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"ne den Körper umschließende Hülle zurecht. Vielleicht ist e, uch draußen erwartet worden. Bisher fehlt von ihm jede Spur, und es dürste nur vielleicht möglich sein, ihn mit Hilst des Ver­brecher-Albums zu ermitteln. In der letzte» Nnmmer des WirtheblatteSDaS Gast­haus" findet sich folgendes Inserat: »Soll eine Pflanze von uns scheiden, Muß man die Wurzel ihr abschneiden! Drum ist es bei uns abgemacht: DerVorwärts", der wird abgeschafft.' Mehrere Kollegen." Diese vier Zeilen eines anonymen Verskünstlers sind das Resultat einer Agitation, die bereits vor längerer Zeit angehoben hat. Schon vor ungefähr vierzehn Tagen machte in einer Gastwirths- Versammlung ein übereifriger Brau- Vrotzen-Kuecht den Vorschlag, denVorwärts" zu boykottcn. Sein Antrag fiel aber aus steinigten Boden. Fast a temxo schlugen die Anwesenden die Hände über de» Kops zu- fammen und meinten ganz treuherzig: Ja, wenn wir den Vorwärts" abschaffen, dann geht uns ja gar kein Mensch mehr in unsere Buden. Dann können wir auch unser Weißbier allein trinken. Und der Antrag war verschwunden, wie's Würstel vom Sauerkraut. Dieser greuliche Absall hat dem Antragsteller und seinen Speziglkollegen trotzdem nicht den Muth verschlagen. Nachdem sie sich die Sache reiflich und lange überlegt, machen sie ihrem Herzen und ihrem Math jetzt in der Jnseratensparte in einem Verslein Luft. Nur Muth, Ihr Helden! Wetzt Euer Messer und beginnt damit an der Eiche herumzufiedeln, Wenn aber EuerKrötenstccher" nicht bis zu den Wurzeln reichen sollte, dann geht wieder nach Hause und singet das schöne Lied: ES war' zu schön gewesen, es hat nicht sollen sein". Die deutsche Gas-Glühlicht-Aktiengesrllschaft zu Berlin  wird für das mit dem letzten Juni ablaufende Geschäftsjahr 1833/94 ihren Aktionären eine Dividende von lvv pCt. zahlen; außerdem werden 9bl100l) Mark vom Patentkonto abgeschrieben. Für die neun Monate des ersten Beiriebsjahres waren 65 pCt. Dividende verlheilt und über eine Million war zu Abschreibungen verwendet worden. So haben die armen Aktionäre in nicht ganz zwei Jahren nicht nur ihr Kapital zurückerhalten, sondern auch beinahe das Doppelte dieser Summe alsEntbehrungslohn"! Man muß sehr weit in der Geschichte zurückgehen, bis zum Auf- kommen des großen Handelskapilals im 15. und 16. Jahrhundert, um auf ähnliche Riejenprofite zu stoßen. Damals allerdings war es womöglich noch ärger. Im Jahre 1511 lieh der Augsburger Bartholomäus Rem dem Ambrosius Höchstetter 500 Guldenzu Gewinn und Verlust in die Handlung"; und schon 1517 hatte er damit einen Gewinn von vierundzwanzig- tausendfünfhundert Goldgulden erzielt. Ganz so groß ist der Profit der Gas- Glühlicht- Aktien- Gesellschaft nun nicht ausgefallen, aber das ist nicht die Schuld der Gesellschaft selbst. Sie that und thnt, was sie kann. Wie sie ihre Arbeiter behandelt und mit welchen niedrigen Löhnen sie dieselben abspeist, wurde vor nicht langer Zeit in einigen Versammlungen eingehend dargelegt. Aber auch von ihren Kun- den nimmt sie, was nur zu nehmen ist. Ein einfacher, gleich- weiter, glatter Glaszylinder kostet bei ihr 25 Pf.; so ein Ding wäre mir 10 Pf. überreich bezahlt. Das Bischen geglühte Patent- maffe, das die Berliner   denStrnnips" nennen, wrrd mit 2 M. in Rechnung gestellt. Di« Installation eines Doppelgasarmes kostet 17 M. Fürwahr, gegen die Gesellschaft am Molkenmarkt sind sogar unsere Neumindneunziger die reinen Waisenknaben. Von dem Rem und Höchstetter sagten ihre Zeitgenossen, ihr Ge- winnübertreffe der Juden Wucher siebenfältig". Wer wagt heute, so etwas von einem Kommerzienrath zu sagen? Eine interestaute, erfolgreiche Operation wurde am Dienstag durch Herrn Professor Rinne in dem Elisabeth-Kranken- bause an dem in der Maaßenstr. 17 wohnenden Schlächtermeister Fritz vorgenommen. Herr F. war an genanntem Tage von seinem Laden aus in den Keller gestürzt und hierbei drang ihm sein Schlächtermesser, welches er in der Hand hatte, etwa 15 Ctm. tief in die Brust. Da der Zustand des Verunglückten von hin- zugerufene» Acrzten als hoffnungslos bezeichnet wurde, brachte man F. schleunigst»ach dem Elisabeth-Krankenhause, wo Herr Professor Rinne alsbald feststellte, daß das Messer die Leber durchbohrt hatte und die Gefahr einer inneren Verblutung des Patienten vorlag. Schleunigst wurde nun durch operativen Eingriff die Bauchhöhle freigelegt und die Wunde in der Leber »lit antiseptischen Verbandsmitteln geschloffen, wodurch die Ge- fahr der Verblutung gehoben ist.-- Herr F. befindet sich jetzt außer Gesahr; der Verlauf des Wundfieberprozesses ist normal. Im Fieberwahn aus einem Fenster gesprungen ist in der Nacht zum Mittwoch ein Mann, Siamens Zimmermann, der sich in einem hiesigen Krankenhaufe befand. Als man ihn auf der Straße aufsano, war er bereits todt. Er chatte sich den Schädel zerschmettert. Dem Aussichtspersonal ist insofern keine Schuld beizumessen, als der Kranke in der ausgesprochenen Absicht, frische Lust zu schöpfen, das Fenster öffnete und dann mit blitzartiger Geschwindigkeit hinausschlupfte. Vermißt wurde seit dem 25. v. M. der Gastwirth Wendrich aus der Prinzenstr. 86. Nach einer jetzt hierher gelangten Mit- lheilung ist in der Elbe zu Martinskirchen bei Brottwitz ein Leichnam aufgefunden worden, dessen Beschreibung auf Wendrich paßt. Näheres fehlt bis jetzt. Einen entsetzlichen Abschluß fand der Sommerausflug des Berliner   Kellnerbundes, der sei» Stiftungsfest am Dienstag a»f Müggetschloß bei Friedrichshagen   feierte. Gegen 11 Uhr Abends wollte ein Theil der Ausflügler mit der Dampfstraßeu- bahn vom See nach Bahnhof   Frredrichehazen sahren. Bei den Zurückfahrenden befand sich auch der Oberkellner Körting in der Neuen Königstraße wohnbast. dessen Frau den ersten Wagen der noch langsam fahrenden Straßenbahn zu ersteigen suchte. Sie glitt jedoch vom Trittbrett ab, kam mit den Füßen unter den zweiten Wage» zu liegen, dessen Räder über die Unglückliche hinweg gingen und beide Beine zermalmten. Frau C. wurde sofort nach Berlin   überführt und in die Privatklinit von Dr. L. geschafft, wo sie Mittwoch Vormittag an den erlittenen Ber- letzungen verstarb. Die Liste 34? für die ausgesperrten Brauer ist verloren gegangen. Ter Finder wird gebeten, dieselbe Blumenstraße öS abzuliefern. Polizcibericht. In der Nacht zum 27. ds. Mts. fiel ein Barbier auf dem Hose des Grundstücks Strelitzerstr. 10 hin und brach den Unterschenkel.   Am 27. ds. Mts. wurden Morgens ein Tischler in einer Klinik, wo er sich als Patient befand, und Nachmittags eine Frau in ihrer Wohnung, in der Wrangel- slraße, erhängt vorgefunden. Eine in der Lübbenerstraße im Keller wohnhaste Frau versuchte sich Morgens zu erhängen. Sie wurde noch rechtzeitig abgeschnitten und nach dem Kranken- hause gebracht. Gegenüber dem Hause Königin Augustastr. 18 sprang eine Fran in den Landwehr-Kanal, wurde aber, an- scheinend ohne Schaden genommen zu haben, aus dem Wasser gezogen. Vormittags siel am Nordhafen ein Arbeiter, der mit dem Ausladen von Holz beschäftigt war, rücklings vom Wagen und wurde durch nachstürzende Kloben anscheinend nicht unerheb- lich an der Stirn verletzt. Im Keller eines Hauses der Kommandantenstraße fiel ein Laufbursche, der einen Glasballon mit Benzin in den Lagerraum des dort belegenen Droguen- geschästS bringen wollte, hin. Das aus dem zerbrochenen Ballon ausströmende Benzin entzündete sich an dem offenen Herd- fener der an der Treppe liegenden Waschküche. Ter Laufbursche erlitt schwere Brandwunden am ganzen Körper, während der zu seiner Hilfe herbeigeeilte Geschäftsinhaber nur leichte Ver- letzungen an der Hand davontrug. Nachmittags stürzte sich ein siebenjähriger' Waisenknabe aus dem Küchensenster der im vierten Stock eineS HauseS der Ruppinerstraße belegenen Wohnung seiner Pflege- Eltern auf den Hof hinab und erlitt schwere innere Verletzungen. In der Nacht zum 28. d. M. fiel ein Kandidat der Medizin in der Dessauerstraße über einen auf dem Slraßendamm lagernden Steinhausen   und erlitt«inen Bruch der Knöchelgelenke. Witterungöllbersicht vom 28. Juni. Witterung in Deutschland   am 28. Juni, 8 Uhr Morgens. Nachdem in Nord- und Mitteldeutschland noch gestern Nach- mittag und in der Nacht, zu Chemnitz   heute Morgen Gewitter stattgefunden haben, ist bei ziemlich hohem Luftdruck und mäßigen nördlichen Winden in den meisten Gegenden wolkenloser Himmel eingetreten. Nur in den südöstlichen Landestheilen ist das Wetter trübe geblieben. Die Temperatur ist allgemein etwas ge- stiegen und erreichte heute früh in Hamburg   und Mülhausen   i E. 19 Grad Celsius. Wetter-Prognose für Freitag, den 2V. Juni 1894. Tockenes, vorwiegend heiteres Wetter mit mäßigen nordöst- lichen Winden und zunehmender Erwärmung. Berliner   Wetterbureau. GeviibkS'.Beittmg; Gegen den Hansbesitzer Habel wurde gestern vor der 131. Abtheilung des Schöffengerichts eine Anklage wegen Sach- beschädigung verhandelt. Einer der Miether des Angeschuldigte», ei» Milchhändler, hatte seine Geschäfts- und Wohnräume bereits im April aufgegeben, obgleich sein Kontrakt bis zum 1. Juli lief und er bis zu diesem Termine den Miethzins entrichtet hatte. Vor seinem Auszuge brachte er an der Innenseite des Schau- fensters ein Plakat an, wodurch dem Publikum die Geschäfts- Verlegung bekannt gegeben wurde. Der Angeklagte machte seinem Unmuthe gegen den früheren Miether dadurch Lust, daß er das Plakat herunterriß und es vernichtete. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 20 M., der Gerichtshof deließ es bei der Unbescholtenheit des Angeklagten bei 10 M. Geldstrafe. Eine ans Bequemlichkeit begangene Urkundenfälschung führte gestern den Viehhändler Winter vor die IX. Straf- kammer des Landgerichts l. Im Juni vor. Js. hatte der An- geklagte aus einem Gute im Kreise Königsberg   zwei Bullen ge- kaust. Der dortige Amtsvorsleher bescheinigte ihm durch Ursprungsaltest, daß das Gut, von welchem die Bullen stammten, seuchenfrei sei. Winkler kaufte sodaun aus dem Wege nach Berlin   eine Kuh. Er hätte sich nun nach dem etwa eine halbe Stunde weit entfernten Wohnort des Amtsvorstehers begeben müssen, um sich auch ein Ursprungszeugniß über die Kuh ausstellen zu lasse». Dies war ihm aber zu zeitraubend. Er nahm da? Ursprungsattest über die beiden Bullen und schrieb auch die Kuh hinein. Auf dem hie- sigen Viehhofe wurde die Fälschung leicht entdeckt. Der Staats- anwalt beantragte gegen den Angeklagten eine Gefängnißstrafe von 10 Tagen, der Gerichtshof berücksichtigte aber, daß das Seuchengesitz, welches der öffentlichen Wohlfahrt dienen solle, durch die Haudlungs- weise des Augeklagten wirkungslos gemacht werde und erkannte deshalb aus drei Wochen Gesängniß. Eine auS vier Köpfen bestehende weibliche Diebes- bände stand gestern vor der zweiten Strafkammer des Land- gerichts I. Die zu Rnmmelsburg wohnhaften Angeklagten, die geschiedene Arbeiler-Ehesrau Minna D u d e ck, die Schuhmacher- Ehefrau Anna Groß mann und die beiden unverehelichten Wilhelmine Feder und Agnes Theel, waren geständig, sich zu gemeinsamen Raubzügen nach Berlin   verbunden zu haben. Sie besuchten mit Vorliebe kleine Läden. in denen nur eine Person den Berkauf besorgte. Wenn ihnen Waaren vorgelegt waren, so trat eine von den An- geklagten, zumeist die Großmann, als Käuferin auf. Wenn der Verkäufer gezwungen war, seine Blicke von der Käuferin ab- zuwenden, so benutzte diese die Gelegenheit, ihren dichr hinter ihr stehenden Begleiterinnen Waaren zuzustecken. Besonders die kleinen Juwelier- und Posamentierwaaren- Läden wurden von den Angeklagten gebrandschatzt. Im Terniin bezichtigten die Angeklagten sich gegenseitig, die Großmann soll sich alle Schmucksachen, Wäschestücke und was sie sonst zur Ein- segnung ihrer Tochter gebrauchte, zusammengestohlen haben. Die unverehelichte Feder wurde von ihren Mitangeschul- digten als Anstifterin bezeichnet. Als die Großmann äußerte, daß sie ihrem Kinde ein Paar Schuhe kaufen wolle, habe die Feder gesagt:Was? Du willst welche kaufen? Ich stehle mir welche." Als sie aufgefordert worcen sei zu arbeiten, habe sie erwidert:Arbeiten? Die Arbeit ist nur für die Dummen." Der Staatsanwalt hob hervor, daß die Angeklagten jedenfalls weit mehr Diebstähle begange» hätten, als ihnen nachgewiesen worden sei. Er beantragte gegen die Groß mann 3 Jahre 6 Monate, gegen die Feder 3 Jahre, gegen die D u d e ck 2 I a h r e und gegen die T h e e l ein Jahr Gesängniß. Das Urthcil lautete gegen die Großman» auf zwei, gegen die D u d e ck aus 1 I a h r drei Monate, gegen die Feder ans, w e i I a h r e und gegen die Theel auf sechs Monate Gesängniß. I« dem Prozesse geaen die Amsterdamer Banknoten- falscher verurtheilte das Tribunal zu Amsterdam   den Ver- fertiger der falschen Banknoten Krause zu 5 Jahren, Tobaerts zu 4. Thumm zu 3, van Liemt, Frey, Kempst. Keeze zu 2i/,, Sinnige und Arnzt z» 2 Jahre» Zuchthaus. Löschke wurde frei- gesprochen. Soztsle MIeliovNckit. Der Streik der Glasarbeiter Berlins   ist in der Ver- fammluna am 24. Juni für beendet erklärt worden. Es stehen noch 25 Mann aus, die als gemaßregelt zu betrachten sind. Wir ersuchen deshalb die Sammlungen sur die Glasarbeiter fortzu- setzen. Die Streikkommission. An die Klempner Berlins   und Umgegend! Kollegen! Im Jahre 1831 verfügten wir über eine Organisation, die im Stande war, unsere wirthschaftliche Lage einigermaßen zu bessern. Aber leider ließ sich die große Masse der Kollegen von einigen im Vordergrunde stehenden Personen auf eine bessere Zeit für die Durchführung ihres Kampfes vertrösten, so daß sich unsere ganze Bewegung in Wohlgefallen auflöste. Kollegen! Jetzt gilt es aufs Neue zu rüsten, wenn wir den Kampf ans- nehmen wollen. Daher ersuche ich die Kollegen in allen Werkstätten, hauptsächlich die bei Thielemann, Peters, Carney, Poppe! u. Schulz, Kunitz, Meyer u. Dreßler. Förster und Delcour, wo gerade die meisten bewährten Kollegen beschäftigt sind, Vertrauensmänner zu wählen und eine rege Agitation für unsere Sache zu entfalten. Am Sonnabend, den 7. Juli, Abends S'/t Uhr. findet eine öffentliche Klempner-Ver- sammlung in den Arminhallen, Kommandantenstraße 20, statt. Mögen die Kollegen rege dafür agitiren, daß kein Mann an diesem Abend fehlt. M. Schmidt, Vertrauensmann, Luther- straße 52. Burg. Z»m Schuhmacherstreik. Den Herren Fabrikanten scheint der Boykott nicht zu behagen, denn sie nehmen jetzt keine Ausständigen, welche um Arbeit nachfragen (also die sogenannten Streikbrecher) in Arbeit, sondern sie ver- langen, daß sie erst dafür sorgen sollen, ein anderes Komitee zu wählen, damit der Boykott ausgehoben wird. Also Genoffen, Ihr fehl, welche Waffen uns zu Gebote stehen, um den Hoch- muth der Fabrikanten zu beugen. Trotzdem die Streikenden bisher noch keine Roth zu leiden hatten. Dank dem opfermüthigen Eintreten der deutschen   Arbeiterschaft, ließen sich einige Wankel- müthige doch verleiten und verließen den Kampfplatz. Im Aus- stände befinden sich noch über 200 Arbeiter und Arbeiterinnen� Anerkennenswerth ist die Haltung der Frauen und Mädchen» welche die Männer anfeuern, festzuhalten an ihren Forderungen. Wir appelliren nochmals an die Arbeiterschaft Deutschlands  , ihren Opsermuth weiter zu bethätigen und den Boykott that- kräftig durchzuführen. Das Streikkomitee. W. Vogt. Ein internationales Spiegelglas- Syndikat. An der Zurechtknetung unserer Gesellschaftsordnung, um die Durch- suhrung des Sozialismus zu erleichtern, mühen sich die Kapitalisten eifrig ab. Schon wieder haben die Braven im Schweiße ihres Angesichts einen Ring zu Stande gebracht, der einen einzigen Erwerbszweig, die Spicgelglas-Fabrikation. monopolisirt. Das französische   BlattCote Libre" weiß mitzutheilen. daß die Spiegelglas- Fabrikanten Englands, Frankreichs   und Belgiens   sich vollständig geeinigt haben und daß nur noch die Zustimmung der deutschen   Fabrikanten aussteht. Da deren Zustimmung nicht zweifelhaft sei, werde die Unterzeichnung der Satzungen des Syndikats Ansang Juli voll- zogen werden. Die Ringbilder denken natürlich nur �so weit, wie ihr eigenes Soll und Haben reicht. Sie sind entzuckt, sich die Taschen auf Kosten der Konsumenten füllen zu können, wie es die Männer vom Petroleumringe und anderen Ringen ihnen vorgemacht haben. Sie haben kein Arg daraus, daß sie die große Grube schaufeln, in der die kapitalistischen   Gesellschafts-Ein- richtungen von dem emanzipirten Proletariat demnächst beigesetzt werden. Schottischer Bergarbeiter-Streik. Nach einer Depesche aus Glasgow   arbeiteten Donnerstag in Schottland   nur 500 Bergleute, während 73 000 feiern. Alle Anzeichen deuteten darauf hin. daß der Ausstand anhalten werde. Der Schiffsverkehr und der Betrieb der Stahlwerke leiden unter dem Kohlenmangel. Eisenbahnarbeiterstreik in Amerika  . Aus Chicago   wird telearaphirt: Infolge des gestern gemeldeten Streiks stockt der Verkehr auf 11 hiesigen Bahnen. Die Bewegung dehnt sich aus andere Plätze des Westens aus. In Kalifornien   ist der Verkehr auf der Süd-Pacificbahn unterbrochen infolge Weigerung der Gesellschaft Züge abzulassen, wenn sie an der Einstellung von Pullmanwagen gehindert werde. Weitere Ausstände sind bevor- stehend; der Arbeiterverband hat die Bediensteten der Atchison- Eisenbahn zum Ausstande aufgefordert. Vermtsikzkos. In Reichenberg ist am Donnerstag Vormittag, wie die WienerNeue Freie Presse" meldet, ein Theil eines Neubaues eingestürzt, wobei mehr als zwanzig Arbeiter unter den Trümmern begraben wurden. Bis Mittag sind zwei Tobte, drei Schwerverletzte und fünf Leichtverletzte geborgen worden. Die Uebrigen, darunter der Sohn des Baumeisters, befinden sich noch unter den Trümmern. Man vermuthet, daß der Einsturz durch Bodensenkungen verursacht wurde. Auf dem Jahrmarkt in Königsberg   in Preußen entstand am Mittwoch durch einen zerbrochenen Benzinballon ein Brand, der drei Marktbuden einäscherte. Eine Frau verbrannte vor den Augen der entsetzten Zuschauer. Außerdem gerieth ein vier- jähriges Mädchen in die Flammen und trng lebensgefährliche Verletzungen davon. Das Feuer ist durch den Muthwillen mehrerer Knaben verursacht worden. Sadi Carnot   war nicht getauft; er gehörte zur Sekte der Theophilanthropeu(Freunde Gottes und der Menschen), zu der sich schon sein berühmter Großvater Lazar Carnot, der 1795 in das erste Direktorium gewählt worden war, bekannte. Die Theophilanthropie war von La Revilliore-Lepaux als neue Religion gegründet worden, als ein Gegenstück zu jener Theorie, nach welcher das damalige Pariser Volk den Glauben an Gott ver- leugnete und an dessen Stelle den Kultus der Vernunft einführte. Bemerkenswerth ist, daß die Sekte der Theophilanthropen, welche die Taufe als unnöthig erklärte, von etlichen katholischen Pfarreien in Paris   anerkannt wurde. Ein Dekret des Konvents vom 12. Vendömiaire X(3. Oktober 1300) schaffte sie ab. Die Familie Carnot beharrte jedoch bei derselben. Den Vornamen Sadi, des berühmten persischen Dichters und Philosophen, erhielt der unglückliche Präsident von seinem Vater Hippolyte. Edison hat sich, wie aus New-Iork gemeldet wird, bei einem Sturz innere Verletzungen zugezogen. Sein Zustand ist ernst, giebt aber zunächst zu unmittelbaren Besorgnissen keinen Anlaß. Von den EhrbegriffSriipeleien ans Universitäten. Aus Graz wird derVolks-Ztg." geschrieben: Vor einigen Tagen tagte hier eine Vertretersitzung der studentischen Korporationen, welche einberufen worden war, um über die Errichtung eines allgemeinen studentischen Ehrengerichts zu berathen. An dieser Sitzung betheiligten sich sowohl die farbentragenden als auch die nichtfarbentragenden Korporationen. Im Ver» laufe der Verhandlungen ließen die Vertreter zweier Burschenschaften die Aeußerung fallen, man würde wahr- scheinlich doch zu keinem Ergebniß �gelangen, da sie, die farbentragendcn Korporationen, einpotenzirtes" Ehr- gesühl besäßen. Die Vertreter der nichtfarbentragenden Korpo- rationen baten in begreiflichem Aerger über diese freche Be- leidigung. die gefallene Aeußernna zu reagiren. Da sich aber die von maßlosem Dünkel geschwellten Beleidiger nicht in der Lage sahen, dies thun zu können, so bsieb nach den herrschenden Ehrbegriffen selbstverständlich nichts anderes übrig, als daß die sämmtlichen Mitglieder der nicht- farbentragenden Korporationen die sämmtlichen Mitglieder der farbentragenden Korporationen forderten, und zwar auf krumme Säbel ohne Bandagen. So ist denn das Ereigniß eingetreten, daß aus dieser kleinlichen Veranlassung, die man am besten mit vornehmem Stillschweigen unbeachtet gelassen hätte, nicht weniger als 198 Mensuren hervorgegangen sind! Ist es schon Wahnsinn, hat es doch Methode! Innerhalb 12 Stnnde» werden jetzt Fichtenbäume in Papier verwandelt, das ist das neueste technische Kunststück. Des Morgens um'/l6 Uhr wurden in Cämmerswalde   im Erzgebirge  zwei grünende Fichten gefällt. Die Stämme wurden sofort in der Fabrik entrindet, zerkleinert und gedämpft. Nachmittags wurde das braungedämpfte Holz zu Holzstoff geschliffen, die nassen Bögen wurden mit Dampf getrocknet und geplattet, schon um 3 Uhr war ein Theil des Papiers fertiggestellt und um 5 Uhr konnte es unter die Presse des Buchdruckers gebrach;