ffeflter CiBTBeumg fit Me WWIec teert«««ß. STte*e»et!< schaftliche» Arbeiterorganisationen ohne jede Rücksicht auf die politische und religiöse Stellung ihrer Mitglieder stimmen in der Beurteilung dieses Paragraphen üb«rein. Seine Handhabung bildet rt» recht düstere« Kapitel. das bei der innerpolitischen Entwicklung de« Reiche« eine der« hängniSvolle Nolle gespielt hat und hoffentlich mit dem heungen Tage seinen Abschluß findet. Wir verkennen keineswegs, daß auch nach der Annahme der Vorlage noch ernste Gefahreu für die Ausübung des Koalitionsrechts bestehen. Sind doch Arbeiter, die im wirtschaftlichen TageSkampf lediglich die Interessen ihrer Kameraden vertreten, auf Grund des Erpressungsparagraphen zu schweren Gefängnisstrafen verurteilt worden. Auch ist mit der An- nähme der Vorlage leider noch nicht allen Arbeitern da« Koalitionsrecht gesichert. Der Gesetzgebung bleibt hier noch eine große und dringende Aufgabe, doch wäre eS verfehlt, die heutig« Vorlage damit zu belasten. Sie bildet einen erfreulichen Fortschritt, und diesen gilt es zunächst sicherzustellen. Wir sind deshalb mit der glatten Erledigung ohne Kommisfionsberatung ein- verstanden und werden der Vorlage z u st i m m e n.(Bravo ! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Dove(Vp.): Wir stimmen der Vorlage zu. Der Libera- liSmuS hat seinerzeit den Anstoß dazu gegeben, statt der Einzelver- träge Kollektivverträge von Organisation zu Organisation zu schaffen. Hier liegt eine Ausnahmebestimmung vor, die beseitigt werden muß. Abg. Dr. Junck(natl.): Eine Minderheit meiner Kreunde hat Bedenken gegen die Borlage, die Mehrheit meiner Freunde dagegen stimmt ihr ohne KommisfionS- beratung zu. Abg. Schiele(!.): E« handelte sich hier nicht nur um eine soziale, sondern auch um eine politische Frage. Fällt der§ 1B3 der G.-O., so werden die wirtschaftlichen Kämpfe eine»och größere Erbitterung annehmen. Man kann hier nicht von einem Aus« nahmegesetz sprechen, sondern der Paragraph soll Schutz gegen den Terrorismus der Streikenden geben. Wir können seine Aufhebung daher nicht billigen.(Beifall bei den Konservativen.) Abg. Behren«(D. Fraft.): Die Gewerkschaften haben alle« ge- tan, um das Durchhalten in der schweren KriegSzeit zu er« möglichen. Ihrer einmütigen Forderung muß mau also Rech- uung tragen. Abg. Jockel(tl. 6.): Auch meine politischen Freunde begrüßen die Regierungsvorlage und erblicke« in ihr eine» Fortschritt. Gerade der Abg. Schiele ist am wenigsten befugt, über Terroris- muS zu sprechen— gehört er doch jenen Kreisen an. die den schlimmsten TerroriSmuS gegen nichtwillige Unternehmer ausgeübt haben. Abg, Nowitzki(Pole) erklärt da« Einverständnis seiner Freunde mit der Vorlage. Me Debatte schließt. Die Mette Lesuug teirt im Plenmn er- folgen. Es folgt die erste Beratung de« Entwurf« eine» �rbektskammergefetzes. Staatssekretär des ReichswirtschastScmrtS Frhr. v. Stein: Wir müssen die Kräfte für den wirtfchaftlicheuKampf, den uns die Feinde für die Zeit nach Beendigung de« Krieges auf das ernstlichste androhen, zusammenhalten. Eines der wichtigsten Probleme ist dann die Regelung deS Arbeits- Verhältnisses. Die Millionen, die de» Waffenrock ausziehen und den Arbeitskittel anziehen werden, werden dann den Arbeits- markt sehr verändert wiederfinden, daß dann keine schweren Er- schütterungen eintreten, muß eine unserer Hauptsorgen sein, und dazu soll auch das Arbeitskammergesetz dienen. Auf dem Gebiet der Regelung des Arbeitsnachweises bietet sich der ein- sichtigen Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein weites Feld der Tätigkeit. Ein dauerndes Zusammenarbeiten ist aber nur denkbar bei genauer KenutniS der einschlä- gigen Verhältnisse, und deshalb halten wir an dem sachlichen Aufbau der ArbeitSkammrr» feit. Auch die Bedenken gegen die Einbeziehung der Eisenbahn- a r b e i t e r in das Gesetz, die bei der Vorlage von Illli bestanden, glaubte die Regierung jetzt zurückstellen zu solle». DaS Gesetz soll die nach dem Kriege kommende Entwicklung fördern und schwer- Erschütterungen verhüten. Abg. Schiffer-Borkem(Z.): Wir begrüße» die Borlage, jedoch bedarf sie in wesentlich�, Punkte» noch der Verbesse- r u n g. So wird die Frage ernstlich zu prüfen sein, ob der Aufbau der ArbeitSkammern eine räumliche oder fachliche Grund- läge haben soll. Weiter wären besondere Arbeiterab- t e i l u n g e n bei den Arbeitskammern zu wünschen. Das Ver- trauen der Arbeiterschaft zu de» Kammern würde denm erheblich größer sein. Wir beantragen die Ueberweisung der Vorlage an einen Ausschuß von 2S Mitgliedern. Abg. Legren(Soz.)': Die Vorlage ist beseelt von dem Geist, den wir in der Arbeiter- gesetzgebung stets hatten, nämlich dem Geist des Mißtrauens gegen die Arbeiter. Die Arbeitskammern sollen ja nicht für die Unternehmer, sondern für die Arbeiter geschaffen werden, wie auch die Regierung in der Begründung hervorhebt. Dann hätte man aber die Wünsche der Arbeiterorganisatio- neu berücksichtigen sollen. Als der erst« Staatssekretär deS Neichswirtschaftsamts Schwander aus dem Amte schied, er- klärte er unserem Kollegen Bauer, alle soziale» Gesetze würden einer aus Arbeitgebern und Arbeitnehmer» z t- sam mengesetzte» sozialen Kommission znr Be- gutachtung vorgelegt werden. Bisher haben wir von ticser Kommission nichts gehört.(Hört, hört.' bei de« Sozialdemo- kraten.) Und auch diese Vorlage hat einer solchen Kommission nicht vorgelegen. Die Organisationen der Arbeiter und An- gestellten haben seinerzeit einen eingehenden Arbeitskammergesetz- cntwurf ausgearbeitet. Die dort niedergelegten Wünsche �sind m dem vorliegenden Entwurf aber übergangen. Dabei hätte doch die Regierung gerade hier Gelegenheit gehabt, ingrotzzügiger Weise zu zeigen, daß sie für die Arbeiter nicht nur Worte, son- der i, auch Taten hat. Aber trotz der vier Kriegsjahre zeigt fich in dem Entwurf ein kleinlicher Geist des Mißtrauens gegen die Arbeiter. Deutlich zeigt sich das bei den Bestimmungen über die Einbeziehung der Eisenbahnbetrieb«. Im Eni- wurf von 1910 waren nach dem Beschluß deS Reichstages nur)ie Fabriken und Werkstätten einbezogen. Jetzt ist in der Vorloge statt des Wortes.Arbeitnehmer" durchweg das Wort.Arbeiter" gesetzt, Die Einbeziehung der Eisenbahnarbeiter hat also nur die unwesent- liche Bedeutung, daß nur die Streckenarbeiter hinzukam. men. Dazu aber wird für die Eisenbahnnrbeiter et« AnSnnhmerecht geschaffen, denn sie sollen nur dnrch den Arbeiter«»«- s ch u ß in indirektem Verfahren Mitglieder zur Arbottskammer wählen. Dann wird noch der Versuch gemacht, in diese« Gesetz ein kleine« Streikverbot für die Eisenbahner und Postbeamten hm- einzubringen, denn im§ 45 Absatz 2 heißt eS in einem Nebensatz, daß in diesen Betrieben wedereineBetriebSeinstellnng noch eine Arbeitsniederlegung zulässig ist. In der Weise läßt sich diese umstrittene Frage nicht lösen.(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) D« Regierung hält an der beruflichen Gliederung der Arbeitskammern fest. Für thre berufliche Vertretung bedürfen die Arbeiter der Arbeits- kammern nicht, aber alle die Berufsgruppen, in denen starke Or- ganisationen nicht vorhanden sind, werden dadurch von den Ar- beitskammern ausgeschlossen. Wir müssen die territoriale Gliederung verlangen. 1866 wollte die preußische Regierung da§ KoaLitumSverbot für Landarbeiter auf-
heben, Mcht an« FlveckuiäßßchM, sondern amB Werechttgkekk. Der jetzige Entwurf schließt die Landarbeiter aus, wtt müssen sie auS Gerechtigkeit in die Arbeitskammeon einbeziehen.(Leb- hafteS Sehr richtig!) Der Aufbau diese« Gesetze? hätte der Re- gierung Gelegeuhsit zu einem einheitlichen Ansdan der gesantten Vertretungen der Arbeiterschaft geben können. In der Kommission werden wir bemüht sein, einen solchen einheitlichen Aufbau herbeizuführen. Unseren Wünschen entspricht oer Entwurf nicht im entferntesten. Die Kommission wird gründliche Arbeit machen müssen. Wenn der Arbeiterschaft nicht sehr schwere Enttäuschung bevettst werden soll, wird der Entwurf wicht nur in seinen einzelnen Teilen, sondern in seinen Grund zügen umgestaltet werden müssen.(Lebhafter Beifall bei den Sozial- demokraten.) Abg. Weinhansrn(vp.): Der Vorredner hat nur Schatten- fetten in dem Entwurf gesehen. Er ist aber doch der erste Schritt dazu, den Arbeitern eine gesetzliche Vertretung zu geben. Und deswegen begrüßen wir ihn mit Freuden. Zu bedauern ist, daß die Landarbeiter von ihm ausgenommen find. In der Kam- Mission werden wir uns bemühen, diesem Mangel abzuhelfen. Abg. Jckler(natl.) bedauert die Ausnahmebestimmungen für die Sisen-bahnarbeiter. die die Kommission beseitige« möge. Abg. Dr. Wildgrube(k.) bestreitet, daß Mischen den Srbett- gebern und Arbeitnehmern starke Interessengegensätze bestehen müssen und verlangt die Aufrechterhaltung des§ 153. Abg. Behren«(D. Frkt.) tritt für die Einbeziehung der Land- arbeiter in das Gesetz ein; andernfalls müßte der Entwurf abge- lehnt werden. Hierauf vertagt da» Hau» die Weiterberattmg auf �on» nerstag, 1 Uhr. Schluß: 6)4 Uhr._
parteinachrichten. Nm das gleiche Wahlrecht. Gegen die Provokation der breiten VolkSlnasse» durch die Reaktionäre des poeuhlschen DreiflassenparlamentS protestierten von den sozialdemokratischen Organisationen berufene Bersamm- lungen in Guben , wo ebenso wie in Vetschau und Finster- w a l d« Reichstagsabgeordneter Wels über:.Deutsche Frei- heit und preußisches Wahlrecht" referierte. In Bei- schau, dem kleinen Spreewaldstädtche«, waren über 400, in F i n- st erwald« mehr als 1000 Personen anwesend. Beitragserhöhung. Eine Konferenz der Ortsvereinsvorsitzende» der KreiSovgani- sation EottbuS-Spremberg beschäftigt« sich eingehend mit der vom ParteiauSschuß und vom Bezirksvorstand empfohlenen Einführung des Woche nbei trag» von 15 Pf. für männliche und 10 Pfennig für weibliche Mitglisder ab 1. Juli. Di« Genossen er- kannten einmütig die Notwendigkeit an, die Parteikasse zur Durch- führung der bevorstehen dem politischen Kämpfe durch eine« um 5 Pf. erhöhten Wochenbeittag zu stärken. Durch rsgelmäßige vi«:- zehntägige Kassierung soll vi« Beitragszahlung den Mitgliedern leichter gemacht werden.— Als Delegierter zu der am 2. Juni tti Berlin tagenden P rmnwzialkon ferenz wurde Genosse Zappah ge- wählt.
Genosse Alois Mühlbaner ist in München TB Jahne oft gestorben. Wer fich der schweren Zeit?» erinnert, weiß, ein wie tapferer und scharfsinniger, der Polizei wegen feiner Verschlagen- heit, den Parteigenossen wegen seiner Opferbcreiischaft bekannter Parteigenosse Alois Mühlbauer war. Seiner habhast zu werden und ihn in einen GehehnbundSprozeß zu verstricken, war dos leb- hafte Bemühen der Münchener Polizei. Später hat Mühlbauer in der Partei und in den Gewerkschaften Hervorragendes geleistet. Zehntausenden hatte er durch seine rastlose und zähe Arbeit im Ar- beiterfekretariat München ihre Recht verschafft.
Fortschritte m der oberrheinische« Parteibewegvng. � An« fast allen Kreisen des oberrheinischen Agitation«bezickS wird ein ungemein lebhaftes Vorcmschreiten unserer Organisationen berichtet. In einer Konserenz des Wahlkreises Vonn-Rheinbach wurde festgestellt, daß Mitgliederstand und Markennmsatz nm mehr als 150 Proz. gegen das Vorjahr gestiegen sind. Als ReichStagS- kandidat wurde der Bezirksparteisekretär Genosse Zörgiebel einstimmig aufgestellt. In einer Parteikonferenz für den Wahl- kreis Bergheim. Euskirchen wurde gleichfalls über erfreuliche Er- folge berichtet. Bezeichnenderweffe ist hier der Zugang an neuen Parteimitgliedern in den Orten am stärksten, in denen von der Geistlichkeit auf der Kanzel und im Beichtstuhl gegen die Sozial- dcmokratie mobil gemacht wird. Wir konnten in Orten Fuß fassen, die sich früher uns gegenüber streng ablehnend verhielten, und wo irnste Flugblattverteiler wiederholt Belästigungen ausgesetzt waren. Lebhast wurde üder die Abtreibung von Versainrmlungs- lokalen geklagt, wobei sich die Geistlichkett besonders hervortue. IWanches läßt darauf schließen, daß dabei noch einer bestimmten an einer Zentralstelle ausgegebenen Parole gehandelt wird. Als Reichstagskandidat für den Wahlkreis wurde einstimmig Genosse Tri m born(Köln ) gewählt. Marxheft der„Sozialistischen Monatshefte". Da« 10. und 11. Heft der„Sozialistischen Monatshefte" ist fast vollständig dem An- denken von Karl M a r r gewidmet. Es enthält wertvolle Beiträge von Conrad Schmidt . Wilhelm Bios, Wally Z e p l e r, Gustav Mayer n. a. Besonders bemerkenswert erscheint uns ein Aufsatz von Hugo Lindemann über.Die ethische Triebkraft in Marx", in dem verschiedenes zurechtgerückt wird, was von mißverstehenden Anti-Ethikern de» Marxismus verschoben worden ist..Das Ln- krezsche Wort von dem großen Meister, der die Menschen gelehrt habe, aufrecht zu stehen und ihr Gesicht zu den Sternen zu erheben, gilt in seinem höchsten sittlichen Sinn von Marx, der den Menschen nicht nur durch seine Lehre die Erkenntnis gebracht hat, sondern auch in seinem Leben Vorbild gewesen ist. Der Mann, der sein ganze? Leben, die vollste Kraft seines Geistes und seines Willens für die andern dahingegeben, konnte eS sich sparen, Moral zu pre- digen. Er lebte sie."— Sehnlich wertvolle Gedankengänge verfolgt ein Auffatz.Marx und die Jungen" von Otto Koester, der den Ruf»Zurück zu Marx!" erhebt in dem Aeichen Sinne, in dem früher der Ruf„Zurück zu Kant !" zum Nutzen unseres geistigen Lebens erhoben worden ist.— In einzelnen anderen Aufsätzen stört der zu sehr auf das Ze i tlich- Po le m: sche eingestellte Ton. Das Heft ist mit einer expressionistischen Porträtflizze, gezeichnet von John Hoexter , geschmückt und enthält einen Neudruck deS Marx- schen Artikels„Wie kann Rußland zum Sozialismus kommen". In seiner Fülle bietet er den Lesern wertvolle Anregungen.(Der Preis dieses Doppelheftes beträgt 1,20 M.)
Soziales. Aendervng der Verfallfristen i» der Angestellte». Versicherung. Eme für die versicherten Angestellten und ihre Arbettgeber ungemein wichtige Verordnung ist kürzlich durch den Bundesrat er- lassen worden. Nach dem Versicherungsgesetz für Angestellte erlischt jeder Anspruch an die Versicherung für solche Angestellten, die durch Berufswechsel infolge von Acbeitslostgkett und anderem aus der Versicherungspflicht ausscheiden, wenn sie nicht in jedem Kalenderjahre mindestens 8 freiwillige Beiträge zahlen, oder bei der Reichsversicherungsanstalt iür Angestellte vor Ablauf des der Fäl- ligkeit folgenden Jahres um Stundung dieser Beiträge einkommen. Diese an sich schon recht scharfe Bestimmung hat im Kriege �beson- der? häufig zu Härten geführt, weil ein Berufswechsel ungewöhnlich
hänstg erfolgt ist. Me neue Bundesrat sveeottmnng bestimmt nun- mehr, daß die Nachzahlungderrückständigen Beiträge bzw. die Einreichung eines Stundungsantcages noch Gülttgkeit haben, wenn sie bis zum Ablauf des Kalender- j ah res erfolgen, das dem Jahre des Kriegsschlusses folgt. Ferner ist für alle diejenigen Fälle, in denen Arbeitgeber irrtümlich oder widerrechtlich die Beitragszahlung für ihre versicherungspflichtigen Ange st eilten unter- lassen haben, die Verjährungsfrist, die nach dem Gesetz 2 Jahre beträgt, derart verlängert worden, daß die Kriegszsit für diese Frist vollständig außer Anrechnung bleibt. Nähere Auskunft über die Be- stimmungen erteilt das Arbeitersekretariat. SO. 16, Engelufer 15, und der Ortsausschuß Berlin der Angeftelltenver- sicherung, W, 35, F l o t t w el l str. 4.
Mustergültiger Bauvertrag mit einer Heimstätten- grsellschaft. Di« große Wohnungsnot in Lübeck macht— wie überall— die sofortige Herstellung von Kleinwohnungen notwendig. Infolgedessen ist mit einer Heimstättengesellschaft ein Vertrag abgeschlossen'worden, der folgende Bestimmungen enthält. Die Gesellschaft erwirbt vom Staate ein 3250 Geviertmeter großes Gelände zum Preise von 5 M. für den Geviertmeter und verpflichtet sich, darauf l2 Einfamilien- Häuser zu errichten, die bereits am 1. Oktober 1918 bezogen werden können. Der Staat zahlt der Gesellschaft eine Bauprämic von 49 Proz. der Baukosten, die aus 56 480 M. berechnet worden sind. Die Gesellschaft verpflichtet sich, die Wohnungen bis zum 15. August 1918 nur an Familien mit wenigstens 4 Kindern zu vermieten und auch später bei Vermietungen oder Verkauf kinderreiche Familien, besonders solche von Kriegsteilnehmern, zu bevorzugen. Sie trifft ferner Vorkehrungen, daß eine Spekulation mit diesen Grundstücken, auch wenn sie verkauft werden, ausgeschlossen bleibt. In dem Ver- trag« find dann noch Besttmmnngen über Ausstattungen und Ein- vichtungcn der Wohnungen getroffen worden, sowie über Bestellung von Hypotheken.
Deutscher Jugendfürsorgetag. Der Deutsche Verein für Armen- pflege und Wohltätigkeit hat beschlossen, gemeinsam mit anderen auf dem � Gebiets der Jugendfürsorge arbeitenden Organisationen einen deutschen Jngendfürsorgetag in Berlin zu veranstalten. Einziger Gegenstand der Verhandlungen ist die Frage:.Jugendämter als Träger der öffentliche,! Jugendfürsorge im R e i ch". Die hierzu zu erstattenden Einzelberichte sollen die Not- wendigkest des Ausbaues der öffentlichen Jugendfürsorge betonen, Forderungen für sin Reichsgesetz über Jugendämter aufstellen. Richt- linien für die Organisation der Jugendämter in Stadt und Land geben und die Zusammenarbeit der freien Liebestätigkeit mit den Jugendämtern zur Darstellung bringen. Als Referenten sind unter anderen Prof. Dr. Klumker(Frankfurt a. M.), Direktor Dr. Blaum (Straßburg ), Frl. Dr. Marie Kröhne(Düsseldorf ) und Lic. Sieg- mund-Schultze(Berlin ) bestimmt worden. Die Verhandlungen find auf den 20. und 21. September fest- gefetzt
GroßSerMl Ade Groschenfahrt! Welche Macht ist die Gewohnheit! Viermal bin ich am gestrigen Tage kurze Strecken mit der»Großen Berliner" ge- fahren und konnte wohl zwei Dutzend Fälle beobachten, in denen die Fahrgäste der Schaffnerin' den altgewohnten Fahr- groschen hinhielten. Doch die Opferspende wurde streng zurückgewiesen. „Kostet jetzt fünfzehn oder--" und dann folgten Beleh- rungen über Doppelfahrscheine, die 25 Pf., und Ächt-Fahrten- Scheine, die 1 M. kosten. Liest das Publikum Zeitung? Ich glaube nicht. Denn ein großer Teil zeigte sich glänzend uninsormiert über den Umsturz der Straße nbahngesellschaftsord- n u n g. den nnS der 1. Mai diesmal in Ermangelung eines anderen Umsturzes der Gesellschaftsordnung gebracht hat. „Kann ich damit auch auf anderen Linien fahren? Und morgen auch noch?" Ein Schwärm ängstlicher Fragen um- schwirrt die Schaffnerin, die heute außer der gewohnten Funktion des Stoßtrupps(zur Durchbrechung dichter feind- licher Linien) auch noch die eines wandernden Auskunits- bureaus übernehmen mutz. Ein paar helle Berliner , die sich zum Glück überall finden, stehen ihr bei und beruhigen einige ältere Tanten, denen es doch sehr riskant erscheint, gleich eine ganze Mark auf einmal für ein Straßenba hnbillet aufzu- wenden. Denn möglicherweise verliert man das Ding, oder die.Große Berliner " stellt den geringen Betrieb inzwischen gänzlich ein.. man kann nie wissen. Nur eines weiß man genau: die Fahrt ist teurer ge- worden, die schönen Zeiten des Groschentarifs sind vorbei. Ob sie wohl jemals wiederkehren und mit ihnen der Vierzehntel- Topp, das belegte Groschenbrötchen, die Llutomatenschokolade für 10 Pf., das Zehnpfennigporto für Briefe?— Von all den unermeßlichen Herrlichkeiten, die früher jedermann für einen Groschen feil waren, ist nun auch' die letzte cnt- schwunden. Nein, halt, eine ist geblieben— aber von der redet man nicht. »lrick Raudi.
Die rote 5?ahne. Maifeiern haben am gestrigen Tage in Berlin bekanntlich nicht stattgesunden und der Behörde, deren Händen die Sorge für die Sicherheit des Staates anvertraut ist, war dadurch die Gelegenheit zu mancherlei Taten und Triumphen genommen. Wenn die Polizei aber gehofft hatte, dafür den ersten Mai diesmal in ungestörter Seelenruhe verleben zu dürfen, so sah sie fich bitter getäuscht. Ein Ereignis, wie eS die Well noch nicht erlebt hatte, seit eS eilt Deutsches Reich und eine deutsche Sozialdemokralie gibt, bestürmte, ängstigend und verwirrend, die Herzen der Sicherheitsbeamten vom biederen Schutzmann bis hinaus zum Chef der politischen Abteilung: Auf dem Dache eines Palastes Unter den Linden wehte eine rote Fahne! Eine rote Fahne mitten auf der historischen Triumphstraße der deutschen Kaiserstadt! Der gutgesinnte Bürger blieb entsetzt stehen und wartete auf das Naben der Feuerwehr. Er wartete eine Stunde, aber sie kam nicht. Und der Bürger fragte sich, ob er oder die Welt wahn- finnig geworden, oder gar die Wahlrechtsvorlage angenommen und der preußische Zukunftsstaat definitiv eingeführt worden sei. Er wandte fich schließlich an einen Schutzmann, aber dieser verharrte schweigend in einem bitter-webmütigen Lächeln. Der Polizei waren die Hände gebunden, sie wollte schon, aber sie konnte nicht. Denn da? Dach, auf dem das rote Aergernis im Winde flatterte, war ein exterritoriales Dach, zu dem selbst preußische Polizeimacht nicht hinaufteicht: eS war das Dach der russischen Gesandt- schaftl llebertriebene Sympathie� für die Berliner Polizei siegen uns fern. Aber schließlich find wir alle doch Menschen und angesichts der Seelenqualen, die der gestrige erste Mai ihr gebracht hat, können wir nicht umhin, unserer Sicherheitsbehörde unser aufrichtiges, herz- liches Mitgefühl auszusprechen.
Wer hat da Lust, zu tauschen? Die für den Wirtschaftsbezirk Groß-Berlin destehende Kleider- V e r w e r t u n g S- G e s e I l s ch a f t(K. V. G.) hat eine neue Ein-