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Nr. 50. 35. Jahrg.

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Telegramm bceffe

Sozialdemokrat Berlin .

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Diefebengespaltene Rolonelzeile foffet 60 Big. Kleine Anzeigen", das Fettgebrudte Bort 20 Pfg.( autäffig 2 fettgebrudte Borte), jebes weitere Bort 10 Big. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erfte Bort 10 Bfg jedes weitere Wort 6 Big. Morte über 15 Buchstaben zählen für givet Worte. Zeuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Bfg.. bolitifche u. gewertschaftliche Bereins. Anzeigen 40 Big. die Zeile. Anzeigen für bie nächste Ruminer müffen bis 5 the nachmitt. im Sauptgeschäft Berlin 68.08, Lindenstraße 8, ab gegeben merden. Geöffnet von 8 thr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der, fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Mortsplas, Rr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 19. Februar 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Werniprecher: Amt Merisolas, r. 151 90-151 97.

Deutscher Vormarsch in Rußland .

Die Verhandlungen mit Rumänien .

Wie die gestrigen Rachmittagsblätter melden, werden die Berhandlungen mit Rumänien bermutlich am 22. Fe­bruar beginnen. Alsdann dürfte, heißt es, Staatssekretär b. Kühlmann sich nach Focsani begeben, um die Berhand­lungen zu leiten.

Der Notschrei der Letten und Esten.

Im Anschluß an ein drei Tage lang dauerndes Bom bardement mit Schredensbildern aus Livland und Estland , das allzu sehr nach plumper Stimmungsmache schmeckte und deshalb keinen Weg in unsere Spalten fand, veröffentlicht Wolffs Bureau nunmehr folgende Mitteilungen aus Riga über die Zustände in Estland :

Die ganze Gegend zu beiden Seiten der Bahn Reval- Narva ist in den Händen der Roten Garde und der Magimalisten. Das efinische Militär bot bis jetzt einen geivissen Schuß gegen diese Banden, doch erscheint sein Einfluß jest nicht mehr genügend, Die Güter sind sämtlich beschlagnahmt und werden von der Roten Garde verwaltet. Demnächst sollen auch die Bauern­gefinde eingezogen werden. Die Häuser in den Städten und die Bantguthaben find gleichfalls als nationales Vermögen erklärt worden und werden von der Roten Garde Ein Teil der lettischen Truppen foll sich geweigert berwaltet. haben, Livland zu verlassen, da sie nur ihr eigenes Land vertei­digen wollen.

Die beffer gestellten 2etten, insbesondere die Ge= findewirte, warten mit Schnsucht auf den Einzug der Deut. fchen, nicht etwa zur vorübergehenden Sicherung ihres Lebens und Besizes, sondern sweds vollständigen Anschlusses Estlands und Liv­Lands an Deutschland .

Die Mehrzahl der lettischen und estnischen Goldaten will im Falle eines Vormarsches der Deutschen die Waffen abgeben und im Bande bleiben. Die überwiegende Zahl der Eften ist deutschfreund­Tich gesinnt. Sowohl in Gstland wie in Livland werden eifrig Unterschriften für einen Anschluß an Deutschland gesammelt.

Biele est nische Bauern haben sich geweigert, die ihnen augeteilten Güter zu übernehmen, auf denen fie bisher Angestellte der Gutsherren gewesen find. Sie find dann von bolschewistischen Soldaten zur Uebernahme der Güter gezwungen worden.

Der Schrei der Esten und Betten nach deutschem Ein­marsch und deutscher Annexion ist also ein Schrei besigender Schichten. Die Berstaatlichung von Grund und Boden, die von der Petersburger Regierung durchgeführt worden ist, hat diesen Schrei ausgepreßt. Deutschland foll helfen, daß alles beim alten bleibt.

Der Kampf um Kiew .

Betersburg, 17. Februar. Die Petersburger Telegraphen Agentur meldet: Der Kampf beikiew war erbittert. Stiem ist endgültig von den revolutionären Streitträffen aenommen.

Vormarsch auf Dünaburg

Vormarsch

von Kowel aus Erkundungsgefechte und Fliegertätigkeit.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 18. Februar 1918.( 2. 2. B.)

Weftlicher Kriegsschauplak.

An vielen Stellen der Front Icbte am Abend der Artillerie­Tampf auf. Die Jufanterietätigkeit blieb auf Erkundungsgefechte beschränkt.

Bei Klarem Frostwetter waren die Flieger am Tage und in der Nacht sehr tätig.

Militärische Anlagen hinter der feindlichen Front wurden in großem Umfange mit Bomben belegt. Ein Flugzaug griff

London an.

In den beiden lesten Tagen wurden im Luftkampf und von der Erde aus 16 feindliche Flugzeuge und zwei Fesselballone abgeschossen.

Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister, Ludendorff.

Amtlich. Berlin , 18. Februar. Sur englischen Rachricht, ein deutsches U- Boot habe am 16. Februar, morgens 12,10 Uhr Dober befchoffen, ist auf Grund der inzwischen ein­gegangenen genaueren Meldungen unserer Seeftreitkräfte über ihren Borstoßin ben en al zu bemerken, daß die erfolg reiche Beschießung durch Torpedoboste und nicht burch ein I- Boot ausgeführt wurde. Die Rüftenbatterien von Dover haben das Feuer unferer Seeftreitkräfte vine Erfolg erwidert.

Abendbericht.

Berlin , 18. Februar 1918, abends. Amtlich. Südöstlich von Tahure entwickelten fich örtliche Kämpfe.

Au der großrussischen Front haben hente 12 Uhr mittags die Feindseligkeiten begonnen. Im Vormarsch anf Dinaburg ist die Däna fampflos erreicht.

Bon der Ukraine zu ihrem schweren Kampf gegen die Großrassen zu Hilfe gerufen, haben unsere Trappen den Vormarsch auf Richtung Kowel angetreten.

Der österreichische Bericht.

Bien, ben 18. Februar 1918. mtlich wird ver­Reine besonderen Ereignisse.

lautbart:

Der Chef des Generalstabes.

Bien, 17. Februar. Aus dem Kriegspreffequartier wird bom 17. Februar abends gemeldet: Der heutige deutsche Heersbericht teilt mit, daß der Waffenstillstand an der groß­ruffifchen Front morgen abläuft. Die durch Abtrennung der Utraine entstandene großrussische Front reicht von der Oft fee bis beiläufig an den Pripjet. An ihr stehen derzeit ausschließlich deutsche Eruppen.

Zur außenpolitischen Lage.

Bon Max Cohen ( Reuß).

23ir feben mit diesem Aufsatz die begonnene Aus sprache über die außenpolitische Lage fort.

Heb. b. Vorwärts".

Als in den letzten Verhandlungen des Hauptausschusses über die Friedensverhandlungen mit Rußland gesprochen wurde, verteidigte sich der Staatssekretär des Auswärtigen Amts gegen Angriffe, die in der Presse auf seine Ostpolitit gerichtet worden waren mit dem Hinweis auf den weit zurüd­liegenden Ursprung dieser Politik. Die deutsche Ostpolitit in Polen , Kurland und Vitauen stehe, so meinte der Staats­sekretär, in einem festen inneren Busammenhang; fie hänge organisch mit der Schaffung eines selbständigen Bolens zu­sammen, das ein Faktum sei, an dem man nicht mehr vor­übergeben könne. Es scheint nun aber doch so, als ob Herr von Kühlmann an diesem Faktum" einigermaßen vorüber­gegangen fei. Denn die in dem Friedensvertrag mit der Ufraine getroffenen Grenzfestiebungen haben das sicherste Faktum" der glorreichen deutschen Ostpolitik, das selbstän­dige, den Mittelmächten zuneigende Polen , wie ein Karten­haus umgeblasen. Wenn es in all diesen Dingen nicht uni das Schicksal des deutschen Volkes ginge, mit dem die Sozial­demokratie sich fest verbunden fühlt, so fönnte man bersucht jein, Schadenfreude zu empfinden über den Zusammenbruch jener Ostpolitik, die, wie der Staatssekretär so ichön sagte, von allen maßgebenden Faktoren unter drei Kanzlern als feststehend angenommen worden war.

Borläufig steht nun gar nichts mehr fest als der Wieder­beginn des Seriegszustandes mit Rußland ; und der ohnedies auf sehr schwachen Füßen stehende Friede mit der Ukraine wird von uns mit den Waffen gegen die Bolschewisten Groß­rußlands und der Ukraine selbst verteidigt werden müssen. Das ist ein Zustand, der niemand befriedigen kann, und der im Grunde nichts anderes ist, als die Folge einer im Kern falsch angelegten Ost- und Außenpolitik überhaupt. Nicht als ob hier etwas gegen den Friedensschluß mit der Ukraine , dem hoffentlich bald der mit Rumänien folgen wird, gesagt werden soll. In der Sackgasse, in die die Festsetzungen eines deutschen Spezialinteresses an den russischen Randländern" uns geführt hatte, blieb ja kaum etwas anderes übrig, als wenigstens den Frieden mit der Ukraine heimzubringen, während das deutsche Volk den mit ganz Rußland erwartete. Der ukrainische Frieden kann nur als eine Augenblickslösung angesehen werden, der einer sich fort und fort täuschenden Diplomatie über die Verlegenheiten der Stunde hinweghelfen soll. Eine wirkliche Entscheidung, die auf Grund flarer Vor­stellungen über die politisch- wirtschaftlichen Verhältnisse im Often erfolgt wäre, ist er nicht.

Was aber, im Hinblid auf zufünftige meltpolitische Kon­stellationen und einen dauernden Friedenszustand, am schlimmsten ist: auch die letzte Phase der deutschen Ostpolitik wird nicht zu einer grundsätzlichen Aenderung unserer Ge­Stocholm, 17. Februat.( Melbung der Petersburger Tele­samtpolitik zum russischen Nachbarn führen. Hat man bisher graphen- Agentur.) Ein belephonischer Bericht aus Moskau be Ieuditet die schred.iden Vorgänge vor Set Ginnahm: von der polnischen Basis aus die Abtrennung der russischen Oftfeeprovinzen betrieben, jo soll dies nunmehr von der von Kiew . Ueber der Stadt hing eine dichte Rauchwolfe. Die ufrainischen aus geschehen. Wie es scheint( man denke an gesamte Artillerie der Bolschewifi nahm an dem Kampfe teil. An die Rede des badischen Thronfolgers), wird diese Politik allen hochgelegenen Stellen sowie auf dem rechten Flußufer waren mit der Hoffnung verknüpft, daß man jetzt von England Sanonen aufgestellt. Zweihundert und mehr Feuerschlünde traten einen billigen Frieden erhalten tönne. So sehr man das in Tätigkeit. Die Oktoberereignisse in Moskau verblassen vor den Stocholm, 17. Februar. ( Meldung der Bebensburger Tele- münschen müßte: man täuscht sich wieder einmal über das berinschen Ereignissen in Kiem. Der Hauptkampf spielte sich in der Umgebung graphenagentur.) Aus Charlow wird gemeldet, daß bei der Wesen der englischen Vorgänge, die man, ein wenig boreilig, der Betschora ab, dem Sammelpunkte der ukrainischen Streit Station Zweriewe in der Gegend des Don blutige Stämpfe zwischen mit Krise zu bezeichnen beliebt. So weit sind die Dinge in fräfte. Es wird erzählt, daß sich Offiziere und Offizierschüler den den revolutionären Truppen der Sowjets und der Kosaken statt England noch lange nicht, und es gibt nichts Dümmeres, als ukrainischen Truppen anschlossen. Nach bolschewistischen Meldun- finden. Der Stampf spielt sich unter wirkungsvoller Teilnahme fich das einzureden. Sie wären es wahrscheinlich längst, gen tämpfen in den Reihen der Utrainer rumänische, englische, bel- von Artillerie, Flugzeugen unb Panzerwagen mit allen Edreden wenn wir, auf Grund einer flar vorausschauenden Politif, gische und französische Offiziere. Biele Mönche haben sich als Frei- des regulären Strieges ab. zu einem Frieden und Freundschaftsverhältnis mit Gesamt­willige gemeldet. rußland gekommen wären. Der Friede mit Rußland wäre Die Offensive der Gegenrevolution. Demonstrationsstreik in Warschau . bekanntlich, wenn die unjelige Polenproklamation und die Petersburg , 17. Februar. ( Meldung der Petersburger Die Warichauer Zeitung" meldet: Zum Zeichen der Trauer übrigen Bindungen" nicht existiert hätten, sowohl unter dem Telegraphenagentur.) Die bei Woronefch operierende Abtei- und Mig billigung über die guteilung des Cholmer Barenregiment bon Stirmer als auch von der provisori­Jung des Generals Alerejem hat eine starke Niederlage Sandes an die 1traine haben in den Theatern und Kinos fchen Regierung Rerensfis zu haben gewesen. Sunmehr erlitten. Die revolutionären Truppen erhielten Verstär- feine Vorftellungen stattgefunden. Am Donnerstag wurde veriut, aber haben wir es so weit gebracht, daß selbst die Bolschewiti fungen. Die Stofafen wurden umzingelt und mußten die diefer Stimmung noch einen sichtbareren Ausdrud zu verleihen. wieder England in die Arme getrieben werden. Kamenew Waffen streden. Gefangene Stojaken erzählen, daß General Im Laufe des Mittwochs war von den politischen Vereinen für die ist auf dem Wege nach London . Von dem Präsidenten Alerejem versprochen habe, den Süden in acht Tagen von den Beranstaltung eines eintägigen allgemeinen Demon Wilson wird die Bolschewifiregierung mit sonderbarer Truppen der Sowjets zu befreien. Die Gefangenen meigern bemüht, nicht nur die Handarbeiter, fondern auch die strationsstreits agitiert worden. Die Agitatoren hatten fich Zuvorkommenheit behandelt, und auch Herr Buchanan be­fich, den Aufenthaltsort des Generals Alegejem anzugeben. Geidäftsleute für diesen Gedanken zu getvinnen und ihnen reitet sich, wie es scheint, darauf vor, auf seinen Petersburger Eine in Nowotscherfast zusammengetretene Veriam m- empfohlen, ihre Geschäfte am Donnerstag nicht zu öffnen. Infolgedessen Bosten zurückzukehren. lung der Militärregierung der Rofoten hat hielten es viele Geschäftsinhaber infolge der auch am Donnerstagmorgen Das ist die Bilanz von Brest - Litomst, oder vielmehr die den förmlichen Entschluß gefaßt, die Offensive zu er- fortgefesten Agitation für zwedmäßig, von der Deffnung ihrer Ge- einer von drei Kanzlern verfolgten, nahezu alle außenpoliti­greifen. Die Reaktionären treffen in Rowotscherkast ein, wo fchäfte abzufeben. Da die Fahrer und Schaffner der Straßenbahn- ichen Vorgänge falsch abschäzenden Ost- und Außenpolitik. fie bei den Stofafentruppen Zuflucht finden. Die Militär- wagen nicht zum Dienst erschienen waren, stand der Straßen- Aud) wenn man weit davon entfernt ist, die Bolichewifi und regierung hat einen Plan zur Zeitung Rußlands im Falle bahnberlehr ſtill und auch der Droichtenverkehr fiel infolge ihre Methoden zu beschönigen( ich habe mich bereits im Vor­des Sieges über die Sowjettruppen ausgearbeitet. In der bes Streits der Droidfentutier aus. Die Warschauer Blätter, die den Brote it gegen den Cholmer wärts" vom 20. August 1917 gegen ihre Begünstigung ge­Liste der vorgeschlagenen Minifter fehlt Kaledin . Die Bassus abgebrudt haben, find fämtlich verboten worden. Auch der wendet), so darf man sie nicht als die allein Schuldigen an Eisenbahnangestellten, die sich weigern, fich den Monitor Bolsti", der jüngst gegründete polnische Reichsanzeiger, dem Mißlingen der Friedensverhandlungen hinstellen. Ge­Befehlen der Kofafen zu unterwerfen, werden erschossen. befindet sich darunter. wiß haben und hatten sie ein ebenso großes Verlangen nach