Nr. 133. 35. Jahrg.
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„ Sozialdemokrat Berlin".
mabas ng nobela ne oldu
Vorwärts
Berliner Volksblaff.
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Donnerstag, den 16. Mai 1918.
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Schwerer Aniturm nördlich vom Kemmel.
Herabsetzung der Brotration.
In der württembergischen Kammer hat der Abgeordnete
außmann mitgeteilt, daß an demselben Lage, an dem das gleiche Wahlrecht in Preußen abgelehnt wurde, auch die Herabsehung der Brotration ab 16. Juni beschlossen worden sei.
Wir beschränken uns für heute auf die Wiedergabe dieser in einer parlamentarischen Debatte gemachten Mitteilung. Nähere Aufklärungen werden wohl nicht lange auf sich warten Tassen!
Deutsch - russische Krimnoten.
Der Besetzung der Krim durch deutsche Truppen ist ein Notenwechsel zwischen der russischen und deutschen Regierung voraufgegangen. Ein Reuterbericht aus Moskau , den der L.-A." wiedergibt, sagt darüber:
Im Namen der deutschen Regierung erklärte Graf Mirbach , daß Sebastopol in Abwehr des Angriffes der Schwarze- MeerFlotte gegen Cherson und Nikolajemst besetzt worden sei. Die deutsche Regierung sichere jedoch der Krimbevölkerung das Recht, über ihr Schicksal selbst zu entscheiden. Tschitscherin, der Bolfskommissar für auswärtige Angelegenheiten, erwiderte dem Grafen Mirbach, daß die Feindseligkeiten nicht mit Wissen der russischen Regierung, sondern durch einige von der Schwarze Meer Flotte bedrängte Schiffe aum Ausbruch gekommen feien.
Daß der Notenwechsel damit zum Schluß gekommen sei, ist kaum anzunehmen. Aber Reuter scheint nichts von einer Fortsetzung zu melden und der„ L.-A." setzt seiner Mitteilung demonstrativ die Ueberschrift auf:„ Die Selbstbestimmung der Krim ", als ob sonst nichts in der Reuterdepesche zu lesen stünde.
Türkisch- finnischer Friedensschluß.
Konstantinopel , 14. Mai. ( Meldung der Agentur Milli.) Der Friede zwischen dem Osmanischen Reich und Finnland ist am 11. Mai in Berlin durch die Vertreter der beiden Länder unterzeichnet worden.
Die russisch - ukrainischen Friedensverhandlungen.
Poslednija Nowosty" melden: ,, Der Minister des Auswärtigen Wassilento erhielt ein Telegramm von Lenin mit der Mitteilung, daß die aus Kurst in Kijem eingetroffene russische Abordnung bevollmächtigt sei, Friedensverhandlungen mit der ukrainischen Regierung zu eröffnen. Am 10. Mai fand unter Vorsiz Wassilenkos eine Besprechung zwischen den Mitgliedern der russischen Delegation und den Vertretern des Ministeriums des Auswärtigen statt. In der Besprechung wurden die Grundzüge der bevorstehenden Friedenskonferenz zwischen der Ukraina und Rußland erörtert."
Die Aera der Judenpogrome.
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Hohe
Kämpfe nördlich vom Kemmel blutige Verlufte der Franzosen Der Vorstoß gegen Corbie - Feindlicher Angriff bei Caftel.
Berlin , 15. Mai 1918, a bends. Amtlich.
Bei Abwehr des heute früh erfolgten feindlichen Angriffs nördlich vom Kemmel blieb eine begrenzte Einbruchsstelle in unserer vorderen Linie zurück. Ein ernenter starker Teilangriff der Franzosen nordwestlich von Moreuil scheiterte unter schweren Verlusten.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 15. Mai 1918.(.. B.)
Weftlicher Kriegsschauplatz.
Nördlich von Remmel hatten örtliche Angriffsunternehmungen vollen Erfolg und brachten 120 Gefangene ein. Unser Angriff traf in der Ablösung befindliche Truppen und foftete ben Franzosen hohe blutige Verluste. Der Artilleriekampf blieb im Gebiete des Kemmel gesteigert. Heute früh haben sich dort mit franzöfifchen Borstößen neue Infanteriegefechte entwickelt.
Zwischen der Lys und dem La Bassée- Kanal, an der Scarpe und bei Buc quoy war die feindliche Artillerie namentlich während der Nacht rege.
Zwischen Ancre und Somme drangen wir in furzem Stoß an der Straße Bray- Corbie in englische Linien ein und behaupteten das gewonnene Gelände gegen zweimalige starke Gegenangriffe des Feindes. Zur Unterstützung der Infanterie hielt lebhafte Artillerietätigkeit an.
Bei Billers Bretonneux, beiderseits der 2uce und Avre lebte der Feuerkampf vielfach auf. Auf dem westlichen Avreufer griff der Feind unsere Linien bei Ca ft el an. Unter schweren Berlusten wurde er zurückgeschlagen.
In einzelnen Abschnitten Erkundungsgefechte.
Unsere Flieger schossen gesteru fünf feindliche Fesselballoue ab. An den Kampffronten sehr rege nächtliche Fliegertätigkeit.
Wir bewarfen Calais , Dünkirchen und andere rückwärtige Munitionslager und Bahnanlagen des Feindes ausgiebig mit Bomben.
Bon den anderen Kriegsschauplägen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Der österreichische Bericht. Bien, 15. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: Im Gebiete des Monte Corno haben fich erneut örtliche Kleinkämpfe entwickelt, wobei sich der Italiener in einem unserer Feldwachenueßer festsette.
Der Chef des Generalstabes. Ereignisse zur Tee.
Vor dem Hafen von Pol a wurde ein italienisches Torpedo. motorboot versenkt. Flotten kommando.
des selbstherrschenden Despotismus nicht möglich sein. Alle Unterdrücker und Henker des jüdischen Volkes werden die Räte der Arbeiterdeputierten zur Ordnung rufen und dem strengsten revolutionären Gerichte überantworten!"
Waffenbund Mitteleuropa."
Nach der Konferenz im Hauptquartier.
Offiziöse Blätter wie die„ Nordd. Ang. 8tg." und die Köln . Btg." veröffentlichen übereinstimmende Andeutungen über den Inhalt der Besprechung im Großen Hauptquartier . Danach war der engere militärische und wirtschaftliche Zufammenschluß die Hauptfrage, während die polnische Frage zu den sekundären gehört hat.
Die„ Nordd. Allg. 8tg." schreibt:
Zum Teil sind ja Vorschläge nach dieser Richtung schon früher in der Oeffentlichkeit gemacht worden und diese fehren jetzt wieder, so daß mit ziemlicher Bestimmtheit von Militärtonventionen, Zollbündnis und Aufnahme der Vertrages in die Verfassungsurkunden der beiden Länder geredet wird. Davan ist natürlich, wenigstens zum Teil, etwas richtig; denn wie sollte eine noch festere Bindung der beiden Monarchien aneinander erfolgen, als in eine völligen militärischen und wirtschaftlichen Interessenverknüpfung und in der Beseitigung aller Verschiedenheiten, die bisher noch in der militärischen und wirtschaftlichen Organisation bestanden?
Die Beseitigung aller militärischen Verschiedenheiten erfordert ein gemeinsames Wehrgesetz, das auch wieder eine gemeinsame auswärtige Politik zur Folge haben muß.
Die Beseitigung aller wirtschaftlichen Verschiedenheiten erfordert 3o Ilunion, Münzunion, gemeinsame Anleihewirtschaft, einheitliche Gewerbeordnung, einheitlichen Arbeiterschutz und noch manches andere mehr. Dies alles sind aber Dinge, die nur auf dem Wege der Gesezgeung geordnet werden können, die wiederum nur durch eine gemeinsame Volksvertretung ausgeübt werden kann.
Da aber dieser Weg offenbar nicht betreten werden soll, bleibt es einstweilen das Geheimnis des Hauptquartiers, wie man sonst zu einer Beseitigung aller Verschiedenheiten, die bisher in der militärischen und wirtschaftlichen Organisation bestanden," gelangen will.
Auch die„ Köln . 8tg." gewährt uns in ihrem Berliner Telegramm vom 14. Mai teine tieferen Einblicke. Da heißt es:
Es besteht die Absicht, Verträge politischer, mili. tärischer und wirtschaftlicher Natur zu schließen. Diese Verträge sollen ein zusammengehöriges und zusammenhängendes Ganzes bilden und nach Möglichkeit zusammen unterzeichnet werden. Es wird also nicht etwa eine Militärfonvention oder ein Wirtschaftsbündnis besonders abgeschlossen, sondern ein Vertrag, der einen militärischen, eine poli= tischen, einen wirtschaftlichen Teil hat und wie gesagt ein Ganzes bibet. Unzutreffend ist auch die Nach richt, daß man sich bei der Besprechung im Großen Haupt quartier auf die sogenannte österreichisch - polnische Lösung geeinigt habe oder daß die Vereinbarungen diese Lösung zur Folge haben würden. Was die wirtschaftlichen VerHandlungen betrifft, so sollen sie so geführt werden, daß ihr Grgebnis feine wirtschaftsfriegerische Tendenz enthält, sondern die wirtschaftliche Verständigung mit unseren Gegnern ermöglichen bann, während, wie bereits dargelegt, die wirtschaftlichen Verhandlungen, sich über den Sommer hinziehen werden, wenn bie militärischen und politischen Richtlinien für die künftige Gestaltung des Bündnisses bereits eingehender herausgearbeitet werden. Dies liegt in der Natur der praktischen Erfahrungen des Krieges, die ja für die fünftige amedmäßige militärische Zusammenarbeit reiches Material geliefert haben, und in der Natur der gemachten politischen Erfahrungen. Es sei hinzugefügt, daß man für die bevorstehenden militärischen Vereinbarungen den Namen Waffenbund" gewählt hat.
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Damit hätte das Kind wenigstens einen Namen: Waffenbund! Friedensbund hätte wahrscheinlich vielen besser gefallen, obwohl Worte auch nicht viel zur Sache tun. Troydem liegt in dem Namen„ Waffenbund" etwas wie eine tropige Herausforderung aller Bestrebungen, die auf die Herstellung einer Gesellschaft der Völker zur dauernden Wahrung des Weltfriedens gerichtet sind. Und so ist der gewählte Namen vielleicht desto aufrichtiger, je weniger er vielen gefällt.
Das Jüdische Pressebureau in Stockholm berichtet: Die telegraphischen Nachrichten über zahlreiche Judenprogrome in Ruß land, der Ukraine und Beßarabien werden von eben eingetroffenen Petersburger Blättern bestätigt. Der„ Prawda" bom 13. April zufolge waren diese Bogrome am 11. April Gegenstand einer Beratung des zentralen Vollzugsausschusses der russischen Zum Thema des Krakauer Judenpogroms berichtet Sowjets. An die Ausführungen der Referenten anknüpfend meint das jüdische Preßbureau: Infolge der großen Aufregung der jüdiPrawda", die Judenpogrome seien zu einem allgemeinen schen Bevölkerung sah sich der Krakauer Gemeinderat ge Auskunftsmitterber Reaktion nicht nur in Ruß zwungen, den bekannten Krakauer Graeffen eine Sigung zu widmen. land, der Ukraine und Begarabien, sondern auch in Die Sizung war geheim und auch ein offizieller Be Polen und Oesterreich geworden. In dem Artikel heißt richt wurde über sie nicht herausgegeben. Gin Gewährsmann der es:" Die eine ganze Reihe von Städten heimsuchende Pogromseuche Wiener Morgenzeitung" ist in der Lage mitzuteilen, daß das Geübertrifft in ihrer Bestialität alles, was 1905 geschehen ist." Der meinderatsmitglied Dr. Raphael Landau, einer der Führer der Referent im zentralen Vollzugsausschuß entwarf ein entfehliches Unabhängigen Juden"( einer Krakauer lokalen farblosen Partei, Politisch ist es am Ende aber nicht flug, den Gegnern, Bild der bestialischen Verbrechen, die an der wehrlosen jüdischen Be- die dem polnischen Reichsratsflub angeschlossen ist), in dieser die die Waffen noch nicht gesenkt haben, ins Gesicht zu sagen: bölferung begangen werden. In Gluchow wurde die ganze jü- Sigung eine scharfe Anklagerede gegen die polni Wir, Deutsche , Desterreicher und Ungarn , in Summe 110 Mil.dische Bevölkerung ermordet; in Turkestan wurde die jüdische schen Behörden und die polnische Presse gehalten habe. Tionen Menschen, wollen in Zukunft einen ewigen Bevölkerung massenhaft umgebracht; die rumänische Macht organi- Landau habe die Behauptung, daß in Krakau kein Judenpogrom, Waffenbund bilden. Denn das feindliche Ausland, das sterte selbst Judenpogrome. sondern einfache Hungerkrawalle stattgefunden hätten und daß der nun einmal seine eigene Denkweise hat, wird daraus schließen, Der Artikel fet den engen Zusammenhang zwischen der Reak- Tod Möllers auf natürliche Ursachen zurückzuführen sei, Lügen ge- daß eine Hegemonie Deutschlands in Europa angestrebt wird, tion und den Judenpogromen auseinander und schließt mit den straft und festgestellt, daß die Erzeffe sich ausschließlich gegen die die mit den Waffen aufrechterhalten werden soll. Es wird Worten:" Im Freien Rußland darf der wilde Nationalhak teine Juden gerichtet und den Charakter eines gewöhnlichen Judenpo- auf diese Weise immer schwerer, ihm den Gedanken auszuStätte finden, darf eine Rückkehr zu den alten blutigen Pogromen| groms getragen hätten. reden, daß Mitteleuropa den Sieg des deutschen Militaris
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