anieren aus der Hand gewunden. Wir sagten:„Rußland ist noch inimer eine Macht." Man antwortete uns:„Es steht ja kein Mann mehr an der Front." Wir sagten:„Ihr de- schwört einen neuen Revanchekrieg herauf." Man antwortete uns:„Die Rtifsen sind keine Franzosen, sie haben kein so ent- itrickcltcs Nationalgefühl." Wir sagten:„Für Rußland wäre dör Verlust der baltischen Provinzen unerträglich." Man antwortete uns:„Tie Russen verzichten ja selbst auf diese Provinzen." Wir sagten:„Wir wollen die Errungenschaften der russischen Revolution nicht zerstören lassen." Man � ant- wortete uns:„Seht euch diese Errungenschaften an, da schießt ja eine sozialistische Richtung auf die andere sozialistische Richtung." Die Bolschewik! merken aber noch immer nicht, daß sie den deutschen Imperialismus gefördert, jeden wirklichen Kampf gegen ihn erschwert haben. Sie starren immer auf das eine illusionäre und unbrauchbare Mittel: den revo- l u t i o n ä r e n M a s s e n st r e i k. Die deutsche Sozialdemokratie hat niemals im Massen- streik ein Mittel gesehen, die Revolution mit einem Schlage durchzuführen, noch weniger ein Mittel, einen begonnenen Krieg zu beenden. Immer wieder ist auf internationalen Sozialistenkongressen gesagt worden: Da der revolutionäre Massenstreik nicht in allen Ländern gleichzeitig und mit gleicher Stärke ausbrechen kann, bedroht er dasjenige Land am meisten, wo er zuerst und am stärksten wirkt.»Die Richtig- keit dieser Behauptung ist an Rußland bestätigt worden. Das deutsche Volk hat keine Lust, aus diesem Wege der nächste zu sein. Und wenn die Bolschewiki im letzten deutschen Streik ein bolschewistisches Unternehmen erblicken, so kommen sie damit wiederum den Auffassungen der deutschen Imperialisten und Reaktionäre entgegen und schwächen diesen gegenüber die Stellung der deutschen So- zialdemokratie, die von dem Streik eine ganz andere, richti- gere Auffassung hat. Diese sieht in ihm den elenientaren Ausbruch einer sehr begreiflichen Mißstimmung, nicht aber ein Unternehmen, das bewußt auf die Entwaffnung des Landes gerichtet war. Die Sozialdemokratie lehnt den Bolschewismus ab, aber auch bei den Unabbängigen sind die Meinungen über ihn sehr geteilt. Ich glaube nicht, daß die Leichtfertigkeit, mit der Ledebour jüngst im Reichstag den Massenstreik als Mittel zur Beendigung des Krieges glorifizierte, bei ihnen viel Zu- stimmung gefunden hoben wird. Nebenbei gesagt, es macht sich nicht sonderlich gut, wenn Dittmann vor dem Kriegs- gericht beteuert, er habe nie zum Streik aufgefordert, und wenn ein paar Tage später Ledebour im Reichstag durch un- verantwortliche Redereien andere Leute gefährdet, die nicht durch die Immunität geschützt sind. Man kann also abschließend sagen, daß die Masse der deutschen Arbeiterklasse dem Bolschewismus f e r n st e h t und daß es nur vereinzelte Personen gibt, die mit ihm kokettieren, obne es aber damit sonderlich ernst zu meinen. Sollte je- wand den Bolschewiki etwas anderes.erzählt haben, so war das eine Irreführung,«-der die Enttäuschung folgen mußte. Der größte Feind der Bolschewiki ist aber ihr Irrtum! » London , 22. Februar.(Reuier.).Daily Telegraph " meldet aus Petersburg , daß Lenin erklärt habe, Rußland sei nicht in der Lage, dem Einmarsch der Deutschen Widerstand zu leisten, so daß eine Fortsetzung des Krieges auf eine Niederloge Rußlands und die vollständige Vernichtung aller Errungenschaften der Revolution hinauslaufen würde. DaS einzige Mittel, sie zu retten, sei ein Friedensschluß, nach welchem der Wiederaufbau Rußlands in sozialistischem Sinn« be. endet werden könne. Die Regierung müsse den Krieg gegen die inneren Feinde fortsetzen, könne also die dazu nötigen Truppen nicht an die Front schicken. Ein anderer Grund für den Friedens- schluß sei, daß die Deutschen sich jetzt mit den Imperialisten von Westeuropa noch nicht geeinigt hätten; die? werde aber früher oder später geschehen, und daher müsse Friede geschlossen werden, ehe die Imperialisten der ganzen Welt sich gegen die Revolution vereinigt hätten.
die Lage in Eftlanü. Etockholiu, 23. Februar.(Eigener Drahtbericht deS „BorwSrts".) Der Stockholmer Vertreter des estländischen Landtags erhielt direkte, bis zum 12. Februar reichende Berichte. wonach die Massen Verhaftungen von Adeligen und Bourgeois bestätigt werden. Hingegen seien keine Morde vorgekommen. Bei den Wahlen zur estnischen K o n st i t u a n t e erhielten die Bolschewiki 30 Prozent der Wähler gegenüber 40 bei den allrussischen Konstituantewahlen.
Ukraine - polen - Rumänien . Wien , 22. Februar. Abgeordnetenhaus. Zu Beginn der Sitzung erklärte Ministerprästdent Ritter von Seidler: Borgestern er- schien in den Blättern eine amtliche Verlautbarung, die davon spricht, wo gegenwärtig da» Schwergewicht der öfter» reichisch» un garischen Streitkräfte liegt. Wie aus verschiedenen in der Debatte gefallenen Aeußerungen hervorgebt. scheint dieses Communiquü teilweise zu mißverständlichen Auf» fassungen geführt zu haben. Zur Susklärung möchte ich drei kurze Bemerkungen vorbringen. Wie ich schon am IS. Februar er» klärte, ieteiligt sich Oestemich-Ungarn nicht an der militärischen Aktion(Beifalls, die gegenwärtig von Deutsch - lrnid gegen Rußland geführt wird.(Beifall.) Der Einmarsch ö st erreicht sch-ungarischer Truppen in die Ukraine , mit der wir im Einverständnis stehen, erfolgt nicht. Was Rumänien anlangt, besteht der Waffenstillstand zwischen Ocsterreich-Ungarn und diesem Staate. Die Frieden»» Verhandlungen beginnen in den nächsten Tagen. DaS Hau» setzte sodann die erste Lesung deS Budgetprovisoriums fort. Abg. Dr. Eugen L e w i c k h wie» nach, daß den Polen weder in historischer noch in ethnographischer Be- z i e h u n g durch den Friedensvertrag mit der Ulraine ein U n- recht geschehen sei. Den Polen sei eS aber nicht um Cholm zu tun. Dieses bilde nur einen Borwand, um den schon lange beschlossenen Kampf gegen die Zentralmächle zu inszenieren. Wenn die Polen meinen, daß die Ukrainer die Mittelmächte im Stick lassen werden, um sich mit den Polen zu verbinden, befinden sie sich in einem großen Irrtum. Gegenüber den Aeußerungen von sla» Wischer Seite stellte Redner fest, daß die Ukrainer nicht Vasallen deS Deutschen Reiche», sondern seine Verbündeten sind. Die Ukrainer lehnen die ihnen von slawischer Seite gegebenen Ratschläge ab, da die Grundlagen der deutschen Politik mit den Bestrebmigen der Ulrainer übereinstinrmen. « Wie«, 22. Febeuar. DaS Abgeordnetenhaus beendete die erste Lesung de» Budgetprovisoriums. Der Pole D e m» i» S k i beklagte
die tzüStmlassung polnischer Vertreter zu den Brester Verhandlungen und kritisierte den ukrainischen Friedensvertrag, denen Ergebnis den berechtigten Hostnungen der Polen und den ihnen gemachlen Ver- sprechungen nickt entsprochen habe. G l o m b i n S k i suchte durch eine Reihe siatistiicker Daten zu beweisen, daß daS Choimer Gebiet polnisch sei. Durch die in der Erklärung des Minister- Präsidenten zugestckrrte Kommission werde keinerlei wesentliche Aenderung peS nkrainischeu Vertrages erfolgen. T r e t i dunkle den polnischen Mitgliedern des Herrenhauses für ihr einiges Bor» gehen mit der gesamten Nation. Budapest , 22. Februar. In der heutigen Sitzung de? Tbgeord- netenbauieS führte Ministervrästdent Dr. W e k e r le unter anderem folgendes ari§: Was die polnische Frage betriffl. so ist eS nickt not- wendig zu wiederholen, daß wir für die zukünftig« Kon» st i t u i e r u n g und Konsolidierung sowie für die B e- friedigung der Ansprüche des polnischen Volkes in seder Hinsicht von vollsten Sympathien erfüllt sind lAll-emeine Zustimmung.) Es ist dies nickt nur unser Standpunkt, dem wir Geltung versckafsen wollen, es entspricht dies der ganzen imaarischen öffentlichen Auffassung. Ueber die Fragen, welche nicht geklärt sind, welch« vielleicht als einseitige Wünsche auflaucken können, und welcke vielleicht demnächst zur VerHand- lung gelangen, könne er sich natürlich nickt äußern. ES ist die Fraae, siibr Wekerle fort, in tpelckem Maße wir im Jnterrffe der Sicherung der Grenzen de« Deutschen Reiche ? m i t Bezug auf Polen Ansprüche zu erheben wünschen, darüber könne er aber daS HauS beruhigen, daß auch bei Lölung dieser Frage die polnischen ethnischen Verhältnisse entscheidenden Einfluß ausüben würden. Was nun die Cholmer Frage belreffe, so sei bezüglich derselben mit den Ukrainern eine neue Vereinbarung zustandegekommen. Er wolle im vorhinein bemerken, waS auch der österreichische Minister- Präsident besonders betont habe, daß nämlich der u kr a i n i s ch e Friedensvertrag im Punkt 9 an die Bedingung geknüpft sei, daß er nur dann ins Leben trete, beziehungsweise, daß er nur dann in Geltung bleibe, wenn sämtliche Punkte erfüllt würden. Wenn nur ein einziger Punkt, schloß Wekerle. n i ch r erfüllt wird, tritt der ganze Vertrag außer Kraft- und eS bat eine neue Vereinbarung zu erfolgen. In der Cholmer Fraae ist nun eine neue Bereinbarnng zustande gekommen, welche die Gewähr enihält, daß die Wünsche der Bevölkerung und die ethnographischen Vcrhäliniste berücksichtigt werden, und daß diese Frage unter der Mitwirkung Polens gelöst wird. Ich hoffe, daß unter Auirechierhallung des ganzen Friedensvertrages auch Meie Frage zur gegenseitigen Beruhigung unter Beachtung der polnischen Jntereffen gelöst wird. .« Sofia , 22. Februar. (Meldung der Bulaarffchen Telegravben- Aqernur.).Mir" besprich» die offiziöse Wiener Rote über die FricdenSmSglichkeiten mit Rumänien , da« nock territoriale Ablichten hege, die eS mit den Waffen in der Hand zu ver- folgen entschlossen sei. Das Blatt sagt: Die rumänischen RegierunaSkreise würden sich niemals entschloffen haben, die Mittelmächte zu bekriegen, wenn sie sich nickt zu dem Glauben hätten Verlriten losien. daß einige Monate nach ihrem Eintritt in den Krieg die Entente unfehlbar den Sieg erringen würde. Jetzt, wo sie ibreS Irrtum« inne werden. sind sie bereit. zu,n Bunde mit ibren alten Ver« kündeten, die jetzt die unirigen sind, zurückzukehren und ihnen alle wirtschaftlichen Zugeständnisse zu machen, nur um unsere Interessen zu schädigen. Da» Blatt meint aber. Rumänien werde sich irren.„Unsere Verbündeten werden sich niemals entschließen, neue Berrätereien zu ermutigen, indem sie für die Interessen derer eintreten, die sie einmal so verraten haben.' « von amtlicher ukrainischer Seite wird dem Wolffschen Bureau mitgeteilt, daß die HavaSmeldung au« Petersburg vom 22. Februar, in der behauptet wird, Frankreich hob« die Unabhängigkeit der Ukraine nicht anerkannt und der Botschafter Noulen» habe lediglich den General TabouiS beauftragt, wegen des Sonder- friedenZ der Ukraine bei der Rada Protest«inzu- legen, tendenziös und frei erkunden ist. General Tabouis bat seine telegrapbiiche Beglaubigung durch die fran- zösische Regierung feierlich an die ukrainische Regierung über- reicht. Durch dies«« Schriitstück, daS sich in den Staatsakten der Ukraine und in beglaubiater Abschritt bei dem damaligen ersten Adjutanten und Chef der ausländischen Abteiluna de» Krieg«- ininisterinms Georg von Gosienko befindet, war die Ukraine als un- abhängig anerkannt. Die Erklärungen Englands in gleichem Sinne, die kürzlich von Hava» verbreitet wurden, sind ebenfalls au< der Luft gegriffen.
Eine hollänüische Stimme über Belgien . In Naumann».Hilfe' veröffentlicht der trübere holländisch« Ministerpräsident HeemSkerk einen' Artikel, der sich vom holländischen Standpunkt au» scharf gegen den Tirpitz-Plan wendet, Flandern in deutscher Hand zu behalten. Er schreibt: Ueber die Ursachen de? Kriege«, über die Schuld- kragen wird in Holland verschieden geurteiit. Es gibt auch welche. die glauben, die Sache sei so kompliziert, daß man vorsichtig sein muß in seinem Urteil. Ich will sogar annehmen, daß e« einige, wenn ouck nickt sebr viele, gibt, die der Meinung sind, daß Deutschland so von keinen Feinden bedrängt war. daß eS beim Anfang deS Kriege» glauben mußte, keinen anderen AuSweg zu baben. als im Durchzug durch Belgien . DiekeS aber steht fest, daß fast ausnahmslos(es gibt einige wenige Ausnahmen, die aber in dieser Angeleaenheit nicht den geringsten Einfluß aus die öffentliche Meinung und auf die politische Führung haben) wir Holländer überzeugt sind, daß die vollständige Wieberberstellung Belgiens eine Forderung des Reckte« ist. Die flämische Frage, so erklärt HeemSkerk müsse al» innere belgische Frage gelöst werden.
Solo-?nterpellation. Pari», 22. Februar. (Meldung der Sgence HavaS.) Kammer. Vor der Debatte über die Interpellation hinsichtlich der durch den Boloprozeß erfolgten Bloßstellungen erklärte Ministerpräsident Clemenceau . er sehe keine Notwendigkeit, dos Land durch eine Debatte zu beunruhigen, die einzig und allri« der Militärgerichtsbarkeit zustehe. NichtSdesto- weniger halte er sich zur Verfügung der Kammer. Darauf wandte sich Painlevö gegen Bestrebungen, die darauf abzielten, daS Land glauben zu machen, daß ein Kriegs- minister während acht Monaten die mit dem Verrat zu« sammenbängende Angelegenheit niederzuschlagen vermochte, anstatt ein Strafverkahren einzuleiten. Er legte dar. daß die nach Italien emlandlen Untersuchungsausschüsse mit leeren Händen zurück- gekommen seien, da man sie auf falsche Fährten gelenkt habe. Man habe darum nur auf die nach Amerika gesandten Ausschüsse zählen können. Painlevs erinnerte bann an die Tatsachen, die zur Verhaftung BoloS führten. Die Debatte wurde auf Freitag verschoben. Es ist anzunehmen, daß in der Debatte da« von Cle- menceau angeschlagene Thema, der Militärgerichtsbarkeit ein
Vorrecht von dem Recht des Parlaments auf freie Kritik aller die Regierung betreffenden Vorgänge zuzusprechen, eine Rolle spielen wird. Clemenceau hat freilich nur einen platonischen Versuch, dies Vorrecht zu stipulieren, gemacht. Er wagt denn doch nicht, das Parlament offen zu brüskieren, und dies ist bezeichnend für die Situation.
Frankreichs Getreiüeforgen. Bern , 22. Februar. Lyone? Blättern zufolge erstattete in der gestrigen Kammer sitzung der Reg erungskommissar für die Ge- kreide oersor gang. Compere-Morel, einen eingehenden Be- richt über die Lage. Der Getreidebedarf Frankreichs habe seit Ausbruch des Krieges ständig zugenommen, die Ernte dagegen ständig abgenommen. Der Fehlbetrag für 1917 betrage 69 Millionen Doppelzentner, was ungeheure Ankäufe im Ausland erforderlich machc. Infolge der Produktion«- und Transportkrffe in der ganzen Welt werde die Lage sehr ernst werden., Trotz aller Bemühungen und trotz gesteigerter Getreide- einfuhr bestehe augenblicklich immer noch ein Fehlbetrag von 3ö 772 000 Doppelzentnern. Infolge der zunehmenden Schwierig- ketten in der Schifssraumfrage während und nach dem Kriege werde Frankoeich sich auf 1,8 Millionen Tonnen fraulichen Schiffsraum beschränken müssen und eS werde ihm nicht gelingen, sich zu ernähren, wenn es die eigenen Bodenerl rügnifl« nicht ver» mehre. Außer den bisher bebauten Flächen müßten noch 2 254 000 Hektar zur Geroeideerzeugung urbar gemacht werden. Die zwangsweise Landbestellung, die in England und in der Schweiz gute Ergebnisse gezeitigt habe, werde nicht zu um- gehen sein. Ein Eingreifen des Staate? in Kriegszeiten sei not- wendig. Hoffentlich könnten die Zwangsmaßnahmen wieder einhole», was m drei Jähren versäumt worden sei.
Der Wechsel im englischen Generalstab. Im„Journal de Teneve" wird am letzten DienSlag ge- schrieben:„Die Beschlüsse der Konferenz von Versailles bedeuten, wenn wir recht unterrichtet sind, ein« wirkliche Veveinbcitlichung des Kommandos. Sie vermehren die Befugnisse beS Rates von Versailles and übertragen einem der VerbandSg e n e- r ä l e— man kann leicht erraten, wer dies ist— die Verfügung über alle französischen und englischen R e- serven. Das Kommando der Reserven bedeutet h-ure die Leitung der Operationen, so daß im wesentlichen die Einheit des Kommandos beim Verband zur Tatsache geworden ist. Nur der Name fehlt. Diese Beschlüsse bedingen naturgemäß eine gewisse Beschränkung der Befugnisse des�briti- scheu Kommandos, und gegen diese Beschränkung hat Robertson durch seinen Rücktritt protestie- ren wollen. So ist eine militärische uns politische Krise in England das Lösegeld für die Einheit des Kommandos beim Bcr- bandc, wie eZ von klarblickenden Leuten vorausgesehen und be- fürchtet wurde. Wir können die Bedeutung des Ereignisses an sich nicht er- messen. Aber man kann annehmen, daß der Wechsel im eng- lischen Generalstab hätte früher kommen müs- sen, um nutzbringend zu sein. Der VerteidigungZfeld- zug von 1918 ist bei der englischen Armee von einer Leitung vor- bereitet worden, die ganz von Offensivgcdanken in Anspruch ge- nommen war. Jetzt, da es sehr spät zur Ausführung aller dringen- den Arbeiten ist, kann der Wechsel der Leiter nicht mehr einen Wechsel deS Programm? und der Methode bedeuten. ES ist zu befürchten, daß eS seine sicherste Folge sein wiro, daß die Auto- rität der britischen militärischen Leitung und die Festigkeit de? Kabinetts am Beginn eines furchtbaren und entfchei- denden Felbzuges erschüttert wird.' Da?„Journal de Geneve' machte diese Ausführungen vor der Debatte im englischen Unterhause, in der sich Lloyd George noch als Herr oer Lage erwiesen hat, die aber zugleich in der Hal. iung ÄSquith' ein Zugeständnis der Schwäche Englands erbrachte. Das Genfer Blatt stellte zur Kennzeichnung der Situation in feinem Artikel fest:„Die deutsche Offensive kündigt sich für Eng. land in Krisen-Gerüchten an.'
Die Vorgänge in Griechenlanü. Lugano , 18. Februar. (Agence Hellenique.) E» liegen bisher begreiflicherweise keine detaillierten direkten Meldungen über die letzten blutigen Unruhen in Griechenland vor, die nach der ersten Unterdrückung der ersten Meuterei in Lamia stattgefunden haben. Die eingelaufenen Preßberichte und Privat- Nachrichten können jedoch folgendermaßen zusammengefaßt werden: Die Meutereien und die Unruhe» in Lamra und Theben dauern fort und nehmen einen solchen Umfang an, daß die Regierungskreis« von einem ernsten Komplott für König Konstantin sprechen wollen. Daß aber trotzalledem die M o b i l i- s i e r u n ff in diesen Distrikten normalerweise vor sich gebe, und daß dik Einberufenen mit Begeisterung sich melden, entspricht nicht den Tatsachen. Die Advokaten Gaveas und Staikos wurden als Anstifter verhaftet. In der Gegend von Theben versuchte der Präsident einer Reservistenliga, KokalatiS, die Bauern zum Aufstand zu verführen. DaS Kriegsgericht verurteilte die Führer der Bewegung in Theben zum Tode. Offiziere wurden erschossen. Di« Ankunft des Generalinspektors der griechischen Armee, Generals Bordeaux (Chef der französischen militärischen Mission), m Lamia trug nur dazu bei, die Erregung des BolkeS zu erhöhen. welches die Anwesenheit französischer Offiziere in Griechenland nicht dulden will. Die in Athen stattgehabten Unruhen seien durch eine» Wortstreit zwischen Venizelisten und vier königstreuen Offizieren in einer Bierbrauerei in der Nähe deS ConcoroiaplatzeS veranlaßt worden, der zu einem Zusammenstoß und dann zur Veranstaltung einer großen improvisierten Manifestation des sonst erregten Volkes führte, welches unter den Rufen:„Es leben unsere Offiziere, nieder mit den Tyrannen!" in der Richtung nach dem Conkordiaplatz sich bewegte. Die aufgebotenen Gendarmen weigerten sich, die Manifestation mit Gewalt aufzulösen, was die Behörden veranlaßt«, die in der HerodeSstraße einquartierten fran- zösischen Landungstruppen zu Hilfe zu rufen, welche mit großem Eifer die Volksmenge angriffen und auf sie schössen. Bei den Zusammenstößen wurden zirka 73 Zivilisten verwundet oder getötet. Daß 20 000 Alliiertentruppen in Piräus landeten, bestätigt sich bis zur Stunde nicht. Die Ruhe soll erst um 3 Uhr früh her- gestellt worden sein. Unter den zuletzt verhafteten Persönlichkeiten be- finden sich auch die Exministcr Damianos und Argyropulus und verschiedene Universiätsprofessoreu. Ein Teil der Verhasteten wurde in die Festung von Rauplia eingkerkert.
der Krieg auf Sen Meeren. Verliu, 22. Februar. Neue U-BootS-Erfolge auf dem nördlichen Kriegsschauplatz: 18 000 Br.-Rrg.-To»nen. Unter den versenkten Schiffen befand sich ein großer Dampfer von über 10 000 Br.-Reg.-To. vom Aussehen deS englischen Dampfer« Der Chef de» Admiralstabes der Marine.