muS bedeute, den zu verbrüdern eS rn fstnem ergenen«Mo- nden Interesse für notwendig hält. Wie im Ausland, so können auch in Oesterreich-Ungarn durch solche Offenherzigkeiten die Gegentendenzen nur ge- stärkt werden. Es läßt sich einstweilen nicht absehen, wie der „Wasfenbund" von österreichisch-ungarischer Seite anders zu- stände kommen soll, denn als ein Akt des Absolutis- m u s. Ein Bund aber, der nur auf dem gemeinsamen Willen von Monarchen beruht, wäre nicht viel anderes als ein Kar- tenhaus, sintemal auch die Ausfassungen und Stimmungen von Monarchen(es gibt Beispiele von Exempeln!) mehr oder we- niger raschen Veränderungen unterworfen sind. Drum wäre es besser abzuwarten, wie der Frieden wird und wie sich dann die Verhältnisse in Oesterreich-Ungarn gestalten. Ein Staatenbund darf nun einmal keine Liebesheirat sein, die in einer plötzlichen Aufwallung der Gefühle zustande kommt, sondern nur eine Vernunftheirat, bei der Gesundheits- zustand und wirtschaftliche Verhältnisse der Ehewerber genau erkundet werden, Dinge also, über die man, besonders soweit es sich dabei um den schwächeren und umworbenen Teil handelt, öffentlich aus Höflichkeit nicht gerne spricht..Drum prüfe, wer sich ewig bindet", sagt schon der Glockendichter. Denn:„Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang!"
Gehelmöiplomatifihes Zur Kaiserbrief- Märe. Der zweite Kaiserbrief— Poittear� an SixtnS— Albert Thomas und die Geheimdiplomatie. Nicht nur von einem zweiten Briefe Kaiser Karls ist in der französischen Kommission für auswärtige Angelegenheiten geredet worden, sondern auch von einem Briefe Poincarvs an den Prinzen Sixtus, der, wie die.Norddeutsche Allgemeine Zeitung" andeutet, von Clemenceau.in seinen Enthüllungen vorfichtigerweise nicht erwähnt" worden sei, der„aber den Mitgliedern der Kom- Mission nicht verborgen werden konnte". Woher die.Nordd. Allgem. Ztg." ihre Wisienschast hat, verrät sie nicht; sie sagt bloß,.man" erfahre jetzt.trotz aller Vorsicht" von dem Briefe, und über den Inhalt teilt sie mit, PoincarS.bezeichne darin die Rückgabe Elsaß-LothringenS als ungenügend und verlange die Wiederherstellung der Grenzen von 1814 und das linke Rheinufer, womit er sich völlig auf den Boden der mit dem zaristischen Rußland ge- schlossenen Geheimverträge stelle". Damit würde die Aus- einandersetzung über den Kaiserbrief auf einem Punkte an- langen, den Clemenceaus entfernter Amtsvorgänger seinerzeit durchaus nicht als beguem empfand. Wird die Mitteilung der„Norddeuischen Allgemeinen Zeiiung" ohne französisches Echo bleiben? Wir wollens abwarten. Auch in diesem Falle wäre aber eine Aeußerung des Prinzen Sixtus nicht uninteressant. Der Wiedergabe der Pariser Mitteilung des.Manchester Guardian" über einen zweiten Brief Kaiser Karls und über die sich an diese Angelegenhett knüpfenden VerHand- lungen in der Kommission für auswärtige Angelegenheiten läßt der„Socialist Belgs" folgenden Kommentar folgen: 1. Auch nach der russische» Revolution baben Poincarö und Ribot an der annexionistischen Politik gegen Deutschland (linkes Rheinuser) f e st g e h a l t e n. 2. Ebenso wie in Berlin wird die auswärttge Politik ohne Wissen des Parlaments durch das Staatsoberhaupt gemacht; in Berlin durch einen Kaiser, in Paris durch einen republikanischen Präfidenten. 3. Wilson wurde nicht verfiäudigi, weil Amerika in jenem Augenblick noch nicht den Krieg erklärt hatte, und man in Paris vermutlich lürchtete, datz Wilson die Borschläge Kaiser Karls für eine gute Grundlage von Friedensvorbesprechungen er- klären konnte. 4. Die russische Revolution wurde in dieser An- gelegenheit ebenfalls übergangen, weil Poincarö und R»bot überzeugt waren, daß Veröffentlichungen solcher Arr der Friedensaklion der russischen Revolution vermittelst der Stock- holmer Konserenz einen starken Antrieb geben würden. Hier liegt der unleugbare Nachweis, warum Ribot im Einvernehmen mit Poinearö die Pässe für Stockholm verweigert hat. 3. Der Genosse Albert Thomas hatte Kenntnis von de» Borbesprechungen, während er daS Schreiten der Poincarsschen und Nibotschen Geheimdiplomatie durch sein Schweige» deckte. Man muß sich weiter daran erinner«, daß Thomas einer der gräßten Gegner der Stockholmer Konferenz war. War Thomas vielleicht mit Poiucars und Ribot über die Znkunsts- plane mit dem linken Rheiunfer einverstanden? Wir möchten nicht alle Argumente des„Socialist Belge " unterschreiben. Es ist mehr als fraglich, od der Brief Kaiser Karls auch in jenem Augenblick, wo er geschrieben wurde, eine praktisch taugliche Friedensgrundlage war. Es ist uns nicht klar, welcher Zusammenhang zwischen der Bttefaffäre und der Paßverweigerung bestehen soll. Da Poincarö und Ribot das Geheimnis dem allerengsten Kollogenkreis vor- behielten, wie hätte die Stockholmer Konferenz davon pro- pagandistischen Gebrauch machen können? Allerdings— diese Geheimhaltung war doch nur relattv. Und man darf vielleicht eher sagen, daß die Verzettelung der Stockholmer Arbeit durch die Gerüchte ge- fördert wurde, die man in den Sommermonaten von 1917 unter den Sozialisten der Ententestaaten und unter den ihnen befreundeten Neutralen über das Weichwerden der Mittelmächte in der elsaß -lothringischen Frage umgehen ließ. Man erinnere sich nur der Geheim- depeschen des Stockholmer russischen Gesandten Gulke- witsch an Terestschenko über die Stimmung im Holländisch-Skandinavischen Bureau. Die Rolle, die Albert Thomas in jener Situation gespiell hat. kommt darum freilich in kein günstigeres Licht. Jedenfalls bleibt aber noch vieles dunkel in der da- maligen Konstellation. Zumindest besteht ein Widerspruch zwischen der Thomas vom.Manchester Guardian" zuge- schriebenen Haltung und dem von anderer Seite für ihn be- anspruchten Verdienst, daß er in Rußland den Anuexions- vertrag Poincarös und Briands aufgedeckt und Briand darum zu Fall gebracht habe. Hat er aber überhaupt an die Möglichkeit politischer Konsequenzen des berühmten Briefes wirklich geglaubt? Ein Ausspruch über die elsatz-lothringische Frage wie der:„Mag sein, daß wir Narren sind, aber wir sind es eben l" deutet nicht darauf hin, und beweist eben nur, daß diese Frage ihm mehr am Herzen gelegen hat, als jenem anderen hervorragenden Entente-Politiker, der darüber gesagt hat:.O'�lsacs-Oorrains?— on s'en fichel"(Elsaß- Lothringen ?— Man pfeift darauf I)
Nutzlos, von Krteüen zu reöeu... London , 18. Mai. (Reuter.) Austen Chamberlain sagte gestern in einer Rede in London : Wir find in emen gigantischen Kampf verwickelt. Dann fuhr er fort: ES könne zwar zu einer augenblicklichen Pause kommen, aber eS ruhe doch auf allen Völkern der alliierten Länder die Aufgabe, de» Armeen alle erforderlichen Opfer zu bringen. Die englische Regierung stehe dem Frieden nicht gleichgültig gegenüber. Aber es sei ganz nutzlos, von Frieden zu sprechen, ehe die große Kampfprobe beendet und die Entscheidung auf dem Schlacht- felde gefallen sei. Aus den neuerlichen, wenn auch lauen Konzesfionen englischer Minister an den Friedensgedanken ist zu schließen, daß das Gewicht der Friedensbewegung in der öffentlichen Meinung Englands sicher- lich sich nicht gemindert haben kann.
Straßenkämpfe ln Moskau . Wie vor einigen Woche» in Petersburg , hat jetzt auch in Moskau eine bluttge Auseinandersetzung der Bolschewiki mit den auf der äußersten Linken stehenden, als anarchistisch bezeichneten Elementen begonnen. In Petersburg endete fie mit der schließlichen Ergebung der Anarchisten. Reuter meldet nunmehr vom 12. Mai aus Petersburg : Ein Kampf zwischen Bolsche- Wiste» und Anarchisten hat gestern nacht in Moskau begonnen Die Eowjettruppe» umzingelte» die Gebäude der Anarchisten, darunier ihr Haupiquartier, den stüheren kauf- männische» Klub, auf dem ein« große schwarze Fahne mit der Auf- schrift.Anarchie" weht. Die Auarchisten lehnten die lieber- gab« ab und verteidigte» sich mit Geschütze», Panzerwagen»nd Handgranate». Sehnliche Kämpfe fanden in anderen Straßen statt. Die sogenannten anarchistischen Föderalisten zöge» nach halbstündiger Beschießung die weiße Flagge auf. Die beiderseitigen Verluste find bisher nicht bekannt.— Beim Kreml , dem Sitz der Lolkskommiffare, find viele Geschütze aufgestellt. Heute mittag dauerte der Kampf»och an.
RtiPsihe Politiker auf Reisen. Zur ktrittk der Politik der Bolschewiki. AuS Stockholm schreibt man nai: In den letztem Tagen find, nach der Oeffmmg der finnischen Grenze, verschiedene bekannte Persönlichkeiten der russischen Po- litil hier durchgekommen, um sich nach den Westländerm zu begeben. So Bnrzew, der Marineoffizier C h o n, ein Sozialrevolutionär, der länger« Zeit in Finnland tätig war, und jetzt auch der Sozial- revolutionär Russanow, der im vorige» Jahre als Mitglied der nach Stockholm gesandten Sowjet- Delegation die Fahrt nach den Enwnteländern mitgemacht hat, mit Wassili Suchomlin, einem menschewistischen Mitglied der gesprengte« Konstituante . .Sooialdomokraten" berichtet über die Reife der beiden und über deren Zweck unter dem stark sensationellen Titel.Neue russisch« sozialdemokratische FriedenSdelega- t i o n", wozu«in etwas weniger fett gedruckter Untertitel hinzu- setzt:.Soll sie die Arbeit für die internationale sozialistische Frit- denskonferenz wieder aufnehmen?" Weilchen Zweck es hat, über die Aussichten der internationalen Konferenz, für die in diesen Tagen die einjährige Wiederkehr ihres Geburtstages und die halbjährige ihres Ablebens begangen werden könnte, in der jetzigen internatio- nalen Situation irgendwelche Illusionen zu wecken, ist nicht recht klar— jedenfalls liegt es auf der Hand, daß die Machtlosigkeit, die man in den Ententeländern der Sowjet-Delegation deS vorjährigen Jahres zum Bewußtsein gebracht hat, nicht geringer geworden sein kann, weim ihre Miiglieder bloß im Namen politischer Parteien herumreisen, die in Rußland selbst des Einflusses beraubt und ganz desorganisiert find, wie das Stockholmer Komitee selbst teils durch Austritt geschwächt, teils in alle vier Winde zerstreut, und so der AktionSkrast beraubt ist. Wenn.Socialdemokraten" versichert, daß .Me Arbeit für das Zustandekommen deS sozialistischen Friedens mit aller Kraft und Energie betrieben werde" und das mit dem Hinweis auf den Aufenthalt HnhsmanS in den Ententeländern begründet, der tatsächlich eher die Schließung der in allen Ländern Vertrauen genießenden Zentralstelle bedeutet, so klingt das ebenso- wenig überzeugend wie die weitere Berufung aus die Arbeit Axel- r o d s in Stockholm , die ganz und gar der Redaktion einer haupr- sächlich m der Ententepresse benutzten Korrespondenz zur Bekamp- fung der Bolschewiks gewidmet ist. DaS Interview mit Russanow, das. Socialdemokraten" veröffentlicht, betrifft in seiner ersten Hälfte die Internationale, in seiner zweiten die innere ruffische Politik. Wir erfahren, daß die zwei Delegierten— oder eigentlich drei, da auch Erlich mitkommen sollte— durch Paßschwierigkeiten, die ihnen von der bolschewisti- schen Regierung bereitet wurden, verhindert wurden, an der Lon- donex Konferenz der Ententesozialiften teilzunehmen— ein« Absicht, die eigentlich verwunderlich ist, erstens weil Rußland doch NN Augenblick der Konferenz kein kriegführender Staat mehr war, und zweitens, weil die russischen Sozialisten auch der menschewistischen und s�ialrevolutionären Richtung im vorigen Jahr noch gegen Kon- forenzen der Kriegsgruppen waren und ihnen nur zu In forma- tionSzwecken beiwohnen wollten. Auch könnte RussanowS Darlegung, warum die Stockholmer Konferenz gescheitert sei, einiger- maßen vervollständigt werden. Er sieht ihre Hindernisse vor allem in der mangelnden Aufrichtigkeit der Po- litik der Ententeregiernngen und in einem gewissen Zaudern bei der russischen Koalitionsregierung, die sich unglücklicherweise nicht vom bürgerlichen Einfluß sreizu- machen verstanden und der direkten Gegenarbett der russischen Di- plomatie besonders in London und Paris (sollte Russtrnow nicht auch Stockholm gemeint haben?) nicht entgegengewirkt habe— weiter «m bolschewistischen Staatsstreich. Aber der bolsche- wistische Staatsstreich fällt doch in einem Augenblick, wo die Kon- ferenzsache schon hoffnungslos verfahren war. Und leider grenzt die Passivität gewisser sozialistischer Koalitionsminister in der Stockholmer Frage, wie sich aus den veröffentlichten Geheimdokumente««nd anderen Publikationen ergibt, bedenklich an eine Preis- gäbe. Begreiflicherweise kritisiert Russanow mit gleicher Schärfe die äußere wie die innere Politik der Bol- s ch e w i k S. Die bolschewikische Bodenreform ist völlig verunglückt und hat statt eines Kommunismus einen wilden egoistische» Kampf um den Bodenbesitz hervorgerufen. Zur klein- bürgerlichen Habgier gesellt« sich die Wildheit der heimkehrenden, durch den Krieg demoralisierten Soldatem. Die Industrie wird durch einen„Teilungs-SozialismuS" gefährdet, der Rohstoffvorräte, Maschinen usw., Betriebs- und Reservefonds zerstückelt. Lenins populäre Fassung der Marxschen Wendung von der Expropriation der Expropriateure:„Raubt, was geraubt ist", findet Be- folgung.(Demgegenüber muß doch bemerkt werden, daß, wie mir ein Neutraler, nichtbolschewisttscher Sozialist nach monatelangen eigenen Beobachtungen versichert, die Leninsche Regierung durch eiserne Energie daS in den crjten Monaten sehr arg eingerissene
Räuber unwesen im den Großstädten fast ganz unterdrückt hat.) Die Soldaten tun, was fie wollen. Die Bürgerlichen aber bekämpfen die nicht bolschewistischen Sozialisten heftiger als den Bolschewismus, dessen Diktatur sie als gute Vorbereitung für die ihre ansehen. Russanow und Suchomlin sehen aber einem Wiederauf- leben einer gefunden und echten russischen Arbeiterbewegung mit Zuverficht entgegen.
Deutsche unö englische Steuerpolitik. In einer eben erschienenen dankenswerten Schrift„Steuer- und Anleihepolitik in England während des Krieges" der- sucht Prof. Dr. W. Prion bei einem Vergleiche zwischen der deutschen und der englischen Steuerpolitik die Schatten- feiten des englischen Systems hervorzuheben, um damit unausgesprochenerweise die deutsche Steuerpolitik in ein besseres Licht zu rücken. Er beginnt mit dem Hinweis darauf, daß die englischen Steuerausgaben sehr viel größer als die deutschen sind und sich bis jetzt auf 145 Milliarden Mark belaufen, während die deutschen Kriegskredite nur 124 Milliarden Mark betragen. Aber diese Zahlen sind durchaus nicht mit einander vergleichbar. Denn im englischen Staats- haushalte sind alle Kriegsausgaben aufgeführt, während in Deusschland auch die Bundesstaaten und die Ge- m e i n d e n sehr erhebliche Kriegsausgaben tragen, deren Summierung die gesamten deutschen Kriegskosten schon auf die Höhe der englischen bringen wird. Ferner sind die Dar- lehen und Hilfsgelder an die Verbündeten in den beiden Staaten durchaus verschieden placiert. In Deutschland haben Banken und Reichsbank einen sehr großen Teil dieser Aufwendungen vorläufig übernommen. Bei der Krittk der absoluien Kriegskosten ist aber auch nicht zu vergessen, daß England für die Kriegerfrauen und Kriegerkinder, für die Invaliden und Hinterbliebenen früh- zeittg sehr freigebig gesorgt hat und daß der englische Sol- daiensold höher als der deutsche ist. Das englische Kriegs- budget ist also sozialer als das deutsche, das auf Kosten der Soldaten nnd ihrer Angehörigen gc- spart hat. Prof. Prion weist dann darauf hin. daß die gewaltigen Leistungen Englands an direkten Steuern im Frieden mit dem Rückgang der Kriegsgewinne eine Ermäßigung erfahren werden. Sehr wohl möglich l Aber das schafft die Tat- fache nicht aus der Welt, daß der englische Bedarf zum weitaus größten Teile auch bereits für die Friedens- zeit bereits durch direkte Steuern vorgedeckt ist. Doch handelt es sich bei der Prüfung der Nützlichkeit direkter Steuern gar nicht allein darum, ob das jetzige Kriegsbudget und das künfttge Friedensbudgei durch sie gedeckt wird, sondern der wesentliche Wert der direkten Steuern jetzt und in Zukunft ist, daß sie die unproduktive Verschwendung des Einkommens für Verbrauch und Luxus- guter einschränken. Der Durchschnittskapitalist guten alten Schlages darbt eher oder schränkt sich doch lieber wesentlich ein, als daß er das Sparen verlernt. Die deutschen Kriegssteuern haben die Verschwendung begünsttgt, die Kauf- lust angestachelt, Entwertung des Geldes gefördert; die eng- lischen Steuern haben den persönlichen Verbrauch ein- geschräntt, die Entwertung des Geldes gehemmt und auf diese Weise sozial und finanzpolitisch auf das segens - reichste gewirkt. Erstaunlicherweise fällt dieser wichtigste Gc- sichispunkt, der noch weit wichtiger ist als der der Steuer- gerechtigkeit, für Prof. Prion ganz aus: Prof. Prion weist mit vollem Rechte darauf hin, daß die steuerliche Deckung des Schuldendienstes nur die eine Seite der Kriegsfinanzierung sei und notwendigerweise durch eine systematische und erfolgreiche Anleihepolitik ergänzt werden müsse. Er hat auch damit recht, daß er die deutsche Anleihe- Politik als die erfolgreichste der Welt rühmt. Aber wenn Deutschland 70 Prozent seiner Kriegsausgaben durch lang- fristige Schuld aufgebracht hat, England aber nur 40 Pro- zent, so würdigt er bei dem Vergleiche nicht genug, daß Deutschland in ungleich höherem Maße aller Rohstoffe ent- blößt und aller Ueberseeverbindungen beraubt ist. daß die Liquidatton der Sachgüter in bedauerlichster Weise vor- geschritten ist und daß, wenn ein Vergleich zwischen der Anleihepoliiik und ihren Ergebnissen gezogen werden soll, auf englischer Seite die Tilgungssummen eingestellt werden müssen, die schon während des Krieges durch Steuern aufgebracht werden konnten. Die Darlegungen des Prof. Prion können darum keinen Augenblick darüber hinwegtäuschen, daß die englischen Kapitalisten in ganz anderem Maßstabe als die deutschen ihren Steuerpatriotismus bezeugt und sich als alles andere denn als„Krämer" erwiesen haben. In Deutschland hat man die Groteske aufgeführt, daß man dreimal einen nach- weislich falschen Etat, dessen Fehlbettag viel zu gering war. im Reichstage vorlegte und sich auf diese etwas verrufene Manier um die steuerliche Deckung des tatsächlichen Fehl- bettages herumdrückte. Schon daß England unter gleichen Umständen auf diese Buchungsmanöver verzichtet hat, zeigt, daß sew Finanzwesen gesünder als das deutsche ist..
U-Doot-Kämpfe an öer faröinischen Küste. Berlin , 14. Mai. In kühnem Drausgehen vernichtete Kapitän- leutnant Steinbauer mit seinem bewährten U-Boot im Sperrgebiet deS westlichen MittelmrereS neuerdings innerhalb weniger Tage sieben wertvolle Dampfer meist unier erheblicher Gegenwehr unb mehrere kleinere Fahrzeuge von zusammen rund 33 000 Br.-R.-T. und mit ihnen etwa 10 Geschütze. Im Morgengrauen des 23. April drang Kapitänleutnant Stein- bauer in die stark tefrstigte Durchfahrt von San Pietto(Sardinien ) ein und griff die im Hafen von Carloforte zu Anker liegenden Schiffe an. Er versenkte im Feuer von mehreren Land- batterien den englischen bewaffneten Dampfer King« stoniau<6564 Br.-R.-T.) durch Torpedotreffer , vernichtete mit seiner Artillerie zwei große bewaffnete Schlepp- dumpfer, schoß einen französischen Viermastschoner in Brand und bekämpfte da? feindliche Artilleriefeuer. Alsdann erzwang sich das Boot trotz Sperrfeuer der Landbatterien und Angriffe eines be- waffneten großen Motorbootes die Ausfahrt. Im Ablaufen von Carloforte führte daS U-Boot ein halbstündiges Artillerigefecht gegen einen stark bewaffneten Bewacher und beschoß die F.-T.- und Signalstattou von Kap Spcrone (Insel Antioco) mit beobachteter Trefferwirkung. Der Chef des Atzmttalstabes der Marine. * Die britische Admiralität veröffentlicht jetzt monat- liche Mitteilungen über die durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte herbeigeführten Bruttotonnageverluste. Die erste solche Zusammenstellung, die bis aus Januar 1317 zurück- geht, schließt abweichend von den deutschen Monatsmelduuge» auch