Einzelbild herunterladen
 

Nr. 49. 35. Jalsrg.

vezugSprei»: SterteySH«. MI. monatl. XJXiWLl. ftti WZ HauZ. vorauZ�ahlbar.Ewzewe Nummern 10 Pfa. Coftticiiug: Monat­lich 1Ä1 ERL Untet Kreuzband ffit Deutlchland und Oeilerrenh. llngarl! S. MI« für daZ übrige SluZIand <L0 MI. monallich� Serianb WZ Feld bei dirslter Beilelluna monait l.so MI. Pastbeslellungen nehmen an TSnc- mar!, Holland , Luxemburg . Schweden und die Schwei, , Eingerragen m die Posi-ZeitungZ-PreiSItst«. Eriche,«i täglich.

letegramm-«dresse: »Sozialdemokrat Verl in".

Wy f i Berliner Volksblnkk.

f 10 Pfennig)

Anzeigenpreis i DiefiebengelpailencKalanelzeileroslet 60 Pfg.»Kleine Anzeigen-, da? leiigcdrucklc War! 20 Pfg,(zulässig 2 seilgedruckic tiwle), iedeZ weitere Sott 10 Pfg. Stellengesuch« und Schlafstellen anzelgen da» erste Wach 10 Psg,. iedeZ Weiler« Wort k> Psg. Worte über 1h Buchstaben zählen für zwei Worte, TeuerungZzuschlag 20«/�, Familien- Anzeigen St» Psg., politischc u, gewerllchastltche BeremZ- Anzeigen 40 Psg die Zeile, Anzeigen für die nächste Nummer müssen bi» 5 Uhr nachmiti. im Hauptgeschäft. Berlin ®ffi.68, Lindenstraße 8, ab­gegeben werden, Geäfsnet bon L Uhr - früh bi» 7 Uhr abcndZ.

Zentralorgan der roztaldemokratlfcben Partei Deutfchlanda.

Neüakiiov: Ew. 68, Lwüenstraße 3. ßfernfprcifier: Amt Mortavla«. Str. 151 90 151 97.

Montag, den 18. Februar 1918.

Expedition: Ew. 68, Zindcnflroge 3. kiiern'vrecher: Amt Moritzplatz. ?tr. 151 90151 97.

Ablauf des ruffifeben Qfaffenftlllftands.

das Ende von Srest-Ätowsk. Von Friedrich Stampfer . Di« Lage, die sich aus der neuesten Dniwitklung im Osten ergibt, est im höchsten Grade Widerspruch S-- voll und verworren. Di« Stellung der Partei kann nur durch frei« Aussprache geklärt, sie soll nicht durch den MeinungSauSdruck omeZ Einzelnen fest- gelegt werden. Darum ist der folgende Artikel mit dem Namen des Verfassers gezeichnet. Red. d..Vorwärts". Offen heraus iresagt: eS ist schwer, ein treffendes Wort für das zu finden, was der O st Politik der Mittel» mächte widerfahren ist. Worte sind schwach und ärmlich. War das Politik, so muß man die Politik in Zukunft als die Kunst definieren, das Gegenteil von dem zu erreichen, was man will. Man Hui den Frieden gesucht und hat dafür drei neue Feldzüge gefunden, den livlandisch-estländischen. den� finni- schen und den ukrainischen. Von allen Hoffnungen, die man auf Brcst-Litowsk gesetzt hatte, ist nichts, aber auch nichts übrig geblieben als neue Verwicklungen, neue Schwierig- leiten, neue materielle und moralische Belastungen. Was war der Plan? Frieden mit All-Rustland, Aufbau eines neuen Mitteleuropa , das Deutschland . Oesterreich-Un- garn, Polen und die balischen Länder umfassen sollte, und dann. Konzentrierung aller Kräfte auf den westlichen Ent- scheidungskampf. Was ist daraus geworden? Mit Rußland stehen wir wieder im Kriegszustand, und der mitteleuropäische Bau ist wie ein Kartenhaus zusammen. gestürzt. Polen hat infolge des Ukrainefriedens eine so ener- gische Abschwenkung von den Mittelmächten vollzogen, wie sie bei dem gegenwärtigen Zustand feiner Gebundenheit nur denkbar ist. Freiwillig wird Polen nicht mitteleuro- päisch werden. Bricht aber dieser Hauptpfeiler zusammen, so hängen die nordostlichen Traversen, Litauen . Kurland , Est- land, Livland , frei in der Luft. Von Polen und Nordrustland abgetrennt, werden diese schmalen Küstenländer immer die heißbi?gc5,rte Beute des Hinterlandes bleiben, das ohne sie nicht leben kann. Von Deutschland heraus sind diese Länder gegen einen Vertikalstoß vom Innern her kaum zu verteidi- gen. ES wäre Wahnsinn, sie an Deutschland anzugliedern oder ihnen auch nur den dauernden Schutz des Deutschen Reiches zu versprechen, wenn das polnisch-russische Hinter- land feindlich bleibt. Der Ukrainefricden sollte das Zustandekommen der mittel-osteuropäischen Pläne sichern, er hat das gerade Gegen- teil bewirkt und ihre vollkommene UnHaltbarkeit dargetan. Das ist bisher aber auch sein einziger greifbarer Erfolg. Am 9. Februar schloß die Kiewer Regierung Frieden, ein paar Tage darauf wurde sie aus Kiew verjagt, und jetzt ist sie ge- nötigt zu erklären, daß sie die übernommenen Verpflichtun- gen aus eigener Kraft nicht zu erfüllen imstande ist. Sie bedarf dazu der Hilfe jener Mächt«, die noch vor einer Woche ihre Feinde waren und mit denen sie soeben Frieden geschlossen hat. Die Regierungen von Petersburg und Shitomir(vor- dem Kiew ) nennen sich beide sozialistisch. Aber geben wir ruhig zu, daß der Sozialismus mit ihnen beiden nicht viel Ehre einlegen kann. Die eine erklärt den Kriegszustand nach außen für beendet, um sich für den, Bürgerkrieg freie Hand zu verschaffen, die anl re ruft diejenigen, die bisher ihre Feinde gewesen sind, ins Land, damit sie ihnen gegen die eigenen Landsleute helfen sollen. In Petersburg wie in Shitomir hat das Testament von Karl Marx gleich seltsame Vollstrecker gefunden. Die Macht der ukrainischen Regierung, die sich auf fremde Bajonette stützen will, hat k e i ne Aussicht auf Bestand. Sie wird nicht nur den internationalen Bolsche- wismus gegen sich haben, sondern auch das nationale Bürger- tum. Rußland und die Ukraine gehören zusammen, ihre Trennunf) ist nur eine Augenblickserscheinung, der Krief} zwischen ihnen ist und bleibt ein Bürgerkrieg. Die Parte: aber, die in Bürgerkriegen bei fremden Mächten Hilfe suchte. wird schwerlich m der Bevölkerung soviel Sympathie finden. wie sie zur dauernden Begründung ihrer Macht nötig hat. Jedenfalls ist der Ukrainefrieden, dessen Unterzeichnung jetzt in den Kinos zu sehen ist, weiter nichts als ein Stück Papier , das, wenn es überhaupt giltig werden soll und giltig werden kann, noch einmal unterschrieben werden muß: m i t deutschem Blut. Um diesen Frieden zu holen, sind wir zunächst nach Kiew eingeladen und zugleich kommen die Hilferufe aus allen anderen Ecken und Enden des weiland russischen Reiches. Reval , Dorpat , Helsingfors wohin zuerst? lieber die Bedeutung solcher militärischer Spaziergänge mögen Sachverständige sprechen. Der Politiker wird den

Tahure, Ripont, Sunhgan Flieger­bomben auf London , Dover , Tünkirchen. Groß«» Hauptquartier, den 17. Februar 1918. Westlicher Kriegsschauplatz. HeereSgruppr Sronprin, Rupprecht. I» Flauder» und i» Lrt,is»irlfach auflebeuder Feuerkampf. Ja kleineren Jufanteriegefechten bei Chrrisp und süd- lich von M a r c o i n a wurde» Gefangene eingebracht. «roapriaz und Herzog Albrecht . Bei T a h u r« und N l p o n t, auf dem Sstlichen Maab- ufer und im Sundgau zeitweilig erhöhte Gefechtstätigkeit. Unsere Flieger haben in der letzten Nacht L» n d» a, Dover , Tünkirchen sowie feindliche Seestreitkräfte an der frauzösischea Nordküste mit Bomben angegriffen. Oeftlicher Kriegsschauplatz. Großrussische Front. Der Waffenstillstand läuft am 18. 9,, 12 Uhr mittags ab.____ Bon den anderen Kriegsschauplätze» nicht« Neue«. Der Erste Grneralquartiermeister. Ludeudorfs. Abendbericht. Amtlich. B e r l i», 17. Februar 1918, abends. Von de» KriegSfchauplätzeu nichts Neues.

Ter österreichische Bericht. Wie», de» 17. Februar 1918. Amtlich wird»er. lautbart i Lrine besonderen Ereignisse. Der Chef b«S Generalstabe».

Wunsch Hegen, daß jede vermeidbare Zersplitterung der Kräfte vermieden wird. Schon in friedlichen Zeiten hätte die Aufgabe, für ganz Rußland Gendarmen zu stellen, als kaum lösbar gegolten. Heute haben wir außerdem noch an der Westfront gegen die halbe Welt hu kämpfen, sind also hin- reichend entschuldigt, wenn wir nicht alle Aufträge, die wir vom Osten erhalten, erledigen können. Daraus folsit, daß weder dos gute Herz noch parteipolitische Sympathie oder Antipathie entscheiden dürfen, sondern nur das kühl und ruhig erwogene Interesse des deutschen Volks. Das Interesse deS deutschen Volks fordert einen ba"'gen befriedigenden Abschluß des Krieges in West und Ost. Die Einmischung in die inneren Kämpfe Rußlands führt uns aber nicht dem Frieden entgegen, sondern immer wester von ihm weg. So wie es jetzt aussteht, kann der Krieg noch sehr lange dauern. Denn alles, worauf wir im Osten unsere Hoff- nung setzten, scheint jetzt ein verspieltes Spiel und ein aus- getraumter Traum. Politiker, deren Glück und Weisheit darin besteht, eine alte Papagaienrede immer wieder zu wiederholen, werden hinter jedem Satz der vorstehenden Ausführungen gesagt haben: Sehr richtig aber warum bewilligt Ihr dann noch Kriegskrodite, warum haltet Ihr mit anderen Parteien noch Besprechungen, warum geht Ihr nicht zur alleralleräußcrsten Opposition über? Und allerdings, ließe sich die sozialdemF- kratische Fraktion vom bloßen Temperament leiten, sie hätte schon längst den Lieblingswnnsch jener Leute erfüllt, die uns täglich fragen:Wann endlich?" Auf diese Frage diene die Antwort:Erst dann, wenn sich voransseben läßt, daß aus einer veränderten Haltung der deutschen Sozialdemokratie etwas Nützliches für das deutsche Volk und für den Welt- frieden herauskommtl" Eine große Partei kann es nicht machen wie die Tante Ulrike, die auf dem Sofa sitzt und übel nimmt. Sie kann sich nicht in den Schmollwinkel zurückziehen und leere Krstik trei­ben ohne Aussicht, dadurch etwas zu bessern. Opposition ohne Aktion ist Unsinn und Müßiggang , die oppositionelle Aktion kann aber nur außerparlamentarisch sein. Besteht die Mög- lichkeit, durch eine außerparlamentarische Aktion den Kurs der auswärtigen Politik nach einer Richtunsi umzulenken, die den Interessen unseres Volkes besser entspricht als die bisher eingehaltene? Nur wer diese Frage bejaht und das Recht des Reichstags, die Politik entscheidend zu beeinflussen, verneint, kann eine taktische Wendung befürworten, die dann mehr als ein feiger Ausweg ist... ES hilft nichtsl Der Versuch, überdenReichStag, d. h. auf dem einzig möglichen Weg Einfluß auf die Politik

der Regierung zu gewinnen, muß wieder ausgenommen wer- den Der Mißerfolg der deutschen Außenpolitik ist n i ch t auf die Ratschläge zurückzuführen, die der Regierung von der ReichStagsmehrheit oder gar von der Sozialdemokratie er- teilt Warden sind, sondern vielmehr darauf, daß die klare Linie des Reichstagsbeschlusses vom 19. Juli von anderen Strömungen durchkreuzt worden ist. DaS»Wie ich es auffasse" in seinen verschiedenen Umwandlungen und Abwandlungen ist die Ursache des Mißerfolgs. Die Unterhändler von Brcst-Litowsk haben die taktische Freiheit, die ihnen der Beschluß der Reichstagsmehrheit gab, in Wirklichkeit nicht besessen, sondern sie sind mit aller- Hand Bindungen in die Verhandlungen hineingegangen. Sie sollten die Abtretung weiter Gebiete des frühereu Russenreichs erwirken, um aus ihnen Baumaterial für das künftige Mitteleuropa zu gewinnen. Die Sozialdemokratie hat von vornherein erkannt, daß auf diesem Wege der Frieden nicht zu erreichen ist, und hat davor gewarnt, ihn zu betreten. Leider war die Reichstagsmehrheit in sich nicht genügend gefestigt und als Ganzes nicht genug klarsehend, um die Re­gierung von diesem Wege zurückzuhalten. Jetzt aber ent- steht für sie und unö alle die Frage, ob sich das Reich noch tiefer in polnische, litauische, kurländische, livlmidischs, est- ländische, finnische und ukrainische Bindungen verstricken soll. Die Antwort muß ein klares Nein sein. Als Ziel sei nicht ein zerstückeltes und amputiertes Rußland , sondern ein großes, gesundes und freies Rußlaud aufge­stellt, mit dem wir in Freundschaft und Frieden leben wollen. Wenn die deutsche Politik positiv zur Erreichung dieses Ziels nichts tun kann, denn die innere Wiederherstellung kann nur Rußlands eigenes Werk sein, so soll sie sich doch von allem enthalten, was Rußland an der Erreichung dieses Zieles hin- der» kann. Zugleich sollen uns die Erfahrungen des Ostens eine Lehre für den Westen sein. Auch dort wird mitRandvölker- Politik" ein gefährliches Spiel mit dem Feuer getrieben. Flandern und Vlamen dürfen kein Hinder- nis für den allgemeinen Frieden sein! Es ist nicht die Aufgabe der deutschen Sozialdemokratie, Fehlschläge der auswärtigen Politik zu beschönigen und zu entschuldigen. Es ist vielmehr ihre Aufgabe, unter unver- brüchlichem Fe st halten an der Landesverteidi- g u n g immer wieder den Weg aufzuzeigen, der allein zum Frieden führen kann. Keine gewaltsamen Annexionen und auch keine gewaltsamen Amputationen! Selbstbestim- mungsrecht der Kleinen nach Maßgabe einer unter den Großen getroffenen Vereinbarung. Klare Einsicht, daß weder militärische Ueberwältigung noch diplomatische Heber- listung, sondern nur ehrliche Verständigung in absehbarer Zeit zum Frieden führen kann, und unbeirrt folgerichtiges Handeln im Sinne dieser Erkenntnis! Für eine solck>e Po- litik im Reichstag eine klare und entschlußkräftige Mehrheit zu suchen das ist die Aufgabe, vor die sich die Sozialdemo- kratie gestellt sieht. Scheitert dieser Versuch an der EinsichtS- losigkeit und der Schwäche der bürgerlichen Parteien, so tragen diese, nicht sie dafür die schwere Verantwor- tung!_ Erklärung öes lktauifchen Nationalrats. Da» Litauische Pveßbureau in Lausanne schreibt: In Anbetracht dessen, daß all« Kriegführenden das freie SelbstbestimmungSrecht der Völker anerkannt haben, und daß dieses Thema in den Vorhand- lungen zu Brest-Litowsk mehrfach besprochen wurde, bleibt noch zu erwägen, durch wen und in welcher Form sich dieser ntionale Wille geltend machen darf. In Hinsicht aus das litauische Volk, das an der gerechten Lösung dieser Frage in höchstem Matze Anteil nimmt, da eS von dem sehnlichsten Wunsche nach vollkommener Selbständigkeit beseelt ist, gibt der Litauische Nationalrat, der seinen Sitz in der Schweiz hat, folgende Erklärung ab: Der LandeSrat den Litauen (»Tarhba") ist gegenwärtig der höchste rechtmäßige Vertreter deS Landes. Er wurde auf dem Landtage zu Wilna (vom 17. bis 22. September 1217) durch die Vertreter aus allen Teilen des Landes gewählt. Er setzt sich aus den hervorragendsten Vertretern aller Parteien und aller Stände des litauischen Volkes zusammen und wurde auch von allen Landsleuten im Ausland(in Amerika , in Rußland , im westlichen Europa ) ,auf den Konferenzen zu Stockholm (vom 18. bi» 22. Oktober 1917) und zu Bern (vom 1. bi» 12. November 1217) als rechtmäßige Vertretung deS Landes anerkannt. Der Litauische Nationalrat erklärt seinerseits, daß er den Lan­deSrat(Taryba) als zu Recht bestehende Vertretung des litauischen Volkes anerkennt, der bestimmt ist, den Volkswillen zur Geltungzubringen, und daß er ihn, diesem Volkswillen eni- sprechend, in allen seinen Bestrebungen zur Erlangung der Ilnab- hängigkrit Litauens unterstützen wird.