17r. 29
1918
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Pernerstorfer und die Volksbildung.
Von Ludo M. Hartmann.
Dienstag, 29. Januar
geht zum Klavier und spielt ein paar Takte, eine verwilderte Geige mischt sich darein.
Das Licht geht aus. Die Kaffeeflappe träumt. Sie grübelt eine Sehnsucht aus, und die Sehnsucht kraft sich durch die dreckigen Waffenröcke und friecht in jedes Herz hinein. Es ist, als fämen die Sprüche wieder und die Fibelrätfel, die einst, vor langen Jahren, auf diesen Schulbänken lagen. Die Kaffeestube träumt die ganze Nacht. Und draußen fallen die falten, windverwehten Wintersterne in fügen der nächtlichen Gassen.
die
Die Gurkhas.
im Jahre 1892 in seinem Königreich Wiener- Neustadt bereitet hat. Und als in Wien das Boltsbeim im Jahre 1901 gegründet wurde, war es beinahe selbstverständlich, daß er als repräsentative Persön lichkeit in den Vorstand ale Obmannstellvertreter eintrat und ihm Wenn es richtig ist, daß der deutsche Sozialismus in gerader als solcher bis zu seinem Tode angehört hat. Bei der Gründung Linie von der Klassischen deutschen Philosophie abstammt und daß der Volksbühne in Wien war er eine der treibenden Kräfte und die geistigen Ahuherren von Marg und Lassalle teine anderen find stand an ihrer Spitze, so lange sie als Arbeiterverein bestand als Kant, Fichte und Hegel, so konnte Pernerstorfer als der reinste indem er auch hier teiner Neigung gemäß seine umfassende literaAusdruck dieser geistigen Familie und des Sozialismus gelten, rische Bildung in den Dienst der Wassen stellen konnte. dem er mit der ganzen Leidenschaft seiner starten Persönlichkeit Kein Zweifel, daß sich in dieser träftigen, nun leider auch angehörte. Im Anfang war das Wort: aber der Sozialismus historisch gewordenen Gestalt unseres lieben Pernerstorfer und seinem hat es in lebendige Kraft, in die Tat umgefeßt, und weil er selbst Verhältnis zur Volksbildung das Wesen des Sozialismus gleichBewegung ist, die Aufgabe übernommen, das Dogma aufzulösen fam symbolisch darstellt. Der Sozialismus strebt naturgemäß zum in geistige Freiheit, und weil er selbst die reinste Menschlichkeit ist, Ueberindividuellen, und dieses drückt sich in nichts so start aus die erlösende Macht des Gedankens vom Himmel auf die Erde wie in der Gemeinschaft der Kultur, an der unbewußt alle mitgetragen. arbeiten, ohne doch noch in gleichem Maße an ihr teilzuhaben. In der Wiener Geographischen Gesellschaft hat der Berliner Auch Lassalle , der von der Philosophie Heraklits des Dunkeln In ihr steht der starke. Einzelmensch, der doch mit allen Fasern Indienforscher Professor Dr. Lüders einen Vortrag über die Gurkhas und des noch dunkleren Hegel ausgegangen ist, hat das Haupt- feines Seins in feinem Volt und der Menschheit verantert ist und gehalten, die als die besten Soldaten des anglo- indischen Heeres gewicht seiner praktischen Arbeit auf die Aufklärung der Maffen ge- aus ihnen seine Nahrung zieht. Er strebt die wertvollen Elemente geiten, sich aber auf dem nordfranzösischen Kriegsschauplatz so gar legt, und die Gründung der Arbeiterbildungsvereine geht auf ihn in fich aufzunehmen und miteinander zu verbinden, um dann als nicht bewährt haben. Sie stammen zumeist aus dem Königreich zurück. Aber auch jede seiner Agitationsreden enthält ein Stüd Persönlichkeit zurückzugeben, was er empfangen hat. So wird Nepal , das noch eine gewisse Selbständigkeit bewahrt hat. Es liegt tiefer Wissenschaft in populärer Form. Er hat den Bund der Wissen- er selbst, so wird Bernerstorfer zum Organ der Gesamtkultur uns am Südabhang des Himalaya und auf seinem Gebiet mischten sich schaft und der Arbeiter verkündet. Und feiner hat wie er durch das Beispiel und der Lehrer für die Zukunft. Wir aber, denen feit altersher arische mit tibetanisch- birmanischen Stämmen. Im feine Schriften auf das für alles Große und Menschliche empfänger so oft durch seine jeurige Beredsamkeit einen Hauch seiner 6. Jahrhundert v. Chr. liche Gemüt des jungen Bernerstorfer eingewirkt und die Richtung starken Seele eingeflößt hat, wollen ihm folgen, wie er uns gelehrt, die Satyas, benen feines Lebens bestimmt. So war Pernerstorfer unter den ersten nicht, indem wir als Banaufen auf seine Worte schwören, sondern Dort ist die Säule gefunden worden, Studenten, die in Wien im Kreise von Arbeitern populär wissen- indem wir fortschreiten, beflügelt von dem Suurme der Zeiten, die später König Atoka verkündete, daß hier der Buddha geboren schaftliche Vorträge hielten.
da kommen werden.
Die Kaffeeklappt.
Von Mar Jungnidel.
Aber seinem Temperament und seiner Auffassung entsprechend war seine Absicht nicht darauf gerichtet, zusammenhanglofe Kenntnisse zu vermitteln, sondern er ging stets auf das Ganze, wie auch seine eigene Bildung nicht ein Mofail von Lefefrüchten aus den unendlich vielen Büchern, die er gelesen, war, sondern ein höchst individuelles Kunstwert. Die Durchdringung des Voltes mit der Gesamtkultur der Menschheit durch eigenes Er Hinter der Front ein Rest, angeschossen, die Straßen von Wagen leben war es, was er anstrebte, gang im Sinne jenes rädern zerwühlt. Früher, als es noch Frieden war, tat das Städtchen Herderschen oder Schillerscen Humanitäts- so einfach und versonnen. Es lebte so semen Tag hin, den einen ideals, auf das er immer wieder hingewiesen hat. Das war wie den andern. Aber das ist schon lange her. Jeßt, im Striege, ist Der Kreuzungspunkt von Menschheit und Nation, der Gleichungs- das Städtchen laut und martichreierisch geworden. Ein feldgrauer tunst von Kultur und Nation, von dem aus er das Bild der Zukunft Jahrmarft mit Lachen und Fluchen, Beitichentnallen und Regiments erschaute. Die Nation war ihm vor allem Kulturgemeinschaft, mufit und Schreien, und von fernber das Wummern der Geschüße. und das Mittel, sie zu erreichen, die unvergleichlich schöne und Die Fensterscheiben, die dreckigen Häuseraugen im Städtchen, klirren reiche deutsche Sprache, die er liebte und studierte und als Meister und Winter ist's beherrichte wie wenige. Am Marktplatz ein Schild:„ Kaffeestube."
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Gin langgedehnter, schmaler, niedriger Raum. Schulbänke stehen darin, und hinten an Stelle des Lehrerpults steht ein Schant tisch , vollgetürmt mit Zigarettenschachteln, Zigarrenfisten, Keks und mit einem dampienden Kaffeeboitic, 5 ganze Pfennige die Tasse Kaffee. Eine Luft in der Kaffeestube, eine Luft, die einen mit ihren Krallen würgt und an die Wand drückt: So nach Leder und Bigarren und Schüßengraben und Mist.
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wohnten am Südende des Landes Religionsstifter Buddha entsprang. an der 300 Jahre
wurde. Nepal erreichte durch Eroberungskriege unter verschiedenen Dynastien eine weit größere Ausdehnung, als es fie feit dem Krieg mit den Engländern 1815/16 hat. Bont 1847-1877 war Jong Bahadur Ministerpräsident, er begründete die nepalsche Staatsform eines Schattenfönigtums mit einem allmächtigen Hausmeier wie im Frankenreich der Merowinger im Deutschland des achten Jahrhunderts. Von den Engländern erlangte dieser bedeutende Staatsmann wichtige Zugeständnisse, ohne ihnen ebensolche zu ge währen. Bis heute ist das Land für den europäischen Kaufmann und Missionar verschlossen. Die Sprache der Gurthas ist arisch, ihre Lieder wurden im Gefangenenlager Winstorf auf Schallplatten festgehalten. Störperlich zeigen die Gurkhas starten mongolischen Einschlag.
Notizen.
Militarismus und Mammonismus. Ueber dieses Thema spricht Dr. Rudolf Benzig in der Humanistischen Gemeinde am 3. Februar, abends 5 Uhr, in der Aula der Friedrich Werderschen Oberrealschule, Niederwallstr. 12. Gäste willkommen.
schreibt man uns aus Charlottenburg , dort habe der Abend das Zu den„ frohen Abenden" des Goethebundes Wörtchen„ froh" verdient.„ Es gab zwar auch Kabarettfunft, aber sicher fünstlerische." Die im Vorwärts" gegebenen Anregungen über Bierfervieren und früheren Schluß waren bereits befolgt. Das Publikum bestand zumeist aus Erwachsenen.„ Die Jugendlichen weiſe man an unsere Jugendheime." Andere
So war ihm vor andern Schiller, der Weltbürger, zugleich Wegweiser der deutschen Nation. Ihn stellte er den Banausen" entgegen, und wenn diese den Dichter in ihrem sich überlegen düntenden Understand schmähten, so donnerte er sie mit der ganzen Wucht seiner zornigen Rede nieder. Weit lieber, als im Parlament oder in einer Volksversammlung zu sprechen, war es ihm, wenn er berufen wurde, am Schiller- Tag die Festrede zu halten. In diesem Sinne war es auch zu verstehen, wenn er sich den Freunden des humanistischen Gymnafiums anschloß er dachte nicht an eine Gelehrtenschule der Exklusiven, aber er wollte, daß die reichen Schäße der antiken Kultur auch der Nachwelt unverloren bleiben jollien als wichtigste Elemente im Kampfe gegen jenes berhaßte Banauſentum, das in der unmittelbaren Nüglichkeit und möchten. Andere, die vom Urlaub fommen, schimmern von im Beruf aufging.
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Wie gegen die Unverständigen und Zaghaften entbrannte aber fein Zorn gegen die offenen Gegner der modernen Kuitur, gegen die Sklerikaken. Er verfocht stets mit besonderem Eifer die Theie, daß es die Gegenreformation gewesen sei, die alles zukünftige Uebel über dieses arme zurückgebliebene Desterreich gebracht habe. Jeden Verfuch der Einschränkung der geistigen Freiheit, mochte er von welcher Seite immer ausgehen, hat er unerschroden befämpft, und feine Gegner waren die unfehlbaren Päpste, in welchem Bartei lager immer sie sich befinden mochten. Gegen alle Knebelungsgeieße des Staates hat er angekämpft: der flerifalen Hezze in der Wahr mund Affäre hat er einen Gesezentwurf zum Schutz der Unabhängig keit der Profefforen entgegengestellt, und er stand an der Wiege der " Freien Schule", der er stets ein bereitwilliger Helfer geblieben ist obwohl oder gerade weil ihm selbst seiner ganzen Art nach ein allerdings durchaus unfonfessionelles allgemeines religiöjes Gefühl feineswegs fremd war. Aber so sehr Bernerstorfer ein geborener Kämpfer war, so erfchöpfte sich doch seine reiche Natur nirgend in der Verneinumg. Er hat den Drang in fich gefühit, auch positiv zum Aufbau der Volksbildung beizutragen. Dies wissen die Arbeiter Bildungsvereine, die er durch Einfezen seiner Persönlichkeit gefördert hat. Der Volksbildungsverein erinnert fich dankbar, welchen Empfang er ihm
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Töchter der Hekluba.
Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Viebig . Den Arm um ihre Schulter legend, zog er sie neben sich aufs Sofa. Auf diesem selben Sofa, wenn auch nicht im gleichen Raum, hatten sie oft dicht nebeneinandergesessen in den ersten Jahren ihrer Ehe. Warum war es nicht immer so geblieben? Der Mann sah die Frau an; lange genug war er jegt fortgewesen, um zu fühlen, wie sehr er sie noch liebte. Es war viel mehr als eine freundliche Gewohnheit, die ihn an ihrer Seite hielt.
Die Kaffeestube schwält. Ein Rembrandtdunkel zieht nachtbogelhaft über die Stöpfe der Feldgrauen, die hier vor sich hindösen und das warme Staffeegeföff in den falten Magen tippen. sprechen laut vom Kriege und fluchen, daß die verräucherten Feld Herren, die an den Wänden fleben, auf die Straße flüchten Heimat und haben das Herz irgendwo in einem deutschen Städtchen vergessen. Das sieht man ihren durch das Kaffeeklapperdunkel an. Bersprengte: wie zerrissene," berststopplige Banditen fizen sie da, den Zigarettenqualm durch die Lunge paffend. Und hinter jeder Rauchwolfe her die Frage: Wo ist meine Kompagnie? Faule Ordonnanzen, großmäulige Difiziersburschen, behäbige Trainkutscher alles durcheinander:
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ansprach, hören wir: Einen trassen Gegensatz- bildeten die DarUeber einen Goethe- Abend im Südosten, dessen erster Teil gut bietungen des zweiten Teiles. Zunächst trat eine Operettensängerin auf und brachte einige Stücke, die der heutigen Zeit angemessen sind. Dann aber sang sie eines jener Spottlieder auf unsere sogenannten einde", wie man sie hauptsächlich zu Anfang des Krieges überall hörte und forderte die Anwesenden auf, die Endzeilen dieses Liedes bei der Wiederholung mitzusingen. Ich weiß nicht, was ich eigent oder für die Addeutichen agitieren? Ich bin der Meinung, daß man lich davon halten soll. Wollte die Dame Kriegsstimmung machen hier die Politik gänzlich aus dem Spiele lassen soll. Mann muß wohl tanb fein" betitelte. Auch hier bin ich mir nicht Des weiteren wurde ein Einatter aufgeführt, der sich„ Der im flaren, ob in dem Stite die Gesindeordnung mit ihrer Brügelstrafe verherrlicht werden sollte oder ob der tiefere Sinn Die Kaffeeklappe summt. Immer dunkler wird's. Einer framt -Institut für Meerestunde, Georgenstr. 34/36. ein Schügengrabenlicht aus dem Tornister und brennt es an. Das Freitag, 1. Februar, 8 Uhr. öffentlicher Vortrag von Dr. N. PohleDreierlicht glänzt auf wie ein sehnsüchtiger Heimatsgedante. Und Berlin : Die Schiffahrt nach Sibirien . Eintrittskarten 25 Pf. die Rauchschwaden ziehen lüstern um das Licht. Pernerstorfer als Boltsbildungsmann. Vorm Schanftisch wird geschrien und gelacht und Kaffee ver- Auffaz von Ludo M. Hartmann entstammt der langen Reihe von Fauft. An der Erde sizzen drei und spielen Stat auf einer Stifte. Würdigungen, in denen die Wiener Arbeiterzeitung " Charakter und Ein junger Kerl sitzt beim Licht und schreibt eine Ansichtspostkarte, Arbeitsleistung des österreichischen Boltsmannes gezeichmet hat. die das laufige Stappennest zu einem lieblichen Städtchen hinauf- Hoffentlich wachsen diese Aufsäße, aus denen gesunde vorwärtsichibindelt. Der Soldat, der hinten den Kaffee ausgib; und die weisende Kraft quilt, bald zu einer Gedenkschrift auf Bernerstorfer Staffe führt, beträgt sich wie ein ſaugrober Herbergsvater. Einer zusammen.
Manche schlafen. Manche wachen, den berwilderten Kopf auf die Fäuste gepflanzt oder auf die Bank geschmissen. Einer tommt herein, mit einem Senüppel in der Hand und einem schüchternen, lieben Sanitätsbund an der Stette. Und der Hund wimmert. vor Kälte und schüttelt sich, und die alte, dreckige Landsturmhand streichelt den Hund und drückt ihn.
überhaupt der Blödsinn ist.
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Der
Sie fühlten nur Freude, die Freude, jung zu sein und ein- wandelte sie langsam. Sie hatte einen dunklen Schleier ums ander zu gefallen.
bor.
Haar geschlungen, wie mattes Perlmutter schimmerte darunter ihr Gesicht. Zärtlich hielt sie das weiße Staninchen an ihrer Brust. Dessen rote Augen guckten verwundert: das war ihm noch nie geschehen, spazieren getragen zu werden.
Lili hatte nicht bemerkt, daß drüben im Nachbargarten
Der Aeltere saß gelangweilt dabei, er kam sich überflüssig Er stand auf sie hielten ihn nicht zurück. Rauchend stand er ein paar Augenblicke am Fenster. Drinnen im Eßzimmer schienen die Eltern ein wenig zu ruhen, die Mutter in der einen Sofaecke, der Vater in der anderen, sie hatten tigte nicht, teck zu sein, er wußte selber nicht, was ihn dazu Der junge Mann grüßte über den Zaun. Er beabsichbeide die Augen geschlossen. Draußen lag der Garten im trieb ,, Guten Abend!' zu sagen. Diese sacht wandeinde Geletzten Schein des Wintertages, wunderschön sah die große ftalt war ja teine Fremde, das war die Traumfrau im inde aus und die Tannen mit dem flüchtigen Puder des fließenden schwarzen Gewand, die leise kommt und Vergessen Schnees. Der Stopf war ihm heiß. Der an viel frische Luft streut. Er hätte sprechen mögen:„ Ich grüße dich! Ich heiße Gewöhnte fühlte das Bedürfnis nach ein paar freien Atem- dich willkommen! Streue Mohn auf mein Haupt, daß ich zügen. Leise schloß er die Glastür auf, die vom Winter- das Grauen vergesse, das mir der harte Tag gebracht hat!" Ste faß ganz still. Mit träumerischen Blicken folgte sie garten ins Freie führte. den drei jungen Leuten, die aus dem Eßzimmer in den anAber er besann sich, suhr sich über die heiße Stirn: das war Es fror leicht, die Wege waren trocken trotz des ja alles Unsinn, er hatte zu schnell und zuviel getrunken. Er stoßenden Wintergarten gingen. Da setten sie sich an den Schnees; der war weggeftäubt und nur im Geäst und Nadel stand plöglich verlegen. Die Schwarzgekleidete hatte ein Paar Ileinen Tisch unter der großen Palme. Die Brüder rauchten, werk der Bäume hängen geblieben. Im Westen war die große Augen auf ihn gerichtet, er sah Erschrecken in ihnen auch Annemarie nötigten sie eine Zigarette auf. Was, sie Winterfonne bereits gesunken, aber sie hatte einen Glorien- und ein trauriges Fragen. hatte noch nie geraucht? schein hinterlassen. Vom roten Goldgrund hoben sich, unendNun qualmte sie teckt. Den Kopf mit der braunen Haar- lich fein gepinselt, in filbernen Grau Aeste und Aestchen, all jemand war. Aus einem tiefen trüben Nachsinnen hatte sie fülle hintübergelegt, versuchte sie gelehrig, Ringeln zu blasen. das Filigranwert ferner Gartenbäume ab, zart hingehaucht der Gruß jäh aufgestört. Sie hatte an ihren Mann gedacht, Bei jedem mißglückten Versuch, bei jedem Gehüftel brachen wie duftiges Gegitter eines Schleiers vor dem errötenden und darüber, wie es wohl geworden wäre zwischen ihm und die jungen Männer in Lachen aus. Sie lachten alle drei; Angesicht des Himmels. Nur das Allernächste war wirklich. ihr. Db fie ihn an die Brust gestürzt wäre mit einem Jubelein Wort, ein Blick, ein Krausziehen von des Mädchens Da standen die Bäume groß und maffig: aber auch sie schrei, alles Trennende vergessend? Ach, jetzt konnte sie an feiner Nase genügten zur Heiterfeit. Es war so wohlig, so schienen eingesponnen in silbrigen Schimmer, versunfen in ihn denken ganz ohne Vorwurf, in einer Liebe, die nichts warm unter den Palmen, der Duft von allerlei Blüten schwebte traumfeliges Schweigen. mehr störte, in einer Liebe, die so seltsam geworden war, daß Heinz Bertholdi ging im Garten umber. Es überkam sie ihm sein Grab an der Halde des Berges gönnte. Ist das famos hier," sagte Heinz und stieß einen Seufzer ihn wohlig: zu Haus, zu Haus! Und doch konnte er es noch war so wohl, er ahnte nichts mehr vom Wüten gegeneinIhm des Behagens aus. Man hat eigentlich gar nicht gewußt, nicht glauben, der Unterschied war zu groß. zu plöglich nach ander-- wie vielen Enttäuschungen war er entrohnen! Benn wie schön es zu Hause ist!". all dem Blut und Grauen; viel mehr Blut und Grauen, als ihr doch auch so wohl wäre! Eine große Todesfehnsucht erJa, es war schön hier, aber jetzt noch viel schöner als er je geschrieben hatte. Dieser Friede! Er hob die Augen: hob sich in der jungen Frau wofür sollte sie denn noch früher! Mit einem heißen Blick umfing Rudolf die hell- da war auch der Abendstern. Leise fing er an zu summen: leben? feinen Mann, fein Kind. Auf was wartete sie getleidete Gestalt. War die wundervoll gewachsen, schlank du, mein holder Abendstern!" Wundervoll groß und noch?! und doch kräftig, üppig fast! Er fühlte sich mächtig gepackt; tlar stand der. fern dem feurigen Goldgrund in einem sanften Der junge Offizier machte eine Verbeugung, nannte seinen ganz plötzlich. Als er in den Krieg zog, war er noch zu Blaugrau. Und da tauchte auch der Mond auf, eine schmale, Namen. jung gewesen was hatte er da gewußt, was Liebe ist feine Sichel, aber scharf umrissen in fühler Unnahbarkeit aber jetzt, jetzt?! Er atmete rasch: das war Liebe auf den hinter dem alten Birnbaum der Witwe Krüger. Alle Ge ersten Blick! stirne begrüßten ihn daheim. Der junge Mann lächelte: und Mit einer Haft, die Zeit auszunuzen, feine Minute zu wer war denn das? Eine neue Erscheinung drüben im Nachberfäumen, die kostbar war, widmete er sich ganz dem schönen bargarten! Mädchen. Und Annemarie ließ ihre Blicke spielen, lachte, Jm Krügerschen Garten ging Frau Rossi. Sie mochte errötete, senkte die Wimpern und sah ihn dann wieder voll nicht draußen spazieren, die Straßen schienen ihr so öde, thres armen Mannes Feind gewesen war. ant mit großen zärtlichen Augen. Sie waren beide plöglich und jeder Blick, der ihre Gestalt in der Witwentrauer streifte, früher schon begegnet," sagte sie fühl und verbindlich.„ Lili so erfüllt von einander wie der Sommertag von der Sonne. dünkte sie neugierig. Sie ging oft bei gutem Wetter hier von Voigt." Was ging sie noch Krieg an und schwarzes Menschenleid? auf und ab, hier störte sie niemand. Den Kopf gesenkt,
im Raum.
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Eine leise Freundlichkeit huschte für einen Augenblick über das traurige Frauengesicht:" Ach so, Leutnant Bertholdi, ich habe es gehört, Sie find gestern gekommen!" Und sie reichte dem jungen Mann mit der Gebärde der großen Dame die Hand über den Zaun. Sie nahm sich zusammen, sie wollte ja niemandes Mitleid, sonderlich nicht von einem, der Wir sind uns
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Forts. folgt.)