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fic. 17

1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Der römische Friede.

Donnerstag, 17. Januar

Bildniskunst unter die lange Friedensperiode. Aber, so und wahrscheinlich unter Benutzung seiner Zeichnungen weiter wird man einwenden, entarteten nicht literarische und künft- geführt. Dann tamen frembe Meister an die Reihe, die mit den lerische Kultur gegen Ende der Friedenszeit, ein Zeugnis alten Entwürfen nichts anzufangen toußten, im 15. Jahrhundert irft langer Frieden lähmend auf die Kultur? dafür, daß die geistige Spannkraft in dem Grade nachließ, wie feste der Ulmer Ulrich von Ensingen   es durch, daß man sich Generation auf Generation sich den Wohltaten des Friedens hin- auf den Ausbau des einen Turmes beschränkte und vollendete Eine der seltsamsten Selbsttäuschungen, denen sich ein großer gab? Und ist dies nicht ein Bemeis für den Wert des Krieges als deffen schlanken Achteckbau mit ben 4 Schneckentürmchen bis auf den Teil vor allem der gebildeten Allgemeinheit hingibt, ist die Auf- geistiger Erneuerer? fassung, daß der Krieg fördernd, Frieden hingegen lähmend auf die müßten die großen Kriege des 3. Jahrhunderts, während deren der aufführte. Wäre diese Betrachtungsweise richtig, so Helm, den endlich Johann Hülz aus Köln   aus 52 Treppentürmchen Kulturentwicklung wirke. So wird von altersber die Blüte der römische Soldatenstand zu neuem Leben erwachte und die gesunde In diesem Turme, einem der höchsten in ganz Europa  , suchte griechischen Kultur in Zusammenhang mit den Siegen der Perser- und unverbrauchte Bevölkerung der römischen Provinzen Teil an der der junge Goethe sich von seiner Neigung zum Schwindel zu be friege gebracht, während die Wahrheit unzweifelhaft die ist, daß die Macht und dem Reichtum des Staates gewann, die geistige Kultur zu freien.. In dem sogenannten als unmittelbar unter dem Snopf fräftige Entwicklung der materiellen Kultur, des Handels und der neuem Aufschwung gebracht haben. Dies war jedoch nicht im entfern- faß er oft eine Viertelstunde lang und betrat dann die kaum eine Seefahrt in Griechenland   in der Zeit vor den Perserkriegen jenen testen der Fall. Der friegerische Geist hatte im Frieden keinen Ab- Quadratelle messende Blattform, um die berrliche Aussicht zu ge einzigartigen Aufschwung auf den verschiedenen Gebieten des geistigen bruch erlitten, große Feldherren und tapfere Truppen harrten der nießen und in leisen Ahnungen dem Genius des großen Werk­Lebens hervorbrachte. Anderseits ist es ein hoffnungsloser Versuch, Reit, die ihrer bedurfte. Es geht daraus hervor, daß Mut und meisters" zu lauschen. eine Verbindung zwischen dem Untergang der Römerherrschaft und Tobesverachtung auch während jahrhundertelangem Frieden nicht Mit welcher Jnbrunst sich Goethe in das Werk Meister Erwins der langen Friedensperiode konstruieren zu wollen, die mit der Be- erlöschen. Geistige Stultur aber hat nichts mit Krieg und vertiefte, ist bekannt. In der Abhandlung Von deutscher Baukunst" zeichnung Pax Romana charakterisiert wird. Der römische Friede" Sieg zu schaffen: das römische Bolt wurde auch durch seine Siege gab er seiner Auffassung, daß man die Bautveise des Münsters nicht ist ein deal, das in der neueren Zeit auch nicht annähernd je lein schaffendes Kunstvoll und kein Bolt von selbständiger Stultur, für ausländisch, sondern für vaterländisch zu halten habe, mit felt­wieder hat verwirklicht werden können. Denn was bedeuten die obwohl es sich Länder um Länder unterwarf. Es ist- fo fchließt famem Pathos, und seiner Begeisterung für den edlen Meister mit furzen Jahrzehnte, während deren die europäischen   Kulturstaaten Boulsen auch heute kein Anlaß, einen lähmenden Einfluß des jugendlicher Ueberschwenglichkeit ausdrud. Beiden Empfindungen ist dann und wann den Janustempel verschlossen hielten, gegen die Friedens zu fürchten oder die Wiederholung auffrischender Kriege Goethe   treu geblieben, und auch seine Vorliebe für das Straßburger Friedensspanne von nahezu zwei und einem halben Jahrhundert, in furzen Zwischenräumen für nötig zu halten. Oder sollte man Münster   hat im Alter nicht nachgelassen. die das Kaiserreich des alten Rom   einleitete, und die sich über die etwa denken, daß es eine Gefahr für den skandinavischen Bolls­ganze damalige Kulturwelt erstreckte, von den Mittelmeergebieten geist bedeutet, daß ein Krieg zwischen den drei Nationen nun von Nubren bis zum Rhein  , von Portugal   bis zum Hochlande des mehr fast ebenso undenkbar ist, wie ein Bürgerkrieg nnter den Fran? Rasende Bürgerkriege waren der Republik   ins Grab gefolgt; Schweizer   Kantonen, die einander während des Mittelalters auf Augustus  ' Sieg über Antonius im Jahre 31 v. Chr. aber trat ständig zur Aber ließen. Wer fragt jetzt danach, ob ein ein Friede ein, der lediglich durch Grenzstreitigkeiten, die mit ber Kanton größer sei als der andere? Ünd beruht das Glück des hältnismäßig fleinen Truppenmassen geführt wurden und am ehesten einzelnen Schweizers darauf, ob er einem großen oder einem fleinen mit den modernen Kolonialfriegen gegen balbwilde Völkerschaften Kanton   angehört? Erst wenn eine derartige Einsicht sich unter den zu vergleichen sind, unterbrochen wurde. Erst durch neue Bürger- Kulturvölkern Europas Bahn bricht, ersteht die Hoffnung einer friege unter den Soldatentaisern wurde ihm im 3. Jahrhundert neuen Pax Romana, die die Welt umspannen lann. Führt der nach Chr. ein Ende gefeßt. jetzige Strieg dazu, so muß er sicherlich bis zur tödlichen Ermattung aller Parteien durchgefämpft werden. Die Großmächte der Welt unterziehen sich zurzeit einer Pferdefur, und es wäre unzweckmäßig, diese verkürzt sehen zu wollen, bevor sie sicher und zuverlässig ge­wirkt hat. Wenn jeder neue Kriegsmonat den Grund zu einem Friedensjahrzehnt legt, dann wird der Weltkrieg nicht umsonst ge­fämpft worden sein."

Meister Erwins Traum.

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Jm vorigen Jahrhundert hatte es eine Zeitlang den Anschein, als berflüchtige fich die Gestalt Erwins von Steinbach ins Sagen­bafte, als fei fein Wirken am Straßburger Münster   selbst nur ein Traum des Volksglaubens, dem die Kunstgeschichtsforscher die Glaubs würdigkeit aberkennen müßten, die neuere Auffaffung jedoch hegt feinen Zweifel mehr an der Zuverlässigkeit jener freilich nicht mehr vorhandenen Inschrift, die noch im 17. Jahrhundert bezeugte, daß Meister Erwin im Jabre des Herrn 1277 am Tage des heiligen Urban den glorreichen Bau der Münsterfassade begonnen hatte.

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Ein moderner Totentanz.

Notizen.

Welche Bedeutung hatte nun dieser Tangdauernde Friede für die zibilisierte Menichheit jener Tage? Diese Frage wird in der dänis fchen Zeitung Köpenhavn" von dem bekannten Archäologen und Trotz aller Kriegenöte bat die Stadt Sönigsberg den schon Kunstkritiker Frederek Poulsen aufgeworfen. Da ihre Behandlung, lange gehegten Plan eines Gemeindefriedhofs während der lezten noch dazu seitens eines so hervorragenden Gelehrten, für jeden, der Jahre in großzügiger Weise verwirklicht. Den Mittelpunkt der An fich ja mit einer fulturellen Wertung von Krieg und Frieden be­lage bildet die von dem Königsberger Maler Dito Ewel auss schäftigt hat, von hohem Intereffe ist, feien hier deren Hauptzüge geschmückte Friedhofskapelle, deren monumentale Fresten eine Art wiedergegeben. Poulsen untersucht zuerst die materielle Entwicklung. modernen Totentanzes darstellen. Die leitende Idee der acht, über Nicht ohne Grund, so schreibt er, preist eine Inschrift von Halikar­zweieinhalb Meter hohen Figurenbilder ist die von dem nassos in Kleinasien   Augustus als den Erlöser der ganzen Tode gepeinigte, gehezte und wieder erlöste Menschheit. Menschheit, defien Vorsehung die Wünsche aller nicht nur( Bum 600. Todestage Erwins von Steinbach, geft. 17. Januar 1818.) prachtvoll elfenbeinernem Ton Teuchten die meist erfüllt, sondern weit übertroffen habe. Denn im Frieden Die Entstehung der mittelalterlichen Dome und Münster   kann nadten Gestalten aus blauem Grunde bon der Kuppel ruben Land und Meer, die Städte blühen im Schutz guter sich der Volksglaube nicht anders als durch die Mitwirkung über der achteckigen Halle berab. Unter ihnen sieht man den Tod in allen Geseze in Eintracht und Wohlstand, und es berricht Ueber- irdischer Mächte erklären. Beim Bau des Kölner   Domes muß der seinen Tätigkeiten. Hier reißt er eine niedergesunkene Frau mit sich, fluß an guten Gaben." Der Grieche Aristides schreibt in einer Teufel Handlangerdienste geleistet baben, und der Entwurf zum an die sich unschuldige Kindlein flammern, bort hält er entsetzten anderen Lobrede der römischen Weltherrschaft: Die Erde hat ihre Straßburger Münster   soll dem Erwin von Steinbach   von einem Männern und Frauen das abgelaufene Stundenglas vor, hier alte Eisenrüstung abgelegt und zeigt sich nun im Festschmuck. Jetzt Engel im Traume eingegeben worden sein. Moritz von Schwind   scheucht er wieder die Lebenden auseinander, dort führt er, eine fönnen Hellenen und Römer reifen, wohin sie wollen, und ihr Be- malte nach diefer Legende Erwine Traum": mit geschlossenen Augen grellgoldene Fahne vorantragend, die jungen Krieger in die figtum mit fich führen, als zögen sie von einer Heimat in die durchschwebt der nachmalige Meister als Jüngling an der Hand eines Schlacht. Nicht immer ist sein Anblick schrecklich. Einmal hat andere. Die ganze Erde habt ihr verändert, überall habt ihr Brüden Engels die Spiẞbogengänge seines späteren Wunderwertes..Der er sich mit Krone und Hermelinmantel verkleidet, um ahnungslose, über die Flüsse geichlagen, Fahrwege durch die Berge gehauen, die Traum des Knaben birgt den Entwurf des reifen Mannes," fönnte qutwillige Kinder zu entführen, und ein andermal erscheint er den Wüste bevölkert und alle mit Disziplin und Ordnung veredelt. Ihr darunter stehen. Daß wiederum der Plan des Künstlers dazu ver- Mühseligen und Beladeneu als Helfer und Freund. habt die Völker miteinander vermählt und eine Familie aus ihnen urteilt war, ein Traum zu bleiben, ein Schidial, das in jenen gemacht." Noch jetzt zeugen die alten römischen Landstraßen, Zeiten, da Jahrhunderte zur Vollendung eines Bauwertes gehörten, Brücken und Wasserleitungen von der hohen materiellen Kultur laum als tragisch empfunden worden sein mag wird von der jener Zeit, von dem gesunden Unternehmungsgeist, in dem die Nachwelt immer schmerzlich beklagt werden. War doch, als Meister menschliche Kraft sich zum Ausdruck brachte, als sie sich vom Kriege Ertvin, nach fast vierzigjähriger Tätigkeit am Münsterbau, am 17. Ja frei gemacht hatte. Aus der antifen Literatur erfahren nuar 1318 starb, faum die Hälfte des glorreichen Wertes vollendet, wir, daß ein Reisender mittels der staatlichen Postverbindungen gut das er geplant hatte. Und als im Jahre 1439 das Bauwerk, welchem und gern eine Meile in der Stunde zurüdlegte. Hervorragend vier Jahrhunderte ihr Gepräge gegeben hatten, fertig war, bot es waren vor allem Größe und Leistungsfähigkeit der Last- und einen völlig anderen Anblid, als ihm nach dem Entwurf feines Transportschiffe. Man hat berechnet, daß das ägyptische Getreide- größten Baumeisters zugedacht war. Unterkirche, Chor, Querschiff fahrzeug fis, das Lukian   beschreibt, eine Tragkraft von 1575 Tonnen und Langhaus waren freilich bereits vollendet gewefen, als Bischof hatte; noch gewaltiger war das Schiff, das unter Kaiser Augustus   Konrad III.   von Lichtenberg, der im Jahre 1277 den Grundstein zur mit dem ägyptischen Obelisken, der jetzt auf der römischen Fassade des Münsters legte, zu deren Ausführung, sowie zum Bau Piazza del Popolo   steht, in Dftia einlief; es hatte nebenbei der Türme Meister Erwin von Steinbach   berief, und dieser sich an­noch Blazz für 1200 Passagiere und eine größere Ladung Papier  , schickte, den im streng romanischen Stil begonnenen und im Ueber Pfeffer, Lehm und Weizen. Erst in der neuesten Zeit find jene gangsstil fortgeführten Gebäudeteilen mit feiner in reinster Gotik Maße übertroffen worden. Noch in den vierziger Jahren empfundenen Westansicht den großartigsten Abschluß zu geben, den In der Wolfsbühne wird infolge einer Erkrankung des vorigen Jahrhunderts waren 2000- Tonnen- Schiffe Wunder die menschliche Fantasie erfinnen fann. Ein aus zierlichstem Maß- Pallenbergs Sonnabend Gin Sommernachtstraum" und Sonntag der Technik, und erst um 1850 nimmt die moderne Entwidung ihren werk gefügter steinerner Spizenschleier sollte die ganze Fassade bis" Was thr wollt" gespielt. Anfang, die zu den 30 000 Tonnen- Dampfern geführt hat. hinauf zu den untersten Turmgeschossen überspinnen und dafelbft - Vorlesung. Auf Veranlassung der Deutschen Gesell­Sieht man von der materiellen Entwicklung ab, für die die vielleicht in Giebeln auslaufen. Zwei Türme sollten das Mittel­Vorteile des Friedens somit unverkennbar waren, so hat die römische portal mit dem herrlichen Rosenfenster flantieren; der über diesem schaft für ethische Kultur lieft Friedrich Moost am Sonnabend, Kultur auch auf geistigem Gebiete ihre edelste Frucht hervorgebracht: gelegene Mittelraum, den eine spätere Zeit in unbeholfener Wer- abends 7 1hr, im Bürgersaal des Berliner   Rathauses die Antigone  " von Walter Hasenclever   vor. das römische Recht. Was Dichtung und bildende Kunst betrifft, so ständnislofigkeit ausgefüllt hat, sollte frei bleiben, um so die gigan­standen die Römer zwar nicht an der Spize, doch fallen tische Wirkung der Türme zu erhöhen. Aber nur bis zur Höhe von Der Verein Arbeiter Hochschule" veranstaltet auch das goldene wie das filberne Zeitalter der römischen etwa 20 Metern folgte diesem Entwurf der wirkliche Bau. Nach am Sonnabend, 8 Uhr, in der Niederwallstr. 12, einen Ginzelbor­Literatur ebenso wie die Blüte der ausgezeichneten römischen Erwin von Steinbachs Tode wurde er zunächst von seinem Sohne trag Dr. Rohrbergs über bie dänische Volkshochschule  ".

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Töchter der Hekuba  .

immer falt Blut

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Sie sah plöglich eine große Kluftwer würde die über­brücken?! Der Krieg, zu dem doch alle auszogen, alle, vor nehm und gering, arm und reich? Er hatte es bis jetzt nicht gekonnt. Bürde es der Friede können-

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Ein Bassermann Abend im Deutschen Künstler­theater" zeigte den Darsteller in den Einaktern im Facetten­glanze virtuoser Vielseitigkeit. In Schnißlers Gefährtin", der mit allen Jufionen einer Ghe aufräumenden, refignierten Rückschau, war er der moderne, vom Leben und der Stepfis zerfetzte Mann und in Hartlebens immer noch beluftigendem Antiphilisterstückchen Die sittliche Forderung" der ganz auf fächselnden Provinztypus abgestimmte Spießer aus Rudolstadt  , der so hurtig fich vom Moral­hüter zum allesverstehenden und mitmachenden Lebemann ent­wickelt. Auf den Spuren Haafescher Fein- und Kleinmalerei wan­delte er in der ältlichen Bartie Biquet. Sein vom Adelsdünkel ge­schwellter Chevalier war ein Meisterstückchen faritierender Porträt­kunst.

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wohl die rechte Art, den Sieg aufzunehmen? Man er- lich geblieben. Und unvergeßlich auch der Anblick, der sich wartete ja tein lautes Frohlocken von den Leuten ihnen bot, als auch sie sich umwandten. mehr, aber konnten sie es nicht hinnehmen still- Langsam war da vom Waffer her ein mächtiger Vogel freudig bewegten Gemütes? Ihr Mann hatte doch recht: über Lustgarten und Schloß, über Dom und Zeughaus ge­Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Viebig  . man durfte an diese Leute nicht den Maßstab legen segelt. Mit weitgebreiteten Schwingen stand er jetzt still. Die Generalin von Voigt war durchaus nicht sentimental, wie an sich selber. Sie waren in Freud und Leid doch eben Nur ein Wolfengebilde war es, gewitterschwanger am ihr Mann hatte sie dazu erzogen, jede Sache so gelassen wie anders, wie man selber war. Sommerabend. Aber sich unter ihm rötend, schien der möglich zu nehmen. Das Leben ist wie der Feind," hatte Himmel zu glühen vom Flammenwiderschein. Aufgeregt von er ihr oft gefagt, als sie noch jünger und leicht aus der den Ereignissen diefes Tages hatte sie nach ihres Mannes Fassung zu bringen war, man macht sich die Stellung flar, Arm gegriffen:" Dada   siehst du ihn auch?" Ein nimmt ihn scharf aufs Storn, rückt dann Schritt für Schritt schwebender Adler war es mit gespreizten Flügeln. Es hatte aber immer weiter vor, ruhig vor Die Straße, die sie zu gehen hatte, lag dunkel. Droben sie wie ein Schrecken durchzuckt: war das nicht der russische dann zugepackt." Sie hatte es lernen müssen, an sich zu tein Stern. Der Wind, der den ganzen Tag geweht, hatte Adler? halten. Aber jegt ging das Gefühl doch mit ihr durch diese Wolken heraufgetrieben, nun flogen sie, seltsam geballt und Gott set Es war der preußische Adler gewesen Frau, diese arme, einsam Gewordene! Ihre aufrechte Gestalt zerrissen, wie fragenhafte schwarze Ungeheuer über das matte gedankt! ein wenig niederbeugend zu der fümmerlich- fleinen, fagte sie Grau des Nachthimmels. Sie mußte an den Mobilmachungsabend Die Generalin war jetzt am Krügerschen Haus angelangt; mit der inneren Ueberzeugung, die auch andere überzeugt: denken. Da war sie am Arm ihres Mannes in Berlin   die Linden sie wollte noch die Tochter besuchen. Und wieder stieg eine Sie sind nicht verlassen, liebe Frau. Sie haben noch eine hinuntergegangen, die dichte Masse der Menschen hatte sie Verwunderung in ihr auf, daß sich Sili gerade diese Wohnung Mutter unsere deutsche   Heimat. Der hat Ihr Mann Sie mit fortgetragen, sie waren im langfam flutenden Strom vors ausgesucht hatte. Die war so bescheiden: kein Parkett, niedrige als Vermächtnis hinterlassen. Er hat Ihnen ein Anrecht er- Schloß gelangt. Wo die Leute die Offiziersuniform erkannten, Zimmer, fein elektrisches Licht. Ueberm Zürcingang schwelte worben. Und unsere deutsche   Heimat ist eine gute Mutter, machten sie Plak  . Das Schloß lag dunkel und schweigsam. eine leine Petroleumfunzel. die sich ihrer Kinder annimmt!" Der Kaiser hatte zum Volt gesprochen gehabt, sie waren Als Frau von Voigt die unverschloffene Tür aufflinkte und ,, Redensarten! Das tönnen die Vornehmen und Reichen leicht sagen," fam es jetzt höhnisch von irgend zu spät gekommen, aber überall hörten sie noch davon reden. in den engen Flur trat, fiel ein Lichtschein aus dem Zimmer zu Ich kenne feine Parteien mehr- ja, so hat er gesagt," ebener Erde. Die Stubentür stand offen. Drinnen saß die Krüger hörte sie einen Mann dicht hinter sich laut erzählen. Ein am Tisch und schien beim trüben Schein einer Lampe in einem " Wer sagte das?" Die Generalin drehte suchend den anderer erläuterte das noch näher: Nu jibt es nämlich jar Buch zu lesen. Sie war so vertieft, daß sie von der an ihrer Kopf, ihre stattliche Gestalt recte sich noch stattlicher." Es ist teene Unterschiede nich mehr. Ob de Jeld hast oder teens, Tür Vorüberschreitenden   nichts bemerkte. traurig," sagte sie sehr laut, daß es immer noch Leute gibt, ob de Fraf bist oder nur Frize, der Klamottendräjer, ob de Frau von Voigt stieg zu ihrer Tochter hinauf. Lili öffnete Deutsche   gibt, die ein Vergnügen daran finden, zu mäkeln uf de hohe Schule Latein   jelernt hast oder ob de nich lesen ihr selber die Glastür, die die Wohnung abschloß. Das und zu hetzen. Was heißt jekt vornehm und reich? Wenn un schreiben fannst, allens eene Wichse. Allens nur Mädchen war zum Bahnhof gelaufen, als das Läuten anfing. einer im Schüßengraben liegt und ist ein Prinz, liegt er Deutsche  !" " Ich brauche sie ja auch nicht," sagte die junge Frau gleich­ebenso im Dred wie der einfachste Handlanger, und der eine Ein wehmütiges Lächeln kam der jetzt eiliger Schreiten- gültig. In ihrem weißen schleppenden Schlafrock mit dem Million hat, ebenso wie der, der keinen Pfennig besitzt!" den. Ein Regen fing an zu tröpfeln, der Himmel weinte. weißleuchtenden Gesicht fah sie aus wie ein Geist. Na, die war aber nicht auf den Mund gefalen! Und Sie lief in tiefen Gedanker: ach ja, so leicht war es nicht, Die Mutter blidte sie boller Besorgnis an. Nowo­Dred hatte sie gesagt- Dreck! Einige amüsierten sich verstanden zu werden! Rührend war aber der Droschten- georgienst, Lili," sagte sie start." Nowogeorgienst, das ist zn  darüber. Sie lachten. Und das steckte an. Ein ganzer futscher gewesen, mit dem sie dann vom Schloßplatz zurück- ein großer Sieg, ein wichtiger Fortschritt." Es war ihr, als Knäuel von Weibern   drängte sich um Frau von Voigt. gefahren waren, rührend und komisch zugleich. Er hatte, mit müsse sie die bleiche Frau da vor sich aufrütteln. Sie legte Diese wußte nicht recht, war das nun ein höhnisches Lachen der Peitsche zurückdeutend nach dem dunkel- ragenden Bau, beide Hände auf die Schultern der Tochter und schüttelte sie oder erfreute Zustimmung? Eine plögliche Baghaftigkeit in dem Deutschlands   Kaiser jegt wohl die Geschicke Europas   leicht. Wie wird sich der Vater freuen! Er wird jetzt noch überkam sie. Es tat ihr leid, daß sie sich hatte so hin- in seinem Herzen bewegte, und sich, halb auf seinem in Warschau   sein. Ich bin sehr gespannt auf seinen Brief. reißen lassen. Sie drängte sich durch und ging davon mit Bock zu ihnen herumwendend, beifällig nickend gesagt: Freu du dich auch, Lili, nun wird der Krieg bald zu Ende raschen Schritten, im Innersten verstimmt. Nun war ihr die Wir haben Wilhelmen doch unterschätzt!" Der alte sein!" gange Freude an Nowogeorgiemst verdorben. War das dicke Kutscher und sein humpeliger Gaut waren ihr unvergeß­

wo her.

( Fort. folgt.)