niffe uni- Wünsche der breiten republikanischen Volksschichten und direkteFeindschastgegen ra,chen Fortschritt und stark umformende Volks- aktionen. Reich. Elegant. Brillant verheirathet. Sorgsam darauf bedacht, seine aristokratischen Re- lationen zu erhalten und ein geschmei- diger Sucher neuer Pfade nach alten Sa- Ions. Gesellschaftlich eine Größe, politisch aber.... nun das wird sich jetzt erst zeigen. Die demokratische Brüsseler„Reforme « erblickt in Caslnnr Perier nicht den Manu, der Frankreich den inneren Frieden bringe; seine politisch- soziale Auffassung sei eine reaktionäre und könne nurdenreichenKlassen gefalle n.— Die Amnestiefrage vor dem Geueralrath der Seine. Man schreibt uns aus Paris unterm 30. Juni: In der gestrigen Sitzung des Generalraths des Seinedepartements hat Genosse Caumeau, Vizepräsident des Pariser Gemeinderaths, einen von sammtlichen sozialistischen Mitgliedern unterzeichneten Antrag eingebracht, welcher dahin geht, das Parlament möge für alle Streikhandlungen, politischen Vergehen und Verbrechen, Preß- fachen und damit zusammenhängende Handlungen eine voll- stündige Amnestie votiren. Bisher wurden derartige Wunsch- Antrage stets debattelos angenommen. Diesmal aber— und das ist bezeichnend für den gegenwärtigen Gemüthszustand— nef der Antrag eine längere, zum Theil recht lebbaste Debatte hervor. Dw„Regierungsrepublikaner", wie sich die Opportunisten gegenwärtig mit Vorliebe nennen, opponirten von vorn- ' was ja von ihrem Standpunkt aus ganz er- klarlich ist. Nur sollten sie offen sagen, daß jeder Arbeiter, der einen Streikbrecher mit scheelen Augen betrachtet. sowie jeder, der die Regierung, welche sie auch immer sei. durch Wort oder Schrift bekämpft, in ihren Augen ein Verbrecher sei, der keine Amnestie verdiene. Offenheit ist aber eine Tugend,, die man bei diesen Herren vergeblich sucht. Sie zogen es daher vor, den Antragstellern vorzuwerfen, daß sie den Zeitpunkt für einen solchen Antrag recht schlecht gewählt haben und ihnen dabei unterzuschieben, als bezweckten sie. die anarchistischen Un- thaten zu beschönigen. Caumeau antwortete im wesentlichen: „Als wir den Antrag eingebracht, ist es uns nicht im mindesten rn den Sinn gekommen, daß man uns würde vorwerfen können, wir wollen die Elenden amnestiren. die sich der Bomben und Dolche bedienen. Die, welche uns kennen und wissen, wie wir für unsere Ideen kämpfen, haben keinen Augenblick daran denken können, daß wir den Antrag in der Absicht eingebracht, um Handlungen zu entschuldigen, welche die Menschheit entehren. Wir haben nichts mit den Elenden gemein, die mit der Bombe oder dein Dolche in der Hand im Schatten wandeln. Wir sind eine Phalanx von Männern, die an dem Tage, wo sie die Republick zu vertheidigen haben werden, vielleicht Rückfällige hinter den Barrikaden sein und mit offenem Visir, Brust gegen • Um bei hellein Lichte kämpfen werden. Die Sozialisten haben nie Ravaillacs in ihren Reihen gezählt. Warum uns also ver- dächligen und den Elenden anhängen, die uns öfter als unsere Gegner auss Korn nehmen?" Zum Schlüsse erhob er sich noch gegen das Amendement, den Abändcrungs- antrag. ausdrücklich zu erklären, daß die anarchistischen Verbrecher von der Amnestie ausgeschloffen sind, weil dies. wie er� sagte, annehmen hieße, daß sie wirklich die Absicht gc- habt hätten, die von ihnen verdammten Verbrechen in die Amnestie einzuschließen, was ihnen aber nie in den Sinn ge- kommen sei. Im ähnlichen Sinne sprachen auch Blondel und Landrin, von welchen letzterer besonders die Nothwendigkeit einer Amnestie hervorhob„in einem Momente, wo die Reaktion in- folge der Wahl des Kongresses, welcher den qualifizirten Re- Präsentanten der Bourgeoisie und des Kapitals an die Spitze der Regierung gestellt, ihr Haupt erhebt." Das war natürlich nicht nach dem Geschmack des Präfeklen, auf dessen Zurechtweisung Genosse Landrin indeß antwortete, daß er sich nicht ent- halten könne, zu konstatiren, daß die Versailler Wahl die Hoffnungen der reaktionären Partei wachgerufen habe und daß man. um sich davon zu überzeugen, nur die Blätter zu lesen brauche. Angesichts einer solchen Beschaffenheit der Lage, schloß er. habe die Republik alle ihre Vertheidiger nölhig und darum dränge sich die Amnestie von selbst auf. Schließlich wurde denn auch trotz aller Einwendungen des Seinepräfekten und der Angriffe der Regierungsrepublikaner der Amnestie- Antrag mit 4S gegen 31 Stimmen angenommen. Ob aber die Regierung dieses Votum nicht annuliren werde, ist freilich eine andere Frage oder vielmehr keine Frage; sie wird es sicherlich thun. Aber damit wird sie weder den Antrag noch die Ver- Handlung aus der Welt geschafft haben. Bom italienischen Panama . Der Banca Romana- Prozeß nähert sich seinem Ende, der Staatsanwalt ist im Literarisches. Der Wahre Jakob Nr. Sl)7. Die in den letzten Tagen erschienene Nummer des Wahren Jakob zeichnet sich wieder als eine Musternummer aus. Ein doppelseitiges Blatt„Der Leineweber" nach einer Zeichnung von Jentzsch wird mancher Proletarierstube als Schmuck dienen, sie bildet neben dem treff- lich gelungenen Portrait Ludwig Pfau's die illustrative Ans- stattung eines ausgezeichneten sieben Seiten füllenden Gedenk- blattes, das dem jüngst verstorbenen schwäbische» Volksmanne und Dichter gewidmet ist. Auch der sonstige Inhalt der Nummer entspricht dem guten Rufe, den sich dieses Unterhallungsblatt seit langem erworben hat.-n. Das Evangelium eines armen SiinderS, von Wilhelm Weitliug. Mit einem Vorworte von Eduard Fuchs (4. und b. Heft der Sammlung gesellschaftswissenschaftlicher Aufsätze herausgegeben von Eduard Fuchs ) München . Verlag für Gesellschaftswissenschaft(M. Ernst) ö» 102 Seiten 80 Ps. Es ist ein anerkennenswerthes Verdienst des Herausgebers und der Verlagsbuchhandlung, daß durch sie dem deutschen Proletariate endlich eine der Schriften Wilhelm Weitlings wieder zugänglich gemacht wird. Weitling ist der hervorragendste Ver- treter des utopischen Sozialisnius in Deutschland . Er ist einer der ersten deutschen Arbeiter, die ihre Klassengenossen zur Be- sreiung von der Lohnsklaverei aufgerufen hat. er ist einer ihrer ersten Märtyrer, ein augenfälliger Beweis für die großen Talente, die in der dentschen Arbeiterklasse verborgen sind. Wir vertreten in Theorie und Taktik heule einen von Weitling durchaus abweichenden Standpunkt, aber damit ist nicht gesagt, daß seine Schriften werthlos, ihr Studium Zeitverschwendung ist. Nein im Gegentheile, wer die Entwickelung unserer Partei kennen lernen will, der darf es nicht unterlassen, die einzige nun einem größerem Leserkreise zugängliche Schrift zu lesen. Sie hat nicht lediglich historische Bedeutung, so manches prächtige Wort, so manchen Geistesblitz enthält sie, der noch heute werth der Wiederholung ist. Was wir an dem Buche auszusetzen haben. ist die Einleitung. Diese hätte sich nicht mit dem Hinweise auf die unzweifelhaft empfehlenswerthe Broschüre Kaler's über Weitling begnügen sollen, sondern das was zum Verständniffe des Buches unbedingt erforderlich ist. seine historische Bedeutung, seine Stellung in der sozialistischen Literatur, fixiren sollen. Auf die Schicksale des Buches, seine Verbreitung, die Schwierigkeiten der Herstellung, seine äußere Gestalt hätte der Serausgeber eingehen sollen und über die Prinzipien bei der erausgabe hätte er Rechenschaft ablegen sollen. Wir ersparen dem Herausgeber blos deshalb nicht diese Aussetzungen, weil wir hoffen, daß die Herausgabe des Neu- drucks sich buchhändlerisch so rentirt, daß er die Herausgabe weiterer, längst vergriffener sozialistischer Schriften ins Auge fassen und bei diesen unsere Anregungen berücksichtigen kann. — n. Schweiße seines Angesichts bemüht, die wegen Urkundenunterschlagung angeschuldigten Behörden in seiner Schluß- rede reinzuwaschen. Dies wird ihm vielleicht den Richtern, nicht also der öffentlichen Meinung gegenüber gelingen.— Will man den Freisinn am Herzen packen, so braucht man nur den Geldbeutel anzutasten. Wenn Crispi das Standrecht proklamirt, wenn er Ehrenmänner wie Giovanni de Felice auf 18 Jahre ins Zuchthaus schicken läßt, blos weil er ein Herz für die Arbeiter hatte, wenn er mit Kanonen und Gewehren die hungernden und ausgepreßten Bauern Siziliens „beruhigt", dann treibt höchstens das Be- dauern über die Opfer einige Schaumwellen, aber selbst das tapfere Herz Eugen Richter's schlägt um keinen Puls- schlag stärker. Aber Sturmwellen schlägt seine Entrüstung, wenn die Regierung es wagt, dem Herzen dcss Bourgeois, d. h. dem Geldsack, den kleinsten Stoß zu versetzen, und das hat die italienische Regierung gethan, indem sie die Ein- kommensteuererhöhung auch auf die ausländischen Besitzer italienischer Rente ausdehnte. Das kommt nach Eugen Richter einem Raube gleich, und möchte er gegen diese Kränkung der Bourgeoisrechte das Eingreifen der Reichs- regierung herbeiführen, wie es bereits durch das Berliner Börsenkonimiffariat angerufen ist.— Die wirthschaftliche« Parteien treten immer mehr an stelle der rein politischen. Dies sieht man wieder recht deutlich in Dänemark . Nachdem schon während der Zeit der rein politischen Verfaffungskämpfe die Sozialdemo- kratie die wirthschaftlichen Forderungen des Proletariats in den Vordergrund stellte, folgten die Agrarier in den letzten Jahren mit einer Sonderorganisation, zu der sich die neue Partei der Bauernhofbesitzer als Hilsstruppe hinzugesellte, und nun hat sich im Gegensatz zu den Agrariern und Sozialdemokraten die„Gemeinschaftliche Repräsentation von Industrie und Handwerk" kon- stituirt. So sicher es ist, daß allerwärts auch die alten Parteien, mögen sie sich liberal, demokratisch oder konservativ schelten, infolge bestimmter wirthschaftlicher Ursachen zu- samniengeführt werden, so ist doch die offene KonstUuirung der Parteien mit wirthschaftlichcm Progranune und Namen ein bedeutender Fortschritt— für uns. Bedeutet sie doch die offene niemand mehr täuschende Hervorkehrung des Klassenstandpunktes bei unseren Gegnern, wodurch der Kampf einfacher wird und eine größere Garantie uns ge- boten wird, daß kein Proletarier sich einer der Parteien mit den schönklingenden Namen anschließt, sondern natur- gemäß keinen anderen Weg vor sich hat, als zur Sozial- demokratie zu stoßen.— Das amtliche Nuffland arbeitet wie alle großen politischen und wirthschaftlichen Mächte ganz instinktiv dem Sozialismus vor. Dies geht aus der Mittheilung des offiziellen„Deutschen Handels-Archivs" hervor, wonach im europäischen Rußland (mit Polen ) die Zahl der Fa- briken über 20 000 mit annähernd einer Million Fabrik- arbeiter beträgt. Das Zarenthum bietet alles ans, die Großindustrie zu fördern. Es treibt auf diese Weise selbst die Bauern vom Lande, wo sie konservativ bleiben, in die Städte, wo sie zu revolutionären Proletariern werden.— In Ostasien bereiten sich große Dinge vor, von denen wirthschaftlich wie politisch Europa nicht ganz unberührt bleiben kann. Wie wir schon kurz genieldet haben, hat Japan die inneren Unruhen in dem China tributpflichtigen Staate Korea dazu benutzt, den Staat militärisch zu be- setzen, den König, der durch seine Grausamkeit und Hinter- list selbst in Asien übel beleumdet ist, in seine Ge- walt gebracht. Die Koreaner haben sich, nachdem China , obgleich es seine Truppen an der Grenze von Korea zu- sammenzieht, noch immer nicht eingegriffen hat, an die Ver- einigten Staaten von Nordamerika um Schutz gewandt. Diese haben aber blos ihre Vermittlung in Aussicht gestellt. England und Rußland sind von den europäischen Mächten an der Entwicklung in Korea am meisten interessirt. Ein japanesisch-chinesischer Krieg liegt nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit.— paftsmatfmdifim. lieber die Auflösung der sozialdemokratische» Partei in Chemnitz , die von der Chemnitzer Polizeidireklion dadurch konstruirt wurde, daß sie die Parteiorganisation zu einem Verein stempelte, berichtet unser dortiges Parteiorgan, der„Beobachter": „Die Kreishauptmannschaft Zwickau ist m allen Punkten der Anschauung der Chemnitzer Polizeidirektion beigetreten. Es bleibt also bei der Bestimmung, daß Mitgliederliste, Statut u. s. w. einzureichen ist. Da dies aber unmöglich ist, so ist der Beschluß gleichbedeutend mit�dem Verbot aller Parteiversanimlungen, Auf- lösung aller Kommissionen, Unterdrückung der ganzen Agiialion der Partei. Es sollte nun am Montag eine Parteiverfammlung stattfinden, wo foer Vertrauensmann über die Angelegenheit Bericht erstatten wollte. Diese Versammlung ist aber bereits verboten worden. Selbst- verständlich muß noch die Entscheidung des Ministeriums ein- geholt werden; es muß klargelegt werden, ob dieses die An- schauungen der Vorinstanzen für richtig hält. Die Sache hat für die Parteigenossen von ganz Sack sen Interesse, denn eZ ist klar, tritt das Ministerium der Anschauung bei, so wird die Maßregel aus ganz Sachsen angewendet werden, und dann müssen wir uns ans die neuen Verhältnisse einrichten." Weiter meldet die„Presse" unterm 30. Juni:„Gestern Abend sollte eine Versammlung der?r a u e r e i- A r b e i t e r stattfinden, worin Genosse Gaßmann-Berlin referiren wollte. Sie wurde verboten. Grund: Die Persönlichkeit des Refe- renten. Eine Fleischerversanimlung mit demselben Referenten wurde ebenfalls verboten. Grund wie oben." Da das Ministerium noch nicht gesprochen hat, wollen wir abwarten, was dieses entscheiden wird. Im übrigen gilt auch von der neuesten Chemnitzer Polizeimaßregel das Wort, daß einer aufsteigenden Volksbewegung, wie es der Sozialismus ist, jedes Mittel der Bekämpfung nur förderlich wird. ♦ �* Parteipresse. Die Halber st ädter„Sonntags- zeitung" bestand am I.Juli vier Jahre. Während dieser Zeit hatte sie zu verzeichnen: 7 Beschlagnahmen der Zeitung, 2 Beschlagnahmen der Geschäftsbücher der Expedition. 43 An- klagen, wovon in 23 Fällen aus Freisprechung, Zurückziehung der Klage u. s. w. und in 20 Fällen aus Verurtheilung zu 6 Mo- nalen Gesängniß und insgesammt 39S0 M. Geldstrafe erkannt wurde. An Gerichts- und Verlheidigungskosten kommen noch einige Hundert Mark hinzu, das wären also 4500 M. Drei Anklagen schweben noch.„Alle diese Opfer", sagt das Blatt,«hat die Sonntagszeitung bisher bringen können, dazu hat sie noch 1500 Mark der Partei abgeliefert und für Agitation 1300 Mark verausgabt. Stolz sind wir auf alle Wunden, die wir im Kampfe mit unseren Gegnern davongetragen haben; unter- legen sind wir nicht, im Gegentheil, bei der letzten Reichstags- wähl hat es sich gezeigt, welchen großen Nutzen die Arbeiter- presse hat."_ Wir wünschen unserer Mitkämpferin auch ferner gleich günstige Resultate. v, O NeueS aus dem gajtitcheu Sachsen . Auch dem Partei- genossen Braun, dem Redakteur der B u r g st ä d t e r„Volks- stimme", ist, wie dieses Blatt am 1. Julr meldete. Aus- Weisungsbeschluß zugestellt worden. Er hat Burgstädt binnen acht Tagen zu verlassen. Braun ist nicht etwa Reichs- ausländer, wie man nach den bisherigen gleichartigen Nachrichten aus Sachsen annehmen könnte, sondern er ist Deutscher . Die Ausweisung ist auf grund der partikular- rechtlichen Bestimmung erfolgt, wonach Personen aus anderen deutschen Staaten dann ausgewiesen werden können, wenn sie in Sachsen noch keinen Unterstützungswohnsitz erworben und wenn sie bestrast worden sind. Braun ist als sozialdemokratischer Journalist den Liebkosungen der Themis natürlich ebensowenig entgangen, wie die meisten unserer als Redner oder schriftlich thäligen Parteigenossen und so hat man in Sachsen die juristische Handhabe, wieder an einem der verhaßten Sozialdemokraten ein abschreckend Exempel zu statuiren, um die wackelige alte Gesell- schast so lange wie möglich zusammenzuhalten. Bei der GemeiuderathSwahl in dem hessischen Orte Neu-Isenburg wurden die sozialdemokratischen Kandidaten Fritz Werste und Wilh. Anthöfer gewählt. Dem dritten Kandidaten fehlten nur 12 Stimmen an der erforderlichen Stimmenzahl. » AuS London wird uns unter'm 29. Juni geschrieben: Vorgestern hielt Genosse Liebknecht , der auf einige Tage hier ist. im Kommunistischen Arbeiter- Verein einen Vortrag über die Lage in Deutsch - land, und gab auf olle an ihn gestellten Fragen Antwort. Einige„Anarchisten" bekundeten eine überraschende Anständig- keit. Von anwesenden Engländern zu einigen Vorträgen in englischen Meetings aufgefordert, erklärte Liebknecht, daß er zur Erledigung einer dringenden Arbeit hergekommen sei und infolge dessen alle von englischer Seite an ihn ergangene Einladungen habe ablehnen müssen, daß er aber eine Einladung nach London für den 1. Mai 1393 angenommen habe, und bei dieser Ge- legenheit gerne bereit sei, einigen englischen Meetings über den Stand der deutschen Sozialdemokratie Aufschluß zu geben. »* Polizeiliches, Gerichtliches»c. — Das Krimmitschauer Schöffengericht verurtheilte den verantwortlichen Redakteur des in Zwickau erscheinenden „Sächsischen Volksblattes", H. Reiher, wegen Beleidigung des Spinnereibesitzers Fiedler in Leitelshain zu drei Monaten Gesängniß. Der milangeklagte Drucker W a l t h e r wurde freigesprochen. — 20 M. Geldstrafe zahlen oder 4 Tage Haft verbüßen soll der Parteigenosse Steinkuhl in Niederhaßlau , weil er als Vorsitzender des dortigen Ortsvereins nicht durch Zuschließen des Schlankes, worin sich eine Sammelbüchse befand, ver- hindert hat. daß jemand die Sammelbüchse herausnahm und herumreichte. So entschied das Landgericht aus den Einspruch, den der Amtsanwalt gegen das freisprechende Erkenntniß des Amtsgerichts erhoben hatte. — Noch zwei Monate Gefängnis wurden dem bereits im Zwickauer Gesängniß verweilenden Redakteur K ü n z e l zu- erkannt. Er hat nach Ansicht des Amtsgerichts zu Plauen den „Reichstreuen Verein" und den Amtsblatt-Redakteur Büschendorf in Falkenstein beleidigt. — Die Revision, die der Parteigenosse Trautewein in Quedlinburg gegen die vom Halberstädter Landgericht aus- gesprochene Veruriheilung zu 2 Monaten Gesängniß eingelegt hatte, ist vom Reichsgericht verworfen worden. — Der Nebakteur der in P r e ß b u r g in Ungarn er- scheinenden„Neuen Volkszeitung", Z a l k a i, sollte das Kriegs- Ministerium verleumdet und sich außerdem der Aufreizung schuldig gemacht haben. DaS Schwurgericht sprach ihn frei. Soziale Dteberlirhk� Umfangreiche Bergarbeiter- Entlassungen werden der „Köln . Volks-Ztg." aus Saarbrücken gemeldet. Die Grube „Kronprinz" hat 100 Mann wegen Mangel an Beschäftigung entlassen....,„. In der Porzellanfabrik von V o l k st e d t bei Rudolstadt wurden L4 Mann entlassen, da der Geschäftsgang ein flauer sei. Das Gewerkschaftskartell von Frankfurt a. M. hat Sorge getragen, daß die dortigen Arbeiter und Arbeiterinnen für ein Billiges ein Flußbad nehmen können. Nach Ansicht der Kommission ist die Arbeiterbevölkernng auf das Flußbad ange- wiesen, da wohl nur wenigen die Gelegenheit geboten ist, Wohnung mit Bade-Einrichtung zu beziehen oder sonst regel- mäßig Wannenbäder zu nehmen.— Jedenfalls liegt es nicht an der Kommission, wenn es ihr nicht gelungen ist. den Arbeitern u nentgeltlich diese Bäder zur Verfügung zu stellen. Die unverschämte Frechheit der Unternehmer� äußert sich recht deutlich in einer Notiz, die der„Konseklionär", ein Organ der Textilindustriellen, zum Abdruck bringt. In einer Betrachtung über den Geschäftsgang im sächsischen Vogtlande sagt das genannte Unternehmerblatt: Es hat sich seit 14 Tagen eine große Stille im Spitzengeschäfte bemerkbar gemacht und die Folge davon ist. daß die Löhne zurückgegangen sind und die Maschinen ohne Beschäftigung sind. Die Fabrikanten sind froh, daß es nun auch wieder so kommt, denn die Arbeiter wußten bei dem guten G e s ch äs ts g an g e nicht mehr, welche Ansprüche sie stellen sollten und sind nun wenigstens be- scheiden geworden und schon zufrieden, wenn es zu ganz niedrigem Lohn überhaupt Arbeit giebt.— In so bübischer Weise, wie es oben geschehen. wurde wohl noch selten die Schadenfreude der Fabrikanten über das Elend der Arbeiter zum Ausdruck gebracht. Zynisch und offen wird hier zugestanden, daß man über den schlechten Ge- schästsgang erfreut ist, weil dadurch die Arbeiter„bescheidener", soll heißen gedrückter, gefügiger werden. Die„Bescheidenheit" gegenüber dem Protzenhochmuth über alles. Die voigtländischen Arbeiter werden sich diese Fabrikantenmoral merken und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen wissen. DepeMien. (Wolff's Telegravben-Bureau.) Karwin, 2. Juli. Heute früh wurden der Tiefbau- Förder- schacht und der Wetterschacht geöffnet; es wurde versucht, von dem fünften gegen den vierten Horizont vor- und in letzteren einzudringen und es wurden vier Verschalungen gemacht. Da jedoch um 2 Uhr eine im Wetlerschacht genommene Gasprobe �/ro pCt. Kohlenoxyd aufwies, wurde die Mannschaft zurückgezogen; gleichzeitig wurden beide Schächte auf's Neue ver- dämmt und werden erst geöffnet werden, sobald der Kohlenoxyd» Gehalt herabsinkt, was in einigen Tagen erwartet wird. Epinal , 2. Juli. Die französischen Erdarbeiter in Remire- mont traten in den Ausstand ein und verlangten die Entlassung der Italiener . Paris , 2. Juli. Die äußerste Linke hat beschlossen, un- mittelbar nach der Wahl des Kammerpräsidenten einen Antrag auf Erlaß einer Amnestie für Vergeben bei Arbeiterausständen und für Preßvergehen in der Deputirtenkammer einzubringen. Die Amnestie soll sich nicht auf anarchistische Verbrecher erstrecken. Verantwortlicher Redakteur: Hugo Pötzsch in Berlin . Druck und Verlag von Max Badiug in Berlin SW.. Beuthstraße 2. Hierzu zwei Beilage».
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