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Nr. 157. 35. Jahrg.

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Telegramm- Adreffe

.Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernivrecher: Am: Moritvlas, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 10. Juni 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Rernsprecher: Amt Morisplag, Nr. 151 90-151 97.

Französische   Linien westlich der Dise genommen.

Neue Republik Georgien  .

Auflösung der Transkaukasischen Republik. Tiflis  , 1. Juni.  ( Verspätet eingetroffen.) Am 26. Mai haben sich hier das transkaukasische Parlament, das der Träger der Staatshoheit in der transkaukasischen Republik   war, und die! transkaukasische Regierung aufgelöst. Am gleichen Tage um 4 Uhr nachmittags trat unter dem Vorsitz des Führers der Mehrheit Dschordania der georgische Landtag zusammen und rief die Unabhängigkeit Georgiens   aus. Eine georgische Regie­rung wurde gebildet, in der Ramischwili den Vorsitz, der ehe­malige transkaukasische Ministerpräsident Tschenkeli das Aeußere und Dshordshadse den Krieg übernahmen.

Die Vorgänge im Kaukasus   sind im allgemeinen sehr wenig bekannt. Die völlige Abtrennung des Nachrichtendienstes und des Verkehrs breitete über dieses Land einen dichten Schleier aus. Man erfuhr aus einem vom 12. Mai datierten Tele­gramm der türkischen   Agentur, nachdem mehrere Monate vorher jegliche Mitteilungen ausgeblieben waren, daß Abgesandte einer neu entstandenen transfaukasischen Republik   in Konstantinopel   eingetroffen sind, die die Anerkennung der Un­abhängigkeit dieses Staates beantragten. Später ist bekannt geworden, daß diese Abordnung in Berlin   eingetroffen ist. Zwei spätere Meldungen der offiziellen türkischen   Agentur vom 16. Mai und 19. Mai wußten zu melden, daß die Bolschewifi mit einem Mal Baku   erobert haben und daß sie sich weiter ausbreiten. Wir knüpften an die erste Meldung von der Ein­nahme der Stadt Baku   dem Sinne nach die Bemerkung( Vor­wärts" vom 18. Mai), diese türkische   Meldung lasse vermuten, daß die Türken dadurch weitere Ereignisse in Raufafien anzu­fündigen wünschten. Diese Ereignisse sind nun eingetreten, allerdings nicht in der Form von Hilferufen usw., sondern in wenigstens nach außen hin etwas vereinfachter Gestalt. Das oben abaedruckte. beripätet eingetroffene Telegramm aus Tiflis   vom 1. Suni bringt die Nachricht, daß die trans­ kaukasische Republik   durch Beschluk des Landesparlaments bom 26. Mai fich aufaelöst hat und daß die Landesregierung nicht mehr besteht. Gleichzeitia trat das Parlament Geor aiens, eines Teiles von Transkaukafus, zusammen und proklamierte die Unabhänaiakeit und Souveränität der neuen Georaischen Republik. Die im Telegramm aenannten Namen aehören alten, bewährten Barteigenoffen. Sozialdemokraten menschemistischer Richtuna, Dichordania und mischwili, in der Arbeiterbeweauna eraraute, auf aroñe Verdienste zurückblickende Führer, waren Mitalieder der eriten Duma. Tichenkeli aehörte der vierten Duma an und war neben Ticheiidse der beste Redner und be­Sonnendite Politiker der sozialdemokratischen Dumafraktion.

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Ra­

Artilleriekämpfe und Teilvorstöße Starker italienischer Angriff auf den

Monte Pertica gescheitert. Berlin  , 9. Juni 1918, abends. Amtlich. Westlich der Dise nahmen wir die Höhe von Aury und die anschließenden feindlichen Linien.

Weftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Der Artilleriekampf lebte am Abend vielfach auf und nahm heute früh im Remmelgebiet, südlich von der Somme und an der Avte an Stärke zu. Teilangriffe der Franzosen  südlich von pern, der Engländer nördlich von Beau. mont- Hamel wurden blutig abgewiesen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins.

An der Dife lebte die Gefechtstätigkeit auf. Dertliche An­griffe der Franzosen auf dem Südufer der Aisne   und süblich des Durca scheiterten. Eigener Borstoß östlich von Gutry brachte 45 Gefangene ein. Amerikaner, die nord­westlich von Chateau Thierry   erneut anzugreifen ver­suchten, wurden unter schweren Verlusten und unter Einbuße von Gefangenen über ihre Ausgangsstellungen hinaus zurüd. geworfen.

Seeresgruppe erzog Albrecht. Bei erfolgreicher Unternehmung auf dem Ostufer ber Mosel   machten wir Gefangene.

Leutnant Kroll errang seinen 24. und 25., Feldwebel Rumey seinen 23. Luftsieg. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 9. Juni. Amtlich wird verlautbart: Die italienische Erkundungstätigkeit erfuhr gestern eine weitere Steigerung; fie blieb überall erfolglos.

In den Judikarien   und bei Asiago trieb der Feind Abteilungen von Bataillonsstärke gegen unsere Stellungen; fie wurden durch Feuer abgewiesen.

Sehr erbitterte Kämpfe entwickelten sich ans ben wieder­holten Angriffen auf den Monte Pertica. Der Feind stick bier nach heftigem, um Mittag zu größter Kraft anwachsenden Geschüßfeuer in ein Kilometer Frontbreite vor. Seine Anstürme scheiterten an der trefflichen Wirkung unserer Artillerie und an der Tapferkeit der Kämpfer im Schüßengraben. In stark gelichteten Reihen flüchtete der Angreifer auf seine Linien zurüd. Gefangene und Kriegsmittel blieben in unserer Hand. Besondere. Anführung verdient das bewährte Komaromer Feld­jägerbataillon Nr. 19; es hat den Hauptanteil am Erfolg. Auch an der Piavemündung scheiterten alle Erkundungs­versuche des Gegners. Der Chef des Generalstabes.

Die Höhe von Gury liegt südwestlich von Lassigny  . Die deutsche Front, die westlich der Oise   von Noyon   nach Orvillers bisher flachhohl zurückgebogen war, ist durch den neuen Vorstoß erfolgreich nach Süden vorgeschoben worden.

Raubbau an der Volkskraft.

Die Gewerbeaufsicht in der Kriegszeit.

Das Erscheinen der Berichte der Gewerbeauf­sichtsbeamten bildete in den letzten Friedenszeiten immer ein sozialpolitisches Ereignis. Gaben sie doch stets willkommene Gelegenheit zur kritischen Betrachtung unseres Arbeiterschutzes. Um so schmerzlicher ist der Wegfall der Be­richte jetzt in der Kriegszeit, in der dem Schuße von Leben und Gesundheit der Arbeiter eine erhöhte Bedeutung beizu­messen ist. Mit Recht ist daher namentlich von der Sozial­demokratie mehrfach die Wiederherausgabe der Berichte ge­fordert worden.

Wenn jetzt der preußische Minister für Handel und Ge­werbe dem Drängen durch Veröffentlichung einiger Ueber­sichten über die Beschäftigung der Arbeiter in gewerblichen Betrieben und die Ueberwachungstätigkeit der Gewerbeauf­sichtsbeamten im Jahre 1917 entgegengekommen ist, so wird den Wünschen nach den früher üblichen Berichten nur unvoll­kommen genügt.

Bunächst ist ersichtlich, daß die Konzentration der gewerblichen Anlagen weitere Fortschritte gemacht hat. Die Zahl der Betriebe mit mindestens zehn Arbeitern verminderte fich in Preußen von 175 436 im Jahre 1913 auf 172 268 im Jahre 1917. Die Zahl der kleineren Betriebe, für die aber besondere Vorschriften des Bundesrats gemäߧ 120e der Gewerbeordnung erlassen sind und die somit auch zu den ,, revisionspflichtigen" Anlagen gehören( wie Gerbereien, Roßhaarspinnereien, Maler- und Lackiererwerkstätten usw.), verminderte fich von 75 012 auf 60 532. Noch deutlicher tritt die Zentralisation in der Verschiebung der Ar­beiterbestände in die Erscheinung. Während sich in den großen Fabriken" die Zahl der überhaupt Beschäftigten nur bon 3 633 618 auf 3 530 111 verminderte, ging sie in den Fleinen Betrieben von 174 588 auf 70 194 zurüd.

Das besondere Kennzeichen der Kriegszeit ist eine Ver­änderung in der Zusammensetzung der Ar­beiterbestände. Während in den Fabriken die Zahl der männlichen Arbeiter über 16 Jahre von 2 662 152 auf 1956 202 zurückging, vermehrte sich diejenige der weib­lichen von 687 734 auf 1 240 593. Die Zahl der beschäftigten jungen Leute von 14 bis 16 Jahren vermehrte sich von 280 148 auf 327 904, die der Kinder unter 14 Jahren von 3584 auf 6012. Das sind ganz gewaltige soziale Umwälzun­gen, die sich in diesen Ziffern offenbaren. Es stieg die Zahl der beschäftigten erwachsenen Arbeiterinnen in der angegebc­nen Zeit im Bergbau von 1147 auf 10 678, in den Walz- und Hammerwerken v on 309 auf 15 616, in der Industrie der Maschinen und Instrumente von 51 513 auf 327 512. Unter den einzelnen Bezirken des Reiches ragen besonders Berlin  , Potsdam   und Düsseldorf   hervor.

Transkaukasus  , das südlich des von Nordwest nach Süd­ost sich hinziehenden hohen kaukasischen Bergkammes gelegene Land, ist in der Hauptsache von drei annähernd gleich großen Völkergruppen bewohnt: Armeniern im Südwesten an der Die Gesamtzahl der Revisionen der Betriebe hat im all­Grenze mit Türkisch- Armenien, Tataren, im Südosten und gemeinen abgenommen, und zwar die der Fabriken von 177 432 Georgiern( Grusinern) im Westen an den östlichen Ufern des im Jahre 1913 auf 129 464 im Jahre 1917, die der kleineren Schwarzen Meeres und im Zentrum um die Stadt Tiflis  . Anlagen von 13 058 auf 3292. Die Revisionen in der Nacht Die Landeshauptstadt ist Tiflis  , frühere Hauptstadt des unab­verminderten sich von 2903 auf 1020, die an Sonn- und Fest­hängigen georgischen Königreichs, das im Jahre 1783, um tagen bon 4958 auf 1660. Die Aufmerksamkeit wurde be­fich vor der Bedrückung durch die eroberungslustigen Nach­sonders auf die großen Betriebe gelenkt, was daraus her­barn zu retten, einen freiwilligen Anschluß an Rußland   voll­borgeht, daß sich die Zahl der im Laufe des Jahres einmal zogen hat. Seit das zaristische Rußland   den ganzen Kaukasus  revidierten Betriebe von 84 149 auf 32 965 verminderte, die in feine Sände bekam, schürte es unablässig den nationalen Bedrängnis der tatarischen   Bevölkerung durch die Bolsche- der zweimal revidierten von 12 697 auf 9811, dagegen die der Kampf, unterstüßte es die eine Nationalität gegen die andere. wifi, wonach die korrespondierenden Maßnahmen der Türken drei- oder mehrmal besichtigten sich von 6875 auf 10 731 ver­Der Barismus hat auf seinem Gewissen entsetzliche Megeleien, und eine den Türken günstige Bewegung der Tataren er- mehrte. So kam es auch, daß sich die Zahl der revidierten in denen aufgehette Proletarier verschiedener Nationalität wartet werden mußten. Unter diesen Umständen wurde der Fabriken von 88 709 auf 48 639, die der in diesen Beschäftigten und Religion einander totschlugen und vernichteten. Das transkaukasischen Republik der Boden abgegraben und die Ge- aber nur von 3 066 207 auf 2 946 810 zurückging. Gemessen Vordringen der Armenier, die auf dem Gebiete des Handels orgier suchen nunmehr, durch die Proklamierung ihrer Unab- an der Gesamtzahl der revisionspflichtigen Fabriken vermin­und der geschäftlichen Tätigkeit im allgemeinen sehr große hängigkeit den Beistand Deutschlands   zu erhalten, um auf diese derte sich die Zahl der wirklich besichtigten von 50,6 auf 28,2 Erfolge ernteten, führte zu immer stärkerem Verdrängen der Weise ihren Befitstand, so weit es geht, zu retten. Ueber das vom Hundert. Georgier. Die soziale Lage der georgischen   Bevölkerung Los und die Schritte der Armenier verlautet bis jetzt noch nichts. Am interessantesten sind die Angaben über die fest ge­wurde immer schlechter, die Masse der Bauernschaft befand sich Wir verzeichnen noch folgende Meldung des Berliner   stellten 8uwiderhandlungen gegen die Arbeiter­in halbfeudaler Abhängigkeit von den Grundbefizern. Daher Bureaus der Petersburger Telegraphen- Agentur: schutzvorschriften. Durch ein Notgeset vom 4. August 1914 erklärt sich, daß die georgischen   Bauern fast nur Sozialdemo- Das in Tiflis   erscheinende Organ der Menschewifi Bahter", haben bekanntlich die Verwaltungsbehörden das Recht, den fraten wählten und diese dann im Bestande der Dumafraktion derselben Partei, zu der Tscheidse und Zeretelli gehören, Unternehmern Ausnahmen von der Einhaltung dieser das sicherste Bollwerk der Sozialdemokratie bildeten. verspricht der jeßigen transfautafischen Regierung von Gegetschfori Vorschriften zu gestatten. Schon diese Möglichkeit der Aus­Nach dem bolichemistischen Umsturz im November 1917 und Lichenkeli teine Lebensdauer, indem diese Regierung nahmen hat den Zuwiderhandlungen Tür und von vornherein keinen Einfluß in der Bevölkerung besitzt, und sich fonstituierten fich die gewählten Vertreter der transfaufafi- nur auf den muselmanischen Feudalismus stübt. Seine Politit or geöffnet. Die Fälle, in denen unerlaubter Weise die ichen Bevölkerung für die konstituierende Versammlung als wird von den Menschewifi eine diplomatische Hochstapelei genannt. Arbeiterinnen die Dauer der Beschäftigung( 10 Stunden täg­das Landesparlament. Die Bestimmung des mit den Boliche- die den Untergang des ganzen Landes nach sich ziehen kann." Das lich) überschritten, vermehrten sich von 2869 im Jahre 1913 wifi gefchloffenen Brest   Litomsfer Friedensver- Blatt fügt nach Meldung der Agentur die Vermutung hinzu, daß auf 6108 im Jahre 1917, die der Nichteinhaltung der Mit­trages, wonach Atreise mit armenischer und georgischer Be- Tewfit Pascha die georgische Regierung nach dem ukrainischen| tagspaufe von 3733 auf 9292, die der Uebertretung des völkerung an die Türkei   zugesprochen wurden, waren für die Muster behandeln werde. Verbots der Nachtarbeit von 727 auf 13 398( 1), die der Transkautafier eine Ueberraschung. Ein Versuch, mit den Aus dieser etwas unklaren Anspielung auf den musel- verbotswidrigen Beschäftigung von Wöchnerinnen von Türken Verhandlungen einzuleiten, war gescheitert. Während- manischen Feudalismus geht jedenfalls hervor, daß unter den 72 auf 759 usw. deffen setzten die Türken den Vormarsch in den Raufafus wei- georgischen Menschewiki in bezug auf die Staatsbildung und Aehnlich verhielt es sich mit den Zuwiderhandlungen ter fort, ohne daß sich eine Grenze des Vorrückens erkennen die Frage der Anlehnung an Deutschland   bedeutende Mei- gegen die Schutzvorschriften für jugendliche Arbeiter. läkt, es kam die oben wiedergegebene Meldung von der nungsberichiedenheiten herrschen. Die Uebertretungen des Verbots der Nachtarbeit vermehrten