Nr. 45. 35. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

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Donnerstag, den 14. Februar 1918.

Polnische Krife.

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Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Warschau  , 12. Februar. Wie die Blätter lichst großen Zahl von Quadratkilometern verwirklichen, und Die Russen des Cholmer Gouvernements werden von den melben, fand gestern eine mehrstündige Sikung des es ist ihm vollständig gleichgültig, was aus dem andern dabei Ukrainern als Stammesbrüder angesprochen und fie bean Ministeriums unter Vorsitz des Regentschaftsrates statt. wird. spruchen das Land außerdem auf Grund alter geschichtlicher Gegenstand der Erörterung waren die lekten politischen Indes, kein Philosophieren hilft über die Tatsache hin- Ueberlieferungen, während die polnischen Nationalisten, von Ereignisse, insbesondere der Friedensvertrag weg, daß die schönen Tage der deutsch  - polnischen denen ein Teil das Land dem Zarismus zu opfern bereit mitber Ukraine  . Freundschaft vorüber sind. An ihrer Stelle tritt war, die Abtrennung des Gouvernements als Vergewaltigung Am Abend hat Ministerpräsident Kucharczewski etwas Neues in Erscheinung, die deutsch  - ukrainische empfinden. dem Regentschaftsrate die Demiffion des Kabinetts Interessengemeinschaft gegen die polnischen Be­überreicht. strebungen. Aber ein leiser Nud der Weltgeschichte kann auch Gazetta Boranna" zufolge wird Kucharczewski dieses Bild im Kaleidoskop des Ostens, in dem freilich nichts dem Regentschaftsrate heute in dieser Angelegenheit Schönes zu sehen ist, wieder verändern. eine begründende Erklärung überreichen. Eine auch nur scheinbar freiwillige Anlehnung Polens   an Wien  , 12. Februar. Den Abendblättern zufolge die Mittelmächte wird sich nicht mehr erzielen lassen. Das erklärten auch die polnischen Mitglieder des Projekt der austropolnischen Lösung" schwimmt weichsel­Herrenhauses, daß sie sich mit Rücksicht auf die abwärts davon sollten damit nicht auch die litauisch- fur- Russisch- Polen gehörende Gouvernement Suwalfi mit vor­ländischen Herzogspläne hinfällig werden? Alles, was fest zu werden schien, zerfließt unter den Händen wieder zu Brei, und man beginnt darüber nachzudenken, ob das, was unter dem Zaren war und ohne ihn besser hätte werden können, nicht am Ende doch eine ganz nütliche Einrichtung für die Ordnung der Welt gewesen ist:.... Rußland!

der Ukraine   im Friedensvertrag zugestandenen Gren­zen der Opposition des Volenklubs im Abgeordnetenhause anschließen.

An dem Tag, an dem der Ukrainerfrieden veröffentlicht wurde, sagten wir hier, daß mit der Festsetzung der polnisch­ukrainischen Grenze die Ukrainer   sehr, die Polen   viel leicht weniger zufrieden sein würden. Die Unzufriedenheit der Polen   hat sich inzwischen in recht explosiver Weise geäußert, so daß man heute mit einiger Uebertreibung sagen kann, wir hätten für den Frieden mit der Ukraine   den Krieg mit Bolen eingetauscht.

Der Streit um Cholm.

Die Schwierigkeiten des Gesamtkomplexes der polnischen Fragen werfen ihre Schatten voraus. Der Senäuel ist zu ber­worren und läßt sich durch keine Formel lösen. Es ist anzu­nehmen, daß die Grenze des fünftigen Litauen   an die ukrainische stoßen wird. Dadurch würde Polen   nicht nur von Rußland   endgültig getrennt, sondern es sieht sich gestoungen, auf die litauischen Gebiete zu verzichten. Das früher zu herrschender litauischer Bevölkerung soll losgetrennt und zu Die Gouvernements Wilna  , Litauen   geschlagen werden. Rowno  , Grodno  , Minst, Mogilem, in denen die polnische Be­bölferung eine Minderheit, zum Teil eine sehr geringe Min­derheit bildet, werden von den Polen   ebenfalls beansprucht. Diese Gouvernements betrachten sie als polnisch, obwohl im Gouvernement Minsk z. B. die polnische Bevölkerung nur etwa 5 Proz. ausmacht; dagegen befindet sich der größte Teil des Großgrundbesizes in diesem Gouverne. ment in polnischen Händen. Die iegt gegen die Bolschewiki fämpfenden polnischen Kräfte annettieren die von ihnen eroberten Landstriche für das fünftige polnische Reich Sie fümmern sich nicht darum, daß die Bevölkerung von Minst, Mogilem uiw. fait ganz weißrussisch ist und ihre eigene Autonomie erstrebt. Es ist nicht klar, wie die Ver­einigung des östlich des litauischen Staates gelegenen Gebiete mit Bolen in jenem Falle erfolgen könnte. mit Bolen in jenem Falle erfolgen könnte.

gedeutet, doch nicht einleuchtend genug. Der frühere Sitz der ada, die Landesstadt Kiew  , ist sonst der gegebene politische und administrative Mittelpunkt der ukrainischen Republik  . Wählte man Schitomir etwa deshalb, weil Kiew   doch nicht in Händen der Rada ist?

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England gegen den Ukrainer   Frieden.

Die Oppositionsschwenang as Polenflubs des öfter Die Zuweisung des Cholmer Gebiets an die Ukraine   hat reichischen Reichsrates und Herrenhauses sowie die Demiffion fofort die Folge gehabt, daß der österreichische Bolenklub der des ersten polnischen Ministeriums find, wie schon gejagt. Regierung Seidler die allerschärffte Fehde anfagte. Diese zweifellos als Folge des deutsch  - ukrainischen Friedensschluffes Fehdeanfage richtet sich aber wohlverstanden nicht bloß gegen zu betrachten. Das Wolff- Telegramm beutet dies auch an cine zufällige Regierung dem fönnte ja leicht abgeholfen werden, sondern an die Mittelmachte selbst und der Ukraine   gegenüber Desterreich und Polen festgesept Im Artikel II des Friebensvertrages sind die Grenzen besonders an den Kaiser von Oesterreich  , der sich nun seine worden. Die Linienführung endet bort, wo sie die Frontline Verlegung des Sitzes der ukrainischen Rada polnischen Königspläne an den Hut steden fann. Zugleich bat freuzt. Weiter nördlich hört die Ukraine   auf, eine bestimmte Wien  , 12. Februar.  ( Meldung des Wiener   K. K. Telegr.. dje polnische Regierung in Warschau   für die Befebungsmächte| Grenze aufzuweisen. Die Grenze gegenüber Desterreich Korr.- Bureaus.) Die Blätter melden: Die Rada bat ibren eine nicht geringe Verlegenheit geschaffen, indem sie abdankte bleibt dieselbe, wie vor dem Ausbruch des Krieges zwischen Sit nach Schitomir   verlegt und die direkte Ver­und damit die von ihr betriebene Politik der Anlehnung an Rußland   und Desterreich. Damit wurde ausgesprochen, daß bindung mit uns hergestellt. Es ist sehr zu hoffen, daß durch die Mittelmächte für bankerott erklärte. Ditgalizien mit seiner überwiegend ukrainischen Be- diese örtliche Näherrüdung eine beschleunigte Abwicklung aller Der Fall Polen   zeigt aufs neue die Unmöglichkeit, den völkerung bei Desterreich unter polnischer Herrschaft im Verhandlungswege festgelegten Abmachungen erfolgen wird. russischen Ruchen so zu zerschneiden, daß alle Kinder zufrieden verbleibt. Weiter führt die im Vertrage vereinbarte ufrai- Schitomir  , die Hauptstadt des Gouvernements Molhynien, find. Am schwersten zu befriedigen sind offenbar die Polen  , nische Grenze mit dem neuen polnischen Staate am Oftrande liegt nahe der östereichisch- ukrainischen Grenze. Der Grund der deren nationaler Appetit einfach unbändig ist. Er schweift des Gouvernements Lublin  , so daß das Gouberne- Sigberlegung der Zentralrada, des pielhunderttöpfigen Borparla­nach allen Richtungen der Windrose und sucht ebenso unge- ment Cholm, ein Zeil des früheren Rongrements des ukrainischen Staates, ist in dem Telegramm zwar an­stüm den freien Zugang zum Meere wie die Ausdehnung nach Bolen, zu der Ukraine   geschlagen wird. Often, wo er mit seinen Legionen schon auf Weißrußland Be­Um das Gouvernement Cholm toote in den Jahren 1910 schlag gelegt hat. Wenn Galizien   samt seinem ukrainischen bis 1913 ein heißer politischer Kampf. Russisch- Polen bestand Gebiet dem großpolnischen Reich angegliedert wird, was als seit einem Jahrhundert aus zehn Gouvernements, unter denen Selbstverständlichkeit gilt, dann bleiben als schwerst zu be- man vergebens das Cholmer Gouvernement suchen würde. wältigendes, darum aber nicht aufgegebenes Stüd die von Is nach der ersten Revolution 1904-1906 die zaristische an ber Spike der Kommission, die nach Kielv geht, um zunächst Gestern wurde der Frants. 3ig." noch aus Berlin   gemeldet: Polen   bewohnten Gebietsteile des Deutschen Reichs  . Ließe diese ernste Zeit für das Gefühl der Schadenfreude nalismus als Stampfwaffe hervorholten, da begannen legenheiten zu verhandeln, ist der frühere Botschafter Fehr. Gegenrevolution und die russische   Bourgeoisie den Natio. über wirtschaftliche und handelspolitische Ange­Raum, so fönnten sich jetzt die vergnügt die Hände reiben, die überall im Reiche die bis dahin schlummernden Zendenzen Mumm von Schwarzenstein berufen. bor der Politik, welche mit der Selbständigkeitserklärung fich lebhaft zu regen. Sie richteten sich naturgemäß mit be­Bolens eingeleitet wurde, schon immer gewarnt haben. Diese fonderer Schärfe gegen nicht fest fonfolidierte Zustände, Bolitik, die letzten Endes auf die Berstüdelung Rußlands   darunter insbesondere gegen alles, was mit dem Problem hinausläuft, bringt weder den Mittelmächten noch dem Often der Polonisierung in Verbindung stand. Der Cholmer recht- London  , 12. Februar. Dem Reuterschen Bureau ist mitgeteilt etwas gutes, fie ist aber von dem verbohrten russischen Bolsche- gläubige Bischof( d. b. der Staatskirche) Jemlogi leitete worden, daß die englische Regierung sich nicht für gebunden hält, wismus in einer Weise gefördert worden, daß der Widerstand an der Spize einer Clique eine außerordentlich scharfe Sam- ben zwischen Oesterreich- Ungarn  , Deutschland   und den anderen gegen sie aufs äußerste erschwert wurde. Wir sind jetzt schon pagne ein, um die in den polnischen Gouvernements Lublin Unterzeichnern mit der Ukraine   geschlossenen Frieden au­mitten drin in dem großen Ausverkauf, und statt des dauern- und Siedlez lebenden Russen, in diesem Falle find es ufrai­den Weltfriedens haben wir von ihm die Ballanisierung des ner, von der polnischen Knechtschaft" zu befreien. Stoly­Oftens, die Schaffung neuer gefährlicher Brandherde zu er- pin hatte diese Forderung als einen der wichtigsten Trümpfe warten, an denen sich über kurz oder lang ein neuer Krieg in sein Programm aufgenommen. Er arbeitete einen Gesez entzünden mag. entivurf aus, wonach aus den Gouvernements Lublin   und Wie Havas am Sonntag aus Jaffy meldete, sollte Ge­Könnten die Polen   pie sie wollten, so würden sie heute Siedlez, in denen die polnische Bevölkerung rund 60 Proz. neralfeldmarschall Madensen am 6. Februar im Namen schon mit dem Schwert in der Faust über die Ukraine   ber- und die ukrainische rund 20 Proz. ausmacht, durch Zusam- der deutschen   Regierung der rumänischen Regierung ein fallen, um sich das Cholmer Gebiet zu holen. Wenn aber menlegung und Abtrennung verschiedener Kreise zwei neue Itimatum gefchickt haben, in dem derselben eine Frist tttimatum geschickt haben, in dem derselben eine Frist das nicht möglich ist, so wird der Gegensatz zwischen den Gouvernements, Lublin   und Cholm, gebildet werden sollten. von vier Tagen für den Eintritt in Friedensunterhandlungen beiden Bolksstämmen in Galizien   nur noch schärfer werden, Das Cholmer Gouvernement sollte auf diese Weise ein für firtert worden sei. Laut Havas hatte dieser Schritt die und dem Anspruch der Polen   auf das Cholmer Gebiet wird russische   Verhältnisse geringes Areal, etwa 12 000 Quadrat- Wirkung, daß der rumänische Ministerrat sich so­die ukrainische Frredenta Ostgaliziens desto stärker entgegen- filometer, mit einer bis zu 50 roz. ukrainischen Bevölkerung gleich versammelte und nach einer langen Beratung dem Bedarf es noch weiterer Beweise dafür, daß die Idee Ausmerzung der katholischen Religion mit allen Machtmitteln an die rumänische Regierung wieder, die trotz ihrer äußerst umfaffen. Dann sollte die Russifizierungsarbeit und die König feine Demission anbot, die angenommen wurde. Gestern gaben wir dann die Nachricht von einer Anfrage des Selbstbestimmungsrechts der Bölfer nicht zum tiein- des Staates beginnen. bürgerlich- nationalistischen Erzeß ausarten darf? O, sie Diesen Plänen, die die dritte Duna( 1908-1912) sowie furzen Befristung, wie gesagt wurde, nicht den Sinn eines liegen auf der Straße und man braucht sie nur aufzuheben. Die vierte( jeit 1912) sehr lange beschäftigten, setzten die pol- Ultimatums haben sollte. Da find die Litauer, die sich ein Litauen   ohne Wilna   nicht nische Fraktion sowie die Liberalen und die Sozialdemokratie Alsdann teilte Wolffs Bureau mit, die Habas- Meldung von denken können und wiederum die Polen  , die auf Wilna   gleich scharfen Widerstand entgegen. Indessen gelang es schließlich einem deutschen   Ultimatum treffe nicht au. Wadensen sei aber falls Anspruch erheben, da find die großrussisch- kleinrussisch, Stolypin   und seinen Nachfolgern einen Erfolg zu erringen. mit der rumänischen Heeresleitung in Berhandlungen eingetreten, die polnisch- weißrussischen Auseinandersetzungen. Da sind die Durch ein Kompromiß mit den in der Duma vertretenen um die Entscheidung über das Fortbestehen des für Russen und Tschechen, die unter Berufung auf die historische Indivi- bürgerlich- reaktionären, zum Batt mit dem Zarismus geneig. Rumänen gemeinsamen Waffenstillstandes herbeizuführen. dualität Böhmens   über die Deutschen   herrschen, zugleich aber ten Polenabgeordneten hatte die Regierung als Gegenleistung Klärung dieser Frage" sei durch das augenblickliche Verhältnis auch die historische Individualität Ungarns   auflösen wollen, für das Cholmer Projekt eine Städteordnung für avischen Utrainern und Rumänen notwendig geworden". um die Slowakei   sich anzugliedern. Es ist überall dasielbe: olen durchzusehen. Im Jahre 1913 wurde das Chol. Es bleibt also dabei: tein Ultimatum, aber eine Angelegen­an die Stelle des nationalen Selbstbestimmungsrechts mer Projekt zum Gejes erhoben, während die beit, für die nach Lage der Dinge nicht nur der ukrainischen- tritt der nationalistische Selbstbestimmungsschwindel. Jeder Städteordnung auf den stärksten Widerstand und Ablehnung ein Berhandeln in den Formen des Hinzichens nicht wünschen 3- toll das Selbstbestimmungsrecht nur für sich auf einer mög- I von feiten des Reichsrates stieß. wert sein kann,

treten.

azuerkennen.

Waffenstillstandsfrage an   Rumänien.