bte umfangreiche Beweisaufnahme überführt worden war, sichin schwerer Weise gegen ein Kind von sieben Jahren vergangenzu haben.- Alexanderplatz. Unter der AnNage der wisientlichfalsche» Anschuldigung stand gestern der Schneidermeister Her-mann Bernd t vor der II. Strafkammer(Vors. Herr Brause-weiter) des Landgerichts I. Berndt hatte unterm 21. Januar�?'• a" Polizeipräsidium ein Schriststück eingereicht, woriner fich über den Kriminalkommissar Schulz beschwerte. Derselbehabe ihn in einer Strafsache als Zeuge laden lassen. Zunächsthabe er vor seiner Vernehmung zwei Stunden warten müssen. DerKommissar habe ihn dann noch sehr grob behandelt, ihn einenLügner genannt, weil angeblich eine frühere Aeußerung desBeschwerdeführers nicht mit seinen Angaben vor dem Kommissarin Einklang zu bringen sei und schließlich habe der Beamte Aus-drucke gebraucht, welche wiederzugeben er sich schäme. Alle dieseBehauptungen sollen wider besseres Wissen ausgestellt sein. DerAngeklagte blieb im Termine dabei, daß er in keinem Punktevon der Wahrheit abgewichen sei. Durch die Beweisausnahmewurde festgestellt, daß der Angeklagte beim Aufruf gerade nichtzugegen gewesen war und hatte der Kommissar daraufaridere Zeugen zuvorgenommen. Der Beamte sagte aus. daß ernicht den Ausdruck„Lügner" gebraucht, sondern nur darauf hin»gewiesen habe, daß der Zeuge früher die Unwahrheit gesagthaben müsse. Daß endlich seitens des Beamten ein Ausdruckgebraucht worden war, welcher nicht zu den par-kam entarischen gehört, wurde von diesem ein-geräumt, der Vorsitzende erklärte aber, daß diesbei dem Thema, über welches der Zeuge zuvernehmen war. entschuldbar sei, einMann könne auch schwerlich durch die land-läufige Bezeichnung zum Erröthen gebrachtwerden! Der Staatsanwalt beantragte gegen den An-geklagten sechs Wochen Gefängniß, während der Ver-theidiger, Rechtsanwalt Dr. Schöps, ausführte, daß derAngeklagte in keinem der Punkte wider besseres Wissen gehandelthabe.Der Gerichtshof war anderer Meinung und verurtheilte denAngeklagten zu einem Monat Gefängniß.Vom Schwurgericht in Magdeburg wurden am 16. und17. März der Maurer Gustav Oelze ssn. und Oelze jun. ausEbendors für schuldig erklärt, gemeinschaftlich mit anderen Per-souen an einer öffentlichen Zusammenrottung theilgenommen zuhaben, welche Gewaltthätigkeiten gegen Personen beging, Oelzezun. außerdem, an einer öffentlichen Zusammenrottung theil-genommen zu haben, welche mit vereinten Kräften Beamte mäh-rend der rechtmäßigen Ausübung ihres Amtes angriff. Oelzesen. wurde zu zwei, Oelze zun. zu drei Jahren Zuchthaus ver-urtheilt.— In der Revision führten die beiden Angeklagtenprozessuale Beschwerde, indem sie Verletzung der BestimmungenÜber die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen und Unkorekt-heilen bei der Besetzung der Geschworenenbank rügten. Eine derletzterwähnten Rügen, die auch zur Aushebung des Urtheilsführte, daß der Vorsitzende vor Beginn der Ausloosungder Geschworenen mitgetheilt hatte, den Angeklagten stehenacht, der Staatsanwaltschaft sieben Ablehnungen zu. Nachdemer aber mehrere Namen schon aus der Urne gezogen, schränkteer plötzlich seine frühere Aussage dahin ein, Idaß mit Rücksichtauf die voraussichtlich längere Dauer der Verhandlung ein Er-gänzungsgeschworner zugezogen werden müsse und den An-geklagten nicht acht, sondern nur sieben Ablehnungen zustehen.Diese Einschränkung mitten in der Ausloosung sei aber, wie dieRevision ausführte, unstatthaft, denn der Vertheidiger müsse sichbei der Ablehnung der Geschworenen nach der ihm zu Gebotestehenden Zahl von Anfang an richten.— Auch ReichsanwaltSchumann hielt diesen RevisionSgrund für begründet und dasVerfahren bei Bildung der Geschworenenbank für inkorrekt. Nachg 277 der Slrafprozep-Ordnung dürfe die Zuziehung eines Er-gängungsgeschworcnen nur vor dem Beginn der Ausloosung an-geordnet werden. Di« Folge dieser Rechtsverletzung sei im vor-liegenden Falle sofort zutage getreten in der thalsächlichen Be-einträchtigung des Ablehnungsrechtes der Angeklagten. Der3. Strafsenat des Reichsgerichts schloß sich diesen Ausführungenan, hob das Urtheil, so weit es die beiden Revidenten betrifft,auf und verwies die Sache an die Vorinstanz zurück.Mannheim. Nach dem am Mittwoch verkündeten Urlheilein dem Prozesse gegen Richard Traumann und die drei In-Haber der Firma Salomon Maaß, wurden die Angeklagtenvon der Anklage der Untreue respektive der Beihilfe zurUntreue freigesprochen. Aus den Entscheidungsgründentheilt die„Neue Badische Landeszeitung" mit, daß inder Ausstellung von Wechseln von Seiten Traumann's nicht dervon dem Strafgesetze£j 266 Absatz 2 verlangte Begriff der„Vermögensstücke" erblickt werden könne, auch habe Traumannnicht erwarten können, daß Maaß falliren würde, ebenso habeMaaß nicht voraussehen können, daß Traumann, den sie fürsehr reich hielten, in Zahlungsverlegenheiten gerathen würde.Zum Streik der Deister-Berglente erläßt die„Bergziittenarbeiter- Zeitung" folgenden Aufruf: Kameraden!Leidens-"~~Sozisls Itcüciiufjt.Zlchtnng, Kartonarbeiter! Unsere nächste Versammlungfindet am Sonntag, den 1. Juli, Vormittags 16 Uhr, bei Wilke,Andreasstraße 26, statt. Es ist Psticht aller Kollegen, zu dieserVersammlung recht zahlreich und pünktlich zu erscheinen, daüber die Organisationsfrage ein endgiltiger Beschluß gefaßt wer-den soll. I. A.: Der Vertrauensmann.und. WW Der-treik unserer Leidensgenossen am Deister ist in ein ernstesStadium getreten; er wird langwierig. Die Bergwerksbourgeoisieder Zeche Antonie beharri hartnäckig auf ihrem Standpunkt,kleine Löhne zu zahlen, auch soll an der bisherigen Disziplinnichts geändert werden. Aber die.streikenden Kameraden habenbeschlossen, auszuharren, lieber zu hungern, als in das alte Jochzurückzukehren. Schon seit mehreren Wochen dauert der Streik.darum ist schnelle Hilfe jetzt dringend geboten. Am 7. Juni istim Streikgebcet folgende Resolution angenommen:„Die heuteim Saale des Ballhofes tagende öffentliche Volksversammlungerkennt die Forderungen der streikenden Bergarbeiter in Bantropals berechtigt an und verpflichtet sich, die Streikenden mit allenKräften, moralisch wie materiell, zu unterstützen." Eifern wirdiesen Leuten nach. Sammeln wir schnell zur Unterstützungunserer kämpfenden Kameraden am Deister. Es ist eine Ehren-fache für uns, die 506 Leidensbrüder am Deister im Kampfe sürihr gutes Recht über Wasser zu halten.— Gelder zur so-fortigen Weiterbeförderung nimmt unser Verbandskassirer JohannMeyer, Bochum, Fahrendcllerstr. 24, entgegen.Wöllstein. Modernes Bauernlegen. In dem einehalbe Stunde von hier entfernten Orte Lehfelde wohnt ein Groß-grundbesitzer namens Lehfeld, der zugleich vielfacher Millionär ist.Dieser Agrarier, welcher zwar nicht von seinen Standesgenossenfür voll anerkannt wird, weil er nebenbei Jude ist, hat es ver-standen, innerhalb zehn Jahren ein ganzes Bauerndors bis auf«i» Gehöft zu verzehren. Mißernten der Bauern und die sichdaranschließenden Geldverlegenheiten kamen Herrn Lehfeld so zugute, daß ein Stück Land nach dem andern in den Bereich seinesschon damals großen Besitzes fiel und so verschwand ein Bauern-dos nach dem andern von der Bildfläche. Der frühere Name desOrtes war Powodowo. Damit die Nachwelt nun Herrn Lehfeldin gutem Andenken behalten möge, hat er die Statte mit Ge-nehmigung der Regierung nach seinem Namen umgetauft. Derletzte der ehemals ansässigen Bauern ist dem Herrn Ritterguts-besitzer natürlich ein Dorn im Auge. Durch fortwährende Grenz«streitigkeiten wird dieser letzte seines Stammes schließlich hinausgegrault werden. Der Bauer hat sich genöthigt gesehen, wegenGrenzverletzungen gegen den Gutsbesitzer- Millionär klagbar zuwerden. Der Prozeß dauert schon Jahre und wird wahrschein-lich mit der Veruriheilung des Bauern, zur Tragung der Kosten,welche ziemlich 1000 M. ausmachen, enden. Auf diese Weiseverliert der Bauer sein Vermögen, und es ist nicht schwer voraus-zusehen, wann auch dieser letzte der Ausgekauften als Proletariernach der Stadt ziehen oder als moderner Leibeigener seinenfrüheren Grund und Boden bestellen wird. Der„antikollektivistischeBauernschädel" wird zerdrückt durch den Geldsack des Groß-grundbesitzers. Auch die Bauern lernen dadurch immer mehreinsehen, daß die Verstaatlichung von Grund und Boden durchdie sozialdemokratische Gesellschaft ihnen nur zum Nutzen ge-reichen kann.Der Wiener Tischlerstreik, welcher nach den Mittheilungender gegnerischen Presse mit einer Niederlage der Streikenden ge-endigt haben soll, dürfte nach dem folgenden, uns verbürgtenBericht kaum eine solche Bezeichnung verdienen. Wenn die ge-stellten Forderungen auch nicht im vollen Umfange erreichtwurden, so ist doch in mehreren großen Fabriken die 9stündigeArbeitszeit, und in etwa övo Werkstätten, in denen vorher nocheine 12— l4stündige Arbeitszeit üblich war, die Ivstündige Ar-beitszeit eingeführt worden. Außerdem wurden in ca. tausendWerkstätten und Fabriken eine 10— 20prozentige Lohnerhöhungerreicht. Dies kann schon als ein nennenswerther Erfolg bezeichnet werden, umsomehr, als sich auch hier wieder einmal Be-Hörden und Unternehmerthum zur Vertheidigung des gefährdeten„Profits" zusammenfanden. Massenhaften Verhaftungen undPressionen waren die Streikenden ausgesetzt, welche mit be-wundernswerther Ausdauer trotz der geringen Unterstützung denKampf um eine menschenwürdige Existenz gegen daS Unternehmer-thum ausfocht.Die reine Gewaltherrschaft herrscht in Zabrze inSchlesien, wie ein Winkelblättchen von dort meldet. Natürlichübt Niemand anders als die„bösen" Sozialdemokraten diese„Herrschaft" aus. Was die ehrsamen Bürger alles über sich er-gehen lassen müssen, darüber Folgendes: Die beiden gemäß-regelten Delegirten vom Berliner Bergarbeiter-Kongreß entfalten,wie wir bereits mittheilten, unter ihren Berufsgenossen einerecht lebhafte Agitation, die auch von den Bergarbeitern eifrigunterstützt wurde. Natürlich griff man zu dem altbewährtenMittel gegenüber dieser für den Spießbürger erschreckenden Wendungder Dinge.und verweigerte den Arbeitern die Säle zur Abhaltung derVersammlungen. Die Antwort blieben die Arbeiter nicht schuldig.denn sofort wurde die Parole ausgegeben, niemand verkehrt beiden Saalverweigerern; und mit geradezu erstaunlicher Gewissen-haftiakeit wurde dieser Aufforderung nachgekommen, so daß sichder Wirth sehr bald genöthigt sah, seine„edlen" Absichten fallenzu lassen. Diese Wirkung hatten wohl die Herren nicht voraus-gesehen. Die Maßregelung der Kollegen, die Saalverweigerung, dieganzen elenden Zustände der Bergarbeiter ließ bei dem sonst in treuerErgebenheit gegen seinen Arbeitgeber und in Unwissenheit dahin-wandelnden Arbeiter einLicht derErkenntniß aufflackern. Die Mitteldie man gegen uns anwendet, nützen uns.— In voriger Wochewar nun der Herr Berghauptmann Freund zur Inspektion derfiskalischen Gruben hergekommen und wie sich das gehört, istalles fein säuberlich in Ordnung gewesen. Von unseren Ge-nossen meldeten sich vier abgelegte Bergleute, die um eine Audienzbei dem Herrn nachsuchten, um ihn auf einige Schattenseitendes Betriebes aufmerksam zu machen. Die Arbeiter wurden nichtgehört. Am 22. dieses Monats fand nun eine Versammlungstatt, die von 2000 Bergleuten besucht war, die folgende Reso-lution einstimmig angenommen hat: Die Bergarbeitererwarten, daß Herr Berghauptmann Freundnochnials hierher kommt und die Vertreter derSlrbeiterinteresseii in Audienz empfange.—Man sieht, auch im schwärzesten Winkel regen sich die Geister.Ein Glückauf! den tapferen Genossen.Die Generalversammlung der Zenkral-Kranken- undBegräbnißkasse der Buchbinder und verwandter Geschäfts-zweige(E. H., Sitz Leipzig) fand in Nürnberg am 24. und25. Juni 1894 statt. Nach dem Geschäftsbericht hatte die Kassebei Beginn des Jahres 1894 7066 Mitglieder und einen Kassen-bestand von 133 092 M. 5 Pf. Im Lause des Jahres 1893 sind959 Mitglieder eingetreten, 231 ausgetreten und 444 aus-geschlossen. Die Einnahme betrug im Jahre 1893 123 144,32 M.,die Ausgabe 123 482,23 M. Bei den Statuienberalhungen ist eshauptsächlich der Antrag München auf Umgestaltung der Kassein Zuschußkasse, welcher eine lange Debatte hervorruft, doch wirdderselbe gegen 2 Stimmen abgelehntNrber die Entwickelung der Krankenversicherung imJahre 1892 berichtet das erste diesjährige Vierteljahresheft derStatistik des Deutschen Reiches. Vorhanden waren demnachKrankenkassen im Jahre 1335 17 511, 1891 21498, 1392 21 583.Zahl der Mitglieder1887 1891 1892623 000 1 166 393 1 179 3451 700 000 2 900 004 2 993 3781 321 000 1 730 303 1 742 83312 000 27 293 29 78335 000 73 064 76 411724 000 838 431 796 340145 000 133 333 131 494Gemeindeversicherung.,Orts-Krankenkassen..,Eabrik-Krankenkassen,.au-Kranken lassen...JnnungS-KrankenkassenEingeschriebene HilsskassenLandrechtliche Hilfskassen.4 560 000 6 879 921 6 955 049Auf je ein Mitglied trafen im Durchschnitt der Jahre:1385 1886 1887 1891 13920.4 0.4 0,4 0.3 0.46.1 6.2 5.9 5,9 6.11891 18922 397 326 2 473 23740 793 620 42 756 026ErkrankungSsälle1837 1891 1892ErkrankungSsälle.,,.Krankheitstage.....Erkrankungsfälle überhauptKrankheitstage überhaupt.Gemelnde-VersicherungOrts-KrankenkaffenFabrik-„Bau».Ennungs-„ingeschriebene HilfskassenLandrech lliche„Gemeinde-VersicherungOrts-KrankenkassenFabrik-.Bau-„Innung?-„Eingeschriebene HilfskassenLandrechtliche„Die Statistik ergiebt das allmälige Zurückdrängen der freienHilfskassen und der landesrechtlich genehmigten Kassen. Der ge-sammle Mitgliederzuwachs kommt den Zwangskassen, zu denenauch die Fabrikkassen gehören, zu gute. Die Zwangskassen habensich seit 1837 um 2 277 056 Mitglieder vermehrt, während alleanderen Kassen, welche von der Zwangsverstcherung entbinden,nur eine Zunahme von 118 113 Mitgliedern zu verzeichnen haben.Der Löwenlheil des Mitgliederzuwachses fällt den Ortskassen zumit einem Zugang von 1 298 378 Mitgliedern. Die Ortskassewird für die Jndustriebevölkerung die Versicherung der Zukunft.Auffallend ist, daß bei allen Krankenkassen— die Baukassenkönnen wegen ihrer geringen Mitgliederzahl nicht in Betrachtkommen— die Krankheitstage sich vermehrt haben, während beider Gemeindeversicherung eine Verminderung der Krankheitstageeingetreten ist.Weichensteller- Streik in Amerika. Aus Chicago wirdtelegraphirt: Gestern Abend ordnete der amerikanische Eisen-bahnarbeiter- Verband an, daß die Weichensteller der Illinois-Zentralbahn die Arbeit einstellen sollen. Durch den Streik sollendie Pullmannwagen boykottirt werden. Die Führer der Arbeiterbehaupten, der Streik werde sich bald auf fünf andere Bahnenausdehnen._Verrs»ttttlungen.Im sechsten Wahlkreise(Rosenthaler Vorstadt)tagte am 26. Juni eine öffentliche Volksversammlung, in welcherGenosse Wagener über„Volksbildung und Klassenbewußtsein"referirte. Redner zeigte, wie wenig der Staat sür die Volks-schule thut und wie jämmerlich es daher mit der Volksbildungbestellt ist. Die besitzende Klasse hat eben die Aufklärung desProletariers zu sehr zu fürchten. Darum erstreckten sich auch dieVorträge in den Bezirksvereinen, welche angeblich die Volks-bildnng heben sollten, auf alles Lindere, nur nicht auf das, wasdie Arbeiter anging. Des Pudels Kern bei dieser Vernachlässigungder Proletarierbildung sprach Schulze-Delitzsch in seiner Antwortan das Leipziger Arbeiter- Komitee aus, indem er sagte:„Kümmert Euch nicht um Politik". Der Proletarier istaber dank der Agitation eines Lassalle und � Andererzum Klassenbewußtsein erwacht und läßt sich nichtmehr von der Politik fern halten. Seine Fortbildung suchter nunmehr in den Wissenszweigen, welche ihm das Verständnißder Politik und damit auch das seiner Lage erschließen, Wissens-zweige, welche z. B. auf der Berliner Bildungsschule gepflegtwerden.(Beifall.) In der Diskussion empfahl Genosse Kieseldie sozialistische Literatur zur Lektüre. Unter Verschiedenemwurden einige Mittheilungen zur Boykottliste gemacht. EinRedner meinte, die Berliner Bauarbeiter, die in Vororten thätigsind, könnten dort den Bierboykott noch etwas besser beachten,als es bisher geschehen. Genosse Gnadt forderte die Frauenauf, bei dem Einkauf von Flaschenbier die nöthige Vorsichtwalten zu lassen, und Wagner schloß sich diesen Worten mit derErmahnung an, unsere Frauen aufzurütteln, daß sie uns indiesem Kampfe zur Seite stehen.lieber die Unterstlltzungsfrage debattirte eineöffentliche Böttcherversammlung, welche am Mitt-woch Vormittag abgehalten wurde. Nachdem die vorige Ver-sammlung die Unterstützungen in gleicher Höhe mit denen derBrauerei-Arbeiter festgesetzt hatte, sind der Lohnkommissionmehrfach Beschwerden zugegangen, so daß sich dieselbe veranlaßtsah, diese Frage nochmals zur Prüfung vorzulegen. Die meistenRedner, welche für eine Aendernng des betreffenden Beschlusseseintraten, hielten die Unterstützung der unverheirathcten Kollegenin anbetracht ihrer Leistungen für zu gering bemessen und setztenes auch durch, daß nach längerer Debatte laut Antrag Winkel-mann die Unterstützung für Ledige auf 9 M., für Verheiratheteauf 10,50 M. und für jedes Kind 75 Pf. extra bemessen wurde.Eine Reihe weiterer Anträge waren damit gefallen.— AlsEntschädigung für die Thätigkeit der Lohnkommisston wurdenjedem Mitglied derselben 2 M. pro Woche zugebilligt. Der Be-schluß, fast einstimmig gefaßt, bezieht sich auf die Zeit nach dem15. Mai er. Man beschloß im ferneren, die Kommission, diedurch Austritt einiger Mitglieder auf sünf Personen reduzirtwar, in dieser Stärke bestehen zu lassen.— Die gänzlich wahr-heitswidrigen Behauptungen des letzten Rösicke'schen Flugblattes,betreffs den Ursprung des Boykotts, die Maifeier der BerlinerBöttcher, wurden scharf gebrandmarkt. Als sehr charakteristischbezeichnete man die Haltung mancher'Streikbrecher. Ein gewisserM a t s ch k e(jetzt in der Brauerei Königstadt beschäftigt) halteseinerzeit lebhast' für die Maiseier:c. agitirt, war aber danneiner der ersten die„umfielen." In der Versammlung gelangteein Brief der Breslauer Kollegen zur Verlesung, in welchem vordiesem Herrn gewarnt wird.Die Stnckatenre Berlins und Umgegend verhandelten inder am Montag bei Deigmüller abgehaltenen öffentlichen Ver-sammlung über die Stellungnahme des Zentralvorstandes bezw.Beschickung der Einigungskonferenz. K lein er t rekapilulirte ingroßen Zügen die Entwickelung der Bewegung im Stuckateur»gewerbe, welche besonders in den 30 er Jahren gute Erfolge zuverzeichnen hatte. Infolge der sehr ungünstigen Konjunktur imBaugewerbe lasse auch die Betheiligung der Kollegen manches zuwünschen übrig, falsch wäre es jedoch, die Form der Organi-sation dafür verantwortlich zu machen. Redner ersucht, nichtden Spuren derjenigen Gewerkschaften zu folgen, welche inmüßigem Formenstreit die kostbare Zeit vertrödeln, sondern sürBerlin wenigstens an der bewährten losen Zentralisation festzu halten.— Dem Referat folgte eine erschöpfende Debatte, inder die Vorzüge der zentralen und losen Zentralisation von denRednern Daske, Grüneberg, Marker, Krebs, Pestel.H e i n d o r f, Kruse k. je nach dem Standpunkt des Einzelnenhervorgehoben wurden. Tie mehrstündige Diskussion endetedamit, daß eine Resolution zur Annahme gelangte, in welcherdie Aufrechterhaltung der bisherigen Form—lose Zentra-lisation— betont wird. Für die Agitationskommission erstattetehierauf Grüneberg den Rechenschaftsbericht. Einer Einnahmevon 273,05 M. steht eine Ausgabe von 295,15 M. gegenüber;Minus somit 17.10 M. Die Abrechnung des Berliner Ver-trauensmannes Müller ergab eine Einnahme von 312,55 M.und eine Ausgabe von 240,29 M., mithin Bestand 72,26 M.;hiervon wurden 20 M. den ausgesperrten Brauerei-Arbeitern zu-gebilligt. Die Vertrauensleute für Schönebera und Charlotten-bürg brachten ebenfalls ihren Bericht zur Kenntniß der Ver«sammlung. Zu Revisoren wurden die Kollegen Jakoby,Daske und Röhr bestimmt.Rixdorf. Der Deutsche Holzarbeiter-Verband hatte am20. Juni eine Mitglieder-Versammlung einberufen, in der KollegsW i e d e m a n n einen recht beifällig aufgenommenen Vortraghielt. Zur Besprechung gelangten sodann die Werkstattverhält-nissc in der Fabrik von Laborenz. Die Angelegenheil soll dem-nächst in einer öffentlichen Versammlung zur Erledigung kommen.Die Vertrauensmänner der Werkstätten wurden zum 5. Juli,Abends 3 Uhr zu einer Besprechung nach dem Arbeitsnachweisbei Hoffmann eingeladen. Aus Antrag des Kollegen Dohr»mann wird die Zahlstelle von Duscheck, Bergstraße, verlegt. Einanderes Lokal ist noch nicht bestimmt, da man sich hierbei nachder Zentral-Krankenkasse der Tischler richten will. Sodann wirdeine Resolution angenommen. in der sich die Anwesenden ver-pflichten, kein Ringbier zu trinken. Die nächste Versammlungfindet am 13. Juli statt.In Britz tagte am 25. Juni eine öffentliche, gut besuchteVolksversammlung, in welcher Genosse Th. Metzner ausBerlin über den Bierboykott und die Saalsperre referirte. Rednerbesprach die Ursachen und den bisherigen Verlauf des uns aus-gezwungenen Kampfes gegen die Brauereiprotzen, zeigte, daß auchder neueste Schlag, welchen jene Ehrenmänner der Arbeiterschaftversetzen wollten, seine Wirkung verfehlt hat, da diejenigen Ar-bester, welche gern einmal tanzen gehen, sich sagen:„Wollendie Saalinhaber unsere Groschen bei Versammlungen nicht, sogeben wir sie ihnen auch nicht bei Vergnügungen." Nur dieseseinig« Zusammenstehen aller Arbeiter giebt uns die Gewißheitdes Sieges über die Willkür der Kapitalisten.(Beifall.) In derDiskussion gaben mehrere Redner ihrer Verwunderung darüberAus-druck, daß die Britzer Saalbesttzer, die alle von den Arbeitern leben,sich den Forderungen des Brauereiringes so willfährig gezeigt haben.Nachdem noch Genosse Metzner ermahnt hatte, den Frauen aus-einanderzusetzen, wie nothwendig es ist, daß sie in diesem Kampfeuns zur Seite stehen, wählte die Versammlung eine Bier-kommission von 11 Personen, worauf Genosse Gottwald von derGemeindewahl, wie folgt, abrechnete: Die Einnahmen betrugen64,35 M., die Ausgaben 31,30 M., es blieb«lso ein Ueberschuß