Nr. 141. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Ami Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 25. Mai 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Wernivrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Gegenrevolution in Odeffa.
Erkundungskämpfe und Artilleriefener im Westen.
Berlin , 24. Mai 1918, a bends. Amtlich. Von den Kriegsschauplägen nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 24. Mai 1918.( 28. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah.
Die Lage ist unverändert.
Im Kemmelgebiet, beiderseits der Lys und der Scarpe, südlich von der Somme sowie zwischen Morenil und Montdibier lebte die Artillerietätigkeit am Abend auf und war auch während der Nacht lebhaft. Dte Infanterietätigkeit blieb auf Erkundungskämpfe beschränkt. Eigene Unternehmungen südwestlich von Bucquoy und an der Dise brachten Gefangene ein.
Der Erfte Generalquartiermeister. Ludendorff.
Berlin , 23. Mai. Von unseren U- Booten im Sperr. gebiet um England wiederum 15 000 Br.-Reg.-To. feindlichen Handelsschiffsraums vernichtet! Die Erfolge wurden vorwiegend an der Ostlüfte Englands bei starker feindlicher Gegenwirkung erzielt, zwei Dampfer aus Geleitzügen herausgeschossen. Der Chef bes Admiralstabes der Marine.
Der österreichische Bericht.
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Wien , 24. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: Gestern griffen die Italiener unsere Stellungen auf der Zugna Torta und im Etschtal nach startem weitgreifendem Geschützfeuer zu wiederholten Malen an. Die beiden ersten Angriffe brachen schon in dem trefflich wirkenden Feuer unserer Batterien blutig zusammen. Die Angreifer flüchteten in ihre Gräben zurück. Beim dritten Ansturm famen die Italiener bis knapp an unsere Stellungen. Kaiserschützen vom 3. Regiment sprangen aus ihren Deckungen und warfen sich dem Feinde mit gewohnter Topferkeit entgegen. Der Nahkampf endete mit einem vollen Sieg der Unsrigen. Der Angreifer wurde überall zurädgeworfen, ein leytes Italienernest noch in der Nacht gesäubert. Zum gleichen Ergebnis führten drei Borstöße, die der Feind gegen unsere Stellungen auf dem Monte Asolone versuchte. Auch hier wurde er jedesmal abgeschlagen. So hat für die Italiener auch das vierte Jahr ihres Raubkrieges mit schweren Mißerfolgen begonnen. Der Chef des Generalstabes.
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Wien , 24. Mai. Aus dem Kriegspreffequartier wird mittags gemeldet: Die schon in den letzten Tagen gemeldete, immerfort sich steigernde Gefechtstätigkeit an der Südwestfront hat im Laufe des geftrigen Tages zu größeren Rampfhandlungen an der
fleht man auf der Antefenheit eines Abgeordneten der ruff- Die Zukunft des Baltenlands.
schen Regierung bei den Unterhandlungen in Batum .
Nach einer Moskauer Havasmeldung hielt am Dienstag abend Lenin während einer Vollversammlung der Zentral- und Vollzugsausschüsse der Sowjets eine Rede über die auswärtige Politik und sagte:„ Die Sowjetregierung ist zu vergleichen mit einer Insel in dem imperia listischen Meere, das von starken Strömungen bewegt wird. ( Glücklicherweise ist unsere Insel von diesen gewaltigen Strömungen nicht verschlungen worden, denn diese laufen einander entgegen und brechen sich gegenseitig."
Zwischen Vertrag und Versprechen. Offiziös wird gemeldet:
Berlin , 24. Mai. Am 13. d. M. Haben die Herren Freiherr bon Dellinghausen als Führer der liv- estländischen Abordnung, von Stryf als Vertreter Livlands und von Brevern als Vertreter Estlands an den Reichskanzler die Bitte gerichtet, dem hiesigen bevollmächtigten Vertreter der russischen Republik , Herrn Joffe, die Unabhängigkeitserflärung der Länder Livland und Estland zu übermitteln. Herr Hinsichtlich der internationalen Lage der Joffe hatte es abgelehnt, diese Erklärung direkt aus den Sowietrepublik bemerkte Lenin , diese sei äußerst bereit erklärt, die Urkunde entgegenzunehmen, falls sie durch das Händen der genannten Herren in Empfang zu nehmen, sich aber prefär. Er gebe zu, daß der von Rußland ge- Auswärtige Amt übermittelt würde. Der Reichskanzler hat schlossene Frieden jeden Augenblick gefährdet werden könne. Nach einem Sonderbericht daraufhin der von den Vertretern Livlands , Estlands und Finnder Rhein. - Westfäl. 8tg." fagte er über die Lage im lands geäußerten Bitte entsprochen und die Unabhängigkeitsfernen Osten: Japan halte eine Millioenenarmee be- erklärung durch das Auswärtige Amt Herrn Joffe überreit, die vorläufig von Amerika in Schach gehalten werde. senden laſſen. Eine Verständigung beider wäre zum Nachteil Rußlands . Es sei aber auch möglich, daß Amerika seine Politif in diesem Punkte gegen die Entente orientieren werde. Die Entwaff nung der englisch - französischen Truppen an der Mur manbahn sei unmöglich, da die Sowjets ohne Waffen daftünden. Hingegen sei Deutschlands Selbsthilfe möglich.
Bur transkaukasischen Angelegenheit äußerte Lenin : Die transfaufasische Republik habe sich losgelöst unter Nichtanerkennung Litauisch Brester Friedens; daher der türkische Vormarsch. Rußland habe aufgehört eine Großmacht zu sein. Der Imperialismus sei endlich abgetan.
Schließlich gab Lenin eine drahtliche Mittei Iung des Berliner Gesandten Joffe bekannt, die besagt, Deutschland wünsche freundschaftliche Beziehungen zu Ruß land und Gleichstellung der russischen Staatsangehörigen mit den übrigen Neutralen. Martoff, der Führer der Men schewiki, nannte offes Beschwichtigung infolge des deutschen Vormarsches in der Krim gegenstandslos. Swerdloff, der Präsident des Vollziehungsausschusses, betonte Deutsch Lands friedliche Absichten.
Es wurde eine Entschließung angenommen, in der man die Sowjetregierung beauftragt, schleunigst die Ost armee zu verstärken. Wie der Moskauer Nasche Slowo" meldet, hat die Sowjetregierung gegen das Verweilen englisch - französischer Truppen an der Murmanbahn entschiedenen Brotest eingelegt.
Tiroler Front geführt. Dreimalige Angriffe der Jta- In Odessa ist die sozialistische Duma aufliener zwischen dem Etschtal und der Zugna Torta gelöst und das Rathaus wurde von der Miliz wurden zweimal bereits durch Artilleriefeuer, das drittemal im um ringt. Zum Bürgermeister von Odessa wurde General Nabtampfe zu völligem Scheitern gebracht. Auch am Monte Dobzowolski, zu seinem Gehilfen Arkudinst ernannt. Asolone wurden drei italienische Angriffe abgeschlagen.
Der japanisch- chinesische Vertrag.
In dieser an die Regierung der russischen sozialistischen föderativen Sowjet- Republik in Moskau gerichteten Erklärung wird unter Hinweis auf die am 9. und 10. b. M. in Reval und Riga gefaßten Beschlüsse der estländischen und livländischen Landesverfammlungen ausgesprochen, daß die Bevölkerung Livlands und Estlands durch die Erklärung ihrer Vertreter von dem Recht, ihr Schicksal frei zu bestimmen, Gebrauch gemacht und die Loslösung von Rußland vollzogen habe.
Ueber die Bedeutung dieses Vorgangs sind die Meinungen in der deutschen Oeffentlichkeit geteilt. Die einen meinen, die deutsche Regierung habe, indem sie das Aftenstück des Herrn v. Dellinghausen dem russischen Botschafter überreichte, sich auch mit dessen Inhalt einverstanden erklärt und die Loslösung Livlands und Estlands von Nußland a nerkannt. Es sei damit die Grundlage eines selbständigen liv- estländischen Staates geschaffen, der sich nun in dem Maße, wie dies in Berlin gewünscht werde, an Deutschland anlehnen könne. Die Krömung des Königs von Preußen zum Herzog oder König des Baltenlandes scheint den Verfechtern dieser Auffassung schon in greifbare Nähe gerüdt.
Die andere Meinung geht dahin, die deutsche Regierung habe bei der Vermittlung der Unabhängigkeitserklärung an die russische Regierung nur die Rolle eines Briefträgers gespielt. Davon, daß sie sich mit den Urhebern des Schriftstückes identifiziere, fönne gar keine Rede sein. Im Friedensvertrag von Brest- Litowsk sei bestimmt, und die Re gierung habe es im Reichstag noch einmal deutlich erklärt, daß Livland und Estland unter russischer Oberhoheit verbleiben. Deutschland fönne daher, ohne vertragsbrüchig zu werden, Schritte, die auf die Loslösung Livlands und Estlands von Rußland alzielten, nicht unterstützen. Da Rußlands Oberhoheit anerkannt sei, Irege die Entscheidung weder bei den baltischen Baronen noch bei der deutschen Regierung, sondern bei Rußland , und nur wenn dieses Livland und Estland freigebe, könne die Loslösung als ein gültig vollzogener Art betrachtet werden.
Welche dieser beiden Auffassungen von der Regierung für richtig gehalten wird, darüber schweigt sich die offiziöse Berichterstattung aus. Mit gutem Grunde, denn das Zwielicht, das über diesen Dingen liegt, ist gewollt. Es soll die Sowjetprotest wegen Südkaukasien . scharfen Meinungsverschiedenheiten verGenf, 24. Mai. Der Temps" berichtet Einzelheiten decken, die in dieser Frage zwischen den leitenden Stellen Tschitscherin an Joffe Die Sowjetregierung zur aus über die am 16. Mai zwischen Japan und China abgeschlossene selber bestehen, und es bietet Gelegenheiten, die das klare wärtigen Lage. Militär- und Marinekonvention. Ihr Zweck sei, die Man- Tageslicht verdirbt. Havas meldet aus Moskau , daß der Volkskommissär der dschureibahn unter japanische Kontrolle zu Zur Zeit der Friedensverhandlungen von Brest- Litowsk auswärtigen Angelegenheiten, schitscherin, dem ruffi- bringen. Japan fönne nunmehr nach China beliebig Truppen stand das Auswärtige Amt auf dem Standpunkt, daß die schen Bevollmächtigten in Berlin einen Protest gegen die Un- fenden und sich dort militärische Einrichtungen schaffen. Das Abtrennung Polens , Litauens und Kurlands für Rußland abhängigkeitserklärung der Regierung, die sich„ Union der Abkommen sieht weiter die Benutzung der chinesi- gerade noch erträglich sein könne, daß aber die völlige Abtautasischen Bergebewohner" nennt, zugehen ließ. ichen Ostbahn zu kriegszweden bor. Mit etwas drängung von der Ostsee einen Zustand schaffe, der gar nicht Die Bewohner der Ufer des Schwarzen Meeres , des Kuban, von Verlegenheit versucht der" Temps" darzulegen, daß China anders als mit einer Explosion enden könne. Darum wurden Kurst und des Daghestan hätten sich schon lange für die durch die Militärkonvention feineswegs zum Vasallen Japans im Friedensvertrag Livland und Estland dem russischen unauflösliche Vereinigung mit der Bundes- erniedrigt werde. Steiche zugesprochen, obwohl es nur eines Federstriches berepublik der russischen Sowjets ausgesprochen. durft hätte, um auch ihre Abtrennung zu vollziehen. Die Die Regierung der Sowjets werde mit der größten Energie russischen Unterhändler erklärten ja damals: Macht, was gegen diese Usurpation" vorgehen. Ihr wollt, wir fügen uns der Gewalt!" Der Frieden war, Entsprechend den Vorschlägen des Gesandten Mirbach wenn nur irgendeiner, nicht Ergebnis von Verhandlungen, halte Tschitscherin die Entsendung eines russischen Bevoll sondern Diktat, die deutschen Unterhändler konnten ihn mächtigten nach Batum zu den Besprechungen Wien , 24. Mai. Die staatliche Unabhängigkeit Finnlands wurde formen, wie sie wollten, und sie entschieden, daß Estland und zwischen der deutschen und türkischen Regierung einerseits im Januar 1. J. von Desterreich- Ungarn anerkannt. Seither gab Livland unter russischer Oberhoheit bleiben sollten. und der„ transtaufafischen Regierung" anderseits für not- Finnland den Wunsch zu erkennen, mit der österreichisch ungarischen Diese Politik schien aber den Herren von der Firma wendig, womit er aber die transfautaiische Regierung feines- Monarchie einen Friedensvertrag abzuschließen, wie ein solcher im Habebald und Eilebeute reichlich unvernünftig. Sie meinen, wegs anerkenne. In vielen Gebieten des Kau März zwischen Finnland und dem Deutschen Reiche abgeschlossen wenn die Gelegenheit dazu da ist, soll man nehmen, was tajus aner fenne man diese Regierung nicht. worden sei. Von feiten Desterreich- Ungarns wurde auf diese An- man kriegen kann. Wenn man einen Gegner geschlagen hat, Ein großer Teil der Bevölkerung habe sich sogar gegen die regung beteitwilligst eingegangen. Die einschlägigen Verdann soll man ihn auch zerschlagen, zerreißen, zerstückeln, selbe erflärt, und in den Provinzen Tiflis und Kutais pro- bandlungen, die sich auf den Abschluß des Friedensvertrages damit er für alle Zeit das Wiederaufstehen vergißt. Diesen testierte die Bevölkerung mehrmals gegen die Trennung von sowie des wirtschaftlichen und rechtspolitischen Bufaßvertrages er- Herren von der scharfen Fakultät roch der Brester GewaltRußland. In Petrowst, Kapul und im allgemeinen in den streden, wurden gestern im Ministerium des Aeußern auf frieden immer noch viel zu sehr nach Verständigung, Vertranstautafischen Dstprovinzen, wie auch in Elisabetpol, belgenommen söhnung und Humanitätsdusel. Zwar war der Vertrag ge