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Hr. 115 55. Iahrgaag
Seilaae öss VorVärts
Eonnabenö, 27. flprNl�lS
Reichstag.
154. Sitzung, Freitag, 26. April, nachm. 1 Echc. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfrage«. Abg. Gebhardt(l.) fragt, ob der Reichskanzler bereit ist, die Ablieferung der kupfernen Brennapparate im Interesse der kleinen Brennereien mit Rücksicht auf die große Kupferbeute bei der Offensive im Westen vorläufig hinauszuschieben. Oberst van den Bergh: Die Ablieferung kann nicht mehr hinausgeschoben werden. Aber es soll in dringenden Fällen eine bestimmte Anzahl von Brennkesseln den Besitzern gelassen werde e. Abg. Dr. Nendorf CVp.) bittet um Aufhebung oder Milderung der Verordnung zur Beschrankung des Fremdenverkehr» im Interesse der Ostseebäder und Sommerfrischen in Pommern  und Mecklenburg  Unterstaatssekretär v. Brann: Die Verordnung ist lediglich dahin zu verstehe«, daß die LandesZentralbedörden durch besondere Maßnohmen den Erholungsaufenthalt wirklich erholungsbedürf. tiger Personen sicherstellen können. Eine Aufhebung oder Mildrung kann deshalb nicht zugesagt werden. Abg. Wisiell tSoz.) macht auf ein Urteil de» Landgericht» II Berlin aufmerksam, nach dem die Bundesratsverordnung zum Schuhe der Mieter dann nicht znihfstg sein soll, wenn die Kündiguirg nicht znm Zweck einer Mletsteigerung geschrebt oder wenn i m Weg« der Klage dre Aufhebung eines schwebenden Mietver­trages gefordert wird. Die Folge dieses UrteUs»ei gewesen, daß der Vermieter nicht mit dem Verlangen einer Mietsteigerung an die Mieter herantrete, sondern im Wege der Klage kündig« und eS dem Mieter überlasse, zur Abwendung der ihm au» der droben. den Räumung der Wohnung erwachsenden?tachteile mit einem A n- gebot höherer Miete an ihn heranzutreten. Unterstaatssekretär im Reichsjustizamt Delbrück erwidert, da» Urteil stebe ganz vereinzelt da und sei noch nicht rechts. kräftig. Die Regierung wolle erst di« weitere Rechtsprechung ab- warten. Abg. Landsberg lSoz.) bringt zur Sprach«, daß am 17. April in Magdeburg   ein Sergeant auf der Straße durch Schüsse«nrf einen entwichenen Militärgesangenen zwei Kinder verletzt habe. von denen eins an der Verwundung gestorben sei. und fragt an, ob die kürzlich zugesagten Maßnahmen zur Verhütung solcher Vor. fälle inzwischen von der Militärbehörde getroffen seien. Generalmajor v. WriSbrrg: Das Krieg-ministerium hat die Dienststellen um Angaben ersucht, ob solche Vorkehrungen getroffen sind, und hat nochmals auf di« Dringlichkeit der Sache hingewiesen. ES folgen Petitionen. Eine große Anzahl Petitionen werden dcbatieloZ nach den De- schlüssen der Kommission erledigt. Bei einer Petition betr. Gewährung von Familtennnterfiützunge«. die von einer großen Anzahl von Petenten ausgeht, nimmt daS Wort Abg. Thiele(Soz.): Sehr diele dieser Petitionen haben, wenn fi« auch vielleicht an sich sachlich berechtigt waren, vom Ausschuß von vornherein aus formelle« Gründen abgelehnt werden müssen. Ich möchte de». halb von dieser Stelle au» all« Petenten, die solch« Petitionen an den Reichstag richten, darauf hinweisen, daß die Kommissson des Reichstags gar nicht anders handeln kann, als solche Petitionen abzulehnen, wenn folgende drei Bedingungen nicht er. füllt sind: 1. handelt eS sich um di« Be d ü r f t i g k e i t S f r a g e, so ist durch Atteste usw. glaubhaft zu machen, daß die Bedürftigkeit in Wirklichkeit vorliegt; 2. der I n st a n z e n z u g. der bei diesen UnterstützungSg esuchen vorgeschrieben ist, muß zu- nächst unter allen Umständen erfüllt sein; 3. falls ein Gesuch von einer Stelle abgelehnt ist, so muß der ab. lehnende Bescheid im Original odu-r in Abschrift der Petition bei. gefügt werden. E» genügt aber nicht, wenn sein Inhalt indirekt wiedergegeben wird. Der Antrag der Kommission, über all diese Vetitione» zur TageSordming überzugehen, wird hierauf angenommen, ebenso eine von der Kommission beschlossen« Resolution, dcu Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß in allen amtlichen Bescheiden, durch welche Gesuche um Kriegsunterstützung abgelehnt werden, den Abgewiesenen mitgeteilt wird, an wen sie sich be- schwerdefuhrend wenden können. Eine Petition betr. Freigabe von vodeuleder zur Herstellung von orthopädischem Schuhwerk beantragt die Kam. Mission dem Reichskanzler als Material zu.überweisen.
Abg. Brühne lSoz.): Infolge dcS schsechten Schubwerks neh­men die F u ß! e> d e n überhand Gewiß geht das Militär mit seinem Bedarf vor. aber bei gutem Willen könnte den Schuhmachern sehr wohl noch ein Teil Bodenledcr zur Verfügung gestellt werden. Es gibt schon Reichstagskollegen, die mit Skägeln be. schlagenen Stiefel hierherkommen. Wenn die Sache so weiter geht, werden noch ReichStagSabgeordnete mit Holzschuhen tn3 Parlament kommen. Dann wird eS wenigstens mit aller Leise- trcterei für immer vorbei sein. sHeiterkeit.f Der Antrag der Kommission wird angenommen. Nack Erledigung der Petitionen ist die Tagesordnung erschöpft. Nächste Sitzung Mittwach, 1. Mai. 1 Uhr.(Aufhebung des § 153, Arbeitskammergesetz.) Schluß: 2 Uhr. » Richtigstellung. Abg. Dr. M a h« r- Kaufdeuren(Z.s bittet uns. richtigzustellen, daß er in seiner Steuerred« vom Dienstag die Erbschaftssteuer mit keinem Wort erwähnt habe.
Eine bedeutungsvolle Staötverorönetenwahl. Am morgigen Sonntag stndet im IS. Kommunalwahlbezirk (Stralauer Platz. Küstrtner Platz usw.) Ersatzwahl statt, die durch den Tod des bisherigen Vertreters, KeS allseitig geschätzten Genossen Emit Basner, notwendig geworden ist. Von den Unabhängigen verbreitete Flugblätter beginnen mit den Worten: Wähler, Ihr habt einen neuen Stadtverordneten zu wählen! Wählt richtig! Da? gleiche rufen auch wir. BvrwärtSleser, wühlt richtig wenn Ihr selber Wähler des IS. Kommunalwahlbezirk» setdl Seid Ihr eS nicht, trogt durch Mitarbeit und Ausklärung dazu bei, daß die Wähler morgen richtig wählen! Die Wahlen der Gemeinde» Vertretung find für seden Bewohner der Gemeinde don höchster Bedeutung. Sie find e« im besonderen Maß für die Ver» tretung de» ersten und größten Gemeinwesens im Reich«, weil diese» in dielen Beziehungen ausschlaggebend wirkt. Fanden früher gemeind» liche Vorgänge, selbst solche wichtigerer Art. nur vereinzelt größeres Interesse, so mutz der Krieg auch denen, die bisher allen kommunalen Dingen gleichgültig gegenüberstanden, die Augen darüber geöffnet hoben, daß da» persönliche Dasein aufs engste und unlösbar mit dem ge» meindlichen Leben verknüpft ist. Beinahe mehr noch als Staat und Reich kann gerade die Gemeinde bei Erfüllung ihrer sozialen Ausgaben ihre Einwohner durch alle Lebensbetätigungen hindurch, von der Wiege bis zum Grabe, stützen und fördern, bei Vernachlässigung ihrer Pflichten ihre Bürger aufs empfindlichste schädigen. Fest auf dem Loden trafen» KommnnnkprogrninW» stehend hat die sozialdemokratische Rathausfraktion in unermstdlicher zäher, fich über Jahrzehnte erstreckender Arbeit für die Verbesserung der Lage der unbemittelten Bevölkerung gewirkt und fich eine ein- flußreicke Stellung errungen. So schwere Lasten di« Masse der Berliner   Bevölkerung in diesem fürchterlichen Weltkrieg auch zu tragen bat, ohne die Tätigkeit der RathauSftaktion wäre eS unzweifelhaft noch weit schlimmer geworden, Die Unabhängigen, die in ihren Kundgebung«« i« di« Welt hinausposaunen, daß nur sie die Interessen der Berliner  «n» bemittelte« Bevölkerung vertreten, haben daher«i« Verbreche» an dieser vevslkrrnng begange«, als fi« ohne jede Spur eine» saHliSen Grunde», nur zur Befriedigung de« persönlichen Ehrgeize? Ein- zelner die Partei spalteten. .Vorwärts�« Leser, genau wie man Euer Blatt durch den schändlichen Boykott hat ruinieren wolle», so hat man hier u m selb st süchtiger Zwecke willen den Einfluß Eurer vor- kämpfer im roten Hause geschmälert! Nicht um Haaresbreite ander? ali früher hat die sozialdemokratisch« RathauSfraklio« seit der Eval- tung gearbeitet. Für fie lag ,u irgend einer Senderung ihre? Verhaltens nicht der geringste Grund vor. Ander» bei den Unab- hängigen I Wolle» dies« der Frag« selbst politisch Indifferenter, warum sie denn eigentlich die Fraktion gespalten hätten, entgehen. so müssen fie der Welt bind tun. daß nun mit der Spaltung«ine neu« Aera unabhängiger Kommunalarbeit eingesetzt hat. Wo da» mit Taten nicht zu machen ist. müssen fie zu Worten greifen und da, wenn fie der Wahrheit die Ehre geben, sie auch nicht? andere? sagen könnten, als wo» früher von der vereinten Fraktion
gesagt wurde und jetzt von den sozialdemokratischen Vertretern ge- sagt wird, so find sie gezwungen mit Euistellungen und Verdrehungen zu arbeiten, wie fie bisher im kommunalen Leben«n» bekannt waren. Schlimmere Flugblättsr find auch von dem be- rüchtigten Reichsverband nicht gegen die Sozialdemokratie verbreitet worden, als sie in diesem Wahllamps von den Unabhängigen gegen diejenigen losgelassen wurden, nut denen sie noch vor wenigen Monaten einträchtig als Genossen zusammen gearbeitet haben. Die Unabhängigen setzen alles daran, den früheren BaSnerichen Wahl- kreis, in dein sie ganz besonders günstige Chancen zu haben glauben, zu erobern, um all den zahlreichen politischen und k o m m u- nalen Niederlagen gegenüber wenigstens einen Erfolg buchen zu können. »LorwärtS'-Leser sorgt dafür, daß am gesunden Sinn der Berliner   Arbeiter alle Machenschaften der Unabhängigen zu schänden werden I Sorgt dafür, daß morgen die Wähler des 16. Kommunal- Wahlbezirks dem Manlhcldentum der Nnabhängige» die gleiche Antwort erteilen, wie die Wähler von Riederbarnim, wie bei den Kommunalwahlen die Wähler im 4. Berliner   Kommunalwahlbezirk, Mariendorf  , Steglitz  , Rowawe? und zahlreichen anderen Gemeinden I Sorgt dafür, daß Nachfolger Emil BaSnerS nicht ein Mann wird, der innerhalb und außerhalb der Partei vollkommen un- bekannt ist und nur ein« Puppe in der, Hand der un« abhängigen Drahtzieher werden würde, sondern haß tm morgigen Wahlkamps Sieger wird der Kandidat der alten Partei, der seit Jahrzehnten im Dienst der Arbeitersache bewährte allgemein bekannte Genosse Verbanösvorsitzenöe Paul Litfin!
Versprechungen vud Erfüllungen. FiSkolischeS Sicdlungsland für Groß-Berli«. Der DerbandSausschuß Groß-Berlin wird sich in seiner nächsten Sitzung auch mit den Preisen des Fiskus für das von ihm bereit« gestellte Gelände zur Errichtung von KleinhanSsie d- lungen beschäftigen. Au« unterrichteten Kreisen erfahren wir hierzu folgendes! Nach nahezu zweijährigen Bemühungen des Ver- bandeS Groß-Berlin bat der Finanzminister in feiner diesjährigen HaushaltSrede im Abgeordnetenhaus bekanntgegeben, �daß die StaatSregierung 573 Hektar domänen- und sorfifiskalisch« Ländereien für die Ansiedlmig auch weniger bemittelter Bevölkerungskreise im gartenreichen Flachbau bereitstellen wolle und daß für den größten Teil de» Geländes der Preis zwischen. 1 und 1,50 Mark für da» Geviertmeter Rohland betragen werde. Diese Nachricht ist.in der Oeffentlichkeil mit Befriedigung auf- genommen worden, weil man in einer derartigen Preisstellung eine brauchbare Grundlage für die weiteren Verhandlungen zu erblicken glaubte. Da» inzwischen in den Einzelheiten bekannt gewordene Angebot de» preußischen FiSkuS hat aber diese Freude arg gedämpft. In dem Angebot fehlt beispielsweise das vom Ver- band Groß-Berlin geforderte und für dw KleinhauSbesicdlung hervorragend geeignete domänenfiSkaliscke Gelände Dahlem» Süd. Und was die Preisforderungen de« FiskuS anbetrifft, so sind diese in keiner Weise mit den Erklärungen des Finanzministers in Einklang zu bringen. Nur ein Viertel der angebotenen Ländereien hält sich in der Preislage von 1 bt» 1,50 M., für alle übrigen werden höhere Preise ge- fordert, hinauf bis zu 5 M. für 1 Quadratmeter Roh­land! Dazu kommt, daß für die nicht bis zum 61. März 1919 abgenommenen Ländereien der Kaufpreis sich jährlich um 2 P r o z. erhöhen soll. Bei Ausübung des Kauftecht» wird eine Anzah- lung von 25 Proz. in bor   verlangt. Während also die StaatSregiernng tagtäglich die För­derung des KleinhauSwesenS predigt, macht das Landwirt- fchaftSministerinm sein Angebot einfach vom Standpunkt des UnternebmerS aus. der sein Gelände mit möglichst hohem Ge- winn zu verkaufen sucht selbst aus die Gefahr hin, daß dadurch der ganze Zweck der Landhergobe vereiteil wird. Exmission einer KriegerfamMe. Au» Karksh orst berichteten wir in Nr. 75, daß ein in der Heiligenbcrger Straße wohnender, zum Heeresdienst einberufener kleiner Schneidermeister sowie seine Ehefrau auf Klage de» HauS- Wirtes zur Zahlung von 225 M. Mieteschulden nebst Kosten und zur
«j Pioniere. Roman aus dem Norden von Ernst Didring  . Man spielte an zwei Tischen, und die Heiterkeit war sehr hoch gestiegen. Die Lachsalven erschütterten die Tabaks- Wolken, wenn Gerell feine Geschichten von all den Liebes- abenteuern der Schwarzen Bärin erzählte, die nicht zu den allerzahmsten gehören. Algren   fühlte sich auch anfangs von Gerells realistischer Schildenmgskunst angeekelt, wenn er be- hauptete, daß die Schwarze Bärin das gemeinsame Eigentum aller Arbeiter sei, aber als ein paar Stunden des Beisammen­seins vergangen waren, lachte er genau so ausgelassen wie die andern. Das Feuer im Kamin kümmerte herrlich und die Wärme war gestiegen, so daß man die Röcke ausziehen und in Hemdsärmeln spielen konnte, die schwarzen Narviker Zi- garren im Mundwinkel. »Ich weiß noch," fuhr Gerell fort,»wie sie den guten Hanffon rumgekriegt hat, der sich einbildet, der einzige glückliche Besitzer von Maja zu sein. Die Schwarze Bärin lag ohnmächtig in einer Felsspalte, als Hanffon vorbeikam. Er sah nur, daß eS eine Frau war, die da im Dunkeln neben dem Bahndamm lag. Er natürlich schnell hinunter und sie aufgehoben, denn er ist ein grundanständiger Kerl. Sic tat, als könne sie nicht allein stehen. Da mußte er sie tragen. Und die Schwarze Bärin im Dunkeln zu tragen, kann gefährlich sein. Sie ist weich� und rund. Es dauerte auch nicht lange, da fing die Schwarze Bärin an zu kichern. In jener Nacht ist der gute Hanfson nicht zu Maja nach Hause gekommen, und die Schwarze Bärtn auch nicht in ihr Quartier. Das war die lustigste Nacht, die ich je erlebt habe, sagte die Schwarze Bärin, als sie eS mir er­zählte. Wir schliefen die ganze Nacht in einer Felsspalte, Hanffon und ich. Ja, hütet euch vor ohnmächtigen Frauen hier oben. Die haben sehr viel Triebkraft." schloß Gerell sehr zweideutig und lachte selbst am meisten. Da klopfte eS an die Tür und Hjort kam herein. »Guten Abend I Verzeihung, daß ich störe," sagte er. »Ich wollte dir nur sagen, Gerell, daß ich mich morgen in der Frühe zur Bahn hinunterbegebc. Den Nuoljatunnel müßt ihr von jetzt an. so gut es geht, mit Handkrast fertig bringen, denn die Kraft'tation ist erledigt. Der Wasserfall ist zum erstenmal seit hundert Jahren ausgesroren. Es ist
kein Tropfen Waffer zu entdecken. WaS da ist, dringt wohl durch die Ritzen in den Boden ein. Zum Sommer bekommen wir natürlich wieder Wasser, aber wir haben keine Zeit zu warten. Also ich verlasse mich auf dich. Gute Nacht! Ich komme in einem Monat wieder." Er drückte ihnen die Hände und ging. ES blieb eine Weile still hinter ihm. Tja," fing Landström an,»ich habe don Anfang an ge- sagt, der Fluß würde zufrieren. ES ist doch ein verdammtes Land, Schnee und Eis und Nordlicht und Finsternis daS ganze Jahr über, und um Mitsommer eine elende Hand voll Grün und tausend Tonnen Mückenteufel als Zugabe." Das wird eine teure Geschichte," warf et«« der In genteure ein. Dabei kann man nicht« tun," sagte Landstrdm...Hier heißt eS, weiterkommen. Dann mögen sich die alten Knaben im Reichstag   bekreuzigen, soviel sie wollen, und heulend und zähneknirschend auf den Tisch schlaget:" Was sagt der Oberingenieur zu der Sache?" fragte Algren   und gab. Der Oberteufel, meinen Sie? Ja, den möchte ich sehen. Der bekommt den Schlag oder stirbt an Gallenvergiftung, wenn er es erfährt. Und daS möchte ich ihm gönnen," ant- wortcte Landström. »Hat er nicht den Plan gemacht?" fragte Gerell. .Natürlich, alle Dummheiten, die hier oben gemacht werden, stammen von ihm, wenn auch Hjort und ich osflziell die Sündenböcke sind. So war eS mit dem Durchstich am Kaisepatte, so war eS mit der Nuoljastrccke. Die Engländer waren wenigstens vernünftig; sie steckten die Bahn unten am See ab, aber dieser alte Dickkopf mußte natürlich hier auf den Nuolja hinaufklettern, um nur ja die Schneelawinen aus erster Hand zu bekommen. Ja, der Junge hat den Staat waS gekostet. Und doch sitzt er wie ein Verrückter über meine Ausgaben zu Gericht. Aber WaS er selbst den Staat kostet, davon hütet er fich zu reden. Und außerdem diese widerliche Manier, daß er immer wie ein Dieb in der Nacht kommt und einen unvorbereitet über- fällt, nur um etwas auszukundschaften, WaS nicht t« seine Berechnungen paßt. Voriges Jahr kam er an einem Winterabend zu mir und schlug wie eine Bombe mitten in meinen Grog und fing wie gewöhnlich an zu schimpfen und zu spotten. Aber ich setzte ihn draußen in den Schnee,
und da konnte er ein Paar Stunden fitzen und sich abkühlen. Nachher ist er ein paar Monate ganz zahm gewesen, Prost I" Landström nahm einen tüchtigen Schluck aus dem Glase. Mit mir redet er iinmer über die Unsittlichkeit," sing Gerell wieder an.Was soll ich dabei machen? Natürlich stimmt eS nicht mit den allerbesten ethischen Verhältniffen überein, daß man vierzehn bis zwanzig große, starke Kerle in einer Baracke mit einer einzigen Frau schlafen läßt. Aber meine Schuld ist da? nicht. Er könnte ordentliche Wohnungen für die Leute bauen lassen, dann brauchte er sich über die Unsittlichkeit nicht mehr aufzuregen. Außerdem müssen die Männer doch jemanden haben, der für sie kocht und näht. Von RenntiermooS können sie nicht leben. Und daS Hab ich ihm gesagt." »WaS hat er denn geantwortet?" fragte Landström. »Er phantasierte etwas davon, er hätte sich immer selbst gekocht und genäht, wenn er einen Bau ge- leitet habe, und die Leute hätten wie Engel gelebt," sagte Gerell. »Großer Jupiter, so ein Lügenmaul I" fuhr Landström auf.»Er hat unten in Gellivare in der Jngenieurmeffe ge- gessen, als wir die Bahn umlegten. Und was feine enget- haften Leute betrifft, so haben wohl niedie Arbeiter schlimmer gelebt als da. Jeden Abend ivar Scharfschießen mit Rc- volvern. und die Leute sahen allesamt aus wie Schweizer- käse. Lauter Löcher. Er hat wohl auch über den Schnaps gejammert?" »Damit hört er überhaupt gar nicht aus, wen» er hier ist," antwortete Gerell. »DaS konnte ich mir denken." sagte Landström.»Als ob ohne Schnaps diese Bahn überhaupt jemals fertig würde. Berglund hat unten in Nummer Zweiunddreißig einen Ver- such gemacht. Er hat einmal im Frühjahr zwei Fässer zer- schlagen. WaS glaubt ihr, was haben die Arbeiter getan? Sie haben sich statt dessen Salubrin und Breun- spirituS gekauft und haben sich die Eingeweide verbrannt, und er mußte sie mit ganz schwarzen Mäulern in» Lazarett schaffen lassen. Stein, dann ist es doch gesunder, an richtigem SchnapS zu sterben. Und die Leute brauchen etwas Kräftiges w dieser Eishölle. Brr l" Er füllte sein Glas und trank. Sorts. folgt.)