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fr. 166-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Pferdeerholungsheim und Räudestation. der Behandlung mit Gas. Es werden überall Gaszellen erbaut,

Bilder aus einem Pferdelazarett. Auch diese Einrichtungen hat der Krieg geschaffen; vor ihm hat

man sie nicht gefannt.

Pferdeerholungsheim! Der Name bat etwas Anheimelndes, Beruhigendes an sich. Man denkt an föstliche Muße, friedliches Ausruhen nach schwerer Arbeit. Und so ist es auch in der Tat. Meist vor oder hinter einer Kleinen Landstadt, in unmittelbarer Nähe von Wiese und Wasser, breiten sich Baraden aus, die die erholungsbedürftigen Pferde bergen. Diese Tiere haben durchweg dasselbe Schreckliche durchgemacht wie die Menschen, die sie pflegen. Und sie sind wie diese Menschen, die meist nicht minder erholungs­bedürftig sind, ausgeschieden worden aus dem Frontleben, weil ihre Die Pferde sind durchweg elend, abgetrieben, unterernährt. Es sind nicht die schlechtesten, die in den Erholungsheimen stehen. Sie baben alle schon etwas geleistet. Aber viele sind sehr, sehr elend geworden. Und gewinnen ihre Kräfte nicht wieder.

Natur nicht mehr standhielt.

Jezt wird man zu einer neuen Behandlungsweise übergehen, mit dem Verfahren soll allgemein in Kürze begonnen werden. ist mit gutem Erfolg ausprobiert worden.

Anfänge des Völkerrechts.

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Es M. Gth.

In einem zeitgemäßen Büchlein Kriege in bliblischen Lan­den", das soeben im Verlage von F. A. Perthes in Gotha   erschie­nen ist, behandelt Prof. Rudolf Stittel auch die ersten Ansätze zu einem Völkerrecht im alten Israel  . Es wird allezeit schreibt er titel bleiben, dessen das Volk Israel   sich rühmen darf, daß hier einer der besonderen Ehren allein weit und breit unter den Völkern und für lange Jahrhun­derte sich ein Widerspruch, ja ein Protest des verletztes ittlichen Empfindens da regte, wo man Dinge wahrzunehmen abte, die das Maß des in der Zeit Ueblichen oder dessen, was ra dem sitt= lichen Urteil der Redenden zulässig schien, überschritten. So hat der Prophet Jesaja   in einer seiner größten Reden das Gericht der Weltgeschichte über das Assyrerreich herabgerufen, weil seine Herrscher den ihnen, wie er glaubt, von Gott   gewordenen Affurs Auftrag war, Israel   um seiner Vergehen willen zu züchtis Auftrag eigenmächtig und zum Schaden der Völker überschritten. gen. Das ist sein göttliches Recht.

Er aber denkt nicht also,

und sein Herz sinnet ganz anders: Nein, zu vertilgen liegt ihm im Sinn, zu vernichten Völker ohne Zahl.

Mittwoch, 19. Juni

Hauterkrankungen durch Pflanzen.

Die Reihe der Hauterkrankungen, welche durch Berührung mit Pflanzen zustandekommen, ist noch gar nicht lange bekannt. Das gilt u. a. auch von der sogenannten Primelfräge, welche erst im Jahre 1888 von dem Engländer White beschrieben ist und nach ihm auch den Namen White'- disease trägt. Sie befällt insonderheit Frauen und unter diesen wieder besonders die blonden und blauäugigen. Die Krankheit kann sich überall da lokalisieren, wohin die Drüsenhaare der Pflanze, deren Saft die Ursache derselben ist, gelangen. Das sind meistens die Hände, oft aber auch das Gesicht( beim Riechen) und sogar die Mundhöhle. Auf der Haut springen in den schwersten schwere Störung des Allgemeinbefindens begleiten diese Erscheinung. Fällen bis zu hühnereigroße Blasen auf; qualvolles Jucken und Das Leiden wird meistens nur durch die aus Asien   bei uns ein­geführten Topfprimeln hervorgerufen, doch kann bei empfindlichen, Personen auch unsere Wiesenprimel es in schwächerem Grade er­zeugen. Besonders schwere Hautleiden kann auch der Sumach ( Rhus toxicodendron) durch den ihm eigentümlichen Milchsaft her­vorrufen. Gelangt dieser Saft z. B. ins Gesicht, so pflegt dieses unförmlich anzuschwellen, so daß der Betroffene in den Verdacht nicht weiter die Rede sein, doch mag erwähnt werden, daß auch gerät, in eine Prügelei verwickelt gewesen zu sein. Von den Nesselpflanzen und von Dornverlegungen soll hier Efeu, Buchs, Arnika und Chrysanthemum gelegentlich Hautfrank­beiten bewirken. Das Hautjucken und die Hautschwellung bei Heu­ schnupfen   sind bekannt. Aehnliches wird bewirkt durch Maiglöckchen­feime und gelegentlich durch Hyazinthenzwiebeln. Unter unseren als Erreger von Hautkrank Nugpflanzen kommt die Bohne

Eine

In dem Pferdeerholungsheim, das ich fürzlich näher kennen Jernte, mußten fast jeden Morgen gegen zehn dieser erschöpften Tiere mittels Flaschenzug aufgehoben werden. Eine schwere, oft nicht ungefährliche Arbeit. Man versucht es noch eine Zeitlang mit diesen Tieren, legt ihnen einen breiten Gurt unter den Leib, den man mit Striden oder Ketten an der Dede des Stalles befestigt, damit sie ruhen können und doch nicht umfallen, man füttert sie besonders gut. Jeden Tag besucht der Veterinär seine Patienten. Die Aussichtslosen werden zur Schlachtung gegeben. Ihre Zahl ist nicht gering. Im blinden Uebermut des ländergierigen Eroberers habenheiten in Frage. Die Schuld trifft hier die Haare, welche Viele aber erholen sich bei der guten Pflege merklich. Sie Tassen den Kopf nicht mehr hängen, blicken wieder munter, nehmen die Assyrerfönige die Schranken ihrer Vollmacht vergessen und sind an der Spize häufig mit Widerhaken versehen sind. sichtbar an Kräften zu, die Rippen, die bei vielen so hervorstehen, erbarmungslos, die Völker niedertretend, über die Erde hinge- Anzahl von Menschen wird bekanntlich auch nach dem Ges als ob sie Reifen verschluckt bätten, verschwinden. Und zu diefer schritten, fie sich untertan machend. Es besteht die höchste Wahr- nuß von Pflanzen und Früchten, wie Erdbeeren, Himbeeren, Zeit springen sie schon lustig auf den großen Weiden herum, für scheinlichkeit, daß Jesaja   gerade durch die rücksichtslose Art, wie die Morcheln und Spargel, von Hautjucken und Hautschwellungen be­Bewohner von Samarien   nach der Ginnahme der Hauptstadt aus Die überall reichlich gesorgt ist. Eines Tages aber wird das inhaltsschwere Wort K.v." wieder ihrem heimatlichen Boden weggerissen wurden, sich in seinem In- troffen. Aehnliche Futterausschläge" kommen auch beim Vieh vor. über sie ausgesprochen, und irgendein Zug trägt die gekräftigten nersten so erschüttert fühlte, daß er die Sache der Gottheit als der Hier hat man unter anderem beim Buchweizen- Ausschlag die inter­Tiere, Leidensgefährten der Menschen, wieder zur Schlacht. Hüterin der ungeschriebenen sittlichen Weltordnung über einen essante Beobachtung gemacht, daß dunkelhäutige Tiere nicht er­franken und daß bei gescheckten nur die hellfarbigen Stellen be­solchen Erobererstaat kommen ficht. fallen werden. Man nimmt deshalb eine biochemische Mitwirkung der Sonnenstrahlen an. Aehnliches ist möglich bei der Primel­frankheit, die, wie oben beschrieben, in der Regel nur blond­baarige und blauäugige Personen mit zarter Haut befällt. Diesen feidaher Vorsicht vor, der Blumen Rache" noch besonders ans Herz gelegt. Notizen.

Stehen in den Erholungsheimen durchweg gesunde Pferde, das heizt solche, die von keiner Seuche befallen, sondern eben nur durch schwere Strapazen heruntergekommen sind, finden wir in einer Räudestation durchweg krante, d. h. mit der Räude, einer anstecken den Krankheit, behaftete Pferde.

Wird hier die immanente sittliche Weltordnung und damit eine Art ungeschriebenen Völkerrechts zur Ahndung eines an den Völ­fern, besonders aber an Israel  , dem eigenen Brudervolte, begange­nen Unrechts von dem Judäer Jesaja aufgerufen, jo ging schon Man hat die Räude vor dem Kriege bei den Pferden wenig weiter. Er wagt es, den für diejes frühe Altertum geradezu un­einige Jahrzehnte früher sein Landsmann Amos noch einen Schritt oder gar nicht gekannt. Sie wird, wie beim Menschen die Kräße, erhörten und darum auch beispiellosen Gedanken auszusprechen, durch Milben hervorgerufen, die innerhalb kurzer Zeit aus einem schönen Pferde das efelhafteste Geschöpf machen, das man sich denken daß Jahwes Rache sogar den treffen werde, der sich an Israeis Feinden im Kriege wider die gute Sitte verging. fann. Es verliert die Haare, der Körper ist mit widerwärtigen. Daß Amos   den Edomitern, weil sie im Kriege mit Israel   das Krusten bedeckt, auch Kopf und Ohren bleiben nicht verschont. Dabei Erbarmen erstickten", das Gericht Gottes ankündigt, könnte uns hat das Pferd natürlich einen großen Juckreiz und reibt sich an schließlich nicht wundern, obgleich gerade diese Begründung in so jedem harten Gegenstand, am Flantierbaum und Krippe. Kommen frühem Altertum immer schon unserer höchsten Beachtung wert zwei solcher Pferde einmal zusammen, fangen sie sofort an, sich wäre. Aber Amos   geht viel weiter. Auch Moab  , das an Edom  gegenseitig mit den Zähnen zu bearbeiten. Die Behandlung dieser Räudepferde ist, wie man sich denken jo handelte, wie Edom   an Israel  , muß deshalb fallen, weil es an dem grimmen Feinde Israels   schändlich gehandelt hat. kann, für die Mannschaften durchaus feine angenehme. Zuerst Damit haben wir in der Tat die erste Spur völkerrechtlichen werden die diden Krusten abgewaschen; darauf beginnt die eigent Denkens vor uns, von der die Geschichte Kunde gibt.. liche Behandlung, die in regelmäßig wiederholten Abreibungen mit Petroleum besteht. Diese Behandlungsweise greift die Pferde ziemlich an. Schwächere Tiere legen sich oft gleich danach hin, um nicht wieder aufzustehen.

Site Näude ist bekanntlich äußerst anstedend.

Die Pferde müssen so gestellt werden, daß fie miteinander nicht in Berührung fonimen. Jedes Pferd hat einen besonderen Trant eimer. Man teilt die Pferde gewöhnlich ein in schwer, mittel, Teichträudige und Beobachtungspferde und stellt sie demgemäß zu sammen. Die Leichträubigen und unter Beobachtung stehenden werden zum Arbeitsdienst herangezogen.

Das übelste in einer Räudestation ist, daß die Räude sich nicht nur von Pferd zu Pferd, sondern auch auf den Menschen überträgt. Die Mannschaften, die dauernd mit den räubigen Tieren zu tun haben, bekommen fast durchweg die Näude, meistens an den Armen, feltener am ganzen Körper. Und dies trop Behandlungsmänteln und Desinfektionsmitteln. Es ist daher verständig, daß, wo mehrere Formationen an einem Ort liegen, die Mannschaften der Räude­station abgesondert werden in bezug auf Barbier, Wirtshaus, Theater. Mit der Petroleumbehandlung erzielt man gute Er­folge. Oft kann man schon nach drei bis viermaliger Waschung neuen Haarwuchs wahrnehmen. Die Krusten verschwinden allmählich; die Milben werden durch die Einwirkung des Petroleums getötet.

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Lodz. Das gelobte Land.

Roman von W. St. Reymont  .

Jns Theater. Haben Sie etwas vergessen?" Zu Ihnen."

,, So?!" flüsterte sie innig, und ein freudiger Glanz schimmerte in ihren Augen.

Sie haben noch nie so zu mir gesprochen." " Ich wünschte es aber schon längst."

Mit einem küssenden Blick umfing fie fein Gesicht. Er spürte gleichsam einen warmen Hauch auf seinen Lippen. Sie sprachen drüben von mir, im Parkett, mit Herrn Welt, ich fühlte es."

Wir sprachen von Ihren Brillanten."

,, Nicht wahr, niemand in Lodz   hat so schöne?"

Man bedenke, was es heißt, daß das Gewissen eines Mannes des achten Jahrhunderts vor Christus sich dagegen aufbäumt, daß andere Völker nicht etwa dem eigenen Volfe, nein, seinen verhaßte­ften und mit allem Grund gehaßten Feinden Uebles im Kriege zu gefügt haben. Und das in einer Zeit, deren Kriegsfitten wild und vielfach roh waren, und in einem Volke, das sich freilich von den äußersten Auswüchsen jener Sitten allem Anscheine nach fernhielt, das aber doch auch seinerseits grundsätzlich der grausamen Behand­lung gefangener Feinde nicht fernstand.

Welches Maß hochgemurter Einsicht in die Würde des Menschen und in die Hoheit des allgemeinen, über die Schranken der Völker hinausgreifenden Sittengefeßes muß solchen Männern beschieden gewesen sein, die es wagten, den Gedanken zu fassen, daß die Wohl­tat der sittlichen Weltordnung auch der Feind genießt, und denen das in der Menschenbrust lebende Sittengesetz mit solcher Deutlich­feit die Gewißheit gab, daß das Brechen eines Völkerbundes oder unmenschliche Kriegssitten die Menschenwürde auch im Feinde mit Füßen treten und das Gewissen der Völker fränken! Man müßte angesichts dessen, was wir seit Jahren täglich erleben, hätten wir nicht auch noch andere Erfahrungen, allen Ernstes versucht sein, an dem sittlichen Fortschritt in der Menschheit zu zweifeln. Denn das Gebot, den Menschen auch im Feinde zu achten, scheint unsere Zeit um wenig besser gelernt zu haben als jenes graue Altertum.

Plöglich entwand sie sich seiner Umarmung.

Sie war weiß wie Marmor, atmete tief, und unter den halbgeschlossenen Lidern flammten verzehrende Gluten. Begleiten Sie mich zum Wagen", sagte sie, ohne ihn an­zuschauen.

Bis ans Ende der Welt."

,, Knöpfen Sie mir die Handschuhe zu."

Er versuchte es, konnte aber weder die Knopflöcher noch die Knöpfe finden. Mit einem Arm lehnte sie sich an die Wand und bog den Kopf etwas vor, mit einem sonderbaren Lächeln auf den brennenden roten Lippen... Dann durchzuckten sie Schauer und sie lehnte sich fester, wie entsetzt an die Wand, sonderbare Schatten spielten auf ihrem Gesicht und vers schwanden um ihren Mund.

Gehen wir", flüsterte er.

Außer der Frau Knoll und der Baronin", antwortete er mir nicht böse, ich beschwöre Sie." bissig und lächelnd.

Wovon habt ihr noch gesprochen?"

"

Von Ihrer Schönheit!"

Er brachte sie bis zum Wagen, half ihr einsteigen und flüsterte, ihre Hand mit heißen Küssen bedeckend: ,, Seien Sie Sie erwiderte nichts, hielt seine Hand aber so fest, daß er ohne Ueberlegung in den Wagen sprang und die Tür hinter sich zuwarf. Die Pferde zogen an.

Sie scherzen." " Ich kann nicht scherzen, wenn ich liebe," sprach er mit Borowiecki war furchtbar erregt. Er hatte keine Zeit, gedämpfter Stimme und ergriff ihre herabhängende Hand. fich klar zu werden, fonnte übrigens seine Gedanken im Sie entriß sie ihm rasch und schaute mit weiten Augen nach Moment gar nicht fassen und wußte bloß, daß sie bei ihm allen Seiten, wie wenn die Worte im Saal gefallen wären. war, daß sie in einer Ecke des Wagens zusammengefauert, " Ich empfehle mich," sagte er und stand auf. Er war weit von ihm weg saß. Er hörte ihren ungleichen, schnellen ärgerlich und fühlte, er hatte eine Dummheit begangen, daß Atem.. Hin und wieder leuchtete ihm im Schein der Straßen­er ihr das so offen und ohne Vorbereitung gesagt hatte. Aber laternen ihr Gesicht und die großen Augen entgegen, die ins sie wirkte wie betäubend auf ihn.

Wir gehen zusammen heraus; gleich," sagte sie kurz, nahm ihren Schal auf, die Bonbonniere und den Fächer und verließ die Loge.

Leere blickten.

Er wollte sich beherrschen, wollte den Kutscher rufen, suchte unbewußt nach dem Drücker, um die Wagentür zu öffnen und einfach fortzulaufen, hatte aber weder die Kraft noch den Willen dazu.

Schweigend zog sie sich an. Borowiecki wußte nicht, was er sagen sollte. Er blickte bloß auf sie, auf ihre Augen, die Werden Sie es mir verzeihen", fing er langsam an und fortwährend im Ausdruck wechselten, auf ihre prachtvoll ge- fuchte ihre Hände, die sie unter dem Abendmantel versteckt hatte. formten Arme, auf die schimmernden Lippen und auf ihre Sie erwiderte nichts, hüllte sich fester in den Mantel, als wundervoll entfalteten Glieder. ob sie die wahnsinnige Lust, sich ihm in die Arme zu werfen, Als sie den Hut aufgesetzt hatte, reichte er ihr den Abend- in sich verschließen, zurückdrängen wollte. mantel. Sie lehnte sich leicht zurück, um ihn umzulegen. Sie werden es mir verzeihen", wiederholte er leiser und Ihr Haar berührte bei dieser Bewegung seine Lippen, er- rückte näher heran. glühend zuckte er leicht zurück, und sie fiel, die Stüße ver- Er zitterte am ganzen Körper und konnte nicht mehr sprechen. lierend, mit dem Rücken auf seine Brust. Er fing sie rasch Als sie ihm die Antwort schuldig blieb, raunte er ihr ganz in seinen Armen auf und sog sich in ihrem Nacken fest, der leise und innig zu: Luch! Luch!" unter den verzehrenden Küssen sich bog und straffte. Sie schrie leise auf und preßte sich mit solcher Wucht an ihn, daß er taumelte.

Sie schauerte zusammen, ließ den Abendmantel los, der von ihren Armen herabglitt, und warf sich ihm mit einem tiefen, durchdringenden Schrei an die Brust.

Der neue Stern ein alter Bekannter. Wie

Professor Strömgren von der Kopenhagener Sternwarte mitteilt, hat sich herausgestellt, daß der neue Stern im Adler fein bisher völlig unbekanntes Objekt ist. Auf einer im Jahre 1895 auf der Sternwarte zu Algier   hergestellten Photographie dieſer Himmels. gegend befindet sich genau an der gleichen Stelle, den der neue Steuer einnimmt, ein Stern neunter oder zehnter Größe. Diese neuen Stern um einen bisher äußerst lichtschwachen Himmelsförper Tatsache zeigt, wie richtig die Annahme ist, daß es sich bei dem handelt, der auf seiner Bahn in einen kosmischen Nebel geraten und dadurch weißglühend geworden ist.

Neue Forschungsinstitute. In einer Sizung des Senats der Kaiser- Wilhelm- Gesellschaft   zur Förderung der Wißen­fchaften wurde ein vom Reichswirtschaftsamt auf Grund eingehender Beratungen mit Vertretern von allen Zweigen der Tertilindustrie angeregter Entwurf über die Organisation der Textilforschung vor­gelegt. Darin ist die Gründung zweier Forschungsinstitute vor­gesehen, eines biologisch- chemischen mit dem Siz in Berlin- Dahlem  und eines chemisch- technologischen mit dem Siz in Dresden  . Der Senat ermächtigte den Präsidenten, dem Staatssekretär des Reichs­wirtschaftsamts die Durchführung zu empfehlen.

Vorträge. Donnerstag, 7% Uhr, spricht im Vegetarischen Speisehaus, Potsdamer Str. 26a, Ingenieur Gumprecht über: Die Soja, das Nahrungsmittel der Zukunft!" Gäste willkommen!

Verstadtlichung des Kinos in Ungarn  . Der ungarische Minister des Innern legte einen Gefeßentwurf über die Regelung des Kinogewerbes vor. Danach erlischt die Konzession jedes Kinotheaters zwei Jahre, nachdem das Gesez Rechtskraft er langt hat. Das Kinogewerbe kann nach dieser Zeit nur von Ge Die Herstellung und der meinden und Städten betrieben werden. Vertrieb der Films fann nur auf Grund einer Konzession ausgeübt werden, für die ein gewisser Prozentsaz des Reineinkommens zu entrichten ist.

" Ich liebe dich, ich liebe!" flüsterte sie, ihn leidenschaft­lich umarmend.

Ihre Lippen einte ein langer, verzehrender Kuß. " Ich liebe dich, ich liebe!" wiederholte sie und koste den süßen Klang der Worte, sein Gesicht mit brennenden Küssen bedeckend.

Sie lechzte schon lange nach Süssen, Liebkosungen und Liebe und dachte jetzt, wo es schon geschehen war, an nichts mehr, erinnerte sich an nichts mehr, füßte ihn bloß wie toll.

,, Nein, sprich jetzt nicht, jetzt nicht. Ich will sprechen, ich allein, rufen will ich, stets und immer, ich liebe dich! Bor aller Welt kann ich's wiederholen, alles ist mir jetzt schon gleich. Ich weiß, daß auch andere dich lieben, daß du eine Braut hast. Was schert mich das! Ich liebe dich! Ich liebe nicht deshalb, damit auch du mich liebst, nicht, weil ich mir das Glück wünsche, nicht deshalb ich liebe dich, ich liebe und nichts mehr. Ich brauche die Liebe, wie sie jeder Mensch braucht. Du bist mir alles. Auf die Knie falle ich vor dir und werde es dir so lange wiederholen, so aufrichtig, bis du es glaubst und selbst mich zu lieben anfängst. Willst du? Ich kann nicht mehr heucheln, ich kann nicht mehr leben ohne dich, ohne Liebe. Ich liebe dich, du mein Einziger, du mein Herr." Sie sprach verworren, rasch, bewußtlos. Sie hüllte fich in den Mantel und warf ihn wieder ab, rückte von Borowiecki weg und umarmte ihn wortlos wieder. Vor Glück strahlend, preßte sie sich an ihn und küßte ihn.

Von diesem wahnsinnigen Ausbruch der Leidenschaft ge­packt, bezaubert von der großen und brennenden Liebe, von der Stimme, die ihn glühend durchdrang, und den Küssen, die ihn betäubten, ließ sich Borowiecki von seinem Temperament fortreißen und raste wie sie.

Ihre Küsse gab er ihr so toll zurück, daß sie in seine Arme wie tot zurückſant. " Ich liebe dich, Luch, ich liebe!" wiederholte er und wußte selbst nicht, was er sagte. Sprich nicht, tüsse mich, sprich nicht, küsse mich", rief sie in höchster Verzückung. Ihre Stimme brach sich und dröhnte und schluchzte in unfagbarer Liebe, und sang das glühendste Lied der Liebe. ,, So gesehnt habe ich mich nach diesem Augenblick, so viele Monate hab' ich dich begehrt, so viele Jahre auf dich gewartet, so gelitten habe ich. Küsse mich!... Fester Fester... Ach! gern würd' ich jetzt sterben," schrie sie wild. Forti. folgt.)

"