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Mr. 43. 35. Jahrg.

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Telegramm Adreffe

Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernfbrecher: Amt Moripias, Str..151 90-151 97.

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Dienstag, den 12. Februar 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morinplag, Nr. 151 90-151 97.

Troßti erklärt den Kriegszustand für beendet.

Brest Litoto st, 10. Februar. Die deutsch - englischen und der französischen Arbeiterklasse zu rechnen, die er feinen Ausweg sah und ein weiteres Hinziehen der Ber­österreichisch- ungarische- russische Kommission für die für die unversehrtheit des deutschen Gebietes einträte. handlungen die Folge haben konnte, daß die Oeffentlichkeit Behandlung der politischen und territorialen Fragen Jene, die immer entschieden wollen, sie wissen nur nicht ihm die Schuld an ihrem Scheitern zuschieben würde, so wußte hielt gestern und heute Sigungen ab. In der heutigen was", hören wir ungeduldig fragen: Ihr wollt also nichts er nichts anderes zu tun, als die Waffen zu streden. Sigung teilte der Vorsitzende der russischen Delegation Entscheidendes tun?" Darauf antworten wir:" Wir Er handelt hierbei getreu seinem Lieblingsausdruck, dem mit, daß Rußland unter Verzicht auf die Unter- deutsche Politik von verhängnisvollen Bahnen fernzuhalten. Gegenpartei: Rußland ist machtlos und außerstande, die mit, daß Rusland unter Verzicht auf die Unter- wollen alles tum, was in unserer Macht liegt, um die Lassalleschen Aussprechen, was ist." Er erklärt der zeichnung eines formellen Friedensvertrages den Wir wollen alles, was in unserer Macht liegt, tun, damit Prinzipien unserer Revolution mit den Waffen in der Hand Kriegszustand mit Deutschland , Dester- mit ganz Rußland , wie mit der Ukraine , ein Frieden ohne durchzujeßen. Ihr habt wiederholt, zuletzt durch den Mund reich Ungarn , der Türkei und Bul - Annexionen und ohne Entschädigungen geschlossen wird, wie des österreichisch- ungarischen Ministers des Aeußern feierlich garien für beendet erklärt und gleichzeitig Be- er den Interessen des deutschen und des russischen Volkes erklärt, daß Ihr einem Frieden huldigt, der auf den Prin­fehl zur völligen Demobilisierung der entspricht. Kämme ein solcher Frieden nicht zustande, so würden zipien der Annegions- und Kontributionslosigkeit sotpie des russischen Streitkräfte an allen Fron wir die Verantwortung dafür mit gutem Gewissen auf die Selbstbestimmungsrechts der Völker aufgebaut sein soll. Nun, wohlan. Wir überlassen es Euch, die Welt nach diesen Prin­ten erteilt. Für die aus dieser Lage sich ergebenden Schultern derer legen, die ihn nicht gewollt haben. weiteren Besprechungen zwischen den Mächten des In diesem Sinn sagen wir noch einmal, daß dieser Welt- zipien zu ordnen, zeiget, wie Ihr sie zu verwirklichen trachtet! Ein Blick in die Abendzeitungen bestätigt, daß das Ma­Bierbundes und Rußland über die Gestaltung der frieg nur dann zu einem heilsamen Ende gebracht werden wechselseitigen diplomatischen, konsularischen, recht kann, wenn die Mechanik der militärischen Wirkung durch növer zunächst seinen Zweck zu erreichen scheint. Der Schach­eine weit vorausschauende Politik reguliert wird. Eine solche zug Tropfis geht offenbar dahin, die Gegenpartei zu einer lichen und wirtschaftlichen Beziehungen verwies Herr Politik fordert zum mindesten, daß die Entscheidung über die flaren Stellungnahme zu zwingen. Diese Klarheit ist in­Tropki auf den Weg unmittelbaren Ver: fernere Gestaltung der Dinge im Osten jetzt, nach der russi- dessen in den Aeußerungen der Presse nicht zu finden. Da­kehrs zwischen den beteiligten Regierungen und auf schen Erklärung, so lange in Schwebe bleibt, bis ein end- gegen finden sich Andeutungen dahin, daß die Lage in den die bereits in Petersburg befindliche Kommission gültiger Friedensschluß ohne Annerionen und Entschädi- baltischen Provinzen hinter der russischen Front durch Ver. gungen möglich geworden ist, daß also diejenigen recht be- wüstungen der abziehenden Soldaten trostlos werben halten, die in der russischen Erklärung die Worte Beendi- dürfte, so daß die Notwendigkeit, für Aufrechterhaltung gung des Kriegszustande 3" mit Freude begrüßten oder Wiederherstellung der Ruhe dort zu sorgen, nicht aus und als nächste Folge den baldigen Abschluß eines auf sicheren der Welt geschafft wird. Fundamenten gegründeten Friedens sehnlich herbeiwünschen.

des Vierbundes.

Die Erklärung des russischen Volkskommissars rotfi, daß der Kriegszustand beendet sei, das russische Heer an allen Fronten völlig demobilisiert werde, hat gestern in den Straßen Berlins lebhaftere Freude gewect, als am Tage zuvor der Friedensschluß mit der Ukraine . Alsbald machten sich aber die Stimmen derer vernehmbar, die noch immer nicht be­greifen fönnen, daß der Krieg irgendwo und irgendwann auch zu Ende gehen kann. Und es wurde uns verkündet: Trogkis Erklärung für die Beendigung des Kriegszustandes sei noch gar nicht das Ende.

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In der Tat, durch die Demobilisierung entstehen für Rußland erst recht Schwierigkeiten, die ungeheuere Leiden für alle Beteiligten im Gefolge haben werden. Wie dies

Unterwerfung auf Gnade und alles überwunden werden wird, ist nicht auszudenken. Dazu

Ungnade.

Bon A. Grigorjana

Die Situation, vor welche sich die russischen Friedens unterhändler gestellt sahen, war die:

kommt die insagbare Erbitterung aller bürgerlichen und auch weiter nicht bürgerlichen Kreise gegen die Bolschewiki und ihre Politik, das niederdrückende Gefühl der völligen Niederloge. Der Kredit der Revolution ist in den Volksmassen schwer er­schüttert.

Währenddessen steht auf dem Spiele, von innen und von außen bedroht, was so herrlich aufging und was wirklich Glück und Sonne der Arbeiterklasse und der Menschheit hätte bringen können.

Entsprechende Abkommen mit Rußland sind auch von den gleichfalls in Petersburg anwesenden österreichisch- ungarischen, bulgarischen und türkischen Vertretern unterzeichnet worden. Bei den zurzeit in Rußland herrschenden Verkehrsverhält nissen wird man freilich mit nicht unerheblichen Ber zögerungen in der Ausführung des Trans. portes rechnen müssen, doch ist zu hoffen, daß es gelingen wird, die in dieser Richtung bestehenden Schwierigkeiten in verhältnismäßig furzer Zeit zu beheben.

In der Tat bedeutet die russische Erklärung auch nur einen weiteren Abschnitt in der Entwicklung, die mit dem Waffenstillstand begonnnen hat und mit dem Friedensvertrag Die durch den revolutionären Aufstand der russischen Ar­enden muß. Trokki erklärt den Kriegszustand für beendet- beiterschaft und des russischen Volkes von den Fesseln des aber er erflärt sich nicht bereit, jetzt schon einen Friedensver- Barismus befreite Ukraina benutte den Augenblick der trag zu unterzeichmen. Er protestiert gegen die Friedens- größten Verlegenhett, um sich von dem Gesamtstaate_loszu­vorschläge der Mittelmächte, die er wiederholt als an- reißen und um auf dem Wege internationer Abmachungen Die Petersburger Verhandlungen. negionistisch bezeichnet hat. Die Verhandlungen, die ihre Selbständigkeit zu behaupten. Zu gleicher Zeit befindet Heimsendung von Kriegsgefangenen. zum Abschluß dieses Vertrags führen, sollen indessen nach der sich das Rußland der Bolschewiki mit den Ukrainern im Beendigung des Kriegszustandes fortgesetzt werden. Kriegszustande. Auf seiten der Ukrainer befindet sich eine Berlin , 10. Februar. Wie wir hören, haben die in Der Bierbund hat gegenüber Rußland so ziemlich alles Reihe schwer wettzumachender Vorteile, so z. B. bessere Le- St. Petersburg zwischen Delegierten der deutschen und erreicht, was mit militätischen Mitteln zu erreichen bensmittelversorgung, Kohlenreichtum usw. Durch den Frie- russischen Regierung gepflogenen Beratungen über Gefangenen­ist. Er behält die besetzten Gebiete, soweit sie nicht zur denszustand mit den Mittelmächten würden dann, da der fragen nach längeren Verhandlungen zunächst zur Unter­ukraine gehören, in der Hand. Er kann, solange er sich nicht Friede zwischen den Mittelmächten und Rußland noch nicht zeichnung eines Abkommens geführt, wonach die durch einen Friedensvertrag in anderer Weise bindet, mit zustande gekommen war, die Grundsäße der Einheits beiderseitigen dienstuntauglichen Kriegsgefangenen möglichst ihnen machen, was er will. Würde er diese Gebiete einfach front zur Anwendung kommen. Die bolschetistischen bald in ihre Heimat überführt werden sollen. anneftieren, so wäre ein mit militärischen Mitteln unter- Streitkräfte würden auf die technisch ungleich vollkommenere stügter Widerstand nicht zu fürchten. Er fann ferner, da sich Organisation und Hilfsmittel ihres ukrainischen Gegners ihm fein Gegner stellt, das Belegungsgebiet noch weiter aus- stoßen. dehnen. Er kann schließlich auch den Versuch machen, durch Die Zerrüttung im an de hat den Höchstpunkt Fortsetzung des militärischen Druds die Bereitschaft der erreicht. Es ist einfach unmöglich, sich vorzustellen, wie das gegenwärtigen oder der künftigen Regierung Rußlands zur ganze Leben in Rußland aus allen Angeln gehoben worden Unterzeichnung des Friedensvertrags zu erzwingen. iit. Sunger und Kälte, fast kein Eisenbahn- und Postverkehr, In einem gewissen Teil der deutschen Presse macht sich furchtbare Willkür, Drangfalierungen und Peinigungen, das mit dem üblichen Ungestüm eine Strömung geltend, die das Aufhören jedes organisatorischen Elements im wirtschaftlichen Iette Verfahren als das einzig fachgemäße empfiehlt. Ob es und öffentlichen Kreislauf, diese unverhüllte Anar­durchgeführt wird, hängt so nehmen wir wenigstens an- chie, die die engstirnigen Phantasten des verbohrten Bolsche­von der berantwortlichen Stelle ab, die mit sich über wismus die Verwirklichung des Soziali mus nennen, macht die Aussichten eines solchen Verhaltens zu Rate gehen muß. die Striegführung zur Unmöglichkeit. Dazu, noch der Zustand Wie würde es auf das deutsche Volk wirken, wenn die Re- der Armee, der für niemanden ein Geheimnis mehr bildet. gierung, im Gegensatz zu. Tropfi, den Kriegszustand für noch Bezahlte Agenten, die böswilligsten Landesverräter fönnten nicht beendet erklären würde? Wie auf Deutschlands Ver- wüstere Zustände, könnten keine größere Desorganisation des bündete? Und läßt sich wirklich erwarten, daß Deutschland ganzen Staates verursachen, als diese Ideologen und Pro­bet Fortsetzung des Kriegszustandes alsbald eine dem Frie- pheten des Bürgerkrieges. Die neue Lage im Osten, die durch das Brest - Litowsker densschluß geneigtere Ruffenregierung finden würde? Andererseits war es aller Welt bekannt, daß auf deutscher Wie die deutsche Sozialdemokratie über diese Frage Seite die Absicht bestand, die Brest - Litowsker Verhandlungen Ergebnis gekennzeichnet worden ist, mußte zuerst auf denkt, ist bekannt. Sie will die Beseitigung jedes unflaren abzubrechen. Die öffentliche Meinung, gespeist durch die Rumänien wirken. Bratianu , der seit 1914 die Regie­Berhältnisses zwischen Deutschland und Rußland , und sie will Breffe, war der Ansicht, daß die russischen Friedensunterhänd- rung seines Landes leitete, endete mit einem vollen Fehl­darum nicht nur die Beendigung des Kriegszustandes, son- ler die Verhandlungen verschleppen. Tropfi hat in einer der schlag seiner politischen Berechnungen. Der Zusammenbrud dern den wirklichen Frieden. Diesen will sie aber auf solcher legten Sigungen in Brest- Litowsk dagegen mit dem Hinweis der östlichen Turmstellung der Entente begräbt ihn und be­Grundlage, daß seine Anerkennung durch das ruififche Volk protestiert, daß nichts eindeutiger und gradliniger sein könne fanntlich nicht nur seine Person unter den Trümmern. Die zu erwarten ist. Er soll ein Band sein, das die Völker mit als die russischen Forderungen. Die Diskussionen über ver- Aufgabe, die sein Nachfolger Averescu zur Zeit gegen die einander verbindet und nicht ein Joch, das wieder abgeschüttelt schiedene Definitionen und die Hervorkehrung von Streit- russischen Truppen in Bessarabien durchzuführen hat, deutet wird, wenn die Machtverhältnisse es gestatten. punkten feien nicht von den Russen veranlaßt. Die Tatsache an, welche Richtung der neue Kurs Rumäniens sucht. Die deutsche Sozialdemokratie ist von der Ueberzeugung bleibt aber bestehen, daß die deutsche Deffentlichkeit die Nut Die Entente hat sich bis zur legten Stunde angelegentlich durchdrungen, daß sie mit ihrer Friedenspolitik gerade die losigkeit der weiteren Verhandlungen anerkannte. Die Presse bemüht, Rumänien auf seiner Seite zu halten. Aber sie hat Intereffen des deutschen Volkes am allerbesten vertritt. Sie verlangte, daß der- wie der geläufige Ausdrud lautete sich, wie aus der französischen Presse zu ersehen ist, nicht mit ist darum bereit, jeden Einfluß. über den sie verfügt, einzu- Berfchleppungstaktik ein Ende bereit werde. Der übertriebenen Illusionen getragen. Das geht aus einer setzen, um diese Friedenspolitik zu verwirklichen. Abbruch der Friedensverhandlungen mußte unmittelbar die Genfer Drahtung des 2.-A." hervor. Während Temps" Srreführend ist jedoch die Vorstellung, daß die deutsche Erneuerung des Kriegszustandes mit den Mittelmächten nach am Sonnabend noch Hoffnung hegte, die Jasiyer Regierung Arbeiterklasse durch Gewalt die Macht an sich reißen könnte, fich ziehen. Strieg im Innern, Krieg an den Grenzen, völlige werde standhalten, erklärte der Matin", die Entente dürfe um Rußland beizuspringen. Ein solches Beginnen wäre Unterbrechung der Rebensmittelzufuhr, eine aufgelöste Armee, bezüglich der künftigen Haltung Rumäniens sich keiner Täu­nicht nur aussichtslos, sondern auch den demokratischen unendlicher Sammer allenthalben alles troftlos ohne jeg- fchung hingeben. Die Tapferkeit des rumänischen Heeres Grundsäßen widersprechend und im Hinblick auf den fort- lichen Ausweg. An eine weitere Kriegführung fonnte nicht werde für die Entente eine der schönsten Erinnerungen dauernden Kriegszustand im Westen gefährlich. Denn wir gedacht werden. bleiben. Das Ententekapitel der rumänischen Geschichte ist am legten Abschluß angelangt.

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hätten, wenn Deutschland in die Lage geriete, in der sich In dieser Situation entschloß sich Troßfi zu einem Schach­Stußland jetzt befindet, sicher nicht mit einer Erhebung der laug, der für alle Welt die größte Ueberraschung brachte. Da

Ministerkrise in Rumänien . Bukarest , 10. Februar. Siesige Zeitungen melden amtlich: Das rumänische Ministerium hat demissioniert. Nach einer Havas Neldung aus Jassy hat der König General Averesen mit der Neubildung des Kabinetts be­auftragt.