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Nr. 158-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Finnisch Land.

Eine Reiseerinnerung.

Das Dampfschiff stampft durch das Bottnische Meer.

Eine Menge Finnen sind an Bord, wettergebräunt, mit breiten Backenknochen, aus Amerika heimkehrende Auswanderer, zumeist berheiratete Leute. Derb nehmen sie sich aus und gewöhnlich in ihrer Kleidung und ihren schweren Bewegungen; auch in ihren Blicken ist Schwere.

Ihre Auslandsfahrt hat ihnen kaum viel eingetragen. Arm sehen sie aus. Sie reifen auf dem billigsten Plaz. Wenn sie essen, bekommen sie einen großen Korb voll Kartoffeln aufs Deck hinaus, einen Zinkfübel mit Fischen und einen Eimer Sauce. Die Kartoffeln schälen sie, soweit sie fein Taschenmesser haben, mit den Fingern. Sie beißen von der Kartoffel ab und greifen den Fisch mit der Hand.

Auf dem Schiff bilden sie eine kleine Gesellschaft für sich. Nicht nur dank ihrem äußeren Gebaren, sondern auch dant etwas anderem, etwas Seelischem, das sich namentlich in ihren Augen zeigt, wie sie übers Meer blicken nach Finnland zu. Wir anderen bewegen uns einzeln ungezwungen und frei, möchten so viel als möglich sehen und uns unterhalten. Die Finnen bleiben dicht beieinander, sie sehen nicht ringsum, sie sehen nur, was, den anderen verborgen, in der Ferne liegt. Und sie unterhalten sich nicht, nicht mit anderen, nur wenig untereinander. Aber sie verstehen sich, sie füblen mit einander die gemeinsame Sehnsucht, die sie insgeheim verbindet. Die läßt sie hier auf dem Schiff eine besondere Gesellschaft für

sich bilden, die über das Interesse für uns andere, gewöhnliche

Dampfschiffsreisende erhaben ist.

Ich umkreiste die Finnen und bekam ab und zu einen einzelnen zu fassen. Ein Einsamer erzählte mir, er habe eine Schwester daheim. Nun werde ich sie sehen. Ob sie mich wohl erkennt, wenn ich eintrete? Ihre kleinen Kinder sind jetzt natürlich groß. Erkennt sie mich wieder, soll ihr ältester Junge meine Farm haben. Erkennt sie mich nicht, bitte ich um ein Nachtlager, und antwortet fte ja, so soll der Junge auch meine Farm haben. Sagt fie aber nein, so tehre ich auf der Stelle um. Denn dann ist sie nicht gut." Einen alten Mann fragte ich, wie lange er sich in Amerika aufgehalten habe.

Vierzig Jahre."

" Haben Sie nicht Heimweh gehabt?" " Heimweh!" Er sah mich verwundert an. Tag für Tag." Dann wandte er sich der Reling zu und sah aufs Meer hinaus, in

der Richtung, wo die finnischen Schären auftauchen mußten.

Ein Mann mittleren Alters mit vielen Söhnen, groß und stark,

wanderte ruhelos auf und ab, als möchte er am liebsten ins Meer springen und voraneilen, ungeduldig mit seinem Geld und seinen jungen Söhnen nach Hause auf finnischen Boden zu kommen.

blicken sollten.

Unser Dampfer stampfte getreulich und gleichmäßig weiter. Bis dann die Morgenstunde kam, da wir die finnische Küste er­Wir andern famen einzeln auf Ded. Es war am frühen Morgen, die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch am Dst­himmel leuchtete die Morgenröte.

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Aber dort am Vordersteven was für eine Menschenmasse war das? Die Finuen waren es, die sich schon versammelt hatten. Sie waren alle da, vom alten Mann bis herab zum kleinen Kind. Sie standen dicht beieinander, lautlos, ruhig wartend, gleichgültig gegen alles andere, nur da für das, was sie nun bald sehen sollten; Sie Mütter achteten nicht einmal auf das Wimmern und Klagen der fleinen Kinder.

Aber das waren ja nicht mehr die armen Finnen von geftern. Das waren ja teine von der Bast der Armut bedrückten Schatten­wesen, wie wir früher gedacht hatten. Das waren Leute, die in großen messingbeschlagenen Koffern etwas nach Hause brachten, Männer in steifen Kragen und amerikanischen Oberhemden mit Gold auf der Weste, Kinder in gestärkten weißen Kleidern, Frauen in Seide, mit kostbaren Ringen an den Fingern.

Das waren Kinder des Bolts, die werktags die Erde umwühlten, heute aber sich festlich geschmückt hatten für ihre Mutter, die sie wiedersehen wollten. Die ganze Nacht hatten sie nicht geschlafen. Nun standen sie da und warteten mit übervollem Herzen, und es war ihnen unmöglich, ein Wort zu sprechen, ganz unmöglich in dieser Stunde.

Ihre Blicke, ihre ganze Haltung waren ein einziges Verlangen nach dem finnischen Strand.

7]

Lodz.

Das gelobte Land.

Roman von W. St. Reymont .

Ich hieß die Frau zu einem Anwalt gehen. Sie soll die Fabrik auf Schadenersatz verklagen, dann wird das Gesetz jene schon zur Zahlung zwingen." Was geht Sie das an?" Er Klopfte letse gegen die Scheibe und biß die Lippen zusammen.;

"

Was mich das angeht?" Horn schwieg eine Weile. " Jedes Elend und jede Ungerechtigkeit geht mich sehr an, sehr..."

"

Was sind Sie hier?" unterbrach ihn Borowieckt streng und setzte sich an den langen Tisch.

" Na, ich bin Kontorspraktikant, Herr Direktor wissen's doch am besten," antwortete er erstaunt.

,, Na also, Herr Horn, ich glaube, Sie werden die Praris hier nicht beenden."

in

Sie arbeiten.

Dienstag, 11. Juni

So wird das armselige Steinland im Norden, so das schöne glauben, daß Ihre Künstlerische Kraft dem bedeutenden Werke Leben Land der tausend Seen von seinen Kindern geliebt, die als Jungen zu geben vermöchte. Nicht minder glauben wir, daß das er­und Mädchen in fremdes Land hinausgezogen sind und nun wieder schütternde Werk, eine würdige, mit allem Nachdruck vorbereitete zurückkehren, erfüllt von den Liebe, aus der einst Finnlands Zukunft Aufführung vorausgesetzt, der tiefernsten Stimmung dieser Beit erblühen wird. nicht fremd bleiben würde.

Wir andern berhielten uns ehrerbietig still im Hintergrund. Wie der erste Streifen Landes fichtbar wird, erklingen die ersten Löne von Unser Land, unser Land, unser Vaterland. Sie fangen mehrstimmig als Kinder des reichen Voltes der Lieder, das im Lande des Kalewa wohnt:

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Unser Land ist arm, wird's immer sein Für den, der Gold begehrt. Der Fremde stolz vorüberfährt- Doch dieses Land, es ist uns wert; Für uns mit Heide, Klippe, Stein Wird's immerdar ein Goldland sein.

Und wir anderen hörten ehrerbietig zu und fanden, ein Land, das so gelobt wurde, müsse in Wahrheit ein Goldland sein. Wir faben nichts ringsum, nicht das Schiff, auf dem wir uns befanden. wir saben nur den Vordersteven eines Schiffs, das, Schaum am Bug, feftlich vorwärts strebte mit Finnlands heimkehrenden Söhnen und Töchtern, die nach dem Heimatstrand verlangten. Alle fingend mit seligem Gesichtsausdruck. Sie haben lange geschwiegen, nun fingen sie ihr Heimweh, ihre Liebe aus voller Brust, und der Ge­fang steigt an zu einem Brausen, noch schöner als des Meeres Raunen an Finnlands steiniger Küste.

Und nun ging die Sonne auf.

Die fingenden Finnen auf dem Borderfteven des Schiffs, die Heimwärts steuern dem finnischen Lande zu, das im Glanz der auf­wir erblicken werden, sobald der Blutnebel dieser Tage verdunstet ist. gehenden Sonne daliegt, das ist das Finnland der Zukunft, das

Johan Skjoldborg. ( Autorifierte Uebersetzung.) Literaturförderung im Deutschen Theater". Daß die Literatur bei dem Reinhardtschen System des Regie­und Ausstattungstheaters zu kurz tommt, ist schon oft genug bon Glanz. Aber auch den Getreuen wird allmählich bange, nachdem berufener Seite betont worden. Freilich: noch blendet der alte fie die Kassenerfolge der letzten Saison, die schon lange keine fünft lerischen mehr waren, überblicken. Dabei ist zu erwägen, daß die beit gibt, sondern sich in der Regel mit den Ankündigungen begnügt, Berliner Presse kaum vergleichende Uebersichten der Theatertätig­worin eine Beitung höchstens der andeven den Vorrang der Firig­feit streitig zu machen sucht.

Um diese Anklage boll zu verstehen, muß man bedenken, was für großartige Geschäfte das Deutsche Theater gemacht hat. Es bleibt ihm also nicht einmal die schäbige Ausrede: seine Mittel er­

laubten ihm keine solchen Experimente.

Ein Vorfall, der sich freilich schon im Jahre 1916 abgespielt hat, wird auch den nicht Eingeweihten die Augen öffnen. Die Herrn Reinhardt bekannt: Glocke" gibt in ihrer letzten Nummer( Nr. 10) folgenden Brief an

"

Gegen Arno Holz , den Dichter des" Phantasus" der Sozial­aristokraten", der Sonnenfinsternis", des Ignorabismus", hat das deutsche Volk noch eine andere Ehrenschuld als die oft betonte und anerkannte, sein Schaffen rein materiell sicherzustellen: die, fein Schaffen innerlich zu stüßen und zur lebendigen Wirkung zu bringen. Wir bitten Sie, einen Teil dieser uneingelösten Ver­pflichtung durch Aufführung eines seiner ernsten Werke auf einer Ihrer Bühnen abzutragen."

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Der Brief war von 35 führenden Persönlichkeiten unterzeichnet aus allen Lagern und Berufen. Die einzige Folge, die der Brief hatte, bemerkt höhnisch die Glocke", war daß er nicht beantwortet wurde. nitur besetzte Klassiker aufzuführen und mit Ausstattungsstücken In der Tat: Es ist bequemer, zum 300. Male mit dritter Gar­dem Metropoltheater Konkurrenz zu machen, als neue Werte eines Arno Holz zu erproben. und Wegbahner, die das Deutsche Theater ihm schon längst schuldig Das deutsche Theater braucht Eroberer bleibt.

Die spanische Krankheit" vor 80 Jahren.

Die Grippe, die jetzt durch ihr überrumpelndes, umfangreiches und heftiges Auftreten in Spanien zur spanischen Krankheit" ge­stempelt wurde, hat schon vor mehr als 80 Jahren durch epidemie­artiges Auftreten Unruhe hervorgerufen. Wie das Journal des weniger günstig als heute, und es scheint, daß die Aerzte weitaus Débats" feststellt, brach eine solche epidemische Grippe im Jahre 1837 in Piemont aus. Damals lagen aber die fanitären Verhältnisse mehr Krante ins Jenseits befördert haben als die Epidemie selbst. Die Grippe," so schrieb der französische Botschafter in jenen Tagen, hat in Turin und Genua großes Unheil angerichtet. Die Anzahl der Todesfälle in Turin war dreimal so groß als in früheren Jahren. In den Spitälern mußte man die Menge der Betten verdoppeln und verdreifachen. Der König hat mehrere Spitäler besucht, was erwies er mir die Ehre, mir zu erzählen, daß bei einem solchen eine sehr gute Wirkung hervorbrachte. Während des letzten Empfangs Besuch ein Kranter ihn bat, näher zu treten, und dann sagte: " Sire, ich verlange Gerechtigkeit!"" In welcher Angelegenheit?" Man hat es gewagt, mich achtundzwanzigmal zur Ader zu lassen!" Der König tröstete den Kranken, indem er ihm erklärte, dies ſei nur zu seinem Wohl geschehen. Immerhin muß man erstaunt dar­über sein, daß die Aerzte mit dem zur Aderlassen so eifrig sind, daß die Zahl der Opfer hierdurch künstlich erhöht wird." Bald darauf trat die Grippe auch in Frankreich epidemisch auf, da die Aerzte aber vernünftiger zu Werke gingen, war ihre Wirkung wesentlich geringer fommen unschädlich, denn bekanntlich hat die spanische Krankheit", trotz der Menge der Patienten, bisher nur in ganz wenig Ausnahme­fällen Todesopfer gefordert. Wenn die modernen spanischen Aerzte ihren Turiner Kollegen vor 80 Jahren glichen, würde wahrscheinlich das Land zum größten Teil entvölkert worden sein.

"

Die heutigen fanitären Maßnahmen machen die Grippe voll­

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Notizen.

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"

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an, das

Das Kgl. Schauspielhaus, das im Berliner literari­schen Leben lange nicht die Rolle spielt, die ihm zukommt, kündigt für die nächste Spielzeit allerlei sogar von Jüngsten nach Besserung aussieht. Hoffentlich wird aber die junge Literatur nicht nur mit Namen, sondern auch mit wirklich vollgültigen Werken zu Worte kommen.

" Die Unterzeichneten erlauben sich, an Sie mit einer Bitte Hevanzutreten, die ihnen im Interesse der deutschen Dichtkunst und eines ihrer unter allen Umständen bedeutsamsten Vertreter am Herzen liegt. Arno Holz , der nun das fünfzigste Lebensjahr über­schritten hat, arbeitet mit einer unermüdlichen Beharrlichkeit seit mehr als 20 Jahren an einem Dramenkreise, dessen beide jüngsten Glieder die Tragödien Sonnenfinsternis" und" Ignorabimus" find. Gleichbiel wie man sich fritisch zu Holz' Denken und Schaffen stellen mag, so meinen wir: innere Bedeutung, die Fähigkeit, seinem Bolte etwas zu sagen und zu sein, die Kraft, ein eigenes Werk zu schaffen, wird niemand diesem tiefernsten Dichter absprechen. Auch Sie, verehrter Herr Professor, haben das seinerzeit durch Annahme der Sonnenfinsternis" zur Aufführung im Deutschen Theater an­erkannt. An widrigen Umständen scheiterte damals die Aufführung. Seither hat ein einziges Theater fich an eins der ernsten Stüde von Arno Holz gewagt. Wenige hätten es angesichts der Schwie­rigkeiten welche die Aufführung bietet, wagen dürfen. Noch immer ist der Tragiter Holz seinem Volfe unbekannt, noch immer fehlt ihm die jedem Dramatiker erwünschte und notwendige Fühlung mit der Bühne. Wir meinen, daß ihm eine Art ideales Recht zusteht, nach jahrelangem schwerem Stampf, mit seinem Bolt und dessen Theater endlich Fühlung zu gewinnen. Wir glauben, daß. heute im Deutschen Theater eine ben Intentionen des Dichters ent­sprechende Aufführung der Sonnenfinsternis" möglich wäre; wir Dorfe zu errichten.

-Franz Fischer, ber berühmte Wagnerdirigent, ist in München , 69 Jahre alt, gestorben. Mit ihm ist einer der letzten von der alten Wagnergarde dahingegangen, der sein ganzes Wirken in den Dienst des Meisters gestelt hatte. Seine Dirigentenleistungen an der Münchener Oper und Akademie und in Bayreuth sind allen, die sie erlebt haben, unvergeßlich. Seine Klavierbearbeitung und Vor­tragsweise Wagnerscher Werke war mustergültig. Als Mensch war Franz Fischer eine fernige bajumarische Natur.

Emanuel

Tolstoi und die russischen Bauern. Hansen, Tolstois dänischer Ueberseber, wendet sich gegen die kürz= lich in der Breffe verbreitete Nachricht, daß Tolstois Sitz Jasnaja Poljana von den Bauern enteignet und zerstört worden sei. Im Gegenteil: der Bauernrat hat beschlossen, Tolstoi ein Denkmal im

Sie sich der Unglücklichen und Benachteiligten annehmen,| Wägelchen, die leise hin und her gl cen, lagen ganze Stöße selbstredend gegen gute Bezahlung," fügte er spöttisch hinzu. von Stoffen und leuchteten in der todenen, hellen Luft des Seine ärgerliche Stimmung war plöglich unter dem ein- Saales, dessen Wände fast ganz aus Glas waren, in ge­dringlichen Blick der gutmütigen Augen Horns, die ihn fest dämpften Farben, in schwärzlichem Gold, in violettschim­anschauten, verschwunden. Uebrigens lassen wir das. Wenn merndem Purpur, in Marineblau, im Ton alter Smaragden- Sie erst mal länger in Lodz sein werden, die Verhältnisse gleichsam wie Haufen matt und dumpf schimmernder Metall­fennen lernen und sich die Bedrückten genauer ansehen werden, dann werden Sie auch wissen, wie man handeln muß. Und wenn Sie erst das Geschäft Ihres Vaters übernehmen, dann

werden Sie mir völlig recht geben."

,, Nein, Herr Borowiecki, ich halte es nicht länger in Lodz aus. Das Geschäft meines Vaters werde ich auch nicht über­Was wollen Sie denn machen?" rief Barowiecki er­

nehmen."

staunt.

" Ich weiß es noch nicht. Ich muß es Ihnen offen ge­stehen, obwohl Sie so scharf, viel zu scharf mit mir sprechen, aber das ist ja gleichgültig, ich weiß, daß Sie als Direktor einer so großen Druckerei anders nicht sprechen können." Sie verlassen uns also? So habe ich's verstanden. Aber warum, weiß ich nicht."

"

platten.

Still und automatisch bewegten sich die Arbeiter, barfuß und im Hemd, mit aschfahlen Gesichtern, mit erloschenen, von den Farbenorgien gleichsam ausgebrannten Augen,- bildeten bloß eine Ergänzung der Maschinen.

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ste

Manchmal schaute einer zum Fenster hinaus, in die Welt, auf Lodz , das von dieser Höhe des vierten Stockwertes im Rebel bersant und im Rauch, den tausend Schornsteine, Häuser, Dächer und entblätterte Bäume durchschnitten; dann wieder schauten sie nach einer anderen Richtung, über die Felder, die sich am Horizont verloren über die grauweißen, schmutzigen, aufgeweichten und grundlosen Flächen, aus denen hier und da rote Fabrikkolosse aufragten; über die fernen Linien der kleinen, still an der Erde kauernden Dörfer, über die Wege, die sich durch die Felder wie ein schwarzes, schmutz­triefendes Band wanden und zwischen den Reihen nackter Pappeln sich dahinschlängelten.

Das ist mir auch schon ganz gleichgültig." Aber uns ist es nicht gleichgültig, uns der Fabrik, der Sie ein Rad unter vielen Rädern find!" Weil ich es einfach nicht mehr aushalten kann bei Wir haben Sie nicht aufgenommen, daß Sie sich hier mit diesem gemeinen Lodzer Pad. Sie werden mich doch als Ihrer Menschenfreundlichkeit produzieren, bloß, damit Mensch einer gewissen Sphäre verstehen. Weil ich eben mit Andauernd heulten die Maschinen, und andauernd summten Sie richten hier eine Verwirrung an, wo meiner ganzen Seele sowohl die Fabriken als alle Buch- die Transmissionen, die an der Decke befestigt waren und alles auf genauestem Funktionieren beruht, auf Regelmäßigkeit holze, Rosensteins, die ganze scheußliche Bande haffe," plagte nach anderen Sälen die Kraft hintrugen. Alles bewegte sich und Eintracht." er heftig heraus. im Rhythmus dieser riesigen Metalldarren, welche die feuchte barer!" Borowiecki lachte herzlich. " Ha, ha, ha, Sie sind ein wunderbarer Rerl, ein wunder- Ware von der Druckerei aufnahmen und sie trocken wieder ausspieen. In dem riesigen, viereckigen, mit traurigen Farben, " Dann rede ich überhaupt nichts mehr." Horn fühlte sich dem traurigen Licht eines Märztages und den traurigen betroffen. Menschen angefüllten Saal standen sie gleichsam wie Tempel der allmächtig regierenden Kraft.

" Ich bin keine Maschine, ich bin ein Mensch." " Zu Hause. In der Fabrik werden von Ihnen keine Examinas in Menschlichkeit verlangt, feine in Humanität. In der Fabrik braucht man Ihre Muskeln und Ihr Gehirn, und nur dafür werden Sie bezahlt." Er regte sich immer mehr auf. Sie sind hier ebensogut eine Maschine wie wir alle. Also tun Sie nur das, was Sie angeht. Das ist hier kein Ort für Gefühlsduselei, hier..."

"

" Herr Borowiecki," unterbrach ihn Horn rasch. " Herr von Horn! Hören Sie zu, wenn ich zu Ihnen spreche," rief er drohend und warf ein großes Musteralbum ärgerlich auf den Boden. Buchholz hat Sie hier auf meine Empfehlung hin aufgenommen. Ich kenne Ihre Familie, ich wünsche für Sie das Beste. Aber Sie sind frant, wie ich sehe, Sie leiden an tindischer Demagogie."

wollen."

Wenn Sie das einfache menschliche Mitgefühl so nennen Sie fompromittieren mich mit derlei Ratschlägen, die Sie jedem erteilen, der irgendwelche Ansprüche an die Fabrit hat. Rechtsanwalt hätten Sie werden sollen, dann könnten

,, Wie Sie wollen, jedenfalls ist es beffer, weniger dummes Beug zu reden."

blieb

"

Auf Wiedersehen." " Empfehle mtch."

" Ha, ha, ha, Sie haben schauspielerische Fähigkeiten!" Herr Borowiecki," begann er mit Tränen in den Augen, stehen und wollte noch etwas sagen. Was?"

Horn verneigte sich und ging woeg.

" Ein tapitaler Gimpel," flüsterte Borowieckt hinter ihm her und ging in die Darre.

Die riesigen, mit glühender und trockener Luft angefüllten blechernen Vierecke brausten wie ferner Donner und spien nie endende Streifen bunter, trodener und steifer Stoffe aus.

Auf den niedrigen Tischen, auf dem Boden und auf den

Borowiecki fühlte sich verstimmt und prüfte zerstreut die Ware, ob sie nicht zu sehr getrocknet oder angebrannt war.

"

Dummer Junge," jagte er in Gedanken an Horn. Manchmal sah er das junge, edle Gesicht vor sich und die blauen Augen, die ihn mit einer stummen, klagenden Ent­täuschung vorwurfsvoll anblickten. Das Gefühl einer un­flaren Unruhe überfiel ihn. Einige Ausdrücke Horns tamen ihm ins Gedächtnis, als er über diese schweigenden, arbei­tenden Menschenmassen blickte.

-

,, So war ich auch," er dachte an alte, entschwundene Beiten, ließ sich aber nicht von den gierigen Krallen der Er­innerung packen. Ein höhnisches Lächeln umspielte seine Lippen, und fühl und nüchtern glänzten seine Augen.

( Forts. folgt.) 1