2. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Ur. 142.
Freitag, den 22. Juni 1894.
11. Jahrg.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Aus England.
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aus nicht entzückt, so steckt darin nicht nur puritanische Eng-| ihnen auch jeht nicht verschließen, wo sie den von ihm als Gottesherzigkeit. Der Nachsaß sie( die Vorerwähnten) gedenten des gesandten Bremierminister denunziren und muß sogar bis zu Elends der Millionen Enterbten dieses Landes, und haben keine einem gewissen Grade mit ihnen Sympathie für Reden, die auf jeder zweiten Linie mit Gelächter", nur zwischen diesen zwei Stühlen. Mit den Nonconformisten heulen. Aber es steht nicht ,, lautes Gelächter", ausgezeichnet sind" deutet vielmehr auf verdammt es die Wetten, aber mit den frivolen Toryblättern bringt es die Rennberichte und die Nachrichten über den Stand der Wettchancen. Und dabei sind es gerade diese Berichte in der Tagespresse, die das Wetten zu einer nationalen Pest, es zu einem regelmäßig betriebenen Spielgeschäft gemacht. Ghedem wetteten nur diejenigen, die die Rennpläge besuchten, heute aber wird überall gewettet, dank den Wettberichten der Presse. Verschiedene Einsender appelliren denn auch an die Redaktion des Chronicle", diese Berichte einzustellen, aber davon ist natürlich keine Rede. Ein Tageblatt hat höhere Pflichten.
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Gerichts- Beitung.
Gewerbegericht.
Das nonconformistische Gewissen, das Terby- Rennen und die politische Wirkung desselben. Unser Londoner Korrespondent schrieb uns in der vorigen die politisch- soziale Seite des Sektirerthums. Die englischen Woche nachfolgenden Brief, den wir unseres Raummangels Seftirer waren von jeher in ihrer großen Mehrheit politisch radikal, wegen erst heute zum Abdruck bringen können. heute aber geht durch die Sektirerbewegung, soweit dieselbe in der Nach der Schlacht haben die Marodeure das Wort, und Arbeiterklasse ihre Gefolgschaft hat oder sucht, ein stark sozialisti nach dem Karneval die Fastenprediger. Derby Day, der große scher Zug, während viele Arbeiterführer, auch wenn sie selbst Karneval von Epsom , ist vorüber, und die Freude im liberalen nicht religiös sind, in gewissen Punkten mit den puritanischen Lager über den Sieg von Rosebery's Ladas wird übertönt durch die Tendenzen der Sektirer sympathisiren. Der Arbeiter, der in die Proteste aus dem Lager der Nonconformisten( die religiösen Seftirer) Chapel"( die Kapelle der Sektirer) geht, ist noch für die Trade wider die Theilnahme des Premierministers an dem Karneval des Union oder den politischen Arbeiterklub zu haben und umgekehrt, Hallunkenthums". Eo- the carnival of rascality" hat der Arbeiter aber, der das Public House( Wirthshaus) zum einer der einflußreichsten Wortführer des Nonconformistenthums, Wallfahrtsort gewählt hat und regelmäßiger Kunde der Buchder Methodistenprediger Hugh Price Hughes, am Tag nach dem macher" ist, ist in der Regel für beide verloren. Settirer Derby dasselbe in einem Brieje an das„ Daily Chronicle" be prediger unterstützen häufig von der Kanzel herab und zeichnet, und hinzugefügt, er und viele andere progressive Noncon- durch Sammlungen die Arbeiter in Streitfällen, und formisten unterschrieben das Wort eines feiner Kollegen,„ das non- Gewerkschaftsführer betreten der Abwechselung halber die Kanzel Rammer II. Borsitzender: Assessor Lohmeyer. Sigung conformistische Gewissen werde einen die Wettrennen mitmachenden und unterstützen, selbst wenn der Gegenstand ihrer Predigt die vom 19. Juni. Premierminister nicht lange ertragen". Seitdem bringt jede Nummer Arbeiterbewegung ist, den Besuch der Chapel. Kurz, es herrschen Kolonnenführer oder selbständiger Unters des, Chronicle" Massen von Zuschriften über den Gegenstand, und noch allerhand Beziehungen hinüber und herüber, und wie man nehmer? Diese der Kammer Ill sich oft aufdrängende Frage wenn sich darunter auch solche von Nonconformisten befinden, die vom Standpunkt der Aufklärung" auch darüber denken mag, mußte in einem Prozeß gegen den Zimmermeister Fronecke, von Rosebery in Schuh nehmen und meinen, das Rennenlassen von soviel ist sicher, daß der puritanische Mucker in sozialpolitischer welchem ein Arbeiter und drei Pußer rückständigen Lohn( 45 M., Pferden sei ja eine harmlose und für die Pferdezucht sogar nüß- Hinsicht meist hundertmal muthiger ist als der freidenkerische 24 M., 24 M. und 36 liche Sache, blos das Wetten, oder bestimmte Arten des Wettens, Mucker. Herr Hugh Price Hughes ist in der fapitalistischen entschieden werden. Der Beklagte betrachte die Kläger M.) forderten, abermals für die Rosebery aber nichts fönne, seien zu verdammen, so ist Welt viel schlechter angeschrieben als sein atheistischer Kollege nämlich nicht als seine Arbeiter, sondern als die des doch klar ersichtlich, daß eine nicht geringe, und in anbetracht und Antagonist Foote , mit dem er jüngst einen sehr angeblichen Buzmeisters Rohde. Sie gingen ihm nichts an, er ihres Eifers nicht gering zu schätzende Sektion der Nonconfor unterhaltsamen Streit um eine gerettete Schusterseele auszufechten habe nur mit Rohde in Geldangelegenheiten zu thun. An diesen misten auf Seiten des Herrn Price Hughes stehen. Und es ist hatte. nicht zu leugnen, daß sie die größere Logit auf ihrer Seite eines mit geschlossenen haben. Ist das Wetten verwerflich, so ist es schwer, eine Institution zu unterstützen, die so von Grund aus, so organisch" mit dem Wetten verbunden ist, wie die Pferde rennen. Eine Criquetpartie, eine Fußball- Partie, ein Boot- Wettfahren lassen sich ohne Spekulationswetten denken und finden auch häufig ohne solche statt, ein Pferderennen ohne Buch macher" zc. ift fast undentbar und jedenfalls zur Zeit in England ein Ding, das nicht ist". Der Nutzen der Zucht von Renn pferden ist aber ziemlich problematisch, da die sozusagen berufsmäßigen Renner faum zu etwas anderem zu gebrauchen sind, als eben die Parforcetouren auf den Wettrennen. So wenigstens wird be: hauptet, und es ist auch sehr wohl begreiflich, daß die Züchtung der Eigenschaften, die den Renner qualifiziren, auf Kosten derjenigen anderen geschieht, die sonst an Pferden geschäßt werden.
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Im Ganzen haben bisher die radikalen Nonconformisten den schadlos halten können. Derfelbe verpflichtete globe Bertages
Ritt abgegeben, der die ihren Einflüssen zugängigen Arbeiter mit der liberalen Partei verband. In Gladstone hatten sie einen ihnen fongenialen Premierminister, wie sollen sie da nicht unangenehin berührt sein, wenn dessen Nachfolger wigelnde Reden hält und Wettrennen patronisirt? Und wenn sie auch nicht gleich in Massen der Partei den Rücken kehren werden, fo genügt, angesichts des ohnehin starken Berseßungsprozesses in der liberalen Partei, die Lauheit einer größeren Anzahl bereits, deren Wahlaussichten erheblich zu verfchlechtern.
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siehe
führung des Façadenpuges in bestimmter Zeit, wozu er sich Leute anzunehmen hatte. Für den Fall der Verzögerung der Arbeit bestimmt der Vertrag, daß Fronecke das Recht habe, die selbe von anderen Leuten machen zu lassen. auf Kosten Robde's fertigHierauf ftüßt sich der Beklagte." Er hätte, meint er, nur vertragsmäßig gehandelt, wenn er Rohde und dessen Leute entließ, als sie eines Tages müssig herumstanden und trotz Aufforderung dazu nicht arbeiten wollten. Wenn dieselben noch Forderungen hätten, müßten sie sich schon Es flingt unglaublich oder unsinnig für den, der die an Rohde halten; der sei ihr Arbeitgeber und hätte sie zu bes hiesigen Verhältnisse nicht fennt, daß politische Blätter allen zahlen gehabt. Vom ihm, Beklagten , habe derfelbe Ernstes die Frage aufwerfen konnten, wieviel Stimmen der Vertrag nichts mehr zu bekommen. Rohde habe die Kläger Gewinn des großen Derby Preises durch Rosebery's Pferd der bei den wöchentlichen Abschlagszahlungen benachtheiligt. Im liberalen Partei wohl bei der nächsten Wahl eintragen werde. Aber Laufe der Verhandlung( Rohde fungirte auch als Zeuge) wurde Wie dem indeß fei, die Extremen des Nonconformistenthums Renner der Verhältnisse behaupten, daß die Idee, von dem Sieg auf festgestellt, daß die Kläger thatsächlich die angegebenen Summen find erbittert über den racing Premier", wie es viele dieser dem Rennplatz eine Rückwirkung auf die Wahlen vorauszusehen, noch zu fordern hatten, nicht aber, weil sie Rohde sonderbaren Heiligen Resebery nicht verzeihen können, daß er eine gar nicht so irrationelle sei. Die Sportsleute und ihr An- benachtheiligte( dies geschah überhaupt nicht); daß sie an dem feine Reden mit allerhand Wizen und Witzchen, statt, wie sein bang sind sonst fast durch die Bank konservativ. Aber sie sind fraglichen Tage nur auf dem Bau herumstanden" und nicht Borgänger, mit religiösen und moralischen Betrachtungen würzt. als Spieler abergläubisch, und der Sport und seine Interessen sofort auf die Aufforderung weiter arbeiteten, weil sie erst das Letzteres ist sicher etwas lächerlich, aber es steckt doch auch selbst in dieser geht vielen über die Politit. Warum sollen also nicht viele von ihnen gefchuldete Geld haben wollten( der Vertrag setzte an Beschwerde ein berechtigter Rern. Es giebt verſchiebene Arten ihnen für eine Regierung stimmen, an beren Spize, der Besißer Vorschuß Wochengeld von Witz, darunter auch eine Spezies, bei der man den Gedanken von Ladas steht, während der Führer der konservativen Partei nicht los wird, dem Redner sei es um die gerade behandelte im Hause der Lords( Salisbury ) seine Mußezeit mit wiffenSache überhaupt nicht ernst, eine tändelnde Art des Sprechens, schaftlichen Experimenten verbringt, und der Führer derselben im und darin hat Rosebery seit der Uebernahme der Premierschaft Unterhause, Balfour , Neu- Hegelianismus treibt? in der That viel geleistet, so daß wiederholt seine Reden hinterher Schade nur, daß bei Spielern Gindrücke nicht lange vorhalten. erst interpretirt werden mußten. E mag nur Form, nur Wenn also die Wahlen nicht bald erfolgen, werden neue GinWiderwille gegen falsches Pathos gewesen sein, was ihn drücke den des Derby bei ihnen längst wieder verwischt haben. veranlaßte, seine Reden im Konversationston zu halten, und die Interessen des Sports sind bei den Konservativen jeden aber wenn man mit solchen Reden je nachdem eine falls besser gewahrt als bei den Ziberalen. Ich erwähne diese gewählte Zuhörerschaar bestrickt, auf die Massen im Lande ver- Kalkulation also mehr der Kuriosität halber und als Material fehlen sie ihren Ziveck. Diese verlangen scharfe, unmißverständ- für den Kulturhistorifer. liche Erklärungen, Kampfeslofungen, Inspiration von ihren
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und endlich, daß sie nicht freiwillig, sondern nur auf den Befehl 6 M. pro Tag und Mann feft); des Beflagten:„ Sofort den Bau zu verlassen, da fie nicht ar beiten wollten!" gegangen sind. Der Beklagte giebt zu, für Rohde" die Unfall, Krankenversicherung 2c. geregelt zu haben. Das Gericht erkannte die Ansprüche der St I äger als berechtigt an. Gründe: Das Verhältniß des Beklagten zu Rohde sei nur das eines Arbeitgebers zum Kolonnenführer gewesen. Im Vertrage sei Rohde nichts als Vergütigung ausgefeßt, es stehe im Gegentheil ausdrücklich darin, daß eine Extravergütigung nicht gegeben werde. Da nun erweislich Rohde wie jeder Kolonnenführer Das nonconformistische Gewissen" aber ist zähe und nach mit den in den Vertrag eingeschlossenen Pußern zu gleichen Führern. Sie sehen ihm eher Ecken nach als Glätte, und tragend. Es hat seinerzeit den Rücktritt Parnell's erzwungen Theilen arbeitete, berechnete sich seine Entschädigung nach der zu Rosebery's Reden waren in der letzten Zeit meist unheimlich und es wird auch jetzt schwerlich als quantité negligeable leistenden Arbeit. Demzufolge sei er Arbeiter gleich den anderen glatt, zu sehr darauf berechnet, es aller Welt recht zu machen behandelt werden können. Schon sein Schreien ist der Partei gewesen. Dazu komme, daß Fronecke die Versicherungen der Leute und nirgends sehr anzustoßen. In dieser Welt der Klassenkämpfe ziemlich fatal. besorgte und die Bücher selbst stempelte. Und im Vertrage sei ausist das aber nicht angängig, wenigstens nicht für einen Partei- Gine tragikomische Rolle spielt bei der Affäre das Daily drücklich gesagt, die Rolonnenza hI festzustellen, siehe Fr. führer; er versöhnt dadurch die Gegner nicht, und dämpft nur Chronicle". Dieses Blatt ist das offiziöse Organ, wenn nicht zu. Nun sei seitens des Beklagten behauptet worden, er habe den Eifer im eigenen Lager. Rosebery's selbst, so derjenigen, die Rosebery's Premierschaft ambie vertragsmäßig ausbedungenen Beträge an Rohde gezahlt. eifrigsten, man darf auch sagen, am aufdringlichsten betrieben Dem Gerichtshof sei unerfindlich, wie Rohde bezahlt werden haben. Andererseits macht es sehr viel in erleuchtetem Christen sollte; dessen Pflicht war es doch, die Arbeit schnell fertig zu thum und christlichem Sozialismus und öffnet den Wortführern machen", und sein Recht, teine besondere Vergütigung zu er des Nonconformerthums gern seine Spalten. So kann es sie halten". Da er selbst mitarbeitete, hatte er einen Theil der
Wenn also Herr Price Hughes schrieb, diejenigen, die während drei Generationen das Rückgrat der liberalen Partei gebildet, sind über den unglückselig leichtfertigen Ton, den der Premierminister in seinen öffentlichen Reden angeschlagen, durch
Aus dem High Life.
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stellung scheint doch verdammte Löcher in die Börsen der Herren Agrarier gefressen zu haben. Diefer Mann ist wenigstens ehrlich. Er Schamlos und Etel erregend im höchsten Grade ist die fagt, was er will. Reiche Heirath! Das ist des Pudels frivole Art und Weise, wie die sogenannte„ gute Gesellschaft" in Kern. dem Annoncentheile gewisser Blätter das Heirathsgeschäft" betreibt. Eine liebliche Blüthenlese solcher Offerten finden wir in der Morgen- Ausgabe des Berliner Tageblatt" vom 19. d. M.. Da ist zu lesen: Junger, hübscher, fremder Herr wünscht sich mit vermögender, besserer Dame zu verheirathen.
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Damen , welche auf keinen Pantoffelhelden reflektiren, belieben Offerten mit Photographie, Vermögensangabe unter F. L. 4075 in der Exped. d. Bl., W., Friedrichstr. 66, zu hinterlegen. Hübsch?" Rührendes Geständniß!" Fremd?" Wo? In Berlin ? Wohl aus Talldorf zugewandert!?„ Mit vermögender Dame?" Vermögend, das ist doch die Hauptfache! Warum also nicht gesperrt gedruckt!?
Rein
Ein Graf wünscht sich zu verheirathen. Offert. unt. V. t. 41653 bef. Rudolf Mosse , Halle a. S. Roloffal! Kurz und schneidig! Aeh!- Gilt herbei, ihr Töchter des Landes! Ein Graf bietet sich aus. Ein Graf braucht Geld. Eilt herbei, ihr Töchter des Landes! Krumm tönnt ihr sein und schief und schüchtern uff de Dogen". Wenn nur viel Geld im Raften flingt! Dann heirathet euer Geld ein Graf. Gilt herbei, ihr Töchter des Landes! Kavaliers- Heirathen
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jeder Art vermittelt eine Standesperson in vornehmiter Weise. Ehrenwörtliche Diskretion. Zuschriften unter M. N. 144 an Haasenstein u. Vogler A.-G., Mainz .
Kavaliere! Vornehm! Standesperson! Ehrenwörtliche Dis Pantoffelheld?" Aber, Werehrtester! Wozu diese unnöthige Auf- fretion!- Und diese Annonce! Welch' eine Begriffs verwirrung!
richtigkeit! Besonders wenn man nach Geld heirathet! So was plaudert man doch erst nach der Hochzeit aus.
F. m. Bruder a. bester jüd. Familie, 32 J., vor. nehmes Aeußere, im ersten Banthaus thät., wird Selbstständigt. durch Heirath gesucht. Offert. unt. R. J. 376 a. d. Exp. d. Bl.
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Gottd'gerechter! Was für ein edles Gemüth! So selbstlos und treu! Welch ein liebevolles Bruderherz! Und wie genial verklausulirt! Fast als ob das Monnaie nur Nebensache wäre und der Rebbach zu den gleichgiltigsten Dingen gehörte!
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Reiche Heirath
sucht ein hervorragend befähigter, solider, gebildeter Landwirth, große, angenehme Erscheinung, 43 Jahr alt, Wittwer mit Kindern. Diskretion auf Ehrenwort. Gefl. Offerten an die Expedition des Berliner Tageblatt", Berlin SW. unter J. T. 5045 erbeten.
Der„ Nothleidende" darf natürlich im Chorus der Mitgift jäger nicht fehlen. Bumal bei seiner hervorragenden Befähigung"! Zum Geldausgeben wahrscheinlich! Die landwirthschaftliche Aus
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Dame von alt. Adel, Gemahlin e. hies. renomm. Arztes, verm. Heirathen jed. Alt. a. nur best. Kr. in nob. u. distr. Weise. Rendezvous im eig. Hause in Gegenw. d. betr. Angeh. Gefl. Zuschr. von disting. Damen resp. deren Eltern oder Vorm. u. Herren an Frau v. B., Annonc.- Bureau, Friedrichstr. 110, 1 Tr.
Allewetter! Feine Familie! Im Anschlusse hieran noch:
Frau Regler, jetzt Görlig, Breitestr . 23, fr. Geburts helf. in Berlin u. Wiesbaden .
Wichtig f. Damen. Störung i. Befind. w. v. erfahr. Frauenarzt sich. beseit. Off. an Dr. Arno, Ann. Bur., Friedrichstr. 115, I.
Pfui Teufel!
High life and mean sentiment; vornehme Welt und niedrige Gesinnung, das spricht aus jedem Worte obiger Annoncen. Ist diese Gesellschaft" nicht werth, daß sie zu Grunde gehe!?
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Literarisches.
Bamberger, Ludwig, Charakteristiken.( Band II der Gee sammelten Schriften), Berlin 1894. Rosenbaum u. Hart. 328. 80.
und
Seit Karl Hillebrand's und Heinrich Homberger's Tode steht Ludwig Bamberger in erster Reihe unter den wenigen deutschen Schriftstellern, die Essay's ähnlich wie die Franzosen und Engländer zu schreiben vermögen. Beim Essay tommt es mehr auf die Eleganz der Bearbeitung, die Stizzirung mit wenigen, aber treffenden Pinselstrichen als auf die erschöpfende Erörterung an. In unserer schnelllebigen Zeit, die so hohe Ansprüche an die Arbeitstrait des Einzelnen stellt, ihm so wenig Zeit zur Ruhe und zu ungestörtem Studium läßt, die andererseits den Wissensdurst so sehr anstachelt, müßte man erfreut sein, wenn wir in Deutsch land mehr Schriftsteller hätten, die Talent und Lust zum Verfassen von Eisay's haben. Die Beherrschung der Form, großes vereinigt sich Wissen viel Lebenserfahrung in den Essay's Ludwig Bamberger's , die auch für den politischen Gegner nicht werthlos find. Schon der Name des Verfassers bürgt dafür, daß eine der unse rigen direft entgegengesezte wirthschaftliche und historische Weltanschauung in seinen Schriften vertreten wird, daß sich bei ihm die Welt ganz anders spiegelt wie bei uns, daß er im Gegensage zu uns in den Personen die treibenden Kräfte der Weltgeschichte sieht. Aber gerade deshalb kann auch dieser Band der Bam berger 'schen Schriften empfohlen werden, als Material zum Stu dinm des Liberalismus in Deutschland . Unsere Genossen werden niemals begreifen, daß Bamberger einen Mann wie Lasker so sehr überschätzt, sie werden aber gerade durch diese Bewerthung Laster's zu einem Rückschluß auf die Bedeutung des Liberalismus geführt. Viel Treffliches enthält die Kritik der Geschichtsauffassung Heinrich von Treitschte's, die desto schärfer wirft, weil sie von einem Manne herrührt, der lange Zeit im wesentlichen auf gleichem Boden wie Treitschke stand. Bamberger's Erinnerungen an den edlen Moritz Hartmann, seine psychologisch feine Charakterisirung Napoleons III. und so manches andere( wird von Freund wie Feind mit Nußen, wenn mit Verständniß und Kritik, gelesen werden. Wir können hier nicht alle 14 Essays, die den Band füllen, Revue passiren lassen, und wollen deshalb nur erwähnen, daß neben Bildern von liberalen Politikern und Dekonomen auch literarischen Freunden Bamberger's, so vor allem den