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138. Sibung, Dienstag, den 12. März 1918, nachmittags 2 Uhr. Das Haus ehrt das Andenken an den verstorbenen Abg. Stolle ( Unabh. Soz.) durch Erheben von den Sißen. Anfragen.
Abg. Dr. Quard( Soz.) beschwert sich über die Aeußerung des Reichskommissars für die Kohlenversorgung auf der Stuttgarter Kohlenkonferenz gegenüber der Anregung, eine Rationierung der Kohlenlieferung eintreten zu lassen, er stehe und falle mit dem freien Handel", und führt weiter Klage über die mangelhafte Kohlenversorgung der süddeutschen Städte, speziell Frankfurt a. M. Direktor im Reichswirtschaftsamt Müller: Der Reichsfommissar für Kohlenversorgung hat sich keineswegs gegen die Rationierung der Kohlen, sondern nur gegen die öffentliche Bewirt schaftung gewendet. Für einen schrankenlosen freien Kohlenhandel hat der Reichskommissar sich nicht ausgesprochen. Abg. Geyer( Unabh. Soz.) beschwert sich über eine Verschärfung der Vorzensur, da zur Ausfuhr bestimmte Zeitschriften schon 24 Stunden vor der Ausgabe im Original oder Umdruck eingereicht werden müssen.
Major van der Berg: Es handelt sich hier um eine neue RegeTung, die im Interesse der Zeitschriften selbst liegt. Abg. Scheef( Vp.) fragt, ob der Wunsch der kleinen Randleute, daß ihnen für das fehlende Brotgetreide eine entsprechende Menge selbsterzeugter Gerste belassen werden möge, erfüllt werden könne. Unterstaatssekretär v. Braun: Es ist nicht möglich, diesen Wunsch zu erfüllen. Abg. Uhlig( Soz.) Tenft die Aufmerksamkeit auf ein vertrauliches Schreiben des Reichsverbandes für Herren- und Knabenbekleidung, nachdem die Reichsbekleidungsstelle dem großen Mangel an Oberkleidung für die minderbemittelte Bevölkerung dadurch abhelfen will, daß an Stelle der Beschlagnahme den Detailgeschäften die Verpflichtung zur Lieferung von 25 000 Anzügen auferlegt ist, wobei ihnen gestattet sei, auf den Fakturen- oder Gstandswert dieser Notstandskleidung
Zuschläge bis zu 50 Prozent zu erheben. Es bedeutet dies eine ungeheuerliche Verteuerung der Notstandskleidung für die minderbemittelte Bevölkerung. Direktor im Reichswirtschaftsamt Müller: Das Rundschreiben des genannten Verbandes entspricht nicht den Tatsachen. Den Fakturenzuschlag in Höhe von 50 Prog. hat der Verband beansprucht, er ist ihm aber nicht bewilligt worden. In dieser Höhe gilt er nur für Anzüge aus Stoffen, die noch aus Friedenszeiten stammen. Im übrigen sind die Preisforderungen des Verbandes sehr wesentlich her abgesezt worden.
Abg. Taubadel( Soz.) wünscht Abhilfe gegen eine Anordnung des stellvertretenden Generalkommandos des 5. Armeekorps, wo nach Bestimmungen des Gefeßes über den Waterländischen Silfsdienst auch für jugendliche männliche Personen im Alter von 14 bis 17 Jahren Anwendung finden sollen.
Major v. Braun: Rechtliche Bedenken gegen die Verordnung, die auf Grund des Gesetzes über den Belagerungszustand erlassen ist, bestehen nicht. Eine Ausdehnung des Hilfsdienstgesetzes über die untere Altersgrenze hinaus und eine zwangsweise Heranziehung jugendlicher Arbeiter ist nicht beabsichtigt. Abg. Kleye( nail.) beschwert sich über zu niedrige Bezahlung der Landwirte bei der Aushebung von Pferden für militärische Generalmajor v. Wrisberg sagt ein nachträgliches Prüfen be
Zwede.
anstandeter Fälle zu.
Abg. v. Gräfe( f.) rügt das Verhalten der dänischen Rettungsgesellschaften gegenüber dem deutschen Prisenschiff Igo Mendi und fragt, welche Schritte gegen das den Grundsäßen des Völferrechts und einer loyalen Neutralität widersprechende Verfahren der dänischen Regierung unternommen worden sind.
Ein Vertreter des Auswärtigen Amts: Die deutsche Negierung ist sofort in Kopenhagen vorstellig geworden. Die Reichsregierung zweifelt nicht, daß die dänische Regierung die Freilassung der internierten Mannschaft und ihre sofortige Abreise nach Deutschland
onordnen wird.
Die Neueinteilung der Wahlkreise.
D
Auf der Tagesordnung steht das Gesetz über die neue 3u fammensetzung des Reichstags und die Verhältniswahl in großen Reichstagswahlkreisen. Danach soll die Zahl der Reichstagsabgeordneten von 397 auf 441 erhöht, die Zahl der Wahlkreise auf 387 vermindert werden. Die Stadtgebiete von Berlin , Breslau , Frankfurt a. M., München , Dresden , Hamburg bilden je einen Wahlkreis. Ferner werden noch 3 große Wahlkreise durch Zusammenlegung gebildet. Diese Riesenwahlkreise erhalten mehrere Abgeordnete. So werden in Berlin 10 Reichstagsabgeordnete gewählt, im Kreise Teltow 7, in Hamburg 5, in Bochum und Leipzig je 4, in Köln , Breslau , Duisburg , Dortmund , Essen, Niederbarnim, München und Dresden je 3 und in den übrigen großen Wahlkreisen je 2. In diesen Wahlkreisen wird die Verhältniswahl eingeführt.
Staatssekretär des Innern Dr. Wallraf:
hat im Kriege eine Wahlreform großen Stils, die auch 6 Millionen
Jedoch
Generalmajor F. Wrisberg: Das Oberkommando in den Ser weiblichen Bevölkerung das Wahlrecht brachte, durchgeführt. Marken hat den in Frage kommenden Befehl an die außerordent( Hört, hört!) Durch die Vorlage aber bleibt der pluralrechtliche lichen Kriegsgerichte nicht erlassen. Vielmehr hat das PolizeiCharakter der Reichstagswahlkreiseinteilung auch in Zukunft in präsidium in Berlin das Ersuchen nach Vorführung der großem Umfange erhalten. Berlin , das an Einwohnerzahl so groß Freigesprochenen an die Kriegsgerichte gestellt; diesem Ersuchen ist, wie die Provinz Ostpreußen , wird nach dem neuen Gesetz ist in verschiedenen Fällen nachgekommen worden. nur 10 Abgeordnete in den Reichstag entfenden können, die Pro- sind die betreffenden Personen stets sofort durch das Kgl. Polizeivinz Ostpreußen dagegen 17.( Hört, hört!) 277 Wahlkreise bleiben präsidium entlassen worden. unter dem Durchschnitt von 163 500, 62 davon haben sogar( Bei der Unruhe im Hause blieb die Anfrage und ihre Beantweniger als 100 000 Einwohner. Ein Wahlkreis wie Teltow mit wortung auf der Tribüne unverständlich.) einer Einwohnerschaft von 1315 000 erhält in Zukunft 7 Mandate; aber ebenso 7 Mandate bekommt auch der Regierungsbezirk Stettin mit nur 869 000 Einwohnern. Das Proportionalmahlrecht will die Vorlage nicht etwa als gutes und gerechtes Prinzip, sondern lediglich als politisches Aushilfsmittel. Die ganze Art, wie Sie die Verhältniswahl nur für einen Teil der Großstädte einführen, hat offenbar eine Spike gegen die Arbeiterschaft.( Sehr wahr! b. d. Soz.) Das wird ganz offenherzig in der Begründung zugegeben. So ist die Vorlage stark mit parteipolitischen Absichten belastet.
Ein weiterer Uebelstand der Vorlage ist die Schädigung der Arbeiterschaft in der Wahlkreisen, von welchen industrielle Teile abgeschnitten und mit benachbarten Städten verbunden sind. Der Verfassungsausschuß wird also ernstlich prüfen müssen, ob die Neuregelung nicht mindestens auf alle Wahlkreise, die schon 1910 200 000 Einwohner hatten, ausgedehnt werden soll, wenn dadurch auch die Zahl der Reichstagsfize um 100 steigen sollte. In bezug auf die Wahlordnung ist zu verlangen, daß sie nicht ohne die Zustimmung des Reichstages erlassen werden darf. Das System der gebundenen Listen ist jedenfalls besser als das in der Vorlage vorgesehene, wonach jeder Wähler beliebig die Liste ändern kann. Alles in allem bedeutet die Vorlage
eine Milderung des bisherigen Unrechts
des Reichstagswahlrechts gegen die großen Städte und sie führt das neue Prinzip der Verhältniswahl ein. Freilich bleibt viel altes Unrecht bestehen und neue Mängel und Benachteiligungen sind zu befürchten. Ihre endgültige Stellung nahme behalten meine Freunde sich vor. Aber selbst wenn das Gesetz in verbesserter Form zustande kommt, so können wir es nur als ein Provisorium betrachten, als einen Anfang, als einen Schritt auf dem Wege, auf dem in Zukunft weiter marschiert werden muß.( Bravo ! bei den Sozialdemokraten.)
Wirtschaftsfragen
vor dem Abgeordnetenhause.
Eine Rede Hues.
Die wieder sehr ausgedehnte Dienstagsibung des Abordnetenhauses brachte in der Debatte über den Handelsund Gewerbeetat zwei interessante Momente. Das erste war die Jungfernrede des erst ganz kürzlich in das Dreiklassenparlament eingetretenen Herrn Dr. Röttger, des früheren Landrats und späteren Generaldirektors der Kruppschen Werke. Dieser in den letzten Jahren so viel genannte Wortführer der Alldeutschen und Annexionisten machte dem Rufe, der ihm vorausging, alle Ehre: er trat ganz im Stile der Deutschen Zeitung" lebhaft für einen starken deutschen Frieden" ein und polemisierte sehr temperamentvoll gegen die Politik vom 19. Juli 1917.
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Auch nach innen will Herr Röttger, der auf den Bänken der Konservativen Platz genommen hat, einen„ starfen" Frieden. Er will die Arbeiter und Angestellten, wie er sagt, durchaus nicht vergessen", zunächst aber will er erst einmal die Aufhebung des§ 153 der Reichsgewerbeordnung hintertreiben und einen wirksamen Schutz der Arbeitswilligen" schaffen. Im Namen der Freiheit und des Selbstbestimmungsrechts"! Mit Wehmut erinnerte Herr Dr. Röttger an die immer noch uneingelösten" Staiserworte vom Bielefelder Sparenberge und von Deynhausen. Für das die Wahlreform verheißende Königswort hat Herr Dr. Entwurf wesentlich sympathischer gegenüber als der Vor- überaus wirksame Antwort, die unser Genosse Hue dem Abg. Müller- Meiningen ( Vp.): Meine Freunde stehen dem Röttger erheblich weniger Interesse... Das zweite interessante Moment der Sitzung war die redner, er ist der erste Erfolg der Arbeiten des Verfassungsausschusses. Auf Schachern und Feilschen im einzelnen darf man sich konservativ- schwerindustriellen Scharfmacher erteilte, den er nicht einlassen. Daß durch die Verhältniswahl die Minderheit in dieses interessanten Herrn Essener Zeit in nächster Nähe nur in einigen Wahlkreisen vertreten sein soll, erscheint kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hat. Wir geben die Rede auch uns als ein Mangel. Aber nach der ganzen Entwicklung, die weiter unten so ausführlich wieder, wie es die beschränkten die Angelegenheit genommen hat, muß das jetzt mit in den Kauf Raumverhältnisse zurzeit erlauben. Sie war auch, abgesehen gezeichnete Leistung: gab sie doch ein umfassendes und ervon dieser Abrechnung mit Herrn Dr. Röttger, eine ausschütterndes Bild von den sozialpolitischen Zuständen, wie sie sich im vierten Kriegsjahr allmählich in Deutschland entwickelt haben....
genommen werden.
Grfüllung des Wunsches des Reichstages. Ich hoffe, daß Abg. Dr. Jund( natl.): Wir sehen in der Vorlage eine Iohale die Freunde des Abg. Gradnauer sich in der Kommission der Vorlage freundlich gegenüberstellen werden. Von einer Arbeiterfeindlichkeit der Vorlage kann man wirklich nicht sprechen. Sie wird zweifellos eine bedeutende Vermehrung der sozialdemokra tischen Abgeordneten zur Folge haben. Grfreulich ist, daß man die gebundenen Listen nicht eingeführt hat.( Bravo ! bei den
Nationalliberalen.)
Abg. v. Veit( f.): Die Vermehrung um 44 Mandate geht sehr eit; wir hatten höchstens mit 20 neuen Mandaten gerechnet. In der Vorlage wird gesagt, daß von einer Ausdehnung der Verhältniswahl auf das ganze Reich keine Rede sein könne. Der Vizefanzler v. Bayer hat aber neulich gesagt, die Vorlage sei die Probe auf die Durchführbarkeit der Verhältniswahl im großen.( Hört! hört! rechts.) Wir stimmen der Ueberweisung der Vorlage an den Verfassungsausschuß zu.
Abg. Dr. Erdmann( Unabh. Soz.): Wir können diesem Vierteloder Achtelreförmchen kein besonderes Vertrauen entgegenbringen. ( Bravo ! bei den Unabh. Soz.) Mit dem Zweck der Vorlage haben wir nichts zu tun. Die Wahlreform wird betrieben, um die Arbeiter in den Schüßengräben und den Munitionsfabriken bei der Stange zu halten im Interesse der Kriegsziele der Eroberungspolitiker.( Sehr wahr! bei den Unabh. Soz.) Die bürgerlichen Parteien werden von dem Gesetz nicht Schaden haben; ist doch bei der Zusammenlegung der Wahlkreise eine Wahlkreisgeometrie zu gunsten bestimmter bürgerlicher Parteien, des Zentrums und der Konservativen, zuungunsten der Sozialdemokratie betrieben. Von der Einführung des allgemeinen Verhältniswahlrechts werden die Parteien durch die Furcht vor der Sozialdemokratie abgehalten. Deshalb ist dieser Entwurf kein Anfang einer beginnenden Reform, sondern dieses Reförmchen soll einer wirklichen Reform den Weg verlegen. Deshalb lehnen wir diese Vorlage ab, dadurch werden wir das Vertrauen immer weiterer Boltskreise gewinnen.( Bravo ! bei den Unabh. Soz.)
Abg. Graf v. Posadowsky ( Dt. Fr.): Wie sehr man ein WahlDie durchschnittliche Bevölkerungszahl der Wahlkreise, die nach recht überschäßen kann, dafür ist ein Beispiel die Aeußerung eines dem Gesetz 100 000 betragen sollte, beträgt nach der letzten Volks- Redners in Frankreich , der die Listenwahl empfahl mit den Worten: zählung 163 500. Die Vorlage bringt eine Zeilreform. Bei Nach Einführung dieses Wahlrechts wird Frankreich so glücklich sein, Bugrundelegung der Durchschnittszahl von 100 000 würde der daß selber die Frauen ohne Schmerzen gebären werden.( HeiterReichstag aus 700 Abgeordneten bestehen. Im allgemeinen ent- teit.) Die Entwicklung der Bevölkerung wird über furz oder lang spricht die Vorlage dem früheren Beschlusse des Reichs- zu einer Umänderung der gefeßlichen Grundlage der Wahlkreistags nur mit der kleinen Aenderung, daß der Begriff der wirt- einteilung zivingen. Dabei muß aber neben der Bevölkerungszahl schaftlich zusammengehörigen Gebiete nicht in die auch die Fläche mit in Betracht gezogen werden; sonst wird der Vorlage übernommen ist, vor allem mit Rücksicht darauf, daß dieser Neichstag immer mehr zu einer Vertretung großstädtischer InterBegriff sehr verschieden ausgelegt wird. Der Minister essen. erörtert des weiteren die Vorteile und Nachteile des Proportio- Die Debatte fchließt. Der Entwurf wird dem Verfassungsnalwahlsystems; seine Ausfühungen bleiben im Zusammen- ausschuß überwiesen. hang auf der Tribüne unverständlich. Welche politischen Folgen die Vorlage für die einzelnen Parteien mit sich bringen wird, läßt sich nicht übersehen. Das beweist schon, daß die Regierung bei ihrer Vorlage sich von rein sachlichen Beweggründen hat Staatssekretär des Reichspostamis Rüdlin: Die Vorlage will leiten lassen. Ich hoffe, daß auch die Kritik nur von sachlichen die Teilnahme am Postscheckverkehr weiter verbilligen, um den Motiven ausgehen wird. bargeldlosen Zahlungsverkehr möglichst zu fördern. So soll der Abg. Kudhoff( 3.): Die Vorlage bedeutet ein Stück Ne- Briefverkehr der Postscheckkunden mit dem Postscheckamt vom Porto orientierung. Sie ist bedingt durch die gewaltige Vermeh- werden. Die Einzahlungsgebühr für Zahlfarten soll in Zukunft befreit und die Gebühr von 3 Pf. für Ueberweisungen aufgehoben rung der Bevölkerung in den großindustriellen Wahlkreisen. Wir haben jetzt Wahlkreise mit 1300 000 Einwohnern. Wir be- der Einzahler tragen. Ich hoffe, daß auch diese Vorlage dazu beigrüßen die Vorlage grundsätzlich. Eine allgemeine Reform tragen wird, das wirtschaftliche Durchhalten im Kriege zu erleichtern.( Bravo !)
auch die letzte Volkszählung von 1910 jetzt keineswegs mehr maß
gebend ist. Wir wollen die Vorlage schnell verabschieden, um Preußen ein Beispiel zu geben. Wir beantragen die Ueberweisung der Vorlage an den Verfassungsaus sch ui.
Abg. Dr. Gradnauer( Soz.):
Es folgt die Vorlage zur
Aenderung des Postscheckgesetzes.
zahler in Zukunft die Einzahlungsgebühr tragen solle. Die Ansicht Abg. Taubadel( Soz.) fritisiert die Neuerung, daß der Einder kaufmännischen Storporationen über die Wirkung einer solchen Maßnahme ist durchaus geteil. Ich glaube, daß sie ein Hemmnis der Ausbreitung des Postscheckverfehrs sein wird. Wünschenswert wäre eine vermehrte Reklame für den Postscheckverkehr und die Schaffung weiterer Erleichterungen.( Bravo ! b. d. Soz.)
Schluß 47 Uhr.
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Neben diesen beiden Reden trat alles andere an Interesse weit zurück, so wichtig die Erörterungen über Rohstoffversorgung, Uebergangswirtschaft, Arbeitsbeschaffung nach dem Kriege usw. vielfach auch waren. Es beteiligten sich an ihnen noch der Zentrumsmann Dr. Bell, der Freikonserbative von Woyna und der Nationalliberale Dr. Wendland t.
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Genosse Hue sagte in seiner Rede u. a.:
Das ganze Schimpfen auf den Kriegssozialismus" ist eine Srreführung der öffentlichen Meinung. In Wahrheit sind Die Kriegsgesellschaften usw. privattapitalistische Bera tretungen mit einer gewissen staatlichen Aufsicht!( Sehr wahr! b. d. Soz.) Mit Sozialismus hat diese ganze Preistreiberei und Volksaus wucherung nicht das Mindeste zu tun, es ist reinster Kapitalismus . Was ist
der Fall Daimler anderes als eine Folge der von uns oft gekennzeichneten Profitsucht, die über Leichen geht? Arbeiter und Arbeiterinnen ſizen wegen unbesonnener Werte hinter Schloß und Niegel, aber die Heeresverwaltung ist nicht imstande, diese Generaldireftionen zur Befolgung der gemeinschaftlichen Gebote zu zivingen und die vorgekommenen betrügerischen und landesverräterischen Manöver werden gar noch von einem Teil der deutschen Presse, so der Deutschen Zeitung" verteidigt!( Lebhaftes Hört! hört! links.) Mit Daimler find die Deutschen Waffen- und Munitionswerke, die Firmen Löwe, Köln- Rottweil u. v. a. eng verbunden, die Kenntnis von den Daimler- Vorgängen gehabt haben. Wenn man die immer weiter steigenden ungeheuren Gewinne der Sprengstoffwerke sieht, begreift man den nationalliberaben Ausruf:" Wo sind unsere Millionen geblieben?" Und der Fall des Wohltäters v. Behr- Pinnow: das alles ist der Gegenwartsstaat, nicht der sozialistische. General Gröner, der eine Denkschrift über den Lieferungsschwindel ausgearbeitet hatte, wurde gegangen!( Hört! hört!) In der Liste der Maßgebenden des Daimler- Konzerns findet man bekannte Wahlrechtsfeinde.
Wenn wir rasch wieder in die Weltwirtschaft hineinwachsen wollen, fann es nur durch den Verständigungsfrieden geschehen. Ich sehe kein baldiges Ende des Krieges, wenn nicht der Gewaltfriede von Brest - itowsk durch cine schiedlich- friedliche Vereinbarung mit Stu B- land ersetzt wird.( Sehr wahr! b. d. Soz.) Das arbeiterfeindliche terroristisch- unternehmerliche Ausnahmerecht des§ 153 will Herr Roetger natürlich nicht aufheben lassen. Wer übt den Terror? Wie arbeitet der Stahlwerksverband gegen die ihm nicht beitretenden Werke? Regierungsrat Kestner hat in seinem Buch über„ Organisationszwang" genug Material Herr Roetger für das freie Selbstbestimmungsrecht der Arbeiter über den Unternehmerterror beigebracht. Ich bedaure nur, daß nicht schon schwärmte, als er noch Kruppdirektor war und jeder Arbeiter, der nur verdächtigt wurde, organisiert zu sein, auf die Straße flog, unter Zurüdbehaltung selbst hört! b. d. Soz.) seiner jahrelang gezahlten Beiträge für die Wohlfahrtskasse.( Hört! geschilderte Gegen die von mir schon vor eineinhalb Jahren im Ausschuß
furchtbare Neberarbeit von Frauen, selbst von schwangeren, in der Schwerindustrie, was man damals Die Vorlage ist zweifellos von großer Tragweite. Ich fann Nach weiterer kurzer Debatte geht die Vorlage an den Haupt- 1917 ein Einschreiten angeordnet. Aber da werden wieder alle als Uebertreibung bezeichnete hat der Reichskanzler im November ste aber nicht so günstig beurteilen wie mein Vorredner. Statt ausschuß. Ein Gesek über Kriegsabgaben der Reichsbank wird möglichen Ausnahmen zugelassen und im Nachsatz wird das aufeiner wirklich groß angelegten Reform bekommen wir eine Teil- ohne Debatte an dieselbe Kommission verwiesen. reform, die bepadt ist mit einer Fülle sehr fragwürdiger Bestimm Nächste Sizung: Mittwoch, 2 Uhr: Mittelstandsinterpellation schließlich verzweifelt auf die Straße gehen und manche gar ins gehoben, was im Vordersaz angeordnet wird. Wenn diese Leute mungen. Wir haben die ungerechtigkeit der Wahlkreiseinteilung des Zentrums. oft genug aufgedeckt und haben auch die Verhältniswahl seit lanZuchthaus kommen, so sind es wahrlich nicht Hezer und Schürer, gem gefordert. Insofern bedeutet die Vorlage einen Erfolg undie sie hineingetrieben haben, sondern die Nachlässigkeit des Gesetzferer bieljährigen Bemühungen. Leider weist sie aber einen geberg. Statt in Rußland auf" Ordnung" zu ſehen, sollte man fie überaus zwiespältigen Charakter auf. Einen guten crft bei uns machen! Uebrigens machen sich die Diebe und Räuber Ergänzung zum Reichstagsbericht vom 9. Februar. und gerechten Grundgedanken bringt sie in einer solchen Form auch nur die Konjunktur zunuze, sie sagen sich: Wenn olles raubt zum Ausdruck, daß wir das Ganze nur als sehr unzureichend und in den Marken hat die außerordentlichen Kriegsgerichte angewiesen, Abg. Dr. Herzfeld( Unabh. Soz.): Der Oberfommandierende und stichlt! unbefriedigend bezeichnen müssen.( Sehr wahr! b. d. Suz.) Eine alle durch diese Gerichte etwa Freigesprochenen dem Ber- Ihr deutscher Gewaltfriede erreicht ist, wie viele Hunderttausende Wie lange, Herr Roetger, foll denn der Krieg noch dauern, bis allgemeine Reform wäre durchaus möglich. Gerade jezt nach dem großen Erlebnis dieses Weltkrieges wäre es eine liner Polizeipräsidium wieder vorzuführen, damit die Schuhhaft sollen dafür noch fallen, wie viele Milliarden Kriegskosten noch erPflicht der Reicheleitung und des Reichstags, die über sie verhängt wird. Die Freigesprochenen sind auch im wachsen? Freilich, in Ihren Kreisen, Herr Roetger, mögen noch grünen Wagen" nach dem Polizeipräsidium gebracht und recht viele K. V. sein. Sie sprechen von Ausfuhr? Sollen uns dies fast ausnahmslos in Schubhaft genommen worden. Gedenkt der jenigen unsere Waren abkaufen, die wir erst mit einem deutschen Reichskanzler gegen dieses hemmungs- und wahllose Schalten mit Gewaltfrieden auf den Kopf hauen, wie wir es Rußland getan der Freiheit der Staatsbürger einzuschreiten? haben!