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Nr. 72. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernibrecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 13. März 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 151 90-151 97.

Bomben auf Paris und Neapel .

Kurland .

Der Landesrat trägt dem Deutschen Kaiser den Herzogs­hut an.

Am 8. März hat der furländische Landesrat unter dem Vorsitz des deutschen Verwaltungschefs, Herrn v. Goßler, auf Antrag des deutsch - baltischen Barons v. Rahden - Maihof unter Assistenz der deutsch - baltischen Barone Manteuffel, Vietinghoff , Lieven, Grotthuß und des Fürsten v. Lieben einstimmig be­schlossen, dem Deutschen Kaiser den kurländischen Herzogshut anzutragen. Der Landesrat wünscht einen möglichst engen Anschluß an das Deutsche Reich und den Abschluß von Kon­ventionen betr. des Militär-, Zoll-, Verkehrs-, Maß-, Münz­und Gerichtswesens, trifft also hier in wundervoll harmo­nischer Weise mit den in Berlin gehegten Wünschen zu­sammen.

Zufällig waren auch zwei Vertreter Livlands und Est­ lands anwesend, die Herren v. Transehe und v. Brevern. Der Landesrat gab in seiner Entschließung auch dem Wunsche Ausdruck, daß das ganze Baltenland dem Deutschen Reiche angegliedert werden möge. Einige Herren erklärten, für den Antrag Rahden nur stimmen zu können unter dem Vorbe­halt, daß alle drei Provinzen in das Deutsche Reich aufgehen würden.

Da Estland und Livland jenseits der Linie tegen, hinter der Rußland laut dem Friedensvertrage von Brest - Litowst nichts mehr zu sagen hat, dürften diese weitgehenden Wünsche nur durch einen neuen Strieg gegen Rußland zu be fiebigen fein.

Feuerkampf und Vorfeldgefechte zwischen Lys und Scarpe Luftbomben auf

Paris .

Amtlich. Großes Hauptquartier, 12. März 1918.(.. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz.

Die feindliche Artillerie entwickelte am frühen Morgen an vielen Stellen der Front, namentlich zwischen der Lys und Scarpe, rege Tätigkeit. Auch in den Abendstunden lebte der Feuerkampf vielfach auf. Im Vorfelde der beiderseitigen Stellungen fam es zu fleineren Infanteriegefechten.

Das Feuer englischer Artillerie auf rückwärtige Ortschaften forderte zahlreiche Opfer unter der französischen Bevölkerung. Auch Cambrai erhielt mehrere Schuß schwersten Kalibers.

Zur Vergeltung für feindliche Fliegerangriffe am 9. und 10. März auf Stuttgart , Eflingen, Unter­ türkheim und Mainz haben unsere Flieger in letter Nacht Paris ausgiebig und erfolgreich mit Bomben belegt. Leutnant Freiherr von Richthofen errang seinen 27. Luftfieg. Von den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister, Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 12. März 1918, abends. Amtlich. Bon den Kriegsschaupläten nichts Neues.

Der österreichische Bericht.

Wien , 12. März 1918. Amtlich wird verlautbart; Keine Ereignisse.

Einſtiveilen ist aber zu überlegen, ob ein Eingehen auf den Antrag der baltischen Barone ( denen allerdings jetzt zur Verschönerung ein paar Letten zugesellt sind) irgendwie in Einklang gebracht werden fann mit der Er­klärung des Reichskanzlers vom 29. November, daß er das Der Chef des Generalstabes. Selbstbestimmungsrecht achten werde. Das Selbstbestimmungs­recht kann nur durch eine Voltsabstimmung oder durch eine Berlin , 12. März. Amtlich. Marineluftstreitkräfte baben demokratisch freigewählte Boltsvertretung ausgeübt werden. in der Nacht vom 10. sum 11. März Hafenanlagen und militärische Der furländische Landesrat ist aber noch viel weniger eine Einrichtungen von Neapel , sowie die Eisenwerke von Bagnoli Vertretung der Bevölkerung von Kurland als das preußische ausgiebig und wirkungsvoll mit Bomben belegt. Dreitlassenhaus eine Vertretung des preußischen Volkes.

Die Aktion in Ostasien .

Ultimatum der Wladiwostoker Konsuln.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Russenfriede und Reichstag.

Von Paul Kampffmeyer - München .

Genosse Friedrich Stampfer hat in der Parteipresse einen Artikel: Der große Friede von Brest Litomst" ber­öffentlicht, in dem er für die Zustimmung der sozialdemokra­tischen Reichstagsfraktion zu diesem Friedensschlusse eintritt. Darauf entgegnete ich ihm in der Münchener Post" ( Nr. 54), daß diese Zustimmung den vollständigen Bruch mit der Friedenszielpolitik, die wir seit Kriegsbeginn in allen Fraktionsbeschlüssen und Parteifundgebungen betätigt hätten, bedeuten würde. Unsere Unterstügung des Gewaltfriedens müßte die Grundlage des Verständigungsfriedens überhaupt erschüttern. Wenn wir noch am 28. Februar für den Ver­ständigungsfrieden gesprochen hätten, dann könnten wir nicht 14 Tage später gegen ihn handeln. Volle Einheit zwischen Reden und Handeln sei ein notwendiges Gebot folgerichtiger politischer Kriegsführung.

Genosse Stampfer erwidert mir, daß die Frage der Zu­stimmung zum Brest - Litowsker Friedensvertrag eine taktische Frage sei. Es handle sich hier in erster Linie um eine Vor­ausberechnung politischer Wirkungen". Wir könnten nicht wünschen, daß der Sowjetkongreß den Frieden ablehnt und dadurch den Krieg verlängert, und daß ferner die Entente in ihr Kriegszielprogramm eine Revision des Dftfriedens ein­stellt. Die deutsche Sozialdemokratie solle die Völfer Ruß­ lands und die des Westens nicht in der Auffassung bestärken, daß der Krieg zur Beseitigung des Vertrages von Brest­Litomst weiter fortgefett oder wieder aufgenommen werden, müßte.

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Genosse Stampfer sieht als politische Wirkung" unserer Friedensablehnung die Ermunterung der Ruffen und der Völker des Westens zu einer weiteren Fortsetzung des Krieges voraus. In diesem Punkte überschätzt er die politische Wirkung" unserer Ablehnung. Die führenden Köpfe des Sowjetskongresses würden höchstens zu einer Fortsetzung des Strieges raten können, wenn sich der Reichstag gefchloffen gegen den Brest - Litowsker Friedensvertrag auflehnen würde. Dieser aber stimmt ja in seiner übergroßen Mehrheit dem deutsch - russischen Friedensvertrage zu. Die Führer der Sowjets wissen genau, daß die deutsche Sozialdemokratie an diesem Vertrage weder rütteln noch rühren kann. Eine Ab­nahme vermag die Bedeutung dieser Rolle nicht zu schmälern. lehnung des Vertrages durch die Sozialdemokratie kann also Amerita hat an der Westfront genug zu tun, und jeder Versuch, Mannschaften, Munition und Tonnage von diesem nicht die Sowjets zu einer Wiederanfachung des Kriegsfeuers berleiten. Die wirklichen Machtverhältnisse im großen Ziele abzuwenden, muß verurteilt werden. Auch würde jede London , 12. März.( Reuter.) Daily Chronicle" erfährt Teilnahme Amerifas in dem gewaltigen Unternehmen Japans von Deutschen Reiche liegen heute klar vor den Augen aller nus Petersburg: Es ist die Nachricht eingetroffen, daß die Konsuln der japanischen öffentlichen Meinung ganz gewiß verübelt werden Sehenden. Wir haben wohl eine Heeresleitung, aber feine der Alliierten in Wladivostok ein Ultimatum an die Lokal- als ein Zeichen des Mißtrauens in Japans Fähigkeit und fein Des- Reichsleitung. In der äußeren Politit scheint die Heeres­behörden richteten, in dem sie die Wiederherstellung des vor der interessement." leitung jezt völlig die Reichsleitung" zu übergipfeln. Der Korrespondent rühmt sodann die Tüchtigkeit des Herrschaft der Bolschewiki bestehenden Regierungssystems forderten japanischen Generalstabes und erklärt, daß die betroffenen Ge- lehnen wollten, so tönnte sie höchstens der Gedanke dazu ber­Wenn die Stussen den Frieden von Brest- Litowsk ab­sowie den Schutz der Untertanen der alliierten Länder gegen die Einmischung der lokalen Berwürden. Wer sie begrüßen würde, darüber lassen die er- fesseln und dadurch die deutsche Offensivkraft im Westen bietsteile Sibiriens die neue Polizeiaufsicht Japans begrüßen leiten, durch einen Bandenkrieg deutsche Volkskräfte im Osten waltung verlangten. schwächen zu können. Aber selbst die phantastischsten Bolsche­Dieses Vorgehen der Bladivostoker Konsuln der Alliierten, wähnten neueren Meldungen teinen Zweifel. das den gestern gemeldeten Protest in Petersburg ergänzt, Amerita von der ostasiatischen Aktion einfach auszuschalten sucht, verkennen, daß sie aus hundert ablehnenden Reichstagsstimmen Pitant aber ist die Ansicht des Korrespondenten, die wiki dürften die militärische Lage im Osten nicht so weit beleuchtet die Lage. Es ist nicht nur mehr ein bloßes Vor- weil seine militärische Kraft in Europa gebunden sei. Daß sofort die Hoffnung auf eine erfolgreiche russische Volks­spiel des Angriffs, der zu erivarten ist, ist vielmehr als der die Dinge der Entente so einfach nicht liegen, hat inzwischen erhebung schöpfen könnten! Uebergang zum Angriff aufzufassen, der im Namen des die Zurückhaltung Ameritas und feine zwar noch artig ge­Schutzes von bedrohten Untertanen zur Eroberung schreitet. formte, aber doch deutlich warnende Vermahnung an Japan , Frage der Zustimmung zum Brest - Litowsker Frieden um eine Wir geben Stampfer völlig recht: es handelt sich in der Und es geht hier wie überall: die Eroberer finden Suffurs nicht zu weit zu gehen, erkennen lassen. Vielleicht hängt da taktische Frage, es dreht sich um eine Borausberechnung Und es geht hier wie überall: die Groberer finden Suffurs in dem Lande, das ihre Gewaltpolitik für sich erforen hat. mit auch die jetzt zunächst gerüchtweise auftretende Nachricht politischer Wirkungen". Aber er täuscht sich gerade bei der Der Washingtoner Storrespondent der New York World" zusammen, Lloyd George habe die Absicht, nach Vorausberechnung dieser Wirkungen. Die zuungunsten des berichtet, daß es iest wohl sicher sei, daß starke berichtet, daß es jest wohl sicher sei, daß starte washington zu reisen und mündlich mit Wilson zu be- Friedensvertrags ausfallende Reichstagsabstimmung kann japanische Streitkräfte nach Sibirien und der nördlichen Mandschurei gesandt nimmermehr eine allgemeine russische Volkserhebung auf­werden. lodern lassen. Vielleicht werde sich ihnen eine russische Division Wilson an Rußland . Was wir heute schon aus der Annahme des Brest­anschließen, die aus Soldaten zusammengestellt ist, die den Alliierten freundlich gesinnt sind und sich vor den Washington . 11. März.( Reuter.) Wilson schickte an den Bitowster Friedensvertrages vorausbestimmen können, ist, wie Stampfer selbst schon angedeutet hat, ein späterer Bolschewiki nach Japan und dem nördlichen Sibirien geflüchtet amerikanischen Konful in Mosta u folgende Depesche: Ich möchte die Gelegenheit des Zusammentritts des russischer Befreiungstrieg". Und dann vor allem haben. Fürst wow, jetzt in Befing, werde wahrscheinlich die Führung dieser Division übernehmen. Es sind Offiziere Kongresses der Sowjets ergreifen, um die aufrichtige ein riesenhaftes Wettrüften und eine neue Aera der Expansion bestimmt worden, um die chinesische Division zu fom- Sympathie des Volkes der Vereinigten Staaten in dem Augen- des Militarismus. Genosse Stampfer befürchtet also aus unserer Ablehnung mandieren, die sich den Japanern anschließen wird. blid auszusprechen, wo die deutsche Macht sich ein­

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raten.

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Nach englischen Meldungen operieren Kosaten- gedrängt hat, um den Kampf für die Freiheit zu des Friedensvertrages eine Anfeuerung der russischen Kriegs­truppen im mandschurischen Osten unter Führung eines unterbrechen und um feinen Erfolg zu bringen lust, und doch verlangt er selbst die schärfste ritit Generals Semenow an der sibirischen Bahn. Sie sowie die Wünsche Deutschlands an Stelle der Ziele des russischen. des Inhalts des Friedensvertrages bei un­sollen sie bis zu der Karinskaja- Verbindung mit der Amur- Bolles zu setzen. Unglüdlicherweise ist die Regierung serem zustimmenden Votum. Kann diese Kritik nicht etwa Eisenbahn aufgeklärt haben, mit bolichemistischen der Bereinigten Staaten jest nicht in der Lage, auch zu einer Fortsegung" des Strieges ermuntern? Und Truppen in Stampf geraten sein und sich wegen Mangel an unwittelbare wirtsame Hilfe zu leihen, aber sie können das nicht schließlich alle unfere Reichstagsreden gegen den Artillerie und Maschinengewehren zurückgezogen haben. würde es wünschen, diese Hilfe zu erweisen. Ich möchte dem russi- russischen Gewaltfrieden in Brest - Litowst getan haben? Die

# 7

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Der verspätet eingetroffene Daily Chronicle" vom schen Volke durch den Kongreß die Gewißheit geben, daß die Regie- Sozialdemokratie, die nach Stampfer im Reichstag aussprechen 1. März enthält einen bemerkenswerten Artikel eines diplo- rung der Vereinigten Staaten jede Gelegenheit benußen wird, un soll, daß sie mit dem Inhalt des Friedensvertrages nicht einver­matischen Sorrespondenten, der nachdrücklich für den Rußland noch einmal die vollkommene Souveränität und Unabhängig- standen ist und entschieden für eine Revidierung dieses Ver­Wunsch Japans , im ruffischen Ostasien militärisch vor- feit in seinen eigenen Angelegenheiten zu sichern und ihm wieder trages eintritt, erzielt unter Umständen durch ihre Stritit zugehen, eintritt. Der Korrespondent schreibt: zu seiner großen Rolle im Leben Europas und der des Vertrages gar keine andere Wirkung auf die Russen

die

Daher soll Durch unseren Vertrag mit Japan ist letteres der modernen Welt im vollen Umfange zu verhelfen als durch die Ablehnung des Vertrags. autorisierte Güter des Rechts und der Ordnung Das Bolt der Vereinigten Staaten nimmt mit ganzem Herzen an sie offen sofort gegen den deutsch - russischen Vertrag stimmen. im fernen Dsten. Das ist sehr wichtig und gibt Japan das dem Versuche des russischen Volkes teil, sich von jeder autokratischen Ihr Votum für einen Gewaltfrieden tönnte überdies Recht zu handeln. Auch das Gerede von einer amerikanischen Teil- Regierung zu befreien und Herr seines eigenen Lebens zu werden. legten Reste der international- sozialistischen Friedensbewegung,