Nr. 158. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernisrecher: Am: Moriablas, Rr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 11. Juni 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsdrecher: Am: Morikslas, Nr. 151 90-151 97.
neue Fortschritte füdwestlich von Toyon.
Herr Burian, der Nachfolger Czernins, trifft heute zu einem fnapp zweitägigen Besuch in Berlin ein, um mit der deutschen Reichsleitung Art und Weise der Beratungen über die Vertiefung des Büündnisses näher zu bestimmen, die bei dem Besuch Kaiser Karls im Hauptquartier grundsäßlich beschlossen worden ist.
Der österreichische Außenminister macht kein Sehl, daß ihm die Vereinigung Rongreßpolens mit Ga lizien am Herzen liegt. Er ist in seinen Wünschen und Bestrebungen nicht ganz frei, sondern von der kategorischen Forderung der österreichischen Polen nach dieser sogenannten austropolnischen Lösung bestimmt. Wird dieses Verlangen nicht erfüllt, so drohen die galizischen Polen der österreichischen Regierung mit der Aufkündigung ihrer Unterstützung. Das Ministerium Seidler würde dadurch in eine hoffnungslose Lage gedrängt und zur Anwendung des Notverordnungsrechtes gedrängt, dessen Ausübung kein Beweis wirklicher Lebenskraft und starter Staatsfreude ist. So gern die Reichsleitung Herrn Seidler und seinen Kollegen eine solche Lage sicherlich erspart, so kann sie doch nicht an eine grundsätzliche Lösung der polnischen Frage einzig aus dem Gesichtspunkte gehen, daß sie dadurch der österreichischen Regierung hilft, ein vier- oder sechsmonatliches Budgetprovisorium hereinzuholen.
Deutschland hat das allerſtärkste Interesse an einem boll leistungsfähigen Oesterreich- Ungarn. Es muß, wenn es in die austropolnische Lösung willigt, auch die feste Gewähr haben, daß sie die Kraft und Bündnisfähigkeit der Donaumonarchie erhöht, nicht mindert. Nun liegen die Folgen der Vereinigung Bolens mit Galizien durchaus nicht klar zutage. Angeblich soll die ungarische Regierung die Bereinigung der südslawischen Länder Kroatien - Slavonien , Bosnien , der Herzegowina und des österreichischen Kronlandes Dalmatien unter ihrer Oberherrschaft als Ausgleich für den Anschluß Kongreßpolens an Galizien verlangen. Diese Forderung erregt wieder in Desterreich viele Gegnerschaften.
Es dürfte aber auf beiden Seiten der ernste Wille zur Ueberwindung dieser weitschichtigen Schwierigkeiten bestehen, besonders da die Meinung vertreten werden fann, der bisherige Bündnisvertrag sei mit dem Friedensschluß von Brest- Litowsk gegenstandslos geworden. Bekanntlich war er dem Wortlaut nach ausschließlich gegen das Rußland gerichtet, das einmal bestanden hat.
Wenn jetzt die österreichische Außenpolitik unter dem be stimmenden Einfluß der galizischen Polen steht, so sind die deutsche öffentliche Meinung und die Reichsleitung daran nicht unschuldig. Die Deutschösterreicher, die für Berlin einzig zu eriſtieren scheinen, sind eben nur eine Minderheit, und nicht einmal eine, die politische Eigenschaften und Führer anderer Nationen irgendwie anziehen könnte. Und doch müssen die Deutschösterreicher lernen, mit den Polen oder den Tschechen zu regieren, um Desterreich zu konsolidieren und dadurch dem Deutschtum den größten Dienst zu erweisen. Hätte man die jetzt augenscheinlichen Folgen der Abhängigkeit von den Polen vermeiden wollen, so hätte man eben mit den Tschechen paftieren müssen. Heute steht diese Nation wohl der deutschen Sache recht fern. Aber das zu einem erheblichen Zeil nur, weil sie von einem deutschen Sieg eine wilde Seße der gelernten Deutschböhmen befürchtet und weil die deutsche Regierung nichts getan hat, um diefen rrwahn zu bekämpfen, und sich die öffentliche Meinung Deutschlands mehr für die Ausgrabungen in Babylon als für dieses mit elementarer Straft auftretende Volt interessiert.
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westlich und öftlich des Mat 8000 Gefangene.
Berlin , 10. Juni 1918, abends. Amtlich. Südwestlich von Noyon machten wir im Kampf mit nen herangeführten französischen Kräften Fortschritte.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 10. Juni 1918.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Ruppre& t. Zwischen Arras und Albert, südlich der Somme und an der Avre lebte der Artilleriekampf auf. Rege Erkundungstätigkeit hielt an.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins.
In fräftigem Angriff brachen wir gestern in das Höhengelände südwestlich von Noyon ein.
Weftlich der Mah nahmen wir die französischen Stellungen bei Mortemer und Orvillers und stießen über CuvillyRicqucbourg hinaus vor. Deftlich der Matz wurden die Höhen von Gury erobert. Trop zähen feindlichen Widerstandes erkämpfte Infanterie den Weg durch die Wälder von Ricquebourg und Lamotte und warf den Feind über Bourmont- Mareuil zurück. Südlich und südöstlich von Lassig ny drangen wir weit in den Wald von Thiescourt ein. Heftige Gegenangriffe der Franzosen wurden abgewiesen. Wir machten etwa 8000 Gefangene und erbeuteten Geschütze.
An der Front von der Oise bis Reims ist die Lage unverändert. Dertliche Kämpfe nördlich der Aisne , nordwestlich von Chateau- Thierry und bei Brigny brachten Gefangene ein.
Geßtern wurden 37 feindliche Flugzeuge und 6 Feffelbalone abgeschossen. Leutnant Kroll errang seinen 27. und 28., Leutnant Udet seinen 27., Lentnant Kirstein seinen 23. Luftfieg. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Das Flüßchen Mat mündet etwa 13 Kilometer füdweftlich Noyon in die Dise. Etwa 12 Kilometer nordwestlich der Mündung, bei dem Orte Nassous, wendet der Lauf des Maß sich zu nahezu nördlicher Richtung.
Der österreichische Bericht. Wien , 10. Juni 1918. Amtlich wird verlantbart: Feindliche Borstöße bei Capo Sile und gegen mehrere Stellen der venezianischen Gebirgsfront wurden wie an den Vortagen glatt abgewiesen.
Eines unserer Bombengeschwader erzielte bei einem Angriff auf die italienischen Flugpläge von Treviso und Monte Belluna zahlreiche Treffer.
Das Artilleriefeuer, das der Feind seit längerer Zeit gegen die hinter unserer Biavefront liegenden Ortschaften gerichtet, loftet täglich italienischen Staatsbürgern das Leben.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Das Stück, das heute im Abgeordnetenhause zur Aufführung gelangt, ist ein Raubritterstück in romantischem Stil und betitelt sich:„ Die Verschwörung des Fiasko". Als Häupter der Verschwörung agieren die Herren Heydebrand, Lüdicke und Fuhrmann. Man rechnet in den Kreisen ihrer Anhängerschaft mit großem durchschlagenden Erfolg, der sogar zu öfterer Wiederholung der Aufführung in fünfter, sechster und siebenter Wahlrechtslesung führen soll, so daß dieses Zugstück bis zum Herbst nicht mehr vom. Spielplan der Dreiflassenbühne verschwindet.
Die Schar, die sich verschworen hat, ist dieselbe be( rühmte wahlrechtsfeindliche Mehrheit, die vor vier Wochen die Erfindung des Wahlrechts- Watuums in die Welt sette. Nachdem aber die Entdeckung, daß dieses Vakuum eine stillschweigende Einführung des gleichen Wahlrechts bedeute, das Fiasko jener Erfindung heraufbeschworen hat, haben sich ihre Väter zu einer heimlich- unheimlichen Verschwörung zusammengetan, in welcher neue Bomben- und Dynamitanschläge gegen das Volksrecht ausgeheckt wurden.
Die Verschwörung ist schon seit mehreren Wochen im Gange. Aber sie ist heimlich, so heimlich, daß man wirklich nichts von thr erfahren hätte, wenn sie nicht schließlich doch das Los aller Verschwörungen geteilt hätte, daß einige der Mitverschworenen die süße Laft des Geheimnisses nicht tragen fonnten. Sie mußten ihr Wissen um geheimnisvolle Pläne hie und da mit wichtigtuerischer Miene durchblicken Lassen, und so war man bisher wenigstens über die Existenz der Verschwörung, wenn auch nicht über ihre sämtlichen Ziele unterrichtet.
Am Montag hat nun die große Generalprobe an Drt und Stelle im Dreitlassenhause selber stattgefunden. Im Sigungssaal wurde über Kunst und Wissenschaft" verhandelt. Aber die wenigen Abgeordneten, die hierbei zuhörten, bildeten nur Staffage. In Gängen und Nebenräumen wurde in privaten Zirkeln und einzelnen Gruppen die Verschwörung geprobt.
Die Hauptverschworenen hatten schon den ganzen Vormittag über die wichtigsten Szenen in einer besonderen Sigung einstudiert. Auch hier herrschte wieder größte Heimlichkeit. Nur unentwegte Gegner des gleichen Wahlrechts hatten Zutritt. Vertretern der Regierung und Anhängern des gleichen Wahlrechts war der Eintritt in die Dunkeltammer streng verboten, und über das, was dort ausgebrütet ist, war das strengste Schweigegebot verhängt, ein Gebot, das so streng befolgt wurde, daß der rechte Flügel der Nationalliberalen nicht einmal seine Freunde vom linken Flügel in das Geheimnis einweihte.
Natürlich ist doch wieder Einiges durchgefickert, es geht halt nicht anders bei Verschwörungen. Soviel man erfahren tonnte, will man die Wahlberechtigung von einem zweijährigen Aufenthalt im Wahlbezirk abhängig machen und neben der Alterszusagstimme, mit der sich die Regierung bereits einverstanden erklärt hat; eine weiteregusa stimme für zehnjährige Selbstständigkeit schaffen. Wir wollen einstweilen annehmen, daß dies die tatsächlichen Pläne der Verschworenen sind.
Heute treten sie ja in die Deffentlichkeit und werden ihre Karten aufdecken müssen. Daß sie im Abgeordnetenhauſe fich eine Mehrheit für ihre Pläne gesichert haben, ist ziemlich wahrscheinlich, aber nicht das Entscheidende. Denn eine Mehrheit für wahlrechtsfeindliche Pläne hat im teine georgische, sondern eine armenische sozialistische Zeitung ist. Abgeordnetenhause ja immer bestanden und auch das famose Das Blatt gehört einer Sozialistengruppe in Tiflis , welche nach Siebenstimmenwahlrecht hat seinerzeit Annahme gefunden. Lage der Verhältnisse über einen sehr geringen Anhang verfügt und Ein fachlicher Erfolg tann den Wahlrechtsfeinden nur beDer Außenminister der neuen Republik Georgien, geringen Einfluß hat. Die Genossen Tscheidse und Bere- schieden sein, wenn die Verschwörung die Regierung, wie Tschenkeli, ist mit einer Abordnung in Berlin ein- telli find nicht nur an der Gründung der neuen Republik be- weiland Fiesco den Doria im Schlafe überrumpelt und getroffen. Er hat Witteilung gemacht von der Auflösung der teiligt, sondern betätigten sich als hervorragende Mitglieder des zur Nachgiebigkeit zwingt. Nach den bisherigen ErRepublik Transfaufasien. hat der deutschen Regierung die Landesparlaments. tlärungen der Regierung ist aber nicht anzunehmen, Selbständigkeit der Republik Georgien notifiziert und gleichdaß diese dem neuen Projekt ihre Zustimmung erteilen wird. zeitig um die Anerkennung der neuen Republik nachgesucht. Denn allein schon die Zusatzsttimme für zehnjährige Moment", das die Regierung mit aller Entschiedenheit ablehnt. Nach unserer Auffassung müßten freilich auch die andern von den Verschwörern ersonnenen Modalitäten Stockholm , 9. Juni. ( Eig. Drahtbericht des„ Vorwärts".) einer wirklich wahlrechtsfreundlichen Regierung auf alle „ Dagens Nyheter " meldet aus London : Das Erekutivkomitee Fälle un annehmbar sein. Sie bedeuten eine völlige der Arbeiterpartei beschloß, der am 26. Juni in London statt. Entwertung des gleichen Wahlrechts, seine Verkehrung in findenden Jahreskonferenz eine Resolution für Abbruch ein Wahlrecht, das in Wahrheit durchaus ungleich für des Burgfriedens borzuschlagen. Die Annahme würde die einzelnen Klassen der Bevölkerung wird. den Ministern aus der Arbeiterpartei die Alternative Aber wenn auch die Regierung ihr ,, Unannehmbar" zwischen dem Rücktritt und dem Austritt aus der sprechen wird, so ist doch nicht anzunehmen, daß sie etwa Partei stellen. Man rechnet mit der Parteispaltung. Der zur fofortigen Auflösung schreitet. Vielmehr wird Vorschlag hat um so größere Bedeutung, als die Konferenz sie nach der fünften Lesung, die Anfang Juli stattfindet, noch die erste seit der Reorganisation der Labour Party ist. das Herrenhaus hören. Betommt sie auch dort, was
Die Abordnung hat schließlich die Einberufung einer Sonferenz beantragt, in der zwischen der Republik Georgien und den Vertretern der vier Mittelmächte über die näheren Fragen verhandelt werden solle. Die Reichsleitung hat den Gedanken einer solchen Konferenz akzeptiert und bersprochen, die Konferenz zu beschicken.
Wie wir vernehmen, ist es auch schon zu einer Verständigung über den Ort der Konferenz gekommen: fie wird voraussichtlich in Konstantinopel zusammenfommen.
Zu der im gestrigen Auffah über die neue Republik Georgien gemachten Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur werben wir darauf aufmertiam gemadt, daß die Zeitung Beytar"
Frontveränderung der englischen Arbeiter Selbständigkeit enthält jenes blutokratische
partei.