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Nr. 153. 35. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  .

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morispins, Str. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 6. Juni 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Nut Morisplay, Nr. 151 90-151 97.

Erweiterte Erfolge füdlich der Aisne  .

Die Lebensmittelkrise in Rußland   3urückwerfen der Franzosen   westlich von

Gewalt gegen Gewalt.

Ein ausführliches Defret des Rates der Volkskommissare schildert die verzweifelte Lage der Lebensmittelversorgung Ruß­ lands   und hebt hervor, daß konterrevolutionäre Machenschaften dahin arbeiten, durch Desorganisierung der Belieferung des Landes und Zurückhaltung der Vorräte die Macht der Sowjets zu untergraben. Die besigenden Schichten der ländlichen Be­völkerung scheuen nicht davor zurück, durch Anwendung der in ihrer Macht befindlichen Mittel eine gewaltsame Katastrophe herbeizuführen. Auf die Gewalttaktik der Bourgeofie muß die Gewaltpolitik der Sowjets die Antwort sein" ruft das Dekret aus und verfügt folgende Maßnahme:

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Wer Getreide zurückhält oder es zum Brennen von Trint­spiritus verwendet, wird zum Feinde des Volkes prokla­miert. Ueberall find Durchsuchungen vorzunehmen. Das nicht an festgesetzte Abnahmestellen abgelieferte Getreide wird konfis­ziert. Die Besizer sind zu Gefängnisstrafen von min de stens 10 Jahren zu verurteilen. Wer versteckte Vorräte den örtlichen Behörden anzeigt, erhält die Hälfte des Preises der gesamten beschlagnahmten Getreidemenge, während die andere Hälfte der Gemeinde zufällt.

Eine Reihe weiterer Bestimmungen ordnet weitere organi­satorische Maßnahmen, deren Gesamtheit durchaus den Eindruck erweckt, daß die Situation aufs äußerste zugespit ist. Bezeichnend ist, daß in Moskau   ein Beschl veröffentlicht ist, der den zuständigen Bezirkskommissaren zur Pflicht macht, die vor Hunger gestorbenen Kinder sofort anzumelden. Noch ver­zweifelter ist die Lage in Petersburg  . Auch aus der Provinz treffen drahtliche Nachrichten ein, die schauderhafte Einzelheiten melden. Während so in Städten und strichweise auf dem Lande der Hunger erbarmungslos wiitet, ist in verschiedenen anderen Landesteilen zweifellos die Lage nicht so beängstigend.

Vertrauensvotum für Clemenceau  .

Vertagung der Interpellationen auf unbestimmte Zeit.

Soissons.

Berlin  , 5. Juni 1918, abends. Amtlich. An der Schlachtfront ist die Lage unver­ändert.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 5. Juni 1918.( 2. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprina Rupprecht Erfolgreiche Borstöße in Flandern   brachten Gefangene ein. Der Artilleriekampf lebte vorübergehend auf.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins.

In Erweiterung unserer Erfolge auf dem Südufer der Aisne   warfen wir den Feind auf Amb leny― Cutry zurück und nahmen seine Stellungen nördlich von Dommier s.

Dertliche Kampfhandlungen beiderseits des Ourcq  - Flusses. Im übrigen ist die Lage unver­

ändert.

Leninant Löwenhardt errang seinen 26. Luftfieg. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Berlin  , 4. Juni. Durch die Tätigkeit unserer U- Boote wurden im Sperrgebiet um England wiederum 12000 r.- Reg. To. versenkt. Unter den versenkten Dampfern befanden fich zwei mittelgroße bewaffnete Dampfer, einer davon englischer Nationalität.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Der österreichische Bericht.

Die Schlacht von Soissons  .

Von Richard Gädfe.

Der überraschende Stoß, den die Heeresgruppe Deutscher Kronprinz am 27. Mai gegen den Damenweg ansetzte, hat schnell eine große Ausdehnung gewonnen und bedeutet in seinem bisherigen Ergebnis eine schwere Niederlage der Fran­ zosen   und der Engländer. Der Verlauf der drei ersten Schlachttage beweist, daß der Gegner von diesem Angriff böllig unvorbereitet getroffen worden ist. Nicht nur die Truppe selbst, die zum erheblichen Teile aus abgefämpf­ten Divisionen besteht und erst fürzlich nrit jungen, vielfach wenig geübten Ersatz ausgefüllt war. Sie hat nicht den Widerstand geleistet, den unsere Leute in den ersten drei Tagen des Märzangriffes zu überwinden hatten, obwohl sie gleichfalls in sehr starken, sorgfältig ausgebauten Stellungen stand. Auch ihre Artillerie ist durch den plöglichen und gewal­tigen Feuerüberfall der deutschen   Batterien in furzer Frist gelähmt worden und konnte den Schwung des im Morgen­grauen losbrechenden deutschen   Sturmes nicht hemmen. Unser Fußvolk stieß so rasch bis zu ihr durch, daß ein erheb licher Teil weder abfahren, noch auch von ihrer Bedienung vernichtet werden konnte. Die französisch  - englischen Divi­sionen, die unsern Angriff in der vordersten Linie aushalten mußten, sind alle schwer geschädigt, einzelne nahezu bernichtet worden, sie haben Verluste von 40 und 50, selbst bis zu 70 vom Hundert erlitten.

Auch die oberste Heeresführung des Gegners, auf deren überragendes Rönnen man in England und Frankreich   so stolzes Vertrauen gesezt hatte, ist durch Hindenburgs Feld­herrnkunst wiederum gründlich überrascht worden. Das kommt davon, wenn ein Führer sich in einen einzigen Gedanken einspinnt und nur auf das Loch in einer einzigen Richtung starrt, selbst wenn seine Erwägungen an sich weder töricht noch auch nur unzutreffend sind. Ein Feldherr muß einen Geist von höchster Beweglichkeit und eine Ahnungsver­mögen besitzen, das durch den Nebel der Ungewißheit hindurch­dringt, der im Kriege alle Pläne des Feindes verhüllt. Dieses höchste Maß an Feldherrnkunst besaß Moltke   im Feldzuge 70/71  und hat darin vielleicht alle Feldherren vor ihm überragt. Näu­men wir Foch   aber als Wilderungsgrund ein, daß in diesem Bereitsein die große Schwierigkeit jeder Verteidigung liegt. Auch unsere Bundesgenossen haben es im Sommer 1916 bei verweigerte jede Festsetzung der Debatte und Bruffilows Angriff gegen den Styr erfahren. Wenn wir selbst zu jener Zeit durch den Stoß an der Somme nicht überrascht wurden, so kam uns doch nach dem Zugeständnis des Großen Hauptquartiers die ungeheure Massenhaftigkeit des Angriffs­gerätes unerwartet, das der Gegner für seinen Durchbruchs­bersuch aufgehäuft hatte.

ien, 5. Juni 1918. Amtlich wird verlautbart: Außer Artillerietätigkeit feine Kampfhandlung von Belang. Der Chef des Generalftabes.

Bertrauensfrage.

Paris  , 4. Juni.  ( Havas.) Deputiertenkammer. Vor voll- menceau besetztem Hause erklärte Clemenceau  , die Juterpellation stellte die über die militärische Lage nicht beantworten zu können. Er habe sich vor der Heereskommission ausgesprochen, könne aber gegenwärtig öffentlich nicht mehr fagen. Außerdem wider- Man schritt zur Abstimmung, und die Bertagung auf seze er sich dem, daß die stammer sich als Ge- unbestimmte Zeit, welche die Regierung forderte, wurde heimkomitee tonstituiere. mit 377 gegen 110 Stimmen angenommen.

Im Namen der Sozialisten bat Cachin Clemen­ceau, Erklärungen abzugeben, und verwahrte sich gleichzeitig,

gegen jeden Gedanken von Feindseligkeit, denn es handle sich Kundgebung des französischen   obersten so weniger, als er immer noch zögerte, seine an der Küsten­

um das Wohl des Vaterlandes.

Clemenceau   wiederholte, daß es ihm un­

Kriegsrats.

möglich sei, nach Verlauf von sechs Tagen der Schlacht Der oberste Striegsrat hielt seine sechste Sigung unter Um Amfterdam, 5. Juni. Reuter meldet antlich aus Versailles  : Erklärungen über die militärische Lage abzugeben. Eine Der oberste Sciegsrat hielt feine sechste Sibung unter Um­Untersuchung über die Verantwortlichkeiten ständen ab, die für den Verband der freien Völker sehr ernst feiim Gange, er werde aber nicht die Feigheit begehen, find. Der Feind, der von jedem Druck an seiner Ostfront infolge Maßregeln gegen Führer zu ergreifen, die sich um das Vater des Zusammenbruchs der russischen Armeen befreit ist, hat alle seine land verdient gemacht hätten. Kräfte im Westen konzentriert und versucht nun noch eine Reihe von Angriffen auf die alliierten Armeen, ehe die Vereinigten Staaten ihre bolle Straft entfalten können, um

Clemenceau   fuhr fort: Der Abfall Rußlands   er­laubte den Deutschen  , 200 Divisionen gegen uns zu werfen. Der Augenblick ist furchtbar, aber der Helden­

die Entscheidung über Europa   herbeizuführen.

Jedenfalls hat Foch in den ersten Tagen der Aisne­schlacht keine wirksamen Gegenmaßnahmen gegen unser stürmisches Vordringen zu treffen gewußt. Um front angesammelten Massen zu schwächen, denn er hielt an­fangs den Stoß Hindenburgs an der Aisne   für einen Zäu­schungsversuch, auf den er nicht hineinfallen wollte. So sehr hatten sich ihm unsere Erfolge des März und des April auf Brust und Herzen gelegt. Die seelischen Wirkungen großer Siege sind meist bedeutender als die tatsächlichen Erfolge. Auf diese Weise gelang es uns bereits am vierten Tage, mit unseren Spigen die Marne   zu erreichen. Ein großer Schrecken fuhr den Feinden in die Glieder. Die Erinnerung an die ersten Septembertage des Jahres 1914 wurde mach. Kein Zweifel, daß sie der weiteren Entwicklung der Dinge mit banger Sorge entgegensehen, sogar Lloyd George  und Clemenceau sind schweigsam geworden.

Von nun an hat Foch allerdings in größter Eile und mit unleugbarer Tatkraft dem weiteren Vordringen der Deutschen   einen Riegel vorzuschieben versucht. Von allen Gegenden und mit allen Beförderungsmitteln, selbst von den entfernteſten Fronten, wurden Divisionen auf Divi­ionen herangeführt und unseren siegreichen Trup­pen entgegengeworfen.. Allerdings gelangt der Feind auch jetzt nicht zu einem großen, einheitlichen Gegenunternehmen, die schwungvollen Gegenstöße der Franzosen entbehrten des Zusammenhanges und wurden meist von den Deutschen ein­3eln zerschlagen, wie sie angesetzt wurden. Aber an gewissen Stellen ballten sie sich doch zu größeren Massen zu­jammen, versteiften ihren Widerstand und versuchten die deut­ schen   Reihen wieder zurüdzuwerfen.

mut der Soldaten ist der Lage gewachsen. Die Vorteile, die der Gegner in seiner strategischen Lage und Unsere Soldaten tämpften einer gegen fünf. Clemenceau   be seinen besseren Bedingungen bezüglich der Eisenbahnen hat, haben lobte dann die militärischen Führer, besonders Foch und ihn in den Stand gesetzt, einige anfängliche Erfolge zu erzielen. Pétain  . Ich versichere, sagte Clemenceau   weiter, Foch be- Er wird zweifellos den Angriff wiederholen, und fizt das Vertrauen der Verbündeten. Der Kriegsrat von Ver- die Alliierten werden noch kritische Tage durchzumachen failles beschloß außerdem, ihm öffentlich seine Anerkennung haben. Nach Erwägung der Gesamtlage ist der oberste Kriegsvat auszudrücken. Die Deutschen   stürzten sich in Abenteuer, wir überzeugt, daß die Alliierten die Prüfungen des heutigen Feldzuges weichen zurück, allerdings, aber werden niemals mit der gleichen Geisteskraft tragen werden, die sie allezeit bei der tapitulieren. Wenn Sie entschlossen find, bis zum Verteidigung des Rechtes gezeigt haben. Alles Mögliche wird Ende zu gehen, ist der Sieg unser. Die deutsche   Lattik getan, um die Armeen im Felde zu unterstützen. Die Regelung versucht, uns zu schrecken. Es wird ihr nicht gelingen. Die hinsichtlich der Einheit im Oberbefehl hat die Lage der Amerikaner kommen. Die Streitkräfte der Franzosen allierten Armeen verbessert. Der oberste Kriegsrat setzt voll­und Engländer erschöpfen sich, diejenigen der Deutschen   übri- tommenes Bertrauen in General Foch und sieht mit Stolz und Be­wunderung die Tapferkeit der alliierten Truppen. Der oberste Das Spiel geht mit Hilfe der Amerikaner weiter. Kriegsrat ist voll Vertrauen auf das Endergebnis. Unsere Verbündeten sind entschlossen, den Krieg bis zum Eude Im Sinne unserer Heeresleitung fonnte es nicht liegen, zu führen. Wir werden den Sieg erringen, wenn die öffent- Die alliierten Völker sind entschlossen, keine einzige der freien den glücklich begonnenen Schlag in ein ziel- und ufer­lichen Gewalten auf der Höhe find. Clemenceau   schloß: Weltnationen dem Despotismus Berlins   zum Opfer zu bringen. Ioses Vorwärts stürmen ausarten zu lassen. Sie be­Wenn ich meine Pflicht nicht getan habe, so jagen Sie mich Ihre Armeen zeigen einen entschlossenen Mut, der sie bei früheren gnügte sich mit der Erreichung des starken Abschnittes der davon! Wenn Sie mir Ihr Vertrauen schenken, so lassen Gelegenheiten schon befähigte, die deutschen   Angriffe abzuschlagen. Marne   und nahm nur Bedacht, ihre Abwehrfront hier Sie mich das Werk der Toten vollenden. Wir haben nur treu und geduldig durchzuhalten bis von westlich Chateau- Thierry bis östlich Verneuil auf eine Aus­Am Schluß der Kammersihung bestanden mehrere Ab- zum Ende, dann wird der Sieg der Freiheit errungen werden dehnung von gut 25 Kilometern zu bringen. Der Tiefenstoß geordnete auf Festsetzung eines nahen Termins zur Erörte- fönnen. Die freien Völker und ihre Soldaten werden die Kul- von der Ailette bis dorthin betrug ohnehin gegen 50 Kilometer. rung der Interpellationen über die militärische Lage. Cle- lturretten. In diesem Falle gewann der Raumgewinn an sich eine strate.

gens auch.