Nr. 111. 35. Jahrg. M.
Bezugspreis:
Bierteljährl. 4,50 Met., monatl. 1,50 Mt. frei ins Haus, borauszahlbar.Ginzelne Nummern 10 Big. Bolbezug: Monat lich 1,50 M. Ünter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 8,-., für das übrige Ausland 4,50 Ml. monatlich. Bersand ins Feld bei direkter Bestellung monatl. 1,50 L Postbestellungen nehmen an Dänemari, Holland , Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die Post- Beitungs- Breisliste. Ericheint täglich.
10 Pfennig
Anzeigenpreis:
Die ftebengespaltene Solonelzeiletostet 80 Bfg. eine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 30 Pfg.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 15 Vig. Stellengefuche und Schlafftellenanzeigen das erfie Wort 20 Bfg., jedes weitere Wort 10 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungging 20% Familien- Anzeigen, boliche und gewerffchaftliche Vereins- Unzeigen 60 Big die geile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft Berlin 6.68, Lindenstraße 3, ab regeben werden. Geöffnet bon 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.
Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisvias, Rr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 23. April 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Perusprecher: Amt Merisplas, Str. 151 90-151 97.
Der Reichsfanzler für Angliederung Livlands und Estlands .
Berlin , 22, April. Sonntag, ben 21. April 1918, kam die Vergeblicher feindlicher Angriff nord
livländisch- estländische Abordnung im Großen Hauptquartier an. Die Abordnung bestand aus dem Herrn von Dellinghausen als Führer, Herrn von Stryd, als Bertreter der livländischen Landgüter, Herrn von Brevern, als Vertreter der estnisájen Landgüter, Herrn Bürgermeister Nehet ampf- Arensburg , als Vertreter Defels, Herrn Ba stor Hahn- Reval, als Bertreter der Geistlichkeit, Herrn Bürgermeister Dehio ans Reval und Herrn Stadtverordneten Tarraskaus Dorpat , als Vertreter der Städte außer Niga, Herren Stadtverordneten von Bulmering und Kraft lalu, als Bertreter Nigas, Herren Gemeindeältesten Mars, Ottas and Waldmann, als Bertreter der Landgemeinden.
Der Reichskansler Graf von Hertling empfing die Ab ordnung zur Entgegennahme des feierlichen Beschlusses vom 12. April 1918. Hierauf antwortete der Reichstanzler mit folgenber Erklärung:
Seine Majestät der Kaiser and Adnig haben mich zu beauftragen geruht, Ihnen, den heute erschienenen Vertretern des gemein. samen Landesrats von Livland , Efiland, Riga und Defel, den wärmsten Dank für das burch ihre Beschlüsse allerhöchftseiner Person bewiesene Vertrauen auszusprechen. Der siegreiche Bor. marsch der deutschen Truppen und der Friedensvertrag von BrestLitowsk brachte Ihnen die Erlösung von schwerer Bedrängnis und zugleich die Möglichkeit, diejenigen staatlichen Einrichtungen an schaffen, die den Wünschen und Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen.
Nachdem der vereinigte Landesrat von Livland , Riga und Defel als die von den verfassungsmäßigen Körperschaften berufene Bertretung der Bevölkerung dieser Länder sich vertrauensvoll an ihn gewandt hat, erklären Seine Majestät sich bereit, diesen Ländern den militärischen Schutz des Deutschen Reiches angebeihen zu lassen und sie bei der
endgültigen Durchführung der Loslösung von Rußland wirksam zu unteren. Seine Majestät werben fobann gern berit sein, im Namen des Reiches auch formell die 1o8gc13ften Gebiete als felbständige Staaten anzuer tennen.
Seine Majestät begrüßen ben von bem Landesrat ausge sprochenen Wunsch, daß aus Kurland , Livland , Estland , ben bargelagerten Infeln und der Stadt Niga ein ein heitlicher, geschlossener, monarchisch- tonita. tioneller Staat mit einheitlicher Berfaffung und Berwaltung gebildet werden soll und wollen gern mit Rat und Tat zur Servei. führung diefes Zustandes helfen. Auch sind Seine Majestät gern bereit, die Schaffung eigener Landeseinrichtungen für Livland und Estland zu ermöglichen, die bis zum staatlichen Zusammenschluß der baltischen Gebiete die Berwaltung Livlands und Estlands führen sollen.
Mit besonderer Freube und Genugtuung hat es Seine Majestät erfüllt, daß fie dem Dankgefühl ihrer Länder durch den Wunsch Ausdrud verliehen haben, daß der neu zu bildende Staat dem Deutschen Reiche durch eine Personalunion mit der Krone Brenteus enger verbunden werben möge. Diese Bitte wird wohlwollend geprüft und die allerhöchste Entscheidung wird dem Landesrat nach Anhörung der zur Mit wirkung berufenen Stellen mitgeteilt werden.
Seine Majestät werden ferner bereit sein, nach Loslösung der baltischen Gebiete von Rußland allerhöchst ihre Zustimmung dazu zu erteilen, daß zwischen dem Deutschen Reiche und dem ans den losgelöften Gebieten gebildeten Staat die erforderlichen Militär-, Münz, Berkehrs-, mas, 3oll- und sonstigen Ron ventionen abgeschlossen werden.- Seine Majestät läßt den Landesvertretungen seinen faiserlichen Gruß entbieten und ihren weiteren Arbeiten für die Entwicklung der von ihnen vertretenen Gebiete reichsten Segen wünschen.
Berlin , 22. April 1918, abends. Amtlich. Von den Kriegsschauplägen nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 22. April 1918.( 2. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplag.
An den Schlachtfronten örtliche Infanterieunternehmungen. Versuche des Feindes, über den 2a Bassée Ranal nordwestlich von Béthune vorzubringen, scheiterten in unserem Fener. Nördlich von Albert nahmen wir 88 Engländer, darunter 2 Offiziere, gefangen und erbeuteten 22 Minenwerfer und einige Maschinengewehre. Der Artilleriekampf lebte nur in wenigen Abschnitten auf.
An der übrigen Front blieb die Gefechtstätigkeit in mäßigen Grenzen. Südwestlich von Ittir machten wir bei einem Erkundungsvorstoß Gefangene.
Bon ben anderen Kriegsschauplägen nichts Reuck. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Der österreichische Bericht. 23ien, 22. April 1918. Amtlich wirb verlantbart: Der Geschützkampf an der Ziroler Südfront und in ben Sieben Gemeinden hält an.
Der Chef bes Generalfabe&
-
-
soeben erst abgeschlossenen Vertrags daß er einfach von einer Seite revidiert werden könne ist noch nicht vorgekommen. Wer kann da sagen, was noch in den nächsten Wochen von Rußland losgelöst" werden wird, wenn die Annexionisten so munter bleiben wie bisher. Eine Zeitung würde es sich nicht erlauben fönnen, sich so von Tageseinfällen hin und her werfen zu lassen, ihre Leser würden sie auslachen. Die Politik eines großen Reiches in schwerster Beit wird aber so betrieben, daß man heute nicht weiß, was morgen kommt und ob übermorgen ein gestern geschlossener. Bertrag noch gilt.
-
Das Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland kann nach alledem nicht als ein vertragsmäßiger Friedenszustand betrachtet werden, sondern mur als ein derzeit gegebenes Machtverhältnis. Der eine nimmt, was ihm gefällt, und der andere hält still, weil er nicht anders kann. Man dente sich dieses Verhältnis vom Osten auf den Besten übertragen was bedeutet das? Den Bölkerfrieden? Nein, den aus Erschöpfung liegengebliebenen Krieg! Es bedeutet die deutsche Machtherrschaft über den europäischen Sontinent, aber nicht auf Grund geschlossener Verträge, sondern auf Grund der Tatsache, daß der deutsche Soldat der einzige ist, der noch auf den Beinen steht. Ein Biel , das den nationalistischen Ehrgeiz reizen kann, in dem aber der weiterblickende um das Wohl seines Wolfes besorgte Bolitiker fein Ideal erblicken wird. Frieden das bedeutet doch nicht nur, daß weniger geschossen wird, sondern es bedeutet die Nückkehr der Menschheit von Gewalt, Unfreiheit, Not zu Vertragsrechten, Freiheit un wachsendem Wohlstand, es bedeutet die Rückkehr der draußen stehenden Millionen aus dem Wehrftand in den Nährstand. Das ist der Frieden, den wir suchen und der ist auch im Osten noch nicht erreicht!
-
"
-
Hus ber ehemaligen Zugehörigkeit dieser Gebiete zum ruffi fchen Reiche werden ihnen teinerlei Berpflichtungen gegenüber Rußland erwachsen. Rußland verzichtet auf 29 Cage Fernbeschleßung von Paris . jede Einmischung in die inneren Berhältniffe diefer Gebiete. Baris, 21. April. Excelsior" beziffert die Opfer der Deutschland und Desterreich- Ungarn beabsichtigen, das fünftige Schicksal der Gebiete im Benehmen mit deren Bevölkerung zu Beschießung von Paris durch weittragendes deutsches Geschütz auf insgesamt 854, nämlich 118 Lote und 236 Verwundete. bestimmen. Diese Bestimmungen wurden dann in den Friedens- Excelsior" bemerkt, diese 29tägige Befchießung erinnere an die Beschießung von Paris im Jahre 1871, die vertrag übernommen. Es ist somit klar unterschieden zwischen 22 Lage dauerte und im ganzen 474 Dpfer forderte, 105 Gebieten, die feinerlei Verpflichtung gegenüber Rußland haben, in deren innere Berhältniffe fich Rußland nicht ein- Tote und 869 Verwundete. Baris, 22. April. ( Havas- Meldung.) Das weittragende Ge mischen darf, und andere, deren Verpflichtungen gegenüber Rußland weiter bestehen, in deren innere Verhältnisse fich fits fette Sonntag die Beschießung von Baris fort. Es Rußland einmischen darf. Zu den letteren gehören Livland find teine Opfer zu verzeichnen. und Estland nur mit der Auflage, daß fie bis zur Wiederherstellung der staatlichen Ordnung von deutscher Bolizeimacht Sonnino zu den österreichischen Friedenszu besetzen sind. Das staatsrechtliche Verhältnis der beiden Länder zu Rußland bleibt durch die vorübergehend zu einem Rom , 21. April. ( Stefani.) Am Schluß der gestrigen bestimmten Zwed vorgenommene Besetzung unberührt. Das ist der flare Sinn des Friedensvertrags von Brest - Stammerfihung bat Sonnino den Abgeordneten Ciriani, Litowst. Geistig Schwerfälligen hat ihn obendrein noch der nicht auf seiner Interpellation betreffend den neulichen Streit Bertreter des Staatssetretärs des Auswärtigen, Unterstaats- zwischen Clemenceau und der österreichisch- ungarischen Resekretär v. d. Bussche- Haddenhausen, noch deutlicher ausein- gierung über Vorschläge der Feinde zu Friedensandergesett, indem er im Reichstag erklärte, daß Libland berhandlungen zu bestehen, und gab dabei etwa folgende und Estland unter russischer Dberhoheit geblieben Erklärung ab: Die italienische Negierung, die von ihren Berbündeten über seien.
versuchen.
Was ist seither geschehen? Die herrschende Oberschicht diese verschiedenen Bersuche unterrichtet worden ist, hatte niemals der beiden Länder hat die beneidenswerte Freiheit, die etwas dagegen einzuwenden, fie gab den Berbündeten ihre unbeihnen unter der deutschen Befegung berblieb, dazu benutt, bingte Heberzeugung zu verstehen, daß diese Vorschläge und Unterum für ihre Losreißung von Rußland und ihre Vereinigung redungen teinen praktischen Zwed haben tönnten. Die Regierung mit Deutschland zu arbeiten. Eine Deputation dieser Herren hat stets geglaubt, daß es sich um Manöver des Feindes zu hat sich nach dem Großen Hauptquartier begeben und dort dem doppelten 8 wed handele, Mißtrauen und MeiDarüber wird nun nungsverschiedenheiten zwischen den Alliierten dem Kanzler ihre Wünsche vorgetragen. das Obensteheude berichtet. zu schaffen und das natürliche Gefühl der Niedergeschlagenheit, das jede Nachricht von Friedensverhandlungen unter der Bevölke rung hervorrufen könnte, zu Kriegszweden auszunuzen.
Danach hätte der Neichskanzler Personen, die nach der Erklärung des Auswärtigen Amtes unter russischer OberAus den verschiedensten Gründen erhebt sich aufs neue hoheit stehen, ermutigt, die Losreißung ihrer Ränder von Bei der Zusammentunft tu St. Jean de Maurienne die Frage, ob der Zustand, in dem wir mit Rußland leben, Rußland zu betreiben und diesen die Personalunion mit am 19. April 1917 haben wir mit unseren Verbündeten in den wirklich der Frieden ist. Unter dem Frieden verstand man Preußen, d. h. ihre Vereinigung unter demselben Monarchen allgemeinen Richtlinien die Versuche Desterreich- Unvor dem Kriege einen Vertragszustand zwischen den Staaten, in Aussicht gestellt. Das ist, zwar nicht politisch aber bölfer- garns geprüft, bei einer oder der anderen der alliierten der für die Dauer seines Bestandes die Anwendung mili- rechtlich dasselbe, wie wenn der Neichskanzler eine Depu- Mächte einen Sonderfrieden zu erlangen und befanden uns tärischer Machtmittel gegeneinander ausschließt. Auf den ber- tation von Deutschösterreichern empfangen und etwaigen Wün- in voller lebereinstimmung. Man benrlundete in einer besonderen schiedensten Gebieten des weiland russischen Reiches und unter schen nach Angliederung Deutschösterreichs an Deutschland schriftlichen Verhandlung, daß es unawed mäßig sei, in Ber den verschiedensten völkerrechtlichen Rechtstiteln sehen wir aber wohlwollende Unterstügung zugesagt hätte. handlungen einzutreten. Dies hätte bei der damaligen deutsche Truppen in Bewegung nach vorwärts. Von diesen Der Frieden mit Rußland ist erst im März geschloffen Lage eine schwere Gefahr mit sich gebracht und die Festigkeit des Gebieten gilt freilich nur noch eines nach dem Friedensvertrag worden. Die russische Regierung unterhandelte gar nicht Bündnisses gefährdet. Uebrigens hat sich die italienische Regierung von Brest- Litowsk als ein Teil der russischen Republit, näm- mehr, sie erklärte, daß sie außerstande sei, Widerstand zu niemals unmittelbar oder mittelbar in irgendeiner Wetse an einer lich dasjenige Estlands und Livlands. Von ihm leisten und daher alle Bedingungen, die von deutscher Seite ähnlichen Fühlungnahme mit dem geinde beteiligt. Ich erkläre heißt es in dem von Rußland angenommenen Ultimatum: gestellt würden, annehmen werde. Die deutsche Regierung dies auch, um sofort das hinterlästige Gerede abzuschneiden, das Livland und Eftland werden von ruiflichen Truppen und hatte es somit in der Hand, schon in Brest- Litowsk die Los- der Feind oder die Flaumacher( dofaitistes) aller Nichtungen uns die angeblichen Roter Garde unverzüglich geräumt und von deutscher Polizei- lösung Estlands und Livlands von Rußland zu verfügen über De sterreich angebotenen macht besetzt, bis Landeseinrichtungen die Sicherheit ges warum hat sie das nicht getan, wenn sie jetzt, ein paar Bedingungen oder über Verhandlungen mit ihm in dem Königreich währleisten und die staatliche Ordnung hergestellt ist. Wochen später nachkommt und erklärt, Estland und Livland verbreiten ließen.( Beifall.) Es wäre heute nicht zwed. Livland und Estland erfahren damit eine unterschiedliche müßten nun doch von Rußland losgelöst werden. mäßig, weitere Einzelheiten zu berühren, um Behandlung gegenüber Polen, Litauen und Surland, nicht Erörterungen zu veranlassen, die allzuleicht den hinterlistigen bon denen gesagt wird: gweden unserer Feinde dienen tönnten.( Lebhafter Beifall.) Ich
-
Die Sache hat, bei all ihrem ungeheuren Ernst, doch auch ihre tomischen Reize. Denn eine solche Auffassung eines
von