Einzelbild herunterladen
 

Nr. 165. 35. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährl. 4,50 ML monati, 1,50 fret ins Haus, vorauszahlbar.Einzelne Nummern 10 Bfennig. Bostbezug: Monatlich, bom Bostschalter abzuholen 1,50 M., bom Briefträger ins Haus ge bracht 1,64 ML. Unter Kreuzband für Deutschlard und Desterreich- Ungarn 8,- Mt, für das übrige Ausland 4,50 ML. monatlich. Bersand ins Feld Bei direkter Bestellung monatl. 1,80 W Boftbestellungen nehmen an Däne mart, Holland  . Suremburg, Schweden  und die Schweiz  . Eingetragen in die Bost- Zeitungs- Preisliste Erscheint täglich.

Telegramm breffe

Sozialdemokrat Berlin  .

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

10 Pfennig

Anzeigenpreis:

Die ftebengespaltene Solonelzeiletoftet 80 Big. Kleine Anzeigen", das fettgedruckte Bort 30 Bfg.( zulässig 2 fettgebruďte Worte), jedes weitere Bort 15 Bfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 20 fg., jedes weitere Wort 10 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für wei Borte. Leuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Bereins Anzeigen 60 Pfg. die geile. Anzeigen für die nächste Rummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft. Berlin  SW. 68, Lindenstraße 3, abegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 18. Juni 1918.

Expedition: GW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Erhöhung der Getreidepreife.

Mitten in einer Zeit, in der die Klagen über ungenügende Ernährung, über die hohe Preislage aller Bedarfsgegenstände des täglichen Lebens Unruhe und Unzufriedenheit im Uebermaß erzeugen, wird der Bevölkerung mit der bekannten agrarischen Rücksichtslosigkeit eine Brotpreiserhöhung zugemutet. Neue Lasten zugunsten derjenigen, denen der Krieg wirtschaftlich wohl manche Erschwernisse brachte, aber durch einen reichlichen Nußen doch auch einen wertvollen Ausgleich bot.

Es sollen die Preise für die Erträgnisse aus der künftigen Ernte für Roggen und Weizen um 35 M. die Tonne, für Hafer und Gerste um 30 M. erhöht werden. Das bedeutet für Roggen einen Preis von 305 bis 315 m., für Weizen 325 bis 335 M., Hafer und Gerste kommt dem Roggenpreis gleich. Die Früh­druschprämie, die im vorigen Jahr 60 M. betrug, soll in diesem Jahr auf 120 M. erhöht werden, dann im schnellen Tempo herabfallen, um im Oktober auf 20 M. zu gelangen. Das Kriegs­ernährungsamt hat die Zusage erhalten, daß diese Frühdrusch­prämie aus Staatsmitteln gedeckt wird, mithin bei der Brot preisberechnung nicht zur Geltung kommt. Immerhin werden wir mit einer Brotpreiserhöhung von ungefähr 5 Pf. pro Pfund vom August ab zu rechnen haben.

Diese Preiserhöhung bedeutet für die Landwirtschaft eine sehr erhebliche Zuwendung. Rechnet man den Verbrauch für die bersorgungsberechtigte Bevölkerung und Heeresverwaltung auf 6 Millionen Tonnen jährlich, so ergibt der Aufschlag von 35 M. eine Zuwendung von 210 Millionen. Nimmt man hierbei die Frühdruschprämie, deren Ertrag man im Durchschnitt wohl auf 60 M. nicht zu hoch anrechnet, so tommen weitere 300 Millionen in Ansatz und schätzt man die Mehreinnahme für Gerste und Hafer auf einen ähnlichen Betrag, so wird rund eine Mil­liarde aus diesem erfolgreichen agrarischen Vorstoß zu verzeichnen sein. Für die Begründung dieser Breiserhöhung wird in der landwirtschaftlichen Presse und auch vom Kriegs­ernährungsamt geltend gemacht, daß im Ausland die Preise er­heblich höher stehen. Das mag für einige Länder zutreffen, ist aber nicht allgemein gültig. Vor allem darf natürlich nicht der Preis in Ansatz gebracht werden, der entsteht durch über­mäßig hohe Frachten in der Zufuhr, sondern es muß in Ver­gleich gestellt werden der Preis für die inländische Produktion im Ausland. Was z. B. die englische Preisfestsetzung anbetrifft, so ist für englischen Weizen pro Tonne ein Preis von 337 m., für Gerste 328 M., für Hafer 311 M. im Februar dieses Jahres festgesetzt. Demgegenüber betrug in Deutschland   im Februar der Preis einschließlich der Frühdruschprämie im brandenburger Bezirk für Weizen 350 M., für Gerste 330 M. und für Hafer wurden bis zu 400 M. von der Militärverwaltung gezahlt. Das find Preise, die um ein erhebliches die englischen Festsetzungen überschreiten, nimmt man nun die neuen Preisfestsetzungen hinzu, so ergibt das bei Beginn der Ernte mit der hohen Früh­druschprämie von 120 M. für Weizen in Deutschland   einen Preis von 445 M., für Gerste und Hafer 420 M.; demgegenüber muß die englische Festsetzung als bescheiden bezeichnet werden. Allerdings sinken dann die Preise mit dem Fehlen der Früh­druschprämie auf 325 resp. 300 M. Dabei ist immerhin sehr fraglich, ob diese sinkende Skala der Frühdruschprämie eingehalten wird. Bei der vorigen Ernte wurde bis Ende Februar die volle Frühdruschprämie von 60 M. gezahlt, für Hafer noch besondere Aufschläge, die, wie schon bemerkt, den Preis auf 400 m. jetten und auch darüber hinaus wurde die Frühdruschprämie auch dann gewährt, wenn der Befizer nachwies, daß er ohne Ver­schulden nicht früher liefern konnte.

-

-

Die Beute zwischen Montdidier   und Nohon Amerikanische   Stellungen bei Xivray zerstört Die österreichische Offensive 21 000 Italiener gefangen Vormarsch im Montello- Gebiet Capo Sile genommen Starke italienische

-

-

Gegenstöße.

-

Berlin  , 17. Juni 1918, abends. Amtlich. Von den Kampffronten nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 17. Juni 1918.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Rege Erkundungstätigkeit führte an vielen Stellen der Front zu heftigen Infanteriegefechten. Südwestlich von pern und beiderseits der Somme lebte die Gefechtstätigkeit am Abend auf.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins.

Auf dem Kampffelde südwestlich von Noyon   nahm die Artillerietätigkeit am Abend an Stärke zn. 3 wischen Ourcq  und Marne   machten wir bei örtlichen Unternehmungen 120 Gefangene.

Die Geschützbeute aus unserem Borstoß zwischen Mont­bibier und Noyon   hat sich von 150 auf mehr als 300, dabei schwerstes Kaliber, erhöht. Die Beute an Maschinen­gewehren beträgt weit über 1000.

Heeresgruppe Gallwit.

Zwischen Maas   und Mosel   fügten wir den Amerikanern durch Borstoß beiderseits von Xivray Verluste zu und zerstörten Teile ihrer Stellungen.

Heeresgruppe Herzog Albrecht. Erkundungsabteilungen holten in den Bogesen mb im Sundgan Gefangene aus französischen und amerikanischen  Gräben.

Gestern wurden 8 feindliche Flugzeuge und 8 Feffelballone zum Absturz gebracht. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Der österreichische Bericht. Wien  , 17. Juni 1918. Amtlich wird verlautbart: An der venezianischen Gebirgsfront wurde gestern die Kampftätigkeit durch Wetter und Nebel beträchtlich ein­geschränkt. Westlich der Brenta   behaupteten alpen­ländische Regimenter die tags zuvor erkämpften Gebirgsstellungen gegen heftige Angriffe. Im Höhengelände des Montello schoben sich die Divisionen des Feldmarschalleutnants Ludwig Goiginger   kämpfend gegen Westen vor, beiderseits der Bahn Oderzo Treviso scheiterten starke italienische   Gegenstöße. Die am Südflügel der Heeresgruppe   Feldmarschall von Boroevicz vordringenden Streitkräfte des Generals der Infanterie von Csicserics entrissen dem Feinde westlich von San Dona  weiteren Boden und nahmen Capo Sile. Mit deutsch­österreichischen und ungarischen Mannschaften wetteifernd, legten hier tschechische und polnisch ruthenische Bataillone durch ihr tapferes Berhalten die Probe ab, daß die seit Monaten täglich wiederkehrenden Versuche des Feindes, sie zu Berrat und Schurterei zu verleiten, erfolglos ge­blieben find. Für die Piavetämpfe vom 15. Juni verdient unter der über alles Lob erhabenen Infanterie das junge ober. ungarische Regiment 106 besondere Erwähnung. Wie immer haben unsere braven Sappeure und unsere Schlacht- und Jagd­flieger auch am Erfolge der letten Tage hervorragenden Anteil. Die Zahl der an der Südwestfront eingebrachten Gefangenen er­höhte sich auf 21000, Der Chef des Generalstabes.

Das bedenkliche der Maßnahmen ist vor allem die An­forderung, nunmehr auch die Viehpreise entsprechend den hohen Futtermittelpreisen zu erhöhen. Damit steht in enger Verbindung Herauffezung der Milch- und Butter­breise. Die Schweinepreise werden bereits auf 130 M. pro Zentner Lebendgewicht heraufgesetzt, ein Aufschlag von ungefähr 50 M., der wiederum begründet wird mit den enorm hohen Gerkelpreisen. Wenn auch diese Preiserhöhung im wesentlichen von der Militärverwaltung getragen wird, da an die Zivil­bevölkerung Schweinefleisch in diesem Jahr kaum abgegeben wird, abgesehen von den Hausschlachtungen, so wird diese Preis­erhöhung den Konsumenten direkt als Steuerzahler treffen. Es wäre sicherlich für den kleinen Landwirt viel besser gewesen, man hätte die Ferkelpreise durch Höchstpreise begrenzt und diesen wilden Spekulationen ein Ziel gesetzt.

Dem Kriegsernährungsamt ist von den Vertretern der so­zialdemokratischen Partei dargelegt worden, daß sie diese Preis­erhöhung für durchaus unberechtigt erachtet; selbst wenn es richtig wäre, daß der Getreidebau nur einen mäßigen Vorteil bietet, so bleibt zu befürchten, daß andere landwirtschaftliche Pro­dukte so enorm im Preise gestiegen sind, daß ein reichlicher Ausgleich gegeben ist. Die landwirtschaftliche Produktion nur durch hohe Preise anreizen, wird unmöglich sein, denn viel wichtiger für die Landwirtschaft ist, daß genügend Ar­beitskräfte, Düngemittel, Saatgut zur Verfügung stehen. Politisch bedenklich in einer so ernsten Zeit ist die Maß­nahme schon deshalb, weil sie einer Interessentengruppe, die bisher im Krieg ein gutes Auskommen hatte, aufs neue ohne dringenden Anlaß die Gewinnquote erhöht. Wenn auch ein Teil der Mehrkosten vom Reich getragen wird, so wird das für die Bevölkerung keine vollständige Beruhigung bieten, noch weniger aber auch der Hinweis auf die Verhältnisse im Ausland die Berechtigung des Anspruchs begründen können, denn es kommt immer darauf an, ob unter den gegebenen wirt­schaftlichen Verhältnissen diese Preiserhöhung berechtigt ist. Dieser Nachweis fann nicht geführt werden, es sei denn, man hält es für berechtigt, daß auch die Landwirtschaft aus der Kriegstonjunktur ihren großen Nutzen zugewiesen erhält.

Die Sozialistenbesprechung im Haag.

Genoffe Scheidemann als deutscher   Vertreter. Amsterdam  , 17. Juni. Wie der Korrespondent der Telegraphen- Union erfährt, befindet sich der Reichstagsabgeord­nete Scheidemann seit 2 Tagen in Holland  . Er wird an der Konferenz der sozialistischen   Parteien der Mittelmächte teil­nehmen, die der Vorsitzende des Internationalen sozialistischen Komitees, Troelstra  , nach dem Haag einberufen hat.

Diese Meldung trifft zu. Es handelt sich um jene schon ge­meldete Vorbesprechung, an der von österreichischer Seite die Genossen Seiz und Ellenbogen teilnehmen. Auf Grund der Ergebnisse dieser Zusammenkunft wird Genosse Troelstra  dann mit den Sozialisten der Entente in Fühlung treten.

Vorschlag zur Friedens­vermittelung.

Haag, 17. Jani.( Eig. Drahtbericht des Vorwärts".) Die holländischen Blätter veröffentlichen eine Erklärung der drei Parlamentsabgeordneten Dresselhuys, Koolen und Rütgers über eine Friedensvermittelung der hollän­dischen Regierung.

Die Abgeordneten glauben aus Erklärungen jeder der kriegführenden Parteien schließen zu dürfen, daß jede zu einer Verständigung zum Frieden bereit ist, aber die Bereitschaft der Gegenpartei bezweifelt.

Die Abgeordneten regen an, die niederländische Regierung solle die krieg führenden Regierungen fragen, ob ihre Voraussetung richtig ist.

Die Interessenten der Landwirtschaft begründen ihre For­derung, die übrigens darauf hinausging, den Grundpreis um 60 M. zu erhöhen und die Frühdruschprämie auf 150 M. feft­zusehen, damit, daß die Produktionskosten so gewaltig gestiegen find, daß der Anbau von Getreide nicht mehr lohne und zu befürchten sei, daß im fünftigen Jahr der Anbau erheblich zurück­geht, wenn nicht die Preiserhöhung erfolgt. Es wird niemand bestreiten, daß die Produktionskosten für die Landwirtschaft er. heblich gestiegen sind, aber es fragt sich, ob nicht bei dem gegen­wärtigen Preis, der mit der Frühdruschprämie für Roggen um 100 Broz, für Weizen um 75 Broz. höher stand gegen den Friedenspreis, nicht dennoch die erheblichen Mehraufwände der Landwirtschaft gedeckt sind. Die enorme Preissteige­rung der Güterpreise deutet darauf hin, daß der Ge­Den Annalen des Weltkrieges ist manches Blatt ein­winn aus dem landwirtschaftlichen Betrieb so gesteigert ist, daß geheftet, das von den Hoffnungen der Völker auf eine mit diesen Preisen ein sehr gutes Auskommen möglich ist. mäßig tiefer im Preise steht, sodaß wir uns fortgesezt in einem entscheidend vermittelnde Attion der neutralen Immerhin ist nicht zu bestreiten, daß beispielsweise die günstige Kreis andauernder Preisaufwärtsbewegun- Mächte in der Richtung zum Frieden zeugt. Der Breislage für Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Delsaaten, Gemüse und gen befinden. Wenn, wie von landwirtschaftlicher Seite be- Pazifismus hat aber gerade in dieser Hoffnung die herbsten Buckerrüben den Anbau dieser Fruchtarten vorteilhafter hauptet wird, der Getreideanbau zurückgeht, so wird das Kriegs- Enttäuschungen geerntet. erscheinen läßt als den Getreideban. Wir bekommen bei diesen ernährungsamt gar keine anderen Mittel zur Verfügung haben, Zum Teil hing dies Ergebnis zusammen mit einem Preisabmessungen immer die Begründung zu hören, daß der als den Anbauzwang für Getreide durchzuführen. Verkennen der Bedeutung der Neutralen im heutigen Anbau dieser oder jener Frucht durch einen höheren Preis Denn die Gefahr, die durch eine besonders hohe Preisbegünsti- Gefüge der Staaten, ein Verkennen, das durch die Stellung angereizt werden muß. Ist der Preis durchgesetzt, dann gung einiger Produkte entstehen kann, ist nicht von der Hand der Vereinigten Staaten   in der ersten langen Periode des tommt wiederum der Vergleich mit der Fruchtart, die verhältnis zu weisen. Krieges gefördert wurde. Seit aber diese große Macht