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Nr. 51. 35. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljahrt. 4,50 91, monatl. 1,50 2 frei ins Hau, vorauszahlbar.Einzelne Summern 10 Big. Boftbezug: Monats Itch 1,50 M. Unter Streusband für Deutichland und Desterreich- Ungarn 8, W., für das übrige Ausland 4,50 ML. monatlich. Beriand ins Feld bei birefter Beftellung monatl. 1,50 ML Boftbenellungen nehmen an Däge mari, Helland. Luremburg, Schweden und die Saveia. Eingetragen in die toft- Beitungs- Breisliste.

Erfcheint täglich.

Telegramm Adroffe

B

Sozialdemokrat Berlin.

411 lily

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die fiebengespaltene Rolonelzeile fofiet 60 Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bort 20 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jebee weitere Bort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 10 Big., jebes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für swet Worte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 Bfg.. bolitische u. gewerkschaftliche Vereins­Anzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Rummer müssen bis 5hr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin S. 68. Lindenstraße 8, abe gegeben werden. Geöffnet von 8 Ubr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Bernivrecher: Am: Morisvias, Str. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 20. Februar 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Wernivrecher: Amt Morinvias, Nr. 151 90-151 97.

Aufhebung der außerordentlichen Kriegsgerichte

Das Oberkommando in den Marken erläßt folgende Be­tanntmachung:

Berlin , 19. Februar. Auf Grund des Gesetzes über den Belagerungszustand bestimme ich für das Gebiet der Städte: Berlin , Charlottenburg , Berlin- Schöneberg. Berlin­Wilmersdorf, Neukölln, Berlin- Lichtenberg , und Spandau und der Landkreise Teltow und Niederbarnim : Meine Ver­ordnung vom 31. Januar 1918 betreffend Aufhebung des Artikels 7 der preußischen Verfassungsurkunde und Ein­sehung außerordentlicher Kriegsgerichte tritt mit dem Ablauf des 23. Februar 1918 außer Kraft. dgmi? Der Oberbefehlshaber in den Marken. mom morgez. b.& essel , Generaloberst.

Polen .

Halbamtliches gegen den Vorwärts".

99

Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt halb­amtlich:

Von einem Berliner Blatt ist in einer Notiz zur pol­nischen Fragen die Nachricht berbreitet worden, es werbe ermogen, von Bolen fobiel für Deutschland abzutrennen, wie man gur strategiiden Siderung nötig zu haben glaube und den Reft feinem Echidial zu überlaffen. Das Blatt fügt binzu, daß auch das preußtiche Staateminister um sich mit diefem Plan befaßt und ihn entschieden mußbilligt babe. Nach einem vor furzem eins stimmig gefaßten Beichlug babe das Staatsministerium sich mit größter Entichiedenteit gegen eine Erweiterung des von Polen bebölferten Staats- und Netsgebiets ausgeiprodien.

Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, sind Bes schlüsse darüber, was weiter aus Polen werden foll, bisher noch nicht gefaßt toorden. Auf den Ausfall der legten Enticheidung wird felbstverständlich vor allem auch die Art und Werie von Einfluß iein, wie das befreite Polen fich gegenüber Deutschland und Desterreich- Ungarn zu verhalten gedenkt.

Die Nordd. Allgem. 8tg." bestreitet nicht, daß unsere Nachricht über den Beschluß des preußischen Staatsministe­riums richtig war; zu gleicher Zeit schreibt die., Germania ": Wir fönnen die Richtigkeit diefer Meldung nur bestätigen". Daß entscheidende Beschlüsse über Polen schon gefaßt feien, hatten wir nicht behauptet, fondern im Gegenteil ge­fagt, es gehe drüber und drunter und fein Mensch wisse, was werden solle. Die Richtigkeit auch dieser Nachricht wird jegt in den gemessenen Formen einer halbamtlichen Erklärung bestätigt.

Im übrigen ist es recht unwahrscheinlich, daß man mit bem Erzieherton der halbamtlicheu Erklärung auf die Polen gründlichen Eindruck machen wird. Umgekehrt scheint das fchroffe Auftreten der Polen in Desterreich schon Eindruck ge­macht und gewisse Wirkungen erzielt zu haben. Jedenfalls ist es auch vernünftiger, wenn man gleich auf gleich mit sich reden läßt, als wenn man von oben her mit Lohn winkt oder mit Strafe droht. Und ist dieser Weltfrieg auch nicht geführt worden, um jeden Traum nationalistischen Ehrgeizes zu verwirtlichen, so ist eine neue Berstückelung Polens als jein Ergebnis noch weniger wünschenswert. Sie liegt, wie der Beschluß des preußischen Staatsministeriums ganz richtig erfennt, auch nicht im deutschen Interesse.

Vormarsch an der ganzen Ostfront Besetzung von Dünaburg und Luck Gefecht bei Tahure . Amtlich. Großes Hauptquartier, 19. Jebruar 1918.( 28. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht Nächtliche Borstöße des Feindes am Houthoulßter. Walde wurden abgewiesen.

Deftlich von Ypern und beiderseits der Scarpe am Abend gesteigerter Feuertampf.

Heeresgruppe Deutscher Kronoring Am Dise Aisne kanal führten Infanterie- Abtei lungen erfolgreiche Erkundungen durch.

Südöstlich von Zahure stießen badische und thüringische Kompagnien gegen die am 13. 2. in Feindeshand gebliebenen Gräben vor und brachten 125 Gefangene zurück. Der Gelände­gewinn wurde vor starlen feindlichen Gegenangriffen wieder auf­gegeben.

Um den Frieden im Osten.

In der gestrigen Situng des Hauptausschusses erklärte Herr v. Kühlmann: Wir können an die friedlichen Gesin­nungen Rußlands nicht mehr glauben und müssen für Rube und Ordnung in den an die beseßten Gebiete angrenzenden Ländern sorgen. Unser erneutes Eintreten in den Krieg wird hoffentlich in Petersburg die Geneigtheit zum Frie den stärken. Auch heute noch sind wir bereit, einen Frieden zu schließen, der unseren Interessen entspricht."

In politisch unterrichteten Kreisen glaubt man daraus schließen zu dürfen, daß eine neue Wendung der Dinge im Osten nicht ausgeschlossen ist, sondern daß die deutsche Regierung nur neue Anzeichen für den Ernst der russischen Friedensabsichten abwarten will. Sollten solche An­zeichen eintreten( und ein Gerücht will wissen, daß sie schon eingetreten feien), so wären damit neue Tatsachen geschaffen, die für die weitere Entwicklung nicht ohne Bedeutung bleiben fönnten.

Im Luftkampf wurden geſtern fieben feindliche Flugzeuge Klarheit nach außen und innen!

abgeschossen.

Oberleutnant Loerzer errang seinen 21., Leutnant det und Leutnant Kroll errangen ihren 20. Luftsleg.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Deutsche Truppen sind gestern abend in Dinaburg ein­gerückt. Sie fauben nur wenig Widerstand. Der Feind war größtenteils geflüchtet. Die vorbereitete Sprengung der Düna Brücken ist ihm nicht gelungen,

Beiderseits von 2uct find unsere Divifionen im Vormarsch. Luck wurde lampflos bescht.

Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues.

Der Erfte Generalquartiermeister. Ludendorff.

Berlin , 19. Februar. Amtlich. Am 18. Februar abends belegten vier Marineflugzeuge den Seebahnhof von Calais sewie ein banebenliegendes Baradenlager erfolgreich mit Bomben und griffen bort drei Scheinwerfer mit Maschinen­gewehr an. Im Baradenlager wurden Brände beobachtet; einer der Scheinwerfer wurde zerstört.

Abendbericht.

Berlin , 19. Februar 1918, abends. Amtlich. Von Riga bis füblich von Luck find die deutschen Armeen im Vormarsch nach Osten. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der österreichische Bericht. Wien , den 19. Februar 1918. Amtlich wird vero lautbart:

An der Piave und im Gebiete des Monte Asolone war die Artillerietätigkeit lebhaft. Truppen der Heeresgruppe Linsingen haben 2nct lampflos befet.t Der Chef des Generalstabes.

Die Reichstagstagung, die am Dienstag mit einem recht bescheidenen Auftakt eingesetzt hat, dürfte für die Entwicklung unserer politischen Dinge gleichwohl von großer Bedeutung werden. Sie muß die Entscheidung darüber bringen, wie fich das Berhältnis der politischen Barteien zueinander und namentlich auch zur Regierung gestaltet.

Namentlich über die fünftige Stellung der Sozial. demokratie hat bereits das große Rätselraten begonnen. Die Sozialdemokratie hat an dem Zustandekommen der gegen. märtigen Regierung wesentlichen Anteil gehabt. Dieser Tat­fache ist sie sich bewußt. Aber sie schöpft daraus keine Ver pflichtung zu blinder Gefolgschaft. Sie hat der Er­nennung Hertlings, Bayers usw. zugestimmt, als diese ein bestimmtes Programm für ihr Regierungsziel er­flärten. Wie weit die Sozialdemokratie diese Regierung unterſtüßt, hängt ganz naturgemäß davon ab, ob die Regie­rung auf dem Boden des vereinbarten Programms verharri oder Neigung zeigt, dabon abzugehen.

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Man kann die Saltung der Regierung- um es sehr borsichtig auszudrücken in den letzten Tagen zum minde ften nicht als sonderlich klar bezeichnen. Ein General, der einen Gegner täuschen will, mag wohl die Richtung feines Vormariches durch einen Schüßenschleier" möglichst zu berdunkeln suchen. Eine Regierung aber, welche die Mit­wirkung bestimmter politischer Parteien wünscht, hat die Pflicht, vor allen Dingen über ihre Absichten Klarheit zu schaffen. Und diese Klarheit muß in der laufenden Reichs­tagstagung mit allen Mitteln gefordert werden.

Zunächst auf dem Gebiete der auswärtigen Bolitik. Im Osten gehen zurzeit Dinge vor, deren politische Wirkung unermeßlich werden kann. Die deutschen Heere haben auf einer Frontlänge von vielen hundert Kilometern einen allge meinen Vormarsch angetreten. Mehrere bedeutende Bläge sind ohne Kampfhandlungen von ihnen besetzt worden. Ob der Widerstand gegen den Vormarsch sich im weiteren ber stärken wird, wissen wir nicht; jedenfalls scheint strategisch die Möglichkeit eines fast unbegrenzten Raumgewinne Wien , 18. Februar.( Korrespondenz- Bureau- Meldung.) Seute benen Berfprechungen bezüglich der Unantastbarkeit den mit geringen Opfern vorzuliegen. baben verschiedene arteiberatungen namentlich der Grenzen des polnischen Königreichs und insbesondere auch der An­Für den verantwortlich Denkenden erhebt sich die Frage: Sozialdemokraten und des Bolen! lubs, fowie Be- gebörigkeit des ganzen Cholmer Gebiets rudiitslos gewohin geht es? Die Frage ist nicht in militärischem, sprechungen des Ministerpräsidenten mit verschiedenen Barterführern brochen. Er habe hierdurch auch vom Standpunkte der Bolitik sondern in politischem Sinne gemeint. Wenn je eine Kampf­

stattgefunden.

Polen und Oesterreich.

M.

der österreichisch- ungarischen Monarchie einen verhängnisvollen Fehler begangen,

handlung, so ist diese nicht aus strategischen, sondern aus Im Bolenflub teilte der Dbmann mit, daß die polnischen politischen Momenten heraus geboren. Die Regierung Minister, Unterrichtsminister witlinsfiund Minister da er hier offenbar den Anregungen der gemeinsamen Feinde folgte, hat uns aber noch mit feinem Wort gesagt, was 3 wed und für Galizien Twardowski dem Ministerpäsidenten ihr beren Absicht es gewesen sei, a to iichen der Monarchie und 3iel des Ganzen ist. Einen Drud auf die Bolschewiki aus­Rücktrittsgesuch überreicht hätten. dem entstandenen Polen staate einen unüberbrückbaren zuüben, daß sie formell Frieden schließen?- Wir wissen Wien , 18. Februar. ( Meldung des Wiener St. R. Zelegr. Abgrund zu schaffen. nicht, ob dieses Mittel das geeignete ist, aber wir wissen, daß Korreip. Bureaus.) Die Plätter veröffentlichen nunmehr die Kund- Wir alle, beißt es in der Rundgebung weiter, erfehnen das die Besetzung weiterer Landstrecken ein Moment ist, das auch gebung der polnischen Mitglieder des Herrenhauses in der Frage Ende diefes fchredlichen Strieges, find aber davon überzeugt, daß den Reim ganz anderer Konsequenzen in sich trägt. des Cholmerlandes, in der es beigt: In voller Ueberein das Ergebnis von Brest in derselben Weise zu erzielen gebeien Der Vormarsch führt uns hinein nach Livland und Est­stimmung mit den Gefühlen aller Echichten der polnischen Bevölle wäre, ohne das an Polen verübte Unrecht und ohne den gegen land, ferner in das von Weißrussen bewohnte Gebiet. Nach zung legen wir gemeinsam mit dem Bolenilub der Abgeordneten uns begangenen Wortbruch. Tie ukrainischen Delegierten der bisherigen Politik unserer Regierung( oder für den ge­entschieden und feterlidit Protest ein gegen die in dem befanden sich ja der österreichisch- ungarischen Monardie gegenüber bundenen Herrn v. Kühlmann Regierungen") kann man Friedensvertrage von Brest - itowt vereinbarte nicht in der Lage als Sieger, um für ihre Zugeständnisse nicht ohne weiteres die Vermutung ablehnen, daß sie der Zu­Grenzbestimmung zwischen dem Königreiche Polen und der Bedingungen aufzuzwingen, die man fast als defunft dieser Bölferstämme nicht teilnahmslos gegenüberstehen mütigend bezeichnen fann. Die polnischen Herrenbansmitglieder wird, sobald sich ihr Gebiet unter deutscher Offupation be­Die Kundgebung weist auf die überwiegende Zahl der Polen in fündigen fonach eine dem Ernst der Situation entsprechende ent findet. Zu den noch unverdauten polnischen, ukrainischen, den abgetrennten Gebieten hin und fügt hinzu, ein Bolt das durch ichiedene Opposition gegen die Regierung an. Bu lettischen und litauischen Problemen fäme dann noch das eine lange Reibe von Jabren iemen fatholischen Glauben und bei- find überzeugt, daß die Krone durch die Regierung nicht in einer libische, estische, weißrussische hinzu. Und wenn wir gar bis mailichen Boden mit Wärtyrerblut verteidigte, folle nunmehr ent- der Wahrheit entsprechenden Weise bezüglich der hohen Bedeutung an die obere Wolga marschierten, wo die Mordrinen, die nationalisiert und orthodog werden oder dem religion lofen Radi- der Einzelbedingungen des Friedensvertrages informiert wurde. Ticheremissen und ähnliche interessante Völkerreste hausen- falienus preisgegeben werden. Dieses bellagenswerte Los werde die Folgen wären gar nicht auszudenken! thm von denjenigen bereitet, die feierlich die Befreiung von fremdem Joch beriprachen. Mit der Einwilligung zu biefer Grenzbestimmung bat Graf Czernin die vor

Utraine.

Bundesrat und ukrainischer Friede. Berlin , 19. Februar. Der Friedensvertrag mit

bez österreichisch - ungarischen Regierung wieberholt gege- freine fand heute die Zustimmung des Bundesrats.

der

Im Ernste: je weiter sich die deutschen Heere von der jebigen Frontlinie entfernen, desto größer wird die Gefahr, daß auch die Regierung fich von der Mehrbeits­front, die durch bie teistegsrefolution how