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Nr. 144. 35. Jahrg.

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Bierteljahr. 4.50 Mt., monatl, 1,50 ML frei ins Haus, vorauszahlbar.Einzelne Nummern 10 Bfg. Bostbezug: Monai lich 1,50 Mt. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn 8,- Mt, für das übrige Ausland 4,50 ml. monatlich. Bersand ins Feld bei diretter Bestellung monatl. 1,80 Mt. Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland  . Buremburg, Schweden  und die Schweiz  . Eingetragen in die Bost- Zeitungs- Breisliste. Ericheint täglich.

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.Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwürts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

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Die fiebengespaltene Solonelzeiletoftet 80 Bfg. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 30 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 15 Bfg Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Bereins Anzeigen 60 Bfg die Beile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  S. 68, Lindenstraße 3, ab tegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernisrecher: Ami Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 28. Mai 1918.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morinvlag, Nr. 151 90-151 97.

Der Damenweg in ganzer Breite erſtürmt.

Krim   und Kaukasus  .

Stockholm  , 25. Mai. Nach einer Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur aus Mostau hat das Kommissariat für aus­wärtige Angelegenbeiten dem Minister des Auswärtigen in Tiflis  durch Funkipruch seine Befriedigung darüber ausgesprochen, durch den deutschen   Botschafter Grafen Mirbach gehört zu haben, daß die transkaukasische Regierung in Ticheteli durch ihren Vertreter Matica beli über die

Trennung Transkaukasiens von Rußland

und seine Selbständigkeit zu verhandeln wünsche, und schlägt, ohne damit die Unabhängigkeit Transtaulasiens ichon anerkennen zu wollen, die von der Mehrheit der transkaukasi chen Bevölkerung nicht gewünscht werde, als Ort der Verband. lungen die Stadt Wladifawtas vor, da Kiew   nicht günstig gelegen fei; fie teilt den Wunsch der deutschen   Regierung, daß die Verhandlungen möglichst bald aufgenommen und zu Ende geführt werden möchten.

Zugleich hat das Boltskommissariat für auswärtige Angelegen­beiten am 23. Mai dem deutschen   Boticafter Grafen Mirbach eine Note überreicht, aus deren Wort­laut sich folgender Verlauf der Dinge ergibt: Am 13. Mai hatte δας Volkskommissariat δας Angebot des Grafen Mirbach angenommen, Beziehungen zwischen der russischen Regierung und der angeblichen" transfaufafischen Regierung zu bermitteln. Am 14. Mai batte der deutsche Botschafter vor­geichlagen, die ruiftiche Regierung möchte ihm ihre Wünsche in dieser Beziehung schriftlich mitteilen, und dieie hatte geantwortet, daß ihrer Meinung nach ein Bevollmächtigter Rußlands   an den Verhandlungen in Batum   zwischen Deutschland   und der Türkei   einerseits und Transfaufafien andererseits teilnehmen müßte, da Rußland   anderenfalls einen dort zustande kommenden Vertrag nicht würde anerkennen fönnen. Am 22. Mai hat der deutiche Botschafter dem Volkskommissariat mitgeteilt, daß die transkautafische Regierung den Bürger Matich abeli zu ihrem Vertreter bei den Verbandlungen über die Unabhängigkeit Trans­faufafiens ernannt habe. Der Botschafter hat zugleich Kiew   als Ort der Verhandlungen vorgeschlagen und eine schnelle Einigung empfohlen. Diesen Vorschlag nimmt die russische   Regierung an.

Die tatarische Republik in der Krim  betrifft folgende Meldung des Berliner   Utrainischen Bressebureaus aus Kijew  : Die Tatarenregierung in der Krim   soll auf einer Koalitionsgrundlage unter Teilnahme bestimmter Nationalitäten organisiert werden. Das tatarische Parlament erklärt sich zum Landesparlament und trifft Maßnahmen, um durch Bertreter anderer Nationalitäten auf Grundlage gefezmäßiger Wahlen ergänzt zu werden. Das Haupt der Regierung wird durch ein Barlament ge­wählt. das durch den Ministerpräsidenten zusammengestellte Kabinett erhält die Bestätigung des Parlaments durch Vertrauensvotum. Bis zur Bildung eines allgemeinen Barlaments ist die Regierung vor dem Tatarenparlament verantwortlich. Die offiziellen Sprachen der neugebildeten Regierung find ruffiich und tatarich. Die Regierung besteht aus dem Ministerpräsidenten und 5 Ministern.

Im Zusammenhang mit den bevorstehenden russisch  - ukrainischen Friedensverhandlungen wurde im ukrainischen Ministerium die Frage der Beziehungen zwischen

Ukraine   und Weißrußland  besprochen. Die utrainische Regierung wird das Prinzip des Selbst. bestimmungsrechts der Völker unterstüßen und daher der Bildung eines ethnographischen Lebensfäbigen weiß rufiiichen Reiches entgegenkommen. Da aber eine weiß­ruffiiche Regierung noch nicht lonftituiert und ein weißruifiicher Staat erst in Entstehung begriffen ist, so tann er bei Friedensverhandlungen mit Rußland   nur schwer offiziell berüdiichtigt werden. Jedoch wird die ukrai­niiche Regierung die Lebensinteressen Weißrußlands   bei den Friedens berhandlungen berücksichtigen.

Feindliche Artillerietätigkeit im Kemmel- Rußland wünscht

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gebiet meer und bei den Azoren   versenkt. Berlin  , 27. Mai 1918, abends. Amtlich. In den Kampfabschnitten in Flandern  und an der Lys, auf dem Schlachtfelde zu beiden Seiten der Somme und an der Avre haben sich die Artilleriekämpfe verschärft.

Truppentransporter im Mittel­

Südlich von Laon   ist seit heute früh die Schlacht um den Chemin des Dames im Gange. Die Truppen des deutschen   Kron­grinzen haben den Bergrücken in seiner ganzen Ausdehnung erstürmt und stehen im Kampf an der Aisne  .

Amtlich. Großes Hauptquartier, 27. Mai 1918.(.. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Südwestlich von Meteren wurden bei erfolgreicher Unter­nehmung Engländer gefangen.

Die Artillerietätigkeit lebte an den Kampffrouten erst in den Nachmittagkunden auf. Die feindliche Artillerie war vor allem im Remmelgebiet, auf dem Nordufer der Lys, zwischen Arras   und Albert und auf dem Westufer der Avre tätig. Die Erkundungstätigkeit blieb rege.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Berlin  , 26. Mai. Neue Unterfeebootserfolge im Sperr gebiet um Italien  : 5 Dampfer von zusammen 27000 Br- Reg.- Tonnen.

Hiervon versenkte das von Kapitäuleutnant Heinrich XXXVII. Brinz Reuß befehligte U- Boot drei wertvolle große Dampfer von zusammen rund 19 000 Br.-Reg.-To., unter ihnen den französischen   Truppentransporter Sankt Anna( 9350 Br.-Reg.-To.).

Im Anschluß an die am 8. d. Mts. veröffentlichten Erfolge eines U- Kreuzersim Sprrrgebiet um die Azoren  ist nachträglich festzustellen, daß ein von ihm aus großem ge­sichertem Geleitzug auf dem Wege Gibraltar  - England durch Torpedo versenkter Dampfer, der auf etwa 4500 Br.-Reg.-To. geschätzt wurde, inzwischen als der englische   Truppen­transportdampfer Nirpura von 7640 Br.-Reg.-To. mit einer englischen Kavallerieabteilung an Bord, ermittelt worden ist.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 27. Mai 1918. Amtlich wird verlautbart: Im Anschluß an die Erfundungsunternehmungen des 25. Mai griffen die Italiener gestern mit mehreren Alpinibataillonen, unterstützt durch schwerstes Artillerie- und Minenfeuer, unsere Stellungen südlich des Tonale passes an. Ein kleiner Teil unserer Linien wurde etwas zurückgedrückt; sodann wurde das weitere Vordringen des Gegners verhindert.

Der Chef des Generalstabes.

In Anknüpfung an kürzlich Berlautendes ist die Vermutung gerechtfertigt, daß die Alliierten der Sowjetregierung eine legte Frist gönnen wollen, sich ihren Wünschen auszu­liefern, was die Bereitschaft der Sowjetregierung bedeuten würde, freiwillig mit dem Strid um den Hals ihre Herr­fchaft zu liquidieren.

I

neue Verhandlungen!

Moskau  , 25. Mai. Nach einer Meldung der Peters­burger Telegraphen- Agentur hat das Volkskommissariat für auswärtige Angelegenheiten am 32. Mai dem deutschen  Botschafter Grafen Mirbach eine Note überreicht, in welcher es Moskau   als Sit eines Sonderausschusses zur Regelung einiger sich aus dem Friedensvertrag von Brest- Litowsk   er­gebender Punkte und folgende Fragen als Verhandlungsgegen­stände verschlägt:

Erstens: die Lage im Kaukasus  , zweitens: die Lage in der Krim  , drittens: die im Artikel drei des Friedens­vertrages vorbehaltene Grenzführung und die Fragen des zeitweiligen Besetzungsrechts Deutschlands  , viertens: die politische Lage Estland   und Livlands  , fünftens: Kriegsgefangenenfragen, fechstens: Grundfragen der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland   und Rußland  .

Zwischen einem Krieg, der nicht sterben, und einem Frieden, der nicht leben fann, verbringt das deutsche Volf unfrohe Tage. Der Reichstanzler hat im Mai die Hoffnung ausgesprochen, daß der Strieg noch in diesem Jahre zu Ende gehen werde, und hat sich deshalb selber einen Optimisten genannt: Optimist ist also heute schon, wer hofft, daß das Völkergemegel nur noch fieben Monate dauern wird. Herr v. Kühlmann aber hat dieser Hoffnung gleich wieder einen Dämpfer aufgesetzt, indem er in seinem Vortrag über den Frieden von Bukarest   die Möglichkeit in Erwägung zog, daß der Krieg auch noch im nächsten Jahre fortdauern tönnte.

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Mit Jubel hatte das deutsche Volt im Februar die Nach­richt begrüßt, daß im Osten Frieden geschlossen werden sollte. Was ist aus dieser Freude geworden? Der Brotfrieden" mit der Ukraine   wurde durch eine neue Stürzung der Brot­ration befräftigt. Denen, die als Sieger nicht aus Nuß­land heimkehrten, sondern entweder dortblieben oder durch Deutschland   in einen neuen Krieg zogen, wurde die Kunde, daß das gleiche Wahlrecht in Breußen abgelehnt sei. Daß Deutschland   in den Kampf gegen den Zarismus gezogen war, hatte man als Vorspiel zur Befreiung Europas   begrüßt. Heute regiert in der Ukraine   Sforopadski, in Preußen noch immer Heydebrand, während man für andere befreite" Staaten nach neuen Kronenträgern Umschau hält.

Dieser Frieden, der keiner ist, hat auch im Innern Unfrieden gebracht. Man fämpft für und gegen pol­nische Annegionen. Die Vorgänge in der Ukraine  haben im Hauptausschuß des Reichstags zu einer Art Vor­trise geführt, die nur durch die Rücktrittsdrohung der leitenden Männer bis auf weiteres beschwichtigt wurde. Ueber die Zukunft Estlands   und Livlands   tobt in der Presse der heftigste Streit.

In dieser Situation hat die russische   Regierung der deut­ schen   den Vorschlag gemacht, zur Klärung wichtiger, int Friedensvertrag von Brest  - Litomst offengebliebener Fragen zu neuen Verhandlungen zusammenzutreten. Als Verhand lungsort schlägt sie Moskau   vor, wahrscheinlich um zu zeigen, daß sie sich in dieser alten und wieder neuen Haupt­stadt Groß- Rußlands zu Hause und sicher fühlt. Die fechs Punkte die sie als Verhandlungsgegenstand vorschlägt, sind so gewählt, daß man von keinem sagen kann, daß er weiterer Slärung nicht bedürftig wäre, es sind ebensoviel offene Wunden wie offene Fragen, ohne deren Lösung und Heilung der Franke Frieden des Ostens nicht gesund werden kann. Die deutsche Regierung sollte die ihr gebotene Gelegenheit mit Freuden ergreifen und sie zu dem Versuch ausnüßen, im Osten wirklich Frieden zu machen.

einer Einigung der Alliierten spricht und gleichzeitig durch Beachtenswert ist, daß die Washingtoner Regierung von Bei diesem Versuch wird man sich darüber nicht täuschen die beruhigende Mitteilung an Japan   den Schluß aufnötigt, dürfen, daß die Konferenzeinladung der russischen Regierung daß von einer absoluten Einigkeit eben nicht die Rede sein ebenso wie die gestern von uns wiedergegebene Aeußerung fann. Der Abschluß des japanisch- chinesischen Militärver- des Botschafters Soffe aur baltischen Frage Aeußerung trages vom 16. Mai war grissermaßen eine legte vorberei- eines wiedererwachenden Selbstbewußtseins tende Maßnahme für den Angriff Japans   in großem Stile. ist. Wir sehen, um dies gleich zu sagen, feine Gefahr und Wie die Vereinigten Staaten diefen Vertrag nicht hindern feinen Schaden darin, daß die bolichemistische Regierung fonnten, so werden sie auch den Angriff Japans   auf Ost- Rußlands sich anschickt, die Zukunft des ihr anvertrauten fibirien nicht ernsthaft aufhalten können. Bandes in realpolitischem Sinne sicherzustellen. Denn der Gedanke, Rußland   so zu schwächen, daß es für alle Zeit auf­hört eine Gefahr zu sein, ist eine Utopie, realplitisch mur der Gedanke, ein lebensfähiges Rußland nebenein lebensfähiges Deutschland   zu stellen und beide zu gemeinsamer Arbeit zu verbinden.

Entweder- Oder im Fernen Osten. Für den Augenblick kein Eingreifen". London  , 26. Mai.  ( Reuter.) Die Blätter melden aus Washington  : Die Alliierten und die Vereinigten Staaten haben sich über eine Politik ds Nichteingreifens in Rußland   Bei dem neuen Kurs", der die europäische Entente geeinigt. Gleichzeitig bieten sie Rußland Zufuhren und jede abgesondert von Japan   an Ameritas Seite fieht, handelt es mögliche Hilfe an. Für den Augenblick wird also fich kaum um mehr als den Versuch, Japans   imperialistischer fein Eingreifen stattfinden. England und die Ver- Entschlossenheit noch in zwölfter Stunde ein paar Minuten einigten Staaten haben der japanischen   Regierung mitgeteilt, abzugewinnen. Und dieser Versuch ist geglückt. Aber nur daß ihr neuer Kurs nicht von einem Verdacht für den Augenblic". gegen Japan   eingegeben sei, sondern daß es sich babei nur um eine politische Frage handele.

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Dieie Politif des Nichteingreifens" ioll also, wie aus brüdlich erklärt wird, nur vorübergehende Bedeutung haben.

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Daß die weitere Entwicklung der ostasiatischen Frage eine schwere Krise des Weltkriegs, die schwerste vielleicht, aus der Schale sprengen kann, ist eine längst vorhandene An­Inahme.

Das Wiedererwachen des russischen Selbstbewußtseins hat aber, das möge man nicht verkennen, seine sehr ernsten Gründe. Vor zwei Monaten noch war Rußland   ein frieg­führender Staat, der am Ende feiner Kraft angelangt war, heute ist es ein neutraler Staat, und es beginnt langsam