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Cine Großtat öer Wißenfthast. Von Dr. Ludwig Stabh. Fn Visp, dem bekannten Bahnknotenpunkt der Südschweiz, von wo alljährlich viele Tausende von Fremden nach Zermalt in das Gebiet des Matterhorns gelangen, gehl jetzt ein Werk seiner Voll- endung entgegen, das zwar in erster Linie für die Schweiz von allergrößter Wichtigkeit ist, aber darüber hinaus für die ganze Kulturwelt große Bedeutung hat, denn die Inbetriebnahme dieses Werkes bildet einen Markstein in der chemischen Industrie und ist ein Triumph der Wissenschaft, desien der Menschheit nützliche Folgen heute noch gar nicht ermessen werden können. Die Lonza - Eleklrizirätsgesellschaft erbaut dort nämlich die erste Fabrik, die den für Gewerbe und Industrie so notwendigen Spiritus auf einem neuen chemischen, sozusagen künstlichen Wege, nämlich auS Kohle, gewinnen will. Damit ist das bisher allgemein für unmög- lich gehaltene Problem gelöst, anorganische Stoffe in organische umzuwandnln, eine Errungenschaft der Wissenschaft, die ohne Zweiscl zu den Großtaten der Chemie gezählt werden muß. Die Schweiz geht in der Ausnutzung dieser Entdeckung allen Staaten voran, sie hat ja auch besonders großen Vorteil davon, denn während sie bis« ber genöltgt war, jährlich 4 Millionen Franken für den Bezug von Spiritus aus dem Auslande auszugeben, wird die Fabrik in ViSp den ganzen Bedarf der Schweiz , das find ungefähr 100 000 Zentner Spiritus, herstellen, wozu sie außer den Maschinen und Arbeits» kräflen in der Hauptsache nur für zirka 70000 Franken Kohle ge- braucht. Die Schweiz erzielt also nicht nur eine enorme Ersparnis, sondern sie hat, und das ist auf jeden Fall die Hauptsache, die ihr nötige Spiritusmenge immer zur Verfügung und ist in dieser Hin- ficht— vom Kohlenmaterial abgesehen— völlig unabhängig vom Auslande. Es ist nun für jedermann von Jnteresie, diese gewaltige Groß- tat der Chemie in kurzen Zügen näher kennen zu lernen. Es ist seit langer Zeit eine der größten Aufgaben der Chemie, die Frage zu lösen, ob aus anorganischen Stoffen oder Elementen Ver- bindungen oder Stoffe herzustellen sind, die bisher nur unter Zuhilfenahme lebender Organismen gewonnen werden konnten. Die Pflanzen allein haben die Fähigkeit, aus den anorgani- scheu Bestandteilen des Erdbodens und der Luft organische Stoffe zu bilden, die zum Leben und Aufbau der Pflanze notwendig find, auf denen aber auch das Leben der ge- samten Pflanzen- und Tierwelt, den Menschen inbegriffen, beruht, das sich nur durch Einverleibung organischer Stoffs über- Haupt ermöglicht, dieses Kunststück, die Umwandlung anorganischer Substanz in organische, war nur der Pflanze möglich, und alle Ver- suche der Chemie, diesen Vorgang auf künstlichem Wege ebenfalls zu verwirklichen, scheiterten, so daß man ihn überhaupt für unmög- lich und undurchführbar hielt. In neuerer Zeit hat aber die chemische Wisienschast diesen Weg gefunden, der einen gewaltigen Fortschritt von unübersehbaren Folgen darstellt; eS ist der Chemie gelungen, aus zweifellos zur toten Natur gehörenden Stoffen, aus der Kohle und dem Kalk, organische Verbindungen, und zwar den Essig und den Spiritus in folgender Weise herzustellen: Durch Erhitzung eine? Gemisches von Kohle und Kalkstein in einem gewöhnlichen Ofen erhält man bekanntlich den gebrannten Kalk, der schon seit Jahrtausenden zur Mörtelbereitung dient. Wirkt aber eine weit höhere Temperatur, die nur im elektrischen Ofen erzielt werden kann, auf ein solches Gemisch, so geht der Kalk mit der Kohle eine Verbindung ein, die den Namen Kalziumkarbid oder kurzweg Karbid führt. Wird dieses Karbid mit kaltem Wasser über- gössen, so entsteht ein Gas. das entweicht, das Azetylengas, das be- kanntlich schon seit einer Reihe von Jahren zu Beleuchtungszwecken und als Schweißmittel in so großer Menge verwendet wird, daß zahlreiche Fabriken sich mit seiner Herstellung befassen. Dieses Azetylengas hat nun einige merkwürdige Eigenschaften, besonders die. ein Molekül Wasser in sich aufzunehmen, wenn man es durch angesäuertes Wasser leitet; das Azetylen verwandelt sich dabei in Azetaldehyd . Dieses Azetaldehyd kann nun auf elektrischem Wege in vielfacher Beziehung umgewandelt werden, woraus sehr wichtige und wertvolle Verbindungen entstehen. Wird ihm nach einem be- sonderen Verfahren Sauerstoff zugefügt, dann entsteht aus ihm die Essigsäure, aus der der Essigäther und der Speiseessig mit Leichtig- keit gewonnen wird, also organische Verbindungen, die bis dahin nur unter Mitwirkung von Organismen erhalten werden konnten. Die Eisigsäure wurde bekanntlich aus dem Kartoffelspiritus, und die konzentrierte Essigsäure oder Essigessenz aus dem Holzessig ge- Wonnen.
Loöz. S] Das gelobte Land. Roman von W. S t. R e y m o n t. „Machen tmr's?" wiederholte Borowiecki, blieb stehen und versenkte seine Blicke in das Chaos der Schornsteine, die in der Dunkelheit sich ganz verschwommen abzeichneten, in die schwarzen, unbeweglichen, in ihrer steinernen Ruhe furcht- baren Fabrikmassen, die an allen Enden und Ecken sich er- hoben. Von allen Seiten schienen sie mit ihren roten, ge- tvaltigen Mauern vor ihm aus der Erde zu wachsen. „Morgen!" warf ihm ein Vorbeieilender zu. „Morgen...!" flüsterte er und ging langsam Wetter. Zweifel nagten an ihm. Tausend Gedanken, Ziffern, Möglichkeiten und Kombinationen durchflogen sein Gehirn. Fast vergaß er, wo er war und wohin er ging. Tausende von Arbeitern krochen plötzlich wie sttHe, schwarze Schwärme aus den Seitenstraßen hervor, die wie mit Kot angefüllte Kanäle aussahen, und aus den Häusern, die am Ende der Stadt wie Kehrichthaufen herumlagen. Das Geräusch der Schritte, das Geklirr der Blechnäpfe, die im fahlen Licht der Laternen erglänzten, das harte Geklapper der Holzschuhe erfüllten die Piotrkower Straße mit unheim- lichen Lauten, mit einem schläfrigen Gemurmel und dem Aufklatschen des Schmutzes unter den Füßen. Sie überflutcten-die ganze Straße. Von allen Seiten kamen sie und drängten sich auf den Bürgersteigen. Mitten auf dem Straßendamm liefen sie und wateten durch Pfützen und Kot. Die einen stellten sich in ungeordneten Haufen vor den Fabriktoren auf, die anderen verschwanden in langen Reihen hintereinander in den Toren, von den aus dem Inneren hervorquellenden Lichtmassen wie verschlungen. Aus den dunklen Tiefen begannen Lichter aufzuflackern. In dem schwarzen, schweigsamen Fabrikviereck entflammten plötzlich Hunderte von Fenstern und leuchteten wie mächtige Feueraugen. Elektrische Sonnen tauchten in den Schatten auf und funkelten in dem leeren Raum. Aus den Schornsteinen stieg weißer Rauch auf und der- hüllte den ganzen gewaltigen, steinernen Wald, der sich auf tausend Säulen zu stützen schien und vom Zucken des elektri - schen Lichts erzitterte. Die Straßen wurden leer, die Laternen wurden gelöscht, die letzten Pfeifen verstummten. Nur der Regen und das immer leisere Heulen des Windes unterbrach die Stille, in der die Straße versank.
me—aawaa—— Wird aber dem Aldehyd, das-die chemische Formel OH, COH bat, anstatt des Sauerstoffs Wasserstoff zugeführt, dann wandelt es sich in Aethylalkohol oder Spiritus um, und das ist wohl die ge- waltigsie und folgenschwerste Errungenschast dieser chemhchen Groß- tat. Wir haben hier also eine direkte Umwandlung von Kohle und Kalk, also anorganischer Stoffe in organische, als welche Essig und Alkohol unbedingt anzusehen sind. Die Tragweite dieser Erfindung können wir erst ermeffen, wenn wir bedenken, daß zur Gewinnung des Spiritus bisher ganz un- geheure Mengen von organischen Stoffen, also Getreide und vor allen Dingen Kartoffeln gebraucht werden mußten. Millionen von Zentnern Kartoffeln wanderten jährlich in die Brennereien, um den nötigen Spiritus zu erzeugen, diese Millionen wurden dadurch aber ihrem eigentlichen Zwecke, den Menschen und Tieren als Nahrung zu dienen, entzogen. Wenn diele gewaltigen Mengen in Zukunft ohne Abzug der Ernährung zur Verfügung gestellt werden können, dann ist jedes Land, das Getreide und Kartoffeln baut, in viel größerem Maße von der Einfuhr aus anderen Ländern unabhängig gemacht, dann wird die Knappheit an diesen Nahrungsmitteln in der Weise, wie sie der Weltkrieg in den kriegführenden wie den neutralen Ländern hervorgerucen hat, nicht mehr vorkommen können. Und je unabhängiger ein Land in seiner Versorgung dasteht, desto besser ist eS zum Kriege und zum Durchhalten gerüstet und desto leichter kann es seine Neutralität bewahren, wie unS der Weltkrieg hinreichend gelehrt hat. Manches Land kann heute seinen Spiritus aus eigenem Material nicht erzeugen, da ihm dazu die nötigen Anbauflächen für Kartoffeln vollständig fehlen; nach der neuen Methode der Spiritusgewinnung fällt aber diese Bedingung vollständig weg, da handelt eS sich nur um verhältnismäßig geringe Mengen von Kohle, die sich jedes Land, wenn es auch selbst keine Bergwerke befitzt, leicht beschaffen kann. Denn die Kohle ist sehr ergiebig, da aus 1000 Kilo Karbid 500 Liter reiner Spiritus gewonnen werden können. Von ganz besonderem Vorteil wird das neue Verfahren nach dem Kriege für unser deutsches Vaterland fein, das in der Kartoffelerzeugung an erster Stelle steht, es werden sich daraus volkswirtschaftliche Folgen ergeben, die heute noch ganz unübersehbar sind.
Kammerspiele: idperette«.Inkognito�. In den heiligen Hallen der Kammerspiele, in denen es sonst so gedampft und gemessen zugeht, herrschte am Dienstaga betid fröh- iiches Gelächter und lauter Beifall bei offener Szene. Die unver- »leidliche Operette, die vor ihrem nahenden Tode noch manchmal blühendes Leben vortäuscht, bat als Sommerunternehmung des betriebsamen Direktors Gladek hier ihren Einzug gehalten. Man muß gestehen: dieser Nachzögling ist ausnahmsweise keine der üb- lichen Enttäuschungen. Beim erprobten Scribe ist die Handlung entliehen. Sein„Franenkampft, diese Mischung von Spannung und Ueberraschiing im Kampf zweier Frauen um einen als Mener verkleideten politischen Verfolgten u?i,d gegen die Nachstellungen und Intrigen der Obrigkeit, ist geschickt genug zur Operette verarbeitet. Nur im ersten Akt zerflattert die Handlung in zuviele Stückchen. Auch die Musik Rudolf Nelsons steht über dein Durchschnitt. Sie ist sogar recht sangbar-melodiös, zumeist lyrisch- sentimental: wo sie Aufstiege ins Dramatische und Pathetische nimmt, wirkt sie etwas übertrieben. De feine Instrumentierung und die sparsame Verwendung von Tänzern sei besonders angemerkt. So war denn der Erfolg dank auch der Ausstattung und stimmlich wie schauspielerisch vortrefflichen Aufführung wohl verdient. Besonders Phila W o l f f und Margarethe Christians entzückten durch anmutiges Spiel imd kultivierten Gesang. Karl G r ü n w a l d (der Verfolgte) war in beidem der gewachsene Pariner, der manch- mal nur zu starken Gebrauch von seinem Organ macht. W a ß- mann ergötzte auf seine eigene Art als komischer Liebhaber mit zwei Seelen in der Brust. _— r.
Resiöenz-Theater: ,5llttmer-Klörcheti'. Nach den jeweiligen Aklschlüssen dieses.musikalischen Schwanks* machten sechs Prosa- und VerStext-Ersteller, Tanzmeister usw. an der Rampe ihre mehr oder minder talentvollen Anstandsllbungen. Dabei wurde, trotz Höchstpreissetzung, auffällig reichlich„Grünzeug" aufgeboten. Soviel Eigentümer an einer Art sommerkunstlichem Wolkenkratzer haben etwas Bänglich-Beklemmliches. Von Inhalt kann bei derlei Schwank(enden)-Stücken nur vorsichtig die Rede sein, weil die Situationskomik, mittels der bereits seit Urväter Zeiten feststehende Typen unaufhörlich durcheinander gewirbelt werden, Anfang und
Wirtshäuser und Bäckereien wurden aufgemacht. Hier und da, in einem kleinen Dachfenster oder in den Souter- rains, in die der Straßenkot heretndrang, flackerte ein Licht auf. Bloß in den unzähligen Fabriken schäumte ein er- schöpfendes, fieberndes Leben; das dumpfe Getöse der Ma- schinen zitterte in der nebligen Luft und drang bis zu Borowiecki, der immer noch in der Straße auf und ab ging und in die Fabrikfenster blickte, hinter denen sich die schwarzen Silhouetten der Arbeiter und die riesenhaften Konturen der Maschinen abzeichneten. Er hatte keine Lust, an die Arbeit zu gehen. Es war ihm ein angenehmes Gefühl, so herumzuschlendern und an seine zukünftige Fabrik zu denken, sie einzurichten, in Betrieb zu setzen, zu überwachen. Er vertiefte sich so in seine träume- rischen Gedanken, daß er manchmal genau die zukünftige Fabrik um sich herum hörte und fühlte. Ganze Stöße von Waren sah er, er sah das Kontor, die Käufer, den wahn- sinnigen Betrieb, er sah, wie eine mächtige Welle von Reich- tümern auf ihn zuströmte. Er lächelte unbewußt, ein feuchter Schimmer glänzte in seinen Augen. Das blasse, schöne Ge- ficht erglühte vor tiefer Freude. Nervös strich er sich durch den vom Regen nassen Bart und erwachte. „Es ist zu dumm", flüsterte er unwillig und schaute sich um, fürchtend, daß jemand seine momentane Schwäche hätte sehen können. Es war niemand da, aber eS tagte schon. NuS dem schwachen, nebligen Morgengrauen begannen allmählich die Konturen der Bäume, der Fabriken und Häuser aufzu- tauchen. Am Ende der Piotrkower Straße bog Borowiecki nach links ab in eine kleine, nicht gepflasterte Gasse, die von ein paar an Schnüren hängenden Laternen und von einer riesigen Fabrik erhellt wurde. Alle Fenster deS langen, vierstöckigen Gebäudes leuchteten hell. Rasch zog er eine mit Farbflecken beschmutzte Bluse an und lief nach seiner Abteilung. H. „Morgen, Murray!" rief Borowiecki. Hinter den Reihen beweglicher Kessel, in denen Farben gekocht und gemischt wurden, erschien Murray in eine lange, blaue Schürze eingehüllt. In dem fahlen, von den farbigen Dämpfen durchsättigten elektrischen Licht machte sein langes. sorgiältig rasiertes knochiges Gesicht mit den glänzenden, hell- blauen und wie verblaßten Augen den Eindruck einer Kari- katur aus dem ,Punch'.
donnerstag, 6. Ende ist. Logik oder halbwegs motivierte Vorgänge lasten als überflüssig bestens grüßen; und die Gesangstexte sind— kurzgesägtes Knüppelholz. Gleichzeitig präsentierte sich ein funkelnagelneuer Kompositeur für leichtröckige Musik. Was gäbe man drum, so er aus Genie- land käme. Fritz Fischer hat den Vorzug der Jugend für sich. Und wer bloß vom Schwank- oder Operettensingsang erwartet, daß alles wohlgefällig klinge, der wird schon gewaltige trigonometriscve Gleichungen machen. Zweifellos gibt sich Fischer recht frisch und forsch. Allenthalben aber stößt man auf abgebrauchte Schablonen. Wer mit dem bislang gebräuchlich gewesenen satztechnischcn Kon- struktionSkram schon so sicher wirtschaftet, soll erst einmal, falls er den Mut hat, ihn resolut abzutun, nachher beweisen, ob er ein Eigner sein kann. Vis dahin wollen wir hoffen. Von der Herrichtung und Darstellung der Neuheit ist zu sagen, daß Henry Bender sich in unerschöpflich komischer Laune erging und mit ihm die übrigen Hauptpossenmacher, von denen einige mit llanghellen Tenor- und Sopranstimmen auswattelen. ek.
ver Vater öer w!ssen)chaft!ichen Lustschiffahrt. Zwei Großtaten des soeben im Alter von 73 Jahren in Gießen verstorbenen Profesiors Richard Aß mann werden in den Annale» nicht nur der deutschen Wisienschast fortleben: die Einrichtung der öffentlichen Wetterkarten und die Erforschung des Luftmeers. Be- reits während seiner Tätigkeit als praktischer Arzt hatte Aßmann stets ein reges Interesse für die Meteorologie gezeigt. Im Jahre 1580 richtete er eine vorzüglich ausgestattete Wetlei warte in Magdeburg ein. Das Institut, das er von 1881 bis 1885 persönlich leitete, gab zum ersten Male öffentliche Wetterkarten heraus, die die tägliche allgemeine Wetterlage zeigten und dadurch eine zuverlässige Vorhersage ermöglichen. Im Jahre 1885 ging Aßmann an die Universität Halle, die er jedoch bereits im nächsten Jahre wieder verließ, um an der Berliner Universität zu lesen. In demselben Fahr wurde er zum Abteilungsvorsteher des Königlichen Preußischen Meteorologischen Instituts ernannt und nunmehr wandte er sich vor allem der Erforschung der freien Atmosphäre zu. Auch auf diesem Gebiet ist ihm die Gründung eines neuen wissenschaftlichen Instituts zu verdanken, die des Aeronautischen Observatoriums in Berlin-Reinickendorf , das später nach Lindenberg verlegt wurde. Von 1904 bis 1914 stand Aßmann� dem Observatorium vor, und während der Zeit dieser seiner Tätigkeit betätigte er sich nicht nur als Herausgeber der Zeitschrift„Das Wetter ", sondern er konstruierte auch wertvolle Instrumente zur Erforschung der Atmo« sphäre, serner die Sondierballons mit selbitauizeichnenden Jnstru- menten. Nicht zuletzt die deutsche Luftschiffahrt ist Aßmann Dank schuldig. Hat er doch einen weitreichenden meteorologischen Warnung?- dieust für Flugzeuge eingerichtet und eine umfaffcnde Statistik aller in Deutschland herrschenden Winde eingerichtet.
Notizen. — Die Versteigerung Trübner brachte insgesamt 3 Millionen. Der größte Teil der Ankäufe ging an die Kunst- Händler, die offenbar noch mit weiteren Steigerungen der Kunst- werte rechnen.— Unter den alten Meistern erzielte Lukas Cranachs Dana(Akt im Freien) 27 000 M. Bemerkenswert hoch wurden auch die Gobelins und Teppiche bezahlt. Ein gothischer Gobelin brachte es auf 27 000, ein alter persischer Teppich auf 17 200 M. — Die deutsche Kriegsgefangenenfürsorge in Bern erläßt zwei Preisausschreiben, an denen sich jedermann beteiligen kann. Gewünscht werden Buchzeichen für Gefangenen- und Jnternierten-BiblioU>eken sowie Verschlußmarkcn für Briefe, die zugunsten der Kriegsgefangenen verkauft werden sollen. Schluß der Einsendung �31. Juli. Alles weitere durch die genannte Für- sorgestelle. — So i s so n S und F i S m e S. Wer die Namen der beiden letzthin von unseren Truppen eroberten Städte nebeneinander liifft, ahnt wohl kaum, daß beide Städtenamen aus einer ähnliche» Wurzel stammen. Beide Städte leiten ihren Namen ab von dem gallischen Volksstanun der Suessioncn, der zu Casars Zeiten in dieser Gegend hauste. Soissons hieß bei den � Römern Augnsta Suessionurn(Hauptstadt der Suessionen), Fismes hieß Fincs Suessionurn(Grenzstadt der Suessionen). Aus der Umbildung dieser Worte sind die heutigen Städtcitamen entstanden. Obwohl also die Geschichte beider Städte bis in die Wmerzeit zurückreicht, sind sie doch heute nur unbedeutend: Soiffons zählt wenig über 10 000, Fismes gar nur 3000 Einwohner.
„Ah, Borowiecki! Ich wollte Sie mal sehen. Gcster" abend war ich bei euch. Habe bloß Moritz angetroffen und ging gleich. Den kann ich nicht ausstehen." „Ein guter Kerl." „Was schert mich seine Güte! Ich kann seine Raffe nicht ausstehen." „Wird die siebeundfünfzigste Nummer schon gedruckt?' „Ja, schon, ich habe die Farbe ausgeteilt." „Nimmt sie an?" „Bei den ersten Metern hat sie etwa? lackiert. Von der Zentrale kam eine Bestellung für fünfhundert Stück von Ihrem Lahn ." .Ach so, Nr. 24, der meergrüne." „Und die Filiale Bcch hat angerufen und dasselbe der- langt. Werden wi's machen?" „Heute nicht mehr, wir haben noch andere eilige Sachen zu drucken." „Man hat wegen dem Barchent Nr. 7 angerufen." „Ist in der Appretur. Ich muß da gleich hin." „Ich wollte Ihnen noch was sagen.. „Bitte, bitte," sagte Borowiecki höflich, aber mit einer gewissen Unlust. Murray faßte ihn unter und führte ihn in eine Ecke, hinter große Fässer, aus denen andauernd Farben geschöpft wurden. Die, Küche', so nannte man diesen Saal, war ganz düster. Unter den niedrig herabhängenden Traufen drehten sich, wie unter Stahlschirmen, langsam und automatisch, breite 5tiipfcrquirlc, die die Farben in den großen Kesseln umrührten. Das ganze Gebäude zitterte vom Gang der Maschinen. Leise huschten die Silhouetten der Arbeiter in den mit Färb- flecken beschmutzten Hemden vorbei und verschwanden wie Schatten in der Dämmerung. Polternd kamen Wägelchen heraufgefahren und fuhren schwer beladen mit fertigen Farben, die für die Druckerei und die Färberei bestimmt waren, wieder weg. Ueberall war die Luft von einem schreck- lich scharfen Schwefelgeruch durchsättigt. „Möbel Hab' ich gestern gekauft," sagte Murrah leise Borowiecki ins Ohr.„Verstehen Sie, für das Wohnzimmer gelbseidenc Empire. Fürs Eßzimmer habe ich Eichenmöbel bestellt, im Stile Heinrichs IV. Fürs Boudoir..." „Wann heiraten Sie?" fragte ihn Borowiecki ziemlich ungeduldig. „Ja, daS weiß ich noch nicht. Ich möchte freilich so bald wie möglich." (Forts, jolflt.)