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Der Fluß.
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Breit und beruhigt strömt der Fluß, auf gelber Flut ein leises Flimmern, die starken stolzen Wogen wimmern, weil sich ihr Weg durch Brücken winden muß. Das Schauen macht mich froh und still.. Ich höre ferne Glocken läuten,
ich darf mir fromme Märchen deuten... Und dennoch spricht mein Herz: Ich will! Mar Barthel
Das graufam wahre, in aller feiner Häufung berbrecherischer Greuel von tiefem Willen zur Sittlichkeit beseelte Bauerndrama Tolstois erschien in den achtziger Jahren, als fich in Deutsch
Deutschen Theater frei.
genommen.
schluß der Sühne treibt. Wundervoll malte sich in dem Gespräch mit Mitritsch, als der arme Sünder den Strid, mit dem er sich er toürgen will, schon in der Hand hält, das erste Aufbligen des befreienden Gedanken an ein offenes Bekenntnis in Aug und Mienen.
Ganz vollkommen in Maste und Gebärden war allenberg in der Figur von Nifitas Vater, des einfältig frommen Afim. Nur die Sprache, für die der Text ein findlich sich verwirrendes Stammeln vorschreibt, blieb stellentveise schwer verständlich. Lucie Höflich gab mit der Meisterschaft, die man von ihrem Schönherrschen Teufelsweib fennt, die harte, boshafte Anisja, die sich den Weg zur Heirat mit Nikita durch die Vergiftung ihres Mannes freimacht. Schlicht und rührend ergriff Helene Thimig als frühere, den Verführer vergebens an fne Schwüre erinnernde Geliebte. Die Stieftochter Anisjas, die diese nach der Heirat aus Nifitas Gunst verdrängt, war durch Fräulein Pünkösdy, die der verruchten in jeder Heimtüde erfahrenen Alten durch Adele Sandrod vertreten. Ausstattung und Dekoration, wie das Maffenbild der Hochzeiter im letzten Alt brachte stimmungsvolles russisches Kolorit. Reinhardt, der die Regie geführt, wurde am Schlusse mit stürmischem Beifall herbor gerufen.
Holzasche als Reinigungsmittel.
dt.
Dienstag, 12. Februar
mit Holzaschelauge abzufochen und den Absud als„ Seifenersak" zu verwenden.
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Meine Anregungen zur Bervertung der Holzasche sollen selbstverständlich nicht dazu dienen, geschäftsgewandte Unternehmer zu einer fünstlichen" Beraschung größerer Holzbestände zu veranlaffen, um vielleicht einen neuartigen Seifenersaz" in den Verfehr zu bringen. Wir würden dadurch zwar viel Rohpottasche betommen, zugleich aber auch eine Entforstung schöner Waldgegenden und eine weitere Verbeuerung des Holzes erleben! Zu aller Vorsorge möchte ich übrigens darauf hinweisen, daß solcher fabritmäßig" hergestellter Seifenersak" feinesfalls die Genehmigung der zuständigen Stelle Striegsausschuß für Dele und Fette in Berlin " finden würde.
Wer aber abfallende Holzasche von geschlossenen oder freien Feuerstellen sammelt und in der angegebenen Weise im Haushalt verwertet, nüßt sich und dem Vaterlande! Darum:„ Sammelt Holzafche!"
So gezwungen der Titel, so alltäglich diese neueste Dperette". Ihre Handlung", für deren tegtliche Zubereitung die Herren Bernaner Schwanzer verantwortlich zeichnen, ist poffen
land die naturalistische Bewegung vorbereitete, und hat auf deren Hebung der Hauswirtschaft" verbreitet folgende Anregung des wirb barzutun gesucht, wie zwei Adelsfamilien bestrebt find, thre Der Verein gegen Berfälschung der Lebensmittel und aur mäßig auf Situationsfomit gestellt. Abgegriffen ist die Fabel: es Streife, befonders auch auf Gerhart Hauptmann , einen starken Einfluß Chemnißer Handelschemikers Dr. Stablinger: Die Verwendung Sproffen- in diesem Fall Tochter und Sohn, nach beabsichtigten ausgeübt. Hier war mit dem abschwächenden Verhüllen des Furcht- von Holzaschelauge zu Reinigungszweden reicht bis in die ältesten Seitensprüngen auf Bfabe bürgerlicher Anschauungen miteinander baren der Birklichkeit, mit jeder Rücksichtnahme auf die Sentiments Zeiten zurüd. Unsere Urgroßmütter waren besonders darin eru berheiraten, um solcherweise die Reinheit„ blizblander" appen und Wünsche des Theaterpublikums so radikal gebrochen wie noch fahren, aus Holzasche einen waschkräftigen Seifenersab" herzu- gredienzien wie auch die Blaublütler felber: die fanatisch auf herzu- childer und blitzblauen" Blutes zu bewahren. Alle diese In nie zubor; war auch der szenische Verlauf durch den Verzicht auf stellen. Seife, Soda und Bottasche erzielten damals noch hohe ihre Standesschrullen versessenen idiotischen Eltern und deren bühnenmäßig fonftruierende von J5fen so genial gehandhabte Breise. Der" Laugenständer", ein hölzernes Gefäß zur Aufnahme Kinder( Emil Birron und Lilli Flor), bie fich star darüber luftig Technik dem Schein der Wirklichkeit am engsten angenähert. und Auslaugung von Holzasche, war daher eine weitverbreitete machen, aber schließlich doch daran fieben bleiben, find aus früheren Natürlich fühlte auch diesem Werke gegenüber die Zensur den Einrichtung des bürgerlichen Haushaltes. Es gab fogar in eininneren Beruf, fich schüßend vor die Stonvention zu stellen. zelnen Ländern Aschenmänner", die unter dem Rufe Asch, Asche" hausgemachten Schablonen des Berliner Theaters bekannt. Des Lang zögernd gab fte das Stüd erst, nachdem es mit einem Sad auf dem Rücken oder mit einem kleinen Wagen von gleichen der weibliche Detektiv( Else Böttcher), die als Versuchsauf der damals noch zensurfreien Berliner Bolfsbühne ges Haus zu Haus zogen, um die Hausfrauen zum Verkaufe von Holz- faninchen für unrechtmäßige Verhaftungen durch die Vorgänge gespielt war, endlich auch aur öffentlichen Aufführung am afche aufzufordern. Dann kam das mächtige Aufblühen der deut- worfene alte stotternde Klavierlehrerin( Frida Richard ) und ihr in hardt ein Vermächtnis der früheren Brahmschen Direktion auf diese zu billigsten Preisen Reinigungsmittel von hervorragender bamit im Schlußaft ein baherisches Alpenpanorama nebst schuhMit der Neueinstudierung hat Rein- fchen Seifen- und Sodaindustrie. In ungeheuren Mengen bot Weiberröde gestecktes Gegenspiel( Julius Dewald). Komtes Rose muß außerdem einen Abstecher als Schwarzwaldmädel" riskieren, Güte. Wer empfand da noch Lust, Waschlauge selbst zu bereiten? Vier Stunden dauerte, bei farg bemeffenen Bausen, die Vor- Das wäre ja auch„ altmodisch" gewesen. Nun erleben wir ein ähn beleben tann. Parodistischer oder gar fatirisierender Ehrgeiz scheint plattlernder Bauernjugend die Langweiligkeit des Ganzen etwas stellung. Die Wirkung hätte sich durch einige Streichungen vielleicht liches Schauspiel, wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als noch steigern laffen, Die weit ausgesponnene, von Winterstein Napoleon I. die Kontinentalsperre diktierte: zur„ Seifennot" hat den Verfassern fern zu stehen. Es ist Unterhaltungsfram für Beute, und Elfe Edersberg schauspielerisch vorzüglich dargestellte sich eine„ Sodanot" gesellt. Soda wird in großer" Menge von der für die es vor lauter Wohllebigkeit keine Weltkriegstragödie zu geben Szene, in der während der grausen Mordnacht Mitritsch, der von Heeresindustrie benötigt. Auch Pottasche ist infolge erhöhten Befcheint. Nikita als Knecht gemietete ehemalige Soldat, die verdächtige, durch darses seltener und teurer geworden. Die Knappheit an diesen tität schließen ließe. Teils find es eigene Sachen von früher her; Der Mufit Walter RoII os haftet nichts an, was auf Origina Geräusche im Steller aufgefchredte fleine Anjutla zu be- Wasch- und Reinigungsmitteln darf daher nicht verwundern. Da lität fließen ließe. Teils sind es eigene Sachen von früher her; rubigen sucht, ergreift die Phantasie des Lesers gewiß mit lohnt es sich wohl, den Geheimnissen der„ Seifenersatzfabrikation" und da wo man neu Romponiertes vermuten könnte, besticht es zwingender Gewalt. Echte Naturlaute flingen ant und aus Urgroßmutterszeit" etwas nachzuspüren und dem alten Lau- weder durch Erfindung noch immer geschmackliche Inftrumentierung. Mitritich Berwünschungen wider den bodenlos unwissenden genständer" au neuen Ehren zu verhelfen. Getanzt wird nach Strich und Faden. Därfens Auslandssachen, Aberglauben der Bauernweiber weisen bedeutsam auf die Pflanzenasche, namentlich Holzajche, enthält neben waffer- bie bis zum Kriegsausbruch modisch waren, nicht mehr tun, so doch Macht der Finsternis, den Gegenstand des Dramas, hin. unlöslichen Stoffen beträchtliche Mengen an wasserlöslichem fohlen- ariationen davon. Eine dokumentiert sich als ein ins widerDoch auf der Bühne, für die befondere Gefeße gelten, ruft eine solche faurem Kali( Bottasche). Laugen wir die Asche mit Wasser aus, lich Naturalistische vergröberter Cafewalfe. Das Publikum breite, mitten in die Tat geschobene Episode ein Gefühl der so erhalten wir eine Lösung von Pottasche, während Sand, Holz- wieberte geradezu bor Bergnügen: so hat diese mord- und Hemmung und der Ungeduld hervor. Der Zuschauer, der mit ge- reste und sonstige unlösliche Aschebestandteile zurückbleiben. Das profitlüfterne Zeit den Kunstgeschmack und die Sitten verändert.... marterten Nerven Zeuge der Vorbereitung zum Kindermord war, Verfahren ist demnach sehr einfach: man sammelt die Holzasche in bringt feine Sammlung auf für dies Detail, das an dem Ausgang einem größeren Eimer, übergießt sie mit nicht zu viel lauwarmem doch nichts ändern kann. Das zwangsweis lange Festhalten am Wasser, rührt öfters um und hebt nach etwa sechsstündiger EinwirDuälenden der Situation betäubt ihm den Sinn. kung die überstehende Flüssigkeit vom Bodenfaz ab. Diese wird awedmäßig noch durch ein engmaschiges Tuch geseibt und der Seifenerfat" ift fertig. Der unlösliche Rückstand ist übrigens noch gut als Düngemittel zu verwenden.
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Notizen.
ek.
Sternenhimmel und Aesthetit Taulet bas Thema des Vortrages, den Robert Henseling am Mittwoch, ben 18. Februar, abends 8 Uhr, unter Vorführung zahlreicher Licht. bilder im großen Vortragssaal der Treptow Sternwarte halten wird.
- Musilchronit Ein heiterer Mozart Abend findet Mittwoch 8 Uhr im Bessing Museum statt. Zur Aufführung gelangen: Bauernsymphonie, Tänze nach Mozartscher Mufit, Der
Moiffis, beffen gefchmeidig elegante Gestalt den Vorstellungen die sich der Leser vom bäuerlichen Nitita macht, so wenig entspricht, bewies in der Art, wie er derartige Hindernisse überwand, die Freiheit fünstlerischer Souveränität. Wie fein Hamlet bei aller Diffe Solche Afchenlaugen hatten sich in alter Beit sowohl als renz der äußeren Erscheinung vom Bilde, das dem Dichter vorgefchwebt Scheuerlauge, wie auch als Waschlauge für Wäschereini. haben mag, darum nicht weniger überzeugte und fich zu voller Ein- gung gut bewährt, und sie waren zugleich billig- warum sollen heit zusammenschloß, fo auch diefer, sein russischer Bauernbursch. unsere heutigen Hausfrauen nicht mit gleichem Erfolge ihren Die Grazie, die der Rünfiler nicht verleugnen tann, war hier von Seifenerfab selbst bereiten fönnen, zumal jest Sola ihm auf einen Ton gestimmt, der sich der Gesamtart des leicht afche häufiger zur Verfügung steht, wie vor dem Seriege, wo die Schauspiel- Direktor". blütigen, gedankenlosen Schürzenjägers, den Genußsucht, Troß und Steinkohle im Haushalte als Wärmespenderin vorherrschte? Sawäche auf die abschüssige Bahn verloden, ganz organisch Wer seine schelauge fünstlich verschärfen„ Tauftifizieren" Ueber Menschenöfonomie und Menscheneinfügt. Sie verband fich aufs glüdlichste mit Bügen einer jungen will, fann ihr Kaltwasser oder geklärte Staffmilch zuseßen. Dann 13. Februar, abends 7% 11hr, in der öffentlichen Hauptversammberschwendung" spricht Prof. Dr. Altmann- Mannheim am haft ungezogenen renommierenden Tölpelei und rücksichtslosen Selbst ist sie freilich nur mehr für Scheuerzwede geeignet: für Wäsche. 13. Februar, abends 7% ihr, in der öffentlichen Hauptversammfucht, aus welcher wieber hier und da Nachtlänge einer ursprünglich reinigung wäre sie direkt schädlich. Ein anderer weniger schäblicherung der Zentrale für private Fürsorge im Bürgerfaal des Ber liner Rathauses. reineren und weicheren Natur hervortraten. In ungebrochen flarer Bufak wäre flüssiges Wafferglas. Golzafchelauge mit Wasser. Linie wuchs die Figur heran. Man glaubte ihr das haltlofe Ber - glaszusab würde sich besonders gut zum Einweichen" der Wäsche finten in immer ärgerer Verschuldung, doch auch den Schmerz, der, eignen. Im Sommer könnte man vielleicht auch versuchen, Efeuerft verstodt zurüdgehalten, dann nach dem Furchtbarsten, dem blätter oder abgefallene unreife Roßkastanienfrüchte, die bekanntlich Sindesmorbe, überwältigend anschwillt und ihn schließlich zum Ent- durch ihren Saponingehalt waschkräftige Eigenschaften befißen, deutsche Parteipreffe geschrieben.
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Berichtigung zur Sonntagsnotis Rollentvechsel": Nicht„ Vrjö", sondern Yrjö ist der Vorname Sirolas und nicht einfluß-" fondern aufschlußreiche Artikel hat er für die
dort eins wieder verloren; das ging so hin und her wie| zum Krüppel wurde? Hast du das auch bedacht?" fragte Ebbe und Flut. Auf dem östlichen Kriegsschauplas in Galizien fie weinend ihre Tochter, als de ihr lachend um den Hals und an der Bessarabischen Grenze waren die Russen überall fiel. Frau von Loßberg hatte in der großen rheinischen abgeschlagen, mehr als zweitausend ihrer Leichen lagen legthin Garnison zu viele junge Witwen gesehen.
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Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Biebig. vor der Front. Die Russen hatten freilich Menschen, Menschen Das sollte ein Glückwunsch sein?! Doch der Braut Dann ihre Lippen zudten, aber ihre zitternde ohne Zahl; Heuschreckenschwärmen gleich, die die Luft ver- Augen trübten fich nicht. Sie wunderte sich nur einen AugenStimme war fester geworden- ,, dann in Gottes Namen. dunkeln, kamen ihrer immer neue und neue. Ein entschei- blic, hatte sie doch ge dacht, die Mutter müsse sich jubelnd Ich werde dir nichts mehr in den Weg legen. Mit deinem dender Sieg konnte auch da nicht sein. In Wolhynien , am freuen mit ihr. Es nahm ihr nichts von dem Glücksgefühl, Bater mußt du es selber ausmachen. Ich-", sie stockte, sie Dnjestr und bei Czatorist-wer fonnte die Namen alle be- das ihre Seele füllte wie einen überschäumenden Becher. Mit fonnte nicht weitersprechen. halten überall das gleiche. An der Tiroler Front, zwischen leiser Nachsicht streichelte sie die weltgewordene Wange. Du „ Mutter!" Er faßte sie bei beiden Händen, in jugend- den Bergen, starrend von Eis und Schnee, legte der Winter bist so zaghaft, du warst doch sonst nicht so. Ich verstehe dich lichem Ungestüm riß er sie an sich. Ach, ich wußte es ja, den Strieg lahm; ab und zu einmal im Görzischen oder unten gar nicht. Natürlich haben wir an alles gedacht. Wir haben du bist doch meine gute Mutter." Er streichelte ihr die ganz am Gardasee ein Geschüßgefnatter der Italiener . Nur in auch alles besprochen, Rudolf und ich. Man ist doch alt gefalten Wangen. Und Annemarie meinte, du möchtest fie Montenegro ging es lebhafter zu. Da stürmten die kaiserlich- nug, man weiß doch, was man tut. Und, Mutter-" ihre nicht mehr. Du hast fie doch lieb, nicht wahr, Mutter- föniglichen Truppen gegen den winterlichen Karst. Der strahlende Miene wurde nur für einen Augenblick ernsthafterschon mir zuliebe?" Lovcen, der, start befestigt, die vom Meer schier unüber- mag nun kommen, wa da will! Und wenn es denn sein Sie niďte stumm. Ihr Kopf war gegen seine Schulter windbar scheinende, steil ansteigende Mauer des Gebirges müßte, ich will lieber seine Witwe sein, als nicht seine Frau gefunten, er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Sah nicht, wie frönt, war genommen sollte es am Ende schon für Cetinje wer" Die Hand der Mutter legte sich ihr rasch auf es in ihm arbeitete und zuckte. Er schob sie von sich. läuten? Mutter, jezt hol' ich dir aber meine Annemarie!" Er stürmte zur Tür, fie hielt ihn nicht mehr zurück.
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Sie stand wie eine Geistesabwesende und starrte vor sich hin: Opfer- eir Opfer das war ein großes Opfer. Aber das war ein großes Opfer. Aber andere Mütter hatten noch unendlich viel größere gebracht. Jezt war die Zeit zum Opferbringen. Langsam fuhr sie sich mit der falten Hand über das falte Gesicht, über die wirr gewordenen Haare. Sie zwang sich
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den Mund.
Auf der Redaktion der Drtszeitung und beim Telephon - Es war gut, daß die beiden jüngsten Loßbergs aus dem amt fragte man neugierig und nervös geworden an. Kadettenkorps mit zur Hochzeit hatten reisen dürfen. Egon auch die einen Sieg, einen raschen sogar. Auch der Vater Uniform. Der Krieg würde hoffentlich so lange dauern, daß Es läutete mur wegen einer Hochzeit. Und doch bedeutete und Ewald tamen sich sehr wichtig vor, fie redten sich in ihrer Bertholdi hatte nachgegeben. Vernunftgründe wurden ja fie auch noch mit herauskamen. Annemarie hatte die Brüder nicht gehört zu dieser Zeit, stürmischer denn je begehrte die feit dem Tode des Vaters nicht gesehen, und damals war Jugend ihr Recht. Es war ihm schwer geworden, der über- alles so traurig gewesen. Jetzt aber neckte sie sich mit ihnen eilten Verbindung seines Jüngsten zuzustimmen, wenn er die lachte und war ausgelafferi. Leidenschaft des Jungen für das hübsche Mädchen auch wohl Du mußt nicht so oft den Kopf schütteln," sagte begriff, und daß der sich nicht mit einer Vertröstung aufs Bertholdi heimlich zu seiner Frau. Sie drückte ihm die Hand: Ungewisse beruhigen laffen wollte. Wer konnte sagen: nach er hatte recht, sie aufmerksam zu machen, fie hatte von ihrem Die Glocke der roten Backsteinkirche läutete. Die Kirche dem Krieg?!- fland mitten im alten Dorf, aber das Dröhnen ihrer Glocken Stopfschütteln gar nichts gewußt. Dachte denn diese Braut Das junge Paar sah heut feine heiteren Gefichter gar nicht daran, was ihr bevorstand? Ein kurzes Glück, flang über die neuen Billenstraßen hinaus weit in die Felder. um sich. Frau von Loßberg war gekommen, noch in tiefer acht Tage noch, dann war auch der Nachurlaub zu Ende Warum läutete es? Wieder ein Sieg? Um diese Mittags- Trauer um ihren Mann, und in Sorge um ihren Meltesten, und dann ein langes, langes Warten. Ein gespanntes stunde fanden keine Beerdigungen statt; es war wohl ein dessen Zustand nach der letzten, nicht von ihm selber, sondern Lauern auf jede Post, ein qualvolles Bangen, ein beständiges Sieg. Aber wo? durch die Pflegefchwester geschriebenen Karte, bedenklich war. Bittern vor dem furchtbarsten Schlag. Rudolf Hatte recht,
ein Lächeln auf.
X.
Gallipoli war gesäubert, die Engländer abgezogen Sie wollte ja so gern ihre Tochter freudig beglückwünschen, fie mußte wirklich zu alt sein, um die Empfindungen zu bervon den heiß umtämpften Dardanellen; die türkischen Ver- aber die sie völlig unvorbereitet treffende Nachricht dieser stehen, die jene Jugend blind und taub machte. Verstohlen bündeten hatten sich tapfer gewehrt, unter großen Verlusten Kriegstrauung und die überhetzte Reise war ihren Nerven suchte sie wieder die Hand ihres Mannes. Wie gut, daß er hatten die Feinde sich einschiffen müssen, es war ruhig ge- zuviel geworden. Sie, die ihrem Gatten in gefaßtem da war! Sie selber fam fich vor wie eine Unglücksprophetin worden da, Stille des Todes; was der Halbmond nicht er- Schweigen die Augen zugedrückt hatte, weinte jekt laut: auch mit ihren trüben Ahnungen, mit Mühe nur zeigte sie eine würgte, das hatten die Seuchen erwürgt. Die Gefchüße das noch! Sie hatte es berlernt, sich zu freuen. Und war es freundliche Gelassenheit. Innerlich rang sie noch immer mit schwiegen, nur Aasgeier frächsten am berlassenen Strand. denn so zum Freuen? Annemaries materielle Zukunft war sich: o wäre dieses Mädchen doch nie ins Haus gekommen! Und im Besten war es auch ruhig; nur kleine Artillerie- freilich gesichert, der Kampf um die Existenz würde nicht an Ihre Vorliebe für Annemarie war ganz geschwunden. und Minentämpfe, hier einmal ein Grabenstück gewonnen, sie herantreten aber wenn der junge Ehemann fiel oder
( Forts folgt.)