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Nr. 55. 35. Jahrg.

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Kelegramm Abreffe

Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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B

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Bezufbrecher: Am: Wortspias, t. 151 90-151 97.

Schweden und Finnland .

Vorübergehende schwedische Aland - Maßnahmen. Stodholm, 22. Februar.( Meldung des Svenska­Telegrambyran.) Amtlich. Unter schwedischer Vermittlung ist zwischen der Weißen Garde und den Russen auf. Alend fowie zwischen den Russen und der Bevölkerung von Aland über die Räumung der Inselgruppe ein Ab­tom men getroffen worden.

Stockholm , 23. Februar. ( Meldung von Svenska Tele­grammbyran.) Die Regierung überreichte heute dem Reichs­ tag zwei Vorschläge, die durch die Lage auf den Alandsinseln veranlaßt sind. Die eine betrifft das Recht, Wehrpflichtige außerhalb des Reiches zu gewiffen Zweden , der andere die Mittel zum Wachtdienst der schwedischen Mannschaft auf Aland . Der Ministerpräsident betonte, daß beide Vorschläge durch ein Uebereinkommen zwischen den Kämpfenden auf Aland ver­anlaßt sind und nur vorübergehende, bis zum 1. März 1919 dauernde Maßnahmen zum Schuk Infelbevölkerung beabsichtigen. Sie schlössen also gar teine politischen Absichten ein.

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Die Erste Rammer genehmigte ohne Erörterung die beiden Regierungsvorlagen. Die Zweite Kammer genehmigte nach Opposition der Linkssozialisten die erste Vorlage mit 131 gegen 15 Stimmen, die zweite ohne Abstimmung.

Stocholm, 22. februar. Bielbefprochen wird in der schwedischen Breffe die Eatsache, daß 5000 schwedische Finnen auf einer finnischen Schäreninsel von Roten Gardisten umzingelt sind und dem Hunger­tob zu unterliegen drohen. Die fonservativen Blätter fordern ener­gif beren Rettung, doch erklärte Marineminister Balmftiorna einem Mitarbeiter bon Aftonbladet", daß die schwedische Aftion zur See Toegen der Eisverhältnisse unmöglich sei, dagegen wolle die Regie mg in Selfingfors wegen des Schidials ber unglüd­Ligen eigen arben beionders vorstellig werden.

Stodholm, 23. Februar.( Eigener Drahtbericht bes ,, Berwärts".) Heute fahr der sozialdemokratische Partei­felretär Moeller nach Helsingfors zn Verhandlungen mit bem finnischen Parteivorstand über die Vermittlungs­frage. Eine gemeinsame Vermittlungsaktion der skandinavi­schen sozialistischen Parteien fam nicht zustande, da die Nor­ weger eine vorherige gemeinsame Beratung, die Dänen eine eigene Untersuchung für nötig hielten. Das schwedische jung­fozialistische Blatt" Politiken" beschwert sich, daß seinem Re­dakteur veglund die Finnlandreise unmöglich gemacht wurde.

Stockholm , 22. Februar. Nach einem Telegramm aus Säinäjoki find die meisten ruffischen Striegsschiffe in den Häfen von Helfingfors und Sveaborg in den letzten Tagen wieder eingefroren. Da die Noten Garden den Fall von Zammerfors und Wyborg befürchten, haben sie Helsingfors in Kriegsauft anb erflärt und die brei Landfronten der Stadt mit Stacheldraht und Schüßengräben umgeben.

Maßnahmen zur Verteidigung von Petersburg .

Stodholm, 22. februar.( Meldung der Betersburger Telegraphen­Agentur.) Nach einem Befehl des Striegskommiffariate vom 21. Fe­bruar über die Verteidigung der Revolution ist ein außer ordentlicher Generalstab für den Bezirk Peters. burg eingefegt, der auf Grund des Belagerungszustandes die augenblidliche Unterdrüdung der verbrecherischen Verfuche gegen rebolutionärer Elemente, Ausschreitungen anzuftiften, anordnet. Gleichzeitig wird die sofortige Beichlagnahme aller in Privatbesig befindlicher Explosivstoffe befohlen. Es werden Maßregein zur Be standsaufnahme und Verteilung der Lebensmittel getroffen und die gesamte Bevölkerung für Verteidigungsarbeiten mobilisiert und zur Verfügung der Militärbehörden gestellt. Außerdem werden alle Immobilien, die zur Verteidigung notwendig find, beschlagnahmt.

Polnisches Minister- Provisorium. Warschau , 22. Februar. Wie Kurier Warszawski" meldet, ordnete der Regentschaftsrat die Bildung einer pro­visorischen Regierung an. An der Spize der einzelnen staat­lichen Agenden werden Sektionschefs stehen, welche unter Vor­fiz eines der bisherigen Minister einen Rat bilden. Als Vor­sigender dieses Rats ist vom Regentschaftsrat Unterrichts­minister Bonitowski in Aussicht genommen, welcher Das Unterrichtsministerium weiterleitet. Noch während dieses Provisoriums, das möglichst kurz sein soll, wird der Negent­fdjaftsrat einen Kandidaten für die fünftige Ministerpräsi­bentschaft bestimmen und ihm, wenn die politische Lage günstig ift, bie Rabinettsbildung übertragen..

Sonntag, den 24. Februar 1918.

Walt in Livland besetzt erreicht.

Dubno

mtlid. Großes hauptquartier, 23. Februar 1918.( 28. 2. B.)

Deftlicher Kriegsschauplah.

In Estland sind unsere Truppen im Vordringen nach Osten. In Livland wurde Wall besett. In der Ukraine haben die füd­lich von Luck vorgehenden Kräfte Dubno erreicht.

Im übrigen nehmen die Operationen ihren Fortgang. Die Zahl der eingebrachten Gefangenen hat sich um 2 Generale, 12 Oberften, 433 Offiziere und 8770 Mann erhöht. Bon ben anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin , 23. Februar 1918. Am Hartmannsweiler Kopf und west­lich von Mülhausen tagsüber erhöhte Gefechts. tätigkeit.

Die Operationen im Often nehmen den erwarteten Verlauf.

THLA

Meerbuser

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Dessna

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Wesenberg N D

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Peipus Painkilt Hoddater See

Gdan

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Wender eending Nirau- Ligat

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Birahi

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Juxt 100 Pm

Menaburg

Bersigal Fjeshiza

WTB.5228

Der Vormarsch in Livland und Esthland

Der österreichische Bericht. Wien , ben 23. Februar 1918. milio wird ver­lautbart:

Keine besonderen Ereignisfe. Deutsche Truppen haben Dubno besett.

Der Chef des Generalstabes.

Berlin , 28. Februar.( W. Z. B.) Jm Dften feßen die deutschen Truppen in fchnellem Tempo ihren Vor­marich fort. Die wertvolle Beute vor allem an ungebeueren Geschüßmengen und rollendem Material sowie die auffallend große Zahl an gefangenen höheren und niederen Difizieren be weisen den tragischen Zusammenbruch des einstigen tapferen russischen Millionenheeres, deffen Wiedergeburt für absehbare Beit nicht möglich sein wird.

Im West en feßen Engländer und Franzosen ibre ge­maltsamen Grfundungen, oft unter Einfaẞ stärkster Kräfte, fort. Durch den Beschuß von Moorseele erlitten die Einwohner neue Verluste. Desgleichen wurden in Gegend St. Quentin durch feindliche Bombenabwürfe in der Nacht bom 21. zum 22. Februar eine Zivilperion getötet und 14 ber­

wundet.

Die Erörterungen der feindlichen Preise über dem­nächst an der Westfront angeblich bevorstehende Kämpfe find in ein neues Stadium getreten. Während, wie ichon mehr­fach, die amtliche Agence Havas den nabe bevorstehenden großen Deutschen Anfturm anfündigt, find laut der französischen Provinz­prefie in Gegensatz hierau Offensiven der Westmächte bald zu erwarten. Diefe berichiebenen Melbungen follen anscheinend tatsächliche Angriffsabfichten der Entente verfcheieru. In jebem Salle wird die Entente uns bereit finden.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferufprecher: Amt Moritplan, Rr. 151 90-151 97.

Bolschewismus.

Bon Friedrich Stampfer

Wir erfahren selten etwas über die Aufrufe und Funk sprüche der Bolschewiki, und die Verständigung über sie wird dadurch einigermaßen erschwert. Diesmal aber kommt uns die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zu Hilfe, indem sie, im Rahmen einer Polemit, folgenden Satz aus einem ruffi­schen Funkspruch vom 21. Februar wiedergibt:

Da sich die deutsche arbeitende klasse in biefer brohenden Stunde als unentschlossen und nicht star? genug erwiesen hat, um die verbrecherische Hand des eigenen Militarismus aufzuhalten, so blieb uns keine andere Wahl übrig, als die Bedingungen des deutschen Imperialismus an­zunehmen bis zu dem Zeitpunki, wo die europä ische Revolution sie abändern wird.

Der deutsche Imperialismus antwortet darauf in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", dieser Funkspruch liefere den Beweis dafür, daß es der bolschewistischen Regie­rung auch im gegenwärtigen Augenblick, wo sie sich zur An­nahme der in Brest - Lifomst gestellten Bedingungen bereit erklärt hat, noch genau so wenig um einen dauernden Frieden und um die Wiederherstellung freund nachbar­licher Beziehungen zwischen Rußland und uns zu tun ist, wie während der durch ihre Schuld gescheiterten Verhand­lungen." Die Kundgebung zeige, daß wir uns bei dem Friedensschluß mit Rußland bestimmte und sichere Bürgschaften für die Erfüllung aller Verpflichtungen geben lassen müssen, die Rußland vertragsmäßig eingehen wird."

Es ist nun einmal eine Tatsache, daß wir in Deutschland feine sozialistische, sondern eine bürgerliche Regierung haben, und man wird von einer bürgerlichen Regierung nicht er­warten können, daß sie aus dem russischen Funkspruch andere Konsequenzen zieht als die von der Norddeutschen" formu lierten. Die Stellung des deutschen Imperialismus wird da durch nicht geschwächt, sondern gestärkt.

Mit dem Kampf der Bolschewifi gegen den Imperialis. mus ist es überhaupt eine eigene Sache. Er begann damit, daß die russischen Fronten von innen her bollständig zer­mürbt wurden. Die deutsche Sozialdemokratie hat diese Methode des Kampfes gegen den Imperialismus nie für richtig gehalten, und, da sie sie selbst nicht anwenden wollte, hat sie ihre Anwendung auch den Sozialisten der fremden Länder niemals empfohlen. Der Imperialismus aller Län­der hat es dagegen stets mit dem alten Haussegen gehalten: Behüt' uns, heiliger Florian,

Schüß unser Haus, zünd andre an.

Er war für das Ausland stets boIschemistisch, für das Inland stets nationalistisch. Die deutsche Sozialdemokratie hat hingegen stets den Bolschewismus für das Inland wie für das Ausland bekämpft. Da sie der eige­nen Landesverteidigung nicht in den Rücken fallen wollte, fonnte sie ehrlicherweise anderen sozialistischen Parteien nicht den Gebrauch von Mitteln empfehlen, deren sie sich selber nicht bediente.

Als die Bolschetviki keine Saldaten und keine Kanonen mehr hatten, traten sie in die Friedensverhand­Iungen ein. Auch hier haben sie den deutschen Imperialis­mus nicht bekämpft, sondern geradezu gefördert. Ein Grauen fonnte einen paden, mit welcher Leichtherzigkeit sie russi­sches Gebiet preisgaben, wie sie ein Land nach dem anderen mit einer leichten Handbewegung wegschoben, wie sie mit un­veränderlichem Gleichmut die Redensart wiederholten: Bis zur Loslösung von Rußland ." Nie hätten deutsche Sozial­demokraten in ähnlicher Lage ähnlich gehandelt! Für die Notwendigkeit, große Wirtschaftsgebiete zusammenzuhalten, zeigten diese sich sehr modern dünfenden Sozialisten nicht das geringste Verständnis. Jene deutschen Sozialdemokraten, die in einer Balkanisierung des Ostens eine Gefahr für alle be­teiligten Völker, auch für das ihnen am nächsten stehende deutsche Volf erblickten, wurden durch das Verhalten der Bolschewiki geradezu in Verzweiflung gebracht, und damals fonnte man sagen: sa, wenn die Bolschewiki und die deut­ schen Annexionisten miteinander einig sind was sollen wir deutsche Sozialdemokraten dagegen machen?"

-

Die Bolschewits jagten die Konstituante, die die Ein­heit Rußlands repräsentierte, zum Teufel, wie nur je der Bar eine Duma zum Teufel gejagt hat. Und erst nachher, als die moralischen Bindemittel des Reichs von ihnen selbst völlig zerstört worden waren, besansien sie sich eines anderen und gingen gegen Finnland und die Ukraine , nicht, weil sie Rußland , sondern weil sie der Revolution abtrünnig geworden sein sollten, mit Waffengewalt vor.

Diese Länder beteuern nun aber, daß sie gar nicht der Revolution abtrünnig geworden seien, sondern daß sie nur für die bolichemistischen Revolutionsmetho­den kein Verständnis hätten, und damit wurde der Bürger­frieg, namentlich in der Ukraine , zum russischen Glaubens­frieg. Die Sache der Revolution wurde dadurch nicht ge­fördert, desto mehr aber die Sache des deutschen Imperialis mus, der gegen die Bolschewifi naturgemäß um so stärker wurde, je mehr sich diese fast alle Sympathien entfremdeten. So haben die Bolschewifi den deutschen Sozialdemokraten im Rampfe gegen den Imperialismus eine Waffe nach der