Nr. 144. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernisrecher: Ami Morisolas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 28. Mai 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morinvlag, Nr. 151 90-151 97.
Der Damenweg in ganzer Breite erſtürmt.
Stockholm , 25. Mai. Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur aus Mostau hat das Kommissariat für auswärtige Angelegenbeiten dem Minister des Auswärtigen in Tiflis durch Funkipruch seine Befriedigung darüber ausgesprochen, durch den deutschen Botschafter Grafen Mirbach gehört zu haben, daß die transkaukasische Regierung in Ticheteli durch ihren Vertreter Matica beli über die
Trennung Transkaukasiens von Rußland
und seine Selbständigkeit zu verhandeln wünsche, und schlägt, ohne damit die Unabhängigkeit Transtaulasiens ichon anerkennen zu wollen, die von der Mehrheit der transkaukasi chen Bevölkerung nicht gewünscht werde, als Ort der Verband. lungen die Stadt Wladifawtas vor, da Kiew nicht günstig gelegen fei; fie teilt den Wunsch der deutschen Regierung, daß die Verhandlungen möglichst bald aufgenommen und zu Ende geführt werden möchten.
Zugleich hat das Boltskommissariat für auswärtige Angelegenbeiten am 23. Mai dem deutschen Boticafter Grafen Mirbach eine Note überreicht, aus deren Wortlaut sich folgender Verlauf der Dinge ergibt: Am 13. Mai hatte δας Volkskommissariat δας Angebot des Grafen Mirbach angenommen, Beziehungen zwischen der russischen Regierung und der angeblichen" transfaufafischen Regierung zu bermitteln. Am 14. Mai batte der deutsche Botschafter vorgeichlagen, die ruiftiche Regierung möchte ihm ihre Wünsche in dieser Beziehung schriftlich mitteilen, und dieie hatte geantwortet, daß ihrer Meinung nach ein Bevollmächtigter Rußlands an den Verhandlungen in Batum zwischen Deutschland und der Türkei einerseits und Transfaufafien andererseits teilnehmen müßte, da Rußland anderenfalls einen dort zustande kommenden Vertrag nicht würde anerkennen fönnen. Am 22. Mai hat der deutiche Botschafter dem Volkskommissariat mitgeteilt, daß die transkautafische Regierung den Bürger Matich abeli zu ihrem Vertreter bei den Verbandlungen über die Unabhängigkeit Transfaufafiens ernannt habe. Der Botschafter hat zugleich Kiew als Ort der Verhandlungen vorgeschlagen und eine schnelle Einigung empfohlen. Diesen Vorschlag nimmt die russische Regierung an.
Die tatarische Republik in der Krim betrifft folgende Meldung des Berliner Utrainischen Bressebureaus aus Kijew : Die Tatarenregierung in der Krim soll auf einer Koalitionsgrundlage unter Teilnahme bestimmter Nationalitäten organisiert werden. Das tatarische Parlament erklärt sich zum Landesparlament und trifft Maßnahmen, um durch Bertreter anderer Nationalitäten auf Grundlage gefezmäßiger Wahlen ergänzt zu werden. Das Haupt der Regierung wird durch ein Barlament gewählt. das durch den Ministerpräsidenten zusammengestellte Kabinett erhält die Bestätigung des Parlaments durch Vertrauensvotum. Bis zur Bildung eines allgemeinen Barlaments ist die Regierung vor dem Tatarenparlament verantwortlich. Die offiziellen Sprachen der neugebildeten Regierung find ruffiich und tatarich. Die Regierung besteht aus dem Ministerpräsidenten und 5 Ministern.
Im Zusammenhang mit den bevorstehenden russisch - ukrainischen Friedensverhandlungen wurde im ukrainischen Ministerium die Frage der Beziehungen zwischen
Ukraine und Weißrußland besprochen. Die utrainische Regierung wird das Prinzip des Selbst. bestimmungsrechts der Völker unterstüßen und daher der Bildung eines ethnographischen Lebensfäbigen weiß rufiiichen Reiches entgegenkommen. Da aber eine weißruffiiche Regierung noch nicht lonftituiert und ein weißruifiicher Staat erst in Entstehung begriffen ist, so tann er bei Friedensverhandlungen mit Rußland nur schwer offiziell berüdiichtigt werden. Jedoch wird die ukrainiiche Regierung die Lebensinteressen Weißrußlands bei den Friedens berhandlungen berücksichtigen.
Feindliche Artillerietätigkeit im Kemmel- Rußland wünscht
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gebiet meer und bei den Azoren versenkt. Berlin , 27. Mai 1918, abends. Amtlich. In den Kampfabschnitten in Flandern und an der Lys, auf dem Schlachtfelde zu beiden Seiten der Somme und an der Avre haben sich die Artilleriekämpfe verschärft.
Truppentransporter im Mittel
Südlich von Laon ist seit heute früh die Schlacht um den Chemin des Dames im Gange. Die Truppen des deutschen Krongrinzen haben den Bergrücken in seiner ganzen Ausdehnung erstürmt und stehen im Kampf an der Aisne .
Amtlich. Großes Hauptquartier, 27. Mai 1918.(.. B.)
Westlicher Kriegsschauplah. Südwestlich von Meteren wurden bei erfolgreicher Unternehmung Engländer gefangen.
Die Artillerietätigkeit lebte an den Kampffrouten erst in den Nachmittagkunden auf. Die feindliche Artillerie war vor allem im Remmelgebiet, auf dem Nordufer der Lys, zwischen Arras und Albert und auf dem Westufer der Avre tätig. Die Erkundungstätigkeit blieb rege.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Berlin , 26. Mai. Neue Unterfeebootserfolge im Sperr gebiet um Italien : 5 Dampfer von zusammen 27000 Br- Reg.- Tonnen.
Hiervon versenkte das von Kapitäuleutnant Heinrich XXXVII. Brinz Reuß befehligte U- Boot drei wertvolle große Dampfer von zusammen rund 19 000 Br.-Reg.-To., unter ihnen den französischen Truppentransporter Sankt Anna( 9350 Br.-Reg.-To.).
Im Anschluß an die am 8. d. Mts. veröffentlichten Erfolge eines U- Kreuzersim Sprrrgebiet um die Azoren ist nachträglich festzustellen, daß ein von ihm aus großem gesichertem Geleitzug auf dem Wege Gibraltar - England durch Torpedo versenkter Dampfer, der auf etwa 4500 Br.-Reg.-To. geschätzt wurde, inzwischen als der englische Truppentransportdampfer Nirpura von 7640 Br.-Reg.-To. mit einer englischen Kavallerieabteilung an Bord, ermittelt worden ist.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Der österreichische Bericht.
Wien , 27. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: Im Anschluß an die Erfundungsunternehmungen des 25. Mai griffen die Italiener gestern mit mehreren Alpinibataillonen, unterstützt durch schwerstes Artillerie- und Minenfeuer, unsere Stellungen südlich des Tonale passes an. Ein kleiner Teil unserer Linien wurde etwas zurückgedrückt; sodann wurde das weitere Vordringen des Gegners verhindert.
Der Chef des Generalstabes.
In Anknüpfung an kürzlich Berlautendes ist die Vermutung gerechtfertigt, daß die Alliierten der Sowjetregierung eine legte Frist gönnen wollen, sich ihren Wünschen auszuliefern, was die Bereitschaft der Sowjetregierung bedeuten würde, freiwillig mit dem Strid um den Hals ihre Herrfchaft zu liquidieren.
I
neue Verhandlungen!
Moskau , 25. Mai. Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur hat das Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten am 32. Mai dem deutschen Botschafter Grafen Mirbach eine Note überreicht, in welcher es Moskau als Sit eines Sonderausschusses zur Regelung einiger sich aus dem Friedensvertrag von Brest- Litowsk ergebender Punkte und folgende Fragen als Verhandlungsgegenstände verschlägt:
Erstens: die Lage im Kaukasus , zweitens: die Lage in der Krim , drittens: die im Artikel drei des Friedensvertrages vorbehaltene Grenzführung und die Fragen des zeitweiligen Besetzungsrechts Deutschlands , viertens: die politische Lage Estland und Livlands , fünftens: Kriegsgefangenenfragen, fechstens: Grundfragen der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland .
Zwischen einem Krieg, der nicht sterben, und einem Frieden, der nicht leben fann, verbringt das deutsche Volf unfrohe Tage. Der Reichstanzler hat im Mai die Hoffnung ausgesprochen, daß der Strieg noch in diesem Jahre zu Ende gehen werde, und hat sich deshalb selber einen Optimisten genannt: Optimist ist also heute schon, wer hofft, daß das Völkergemegel nur noch fieben Monate dauern wird. Herr v. Kühlmann aber hat dieser Hoffnung gleich wieder einen Dämpfer aufgesetzt, indem er in seinem Vortrag über den Frieden von Bukarest die Möglichkeit in Erwägung zog, daß der Krieg auch noch im nächsten Jahre fortdauern tönnte.
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Mit Jubel hatte das deutsche Volt im Februar die Nachricht begrüßt, daß im Osten Frieden geschlossen werden sollte. Was ist aus dieser Freude geworden? Der„ Brotfrieden" mit der Ukraine wurde durch eine neue Stürzung der Brotration befräftigt. Denen, die als Sieger nicht aus Nußland heimkehrten, sondern entweder dortblieben oder durch Deutschland in einen neuen Krieg zogen, wurde die Kunde, daß das gleiche Wahlrecht in Breußen abgelehnt sei. Daß Deutschland in den Kampf gegen den Zarismus gezogen war, hatte man als Vorspiel zur Befreiung Europas begrüßt. Heute regiert in der Ukraine Sforopadski, in Preußen noch immer Heydebrand, während man für andere„ befreite" Staaten nach neuen Kronenträgern Umschau hält.
Dieser Frieden, der keiner ist, hat auch im Innern Unfrieden gebracht. Man fämpft für und gegen polnische Annegionen. Die Vorgänge in der Ukraine haben im Hauptausschuß des Reichstags zu einer Art Vortrise geführt, die nur durch die Rücktrittsdrohung der leitenden Männer bis auf weiteres beschwichtigt wurde. Ueber die Zukunft Estlands und Livlands tobt in der Presse der heftigste Streit.
In dieser Situation hat die russische Regierung der deut schen den Vorschlag gemacht, zur Klärung wichtiger, int Friedensvertrag von Brest - Litomst offengebliebener Fragen zu neuen Verhandlungen zusammenzutreten. Als Verhand lungsort schlägt sie Moskau vor, wahrscheinlich um zu zeigen, daß sie sich in dieser alten und wieder neuen Hauptstadt Groß- Rußlands zu Hause und sicher fühlt. Die fechs Punkte die sie als Verhandlungsgegenstand vorschlägt, sind so gewählt, daß man von keinem sagen kann, daß er weiterer Slärung nicht bedürftig wäre, es sind ebensoviel offene Wunden wie offene Fragen, ohne deren Lösung und Heilung der Franke Frieden des Ostens nicht gesund werden kann. Die deutsche Regierung sollte die ihr gebotene Gelegenheit mit Freuden ergreifen und sie zu dem Versuch ausnüßen, im Osten wirklich Frieden zu machen.
einer Einigung der Alliierten spricht und gleichzeitig durch Beachtenswert ist, daß die Washingtoner Regierung von Bei diesem Versuch wird man sich darüber nicht täuschen die beruhigende Mitteilung an Japan den Schluß aufnötigt, dürfen, daß die Konferenzeinladung der russischen Regierung daß von einer absoluten Einigkeit eben nicht die Rede sein ebenso wie die gestern von uns wiedergegebene Aeußerung fann. Der Abschluß des japanisch- chinesischen Militärver- des Botschafters Soffe aur baltischen Frage Aeußerung trages vom 16. Mai war grissermaßen eine legte vorberei- eines wiedererwachenden Selbstbewußtseins tende Maßnahme für den Angriff Japans in großem Stile. ist. Wir sehen, um dies gleich zu sagen, feine Gefahr und Wie die Vereinigten Staaten diefen Vertrag nicht hindern feinen Schaden darin, daß die bolichemistische Regierung fonnten, so werden sie auch den Angriff Japans auf Ost- Rußlands sich anschickt, die Zukunft des ihr anvertrauten fibirien nicht ernsthaft aufhalten können. Bandes in realpolitischem Sinne sicherzustellen. Denn der Gedanke, Rußland so zu schwächen, daß es für alle Zeit aufhört eine Gefahr zu sein, ist eine Utopie, realplitisch mur der Gedanke, ein lebensfähiges Rußland nebenein lebensfähiges Deutschland zu stellen und beide zu gemeinsamer Arbeit zu verbinden.
Entweder- Oder im Fernen Osten. „ Für den Augenblick kein Eingreifen". London , 26. Mai. ( Reuter.) Die Blätter melden aus Washington : Die Alliierten und die Vereinigten Staaten haben sich über eine Politik ds Nichteingreifens in Rußland Bei dem neuen Kurs", der die europäische Entente geeinigt. Gleichzeitig bieten sie Rußland Zufuhren und jede abgesondert von Japan an Ameritas Seite fieht, handelt es mögliche Hilfe an. Für den Augenblick wird also fich kaum um mehr als den Versuch, Japans imperialistischer fein Eingreifen stattfinden. England und die Ver- Entschlossenheit noch in zwölfter Stunde ein paar Minuten einigten Staaten haben der japanischen Regierung mitgeteilt, abzugewinnen. Und dieser Versuch ist geglückt. Aber nur daß ihr neuer Kurs nicht von einem Verdacht für den Augenblic". gegen Japan eingegeben sei, sondern daß es sich babei nur um eine politische Frage handele.
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Dieie Politif des Nichteingreifens" ioll also, wie aus brüdlich erklärt wird, nur vorübergehende Bedeutung haben.
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Daß die weitere Entwicklung der ostasiatischen Frage eine schwere Krise des Weltkriegs, die schwerste vielleicht, aus der Schale sprengen kann, ist eine längst vorhandene AnInahme.