Verein zur Abwehr des Antisemitismus

Die einmütige begeisterte Singabe, mit der ganz Deutschland in den ihm aufgezwungenen Strieg trat, hatte die Hoffnung erweckt, daß es für immer vorbei fet mit der Betvertung der einzelnen Wollsteile nach Glauben und Abstammung; batte diefe doch dem deutschen Namen im Ausland un endlich geschadet, im Inneren unnötige Berbitte­rung gefchaffen, die Gegenfäge verschärft. Diese hochgemute Auffassung, die eine Beendigung unserer Arbeit in naber Frist ins Auge faffen zu können glaubte, hat sich nicht berwirklicht. Schon wieder hat ein neuer antisemitischer Feldzug begonnen; alle Anzeichen lassen erkennen, daß er nach Be endigung des Krieges in fchärfster Form fortgefegt werden soll; umfangreiche Vorbereitungen sind dazu getroffen, gewaltige Geldmittel dafür ge­

fammelt. Unter Berleugnung der Tatsache, daß leider mitten im schweren Kampf Habsucht und Bucher in allen Areisen des deutschen Volkes Blaz gegriffen haben, sollen Verfehlungen ein geiner jüdischer Vollsgenossen verallgemeinert und zur Grundlage eines Kampfes gegen die dents fchen Juden gemacht werden; gegen unsere jüdischen Mitbürger, die im Striege genau so ihre Pflicht getan baben, wie die anderer Konfeffionen, die auf zahllosen Schlachtfeldern geblutet, die tausende ihrer Söhne dem Vaterlande zum Opfer gebracht haben.

Die Abficht der Judenfeinde sielt aber tiefer. Sie wollen den Judenbaß als Mittel benußen, um die stark gefährdete unberechtigte Bormacht ftellung einer fleinen Rafte noch einmal gegen die

doch nicht aufzuhaltende Reuordnung der inneren[ Berhältnisse Deutschlands zu befestigen.

Demgegenüber ist es Pflicht aller vaterländisch Gesinnten, den Ansturm der rüdschrittlichen Bar teten zu befämpfen. Das Vaterland bedarf bei feinem Wiederaufbau der Kräfte eines jeden, der fich freudig zu ihm befennt, unbeschadet feines Glaubens und feiner Abstammung. Es gilt, die in ihrem tiefsten Grunde unfittlichen Ideen des Antisemitismus nieberzuwerfen. Alle, die eine freie und friedliche Zukunft des deutschen Volkes erstreben Christen wie Juden, rufen wir auf zu dieſem hoffentlich legten Rampf um die wahrhafte Gleichberechtigung aller Deutschen ohne Unterschied des Glaubens.

Die Höhe des Beitrags ist fagungsgemäß in das Belieben der Mitglieder gestellt. Der Durch­schnittsbeitrag betrug bisher Mt. 3 bis Mt. 6. doch hat ein großer Teil unserer Mitglieder in den letzten Jahren aus freien Stüden diesen Beitrag erhöht. Die gegnerischen Organisationen baben ihre Beiträge durch offiziellen Beschluß ihrer Generalversammlungen verdoppelt und verdreifacht. Durch Zahlung eines Beitrages von Mt. 800 tann die lebenslängliche Mitgliedschaft erworben werden. Auch einmalige größere Spenden ohne fortlaufende Verpflichtung sind erwünscht. Mit­aliebsanmeldungen und Beiträge bitten wir zu fen­den an die Adresse unferes Bureaus in Berlin W35, Flottwellstr. 7( Bostichedkonto 9506) beztv. Frant­furt a. M., Feldbergstr. 24( Postichedtonto 4936).

Der Vorstand des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus

Bergrat Gothein, M. d. St., 1. Borfißender. Geh. Reg.- Rat Prof. Wilhelm Foerster , Stellv. Vorsigender. Geh. Juftigrat Landgerichtsdirektor Kanzow, M. d. A., Sagmeister. Justizrat Dr. Bollert, M. d. R. Rechtsanwalt Dr. Baerwald, Frankfurt a. M. Justizrat Dr. Gehrte, Stadtverordneter, Frankfurt a. M. Bantier Aby S. Warburg, Hamburg . Dr. A. Südelum, M. d. R., Zehlendorf bei Berlin .

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