Nr. 166. 35. Jahrg.
Bezugspreis:
Bierteljährl. 4,50 R1, monatl, 1,50 RL. frei ins Haus, vorauszahlbar.Einzelne Nummern 10 Bfennig. Bostbezug: Monatlich, vom Bostschalter abzuholen 1,50 ML, bom Briefträger ins Haus ge bracht 1,64 ML. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 8,- Mt, für das übrige Ausland 4,50 Mt. monatlich. Bersand ins Feld bei diretter Bestellung monatl. 1,80 ML. Bostbestellungen nehmen an Dänemart, Holland , Luxemburg , Schweben und die Schweiz . Eingetragen in die Bost- Zeitungs- Breisliste. Erscheint täglich.
Telegramm Adrese
.Sozialdemokrat Berlin".
10 Pfennig
Anzeigenpreis:
Die ftebengespaltene Solonelzeile loftet 80 Bfg. leine Anzeigen", das fettgedruckte Wort 30 Big.( zulässig 2 fettgedruckte Borte), jedes meitere Wort 15 Pfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 20 Big., jedes weitere Wort 10 Bfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für wei Worte. Leuerungszuschlag 20% Familien- Anzeigen, politische und gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 60 Pfg. die Beile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags im Hauptgeschäft, Berlin SW. 68, Lindenstraße 8, ab regeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Ferniprecher: Amt Morigples, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 19. Juni 1918.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. #ernsprecher: Amt Morigplat, Mr. 151 90-151 97.
Der Schlag der Gegenrevolution.
Die russische Gegenrevolution.
Gegenrevolution. An der Piave vorwärts bis zum Kanal
Sieg in Westsibirien.
Die Rolle, die von den tschecho- slowakischen Truppen in Rußland übernommen wurde, war noch nicht, wie es schien, ausgespielt. Eine Ententemeldung letter Tage ließ schon erkennen, daß mindestens ein immerhin beachtenswerter Teil dieser Truppen den Weg nach Wladiwostok gefunden hat, woraus sich vermuten ließ, daß andere Trupps noch irgendwo an der sibirischen Bahn in Bewegung sein dürften. Das ist in der Tat der Fall. Wie jekt bekannt wird, stehen sie sogar an einer für die Bolschewifi. Höchst wichtigen Stelle und zwar als aufständische und siegreiche Masse. Ein verspätet eingetroffenes Telegramm der Petersburger TelegraphenAgentur verschweigt nicht wenn es auch nur zögernd die schlimme Wahrheit nennt daß die Gegenrevolution des Bürgertums, gestützt auf jene Tschecho- Slowaken, es zu einem militärischen Siege gebracht hat, der schwere politische Folgen haben kann. Das Telegramm lautet:
-
-
Der Kampf mit der Gegenrevolution wird infolge des entschlossenen Widerstandes der slowakischen Truppen und der revolutionsfeindlichen Bewegung kleiner Teile des russischen Bürgertums schwieriger. Aus Pensa zurückgeworfen, sind die Tschecho- Slowaken auf Sysrau marschiert und haben sich der großen Wolgabrücke bei dieser Stadt und somit der Hauptberkehrsader nach Sibirien bemächtigt. Professor Prokop Wax, Vertreter des tschechischen Führers Masaryk , hat die Aufständischen aufgefordert, den Widerstand gegen die Sowjettruppen aufzugeben. Die telegraphische Verbindung mit Omsk , Tomsk und Irkutsk ist unterbrochen.
Die Lage ist aber noch schlimmer als dieses Telegramm erfennen läßt. Den Bolschewifi ist in den Gebieten ihrer militärischen Niederlage alsbald auch die politische Gewalt aus den Händen gerissen worden. Bei der Sowjetregierung in Moskau ist von zwei Vorposten in Sibirien folgende Hiobspost durch Funkspruch eingegangen:
Die Bolsche wisten in Sibirien sind gestürzt. Die interimistische sibirische Regierung hat die Herrschaft angetreten. Sie wird eine Konstituante einberufen, die Beschluß zu fassen hat über die politische Gestaltung Sibi riens und die das Verhältnis Sibiriens zu Rußland klarlegen soll. Die sibirische Regierung ist bereit, Rusland mit Brot zu versorgen, aber nur unter der Bedingung, daß der Rat der Volkskommissare keine militärischen Maßnahmen gegen Sibi rien unternimmt."
Die Maßnahmen, die der Rat der Volkskommissare für Ende Mai getroffen hat, um dem immer deutlicher sich ankündigenden Stoße zu begegnen, sind also zu spät ergriffen worden oder haben versagt. Ob nur einstweilen, wird sich zeigen. Leicht wird es eben nicht sein, ein Riesengebiet, wie das von der Gegenrevolution besetzte, das zudem das bedrohte Dstfibirien gefährdend von Moskau trennt, zurückzuerobern. Aber die Sowjetregierung setzt sich zur Wehr, wie folgender im Anschluß an den Funkspruch mitgeteilte Aufruf Lenins An
alle" erkennen läßt.
-
-
Fosebba Feindliche Gegenstöße ge= scheitert im Montellogelände, beiderseits der Brenta, füdlich von Asiago- Visher 30 000 Gefangene, über 120 Geschütze erbeutet Feindliche Angriffe südwestlich Albert, nördlich der Aisne , nordwestlich Chateau- Thierry. Berlin , 18. Juni 1918, a bends. Amtlich. Von den Kampffronten nichts Neues. Amtlich. Großes Hauptquartier, 18. Juni 1918.( 2. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Die feindliche Artillerie entwickelte in einzelnen Abschnitten in Flandern , beiderseits der Lys, zwischen Arras und Albert rege Tätigkeit. Nach heftigem Feuerüberfall griff der Feind gegen Mitternacht südwestlich von Albert an. Er wurde abgewiesen und ließ Gefangene in unserer Hand.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins Südwestlich von Noyon und südlich der Aisne lebte die Artillerietätigkeit in den Abendstunden auf. Zeilvorstöße des Feindes nördlich der Aisne und nordwestlich von Chateau Thierry wurden abgewiesen.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Der österreichische Bericht.
Wien , 18. Juni 1918. Amtlich wird verlautbart: Die Schlacht in Venezien nimmt ihren Fortgang. Die Armee des Generalobersten Freiherr von Wurm gewann att zahlreichen Stellen Raum; ihr Südflügel erreichte in zähen Kämpfen den Kanal Fosebb a. Generaloberst Erzherzog Josef baute seine Erfolge im Montellogelände aus. Italienische Gegenstöße scheiterten. An drei Kampftagen wurden in diesem Gebiet 73 italienische Geschütze eingebracht, darunter zahlreiche schweren Kalibers. Beiderseits der Brenta rannte der Feind abermals vergeblich gegen unsere neuen Stellungen an. Ebenso erfolglos verliefen süblich von Asiago mehrere englische Angriffe. Die Zahl der Ge fangenen ist auf 30 000 gestiegen, jene der erbeuteten Geschütze auf mehr als 120. Die Beute an Minenwerfern und Maschinengewehren sowie sonstiger Kriegsmittel ist noch nicht gezählt.
Der Chef des Generalstabes.
Ein Ohnmachtsbekenntnis der Regierung.
Die Nede, die in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses der Sprecher der Sozialdemokratie, Genosse Braun, zum Etat des Ministeriums des Innern hielt, ist nach mancher Richtung hin beachtenswert. Sie zeigt, daß auch während des Krieges der Geist der preußischen Verwaltung auf vielen Gebieten durchaus rückständig geblieben ist. Gewiß ist der Minister Drews ein Mann, der sich in mancher Beziehung zum Vorteil von seinen Vorgängern unterscheidet. Aber in dem Mechanismus der preußischen Verwaltung wirkt die Person eines einzelnen Ministers faum weiter als etwa an einer Taschenuhr die Stellschraube, die den Gang des Werkes regitliert. Man kann mit ihr wohl erreichen, daß die Uhr am Tage fünf oder zehn Minuten schneller geht, aber nicht, daß sich die Beiger mit doppelter Geschwindigkeit um das Ziffernblatt drehen.
Das liegt in der Natur der Sache. Minister kommen und gehen, niemand weiß, wie lange ihres Bleibens ist. Fest dagegen siten die Regierungsräte, Landräte und Amtsvorsteher, die zahlreichen Räder und Zwischenräder des Uhrwerks. Sie lafsen ihren Retardandogang nur wenig beeinflussen, mag auch der Stellzeiger einen großen Winkel nach Aculerando beschreiben.
So kommt es, daß auch unter der Aera Drews der preußischen Verwaltung noch recht häufig der Geift der Bevor mundung sind der kleinlichen Schikane gegen unbequeme Richtungen zu finden ist. Und schließlich fann auch der Minister selber von dem Vorwurf nicht freigesprochen werden, diesem Geist mitunter in bedenklicher Weise unterlegen zu sein.
Das zeigt z. B. sein Verhalten in der Frage der Kriegerdereine und der Organisation der Kriegsteilnehmer. Wir haben seinerzeit den Erlaß des Ministers Drews an die Regierungspräsidenten veröffentlicht, der eine nicht zu billigende behördliche Einmischung in die Organisationsfrage der Kriegsteilnehmer darstellt. Herr Drews verübelt es uns, daß ir seinen Erlaß außerhalb des Zusammenhangs veröffentlicht haben. Aber durch den von Herrn Drews angegebenen Busammenhang wird die Sache auch nicht besser. Als Ursache seines Erlasses stellte es Herr Drews hin, daß infolge der allenthalben erfolgten Gründung von Kriegsbeschädigtenorganisationen fich zahlreiche Personen an seine Landräte um Rat(?!) gewandt hätten, wie sie sich zu diesen Vereinen stellen sollten. Eine solche Raterteilung betrachtet Herr Drews als durchaus zu den Pflichten des Landrats gehörig.
Wir können es, selbst wenn dieser Sachverhalt zutrifft, ganz und gar nicht als Aufgabe der Regierung betrachten, den Staatsbürgern Ratschläge darüber zu geben, wie und wo sie sich organisieren sollen. Zummal, wie der ministerielle Erlaß dentlich zeigt, eine solche Raterteilung immer auf die Begünsti gung einer bestimmten Richtung hinauslaufen lingt, den jetzt losgebrochenen Sturm zu brechen, die wichtige Kriegsteilnehmerbewegung. Die beklagen wir auch. Aber es ist muß. Herr Drews beklagt die 3ersplitterung in der politische Seite der Sache sein. Darauf ist die swestja" am Sache der Kriegsteilnehmer, nicht der Regierung, diese letzten Freitag mit folgender Aeußerung eingegangen: zu beseitigen. Und ist es nicht schließlich etwas sehr auffällig, „ Die Einmischung unserer Bundesgenossen gegen die Räteregierung wird lediglich die breiten Massen gegen der Bewegung bedauert, in seinem Stundschreiben zu einer wenn derselbe Minister, der im Parlament die Zersplitterung die neuen Vergewaltiger aufbringen und eine Lage schaffen, wie neuen 3ersplitterung durch einen noch zu gründen Lenin teilt in dem Aufrufe mit: Der Nat der Volks- die Ukraine sie den Deutschen schuf. Wenn die Bundesgenossen in den„ Bund der Feldgramen" anreizt?! Den Reichsbund der kommissare werde mit der Gegenrevolution nicht verhandeln. Rußland gegen Deutschland kämpfen, so werden sie als Gin- Kriegsbeschädigten und ehemaligen Kriegsteilnehmer" hat Herr Es seien bereits Truppen gegen Sibirien unterwegs. Er dringlinge betrachtet werden, die uns feindliche Ziele verfolgen. Drews in seinem Rundschreiben als parteipolitische, sozialdemo wendet sich in energischer Sprache gegen die Franzosen und Der Sturz der Rätegewalt würde nur Deutschland zugute kommen. versichert, daß es den russischen, tschechischen und französischen England würde damit den Deutschen den Weg nach Indien , MittelImperialisten nicht gelingen werde, die russische Revolution asien und Sibirien eröffnen. Die Einmischung bedeutet lehten durch Hunger zu besiegen. Die Besetzung von Sa- Endes den endgültigen Bruch der Bundesgenossen mara, Omsk und Nowo- Nikolajewsk wird zu in Ost und West." gegeben. Nach Meldung der„ Prawda" vom 13. Juni Nach einer Moskauer Meldung vom 15. Juni veröffentlicht stehen die Tschecho- Slowaken bei" Samara unter Führung die russische Presse jetzt die Note Tschitscherins an den eines französischen Obersten Selitier. Lenin äußert gegen die englischen, amerikanischen und französischen Vertreter, worin Tschechen den Verdacht, daß sie sich von englischen und fran- gegen das Verweilen von Ententefriegs. zösischen Börsenkreisen unterstüben ließen. Jm Wolga - und fchiffen in russischen Säfen protestiert wird. Uralgebiet und in einigen sibirischen Bezirken ist die Mobilmachung der fünf legten Jahrgänge angeordnet, in
fratische Organisation angegriffen. Treffend hat Genosse Braun darauf hingewiesen, daß diese Organisation, soweit sie sich mit darauf hingewiesen, daß diese Organisation, soweit sie sich mit öffentlichen Dingen befaßt, nichts weiter verlangt, als was der Minister selber in der Wahlrechtsfrage forderte, nämlich die staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Kriegsteilnehmer. Herr Drews beruft sich zur Begründung seiner Be hauptung allein auf seine„ Eindrücke". Aber er hat bereits zugegeben, daß diese Eindrücke möglicherweise falsch sind und er gegebenenfalls seinen Irrtum offen bekennen würde. Was ist das nun für eine väterliche behördliche Beratung, die Ratschläge erteilt, noch ehe sie sich halbwegs aus
Moskau die Mobilisierung der Artillerie und der Ingenieur. Die Entente raubt den russischen Schiffsraum Ingenieur- Die truppen der gleichen Jahrgänge. Bewachung unsicherer bürEntente raubt den russischen Schiffsraum freichend über die Tatsachen informiert hat! Auch mit der Verteidigung des Erlasses des Regerlicher Kreise und nötigenfalls die Verhängung strengster Helsingfors, 15. Juni. Hufvudstadsbladet" meldet, gierungspräsidenten in Oppeln operierte Herr Strafen ist angeordnet. Lenin gibt der Ueberzeugung Aus- daß Moskauer Nachrichten zufolge alle inamerikanischen Drews sehr unglücklich. Der Regierungspräsident kündigte ein druck, daß die Erfolge der Gegenrevolution in Sibirien nur und englischen Häfen liegenden russischen Borgehen gegen die Werbetätigkeit des sozialdemokratischen" von kurzer Dauer sein werden, und daß es dem Nate der Fahrzeuge beschlagnahmt worden seien. Nowaja Bergarbeiterverbandes an, aber es ist ihm zweifelhaft, ob man Volkskommissare gelingen werde, die Umtriebe von Tschechen Shifn" berichtet, daß acht der größten und besten Dampfer i ett vorgehen solle; denn der Minister halte es zurzeit nicht und sibirischen Gegenrevolutionären lahmzulegen. der Russischen Freiwilligen- Flotte in den ostasiatischen für ratsam, in der jetzigen 3eit einen gerichtlichen Aus
Die Kundgebung Renins steigert die Proteste, die Gewässern genommen worden seien und die übrigen den trag herbeizuführen. Damit ist ein gerichtliches Vorgehen Tschitscherin seit Wochen als Nat der auswärtigen Angelegen- Befehl erhalten hätten, nicht in See zu gehen. Die Kommission nach dem Kriege gleichsam offiziell in Aussicht gestellt. Herr heiten gegen die Entente zu richten Anlaß fand, zu feindlicher für Auswärtige Angelegenheiten hat hiergegen Protest ein- Drews verteidigte sich damit, daß die Autorität des VereinsSchärfe. Das wird, wenn es der Regierung der Sowjets ge- l gelegt. gefezes nicht durch seine pöllige Außerachtlassung gemindert