Nr. 76. 35. Jahrg.
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Sozialdemokrat Berite.
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Der großindustrielle Kampf gegen die Gemeinwirtschaft.
N
Bon Mag Quard
Es ist viel wert, wenn die Deffentlichkeit weiß, welche Interessengruppen hinter sogenannten„ großen Bewegungen" stehen. Von den Drahtziehern fann man auf die Siele schließen, die oft für solche Bewegungen nicht ganz offen angegeben werden. So flingt es gar berlodend für die vielen Harmlosen im Kriegswirtschaftskampfe, daß der privatwirtschaftliche Nuzen und die Bewegungsfreiheit" wieder an die Stelle Staatssozialistischer" Grundsäge treten müßten, die bie Kriegswirtschaft beherrscht hätten. Alle die kleinen Eristenzen, denen der Krieg schwer zusezte, auch alle die mittleren Geschäfte, denen der Zentralismus und die Bureaukratie der Kriegswirtschaft erhebliche Schwierigkeiten machten, erhoffen Dom Kampfe gegen die gemeinwirtschaftliche Organisation Stettung und Erleichterung für ihre sorgenvolle Zukunft. Da trifft es sich nun gut, daß uns zu willkommener Klärung der Sachlage nachfolgendes Wer beschreiben auf den Tisch fliegt, das der 8entralverband Deutscher Indu. strieller foeben an seine Mitglieder vertraulich" bat ergehen lassen:
Zentralverband Deutscher Industrieller gre Förderung und Wahrung nationaler Arbell. Berlin W. 35, Surfürstenstraße 187. Berlin , den 28. Februar 1918. Rundschreiben. Bertraulich!
Sonntag, den 17. März 1918.
Fenerkampf an der englischen und fran zösischen Front im Westen. Emtlig. Greke exptquartier, 16. März 1918.(.. 8.)
Weftlicher Kriegsschauplat
Beeresgruppe Reenpring Rubprest
Am Abend und während der Nacht war die englische Artillerie namentlich zwischen Arras und St. Quentin sehr tätig. Durch feindliches Feuer und Bombenabwurf auf rückwärtige Ortschatten entstanden in Menen und Halluin größere Ber fufte unter der Bevölkerung.
Heeresgruppex Deutfder Aronprins, von Gellwig und Herzog Albrecht. Deftlich von Reims , auf beiden Maasufern sowie an ber Lothringischen Front bei Muliach und Slamont war der Feuerkampf tagsüber gesteigert. Beiderseits von Ornes blieb er auch die Nacht hindurch lebhaft.
Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erfte General quartiermeister. Lubendorff.
Abendbericht.
Berlin , 16. März 1918, abends. Amtli Ben dra Kriegsschauplägen nichts Nenes.
Der österreichische Bericht. ien, 16. März 1918. Amtlich wird verlautbart: Reine besonderen Ereignisse, Der Chef Ses Generalkabez
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Worisvlas, Str. 151 90-151 97.
Bertreter der Zeitung Acttu anea Romana" gegenüber tat Er sagte zur Friedensfrage u. a.:
Je früber wir Frieden geschloffen hätten, desto größere Bor teile hätten wir gehabt. Je länger wir den Friedens fluß bin ausziehen, desto schwieriger wird die Lage. Ja babe von Anfang an meine Meinung über die Lage geäußert, trotzdem wurde der Krieg gemacht. Wir mußten den Augenblid fuchen, Friedensverhandlungen zu beginnen, damit es nicht zu spät werde. Am 2. Januar d. J., als Friedens berhandlungen mit Rußland in Brest - Litowst begannen, habe ich die Regierung Bratianus durch Dentschrift gewarnt, die ich durch Bermittlung Herrn Arions durch die Front fandte. Mein Vorschlag wurde jedoch nicht in Erwägung gezogen, obwohl er logisch begründet war, zumal Rugland, auf beffen Veranlaffung hin wir Waffenstillstand geschlossen, Friedens berhandlungen begann. Die Ergebnisse sind aus dem Frieden der Ukraine zu ersehen, die ein Magimum an Borteilen sich sicherte, weil fie damals unterhandelte.
Die Neue Freie Presse" meint, ein Ministerium MarghiIoman würde zweifellos bedeuten, daß Numänien schon jegt eine Annäherung an die Mittelmächte bollziehen will. Es handelt sich also bei der jetzt eingetretenen Rabinettstrife um die Frage, ob der lezte Widerstand des rumänischen Königs gebrochen werden kann. Man erinnert sich an die vor Wochen ausgesprochene Warnung Peter Carps, daß die Friedensfrage zur Dynastiefrage werden könne.
Die polnisch- ukrainische Grenzfrage.
En die Mitglieder des Zentralverbandes Deutscher Industrieller! Der Zentralverband Deutscher Industrieller hat seit langem mit Besorgnis die Bestrebungen verfolgt, die auf eine allgemeine Ergänzung zum Breft- Litowsker Friedensvertrag. Sozialisierung unseres gesamten Griverbslebens hinausgehen, und Wolffs Bureau teilt mit: Am 4. März laufenden Jahres sich in Gemeinschaft mit dem Bunde der Industriellen in einer wurde in Breft- Litomst von den zum Abschluß der Friedensgroßen Rundgebung am 18. Oftober 1917 mit allem Nachdruc verhandlungen mit Rußland dahin entsandten Bevollmächgegen die Uebertragung ftaatssozialistischer Tendenzen auf die Zeit der Uebergangs- und Friedenswirtschaft ausgesprochen. Die gleiche braucherinteressen würden den Mann aus den breiten Schichtigten der Vierbundsmächte einerseits und den Delegierten Stellung haben auch die Interessenvertretungen zahlreicher anderer ten auf die Gegenseite führen. Denn das Großkapital be- österreichischen Abgeordnetenhause angekündigte Protokoll der ukrainischen Volksrepublik andererseits das bereits im Wirtschaftsgruppen eingenommen, und es ist mehrfach von den brängt ihn viel schlimmer, als irgendwelche Gemeinwirtschaft. über die polnisch- ukrainische Grenze unterzeichnet, welches Vertretern der Reichsleitung wie der Einzelstaaten die Zusicherung Man denke an die Preisschröpferei des Kohlensyndikats in gegeben worden, nach Beendigung des Kriegszustandes, sobald als
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lautet wie folgt:
angängig, bie jest zwangsläufige Wirtschaft micber in freie Bahnen diesen harten Zeiten und an den Boykott, den die großen„ Da Zweifel über die Auslegung des Punktes 2. Art. 2, des au leiten und die privatwirtschaftliche Tätigkeit wieder an die Stelle Bigarrenfabrikanten gegen die genossenschaftlich organisierten der Gemeinwirtschaft treten zu laffen. Gegen diese von der In- Kleinhändler neuestens wieder berfuchen! Solche Ziele dür- am 9. Februar in Brest - Litowet zwischen Deutschland , Oesterreich duftrie einmütig geforderte Wiederherstellung unserer bisherigen fen natürlich nicht durchscheinen, wenn man gegen die Ge- Ungarn , Bulgarien und der Türkei einerseits und der ukrainischen irischaftsordnung find indeffen zahlreiche ander- meinwirtschaft mobil macht. Und deshalb muß sich die be- Wolfsrepublik andererseits geschlossenen Friedensvertrages entstanden weite Einflüffe tätig.( Bergl. aus der Industrie nahe- fondere Werbetätigkeit" des Zentralverbandes Deutscher In- find, haben die Regierungen der genannten Mächte beschlossen, diese ſtehenden Streifen u. a. die fürzlich erschienene Schrift des Herrn bustrieller hübsch im verborgenen halten. Auch wenn man 8 weifel durch eine ergänzende Erklärung au beDr. Walter Rathenau :„ Die neue Wirtschaft, in welcher eine tiefgreifende Wirtschaftsumwälzung in der Richtung gegen zahlreiche anderweite Einflüsse auffommen will, ift feitigen, und haben ihre zu den Friebensverhandlungen mit das bitter nötig. In der Klammer des Rundschreibens zu Rußland nach Brest- Litowsk entsandten Bevollmächtigten( folgt die gefordert wird, daß in Zukunft die Wirtschaft im weitesten Maße nicht mehr Privatsache, sondern Sache der Gemeinschaft sein soll.) diefen Einflüffen" wird freilich nur Walter Nathenau als Aufzählung der Bevollmächtigten) beauftragt, nachstehendes zu erEs ist geboten, derartigen Reigungen zu einer weit Beispiel aufgeführt. Aber auch diese unvollständige Angehenden Gozialisierung unseres Erwerbslebens mit ständiger führung beweist schon, daß sich schwerindustrieller lleberprofit Aufmerksamkeit und mit verschärftem Nachdrud ent- und Intelligenz in der Beurteilung gemeinwirtschaftlicher gegenzutreten. Der Zentralverband Deutscher Industrieller Fragen schlecht vertragen. Indeffen zielt man noch nach ganz beabsichtigt, zu diesem Zwede durch Wort und Schrift eine be anderen Höhen. Auch in Regierungsfreisen schwört nicht sondere Werbetätigteit au entfalten. alles mehr einfach auf die freie Wirtschaft von Kapitals Gnaden. Und um diese Widerstände zu besiegen, braucht man erst recht die Mitwirkung der Massen Harmloser, deren Aufmarsch oben wirken und die schwerindustriellen Drahtzieher verdecken soll.
Da hierfür erhebliche, aus dem Rahmen der fonftigen Beiträge herausfallende Mittel erforderlich find, richten wir die Bitte an Sie, sich mit einem größeren Betrage an den Rosten einer solchen Werbetätigkeit zu beteiligen und ihn auf dos Sonderkonto" 8" des Zentralverbandes Deutscher Industrieller bei der Direktion der Diskontogesellschaft, Berlin B3. 8, Unter den Linden 35, einzuzahlen. Ueber die Berwendung wird einem durch die Beitragenden zu ernennenden Ausschusse besondere Rechenschaft gelegt werden.
Der Zentralverband behält sich vor, gegebenenfalls in diefer Angelegenheit mit anderen Wirtschaftsverbänden wegen eines ge meinsamen Vorgehens in Verbindung zu treten.
Wie mans dreht und wendet, bie bertrauliche Geldfammlung ist ein industrielles Kampfmanöver, bei dem Gutgläubige durch Wort und Schrift" als Deckungstruppen für Privatmonopolisten mobil gemacht und ins Feuer geschickt werden sollen, während eine fleine Gruppe schwer Reicher sich hinter der Front bereit hält, den Gewinn aus der Beseitigung Staatssozialistischer Tendenzen" zu ziehen. Deshalb wird tiefftes Mißtrauen gegen die geplante Agitation die größte Bürgertugend sein!
Hären:
Sur Bermeidung von Mißverständnissen bei Auslegung des Bunttes 2 bes Artikels 2 bes am 9. Februar 1918 in Brest- Litowsk zwischen Deutschland , Defter reich- Ungarn , Bulgarien und der Türkei einerseits und der ufrainischen Bolksrepublik andererseits gefchloffenen Frieden 3- bertrages wird festgestellt, daß die im zweiten Absatz diefer Bertragsbestimmung vorgesehene gemischte Kommission bei Festsetung der Grenze nicht gebunden ist, die Grenz linie durch die Orte Bilgoraj, Szcezcbrzfryn, Kraftnostow, ngafasw, Rabin, Meshiretschie, Sarnafi zu legen, sondern das Recht befigt, auf Grund des Artikels 2, Bunkt 2, dieses Friedensvertrages die sich aus ben ethnographischen Berhältnissen und Wün fchen der Bevölkerung ergebende Grenze auch öftlich der Linie Bilgorej, Ssceczebrzfayn, Kraftnostaw, Bugaszow, Nadin, Meshireschie, Sarnati zu führen.
Die erwähnte gemischte Rommiffion wird aus Ver tretern der vertragschließenden Teile und aus Vertretern Polens gebildet werden, und es wird jede dieser Parteien die gleiche Anzahl von Delegierten zur Kommission ent
Die Bukarester Hauptverhandlungen fenben. Die bertragschließenden Teile werden einverständlich be
unterbrochen.
timmen, in welchem Zeitpunkte diese Kommission zusamment.etes wird.
Ausgefertigt in fünffacher Urschrift in Brest- Bitomst an 4. März 1918,
Tholmer Gebiet, der in Desterreich und Polen im Anschluß Dieses Protokoll bestätigt also, daß der Streit um das Cholmer Gebiet, der in Oesterreich und Polen im Anschluß an den Brest- Litowsker Friedensvertrag zu innerpolitischer Erschütterungen führte, durch eine Neuregelung überwunden werden soll.
Mit vorzüglicher Hochachtung Bentralverband Deutscher Industrieller. Der Geschäftsführer: Dr. Schweighoffer. Gar nichts wäre dagegen einzuwenden, wenn der Bentralverband seine unüberwindliche Abneigung gegen jede Gemeinwirtschaft, die nach Möglichkeit Auswüchse der Ausbeutung und Profitwut abschneiden soll, offen wie in seiner Rundgebung vom Oftober 1917 betätigte. Das steht ihm durchaus zu Gesicht und entspricht seinen großfapitalistischen Rücktritt des Minifteriums Averesen. Monopolbestrebungen. Warum aber wendet er sich„ bertraulich" an seine Mitglieder wegen Herbeiholung größerer Be Batares, 16. März. Der rumänische erfte Delegierte träge zu seiner Agitation? Weil die Deffentlichkeit über die der Friedenskonferenz Argetojann ist am Donnerstag verMittel, mit denen diese Agitation aufgepufft und nach be- abredungsgemäß von Jassy nach Bukarest zurückgekehrt. Er stimmten, dem Zentralverband angenehmen Richtungen ge- hat den Delegierten der Zentralmächte mitgeteilt, das Minileitet wird, im unklaren bleiben soll. Die Bewegung gegen fterinm Averesen habe ans innerpolitischen Gemeinwirtschaft soll als eine allgemeine Volkssache er- Grinden, die nichts mit der Friedensfrage scheinen, der der allgemeine Widerstand und die von allen utan hätten, demissioniert, ein nenes Minifterium fei noch Schichten geteilte Abneigung gegen das Wefen der Gemein- nicht gebildet. Da die Vollmachten der bisherigen rumänischen wirtschaft Straft und Zähigkeit gibt. Dieser Eindrud würde Delegierten infolge dieser Entwicklung hinfällig geworden sind, sehr starf beeinträchtigt werden, wenn offenbar würde, daß ruhen zunächst die Hauptverhandlungen. Die Kommissionsdie Gelder der Schwerindustrie die Bewegung nähren und beratungen der einzelnen Unterabteilungen der Friedens lenten. Deshalb wird die Beschaffung der Mittel„ bertrau- fonferenz werden fortgesetzt. lich" betrieben. Man soll nicht wissen, daß es das Gewinn- Der Rücktritt Averescue fommt nicht überraschend. Mit- holländischen Regierung in der Angelegenheit des interesse der Großindustrie ist, derartigen Neigungen. tellungen legter Tage bereiteten darauf vor. Im Anschluß Ultimatumis der Entente au Holland mitteilen. Soweit be mit verschärftem Nachdruck entgegenzutreten". Der fleine an einem Besuch Marghilomans bei dem in Bukarest fanut ist, wird auch er dagegen protestieren, daß die Bürger foll in dem Glauben fich wiegen, daß man für feine wellenden Grafen Czernin wurde auf diesen bekannten fon- Schiffe in die Gefahrzone gebracht werden sollen. Der Konsumenten- und schmalen Geschäftsintereffen fämpft, wäh- fervativen Parteiführer als den vermutlich kommenden Mann Stand der Angelegenheit dürfte gegenwärtig fol rend er in Wirklichkeit nur als Zugkraft für die Ausnußungs- an der Spize Rumäniens hingewiesen. Sein Programm gender sein:
Haag, 16. März. Wie halbamtlich mitgeteilt wird, wird der niederländische Minister des Aeußern am Diens. tag in der Zweiten Kammer den Standpunkt der
freiheit aller Gewinnchancen benugt wird, die sich für das wurde gekennzeichnet durch Mitteilung von Aeußerungen, die Die Entente besteht darauf, den gesamten holländischen Großfapital bei freier Wirtschaft ergeben. Seine Ber- ler nach einer Besprechung mit dem zumänischen Rönig einem Schiffsraum nach Gutdünten zu beunten und sie versucht, den