Nr. 86.
1918
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Zwei Naturmaler.
Bei Schulte und im Rünstlerhaus.
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Mittwoch, 27. März
Unter der blühenden Linde." ( Im Thalia- beater.)
gerade während der letzten Kriegsjahre fünstlerisch sehr bemerklich gewachsenen Körperschaft hat sich nur noch verstärkt. Es ist aber auch ein großer, fast unschätzbarer Gewinn, den alle Musikhöre an älteren wie neueren Volksliedern in ihrem Chorfaßgewande gemacht Südöstlich von Arras ist das französische Land nadt und Es ist zurzeit nicht ungefährlich, wenn man auch nur an haben. Der Pflege dieser Gesänge hat sich gerade der Volks- Chor tabl; Buschwert und Bäume fehlen, aber sobald man dem Laufe deutungsweise behauptet, daß die Maleret immerhin einiges mit hingegeben. Unter den dargebotenen Stücken erregte das stets mit des Scarpe nur ein wenig aufwärts folgt, tommt man in eine der Natur gemein hat. Die neuesten Propheten fallen ob solcher einem fröblich ausgelassenen Juchzer endigende Schwefelbolle liebliche Landschaft. Hier gibt es Hügel und fleine wäldchen, und fünstlerischen Blindheit glatt in Ohnmacht. Mit Bathos verfünden ſtfitmuschen Beifall und mußte wiederholt werden. Als Einleitung wenn man den Mont Saint- Eloi ersteigt, auf dem die Trümmer sie, daß die Kunst jenseits oder vielmehr über der Natur stehe, daß erflangen zwei Kunstgefänge: Palmsonntagmorgen" von Mag Bruch einer Abtei liegen, die der großen Revolution zum Opfer gefallen sie aus dem Geiste und aus vielfachen Mysterien heraus geboren und Löwes wundervolle Ballade: In der Marienkirche". ist, hat man einen herrlichen Ueberblick über das Land: bis Douai werde und daß sie überhaupt und grundfäßlich mit dem, was die 8wischenein iang Therese Schnabel in einzig schöner Art im Nordosten, ja bis zum fernen Valenciennes im Often reicht der tagsmenschen sehen, hören, schmeden und riechen, nichts zu tun bon ihrem Galten am Klavier begleitet Kunstlieder von Schubert Blid; weit fann man den schwachschlängelnden Lauf der Scarpe babe. Das alles ist nun, wenn es mit einer gewiffen Mäßigung und Brahms , denen aber wahrhaft volkstümliche Elemente zu eigen berfolgen, die sich durch Wiesen und wäldchen dahinzieht; berstanden wird, durchaus richtig und überdies so selbstverständlich, find. Diese Künstlerin gehört zu den wenigen Auserwählten im allenthalben liegen kleine Ortschaften berstreut. Nach der daß wohl noch niemals, nicht einmal in den Zeiten des wütendsten Konzertiaal. Jbr Vortrag ist glühende Gläubigfeit. Sie erschüttert anderen Seite hat man die Stadt und erhebt. Arras bor sich. Naturalismus etwa das Gegenteil behauptet wäre. Wie großartig gestaltet sie beispielswetie Schuberts Weiter südöstlich schließt sich das hügelige Gelände an, das Gewiß trifft es zu, daß zum Beispiel jener griechische Maler, junge Nonne". Und wieviel fieghafte grazile Heiterfeit weiß fie zwischen Cambrai und Bapaume liegt; die Gegend der sich rühmte, daß die Vögel an den von ihm gemalten Trauben binwieder in lebensfreudige Lieder Goethe Schuberts Mufenift ziemlich eintönig; fast allenthalben debnen fich Felder pickten, von dem Künstlerischen in der Kunſt eine Auffassung hatte, fohn" zum Beispiel oder auch Brahmssche Boltsliedgefänge aus, die in Friedenszeiten mit Zuckerrüben bestellt waren; die vielen die von der unirigen und einiges abweicht; aber es ist doch wunderbannen! Fabritanlagen dieser Gegend, deren hohe Schornsteine fich ehemals lich, daß man heute die Stimme dämpfen muß, wenn man darauf Endlich ließ fich Gottfried 8eelander, ber nambafte Cellift einer Sonate von Richard Strauß rings am Horizonte abzeichneten, dienten fast ausnahmslos der Her- aufmertiam machen möchte, daß die Natur doch eigentlich gar nicht mit einer Jugendfomposition stellung des Zuckers. Hin und wieder liegen fleine, einst ziemlich so schlimm ist, und daß es sich bier und da doch immerhin lohnen hören. Soviel romantische Buntheit daraus redet der spätere wohlbabende Lörfchen, bei denen fich größere Baumbestände finden. würde. fie festzubalten und etwas Entscheidendes aus ihr heraus- Meister verrät doch schon feine tonichöpferische Eigenheit. Bei Croisilles, an dem Flüßchen Sensée gelegen, deffen liebliches Tal die zureißen.. Gewiß. es hat ja etwas Großes, wenn der Mensch aus Beelander und feinem Bartner am Flügel: M. Trapp, war bas Felder unterbricht, ist der Hauptort der Buderindustrie, übrigens Tönen, aus Farben und Linien eine neue, nur in fich lebende Weit Werf jedenfalls zum allerbesten aufgehoben. nur ein winziges Städtchen. Man näbert sich, wenn man das zu schaffen vermag. Absolute Stunft. Aber: tann er das eigentlich? Gelände der Riefenfchlacht weiter in südöstlicher Richtung tann er wirklich etwas aus sich berausgeben, was er nicht zubor duraschweift, dem Tale der Somme, die von St. Quentin in fich hineinbekommen hat? Wir möchten diese fomplizierten im großen, fast balbkreisförmigen, nach Norden offenen Bogen Fragen jezt nicht entscheiden, aber es braucht deswegen noch nicht nach Béronne zufließt. Hier, bei dem in früheren Abschnitten des ein Zeichen unheilbarer Vertrottelung sein, wenn ntan' sich noch Strieges vielgenannten Péronne, strömt die Somme ruhig dahin, Malern zuwendet, die es nicht leugnen, die sogar stolz darauf sind, Der Titel Klingt recht poetisch. Und das Ding ein fröblich ihr Bauf ist in einzelne Arme gespalten, Teiche und größere Wasser- daß sie der Natur nahezukommen versuchen und sich von ihr ent- Spiel mit Gefang" gebeißen„ spielt am Rhein . Warum auch becken begleiten ihn, in der weiteren Umgebung folgen die Sümpfe. sünden lassen. Bon zieten diefer Art will ich ganz schnell er nicht? Es läßt sich da so leicht ein anheimelndes" Fluß- und Die Stadt Péronne felbft hat eine außerordentlich günstige Lage; zählen, von Gustav Schönleber und von ans Herr Landschaftsbild mit Weinbergen und Ritterburgen nicht bloß denten, der an sich unbedeutende Fluß ist an dieser Stelle zu einer herbor- mann. Dabei sei gleich festgestellt, daß Schönleber der bedeut sondern auf die Bühne bringen ohne daß es neuer Deforationsragenden strateglichen Berteidigungslinie geworden; die fran- famere der beiden ist, und daß Herrmann nur während der ersten stücke dazu benötigte. Und alle Menichen dort trifen natürlich be zöfifchen Reiseführer pflegen ausbrüdlich zu erwähnen, daß er wegen Jahre seiner Bildermalerei es vermocht hat, die Natur animauend ständig viel Wein aus Gläsern und Humpen, fingen bei der Torfmoore an diefer Stelle, wenige Punkte ausgenommen, soweit zu überwinden, wie sie allerdings überwunden werden muß, dieser beschaulichen Tätigkeit Bolts oder Studentenlieder überhaupt nicht zu überschreiten fei. Weiter nach St. Quentin wenn von Kunst gesprochen werden soll. und schuntein unausgelegt. Das nennt fich dann forich: zu wird das Gelände wieder wellig; aus dem fumpfigen Boden Schönleber wie Herrmann haben in Holland sehen gelernt. Gebeinlandsleben". So billig dachten die Tegimacher Rainer tommt man in eine Gegend toniger Hügel, die auf ihren Stuppen ift merkwürdig, mie febr die weiche Luft diefes Bandes mit der Teemar mitiamı Fr. Gelleri, dem Musilmacher und im Hand gewöhnlich baumbestanden sind; auch die fleinen Ortschaften, die in Geschichte der neueren deutschen Malerei verbunden ist. Oder: es umdrehen war aus lauter zusammengetragenen alten liden ein die Landschaft, das alte Vermandois, eingestreut find, liegen ge- ist dies eigentlich nicht merkwürdig, denn gerade diese weiche. neues Kleid zurecht geschneidert. Ein Maler und ein Trinlliederwöhnlich innerhalb winziger Wäldchen. dämpfende, mildernde, die Linien auflösende und die Farben barde find Hauptrollenträger. Diefer Dichter", der troßdem nur Eiwa die Südgrenze des in Betracht kommenden Geländes bildet fchwimmend machende Luft ist es ja gerade, was ein ganzes Ge- Bitronenlimonade bezloniumiert, weil er Alfobol nicht verträgt, der anmutige Lauf der Dise, die vorbei an 2a fère gegen ichlecht von Malern lodt. Schönleber gehört zu folcher Art noch wäre fein so übler uit, wenn er schärfer erfaßt wäre. Arnold Nied Noyon und Compiègne zu strömt. Einen schönen Blid auf dies intimer als Serrmann, bei bem das profanere Intereffe am macht aus ihm, was mit Hanswursterei möglich ift; nicht mehr. Fris Flußtal genießt man von dem Berge" von Bébéricourt, einer Er- Gegenständlichen oft genug überwiegt. Daher mag es auch Seybold ist der Maler und friegt schließlich fein Modell( Erna Ritter). hebung des Bergwaldes, der fich in einer Ausdehnung von etwa fommen, daß Herrmann fich meist tompliziertere Themen aussucht. Weiter find da noch Betty Feiner, Emil Sondermann , ewig fueipende 12 Kilometer von Royon nordwärts bis gegen Villequier hin er Straßen, Martipläge, das Janere von menfchenbelebten Hallen, über. Runstschüler und Schwimmflubistinnen. Alles getaucht in Beintunte, streckt. Auf steilen Pfaden erreicht man den Gipfel dieses Berges, haupt Menichen, einzeln, in Gruppen und in Massen. Schönleber bevor Tanzeret, Singeluft und Sentimentalität. Das Autorentrio be der mit feinen 177 Metern doch die Ufer der Dife um etwa 140 zugt die schlichte Landschaft. die verlorenen Winkel, in denen eigent wundere ich als Baumeister feinem fällt was ein. Ich fenne Meter überragt. Von da überblickt man das ganze Diletdi von lich nichts geichieht, ein paar Wellen, ein Schiff am Strande, einige den Kegt und die Melodie schon von anderswo her. Das Royon bis hin nad Channy und weiter nach La Fère , und die Dächer, ein Stüd Erde und den Himmel darüber. Schönleber bat fröhliche" Opus lommt uns nämlich aus der Provins , allwo es unzählbaren Dörfchen und Flecken, die so sehr zum Ge- von vornherein die Grenzen femes Vermögens richtiger erfannt; bereits an über vierhundert Bühnen mit stürmischem Erfolg( ber präge dieser Landschaft beitragen. In bielfältigen Bindungen Herrmann bat nur selten das zu gestalten bermodt, was anzu steht sich) aufgeführt sein soll. Tatsache aber ist und bleibt daß frümmt sich der Fluß durch eine bügelige Gegend, oft feben er fich erwählte. So bleibt in allem, was Herrmann ge- Berlin von draußen her Kunstrichtung und Kunstgeschmad vor find die Erhebungen von einer dichten Waldbede bededt, und macht hat, ein Erdenreft von Illustration und ethnographischer gejezt friegt von Theaterlapitalismus Gnaden. wohlgepflegte Felder begleiten oder vielmehr: begleiteten den Schilderung. Bei Schönleber löst fich die Natur in Gefühl auf, Flußlauf. Auf dem rechten Ufer find es vor allem Hülsenfrüchte, aber eben in ein folches, wie es in uns beim Anschauen des die die Bewohner am Fuße der Hügel zu bauen pflegen, während Meeres, der Dämmerung, des Sturmes, des Rebelfalles lebendig Storn und Rübenfelder die Gegenseite beberrichen. Von allen wird. Bor Herrmann denken wir mehr an den Bädecker und vor Seiten fallen Bäche und Flüßchen ber Dife zu, die felbft erft durch die Aufnahme der Aisne stattlich wird. Jenes Waldplateau nördlich von Royon umichließt eine Anzahl reizender Tälchen, in denen Dörfer fich angesiedelt haben. Kurz, der ganze Charalter, den dieie Landschaft in Friedenszeiten bot, war der wohlgepflegten, behaglichen, anmutigen Daseins.
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Jbren Mittelpunkt bildete bou je ogon, beffen Alftabt ganz bon einem von Kastanienbäumen beidhatteten Boulevard umträmst ist. Gine friedliche, in die Träume der Vergangenheit berfunlene Eindt: fo war Noyon , bevor biefe wilde Beit mit ihren Bellen es erreichte. Die schöne Kathedrale, die von deuticher Seite bei dem berühmten Rudzuge forgiam gefchont wurde, beherrscht weithin das Land und zählt, wenn nicht zu den größten. fo doch zu den genialiten Bauten des franzöfifchen Mittelalters. Die Industrie ist dieser Dife- Stadt fern geblieben, während sie in manchem fleinen Drie beiderseits der Dife fich angesiedelt hat, und so fonnte die alte Stadt, fonnten die fleinen, weiß und rot erglänzenden Häuser der Bürger von Noyon ibr toplisches Daiein auch bis in die neueste Zeit hinein fortführen. Bis die Sintflut' lam. die auch jest wieder gegen fie anbrandet
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Töchter der Hekuba.
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Notizen.
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ek.
Mufitaroni L Profeffor Starl Flesch wird im Rare Schönleber an dies oder jenes lyrische Gedicht, an eine Melodie, an freitagsionzert der Freien Boltsbühnen( mittags der Geruch der Heibe oder der See. Damit hängt es zufammen, 12 und abends 8 Uhr) Werte von Bach, Mozart , Reger und Sw daß Herrmanns Bilder barter in der Zeichnung sind, forretter und mann zum Vortrag bringen, außerdem wirkt der Madrigalchor des alfo auch langweiliger. Schönleber war matend viel mehr ein Lieb. Alademischen Instituts für Stirchenmufit unter Leitung von Prof. baber als em Schilderer. Jeder seiner Binselstriche ist foweit es Stati Thiel mit. Jm Deutschen Opernhaus findet aut fich für einen Brofeffor fchickt ein Anschmiegen und ein Umarmen Starfreitag ein geistliches Konzert statt. der Natur. Es ist in Schönleber viel mehr Mufil, viel mehr Heimlichfeit und genießende Demut als in Herrmann. Beide sind teine unsterblichen Maler. aber beide, und besonders Schönleber, vermögen gun mindesten uns anzuleiten, die Natur bewußter und hingebender jehen zu lernen. Und das ist immerhin etwas wert.
Volkslieder Abend des Berliner Volks- Chors. In die Singaludemie, den herrlichen Schinfelbau, hatte der Bolle Chor am Sonnabend zu einem neuen Vollsliedervortrag ge laden. Daß der wette Raum über und über mit Lauschern erfüllt war, bersteht sich; denn die Teilnahme an allen Darbietungen diefer
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Theatertonil. Die für Sonnabend in der Bolts
bühne angefezte Nachmittagsaufführung des Klafflichen Theaters ( Die deutschen Seleinstädter) mußte auf den 6. April verschoben werden. Die Karten behalten ihre Gültigkeit.
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Budwig Fulbas Bebensiler" erlebte an Montag im Trianon- Theater die bei uns nicht gerade bäufige 200. Aufführung. Die gutgemachte, gewisse Berlin W- Streife fatirischfigelnde Komödie, die Aniäge zu einer tiefer dringenden Cbaratter zeichnung männlichen Schwachfinns und pathologisch fesselnder Werb fichfeit aufweist, ist noch immer ibres Erfolgs ficher. Jda Wüst, Erich Kaiser- Liez, Möllendorff halten das Spiel in wirffamer Höhe.
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„ Er soll's so gut bei mir haben, wie der Gustav- ach,„ Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Gebeffer noch!" Die alte Frau machte sich förmlich flein. Sie schret, noch Schmerz wird sein; denn das erste ist vergangen. jollen's nie bereuen, wenn Sie mir den Jungen bergeben. So steht's geichrieben," sagte die Strüger feierlich. Dein Sie werden ja sehen, wie er's hat Sie tönnen tommen, Gustav ist nicht begraben. Ich weiß von feinem Tod." Sie alles, alles für ihn. alle Tage, Sie werden zufrieden sein. Und wenn ich sterbe: legte ihre Hand auf das Köpfchen seines Kindes. Er lebt Und wenn der Gustav wiederfommt, für mich und für Sie! ❤ des Mädchens ruhte fest auf ihr. dann dann die Krüger wurde ganz verwirrt, der Blick
Mir und dem Kind.
Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Biebig. Jezt, jetzt würde die Hiefelhahn das Kind aufheben, es mit sich fortnehmen! Nein, das durfte nicht sein, nein! Die Strüger sprang auf: Lassen Sie mir den Jungen!" Geld XVIII zu bieten, daran dachte sie jetzt nicht mehr; sie hätte es nicht gewagt der da nicht aber es lag eine Bitte, ein die Sieselhahn. Dann geben Sie mir wieder den Laufpaß." fagte Barum hatte der Bürgermeister nicht genug Heringe ange Einige waren bors Rathaus gezogen: Heringe, Heringe! Flehen in ihrer Stimme, ein Sehnen: Lassen Sie ihn mein und bleibt mein. Stomm!" Sie nahm den Knaben halbwüchsige Bengels hatten gepfiffen Der Junge ist schafft?! Mit Stöden und Schirmen war gefuchtelt worden, Männer waren ja auf den Arm, er schmiegte sich an ihren Hals. Sie wollte faum dabei die Weiber hatten, was sie gerade in der zur Tür. Aber die Krüger bertrat ihr den Weg. Wenn der taschen. Hand trugen, in die Luft geredt: Rörbe, Muffen, Martt Es waren auch Rufe erflungen, drohende, ver Gustav kommt, dann ich schwöre es Ihnen- dann-" wünschende Rufe; aber fie waren vereinzelt geblieben. Was, dann?!" Gertrud zögerte noch einen Augenblic. Seine Mutter hielt sie am Kleide fest. Dann soll er Sie heiraten!"
mir!"
Die Mutter schüttelte den Stopf. Gustab sein Junge ich bin doch die Nächste dazu!"
Ein bitteres Lächeln zog Gertruds Mundwinkel herab aha, jett fönnte es der wohl passen! Nein!" sagte fie hart. Und ohne sich daran zu fehren, langte sie nach dem Kind.
Aber das war nicht so leicht, die Strüger faßte nach dem fleinen Rödchen, hielt es fest. Lassen Sie mir's laffen Sie mir's," stammelte sie, von der plöglichen Angst des Verlierens ergriffen. Gustav sein Kind meinem Gustav fein
Kind!"
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lieber Gott
δας
Gott sei Dant! Hermine von Voigt sagte es fich mit einem Aufatmen. Das deutsche Volt war doch immer noch Er heiratet mich nicht." Gertrud schüttelte traurig den ein Volt, das von Glauben und Treue nicht abließ, wenn Stopfach, die glaubte noch immer, er wäre am Leben?! es auch einmal murrte. Murren Mitleid überfam fie: wie war das möglich, nach so langer mußte man verstehen und verzeihen! In anderen Ländern Beit! Die hatte gut versprechen; er fam nicht wieder. Doch würden sie toben. fand sie den Ton einer herben Antwort nicht. Zögernd, leise wie eine Belle entgegengeschäumt war, da war ihr zum erstenAls ihr im Verkaufsraum die Masse der Unzufriedenen Mein Kind!" sagte die andere. Und dann maß fie mit fagte fie:„ Daß Sie noch hoffen! Ich hoffe nicht mehr." einem langen Blid seine. Mutter. Es lag bieles in diesem„ Dpch- hoffen, hoffen!" Es schlug rot in der Strüger mal eine Ahnung gekommen von der Gewalt des Boltes. Blick: Hak, Anklage, Berachtung, Drohung und Leid. Als bleiches Gesicht, ihr glanzloser Blick belebte fich. Als striche Wenn das erst anstürmt, aufgepeitscht, die Schranken niederich gebeten habe, hab ich auch umsonst gebeten. Nein, ich eine barmherzige Hand über ihr Gesicht, so glätteten sich alle reißt, dann hilft fein Ich bitte' mehr und fein befehlendes denke gar nicht dran. Der Junge gehört mir, mir ganz Stungeln. Ich hoffe noch immer. Ich wer nie aufhören zu Zurück! Und die Braven draußen? In jedem Brief rühmte allein. Ich hab ihn geboren, ich hab ihn aufgezogen hat hoffen. Hoffen Sie auch!" Sie legte Gertrud die Hand auf ihr Mann den Geist der Truppen. Wenn die Weiber nur mir' n anderer was zugegeben?" Ihre Lippen träufelten deu Arm. Es flang überredend:„ Er tommt wieder, der nicht flagen wollten in ihren Briefen! Das verdarb den fich: Sie nicht!" Gustav, Sie können ganz ruhig seiner tommt!" Sie hatte Männern draußen die Laune und nahm ihnen den Mut. VerBitternd schwieg die Krüger: ja die, die hatte recht mit die Stimme hoch erhoben. denfen fonnte man es ohnehin feinem, daß er den Strieg satt dem, was sie da sagte! Es stürzte fich plöglich über sie her Als rede eine Wahnsinnige, so starrte Gertrud fie an. hatte, diesen Krieg. mit dem Gefühl eines riefigen Schuldbewußtseins. Sie war die alte Frau bei sich? Ihr wurde ganz bange. Aber Schwere Gedanken, ein drohendes Heer, stürmten auf die haben recht," sagte sie atemlos; es verschlug ihr förmlich die dann überwand es auch sie: fie mehrte sich gegen den Aber- einfame Frau ein. Sie fühlte es in sich aufsteigen wie heißes Luft, fie fonnte taum reden:" Ich seh's ein, es war unrecht wig, und doch fam sie nicht davon los. Wenn das wirklich Gebet: daß sie doch alle, alle bedenten möchten, um was es von mir. Schlecht. Gott , Gott," schrie fie plöglich laut auf wahr wäre! Wenn seine Mutter recht hätte, und er lebte sich handelte! Was war dem Volf Deutschland? War es und erhob die Hände, ich hab schwer gebüßt. Mein Unrecht noch? Sie neigte sich gegen die Frau, ihr zweifelndes ihm nur der Boden, auf dem es wohnte, der Acker, der es gebüßt, hundertmal, tausendmal. Haben Sie doch' n Ein- Gefühl schien Hoffnung, Nahrung zu faugen aus jenem bisher ernährt hatte? War es ihm nicht die Quelle alles fehen ich bin ja so allein!" festwurzelnden Glauben. Wenn ich's genau wüßte," sagte Daseins, nicht die tiefste Liebe seines Herzens, nicht die Ich bin auch allein." Gertrud sentte den Kopf; fie sie zögernd. Mutter, deren Leben zu erhalten, das treue Kind sich selber Lonnte seine Mutter nicht mehr so ansehen, nicht mehr so Das Kind lastete auf ihrem Arm, fie fette es wieder zum Opfer bringt? mit Haß. nieder auf den Tisch.
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Forti. folgt.)