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fr. 168-1918

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Der Fußweg."

Bon Augustin Wibbelt

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Freitag, 21. Juni

Saar. Es ist gar zu kurzweilig, wenn man im Walde hin und her ftrebungen unterstützt werden, die dahin zielen, möglichst vielen läuft; dann sieht man nur fünf Schritte weit, und dahinter tommt Stadtfindern einen mehrwöchigen Aufenthalt auf dem Lande zu er immer wieder Neues. Auf diese Weise verliert man freilich etwas möglichen, denn nur dann können die in dem Häusermeer aufge­Zeit, aber der Tag ist ja noch so lang. Man muß jedoch ein wachsenen, in engen Stuben wohnenden Großstadtfinder, von denen wenig aufpassen, denn es gibt sehr freche Brombeerranten im Tausende noch kein grünes Feld gesehen haben, so weit gefräftigt alde, und noch schlimmer sind die Baumwurzeln. Die legen fich werden, daß fie den auf sie eindringenden Krankheitsfeimen Wider heimtückisch quer über den Boden; wenn man sie tritt oder stößt, so stand leisten und fich schließlich zu gesunden, fräftigen Menschen ent­macht es ihnen nichts, diesen Dickhäutern! Schau, da ist der Wald wideln fönnen. zu Ende.

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Die viel

ift

Wenn du vergnüglich wandern willst, dann wähle bir etnen Fußweg zum Führer. Fußwege find furzweilige Gesellen und Leute von Geschmad, sie wissen die schönsten Punkte in der Gegend auf­zuspüren und zeigen dir im Vorbeigehen manche Lieblichkeit, die ftill verborgen liegt. Wer mit ihnen nicht vertraut ist, der ahnt gar nicht, was für Schäße sie austramen fönnen, und fie tun es tale lustwandelt ein Bach vorüber, von Weidengebüschen freundlich Nun senkt fich das Gelände, und brunten im grünen Wiesen­Schuster, bleib bei deinem Leisten." nebenbei, als wenn es nichts Bejonderes wäre. Im Grunde ge begleitet. Eine Weile geht der Fußweg nebenher, als wolle er Rein Wahrwort ist wohl so gänzlich außer Kurs gefekt nommen ist es auch nichts Besonderes eine Baumgruppe, eine horchen, was der murmelnde Bach und die flüsternden Weiden ein- worden, wie dieses. Ist doch bei der herrschenden Stiefelnot gar lauschige Ede, ein Steg über den Bach, ein verwittertes Wegfreuz, ander zu erzählen haben; es scheint nichts von Bedeutung zu sein, mancher zum Schuster geworden, der es sich früher nie hat träumen eine fleine Biegung oder Senkung des Weges und doch lächelt aus diesen Kleinigkeiten oft eine wundersame Schönheit hervor. und furz entschlossen macht der muntere Gesell eine scharfe Wen- laffen, und umgefehrt hat mancher Nachfahre des Hans Sachs Man weiß nicht, ist es das Spiel der Linien oder des Lichtes, liegt dung und setzt mit einem fühnen Sprunge über den schmalen Steg. Leisten und Schusterable zum Wohle des Vaterlandes im Stich es in den Farben, in der Stimmung, in der Gruppierung? Man Droben steht ein Wegkreuz unter der alten Linde; da muß man gelassen und Heldentaten im bunten Rod verrichtet. braucht ja auch nicht zu wissen, woher es gerade tommt, um sich fromm ſein und einen Augenblick verweilen; die morsche Kniebant angewandte Redensart von dem Schuster, der bei seinem Leisten joll, hält es noch eben aus. Nun aber flott voran! Der Kirchturm bleiben darüber zu freuen. hat ein ehrwürdiges Alter, denn sie Die Fußwege haben vornehme Vettern, die Chauffeen, aber winkt schon herüber, da heißt es flint durchmarschieren, denn müde bor 2200 Jahren entstanden. Den in dem Riefenwert Natur­diese Herren ist die noble Pflasterung in den Kopf gestiegen, und find wir ja noch lange nicht. Müde! Ach Gott, was ein rechter, geschichte des Geschichtsschreibers Plinius des Aelteren enthaltenen fie stolzieren steifnadig und langweilig durch die Welt, am liebsten rustiger Fußweg ist, der kennt feine Müdigkeit; er läuft schon seine Aufzeichnungen verdanken wir es, daß die Entstehung des Wortes Danach ist Apelles , der große schnurgerade vorwärts. Mit zwei forreften Gräben halten fie fich hundert Jahre und mehr, und wenn man ihn gewähren läßt, dann der Nachwelt erhalten blieb. griechische Maler, ein Zeitgenosse Aleranders des Großen, der Schöpfer das gemeine Blumenvolt, mit dem der Fußweg so gute Freund- läuft er noch hundert Jahre weiter. schaft hält, möglichst weit vom Leibe, Baldrian und Majoran, viel erfahren und viel gesehen, wenn sie auch ihr Lebenlang burch war, hörte Apelles , daß, während das gesamte Bolt das Kunstwert Hundert Jahre und mehr! Ja, diefe alten Fußwege haben des Ausrufs. Als einst eines seiner Gemälde öffentlich ausgestellt Spiraen und Ziest und Labkraut. Was nicht auf Rädern rollt, gilt die Einsamkeit gelaufen find. Wenn sie erzählen wollten, dann bewunderte, ein Schuster die Arbeit fehlerhaft fand. Er ließ darauf ihnen von alters her nicht für voll, und in neuester Zeit hat der würde dir die Zeit noch viel furzweiliger werden. Bon vielen, den Meister Knierim zu sich kommen und fragte ihn, was er an intime Berfehr mit den Reiseproßen, den Kraftwagen, ihren Dieser erklärte ihm mit fach­Charakter vollends verdorben. Laß fie laufen und halte dich, so vielen Füßen könnten sie erzählen, von Füßen jung und alt, die feiner Arbeit auszuseßen habe. leichte Herzen und schwere Herzen vorübergetragen haben. Bon männischem Ernst, daß der Riemen an der Sandale nicht an der viel du kannst, an die Fußwege. Aber bring offene Augen und ein Kindern fönnten sie erzählen, die hier Blumen gepflüdt haben, und richtigen Stelle jäße. Wollte er so den Riemen befestigen, dann offenes Herz mit, sonst gehst du blind und unempfänglich an die als alte Leute mühselig dahergewantt tamen und nun feit würde er als Schuster bald in Verruf tommen. Apelles sah die manchem Schönen vorbei, das dir umsonst geboten wird. Er liegt schon vor deiner Gartenpforte und lauert, ob du langen, langen Jahren auf dem Kirchhof schlafen. Dort am Grenzstein Berechtigung der Rüge des Schusters auch ein und veränderte durch Tommst, der brave Fußweg; wahrscheinlich schlummert er ein wenig haben sich zwei Männer gezankt mit bitterbösen Worten; dort an Hebermalen die Lage des Riemens. Zu der Wiederausstellung in der warmen Sonne, denn er hält viel auf Ruhe und gar in der Wallbede haben sich zwei junge Leute das Wort der Treue ge- feines verbesserten Gemäldes lud er auch den Schuster ein. Der nachtichlafender Zeit läßt er sich ungern stören. geben ein blühender Rosenstrauch hing über ihren Häuptern und sollte vor allem Bolt erklären, ob er nun befriedigt set. Dieser Aber er ist auch ist im Winter zum fahlen Dorn geworden- und dort im büstern aber, fich in seinem Selbstbewußtsein gehoben fühlend, wollte nun fofort bereit, wenn du durch dein Pförtchen trittst, und geht ge- Teich zwischen den grauen Weiden ist ein Mensch ertrunken, man auch anderen figürlichen Schmud des Bildes als verzeichnet hin. mächlich mit dir die Wiese hinunter, nicht gar zu steif und gerade weiß nicht, wie und warum; es war ein landfremder Mann und stellen. Da wies ihn aber Apelles mit dem Ausruf: Schuster, wie an einer Meßichnur, aber auch nicht so torfelig, als wenn er die Polizei hat noch allerlei Schererei gehabt mit dem stillen Gaste. bleib bei deinem Leisten!" in die Schranken. am frühen Morgen schon zu tief ins Glas geschaut hätte. Er geht aber das meiste war hold und freundlich, was sich hier abspielte seinen Gang mit findlicher Unbefangenbeit und schwenkt hier ein wenig links und dort ein wenig rechts; auch auf einen fleinen unterwegs. Gestern noch haben die Kinder einen Kornblumenfranz Hopser tommt es ihm nicht an. Wenn es sein muß, weiß er auch aufgehängt an den rostigen Fußnagel des Kruzifiges, und das eine stramme Haltung anzunehmen; das zeigt er dir im Feld, da scheint eine stillschweigende Ueberlieferung zu sein, denn vor vielen marschiert er wie ein Soldat den Rain entlang und tut lein Schritt Jahren haben andere Kinder es auch schon getan. Ja, wenn die Iein seitwärts auf den Ader. Und dort, wo es durch das hohe alten Fußwege erzählen wollten! Storn geht, nimmt er fich straff zusammen und macht sich ordent lich schmal, um den guten Halmen möglichst wenig Plaz weg­Die erkennen es freundlich an und niden ihm zu, zunehmen. Daß der Landaufenthalt der Stadtkinder im Sommer fein ja fie neden ihn wohl gar und tun, als wollten sie ihm mit ihren Lurus ist, sondern direkte Notwendigkeit, um den schwachen Körper zarten Armen den Ausweg versperren. Doch er tommt nicht aus au stäblen und gegen Krankheitsfeime widerstandsfähig zu machen, der Fassung und bricht sich würdevoll Bahn. Aber sowie er fich ist heute allgemein anerkannt und durch interessante Experimente- Eine Görliger Voltshochschule. Mit dem 1. Dt­mit einer geschickten Wendung durch das Drehkreuz in der Hede flar bewiesen worden. Dr. Ritter, der Direktor eines Säuglings- tober sollen in Görlig Volkshochschullehrgänge eröffnet werden. gezwängt hat und eine offene Wiese vor fich sieht, atmet er auf und frankenhauses, hat zuerst an einer ganzen Reihe von Tierversuchen Allen Voltstreisen steht die Teilnahme zu. An Sprachen wird tänzelt luftig bin und her; dann schlägt er einen schwungvollen den Einfluß von Sonne und Licht nachgewiesen. Er hat junge Tiere ruffisch, türkisch, bulgarisch und neugriechisch vorgesehen. Die Vor­Bogen, weil ihm der Einfall tommt, drüben im Schatten der hohen desselben Wurfs teils im Dunkeln, teils im unbehinderten Licht, Lesungen werden im wissenschaftlichen Geiste, aber volkstümlich ge­Wallhede möchte es sich noch viel beffer wandern als hier in der andere teils in unbeschränkter Freiheit, teils eng aneinander gedrängt, halten sein. Der Hörerschein für eine 20 bis 24stündige Vorlesung offenen Sonne. Die Wallhede ist uralt und hat ihre Launen, wie alte aufgezogen. Es wurden Tiere dicht mit Stoffen umgeben und die gleiche wird 10 m. tosten, für Arbeiter und Schüler die Hälfte( Einzel­Leute sie haben. Hier macht fie einen Knid und dort eine Biegung und Zahl ohne Umhüllung gehalten. Dabei zeigten alle Versuchstiere, die karten 1 M.). dann dreht sie sich plöglich rechtsum und nimmt störrisch eine ganz der unbehinderten Sonnenbestrahlung, der freien Bewegung und neue Richtung. Das ist so recht ein Spiel für unsern braven Fuß- hautatmung überlassen waren, deutliches Körperübergewicht, bessere meg. Wie ein mutwilliges Kind macht er der Wallhede alle Blut- und Lymphverhältnisse. Nach Abschluß dieser Versuche wurden Wendungen nach und scheut sich gar nicht vor den knorrigen Eichen- fchwächliche Großstadtfinder auf freien Rasenplägen möglichst viel rüden. Neugierig ist er auch. Ueberall, wo ein Haus in der Nähe ſuümpfen, die ihm zuweilen mit drohendem Arm auf den Leib der Sonne und Luft ausgefeßt, bei einer lichten Bekleidung, die liegt, läuft er bin und stedt er seine Nase durch die Türe, als wollte er sehen, was die Bäuerin zu Mittag gefocht bat; aber er tommt im Augenblic wieder zurüd und marschiert weiter voran. Du brauchst nicht bange zu sein, daß er irgendwo hangen bleibt. Hurra, da steht ein Wald! Mit flinken Säßen fpringt der Fuß­weg den fleinen Hang hinauf und tritt bedächtigen Schrittes in die hochgewölbten grünen Hallen. Hier muß er fich zuweilen ducken, wenn ein feder Strauch fich vorbeugt, um zu sehen, was denn da eigentlich vorbeilaufe. Der Fußweg folüpft vergnügt unten durch und zupft im Vorbeigehen den nafemeisen garnwedel am fraufen Entnommen aus dem Heimatbuche von Auguftin Bibbelt, Berlag J. Schnell in Warendorf .

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Lodz .

Das gelobre Land.

Roman von B. St. Reymont

Sonne und Luft für das Kind.

Arme und Beine frei ließ. Die gemischte Kost bestand aus Milch, Fleisch in fleinen Mengen und viel Obst und Gemüſe. Der Er­folg übertraf alle Erwartungen, denn die Kinder blühten auf wie die Blumen.

Notizen.

- Die Goldproduktion hat unter der Wirkung des Krieges in allen in Betracht kommenden Ländern abgenommen, auch in den Vereinigten Staaten macht sich nach einer New Yorker Statistik dieser Rüdgang bemerkbar. Im Jahre 1917 wurden dort noch 4 085 589 Unzen Gold gewonnen, die in Prägung einen Ge her aber, im Jahre 1913, belief sich die Produktion auf 4867 664 samtwert von 84 436 600 Dollar darstellen. Noch zwei Jahre bor Ungen im Werte von 101 035 700 Dollar.

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strengungen und dem Aufgebot von Tausenden von Dichtungen und Gesucht: eine Nationalhymne. Trotz aller An­onschöpfungen, ift es nach einer Mitteilung der preußischen Staats­Sturm- und Dauerfluten, wovon jeder Redaktionspapierforb täglich regierung bisher nicht gelungen, die längst gesuchte neue National­hymne zu schaffen. Und dabei leben wir im Zeitalter Iyrischer sein, da unter den aulegt auf eine öffentliche Aufforderung eines Zeugnis gibt. Die Aussichten scheinen nicht gerade tröstlich zu besonderen Ausschusses eingegangenen 3200 Opuffen nur einige wenige beachtliche vaterländische Lieder sich befanden. Wirst du ewig die hohe Wonne ganz fingen müssen?

Armes Vaterland.

Die Empfindlichkeit und Anfälligkeit gegen Ertältung und andere Krantheiten verschwanden, der bis dahin schlechte Appetit wurde sehr gut, und im Blute vermehrten sich die roten Blutkörperchen ganz bedeutend. Messungen ergaben, daß die Ausdehnungsfähigkeit des Brustkorbes in wenigen Monaten um mehrere Zentimeter zunahm. Das Bier, das manche Leute jetzt noch trinken, ist über­Die blassen, mageren Kinder wurden rundlich und muskelträftig, haupt fein Bier mehr, sondern Biererfag ohne Malz. Es wird die Haut braun und gesund. Die große Bedeutung der Sonne und hergestellt aus Hopfen, Malzfarbe( Malacouleur"), Sacharin, der sonnendurchwärmten Luft wurde also auf das glänzendste be- Schaumpulber, Wasser und nochmals Waffer. Trotzdem ist es so wiefen und damit die Notwendigkeit des Landaufenthalts schwäch beidenmäßig teuer. Es hat aber den Vorteil, daß Brauereien und licher Großstadtfinder. Deshalb müssen mit allen Mitteln die Be- Birte viel daran verdienen und daß niemand davon betrunken wird. Straft überwältigt, in Verzüdung rafte galten feine Ge- Immer wieder schauerte er, immer wieder fühlte er thre danten der Baumwolle. Er überlegte, wo wohl jekt Morik Umarmungen, seine Lippen brannten. Mit zugefniffenen zu finden wäre, wo er das Geld für den Baumwolleinkauf Augen tappte er vorsichtig vorwärts, immer noch wie be herbekommen konnte. rauscht. Erst das Hundegebell hinter den Zäumen ernüchterte ihn und riß ihn aus dieser sonderbaren Stille heraus, die einen nach sehr starken Erschütterungen überkommt.

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Er erwiderte ihre Liebkofungen und Stüffe, warf ab und Vielleicht hätte er sich von dieser Aufwallung fortretßen zu ein glühendes Wort hin, tat es aber faft mechanisch, wie Iassen, wäre nicht gerade Lucy erschienen. Ste stürzte in das bei ähnlichen Gelegenheiten. Sein Herz erfüllten im Augen­Egzimmer und warf sich ihm um den Hals. blid ganz andere Dinge. ,, Hast warten müssen, verzeih. Ich mußte mich ganz Mit der Intuition sehr leidenschaftlicher, finnlicher Naturen umziehen." Sie füßte ihn und wies ihm, als der Latai ein- spürte sie trok der unbändigen Glut, die sie überwältigte, getreten war, um den Tee einzuschenken, mit einer ganz daß etwas fie trennte. Mit noch größerer Lust gab sie sich ruhigen Bewegung neben sich einen Plat an. Sie trug deshalb hin, als ob sie auch sein Gefühl ersehen wollte. Alle einen blaßgelben Schlafrod mit sehr weiten Aermeln, die Macht des weiblichen Reizes entfaltete fie, die Macht einer mit Cremespizen und Türkisen in Reihen besetzt waren. Eine liebenden Frau, einer Sklavin, die sogar die Fußtritte ihres Goldschnur hielt die Taille zusammen. Die bollen, üppigen Herrn und Gebieters mit einem Aufschrei des Glücks hin­Haare waren in einen griechischen Knoten gebunden und nimmt, einer Frau, für die es das höchste Glück bedeutet, durch Brillantkämme festgehalten. Anf dem entblößten Hals durch die Kraft, die Gewalt und die Macht thres Tempera­funkelte dasselbe Brillantkollier, das sie im Theater trug. Ab ments den Geliebten sich zu erobern. und zu fielen die Aermel zurück und entblößten ihre schönen Endlich siegte sie. Arme bis zum Ellenbogen.

Borowiecki vergaß die Fabrit, die Baumwolle, die 8ölle, Reizend, berauschend war fie, aber Borototeeft beachtete die ganze Welt, und gab sich dieser Liebe mit der ganzen e taum. Ihre Fragen beantwortete er einfilbig, trant Wucht scheinbar kühler Menschen hin, die in allen Lagen fich haftig den Lee und wollte nur so schnell wie möglich davon- ftets und ganz in der Gewalt haben. laufen.

Die Nachricht brannte in ihm wie Feuer.

Ich liebe dich", wiederholte sie immer wieder. " Ich liebe dich", erwiderte er und fühlte, daß er in Was haben Sie?" fragte Luch, als sie seine Berstreutheit diesem Augenblick zum erstenmal dieses Wort aufrichtig aus­fprach.

bemerkte. Ich bin glücklich!" flüfterte er. Sie begannen zu sprechen, aber das Gespräch stockte immer wieder.

Der Latai störte fie, und ihn beinigte die Unruhe und der Zwang, den er sich antat, jegt hier fißen zu bleiben, wo er im Besitz eines so großen Geheimnisses war, in einem Augenblic, wo der Zoll von acht Kopeken auf fünfundzwanzig erhöht wurde.

Bielleicht gehen wir ins Boudoir", raunte sie ihm zu, als sie mit dem Lee fertig waren.

"

Mit so wunderbar schimmernden Augen schaute sie ihn an, ihre purpurnen Lippen brannten in so sonderbarem Glanz, daß Borowiecki, der aufgestanden war, um sich zu ver­abschieden, den Stopf sentte und ihr folgte.

So faßen fie lange in bem ftillen Bondott, in dem großen Schweigen der Nacht. Ein sonderbarer Glanz lag auf der Buddhaftatue, und über ihr blickten immer trauriger und geheimnisvoller die Augen der Pfauenfedern.

IV.

Es war gegen bier Uhr, als Borowieckt auf die Straße trat. Der Kutscher, dem es zu lang gedauert hatte, war fort. Dumpf heulte der Wind und fegte über die Bfüßen mit folcher Kraft, daß der Schmutz an die Zäune spritte und auf den engen Steg, der als Bürgersteig diente.

Kurowski schläft sicher schon," flüsterte er unwillig, denn er erinnerte sich, daß er gleich nach dem Theater zu thm ins Grand Hotel gehen sollte.

Daß ich dieses Spiel mur nicht mit der Fabrik bezahlen muß." dachte er und begann rasch zu laufen, ohne auf die Pfützen und die holprige Straße zu achten.

In der Piotrkower Straße fand er eine Droschke. Schleu­nigft ließ er sich ins Hotel fahren.

Und das Telegramm?" plöglich erinnerte er sich wieder daran und las es noch einmal beim Schein der Laterne. Kehr' um und fahre die Piotrkower entlang. Vielleicht ist er schon zu Haus." Er dachte an Moriz. Das Fieber pacte ihn wieder.

Den Kutscher Iteß er auf alle Fälle warten und flingelte haftig an der Türe. Kein Mensch öffnete. In hellster Auf regung riß er die Glocke herunter und rüttelte aus allen Kräften am Eingangstor. Endlich, nach langem Barten, öffnete Matthias.

Herr Moriz da?"

s' zum Schabbes, da haben ihn die Juden wohl nicht losgelassen. Ach so, Herr Moritz ja!" Db Herr Moritz da ist? Antworte," schrie Borowiecki wütend den betrunkenen Matthias an, der mit dem Licht in der Hand und geschlossenen Augen ihm folgte. An seinem grün und blau geschlagenen Gesicht flebte trockenes Blut. Herr Morib, ja, natürlich, ich verstehe, Herr Morih, meinen, ach so!" Vieh!" schrie Borowieckt und schlug ihn kräftig ins Gesicht. Der Mann tanmelte und fiel mit dem Geficht gegen eine Tür.

Morig war nicht da, bloß Baum schlief angezogen auf einer großen Ottomane im Egzimmer, eine Zigarette zwischen den zusammengepreßten Zähnen.

Borowiecki fröstelte. Einen Augenblick blieb er vor dem Hause stehen. In dem Dunkel sah er nichts außer dem fladernden Schmug, den schwarzen übereinandergetürmten Ge- Auf dem Tisch, auf dem Boden und auf der Stredenz Er konnte dem Reiz nicht widerstehen. bäuden in der Ferne und den Fabritschornsteinen, die sich von standen Teller und Reihen von leeren Flaschen. Der Kamin Sobald sie allein waren, riß ihn ihre Glut und Lelben- dem grauen, trüben Himmel undeutlich abhoben. Am Himmel des Samowars war mit einem grünen Damenschleier um­schaft wieder fort, doch nur für einen Augenblic. Denn flogen Wolfen wie zerfetzte Ballen schmutziger Baumwolle in widelt. während sie ihn in unsagbarster Verzückung füßte, vor ihm furchtbarer Eile dahin. Dho! die Antka war da, Iuftig muß es hergegangen auf die Knie fiel, ihn umarmte, laut verworrene Worte aus- Er war noch betäubt, blieb immer wieder stehen, lehnte fein. Mar, Mar!" rief er laut, den Schlafenden schüttelnd. stieß, die ihr die Leidenschaft eingab, und, von ihrer eigenen sich an den Zaun und raffte seine Gedanken zusammen. Gorts. folgt.)