Nr. 179. 35. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernivrecher: Am: Morisolas, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 2. Juli 1918.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morinviat, Nr. 151 90-151 97.
Schweres Ringen auf der Hochfläche von Schlegen.
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Die Beute seit 21. März: 191454 Gefangene, 2476 Geschütze, 15 024 Maschinengewehre Rege feindliche Erkundungstätigkeit an der Arrasfront und zwischen Aisue und Marne Französischer Angriff bei St. PierreAigle.
Berlin , 1. Juli 1918, ab ends Amtlich. Dertliche Teilkämpfe südlich des Curcq. Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. Juli 1918.( 2. 2. B.)
Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die Gefechtstätigkeit lebte am Abend an vielen Stellen der Front auf. Lebhafte Erkundungstätigkeit hält an., Englische Teilangriffe nördlich von Albert wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins. Zwischen Aisne und Marne rege Tätigkeit des Feindes. Mehrfach stieß Infanterie zu starken Erkundungen vor. Bei und südlich von St. Pierre Aigle griff der Franzose gegen Mittag nach heftiger Feuervorbereitung an. Er wurde abgewiesen. Ebenso scheiterten hier nächtliche Vorstöße des Feindes.
Nach Abschluß der Prüfungen beträgt die Zahl der seit Beginn unserer Angriffsschlachten- 21. März 1918 bisher über unsere Sammelstellen abgeführten, Gefangenen ( ausschließlich der durch die Krankenanstalten zurückgeführten Verwundeten):
Die Erkundungskämpfe im Westen.
Berlin , 1. Juli. ( W. T. B.) Die Nervosität der Fochschen Heeresleitung hält an. An der gesamten Front vom Nieuwport- Kanal bis Mülhausen suchte sie am 30. Juni und in der Nacht zum 1. Juli durch Vorstöße von Patrouillen und Erfundungsabteilungen Einblick in die deutschen Abteilungen zu bekommen. An der Amiensfront versuchten Engländer und Franzosen bei Albert und Castel durch größere Borstöße ihre Linien zu verbessern. An allen Stellen wurde der Angreifer verlustreich im Handgranaten und Maschinengewehrfener abge wiesen, oder im Gegenstoß völlig zurückgeschlagen. Gefangene
blicben zahlreich in deutscher Hand.
Der holländische Geleitzug
Schiffahrt und Schiffbau.
Der Besuch, den der Deutsche Reichstag in so stattlicher 3ahl am 15. und 16. Juni Hamburg als der Metropole der deutschen Schiffahrt und des deutschen Schiffbaus zu Studienzwecken machte, hat das Augenmerk der großen deutschen Deffentlichkeit nicht nur auf die ungeheure national- und weltwirtschaftliche Bedeutung, sondern auch auf die durch den Weltfrieg 1914-1918 erklärlicherweise start beeinflußte Lage der deutschen Seeschiffahrt und des deutschen Schiffsbaus gerichtet.
Ueber die national- und weltwirtschaftliche Bedeutung der und die deutschen Farbstoffe. deutschen Seeschiffahrt und des deutschen Schiffbaus in FrieDie holländische Regierung gibt in einer langen Erklärung denszeiten konnten Zweifel nicht bestehen, was bei dem Umbekannt, daß der Verlauf der sich nun über mehrere Monate fang und Einfluß dieser Industrie erklärlich ist. Ueber ihre hinziehenden Verhandlungen mit England wegen Ab- gegenwärtige Rage machen sich weite Kreise der deutschen sendung eines holländischen Geleitzuges nach Deffentlichkeit in den verschiedensten Richtungen falsche und Niederländisch- Indien sie zum Nachgeben in einer irrige Vorstellungen, denen zu begegnen mir aus wirtschaftFrage gezwungen hat, die nicht nur für sie, sondern auch lichen und politischen Erwägungen heraus dringend erwünscht für die deutsche Industrie wichtig ist. erscheint.
Ein Geleitzug sollte vornehmlich Regierungsbeamte Die Lage der( neun Zehntel der deutschen Reederei überund staatliche Güter nach Indien bringen. Nach Ueberhaupt repräsentierenden) Groß reederei in Hamburg und windung der Schwierigkeiten, die zunächst der Bremen während des Krieges ist der großen Oeffentlichkeit Absendung eines Geleitzuges überhaupt deshalb unbekannt geblieben, weil die sämtlichen Großreedebereitet wurden( neutralen Staaten könne das Recht reien und zwar nicht nur in Hamburg und Bremen - von
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der Geleitung von Handelsdampfern nicht zuerfannt werden), der Verpflichtung zur Vorlage ihrer Jahresabschlüsse in den wurde ein Kapitel der Schwierigkeiten wegen Kriegsjahren 1914-1917 von der Regierung entbunden wordes Transportes deutscher Farbstoffe er den sind. Feststellen will ich aber, daß die gesamten deutschen öffnet. Die englische Regierung stellte sich auf den transatlantischen Groß- und auch die Mittelreedereien Standpunkt, daß sie gegen solchen Transport an und für sich keine Einivendung erheben würde, wenn sie sich überzeugen könnte, daß die Farbstoffe nicht aus anderen als feind lichen Ländern bezogen werden könnten. Daß der holländische Geleitzug nicht zur Abfahrt gelangte, hing mit dem Hinschleppen in Entscheidung dieser Frage zusammen, und jetzt hat die holländische Regierung erklärt, aus einer englischen Antwort vom 29. Juni ergebe sich, daß teine Uebereinstimmung erzielt werden konnte. Daraus aber zieht sie die Folgerung, daß die deutschen Farbstoffe wieder ausgeladen werden müssen, um Franzosen 89 099 Gefangene, darunter 2 Generale, endlich ein Abfahren des Geleitzuges möglich werden zu und etwa 3100 Offiziere verloren. laffen. Der Reft verteilt sich
Davon haben die
191454.
Engländer 94 939 Gefangene, darunter 4 Generale und etwa 3100 Offiziere, die
auf Portugiesen, Belgier und Amerikaner.
Von den Schlachtfeldern wurden bisher 2476 Geschüße und 15 024 Maschinengewehre in die Bentesammelstellen zurückgeführt.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
In der Zahl von 191454 Gefangenen sind, wie der Heeresbericht hervorhebt, lediglich die unverwundeten Gefangenen inbegriffen. Zählt man die verwundeten Gefangenen hinzu, so steigt die Gefangenenzahl, wie ergänzend gemeldet wird, um Tausende über das zweite Hunderttausend. Bei der Schnelligkeit, mit der die deutschen Sturmtrupps vordrangen, fiel ein großer Teil der feindlichen Verwundeten in deutsche Hand. Die gemeldete Beute an Geschützen und Maschinengewehren umfaßt gleichfalls nicht die englisch - französischen Gesamtverluste. Geschüße und Maschinengewehre fielen an zahlreichen Stellen den deutschen Eroberern nicht nur völlig unversehrt in die Hände, sondern auch mit allem Zubehör, Nichtmitteln, Progen, Bespannungen und vor allem mit überreicher Munitionsausstattung. Hunderte von Geschüßen, tausende von Maschinengewehren wurden so von der fämpfenden Truppe unmittelbar in Gebrauch genommen.
Der österreichische Bericht. Wien , 1. Juli 1918. Amtlich wird verlautbart: Südöstlich von Asiago kam es erneut zu heftigen Kämpfen. Da der Col del Rosso und der Monte di Bat Bella sich nur unter großen Opfern hätten behaupten en, wurden die Besagungen dieser Punkte in die frühere Hauptstellung am Walde von Stensle zurück. genommen.
Südlich von Canove si fiago wiesen wir feindliche Erkundungen ab.
der
Ein neuer Gewaltakt also, der den Handelskrieg der Entente und in diesem Fall besonders Englands gegen die Neutralen kennzeichnet. Um die Verbindung mit seinem indischen Kolonialbesitz zu sichern, entscheidet sich Holland für ein Unterducken unter die Faust des englischen Seeabsolutismus.
unter dem Druck des Krieges ungemein schwer zu leiden haben. Zur Illustration diene die Feststellung, daß abgesehen von den riesigen Schiffs- und SchiffsraumberLusten, Großreedereien, die in den letzten Friedensjahren Durchschnitts d i videnden von 5-6 Proz. erzielten, in den Kriegsjahren größtenteils mit erheblichen Verlusten arbeiten oder im günstigsten Falle Dividenden bis zu 3 Proz. erzielen, die in den meisten Fällen nicht durch Handelsschiffahrt, sondern durch anderweitige geschäftliche Unternehmungen erzielt find. Die Schiffahrt, die sie betreiben, betreiben sie entweder mit Verlust oder mit Gewinnen, die nur die Betriebsunkosten decken, da diese namentlich für Großreedereien mit Riesenschiffen, die sich für die Nord- und Ostseefahrt recht wenig eignen, enorm gestiegen sind.
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Wenn trozdem die allermeisten deutschen Reedereien an nicht unwesentliche Erhöhungen ihres Aktienkapitals herangetreten sind oder herantreten müssen, so nicht zuletzt deshalb, weil sie mit ihrem bisherigen Aktienkapital trop der ihnen nach dem Wiederaufbaugesez zukommenden Daß der eben erfolgte Rüdtritt des holländischen Reichsbeihilfen einen durchgreifenden Wiederaufbau Marineministers des Konteradmirals Namihres Schiffsparks bei den heute und nach dem Kriege bom net, mit diesem Entschluß der Regierung zusammen herrschenden um 300 bis 350 Proz. geftiegenen Schiffhängt, wird in holländischen Blättern offen ausgesprochen baupreisen nicht herantreten können. Der Wiederaufbau und bitter glossiert. In der Amsterdamer Toekomst" wird der deutschen - namentlich transatlantischen Handelsflotte gesagt:" England greift einfach ein, als ob wir die Neger- wird den Reedereien trop der Reichsbeihilfen größere Lasten republik Liberia oder ein kleiner mittelamerikanischer Ban- aufbürden, als sie der Neubau der verlorenen deutschen Handelsditenstaat wären. Der Verband droht und wir geben flotte in Friedenszeiten ausmachte. nach." Das Blatt sagt, die Liquidation Hollands sei in vollem Wenn trotzdem auf dem deutschen Geldmarkte eine zeitGange. weilige tollkühne Spekulation auf Schiffahrts. Morgen finden in Holland die Wahlen zur 3wei- attien einjekt, so haben die Großreedereien diese unsinnigen ten Rammer statt, die nach dem neuen Wahlgesetz bei Börsenmanöver weder inszeniert, noch haben sie die Macht, sie allgemeinem und gleichem Stimmrecht mit Stimmpflicht und zu verhindern. Sie können nicht mehr als heute schon vornach dem Verhältnissystem vollzogen werden. Eine Rede, aussagen, daß die Spekulanten arge Enttäuschungen erleben die Troelstra vor einigen Tagen hielt, ließ erkennen, wie werden. sehr die internationale Politik Hollands , insbesondere seine Keillage zwischen England und Deutschland , die Geister im Wahlkampfe beschäftigt.
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Günstiger als die deutsche Großreederei für transatlantische Fahrten, steht sich in den Kriegsjahren 1916 bis 1917 die Kleinreederei für Nord- und Ostseefahrten, die zumeist ihren Sit in den Ostseehäfen von Flensburg
Budgetabstimmung in der französischen bis Königsberg hat. Auch im Elbe - und Wefergebiet haben
Kammer.
Die Sozialisten fordern Bekanntgabe der Kriegsziele. Bern, 1. Juli. Bei der Erörterung der provisorischen Budget zwölftel in der französischen Kammer am vergangenen Donnerstag gab Mistral namens der Sozialisten folgende Erklärung ab: Wir wollen die Abstimmung über das Budget nicht verzögern und werden deswegen eine Debatte über die äußere Politik nicht aufwerfen. Wir behalten uns dies für später vor.
Mistral verlas sodann ein Manifest der Confédération Géné rale du Travail und wies nachdrücklich auf die Forderung des Manifestes bezüglich der Bekanntgabe der Kriegsziele hin, wobei er fagte, es werde bald die Initiative zur Erörterung des Manifestes in der Kammer ergriffen werden, was lebhaften Beifall bei der äußersten Linten auslöfte; rechts wurden Protestrufe laut. Die provisorischen 8wölftel wurden schließlich mit Der Chef des Generalstabes. 481 gegen& Stimmen angenommen.
Unsere Land- und Seeflieger unternehmen im Mündungsgebiet der Piave erfolgreiche Flüge gegen militärische Anlagen des Feindes und kehrten vollzählig zurüd.
einige dieser Reedereien ihren Sit. In der Fahrt an den deutschen Küsten, nach skandinavischen Häfen, und insbesondere in der Erzfahrt, erzielten sie Frachten und Mieten, die ihnen trotz der hohen Betriebs- und Versicherungskosten einen nicht unerheblichen Nugen ließen. 15 bis 20 diefer Reedereien konnten 1916 Dividenden von 5 bis 25 Broz. ausschütten, und haben es 1917 auf 10 bis 40 Proz. Dividende gebracht, soweit Aktiengesellschaften in Frage kommen. Die Privat- und Bartenreederei stand sich nicht weniger günstig. Daneben sind selbstverständlich bei allen diesen Reedereien respektable Abschreibungen gemacht worden.
Der allgemeine Schiffsraummangel, die enorm gestiegenen Schiffbaupreise und die Spekulation auf hohe Bu kunftsfrachten, haben auch in Deutschland die Preise für alte Dampf- und Segelschiffe ganz enorm gesteigert; im In- und Auslande. Schiffe zum Friedenspreise vot 200 Mart pre Zonne, erzielen heute 6-700 Mark pro Tonne