Str. 19-1918
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Die Weltkriegsbücherei.
Im Gebäude des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht ist jetzt eine der eigenartigsten Ausstellungen zu sehen, die unsere Zeit gefchaffen hat. Die Sammlung, die zwei große Räume in dichter Ordnung füllt, nennt sich Weltfriegsbücherei. Ihr Schöpfer und Besizer, Richard Frank, macht sie jetzt der Besichtigung zugänglich, um sie nach Kriegsschluß für immer der Deffentlichkeit anzubertrauen, als bleibendes, vielgliedriges und lehrreiches Denkmal des Weltkrieges. Striegsliteratur und Kriegsbilder wurden schon verschiedentlich in Ausstellungen gezeigt. Zum erstenmal aber sieht man jetzt das umfassende, Fronten, Etappen, Hinterland, Freund, Feind und neutrale Staaten betreffende Material, das systematisch und bis zu einem hohen Grade lückenlos unter einheitlich zielbewußter Leitung zusammengetragen wurde. Die Sammlung verblüfft schon durch ihre außerordentliche Reichhaltigkeit, wobei zu bemerken ist, daß jedes einzelne Stück völlige Selbsterechtigung hat und feinerlei fünstliche Vergrößerungen durch Wiederholungen bewirkt werden. Allein die Kriegsliteratur aus den kriegführenden und neutralen Staaten umfaßt 38 500 Nummern. Daran schließen sich 2500 Zeitungen und Zeitschriften der am Kriege beteiligten Länder.
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Die Zahl der deutschen Tageszeitungen und Zeitschriften, die von dem Unternehmen ständig bezogen und verarbeitet werden, be läuft sich mit Einschluß der regelmäßigen amtlichen Veröffent Lichungen auf 960 Nummern. Hieran gliedert sich eine sehr interessant und übersichtlich geordnete Sammlung von 85 SchüßengrabenZeitungen; besondere Beachtung verdienen unter den letzteren die Einzelstücke von hohem Seltenheitswert, ungefähr dreißig an der Zahl.
Und wer nach 10 oder 100 Jahren irgend eine Auskunft über die heutige Geschichte wünscht, wird sich in der Weltkriegsbücherei" Belehrung holen können.
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A. B.
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Sonnabend, 19. Januar
Neubildungen in der deutschen Sprache.
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Die bemerkenswertesten, in den jüngsten Jahren entstandenen Neubildungen in der deutschen Sprache erörtert H. Wanner in der Kammerspiele:„ Die Koralle" von Georg Kaiser . Zeitschrift Niedersachsen ." Bei den Neubildungen unserer Zeit handelt es sich allerdings nicht mehr um Lautverschiebungen und Kurz nach Effig und dem zu früh verstorbenen Sorge ist nun Lautwandel oder andere tiefe einschneidende Veränderungen. An Georg Kaiser in Berlin , wo bisher nur seine belanglose Komödie scheinend ist nicht mehr die Kraft vorhanden, neue Wurzeln und Die Dorina" gespielt wurde, als Vertreter der jungen Generation Stämme zu erzeugen, bingegen sind Zusammensetzungen bezu Wort gekommen. Die Hoffnungen, die sich an den neuen Namen merkenswert, lehrreiches Dent Bedeutungswandel und Uebertragungen fowie gefnüpft, wurden durch die Probe leider arg enttäuscht. Das Drama Bildung besonderer Standessprachen. So wird z. B. in den Be hat die gleiche Signatur einer über alle psychologischen Menschen richten über Versammlungen usw. jetzt häufig die Konjugations möglichkeiten und alle Erfordernisse dramatischer Einheit un form durch Umschreibung eriezt. Es heißt: Er hat seine bekümmert hinwegjezenden Willtür, wie Essigs und Sorges Stücke, Absicht zur Kenntnis gebracht. Der Entwurf soll zur VerDoch von dem tiefen Ernst, der leidenschaftlich ringenden Erregung, öffentlichung gebracht werden. Die mutmaßlichen Täter wurden zur die in Sorges Bettler" lebten und trop. des Wirrwarrs starf er- Anzeige gebracht. Auch liest man häufig Wendungen, wie:„ Die griffen, ließ sich hier nichts verspüren. Nirgends stößt man auf ein Stapelle brachte das Musikprogramm zur Ausführung. Etwas zum inneres Erlebnis, auf ein Gefühl, das einen Antrieb zur Erfindung Versand bringen." Andererseits wird statt bringen vielfach„ gediefer seltsam verzwickten Milliardärsgefchichte hätte geben tönnen. Langen " gebraucht. Die Dividende gelangte zur Verteilung." Es Das Ganze löst sich in ein zielloses Gaufelspiel aberteuerlicher Kom- bandelt sich hier gewissermaßen um ein Berichterstatterdeutsch, um binationen auf. völlig überflüssige Umichreibung eines Tätigkeitswortes, wobei die Befagter Milliardär, der in feinem Tempel, bas beiße Herz der Verbalform nicht nur fürzer, sondern auch viel verständlicher wäre: Erde " allmonatlich einmal allen Bittstellern jeden Wunsch erfüllt, Die Dividende wurde verteilt, das Bild wurde ausgestellt, das setzt einen Herrn in Grau", der ihm dort Weltverbesserungsprojekte Musikstück wurde vorgetragen." austramt, seine Lebensanschauung auseinander. Was ihn auf seiner Andere Neubildungen sind durch den vielfachen Gebrauch der Jagd nach der Milliarde raftlos vorwärts trieb sei überall die Vorfilben" be" und" ge" entstanden. Be zeigt die Richtung einer Angst gewesen. Sohn eines Proletariers, habe er erleben müssen, Tätigkeit auf einen Gegenstand an. Beledern heißt mit Leder vertie fein arbeitslos gewordener Vater fortlief, die Mutter sich das sehen, bemeistern heißt, sich zum Meister einer Sache machen. Ge Leben nahm. Das Bild des Abgrunds, das sich damals vor dem hat eine zusammenfassende Bedeutung. Geselle ist, wer mit in Bewußtiein des Knaben zum ersten Male aufgetan, verfolgte ihn demselben Saal wohnt, Gefährte, wer mit dieselbe Fahrt oder feither im Wachen und Träumen, spannte jeden Nerb in ihm, dem Reise macht. Bei anderen Neubildungen wachsen irennende VorDie Lazarettzeitungen kann man in fiebzehn Exemplaren studieren. Elend zu entflieben, und machte ihn auf diese Weise schwerlich zum filben, wie über, ob, mit dem Zeitwort zufammen: Er übersiedelt, Dann tut sich eine fremde, ganz eigenartige Welt auf, reich an Ent- Milliardär! Und so wie ihn, so peitsche solche Angst auch alle es obliegt mir, während es heißen sollte: er siedelt über, es behrungen und Ferniein, aber auch reich an unerschütterlicher zu anderen vorwärts. Sohn und Tochter hat er vor jenem Alp, der liegt mir ob. Eine auffallende Neubildung ist das Wort„ tätigen". bersicht, guter Laune und fünstlerischem Wiz: die Gefangenenlager auf ihn drückt, bewahren wollen, sie sollten, aufwachsend in tönigs Der Schalter wird von der Tür betätigt, Berkäufe werden geBeitungen aus Deutschland , Desterreich- Ungarn, England, Frankreich , lichem Lurus, die furchtbar nahe Wirklichkeit des Menschenelends tätigt usw. Seit einiger Zeit wird auch der Genetiv nach Präposi der Schweiz , Holland und Kanada . Insgesamt 93 stellen sie eine nie mit eigenem Auge sehen. Das gilt ihm allen Ernstes als Weg tionen, die diesen Fall regieren, gemieden. Statt ein Freund Sonderbibliothek dar, die allein Tansenderlei vom Krieg und den zum Glück und menschlicher Vollendung. Im übrigen gehört es zu meines Vaters" fagt man ein Freund von meinem Vater". Andererdurch ihn geschaffenen Schicksalen, bon völkerrechtlichen Zuständen den Eigentümlichkeiten dieses Kauzes, sich zur Vertretung in Ge- feite bildet man wieder neue Genetive, die überflüssig sind:„ Das und eigenartigen Kulturbildern zu berichten weiß. schäften einen Sekretär zu halten, der ihm als Doppelgänger wie Projekt wurde des Näheren beleuchtet, der Vorschlag wurde des Damit ist aber der Reichtum an im Kriege entstandenen und nur ein Ei dem anderen gleicht und den auch seine nächst Ver- weiteren besprochen, der Redner verbreitete sich des Längeren." der Kriegszeit geltenden periodischen Druckschriften noch lange nicht trauten nur durch ein Zeichen, die Koralle an der Weste, Auch neue Präpofitionen werden erfunden:" Der Schnellzug ab erichöpft. So haben z. B. nicht weniger als 89 deutsche Groß- von ihm unterscheiden fönnen. fönnen. Eine Beitlang Hannover fährt um 8 Uhr, die Gegenstände werden ab Haus gefirmen ihre eigenen Kriegszeitschriften gegründet. Kriegsblätter ichien es, als wolle sich das Stück von fo verfchnörkelten liefert usw." Endlich find unter den auffallendsten Neubildungen wurden auch von deutschen Gymnasien, von deutschen Universitäten Voraussetzungen her zu einer Art harmloser Anklage erheben. Der auch Schlagwörter zu nennen, die plötzlich auftauchen, sich stark verund von einzelnen studentischen Verbindungen ins Leben gerufen. Sohn hat auf einer Bergnügungsreise nach Europa die Entdeckung breiten und dann bald wieder verschwinden. Heutzutage muß alles, Eine ganz andere Literatur gibt von dem Leben und der Ver- gemacht, daß sich der Glanz der Reichen auf die erbarmungslose was dem Gedächtnis fest eingeprägt werden soll, eingehämmert" waltung in den besetzten Gebieten Kunde. Hier stehen zum Studium Ausbeutung des Volkes gründe. Er fehrt als Heizer eines Kohlen- werden, wie die Niete in einem Dampffefsel; alles, was auf einem fremdsprachige Verordnungen und Amtsblätter fowie 175 Zeitungen fchiffes zurüd, befehrt im Handumdrehen die eben noch ganz geficheren Grunde ruht, ist auf diesem„ veranfert", wie das Schlachtund Zeitschriften in verschiedenen Sprachen zur Verfügung, deren dankenlose Schwester und nimmt beim Strett in den Fabriken feines fchiff auf dem Meeresboden. Inhalt den besetzten Teilen von Belgien , Nordfrankreich, Sturland, Vaters gegen diesen Partet, ja will ihn niederknallen. Das ist im Litauen , Polen , Rumänien und auch Norditalien gilt. Aus Stück unglaublich primitiv flizziert, aber rührt, wenigstens der Sache legterem fann man erkennen, daß die Weltkriegsbücherei" nicht nur nach, an wirkliche Probleme. Doch dient das alles nur als Auftakt zu gewissenhaft, sondern auch mit bemerkenswerter Schnelligkeit ar- einer völlig leeren Phantasmagorie. Der Papa, von dem sich So angenehm die wärmende Wirkung von Wollfachen in beitet. feine Kinder losfagen, schießt seinen Sekretär und Doppelgänger trockenem Zustande ist, so unangenehm wirken die Wollsachen, wenn Da allein ein genaues Register mehr Papier und Drucker mir nichts dir nichts über den Haufen und nimmt dem Toten das sie naß werden und gewöhnlich auch lange Zeit zum Trocknen schwärze erfordern würde, als unter den heutigen Umständen statt- Erkennungszeichen der Koralle ab. Vergebens, daß der Mörder nun brauchen. Unter solchen Umständen können die Strickwaren noch haft ist, müssen wir uns mit wenigen fnappen Stichworten be- behauptet, er fei der Milliardär. Als Träger der Koralle hält man zur Erhöhung des Frostgefühls führen. Zur Vermeidung dieses gnügen. Ein ungeheures Material an Beitungen und Zeitschriften, ihn für den Angestellten, und die scharfsinnigsten Juristen zerbrechen Lebels fann man sich aber eines Verfahrens bedienen, das jeder die keine Kriegsgründungen find, aber darum natürlich nicht minder fich die Köpfe, wie sie ihn beweiskräftig identifizieren können. Auch Hausfrau ermöglicht, die Wollsachen wasserdicht zu machen. In ein Kriegsliteratur darstellen, steht zur Verfügung. Desterreich- Ungarn die Kinder erkennen ihren Bater nicht. Daß ein paar examinierende Gefäß, das je nach der Größe des betreffenden Stückes gewählt ist mit 172 Erscheinungen vertreten, die Türkei mit 37( darunter Fragen, von diesen über Vorgänge des Familienlebens an ihn ge- wird, gießt man Waffer und mengt es mit eisigfaurer Tonerde in auch persische und arabische), Bulgarien mit 31, alle in ganzen richtet, sofort den Zweifel lösen fönnten, fällt niemand bei. Schließ der Weise, daß auf neun Teile Wasser ein Teil effigfaure Tonerde Kriegsjahrgängen. lich arbeitet sich die Phantasie des Angeklagten in die ihm auf- fommt. Man läßt die Wollsachen ungefähr eine halbe Stunde in gedrungene Rolle ganz hinein; er ergözt sich bis zur Hinrichtung dieser Lösung liegen, drückt sie dann nach dem Herausnehmen rührielig an den glücklichen Kindeserinnerungen feines Opfers, die möglichst gut aus und hängt sie zum Zwecke raschen er für seine eigenen hält. So burleskes Raffinement fostümiert sich Trocknens an einen sehr heißen Ofen. Dies ist besonders hier als Tragik! wichtig, da bei einem allmählichen Trocknen das ganze Verfahren nicht taugt. Geschieht das Trocknen aber schnell, so hat der Stoff feine Fähigkeit, Waffer anzunehmen, verloren. Im allge meinen wird durch die oben genannte Lösung kein Stoff geschädigt, bei besonders empfindlichen Stoffen aber kann man vorher zur Vorsicht eine fleine Probe machen. Unbesorgt fann man gestrickte
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Auch die Feinde spiegeln sich in ihrer Presse wider, die interessantesten Tagesblätter, Wochen und Monatsschriften sind vorhanden, und es fehlen auch nicht russische Blätter aus der Revolutionszeit.
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Wasserdichte Strickwaren.
Unter den Kriegsdenkwürdigkeiten erblickt man die verschie Das Bublifum machte aus seiner Enttäuschung fein Hehl, Beidensten Maueranschläge, Werbeplakate, Dentwürdigkeiten aus Ge- fallsversuche stießen auf ein entschiedenes Bischen. Wegener be fangenenlagern und Lazaretten, Fliegerbriefe, Ehrendiplome, eine währte auch diesmal wieder seine eindringlich suggestive Kraft in Unzahl postalischer Merkwürdigkeiten usw. der bodenlosen Hauptfigur, vermochte bei aller Univahrheit der Soweit heute schon Vollkommenheit möglich ist, wurde fie hier Situationen in Momenten den Schein des Lebens vorzutäuschen. erreicht. Nach Beendigung des Krieges aber wird diese sonderbarste Für die Verstiegenheit des aufgeregten Weltverbesserers fand Werner Pulswärmer, Kopfschüßer, Handschuhe in die Lösung werfen, da die aller Büchereien ein unerschöpfliches Museum darstellen, ein aus Tats Krauß reizboll originelle Ausdrucksmittel. Der Sohn wurde effigfaure Tonerde sie in teiner Weise angreift. Die so behandelten sachen, aus dem praktischen Leben und der Kriegführungen entnom- durch Herrn Deutsch , den jungen talentvollen Darsteller von Wollsachen riechen anfangs ziemlich empfindlich nach Essig, doch geht menen Dokumenten zusammengesettes, gewaltiges Legifon des Krieges,| Sorges„ Bettler", die Tochter durch Fräulein Edersberg der Geruch an der frischen Luft schnell wieder verloren. Auch ganze Ein Studienobjekt allerersten Ranges. repräsentiert. dt. Wollmäntel laffen sich auf diese Weise imprägnieren.".
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Die Strüger ftüßte die Hand auf den Tisch, als poche sie darauf. Und sie lächelte. ,, Es steht in der Bibel geschrieben: ,, Dann wird Frohlocken und Jauchzen sein und des Friedens Tein Ende."
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Sie faßte nach seiner Linken und hielt sie zärtlich in
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fleinen Spaziergang, bei dem sie neben ihm herschlenderte,| quol. in der schon merklichen Abendkühle fröstelnd in ihrem leichten ihrem Schoß. Kleid. Erft als sie im Walde waren und er den Arm um fie legte, wurde ihr wärmer. Sie dachte jetzt nicht an ihren Wenn Hedwig Bertholdi jetzt in den Garten ging, sah Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Biebig. Mann. Wenn der Mann zu lange fort ist, gewöhnt man sie drüben die Krüger das Obst abnehmen. Es war reif; Die hinter faltigen Lidern sich bergenden Augen sich zuletzt daran, man fängt an, zu vergessen. Und doch war bald würden die Blätter fallen. Und eine Angst kam sie an · der Krüger blinzelten in dem einst breiten, jegt Tang- es ihr wiederum, als der Feldgraue neben ihr schritt, als vor dem einsamen Winter. Schon der vorige war schwer gewordenen Gesicht. Ein Bicht glomm in ihnen auf, das ginge sie mit ihrem Stanislaus, und sie lehnte fich feft gewesen, aber da war doch ihr Mann noch hier. Nimm dir ihrem matten Blau tieferen Glanz verlieh. ,, Dann werden gegen ihn, als er zärtlich wurde. So lange hatte kein Mann jemand ins Haus, schrieb er.„ Es gibt so nette junge Mädalle Gefangenen frei!" sie im Arm gehalten! Dabei schwaßte sie munter. chen, die froh sind, eine Unterkunft zu finden besonders Als sie einkehrten, war das Lofal schon gestopft voll. Mit jetzt. Mühe sanden sie noch an einem Tisch Plaz, daran schon drei Kein Wort, daß er bald wiederkommen würde, wiederFeldgraue saßen. Sonst hatte jeder Feldgraue seine Liebste zukommen hoffte. Und auch nichts von Bedauern darüber, bei sich; diese drei aber waren noch unbeweibt. Und sie nicht selber bei ihr sein zu können. Und die Söhne schrieben, machten Herrn Lehmann, im Zivilleben Barbier, gefährliche auch davon nichts. Als seien ihnen draußen alle zarteren Der Abend von Nowogeorgietst durfte doch nicht zu Konkurrenz. Empfindungen abhanden gekommen. Ihr Aeltester, Heinz, Ende gehen, ohne daß er gefeiert wurde. Einige Urlauber Minna Dombrowski schwamm in Seligkeit: nicht bloß hatte das Eiserne Kreuz bekommen, und Rudolf war Unterhatten sich zusammengefunden. Unter ihnen hatte Minka| einen, nein, vier Männer auf einmal. Es benahm sie ganz. offizier geworden. Aber keiner sagte: Arme Mutter, wie bist Dombrowski einen alten Bekannten. Als sie am Nachmittag Sie faßen, in eine Ecke gedrängt, an einem kleinen Tisch du so allein!'- und das hätte sie doch mehr als alles mit den Kindern in den Anlagen- der einstmaligen Dorfaue und so dicht beisammen, daß bald der, bald jener Männer- andere gefreut. dem Militärkonzert zuhörte und viele Blicke, die sie als fuß ihren Fuß berührte. Die Knie stießen unter dem Tisch - Ihr graute vor einer Gesellschafterin, die darauf ange Lauter Bewunderung einschätte, ihr neues Kleid musterten, chen zusammen; drückte sich ein Knie ganz besonders fest lernt ist, immer heiter zu sein, immer zu lächeln, wenn auch hatte sie ihn wiedererkannt. Kaum hatte sie einen lauten gegen das ihre, so drückte sie wieder. Herr Lehmann war die Launen der Dame noch so schwer zu ertragen sind. Nein, Ausruf der Ueberraschung unterdrücken können: je, das war der hübschefte von den vieren und ein alter Bekannter, er zu so etwas konnte sie sich nicht entschließen! Da schrieb ihr ja der von damals aus dem Restaurant, auf den ihr war auch der, der für sie bezahlte, sie schlug jedem andern, eine Jugendfreundin, von der sie lange nichts gehört hatte, Stanislaus so eifersüchtig gewesen war! Minka, der nach ihr greifen wollte, auf die Finger. Frau von Loßberg aus Koblenz . Eine Bitte. Herr von Lozich sage dir, wenn du mir nicht treu bleibst! Er hatte ge-" Schöne Minta, auf Ihr Wohl!" Sie tranten tüchtig. berg Major-war vor einem Vierteljahr nach langem zittert dabei und mit den Augen gerollt. Ach je, der arme Herr Lehmann bezahlte fünf Runden; die anderen jeder nur Leiden an den Folgen einer schweren Verwundung gestorben; Sterl! Der war jetzt in Frankreich . Er konnte am Ende auch in eine Runde. Er fonnte das wohl auch, er hatte im Zivil- Frau von Loßberg, schwächlich und zermürbt, wollte zu ihrer Rußland sein. Wochen schon hatte sie keine Nachricht. Wer leben ein flottes Geschäft in der Dennewigstraße zu Berlin . alten Mutter ziehen, die in einem kleinen hessischen Städtchen weiß, wo er steckte! Wenn erst Friede war und er wieder daheim, dann sollte die von einer bescheidenen Pension lebte. Der älteste Sohn war Sie hatte dem Verehrer, der sie damals mit vielsagenden schöne Minta nur zu ihm kommen, dann würde er ihr die auch schon Offizier und im Felde, die beiden jüngsten Söhne Blicken bewundert, und der ihr jetzt in Feldgrau noch besser Locken träufeln. Und Herrn Dombrowski auch bedienen. in Bensberg im Kadettenforps; nur noch die Tochter war gefiel, freundlich zugelächelt. Sie war doch eine verheiratete Er zwinkerte dabei mit den Augen, und die andern lachten zu Hause. Frau, sie konnte sich das schon erlauben. Und wer konnte es brüllend dazu. Warum sollte man denn nicht vergnügt sein? ihr verdenken, ihr, die sich so plagen und mit den Kindern Wenn man wieder herauskam, wer weiß, wie lange man da herumschleppen mußte, und nicht einmal den Mann da hatte, noch lachen konnte! Eine Kugel, und adjö Sie!" sagte Herr der ihr sagte:„ Minka, du bist zum Anbeißen!" daß sie die Lehmann. Einladung des Feldgrauen, den Abend mit ihm zu verbringen, Die Dombrowski wurde ganz sentimental.
annahm.
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Das sechste Sie aß auch gern mal was Gutes. Auf Bock Glas Bier war zuviel gewesen, fie fing plöglich an zu weinen: würstchen und neues Sauerfaut hatte er sie eingeladen. Da Gott , Gottchen, ihr guter Mann, wo mochte der jetzt stecken? gab's auch Bier zu trinken. So schickte sie denn die Kinder Ach, eine Kriegerfrau hat's doch zu schlimm. Es geht ihr zu nach Hause. Der Junge widersetzte sich, er wollte nicht gehen, traurig. Wer weiß, ob er noch am Leben war! Sie neigte da gab sie ihm einen so derben Klaps, daß er sie ganz sich gegen Herrn Lehmann und ließ den duseligen Stopf an entsegt anstarrte. Sie sagte aber gleich hinterher:" Ich seiner Schulter ruhen. schenkt dir auch' n Groschen." ,, Ach Gott , mein Mann, ach, ach!" Dabei ließ sie es Der Feldgraue lachte: diese Frau war wirklich drollig. aber doch zu, daß die Rechte des Verehrers sie auf dem Er fühlte ihre Lebensgier. Ste machten erst noch einen Naden tätschelte, der frisch und fernig aus dem leichten Kleid
, Es ist hart für meine lebensfrohe Annemarie, bei uns zivei lebensmüden alten Frauen im Winkel ihr junges Dasein vertrauern zu müssen. Ich würde sie gern in eine Famile geben, wo sie sich im Haushalt oder bei Kindern nüglich machen könnte. Es ist auch gut, wenn sie es jetzt schon lernt, sich in andere zu fügen- ich werde nicht lange mehr leben, ich fühle es. Ich gehe bald meinem Manne nach. Dann wird für Annemarie doch die Notwendigkeit fommen, unter Fremde zu gehen. Weiter viel gelernt hat sie nicht, wir glaubten, bei meines Mannes Stellung und ihres guten Aussehens wegen sei das nicht nötig. Vielleicht kannst du mir, liebe Hedwig, die du doch gewis viele Beziehungen hast, für meine Tochter behilflich sein.' Corts. folgt.)