17r. 87
1918
Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Der Postflugdienst.
Donnerstag, 28. März
Aus dem Tagebuch eines Kriegskorrektors. Gestern bin ich eingefegnet worden, heute babe ich gleich meinen ersten Bosten als Korrettor bei den Welt"-Nachrichten" mit
Mein
wie früher. Im großen Rahmen gilt das Gefagte natürlich auch für die erstaunliche artilleristische Leistung fehlt. Gins jedoch ist für das Gesamtgebiet wissenschaftlicher Erforschung überhaupt. ficher: die Engländer fönnen uns dieses Geschüß noch weniger Kein Wunder ist demnach, wenn bereits, inmitten des tobenden nachbauen, als die dicke Berta", weldje von dem bünnen 24er in 8ur Gröffnung des Postflugdienstes Wien Riew. Weltfrieges eine ganze Reihe weitgehender Pläne berangereift ist, den Schatten gestellt ist. Bon E. Hampe. die den technischen Riefenfortschritt der Luftfahrt auch für friedliche Seitdem es den Franzosen während der Belagerung von Paris wenigen Jahren noch Zwede nutzbar zu machen beabsichtigen. Diesen Plänen, die vor der gelungen war, mittels Freiballon etwa 100 Berfonen und an träume erschienen, stehen an sich heute taum noch nennens Welt als wahnwize Phantasie9000 Kilogramm Briefe über die deutsche Einschließungslinie bins werte technische Schwierigkeiten entgegen. 50 plant man weg in die Außenwelt zu befördern, ist der Gedanke einer Nach eine Luftverbindung zwischen den Zentralpunkten der einzelnen einem borläufigen Wochenlohn von 85 M. angetreten. richtenübermittlung durch die Luft lebendig geblieben. Solange fich Städte einerseite, 3. B. zwischen New- Yort und Washington und Schefftehtakdör ist ein feiner Wann, hat mir gleich eine Biebgarre freilich feine praktische Ausführung auf den technisch unvollkommenen Rom und Palermo , welche beiden Verbindungen am 1. Mat d. J. angeboten, wo mir dann später schlecht nach geworden ist. Schad Freiballon stüzen mußte, standen ihr unüberwindbare Hindernisse eröffnet werden follte, wie eine solche zwischen den verschiedenen aber nichts. Schriftsteller und Schriftfeger find ziemlich ungeim Weg. Erst die Erfindung der Lenkluftschiffe und Flugzeuge Rändern und sogar Erdteilen untereinander. fonnte eine tatsächliche. Verwirklichung näherrücken. Aber die Luft- zwischen London und New York durch die Luft erfolgt in 24 Stunden, schlecht. Die Fehler muß ich verbessern, deshalb heiß ich korrektor. fchiffahrt war wie fein anderer Zweig der Technit ein rechtes Kind ja eine Luftverkehrslinie London - Bombay mit 60 Fahrtstunden ist Manche Fehler, wo gemacht werden, sind so lächerlich, daß ich fic der Gegenwart, und da diefe ganz im Zeichen eines allgemeinen vorgesehen. Eine erste prattische Durchführung hat Italien unter- mir merken will. Wettrüftens aller europäischen Mächte stand, war es natürlich, daß nommen, dessen Militär flugzeuge ja als erfte im tripolitanischen
Eine Verbindung
bildete Leute.
Die einen schreiben schlecht, die andern fezen
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auch diese neue Erfindung von vornherein für militärische Zwede Kriege die Feuertaufe erhielten. Seit dem Sommer vorigen Jahres Gleich zu Anfang stand ba: Bester Lloyd. Hat man schon je mit Beichlag belegt wurde, um so mehr, als fte zweifellos bedeutende ist nämlich eine erste regelmäßige Boftluftverbindung zwischen mals gelesen: George Lloyd ? Ich hab natürlich Lloyd Pester draus Neuerungen für die Striegführung zu erbringen versprach. Vor allem Neapel und Palermo eingerichtet worden, der bald eine solche gemacht.
war es dabei Frankreich , das seine„ bierte Waffe" mit fieberhafter zwischen dem italienischen Festland und Sardinien folgte. Auch
Gile für die friegerische Verwendung vorbereitete und fie fogar im Defterreich- Ungarn hat durch die Gründung einer internationalen Ein paar Zeilen weiter war von 18 000 000 Pfund Sterling die Frieden schon als Angriffswaffe bestimmte, während man in Deutsch - Luftverkehrs- Attien- Gesellschaft einen Perionen- und Bostverkehr Rede. Soll natürlich Stichling heißen. Ein schlechtes Zeichen für land nur an ihre Verwendung für die Aufklärung dachte. Bei zwischen der Monarchie und den Hauptstädten des Balkan ins Auge die Engländer, daß sie schon Stichlinge essen müssen. Ich mag nicht folchem Wettrüsten mußte die Benuzung der Luftfahrzeuge für gefaßt, der Beispielsweise die Strecke von Wien nach Konstantinopel mal Stint. friedliche Zwede in den Hintergrund treten. Wohl tauchten in in zwölf Stunden bewältigen soll. Mit der durch die kriegerischen Deutschland eine Anzahl Berkehrsluftschiffe auf und veranstaltete Umstände hervorgerufenen neueröffneten Postflugverbindung Kiewdie Deutsche Luft- Verkehrs- Gesellschaft ibre bekannten Reklame Wien ist nunmehr ein erstes festes Glied in dem geplanten LuftBallonfahrten. Doch da sich das legtere Unternehmen infolge der verfehrswege zwischen der Donaumonarchie und der Ultraine einer noch immer großen technischen Schwierigkeiten nicht wirtschaftlich feits, dem Balkan andererseits hergestellt worden. genug erwies, ging es bald zum Flugzeugbau über und hat nun im Striege wie die geiamte private Flugzeugindustrie vollauf mit der Dedung der verlangten Heereslieferungen zu tun.
nationalen Luftverkehrs auch für den Frieden noch einige Schranken Allerdings bleiben einer allgemeinen Ausbreitung des intergezogen. Und zwar sind diese politischer Art. Denn noch immer Der Krieg follte einen ungeahnten Fortschritt für die Luft haben sich die einzelnen Staaten das Hoheitsrecht über ihre Luft fchiffahrt heraufführen. Stein anderes Gebiet der Technit ist so sehr gebiete gesichert und das Ueberfliegen ihrer Grenzen durch fremde durch den Krieg befruchtet und fortentwidelt worden. Man fann Luftfahrzeuge aus mannigfachen schwerwiegenden Gründen vermobl fagen, daß sich das Tempo der Entwicklung der Luftichiffahrt boten. Erst eingebender internationaler Verhandlungen wird es während der Kriegsjahre zumindest verzehnfacht hat. Noch bei bedürfen, um bierfür eine Einigung über bestimmte dem allStriegsausbruch war das Flugzeug vom schönen Wetter abhängig. gemeinen Verkehr freizugebende Luftlinien zu erzielen. Aber Heute nimmt der Flieger jede Witterung, und fei es der böigfte zweifellos befinden sich die Mittelmächte in diefer Beziehung ihren Sturm, im Vertrauen auf die Sicherheit seiner Maichine in den politischen Feinden gegenüber in der Vorhand, da ihre Gebiete Rauf. Damals entwickelte das Flugzeug eine 80 Stilometer Stunden überall räumlich aneinandergrenzen und sie deshalb für ihre Hauptgeichwindigkeit, jegt übereilt es die Lande mit 220 Kilometer Ges flugftreden feiner fremben Genehmigung bedürfen. ichroindigkeit in einer Stunde, und bermag fo spielend Flüge auszuführen, die früher als gefährliche Fernflüge, heute nur noch als gewöhnliche Spazierfahrten erfcheinen. Arbeitete einst der Motor mut 100 Pferdestärken, so beute bis etwa 300 Pferdestärken, dem entsprechend ist auch das Maß des mitzunehmenden Gewichts bedeutend gestiegen. Statt Bomben von 2,5 kilo werden jegt folche von 100 Stilo und mehr mitgeführt. Dieie Entwicklung aber ist noch Längst nicht abgeschlossen. Nachdem nunmehr erst einmal einwand frei die wissenschaftlichen Grundlagen für die Luftschiffahrt fest gelegt find, wird ihre Vervollkommnung hinsichtlich Sicherheit und Leistungsfähigkeit nur ständig noch steigen. Doch schon beute ist die verhältnismäßige Sicherheit einer Beförderung durch das Flugzeug faum geringer als in einem Expreßzuge oder Dzeandampfer, da burch die Güte des Materials und Durchbildung der Führer Betriebsunfälle fast ausgeschaltet und im letzten Rotfalle durch einen Gleitflug zu überwinden sind.
Bie fa durch diefe gewaltige Entwicklung ber kriegerische Bert des Flugzeuges ungeahnt gestiegen ist, und aus dem einst borsichtig ALL behandelnden Muftlärungsmittel eine überall tätige Schlachtenwaffe entstand, mußte sich auch feine Bet wendungsmöglichkeit für friedliche Zwede in gleichem Maße steigern. Durch die technische Vervoltommnung und die damit gebotene Sicherheit ist der einstige Gefabrpunkt einer Unwirtschaft lichkeit des Luftverkehrs heute überwunden. Dazu tritt der Umstand, daß der Krieg ein Bedürfnis nach immer engerem Zusammenschlug räumlich weit getrennter, aber gemeinsam handelnder Landes teile und Länder hervorgerufen bat, das nur durch eine so einfache und schnelle Art wie eine Uebermittlung durch die Luft befriedigt werden kann. Alle Behörden und Verwaltungsstellen wie industrielle Unternehmungen werden diefe gebotene Möglichkeit schnellster und eingehendster Nachrichtenübermittlung dankbar begrüßen. Ihr Wert wächſt immer höher, je weniger die sonstigen Berfehrsmittel ausgebaut oder zuverlässig find. Damit fällt der Verwendung von Luftfahrzeugen für die Kolonien eine unerfezbare Bedeutung zu. Sie bilden heute zur schnellen Befehls- und Nachrichtenübermittlung zwischen ben einzelnen weit getrennten Verwaltungsfigen wie für die Durch führung eines Boftverkehrs über die unwegiamen Gebiete hinweg die einzig zuverlässigen Mittel. Ganz ungeachtet bleibt dabei ihr Wert im Dienste der tolonialen Landesvermessung, die sie mittels ihrer vervollkommneten Lichtbildaufnahmen in fürzester Frist zu bewerf stelligen vermögen statt in einer mühseligen Arbeit von Jahrzehnten
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So hat sich denn in aller Stille ein neues Zeitalter des Ver tebre vorbereitet, das nur auf die Beendigung des Völkerkrieges wartet, um sich dann voll unter Ausnuzung der durch den Krieg geschaffenen und dann fret werdenden zahlreichen Luftverkehrsmittel zu entfalten. Dem dann auf diesem Gebiete einießenden friedlichen Wettbewerbe tönnen wir mit voller Rube entgegensehen. Denn unfere Feinde, vor allem das mit seiner Lufthilfe drohende Amerika , haben dafür gesorgt, daß wir die höchsten Leistungen auch auf dem Gebrete der Luftschiffahrt erreicht haben, und Deutschland so heute auch in der Luft die Führung hat.
Das neue 100- Kilometer- Geschüh.
Wenn einer feinen Ramen lateinisch schreibt, dann foll er ihn auch richtig schreiben. Raffierer schreibt man nicht Cafficer. Da unfer Reftor beim Abgang gefagt hat, wir sollen immer deutsch denfen, deutsch handeln und deutich schreiben, so habe ich für Paul Cafftrer Baul Sädelwart geschrieben.
Ich weiß noch ganz genau, daß in dem Stid Wilhelm Tell von dem Echriftsteller Schiller der eine Schweizer Stauffacher heißt und nicht Stauffer. D6 er aus Bern war, weiß ich nicht mehr.
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Wie kann ein Schriftsteller nur so ungebildet fein umb fortwährend von der Medizäergruft schreiben. Auch der Sezer hat natürlich nichts gemerkt. Ich war so wütend, daß ich das ganze Wort durchgestrichen und das richtige rübergeschrieben habe: Medi zinergruft.
Mann aus dem Wolfe unverständlich sein muß: Die Nachfrage nac In einem Marktbericht fam folgender Saz bor, der für den Serabella hält im ganzen Umfang an und bei der Knappheit der felben wird Spörgel um fo mehr gefragt. Ich habe durch meine Aufmerksamkeit die Sache richtig gestellt und aus Seradella Sardeileir und aus Spörgel Spargel gemacht.
Notizen.
- Borträge. Im Deutschen Monifienbund fpricht Freitag a bends 8 Uhr im Bichorr- Bräu, Tauenzienstr. 18, I, Dr. v. Arco über den Energieumsaz in Organismen, nach Mag Verworn". Mufitaronit. Jm Deutschen Opernhause wird die Bariifal Aufführung am 4. und 6. April wiederholt. Der Vorberfauf beginnt am Freitag.
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Theater veranstaltet im Zirtus Saumann am Mittwoch, den 5. April. Manfred" im 8irkus Schumann. Das Deutsche zum Besten der Brandenburgischen Kriegsbeschädigtenfürsorge eine einmalige Aufführung von Byrons dramatischem Gedicht Manfred" mit der Mujit von Robert Schumann .
Ale 1914 die Bomben des 42-8tm.- Mörsers die Forts von Lüttich zerschmetterten, staunte die Belt über die ungeheuere Berstörungskraft des bis dahin gänzlich unbekannt gebliebenen Riesengeschüßes. Das Erstaunen wuchs noch, als allmählich einigermaßen verläßliche Daten über die Geschoßbahn dieses Mörsers an das Licht der Zeitungen tamen, welche zwar nur von einer Schuß meite von 14 Ailometer, aber auch von einer Höhe der Flugbahn bis zu 6000 Meter zu berichten wußten. Dann tam als zweite unerhörte artilleristische Beistung die Befchießung von Dünkirchen hat soeben ihr Vorlesungsverzeichnis für April- Juni erscheinen Die Humboldt- tabemie Freie Sochschule aus einer damals noch märchenhaft erscheinenden Entfernung von laffen. Es enthält wieder eine reiche Auswahl von Vorlesungen 35 Kilometer, welche das mannshohe Geschoß des 38-8tm.- Flach- auf allen Gebieten. Zu beziehen u. a. bunch das Hauptbureun, bahn oder Schiffsgeschüs bedeckte. Die Palme gebührt aber un- Neue Friedrichstr. 53/56 II. streitig jenem 24-8tm.- Gejcih, das am 24. März 100 Kilometer weit seine Visitenkarte m Gestalt schwerer Granaten in Paris ab=- Eine heffing Stiftung. Friedrich Heffing hat gab und Schreden sowie heillose Verwirrung verbreitete. 100 Nilo- ganz im Geiste seines Birkens fein gesamtes Vermögen im Betrage meter find eine Entfernung wie von Berlin bis meit jenseits von 11 Millionen Mark einer zu bildenden Stiftung bermacht. Frankfurt an der Oder , fast bis Kottbus , nod) ein Stück über die Diese soll seine orthopädische Anstalt in Göggingen fortführen und Elbe hinweg bei Wittenberg , fast bis Burg bei Magdeburg, bis die Heffingfchen Erfindungen vervollkommnen. Die Stiftung foll Stendal , Neu- Streli, Prenzlau und etwa noch 20 Kilometer ausschließlich wohltätigen und gemeinnüßigen Zweden dienen. weiter als Küstrin , wenn man den Bahnhof Alexanderplat als Mittelpunkt des Kreises annimmt.
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Claude Debussy , einer der modernsten franzöfifch Komponisten, ist noch nicht 56 Jahre alt in Baris gestorben. Gr Gin 24-3tm.- Geschüß gewöhnlicher Konstruksion verfeuert Ge- bat die Musik burch neue Ausdrudsmittel, und zwar fpeziell Surch schoffe im Gewicht von etwa 200 Stilo und durchschlägt mit Spezial- neue Harmonien, zu bereichern gesucht. So hat er ganz eigen. granaten einen Schiffspanzer von 70 3tm. Stärte nabe seiner artige Klangreise geschaffen. Aber es fehlt seinen Werken Kraft Mündung. Das Rohr hat eine Länge vou 10,22 Meter und wiegt und Größe. Eine Reihe symphonische Dichtungen ftb an ebenso 18 000 Kilo. Wie weit diese Maße und Gewichte bei der neuen raffinierte und artistische jungfranzösische Dichtungen omgeleist Monstruktion vergrößert worden sind, kann zurzeit nicht einmal aber durch fie angeregt. Am bekanntesten wurde seine Iypischschätzungsweise angegeben werden, da jeder Vergleichsmaßstab dramatische Bertonung von Maeterlincs Pelleas und Melisand paar alte Frauen fehrten, ein paar Kinder fingen mit aus-[ doch nur Augenblicke. Der Krieg ging weiter, das Beid blieb gestreckten Händen die Flocken auf. Das fah so friedlich aus, dasselbe; es verschärfte sich noch mehr mit jedem Tag, denn so zum Stillfigen behaglich, zum Einschlafen ruhig. Aber nicht mehr wurde es mit Geduld getragen. Wer hatte noch Ein Roman aus unserer Zeit von Clara Biebig. über sie wollte teine Ruhe kommen. Vor ihre Augen traten Geduld?! Fühlte sie denn nicht selber eine fieberhafte Unruhe Die erregte Frau hob die Arme auf. Die sonst Be. die Gesichter, die sie ganz genau tannte, sah sie die doch fast in sich? Sie durfte andere nicht mehr schelten. Der Generalin kam der Gedanke, noch nach Berlin zu herrschte war heute nur Gefühl. Vom Himmel hätte sie etwas täglich, wußte: das ist die, die den Mann draußen hat herunterreißen mögen: das, was jetzt allen not tat. Ratlos die den Sohn die hat fünf unmündige Kinder- jene fahren. Sie hatte plößlich das Verlangen, aus der Stille sah sie umber: ach, ein Ende, ein Ende! Aber wie?! Noch heute dünkten ihr die bekannten Gesichter noch blasfer, noch heute fürchterlich, quälte fie, tam ihr vor wie Todesschweigen. die hier ist bescheiden die da unbescheiden. hier, die sie sonst liebte, heraus zu kommen. Diese Stille wat war fein Ende zu sehen. Angst erhob sich in ihr und durch niedergedrückter, noch erbärmlicher als sonst. Klang da nicht zu tun hatte sie nichts in der Stadt, sie konnte sich aber zu rüttelte fie: ein Jammer, ein nicht zu ertragendes Leid, wenn Weinen? yan nicht durchhalten würde! Wenn um ein paar Hände voll tun machen, etwas besorgen, und wäre es nur, um einmal Schreier Unzufriedene gibt es zu jeder Zeit, wird es ewig schon, den wir verbringen müssen mit Zittern und Bagen! zwungen zu sein, auf Aeußeres zu achten und nicht immer Wieder ein Winter und noch kein Ende, der dritte Winter durch belebtere Straßen zu gehen, um im Gedränge gegeben Deutschland fallen müßte. Nein, das könnte sie nicht wiederum ein Weihnachten vor der Tür in trostloser Einsam- nach innen zu lauschen. Sie entschloß sich rasch. Sie hatte Die sonst so Ruhige durchmaß mit großen Schritten feit, ein Weihnachten, an dem unseren Kindern fein Lichter eine wahre Gier, zu vergessen, durch irgend etwas abgezogen Die sonst so Ruhige durchmaß mit großen Schritten das Zimmer, es peitschte sie hin und her. Leidenschaftliche baum brennt! Wir haben gehofft, Tage und Wochen und zu werden von peinigenden Gedanken. Monate Gefühle durchtobten sie. Aber stärker als all die lauten wir haben geweint, Tage und Wochen und Als sie in den Zug stieg, fand sie sich plößlich im selben Monate was nun, was nun?!' Stimmen, als Zweifel, Zorn, Angst und Anklage, tönte die Abteil mit ihrem Nachbar. Es war doch der Geheimrat? Sic zarte Stimme des Mitleids. Das flüsterte ihr in die Dhren: Armen! Wer konnte ihnen helfen, fie all thren Stummer ver- peinlich Saubere sah so zerstört aus. Den Ueberzieher hatte, Ein Beben kam über die Frau: oh, die Armen, der erkannte ihn im halben Lichte faum. Der sonst so Geordnete, Hast du die vergrämten, blassen Gesichter gesehen? Diese geffen machen? Den Frauen ihre Männer, den Kindern ihre er fchief zugeknöpft, das Halstuch hing ihm mit langen Enden. Frauen, die dürftige Kinder zu Hause haben? Diese Leute, Väter wiedergeben? Adh, Tote werden nicht mehr lebendig. Er schien die Generalin nicht zu sehen. Dicht saß er neben die nicht lernten, sich zu beherrschen wie du, deren manche was an Blut gefloßen ist, wäscht fein Regen mehr fort. feiner Frau; die hatte sich ganz in die Ecke gedrückt, er blickte nicht die Bildung befizen, nicht den geschulten Verstand, um Aber können Tränen nicht linder fließen, kann nicht, tommt sie unverwandt von der Seite an. alles auch richtig aufzunehmen und zu verstehen. Diese die rechte Sonne, auch auf verödeter Flur noch eine Blume Menschen, deren höchfter Ehrgeiz es ist, sich einmal ein Dafein zu erringen, ohne tägliche Not, am Sonntag einen Spaziergang zu machen und zu guter Legt im eigenen Bette zu sterben?
überleben!
erblühen?
Ach, die armen Leute, die hatten Sorgen! Frau von Voigt wußte: die Söhne hatten die schweren Tage der heftiMit suchenden Augen sah die Unruhvolle hinauf zum gen Kämpfe in Wolhynien und der ersten Offensive an der trüben Dezemberhimmel. Etwas ganz Großes, ganz Un- Somme glücklich überstanden, aber der Aeltere war daun Hermine von Boigt schreckte zusammen: gellte da nicht erwartetes mußte tommen, etwas noch nicht Geahntes aus Rußland nach Rumänien gekommen, und da ging es so ein Schrei? Ja, das war der Schrei, der selbst den Schlachten- auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!' ein Wunder! Dann, dann konnte es besser werden. Friede rasch immer voran, daß eine Nachricht ihn wohl nicht erLärm übertönt! Immer lauter, immer gewaltiger wurde er, dazu wäre da. Die Zeit reichte und die Eltern nichts von ihm hörten. Der Jüngere er schwoll an zur Donnerstimme des Drfans: dieser Schrei hatte am 14. November zuletzt geschrieben; am Pierre- VastDaß man doch jeden Tag so auf die Zeitung wartete Walde wurde damals gefämpit schweres fonnte sein, der ganzen Welt, die dem Untergang entgegengeht. mit Ungeduld! Die Generalin sah nach der Uhr: noch war daß er dabeigewesen. Hoffentlich hatten sie jest etwas geUntergang Untergang-?! Jhre Gedanken jagten, die Abendzeitung nicht da. Als ob so ein Stück Papier das hört?! sie wurde die Unruhe nicht mehr los. Sie war gepeinigt, bringen tönnte, wonach die Seele verlangt! Man atmete schwebte etwas um diese beiden Leute, was sie beunruhigte Zu fragen traute fich die Generalin nicht. ihr Dhr überreizt. In der Stille ihres Zimmers felbft glaubte freilich für Augenblicke freier, wenn man las, wie die Ru- oder lag es vielleicht nur in ihrer eigenen Stimmung? Noch sie etwas zu hören. Sie trat ans Fenster. mänen am Afgeful geschlagen, sich fluchtähnlich zurückgezogen überlegte fie- grüßen mußte sie doch wenigstens da erAber ruhig lag die Straße unterm trüben Dezember- hatten, wie es unaufhaltsam weiterging: Sinaia , Bukarest , fannte der alte Herr sie. himmel, lautlos fielen Schneeflocken wie weicher Flaum. Ein Ploesti genommen. Das waren große Augenblicke. Aber
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Schluß folgt
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