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Nr. 163. 35. Jahrg.

Bezugsprets:

Bierteffährt. 4,50 MRI, monatl. 1,50. frei ins Haus, vorauszahlbar.Einzelne Nummern 10 Pfennig. Bostbezug: Monatlich, vom Bostschalter abzuholen 1.50 ML, bom Briefträger ins Haus ge­bracht 1,64 Mt. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn 8,- M., für das übrige Ausland 4.50 Mt. monatlich. Bersand ins Feld bei diretter Bestellung monatl. 1,80 RL. Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland  , Luxemburg  , Schweden  und die Schweiz  . Eingetragen in die Bost- Bettungs- Breisliste. Erscheint täglich.

Telegramm- Abreffe

.Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die flebengespaltene Rolonelzeileloftet 80 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedruckte Wort 30 Pig.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 15 fg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Bfg Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Leuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 60 Big die Beile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  6.68, Lindenstraße 3, abjegeben werden. Geöffnet von 8 1hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Am: Morigplas, Rr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 16. Juni 1918.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplan, Mr. 151 90-151 97.

Ein neuer Schlag gegen Clemenceau  .

Die Stüßen Clemenceau's  .

Renaudel enthüllt gegen die Aktion francaise.

Der Kampf der Sozialisten gegen Clemenceau   scheint in eine neue Phase überzutreten. Die spionenschnüffelnde Action Française", das klerikalnationalistische Blatt Léon Daudets, das Clemenceaus Vertrauen im höchsten Maße hatte und seinem Tigergelüst nach Kräften im Publikum vor­arbeitete, wird plöblich selbst der Spionage angeklagt. Die Sozialisten sind die Anfläger und sie treten mit schroff hand­fester Sicherheit auf.

Wie Havas meldet, veröffentlicht die Sumanité" einen Artikel Renaudels mit Dokumenten, aus denen hervorgeht, daß mehrere bei der Post kontrolle tätige Geistliche parlamentarische Briefe ent­wendeten, um sie der klerikalen Action Française" zu übermitteln. Ein einflußreicher Geistlicher habe diese In­formationen an verdächtige Ausländer weiter. gegeben, die auf diese Weise genaue Auskünfte über die Kohlenversorgung und über gewisse ministerielle Instruktio­nen erhalten hätten.

Die Beweise, die Renaudel befißt, find, wie in der " Humanité" versichert wird, vollgültig. Sie be­zeugen, daß die Action- Française- Partei das ihr seit Beginn der Affäre Caillaur von der Regierung gewidmete Vertrauen gröblich mißbrauchte. Die Geistlichen, die die Pa­piere stablen, waren Vertrauensmänner der Partei und in den Bureaus der obersten Postzensur saßen sie an der Quelle, um sich, wie ein Genfer   Telegramm der Deutschen Kriegs­zeitung" des Näheren mitteilt, in den Besitz der wichtigsten geheimen Angelegenheiten zu bringen, von denen einige an ausländische Agenten veräußert worden. Darunter nament­lich Statistiken über Kohlenmifere und Nährmittelfrise. Ab­schriften vertraulichster ministerieller Wei­fungen seien gleichfalls ins Ausland gelangt.

In demselben Genfer Drahtbericht heißt es dann weiter: Clemenceaus Militärjustizsekretär Ignace, der seinerzeit auf Grund der Angaben der Action Française" die Auslieferung Caillaur' vom Parlament verlangte, werde nun nach der Hu­manité" genötigt sein, die Auslieferung der hervorragendsten Mitglieder der Rechten zu verlangen. Wie weit diese Er­martung sich erfüllt, wird sich, wenn die Beweise erdrüdend find, vielleicht schnell zeigen. Vielleicht! Denn es ist gewagt, in Zeitläuften, wo die Diktatur schon in Berkleidung am Ne­gierungsfattel fit, solche sonst selbstverständlichen Wirkungen für sicher zu halten.

Fest steht vorläufig nur, daß die radikale Linke in einem für ihren Todfeind höchst unbequemen Augenblick zu einem starken Schlage ausholt. Ob der Schlag trifft und in seinen Auswirkungen jene unlängst für Clemenceau   eingetretene Mehrheit zersprengen kann, ist eben das, was abgewartet werden muß. Es ist daran zu erinnern, daß jene Mehrheit ihre numerische Stärke auch deshalb erzielte, weil die Er­mägimg, jegt feine Regierungskrise zu wollen, gewichtig in die Wagschale fiel, und die Lage Frankreichs   hat sich seitdem durchaus nicht gebessert. Die lehte Schlachtwoche gibt wohl ein Recht zu sagen: im Gegenteil!

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Erfolglofe Feindesangriffe im Villers­Cotterets- Walde Katastrophe der Roten Garde bei Taganrog  . Berlin  , 15. Juni 1918, abends. Amtid. Oertliche Angriffe des Feindes nördlich von Bethune und südlich der Aisne  sind verlustreich gescheitert.

Amtlich. Großes Qauptquartier, 15. Juni 1918.( W. T. 8.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe   Kronprins Ruppre& t Rege Erkundungstätigkeit. Südwestlich von Merris machten wir Gefangene. Startere Borstöße des Feindes an der Ancre wurden abgewiesen. Artillerie- und Minenwerferkampf lebte am Abend beiderseits der Somme auf.

Qeeresgruppe Deutscher Kronprins. Südwestlich von Noyon   blieb die Infanterietätigkeit auf örtliche Kampfhandlungen beschränkt. Das Artilleriefener ließ an Stärke nach.

Südlich der Aisne   blieb der Artilleriekampf gefteigert. Mehrfache Teilangriffe, die der Feind gegen unsere Linien im Walde von Billers Cotterets führte, wurden ab­gewiesen. Die Gefangenenzahl aus den letzten Rämpfen südlich der Aisne   hat sich auf 48 Offiziere und mehr als 2000 Mann erhöht.

Lentnant det errang seinen 30., Leutnant Kirschstein seinen 25. und 26. Luftfieg.

Often.

Heeresgruppe Eichhorn.

Etwa 10 000 Mann starke russische Banden, die von Jeist kommend in der Miuß- Bucht an der Nordküste des Asowschen Meeres landeten und zum Angriff auf Zaganrog vor­gingen, wurden vernichtet. Teile des Feindes, die auf Booten und Flößen zu entkommen suchten, wurden im Wasser zusammen­geschoffen.

Der Erste Generalquerfiermeister.

Ludendorff.

Die Meldung des bei Taganrog   tommandierenden Generals Knoerger an Generalfeldmarschall v. Eichhorn besagt, daß die Note Garde unter dem Befehl eines tschechischen Offiziers gestanden habe. Ueber 8000 Tote feien bereits ge­zählt, ohne die im Wasser Umgekommenen.

Der österreichische Bericht. Wien  , 15. Juni 1918. Amtlich wird verlantbart: Hente früh steigerte sich das Geschütfener in vielen Ab­schnitten der Südwestfront zu großer Stärke

An der albanischen Front find gestern neuerliche, unter Einsatz von Reserven durchgeführte Angriffe der Frangssen nordwestlich Sina premte gescheitert. Der Chef bes Generalstabes.

Zum 15. Genossenschaftstag.

Noch keine Zeit war den Genossenschaften so ungünstig wie die Gegenwart. Der Krieg mit seinen Begleiterscheinungen, von denen hier der Nohstoffmangel, die beinahe gänzliche Be­seitigung der Wareneinfuhr und die Rationierung hervorzu­heben sind, mußte naturnotwendig als gewaltiges, unüberbrück­bares Hemminis wirken. Es spricht für die Zugkraft und Stärke des Genossenschaftsgedankens, daß troß alledem der Vormarsch der Genossenschaften nicht aufge­halten worden ist.

Am 17. und 18. Juni tritt in Köln   a. Rh. der 15. Ge­nossenschaftstag des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine zusammen. Der ihm vorzulegende Jahresbericht für das Jahr 1917 zeigt wieder ein erfreuliches Wachstum der dem Verbande angeschlossenen Vereine. Zmar ist, wenn die Zahl der Vereine selbst ins Auge gefaßt wird, die frühere Höchstzahl noch nicht wieder erreicht, aber die Zahl der Mitglieder ist doch recht wesentlich gestiegen. Im Jahre 1912 waren 1200 Vereine angeschlossen, von denen 1169 be­richteten, daß sie 1 495 501 Mitglieder hatten. Seitdem find bis zum Jahre 1916 die Vereine weniger geworden, 1913 waren 1197, 1914: 1149, 1915: 1114, 1916: 1110 Verbandsvereine vor­handen, 1917 beginnt allerdings langsam der Aufstieg, denn 1112 Vereine gehören dem Zentralverbande wieder an. Der Tiefstand ist überwunden, es geht wieder in die Höhe. Aber der andere Maßstab, die Mitgliederzahl, zeigt, daß von einem Rückgang der Konsumbereine auch während all der Jahre nicht gesprochen werden kann, während welcher die Zahl der ange­schlossenen Vereine gesunken ist. Aus den 1 495 501 Mitgliedern, über die im Jahre 1912 berichtet wurde, sind in den nachfolgen­den Jahren 1633 644, 1 729 858, 1 860 962, 2 063 404 und im Jahre 1917 2200 781 geworden, wobei noch nicht alle ange­schlossenen Vereine von der Statistik erfaßt werden konnten, da immer ein kleiner Teil von ihnen nicht berichtete. Im Jahre 1917 z. B. haben 1104 Vereine von 1112 Berichte eingesandt. Seit 1916 ist eine Zunahme von rund 137 000 mit. gliedern zu verzeichnen. Dabei ist immer wieder zu be­achten, daß dieser Mitgliederzuwachs unter den schwierig­sten Verhältnissen eingetreten ist, denn die Konsum­bereine gehören, wenn sie auch feineswegs noch mit so großem Mißtrauen betrachtet werden wie früher, keineswegs zu den bei der Warenverteilung bevorzugten Ge­schäften.

Hier hilft ihnen bis zu einem gewissen Grade die Eigen­produktion, die aber naturnotwendig in der gegenwärtigen Beit immer mehr und mehr zurückgeht. Es sind zwar 1917 für 185 122 224 M. Waren von den Konsumbereinen selbst hergestellt worden, das ist eine Summe, die nur im Jahre 1916 größer war, wo sie 191 369 303 m. betrug, aber die Pro­duktenmenge wird bei der herrschenden Teuerung durch diese Zahlen nicht gekennzeichnet. Sie ist selbstverständlich ganz erheblich niedriger als in den Vorjahren. Das zeigt schon die Zahl der in der Warenherstellung beschäftigten Personen. Diese ist von 4868 im Jahre 1916 auf 3925 im Jahre 1917 gesunken.

Dem Zentralverband deutscher Konsumbereine gehören nun nicht nur Konsumbereine an. Er umfaßt vier Haupt­gruppen, von denen die der Konsumvereine allerdings, wie es in der Natur der Sache liegt, die stärkste ist, neben ihr sind im Genf  , 15. Juni.  ( T. IL) Pariser   politische Kreise sehen einen Verbande die Arbeitsgenossenschaften und Genossen­Zusammenhang zwischen der Entfernung des bisherigen schaften anderer Art, wie Großeinkaufsgesellschaft und die Ver­Militärgouverneurs bon Paris, General   Dubai  !, britisches Oberherrentum, zerschlägt es den Fren den und den Enthüllungen Renaudels über die Action française", da Sdjuk, den eigene Gerichte ihnen gegen die Macht der mit der llebergangswirtschaft. Es fann ja auch nicht den Fren den lagsgesellschaft der Konsumvereine. Die wichtigsten Punkte der Tagesordnung beschäftigen sich Dubails Beziehungen zu mehreren Mitgliedern der Aebion Bebrüder schaffen können. Es macht die Polizeigewalt zum anders sein. Friedenshoffnungen gehen durch das Land, und française" befannt sind. Oppositionelle Kreise erhoffen von Oberrichter und bestimmt, daß für gewisse Delikte der Justiz die Frage, wie sich nach dem Kriege unsere Boltswirtschaft ge­dem Wechsel im Pariser   Gouverneursposten, der an General Guil- ort auf englischen Boden gewählt wird. Als um das Gesetz stalten wird, beschäftigt alle Gemüter. Nun bedarf es gar keiner laumat, den Oberbefehlshaber der Orientarmee überging, und von gefämpft wurde, schleuderte der Jre Dillon dem englischen Renaudels Beschuldigung gegen die Action française" eine günstige Beeinflussung des Caillaur- Prozesses. Die Linke der Kammer er wartet von dem Feldzug Renaudels eine Schiv ächung der Re­gierungsmehrheit, da die äußerste Rechte im Falle der Strafverfolgung Cochins kaum weiter die Regierung unterstützen

würde.

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Unterhause das Wort zu: Wenn das Gesetz Tatsache werde, Frage, daß die Genossenschaften berufen sein werden, in der wolle er Irland   lieber verlassen, als dort Sflave bleiben". Uebergangswirtschaft eine hervorragende Rolle zu spielen. Hier Dies nichtswürdige Geset", wie Dillon es nannte, tritt muß beizeiten eingegriffen und vorgearbeitet werden. Deshalb nun zum Abwürgen des irischen Widerstandes wird sich der Genossenschaftstag mit den Forderungen des aufs neue in Straft. Zentralverbandes deutscher Konsumvereine zur Neuordnung Lloyd George   hat während des Weltkrieges nach dem befassen und auch mit den Forderungen desselben Verbandes Dubliner Sinnfeiner- Aufstande von 1916- gelegentlich von im Verein mit denen der Großeinkaufsgesellschaft zur Ueber­der beispiellosen Dummheit, begangen von englischen Ministern, gangswirtschaft. Gewaltgerichte über Jrland. gesprochen und sich vor allem deshalb über deren Verfahren London  , 14. Juni.  ( Reuter.) Eine Proklamation, die empört, weil es auf den Enthusiasmus abkühlend" einwirke. London  , 14. Juni.  ( Reuter.) Eine Proklamation, die Jetzt ist Lloyd George   selbst bei dieser Dummheit" angelangt in Dublin   veröffentlicht worden ist, erklärt, daß auf 14 und er überragt seine Vorgänger in Goliathlänge. irische Graffchaften die Bestimmung des Kriminal­gesetzes von 1887 Anwendung findet, die die Ver­legung des zuständigen Gerichtsortes und die Aburteilung von Gefangenen durch besondere Geschworenengerichte anordnet.

Peru   nimmt deutsche Schiffe.

Das Gesetz, das hier aufs neue in Aftion gesetzt wird, Lima  , 12. Juni.  ( Havas.) Die peruanische Regierung ist eins der ärgsten Machwerte neuzeitlicher Ausnahmagesek hat die in Port Callas liegenden deutschen   Schiffe mili gebung. Beschaffen in einer Zeit heftiger Stämpfe gegen tärisch befehen lassen.

Sier hat schon der letzte Genossenschaftstag darauf hinge­wiesen, daß die Großeinkaufsgesellschaft nicht in tigt worden ist, wie es ihrer Bedeutung und auch dem Maße bei der Warenverteilung berücksich ihren großen mustergültigen Einrichtungen entspricht, die heute zum größten Teil unbenutzt daliegen.

Während der Zeit der Uebergangswirtschaft wird das hoffentlich anders werden, denn diese von den Verbraucher­organisationen direkt getragene Einrichtung verdient bei dem ngangfezen anserer Wirtschaftsmaschinerie in der Tat die weitgehenöfte Beachtung und Berüdfichtigung. Turmhoch über