, von dem Wilson spricht, wirklich wollen, müssen uns hüten, Opfer eines allzu leichtfertigen Vertrauens zu werden. Wir können Wilsons Borschlag nicht enthusiastisch begrüßen, ohne zu prüfen, was er bedeutet und was mit ihm beab sichtigt ist.

Ob die gegentvärtigen Führer in Rußland   es glauben wollen oder nicht, es ist unser inniger Wunsch und unsere sehnliche Soffnung, daß ein Weg gefunden werde, ber es uns erlaubt, dem russischen Wolfe zu helfen, feine weitgesteckten Goffnungen auf Freiheit und dauern Sen Frieden zu erfüllen. Wir sind in den Krieg eingetreten, weil Berlegungen des Rechtes vorgekommen sind, die uns aufs emp­Washington, 9. Januar. Präsident Wilson hat eine findlicite getroffen haben und die das Leben unseres Voltes un Botschaft an den Kongres gerichtet, bie fich mit den möglich gemacht hätten, wenn fie nicht wieder gut gemacht würden Borgängen in Breft Ritomer befchäftigt. und die Welt ein für allemal gegen eine Wiederholung gesichert Unser Programm

Reuters   Bureau tett den halt der gestern übermittel- würbe. Wilfons Rede genügt noch nicht als Beweis dafür, daß ten Botschaft in folgendem Telegramm mit: Wieder einmal wie schon wiederholt vorher haben die ift das Programm des Weltfriebens und es stellt zugleich das die Entente einen Frieden, wie er in dieser Rede dargestellt breder ber Mittelmächte den uns zu erkennen einzig mögliche Programm dar. ist, abzuschließen bereit ist. Die Entente hat die Frist, die gegeben, die Kriegsziele und eine mögliche Grundlage Der erste Bunkt ist, daß alle Friebensverträge ihr zum Anschluß an die Friedensverhandlungen gegeben war, für einen allgemeinen Brieben zu erörtern. In Brest  - ffentlid find und öffentlich austande gekommen find, und daß verstreichen lassen, und die Nede Lloyd Georges enthält Ritost haben Besprechungen zwischen Vertretern der Mittelmächte banach eine geheimen internationaten Verein. Punkte, über die sich wohl verhandeln läßt, von denen aber stattgefunden, auf welche die Aufmerksamkeit aller Striegführenden barungen irgendwelcher Art mehr getroffen werden bon vornherein gesagt werden muß, daß die Regierungen gelenkt wurde, zu dem Zwede, festzustellen, ob es möglich sei, diese bürfen, sondern die Diplomatic immer offen und vor aller Welt des Vierbundes fie nicht so, wie sie sind, annehmen fönnen. Besprechungen zu einer allgemeinen Friedenstonferenz auszubeh- getrieben werden soll. Diese Punkte fehren in der Stede Wilsons abgeschwächt nen. Die Bertreter Rußlands   haben nicht allein eine festum­mieder. Die Wiedererwägung der elsaß  - lothringischen Frage ichriebene Darlegung ber Grundsäße, auf Grund Shiffahrt auf dem Weere außerhalb der territorialen Ge­Der zweite Punkt ist vollkommene Freiheit ber wird in die Formel gekleidet, diese Angelegenheit müsse so welcher sie bereit wären, Frieden zu schließen, sondern auch ein mäffer im Frichen sowohl wie im Krieg, mit Ausnahme jener geordnet werden, daß der Frieden im Interesse aller gesichert ebenso lares Brogramm für die tatsächliche Anwendung Meere, bie gang aber teilweise burch eine internationale Handlung wird". Das ist aber nur dann möglich, wenn auf den Ver­aweds Durchfegung internationaler Berträge geschlossen werden. such verzichtet wird, Teile des deutschen   Volkes vom deutschen  Bolte abzutrennen.

Auch über die Türket spricht fich Wilson ähnlich aus wie Lloyd George  , nur daß er vorsichtigerweise die Möglich feit offen hält, daß die nach Lloyd George   zur Loslösung reifen Gebiete in Formen der Autonomie dem Gesamtver­bande des türkischen Reiches erhalten bleiben.

diefer Grundfäße vorgelegt. Die Bertreter der Mittelmächte legten ihrerseits die Grundlinien zu einer Bereinbarung vor, die, wenngleich weniger flar, einer Auslegung im tiberalen Sinne fähig schien, bis sie bas eingehendere Pro­gramm mit pofitiven Bebingungen aufligten. Diefes Programm brachte keinerlei Bugeständnisse weder für die Souveränität Ruß lands noch zugunsten der Völker, um beren Geschid es sich handelt. Es bedeutete kurz gefagt, daß die Mittelmächte beabsich Zwischen den Neden Wilsons und Lloyd Georges besteht tigen, jeden Fuß breit 2anbes, bas ihre be to affne somit ein ähnliches Verhältnis wie zwischen den Erklärungen ten taffen befest hielten, jebe Proving, jebe Stadt und vom 25. und 28. Dezember. Die Nede Wilsons und die Er- jeden vorteilhaften Bunft als dauernde Mehrung ihrer flärung vom 25. Dezember sind Bekenntnisse zu idealen Länder, ihrer Macht zu behalten. Es ist eine berechtigte Grundsäßen, die allgemeine Billigung verdienen. Aus der Vermutung, daß die allgemeinen Grundfäße einer Vereinbarung, Rede Lloyd Georges und in der Erklärung vom 28. Dezember gudt aber etwas heraus, was mit diesen Grundsägen nicht in Einklang zu bringen ist. Die Rede Wilsons und die Er­klärung vom 25. Dezember zusammengehalten, ergeben Grund­lagen, auf denen sich über den allgemeinen Weltfrieden ver­handeln läßt, vorausgesetzt, daß auf beiden Seiten der ehr­liche Wille besteht, ihnen fein Schnippchen zu schlagen und das ideale Programm der Weltbefreiung nicht durch nationalistisch eigenfüchtige Hintergedanken zu verfälschen.

Der britte Bunkt ist die Beseitigung, soweit fie möglich ist, aller wirtschaftlichen Schranken und die Gerichtung ber Gleichheit der andelsbeziehungen unter allen Nationen, die sich dem& rieben an schließen und sich zu seiner Aufrechterhaltung vereinigen.

gegeben und angenommen werden, daß die Rüstungen der Die vierte Bebingung ist, daß entsprechende Garantien älter auf das niebrigfte mit der inneren Sicherheit verein­barenbe Mah herabgefest werden.

ische Schlichtung aller Fatanialen Ansprüche, die auf einer Puntt 5. Gine freie, weitherzige und unbedingt unpartei. die sie zuerst vorschlugen, von den liberaleren Staatsmännern ftritten Besbachtung des Grundfakes fußt, baß bei der Entscheidung Deutschlands   und Oesterreichs   herrührten, jenen Männern, die die aller felcher Sauveränitätsfragen die Interessen der betroffenen Macht ihres eigenen Wolfes, beffen Gedanken und Streben zu fühlen Bebälterung ein ebensolches Gewicht haben müffen wie die berech begonnen haben, während die konkreten Bedingungen für die tat- tigten Ansprüche ber Regierung, deren Rechtstitel bestimmt werden fächliche Vereinbarung von den militärischen Führern tamen, die follen, sollte herbeigeführt werden. teine anderen Gedanken haben als zu behalten, was sie besiben. Die Verhandlungen wurden abgebrochen. Die Bere treter Rußlands   waren aufrichtig und konnten ernstlich solche Vorschläge von Eroberungssucht und Vorherr fchaft nicht in Erwägung ziehen.

Punkt 6. Wir müßten ferner die Räumung des

gangen ruffischen Gebiets fawie ein Einvernehmen in allen Fragen, die es betreffen, verlangen zwecks freier Mitwirkung der anderen Nationen der Welt, um Rußland   eine unbeeinträchtigte und unbehinderte Gelegenheit zur unabhängigen Bestim= mung seiner politischen Entwicklung und nationalen

Bolitit erringen zu helfen, um es in der Gesellschaft freier Na­heißen zu können; barüber hinaus würden wir Nußland n- terfügung ieber Art, die es nötig hätte und wünschen würbe, gewähren.

tionen unter felbstgewählten Staatseinrichtungen willkommen

Für den Sozialismus ergibt sich daraus die Auf­gabe, die von den Staatsmännern verkündeten Grundfäße Der ganze Zwischenfall ist sehr bedeutungsreich, aber auch anzuerkennen, für ihre Durchführung zu arbeiten, diejenigen sehr verwirrend. aber, die diese Grundsätze verkünden und mit ihrer Durch mit wem haben es die Vertreter   Rußlands eigentlich zu tun? In führung betraut sind, auf die Ehrlichkeit ihrer Absichten forg- weffen Namen sprechen die Bertreter der Mittelmächte? Sprechen fam zu prüfen und fein Abweichen von dem vorgezeichneten fie für die Mehrheiten der Boltsvertretungen aber für die Minder Wege zu geftatten, Es ergibt sich daraus meiter die entheitsparteien, für jene militarstisch- imperialistische Minderheit, die fcheidende Frage, ob die Arbeiterklasse aller Länder reif und bisher ihre ganze Politik sowie die Angelegenheiten der Türket ftimmt, geräumt und wieber aufgerichtet werden, ohne Bunt 7. Belgien muß, worin die ganze Welt überein­aftionsfähig genug ist, um aus dem Ernst zu machen, was und der Balkanstaaten, die sie gezwungen haben, an dem Kriege jeden Versuch, seine Souveränität, deren es sich in gleicher Weise für andere doch nur ein Spiel mit diplomatischen Worten teilzunehmen, beherrscht hat? Wem haben wir nun also wie alle anderen freien Nationen erfreuen soll, zu beschränken. fein fönnte. Soll die Arbeiterklasse diese Aufgabe erfüllen, so darf Entschließung des deutschen Reichstags vom 19. müßte befreit und die befetten Teile wiederhergestellt werden, fo zu gehört? Jenen, die im Geiste und nach den Absichten der Bunft 8. Das ganze franzssische Territorium fte nicht hinter den Staatsmännern des eigenen Landes blind uli vergangenen Jahres sprachen, oder jenen, die den Geist wie das Uncedt, bas   Frankreich durch Breußen im Jahre 1871 hinterherlaufen. Der Vorwurf, dies getan zu haben, wird und die Absichten auf Eroberung und unterwer hinsichtlich EITB- 2thringens augefügt wurde und das den bekanntlich auch gegen die politische Arbeiterflasse   Deutsch fung vertörpern, obet haben wir tatsächlich beide Teile Weltfrieben während nahezu fünfzig Jahren in Frage gestellt hat, lands erhoben, wie wir glauben mit Unrecht. Wir haben nie vor uns, die sich noch in offenem, hoffnungslosem Gegensab zuein- follte wieder gut gemacht werden, damit der Frieben im Inter­zu einem anderen Zwed hinter unseren Staatsmännern ander befinden? Das sind Posten genommen als zu dem, sie durch einen Drud in den Rüden auf den Friedensweg zu bringen. Darin sehr ernste dringende Fragen, von deren Beantwortung der wollen wir fortfahren, und wenn die Arbeiter der anderen Friebe der Welt abhängt. Länder dasselbe fun wollen, dann wird der allge- Aber was auch das Ergebnis der Verhandlungen in Brest­meine Weltfrieden in nicht mehr ferner Beit Sitowst sein und welche Schlüsse man auch aus dem Sinn und den erreicht werben. Absichten der Vertreter der Mittelmächte siehen möge, sie haben

effe aller wieder sichergestellt werden kann. Punkt 9. Es müßte eine Berichtigung beritalie­nischen Grenzen nach dem flar erkennbaren Besigstende durchgeführt werden. Punkt 10. Den Bölfern von Oesterreich   Ungarn, deren Blas unter den anderen Nationen wir fichergestellt zu sehen Am 5. Januar abends haben die verbündeten Delegatio- die 23 elt mit ihren Ariegszielen bekannt zu wünschen, müßte bie erfte Gelegenheit einer autonomen En men in   Brest- Bitomst ben Stuffen mitgeteilt, daß die am magen verfugt und ihre Gegner herausgefordert, midlung gegeben werden,