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Nr. 11. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernfvrecher: Amt Morinpias, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 11. Januar 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernisrecher: Mut Wariapias, Nr. 151 90-151 97.

Tn Brest- Citowsk wird weiter verhandelt.

Brest- Litowsk und Washington . fonte. Aber ift Deutſchland to befiegt, daß man

In Brest- Litowsk scheinen die ersten Schwierigkeiten überwunden, doch muß man stets mit neuen Zwischenfällen rechnen. Am Mittwoch ließen die Russen die anderen reden und schwiegen. Am Donnerstag erklärte sich Tropki bereit, die Verhandlungen in Brest weiterzuführen. Hier bricht der vorliegende Bericht ab.

Die leitenden Staatsmänner der anderen Verbündeten gaben dem Sinne nach gleiche Erklärungen ab.

es allen feinen Gegnern die Friedensbedingungen diftieren sich bereit bin, in solche einzutreten, sobald die russische Regierung könnte. Aber ist Deutschland so besiegt, daß man ihm die hierzu bevollmächtigte Vertreter entsendet. Ich hoffe und wünsche, Herausgabe Elsaß - Lothringens , Posens , Danzigs und was daß diese Bestrebungen bald feste Gestalt annehmen und uns Wilson sonst noch versteckt gefordert haben soll, abnötigen Frieden bringen werden." fönnte? Räme es heute oder morgen zu allgemeinen Friedens. verhandlungen, und die Gegner würden mit solchen Forde­rungen kommen, so würden ihnen die deutschen Unterhändler ins Gesicht lachen. Daß auf dieser Grundlage kein Frieden geschlossen werden kann, darüber ist sich doch das ganze deutsche Wolf einig. Und gerade diejenigen, die am schärfsten jede deutsche Annexionspolitik bekämpfen, sind moralisch am stärk­sten verpflichtet, sich gegen jedweden frem den Annerionis mus zur Mehr zu setzen.

Aber es ist lächerlich zu sagen, die Gefahr allgemeiner nexionen auf Kosten Deutschlands fordern und am Ende gar noch durchsehen könnten. Dagegen schützt uns nicht nur Wilsons Versprechen, Wir wollen Deutschland nicht schaden", sondern noch viel mehr mit Hertling au sprechen unsere Machtstellung".

Am 3. Dezember 1917 begannen die Verhandlungen über den Waffenstillstand, die am 15. Dezember durch Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages erfolgreich zu Ende geführt worden sind.

Gemäß der Bestimmung dieses Vertrages im Artifel 9: Die vertragschließenden Parteien werden im unmittelbaren Anschluß an die Unterzeichnung dieses Waffenstillstandsvertrages in rie­ensverhandlungen eintreten", entsandten die vier ver­mit den Vertretern der russischen Regierung am 22. Dezember 1917 die Friedensverhandlungen begannen. Diese zerfielen in zwei ge­sonderte Teile:

Die Weiterführung der Verhandlungen an dem Orte, an dem sie begonnen haben, ist ein Erfolg der Mittelmächte, dem die Zusage gegenübersteht, den endgültigen Abschluß des Friedens an einem anderen Orte vollziehen zu wollen. Man scheint sich also, wie das in solchen Fällen oft geschieht, auf halbem Wege entgegengekommen zu jein. Die Weigerung der Friedensverhandlungen bestehe darin, daß die Gegner An- bündeten Mächte bevollmächtigte Bertreter nach Brest - Litomost, die Russen, in Brest weiterzuverhandeln, hatte, wie wir schon wiederholt ausführten, eigentlich den Sinn, daß sich die Russen weigerten, auf Grundlage der Vorschläge vom 28. De­zember zu verhandeln. Die Einigung über den Berhandlungs­ort läßt hoffen, daß sich inzwischen auch in sa chlicher Be­ziehung eine Annäherung vollzogen hat. Werden die Ver­handlungen in Brest weitergeführt, so wird ja bald die vor­gesehene Spezialfommission eingesetzt werden, deren Werk voraussichtlich für Zustandekommen oder Scheitern des Frie dens entscheidend sein wird.

Für einen Teil der Presse ist jedoch bei seiner Ableh­nung des allgemeinen Friedens der Gedanke maßgebend, daß die erwartete weitere Verbesserung der Kriegslage eine voll­ständige Abkehr von der Politik des 19. Juli und des 25. De­zember gestatten könnte. Auch wir Sozialdemokraten find Serr v. Kühlmann erklärte am Mittwoch, er halte die nun für jede Verbesserung der Kriegslage, träumen aber nicht Schwierigkeiten materieller Art nicht für groß genug, um ein den Traum, daß man die ganze Welt mit Baffengewalt unter Scheitern des Friedenswertes zu rechtfertigen. Ueber dieje den deutschen Siegeswillen beugen könnte, und fürchten, daß Schwierigkeiten hat sich Tropki bisher auf der Konferenz nicht eine politisch falsche Ausnukung militärischer Erfolge auf die ausgelassen, in Petersbutg aber hat er wiederholt versichert, Datter zu Deutschlands größtem Unheil ausschlagen würde. daß die Vorschläge vom 28. Dezember für die russische Regie. Darum fordern wir für die Friedensstimmen des Auslandes rung unannehmbar seien. Aufgabe der Spezialfommission Dieselbe ernste und unvoreingenommene Be. wird sein, einen Modus für das Selbstbestimmungsrecht der achtung, die von der liberalen Bresse Englands für die Völker zu finden, der diesen auch nach russischer Auffassung Friedenserklärung der Mittelmächte vont 25. Dezember ge­die volle Freiheit der Entschließung sichert. Nur wenn ihnen fordert worden ist, und lehnen alle Belehrungen, die uns teils diese Freiheit gewährleistet wird, und wenn sie dann etwa in drohendem, teils in wohlwollendem Sinne zugefommen aus völlig eigenem Willen ihre Anlehnung" an den Westen find, dankend ab. Heute wie gestern: Wenn es den Gegnern vollziehen sollten, werden die Mittelmächte ihr Wort, einen mit ihren Friedensabsichten ernst ist, dann feinen Tag Frieden ohne gewaltsame Annegionen schließen zu wollen, länger! eingelöst haben.

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Die Russen für Weitertagen in Brest­

Zitowsk.

Vollfihung am 9. Januar.

riedens und in eine Besprechung derjenigen Buntie, die unter In eine Grörterung über die Möglichkeit eines allgemeinen allen Umständen zwischen den Mächten des Bierbundes und der russischen Regierung zur Erörterung gestellt werden müßten.

Wie von der russischen Delegation in der Situng vom 25. De­gember 1917 vorgeschlagen worden ist, trat eine zehntägige unterbrechung der Berhandlungen ein,

damit nach der russischen Erklärung bie Böller, deren Re­gierungen den geführten Berhandlungen über einen allgemeinen Frieden sich noch nicht angefchloffen hätten, die Döglichfeit hätten, genügend mit den jest aufgestellten Brinzipien eines folchen Friedens sich bekannt zu machen; nach Berlauf der be­sagten Frist müßten die Berhandlungen erneuert werden, ab­gejeben davon, ob und wiewiele friegführende Staaten jich den handlungen anschließen."

Die Frist ist am 4. Januar 1918, mitternachts, a bgc= laufen. Die verbündeten Regierungen haben dar­auf nachstehenden gemeinsamen Beschluß durch Funi­spruch verbreitet, nachdem ihnen bekannt geworden war, daß von den Regierungen der Entente irgendwelche zweddienlichen Witteilungen nicht eingegangen waren:

In ihrer Antwort auf die Vorschläge der russischen Dele­gation hatten die Delegationen des Vierbundes am 25. Dezember 1017 in Brest - iiomst gewisse Leitsäge für den Abschluß cines sofortigen Friedens aufgestellt.

Zur Vermeidung einer einseitigen Festlegung hatten sie die Gültigkeit dieser Leitfäge ausdrücklich davon abhängig gentachi, daß fich jämtliche jetzt am Kriege beteiligten Mächte innerhalb einer angemessenen Frist ausnahmslos und ohne jeden Rückbalt zur genauesten Beobachtung der alle Wölfer in gleicher Weise bindenden genauesten Beobachtung der alle Bölfer in gleicher Weise bindenden

Bedingungen verpflichten müssen. Mit Zustimmung der vier ver­

sollten.

Inzwischen ist über die Meinungsverschiedenheiten", die hinsichtlich des Ostfriedens in hohen Regionen walten, noch mancherlei bekannt geworden. Es bestätigt sich, daß die eine Seite Teile der russischen Westprovinzen ohne Rücksicht auf nationale Zusammengehörigkeit zum Zweck der militärischen Brest Litowst, 10. Januar. In der heute vor­Sicherung und zur Erwerbung des polnischen Kohlen- mittag abgehaltenen Sisung erklärte sich die russische Dele distrikts offen und einfach annettieren will, während die gation bereit, die Friedensverhandlungen in Brest- Litowsk andere Seite, nämlich die diplomatische, auf dem Weg einer fortzusehen. Ferner stellte sie fest, daß die vom Wolff- Bu- bündeten Delegationen war darauf von der russischen Delegation mehr oder minder anfechtbaren Selbstbestimmung" zu an- re a u- veröffentlichte Darstellung über den Berlauf der eine zehntägige Frist feitgefekt worden, innerhalb welcher die au­fehnlichen Machterweiterungen" im Often zu kommen hofft. Sigung vom 26. Dezember dem tatsächlichen deren Kriegführenden sich mit den in Brest - Ritonat aufgestellten Herrn v. Kühlmann wird dabei der geheime Hintergedanke Sergang entspricht. Die von der russischen Tele- Grundsäßen eines sofortigen allgemeinen Friedens bekannt machen nachgesagt, er wolle dem Geist der Ausdehnung im Osten Be- graphenagentur verbreitete Nachricht über den Verlauf dieser und über den Anschluß an die Friedensverhandlungen entscheiden friedigung schaffen, um dann im Westen einen Frieden nach Situng wurde russischerseits als unrichtig bezeichnet. dem Stande vorher schließen zu können. Herr v. Kühlmann Die Delegationen der verbündeten Mächte stellen fest, daß die wird daher aus den verschiedensten Gründen angegriffen: zehntägige Frist mit dem 4. Januar 1918 a 5 gelaufen von den einen, weil er die zur militärischen Sicherung ge­und von feinem der anderen Kriegführenden eine Brest- Litowsk , 9. Januar. Heute vormittag, um 11 Uhr, Erklärung über den Beitritt zu den Friedensverhand­wünschten Gebiete nicht fest genug in die deutsche Hand brin­gen will, von den anderen, weil er einer geheimen Liebe für fand eine Bolligung statt, an der sämtliche Dele- lungen bei ihnen eingegangen ist." gationen und die ukrainischen Vertreter teilnahmen. Der Wie sich aus dem Inhalt der Mitteilung der verbün England verdächtig ist, von den dritten, weil sie fürchten, daß Großwefir Talaat Bascha eröffnete die Sigung und übergab beten Regierungen vom 25. Dezember 1917 ergibt, er durch Annexionen, die sich Selbstbestimmung nennen, einen war die wesentlichste Borbedingung, die darin gestellt dauernden Frieden mit Rußland unmöglich machen könnte. den Borsiz an den Staatssekretär von Kühlmann. Staatssekretär b. Kühlmann nahm darauf das Wort wurde, die einstimmige Annahme der alle Völker in gleicher Weise Während so bei uns nach der Erklärung vom 25. De­bindenden Bedingungen durch alle feindlichen Mächte. Der zember der Kampf zwischen den Theoretikern der offenen au folgenden Ausführungen: Die für die bisherigen Eibungen maßgebenden Formalien Nichteintritt dieser Bedingungen hat die aus dem und der verschleierten Annerionen geführt wird, ist sich der werden, wie ich annehme, mit allgemeiner Zustimmung auch wei- Inhalt der Erklärung und dem Verstreichen der Frist sich ergeben­größte Teil der Berliner Presse einig darüber, daß die ter als maßgebend betrachtet werden. Da in der Zusammenseßung den Folgen. Das Dokument ist hinfällig geworden. Friedensbotschaft des Präsidenten Wilson einzelner Delegationen Veränderungen vorgekommen find, erscheint nichts als eine Falle sei. Dieselbe Einigkeit hat bekanntlich es nicht überflüssig, am Beginn unsrer Arbeiten einen kurzen auch auf der Gegenseite fast immer geherrscht, wenn die Mittel­mächte mit allgemeinen Friedenserklärungen herausfamen: Rückblick auf die Vorgeschichte und den bisherigen immer hieß es dann, diese Erklärungen seien nicht aufrichtig, Gang der Verhandlungen fie feien nichts als Heuchelei, und der zur Schau getragene zu werfen. Die gegenwärtige russische Regierung hat am 28. No Pazifismus sei nichts anderes als ein verkappter Imperia- vember 1917 durch einen An Ile" gerichteten Funkspruch " Die Regierung der russischen Republik hält es für notwendig, lismus. So auch jetzt der größte Teil der deutschen Presse unter Mitteilung gewisser Beschlie ihre Bereitwilligkeit bie weiteren Berhandlungen über den Frieden auf neutralem gegen Wilson. erklärt, mit den Kriegführenden in Friedensverhandlun Boden zu führen und schlägt ihrerseits vor, die Verhandlungen Merkwürdig ist nur dies: Die Blätter, die am lautesten gen einzutreten. Darauf hat der deutsche Reichskanzler, Herr nach Stocholm zu verlegen" und auch in einem weiteren Telc­berfichern, die Friedensliebe Wilsons sei nicht ehrlich, be- Dr. Graf v. Sertling, in seiner rogrammatischen Antrittsvede gramu den haupten zugleich auf das allerbestimmteste, daß die Entente vor der Vollversammlung des Deutschen Reichstags am 29. Novem- Wunsch der Verlegung des Berhandlungsortes erlauben uns die Frage: ist es denn wirklich ausgeschlossen," Die russische Regierung hat gestern von Zarskoje Selo aus( in das neutrale Ausland zu erkennen gegeben. daß eine Mächtegruppe, die unmittelbar vor der entscheiden- ein von dem Volkskommiffar für auswärtige Angelegenheiten, Ich will auf die aus bisherigen Darlegungen an anderer Den Niederlage steht, ernstlich den Frieden will? Wenn sie Herrn Trokti, und dem Vorstbenden des Rates der Boltstom- Stelle den Herren Delegierten bekannten Gründe, die es unmög aber den Frieden nicht will, und wenn Wilson, wie man er- mission, Herrn Lenin , unterzeichnetes Funkentelegramm an die lich machen, die Verhandlungen an einem anderen Oric als Brest­klärt, Deutschland verstümmeln, Desterreich und die Türkei Regierungen der kriegführenden Länder gerichtet, worin sie vor Bitomst zu führen, hier nicht näher eingehen, möchte aber jcht schon zerstüdeln will ist es dann wahrscheinlich, daß er die Lage schlägt, zu einem nahen Termin in Verhandlungen über den als feststehenden und unabänderlichen Beschluß der vier verbünde­feiner Mächtegruppe so beurteilt, wie das allgemein hier Waffenstillstand und einen allgemeinen Frieden einzutreten. Ich ten Mächte aussprechen, daß sie nicht in der Lage sind, die jetzt geschieht? Ernst zu nehmen ist doch immer nur stehe nicht an zu erklären, daß in den bisher bekannt gewordenen hier angefangenen Verhandlungen über einen Präliminarfrieden der Imperialismus des Siegers, nicht der des Vorschlägen der russischen Regierung diskutable Grundlagen für an einem anderen Orte weiterzuführen. Wie Besiegten, Deutschland ist nicht in dem Sinne Sieger, daß die Aufnahme von Verhandlungen erblickt werden können, und daß schon früher in unverbindlicher Weise dargelegt, waren sie aus

unmittelbar bor ihrer entscheidenden Niederlage stehe. Wir ber 1917 erklärt:

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Die nächste Aufgabe unserer Bersammlung wäre zu­nächst, die Verhandlungen an dem Bunfte wieder aufzunehmen, an dem sie vor Eintritt der Weihnachtspause sich befanden. Die

russische Delegation hat aber durch ein von Herrn Joffe

gezeichnetes Telegramm an General Hoffmann diesem mitgeteilt: